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GEBURTSTAG
GEBURTSTAG 29. April 2007
Vielfältige Melodie des Dankens
Bischof Weber – ein Mann des Dialoges Bischof Krätzl an Weber: Führe uns wie Mose! In seiner Festpredigt ging der Wiener Weihbischof Dr. Helmut Krätzl dem Gedanken nach, welches Ereignis in seinem Bischofsleben Johann Weber am besten charakterisiere. Da fiel ihm der Abend des 23. Oktober 1998 ein, als Bischof Weber die Delegiertenversammlung „Dialog für Österreich“ in St. Virgil in Salzburg eröffnen musste, nachdem Kardinal Schönborn erkrankt war. „Du hast damals die 300 Delegierten, die aus den verschiedensten Denkrichtungen der Kirche kamen, so motiviert, dass fast ein Sprachenwunder eingetreten ist. Auch jene, die sich vorher fast den rechten Glauben abgesprochen hatten, hörten aufeinander und konnten auf einmal voll Achtung miteinander reden. Das hat uns gezeigt, dass du ein Mann des Dialogs bist.“ Nicht nur im Wesen Bischof Webers liege seine Liebe zum Dialog, sondern auch im Faktum, dass er durch die harte Schule des Dialogs gegangen sei. Als Kaplan in Kapfenberg und Köflach habe er schon erlebt, wie Dialog (etwa zwischen Kirche und Arbeiterschaft) fast unmöglich sind, wenn Wunden noch nicht verheilt sind.
Herzliches Geburtstagsfest zum Achtziger von Altbischof Weber Herzlicher, kräftiger Applaus übertönte selbst die Domorgel, als der Geburtstagsjubilar Altbischof Johann Weber in den übervollen Grazer Dom einzog. Fast direkt ging der Beifall über in den Gesang der Gemeinde und des Domchores: Nun jauchzt dem Herren, alle Welt! Mit einem Dank an Gott feierte Bischof Weber seinen Achtziger und freute sich über die vielen Wegbegleiter, die in dieser Stunde mit ihm feierten oder anders ihre Verbundenheit und Wertschätzung zeigten. Am Tag genau vor sechs Jahren hatte Johann Weber hier den Bischofstab symbolträchtig an seinen Nachfolger, Bischof Dr. Egon Kapellari, übergeben. Dieser begrüßte den Jubilar und alle Gäste herzlich. Erzbischof Dr. Alois Kothgasser aus Salzburg war gekommen, Bischof Dr. Alois Schwarz von Gurk, die Altbischöfe von Linz und Innsbruck, Maximilian Aichern und Dr. Reinhold Stecher, der steirische Weihbischof Dr. Franz Lackner und als Festprediger der Wiener Weihbischof Dr. Helmut Krätzl. Besonders berüh-
rend war die Konzelebration des emeritierten Weihbischofs von St. Pölten, Dr. Heinrich Fasching, im Rollstuhl. Sehr viele Priester und Diakone feierten mit ihrem langjährigen Bischof, der viele von ihnen geweiht hatte, ebenso viele Ordensleute. Das Land Steiermark war unter anderen durch den Ersten Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer, die Altlandeshauptleute Waltraud Klasnic, Dr. Josef Krainer und Dr. Friedrich Niederl vertreten, die Stadt Graz durch Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl und Altbürgermeister Alfred Stingl. Auch aus der christlichen Ökumene waren viele unter den Mitfeiernden, darunter der evangelische Superintendent Mag. Hermann Miklas und der orthodoxe Theologe Univ.-Prof. Dr. Grigorios Larentzakis. Die überaus große und herzliche Beteiligung zeigte die Beliebtheit dieses Seelsorgers, der immer die Verbundenheit mit den Freuden und Sorgen der Menschen gesucht hatte. Der Jubilar ist nicht nur gesund und rüstig geblieben,
er steht auch weiterhin vielen Menschen als Seelsorger zur Seite: in der Pfarre Graz-St. Leonhard, bei Exerzitien und Einkehrtagen und in zahlreichen Einzelgesprächen. Bei der Gabenbereitung brachten zwei besondere Täuflinge die eucharistischen Gaben zum Altar: DI Philipp Emanuel Amtmann wurde im Grazer Dom in der Osternacht 1970 getauft, der ersten, die Johann Weber als Bischof leitete; Maximilian Peter Singer war in der Osternacht 2000 sein letzter Täufling bei diesem Anlass. Generaldirektor KR Josef Kassler brachte eine Tasche als Symbol für die Gabe, die Bischof Weber als Geburtstagsgeschenk gewünscht hatte: Unterstützung für den diözesanen Arbeitslosenfonds. Als „Mann des Dialogs“ hatte Weihbischof Krätzl den Jubilar in seiner vielbeachteten Predigt (lesen Sie in der Spalte Seite 13) gekennzeichnet. Als solchen erlebte man ihn bei der anschließenden Agape im Hof des Priesterseminars „bei den Leuten“.
