GESUNDHEIT - das Magazin Ihres gemeinnützigen SRH Zentralklinikums Suhl

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Jahrgang 2016 | Nr. 5

Gesundheit!

DAS MAGAZIN IHRES GEMEINNÜTZIGEN SRH ZENTRALKLINIKUMS SUHL

Editorial Liebe Leserinnen und Leser, gesund werden und gesund bleiben – das ist wohl unser aller Wunsch. Wir vom SRH Zentralklinikum Suhl möchten dazu beitragen. Mit unserem breiten Leistungsspektrum, fast auf dem Niveau einer Universitätsklinik, sind wir in Südthüringen einzigartig. 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 225 Ärztinnen und Ärzte, kümmern sich in unserem Haus um Ihr Wohl. Und weil wir gemeinnützig sind, dreht sich bei uns tatsächlich alles nur um Sie. Erfahren Sie in dieser Ausgabe unserer GESUNDHEITszeitung, wie Sie Ihren Rücken mit gezielten Übungen entlasten können und wie Gesundheitssport dabei hilft, gar nicht erst an Rückenleiden zu erkranken. Außerdem klären wir Sie über die dritthäufigste Todesursache in Deutschland auf: Den Schlaganfall. Als Schlaganfallpatient ist man in einer zertifizierten Stroke Unit, einem Schlaganfallzentrum, am besten aufgehoben. Wir berichten über 50 Jahre Medizin für die Allerkleinsten in Suhl und unser neues Kindermedizin-Zentrum „KidZS“. Erfahren Sie außerdem mehr über die kostenlose WLAN-Nutzung in unserem Haus und unser neustes Bauprojekt: Eine eigene Schule für unsere zurzeit 60 Krankenpflegeschülerinnen und -schüler. Diese und viele weitere Neuigkeiten mehr haben wir für Sie vorbereitet. Wir freuen uns, wenn Ihnen unsere Zeitung gefällt. Bleiben Sie uns auch in Zukunft gewogen. IHR REDAKTIONSTEAM

Wenn keine Minute vergehen darf Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln Pflicht

Eben noch saß Roswitha E. bei der morgendlichen Zeitungslektüre und hatte sich gerade dem Kreuzworträtsel gewidmet als es begann: Die Kästchen fangen an, seltsam auszusehen. Geisterhafte Doppelbilder kreisen vor ihren Augen, die Rätselfelder überlagern sich. Als sie aufstehen will, wird ihr schwindelig, sie hat Kopfweh. Eine kurze Auszeit auf dem Sofa wird helfen, denkt sich Frau E. Rasch schlummert sie ein. Als sie kurze Zeit später aufwacht, sind die Symptome kaum besser. „Ich konnte wieder gut sehen, der Schwindel hatte sich gelegt, aber die Kopfschmerzen blieben. Mir war, als wäre eine Seite meines Körpers nicht so richtig bei mir. Ein sehr seltsames Gefühl. An einen Schlaganfall habe ich damals aber nicht gedacht“, sagt die rüstige Mitsechzigerin.

M

it ihren Symptomen begibt sie sich direkt zum Hausarzt. Der weiß schnell, was Frau E. am Vormittag durchlitten hat. Er bestellt unmittelbar den Rettungsdienst: Verdacht auf Schlaganfall. Frau E. wird rasch in das Suhler Schlaganfall-Zentrum gebracht, wo ihr sofort geholfen wird. Doch dazu später mehr, zunächst: Was ist ein Schlaganfall?

Der Schlaganfall Bei einem Schlaganfall werden Gehirnbereiche dauerhaft mit zu wenig Blut versorgt. Die grauen Zellen bekommen zu wenig Sauerstoff, können nicht mehr richtig arbeiten und sterben nach kurzer Zeit ganz ab. Die Folgen sind langwierig, manchmal sogar tödlich. Daher zählen bei einem Schlaganfall buchstäblich Minuten, um Gehirnfunktionen zu erhalten. Experten unterscheiden zwei Arten des Schlaganfalls: Rund 80 Prozent aller Patienten erleiden eine Gefäßverstopfung im Gehirn, entweder durch Gefäßverkalkung oder durch ein Blutgerinnsel. Die-

Bei Frau E. waren vor allem die Physiotherapeuten gefragt, die sich um das andauernde Schwindelgefühl von Frau E. kümmerten. Für andere Fälle haben wir an 365 Tagen im Jahr einen Logopäden in unserem Zentrum, außerdem Ergotherapeuten und eine Neuropsychologin. Ein großes Team arbeitet von der ersten Sekunde an Hand in Hand nach einem Schlaganfall. Wichtig ist auch die sofortige Einbindung unseres Sozialdienstes, um die Versorgung nach Abschluss der Krankenhausbehandlung zu organisieren: stationäre oder ambulante Rehabilitation, Unterstützung bei der häuslichen Pflege oder auch Unterbringung in einem Pflegeheim. Da sind neben der Unterstützung der Patienten und ihrer Angehörigen, die mit vielen Sorgen und Problemen auf uns zukommen, Anträge auszufüllen und bürokratische Hürden zu nehmen,“ erklärt die Oberärztin.