IM
BISCHOF JOHANN WEBER
ORIGINALTON
Ein großes Dankeschön Ihnen allen, dass Sie gekommen sind – aus nah und fern! Danke für alles, was öffentlich gesagt wird, was mir von Blick zu Blick gewünscht wird, geschrieben wird, was gedacht und in diesem Sinn gebetet wird. Es fügt sich, dass es heute genau sechs Jahre sind, dass ich Dir, Bischof Egon, hier im Dom den Hirtenstab weitergegeben habe. Das aber, was uns alle hier verbindet, ist unsere Taufe, ist das Fragen und Hoffen unseres Herzens. Ob wir darauf immer gleich die Antwort „Gott“ finden, das ist nicht einfach verfügbar in unserer Hand. Es ist Gnade, um die ein Leben lang zu bitten ist. 80 Lebensjahre zur Kenntnis nehmen und es auch feiern kann sein wie das Blättern in einem Buch, in dem Erfolge, Erkenntnis-
Aus dem Eröffnungs- und Dankeswort des Jubilars bei der Geburtstagsmesse im Grazer Dom.
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29. April 2007
ES IST DIE GNADE MEINES LEBENS, MIT IHNEN ZU WANDERN Bischof Johann Weber
Herbert Meßner
se, Änderungen verzeichnet sind. Ich danke allen, die das in diesen Tagen mit freundlichem Denken und Fühlen tun. Besonders danke ich Dir, Bischof Helmut Krätzl – wir haben einiges in unserem Leben miteinander getragen und auch ertragen … Ich selber fühle mich heute eher wie bei der Betrachtung einer schon etwas abgegriffenen Wanderkarte: Kann ich mich erinnern, wo ich unterwegs war, wer mich begleitet hat, die Strapazen und Freuden des Wegs mit mir geteilt hat, die Schönheit des Blicks in die Ferne und Zukunft und ebenso die Ratlosigkeit im unwegsamen Gelände? An einem solchen Tag fließen nun die Erinnerungen meines Lebens – von meinen Kindertagen bis heute – zusammen, und
aus ihnen wird die Melodie des Dankens. Sie ist vielfältig, aber sie hat keinen falschen Ton. Doch die beste Dankbarkeit ist der Blick, sind Schritte in die Zukunft. Vor 80 Jahren haben meine Eltern die Geburt eines Kindes riskiert. Heute stehe ich da und bitte jede und jeden: Riskieren wir es, Gott zu suchen, uns um die oft unbeholfene Kirche zu sorgen, einander mit Wohlwollen ins Auge zu schauen und in allem unserem oft armen Herzen den Reichtum der Liebe zu öffnen. Dazu habe ich von Ihnen so viel empfangen, und das möchte ich mit Ihnen geben – es ist die Gnade meines Lebens, mit Ihnen zu wandern. Seien wir sicher: Aus Vertrauen werden wir nicht müde werden. Danke!
Dank und Begegnung
Den Segen von Altbischof Johann Weber empfingen auch Altbischof Stecher, Bischof Schwarz und Diözesanbischof Kapellari.
Im übervollen Grazer Dom feierten am 22. April viele Weggefährten Bischof Webers mit ihm den Festgottesdienst zu seinem 80. Geburtstag (großes Bild ganz oben). – Die Begegnung mit den Menschen aller Schichten hatte Bischof Weber immer gesucht. Das zeigte sich auch bei der Agape im Hof des Grazer Priesterseminars (Bild oben). Fotos: Fantic
Als Pfarrer in Graz-St. Andrä sei er herausgefordert gewesen zum vorurteilslosen Gespräch mit allen Schichten des Volkes. Und die hohe Schule des Dialogs war für seine Generation das II. Vatikanische Konzil mit seinem mutigen Schritt nach vorn. „Der Dialog im eigenen Haus, also innerhalb unserer Kirche, war dann für Bischof Weber künftig die große Herausforderung seines Bischofslebens.“ Krätzl erinnerte an den Tag der Steiermark 1993 und an Bischof Webers ureigenste Dialogregeln: „Einander ins Auge schauen. – Etwas zu sagen haben. – Und: Ich höre dich an, ich nehme dich ernst, auch wenn ich dir nicht zustimmen kann.“ Krätzl erinnerte, wie der „häusliche Dialog“ innerhalb der katholischen Kirche Österreichs nach der Zeit von Kardinal König schwerer wurde, wie heftige Turbulenzen über die Kirche Österreichs hereinbrachen, wie sich Kritik im Kirchenvolks-Begehren konkretisierte. Gerade in dieser Phase war Johann Weber Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz geworden. Bischof Weber, der das Gespenst einer Spaltung und ein Auseinanderdriften der Kirche Österreichs verhindern wollte, setzte damals wieder einen Akzent des Dialogs und lud zur Wallfahrt der Vielfalt nach Mariazell ein unter dem Motto „Streiten und beten“. Das zeige, so Krätzl, dass Bischof Weber nicht bloß „hamoniesüchtig“ sei. Er habe damals sogar das Einstimmigkeitsprinzip in der Bischofskonferenz beklagt. Den 80-jährigen Jubilar verglich der Prediger mit dem biblischen Mose, der mit 80 Jahren Gott im brennenden Dornbusch entdeckte. „Ich möchte dich bitten, Bischof Johannes, uns wie Mose zum brennenden Dornbusch vorauszugehen und uns aus Deiner großen Glaubenserfahrung hinzuweisen, wo Gott heute mitten unter uns sichtbar wird ... Lehre uns wie Mose, vor dem Heiligen Halt zu machen ... Führe uns heraus mit Deinen Gebeten und ermunternden Worten aus aller Angst, die uns heute umfängt, aus aller Enge, in die wir uns selbst so oft eingeschlossen haben. Führe uns hinaus auf einen Weg, der in ein weites Land führt, das Gott uns gerade jetzt zeigen will.“