Unser Schlaganfall-Experten-Team um Chefarzt Dr. Björn W. Walther und Oberärztin Dr. Christine Schmidt (links im Bild) ist sichtlich stolz auf den Zertifizierunsgerfolg. se Art des Schlaganfalls heißt „ischämischer Schlaganfall“. Daneben gibt es den Schlaganfall aufgrund einer Blutung im Gehirn, der hämorrhagische Schlaganfall. Dieser ist in aller Regel weniger gut behandelbar als der ischämische, betrifft allerdings auch weniger Patienten. Stichwort Patientenzahlen: in Deutschland erleiden ungefähr 200.000 Menschen pro Jahr erstmals einen Schlaganfall, weitere 70.000 Patienten haben zum wiederholten Male damit zu kämpfen. Bedauerlicherweise führt der Schlaganfall bei etwa 63.000 Patienten pro Jahr zum Tod. „Die Zahlen alarmieren, daher haben wir uns in Suhl die qualifizierte Schlaganfallversorgung auf die Fahnen geschrieben“, erklärt Chefarzt Dr. Björn W. Walther aus der Suhler Klinik für Neurologie. Man wolle hier wohnortnah eine fachlich versierte, umfassende Behandlung bei einem Schlaganfall anbieten. „Deshalb arbeiten wir mit dem Rettungsdienst zusammen, bieten Schulungen zum Thema Schlaganfall an und laden auch niedergelassene Mediziner ein, bei Veranstaltungen zu diesem Thema mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir wollen für die schnelle Behandlung eines Schlaganfalls noch mehr sensibilisieren“, so der Chefarzt. Für das Schlaganfall-Zentrum im SRH Zentralklinikum Suhl zuständig ist Oberärztin Dr. Christine Schmidt. Ihr ganzes Berufsleben begleitet sie das Thema Schlaganfall ganz maßgeblich. Unter ihrer Federführung hat sich das SRH Zentralklinikum Suhl bei der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) um das Qualitätssiegel „zertifizierte Stroke Unit“ beworben. „Im Februar waren die Prüfer von TÜV und DSG bei uns im Haus und haben sich einen Tag lang alles ganz genau angesehen: Von Be-

Einen Kritikpunkt nennt Frau Dr. Schmidt am Handeln von Frau E. wiederholt sehr eindringlich: „Die Vorstellung beim Hausarzt hat viel Zeit gekostet, in der Gehirnzellen abstarben. Beim Auftreten von Schlaganfallsymptomen darf keine Zeit vergehen. Man sollte niemals zögern und sofort den Notruf 112 wählen.“

handlungswegen über die Aktenführung bis hin zu Reha-Angeboten wurde alles unter die Lupe genommen. Im Ergebnis dürfen wir uns heute zertifiziertes Schlaganfallzentrum nennen. Das macht uns enorm stolz“, erklärt die Oberärztin.

Was passiert nach einem Schlaganfall? „Am Beispiel von Frau E. kann man gut nachvollziehen, was nach einer Verdachtsdiagnose ‚Schlaganfall‘ passiert“, sagt Frau Dr. Schmidt. „Als Frau E. im Rettungswagen lag, hat uns die Mannschaft direkt angerufen. Für solche Fälle haben wir das rote Schlaganfall-Telefon eingerichtet. Wenn das klingelt wissen wir: Es muss schnell gehen.“ Neben dem Anruf in einem spezialisierten Schlaganfallzentrum überprüft der Rettungsdienst regelhaft alle Vitalfunktionen und befragt den Patienten oder seine Angehörigen über die Krankengeschichte und vielleicht vorhandene Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Außerdem versuchen die Rettungssanitäter herauszufinden, wann die ersten Symptome auftraten und welche Medikamente bisher eingenommen wurden. Der Patient wird mit Sauerstoff versorgt und ein venöser Zugang für Flüssigkeiten und Medikamente gelegt. Schon im Rettungswagen wurde Frau E. Blut abgenommen, das sofort nach Eintreffen in der Suhler Notfallaufnahme ins benachbarte Labor geschickt wird. Kaum kommt der Rettungswagen in der Notfallaufnahme zum Stoppen, steht schon ein erfahrenes Neurologen-Team bereit. Für den Patienten führt der erste Weg zur Computertomographie. Dort wird sein Gehirn auf Durchblutungsstörungen untersucht. Es folgt ein Ultraschall der Halsschlagadern, um eventuelle Kalkablagerungen zu erkennen. „Bei Frau E. war nach unseren orientierenden Untersuchungen klar, dass es sich um einen ischämischen Schlaganfall handelt. Auf dem CT-Bild konnte man eine Hirnblutung und bereits unwiderruflich durch den Schlaganfall abgestorbenes Hirngewebe ausschließen. Wir mussten allerdings schnell handeln, da von einer Unterversorgung von Teilen des Gehirns auszugehen war“, erklärt Oberärztin Schmidt. „Da Frau E. nicht vorbelastet war und wir von einer sicheren Behandlung ausgehen konnten, haben wir ihr eine sogenannte systemische Thrombolyse verabreicht. Das ist

nur in einem Zeitfenster von ungefähr viereinhalb Stunden nach den ersten Schlaganfallsymptomen möglich – bei Frau E. war es eng, aber durchaus noch im Rahmen. Die ‚Lyse‘, wie wir die Therapie nennen, ist ein Mittel, das Blutgerinnsel auflöst und so die Gefäße im Idealfall wieder freispült“, so Dr. Schmidt. Nach der Lysetherapie wurde kontrolliert, ob die Behandlung bei Frau E. angeschlagen hatte. Danach kam sie auf Station 4.2, ins Schlaganfallzentrum, um dort unter ständiger Überwachung weiterbehandelt zu werden. Hierzu zählen neben der an den Symptomen und Ausfallserscheinungen orientierter Krankenpflege durch speziell geschulte Krankenpflegekräfte, die unmittelbare Behandlung mit Maßnahmen der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. „Die sind besonders wichtig, um gesunden Gehirnteilen zu lernen, die gestörten Funktionen zu übernehmen und teilweise zu kompensieren.

Am 15. März wurde der Klinik für Neurologie im SRH Zentralklinikum Suhl von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und dem TÜV das begehrte Zertifikat „Stroke Unit“ – Schlaganfallzentrum – verliehen. Damit schließen wir die Versorgungslücke an zertifizierten Stroke Units zwischen Meiningen und Erfurt. „Unser Angebot für Schlaganfallpatienten wollen wir in Zukunft noch ausbauen und uns mit unserem guten Angebot für Patienten in der Region einen Namen machen. Schließlich geht es darum, gute Medizin den Menschen in Südthüringen zugänglich zu machen und für sie da zu sein “, so Chefarzt Dr. Walther abschließend. KONTAKT KLINIK FÜR NEUROLOGIE: 03681 35-5670 Halten Sie die Augen offen: Am 23. Mai 2015 kommt der Schlaganfall-Bus nach Suhl!

Gut zu wissen

TIA Einem Schlaganfall geht manchmal eine sogenannte transistorische ischämische Attacke, kurz TIA voraus. Sie weist die Symptome eines Schlaganfalls, wie zum Beispiel Sprach- oder Sehstörungen, Taubheitsgefühl und starkes Kopfweh auf, ist aber nach wenigen Minuten bis 24 Stunden wieder vorbei und wird daher von Patienten häufig nicht ernst genommen. Bei rund 40 Prozent aller Schlaganfallpatienten tritt vorher eine TIA auf. Und im Umkehrschluss: Rund 20 Prozent aller Patienten erleiden binnen drei Monaten nach einer TIA einen Schlaganfall. Auch eine TIA ist ein Notfall, der der Überwachung in einem Schlaganfallzentrum bedarf.

Ischämischer Schlaganfall Verstopfung eines Blutgefäßes im Gehirn. Damit kommt es zur Unterversorgung von Gehirnregionen mit Sauerstoff und die Gehirnzellen können absterben. Je nach betroffenem Gehirnbereich entstehen Beeinträchtigungen beim Sprechen, Sehen, Fühlen etc.

Hämorrhagischer Schlaganfall Eine Blutung im Gehirn ist der Grund für einen hämorrhagischen Schlaganfall. Ursächlich dafür sind etwa hoher Blutdruck oder Unfälle sowie Stürze. Die Blutung kann dieselben Symptome verursachen, wie ein ischämischer Schlaganfall. Sie wird ebenfalls auf der Stroke Unit behandelt.

Risikofaktoren Ein Schlaganfall wird von hohem Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, Übergewicht, Diabetes mellitus, erhöhten Cholesterinwerten, obstruktivem Schlafapnoesyndrom und Rauchen begünstigt. Generell haben Frauen unter 75 Jahren seltener einen Schlaganfall als Männer, danach kehrt sich das Verhältnis um. 80 Prozent aller Schlaganfallpatienten sind älter als 60 Jahre.

www.zentralklinikum-suhl.de


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