SchatzBuch Religion 1 | Handbuch

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HANDBUCH zum SCHATZBUCH RELIGION 1 ENTWURF

Einreichung vom 31. August 2023

Autor*innenteam Steiermark-Kärnten-Burgenland

Religionspädagogische Expertise

Prof.in

Anna Almer | Veronika Feiner | Heinz Finster | Kerstin Seneca Jensen | Hans Neuhold | Roswitha Pendl-Todorovic | Carmen Stürzenbecher | Magdalena Wünscher MMag.a Dr.in Renate Wieser (Graz), Prof. Dr. Hans Mendl (Passau)
1 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1 INHALTSVERZEICHNIS Zuordnungen der Schatzbuchkapitel zum Lehrplan 2020 3 KAPITEL 1: Ankommen, einander begegnen – ICH - DU – WIR 5 Ich bin ich, ich freue mich auf dich 7 Schätze bei dir und bei mir entdecken 11 Wie wir in der Schule leben 17 Wie Menschen leben 21 Woran Menschen glauben 24 Jesus – einzigartiger Mensch, Freund Gottes und der Menschen 28 Auf allen Wegen – Von Gott gesegnet und beschützt 32 Das kann ich … das weiß ich … 36 Kapitelabschluss - die spirituelle Seite 36 Literatur zum 1. Kapitel 36 KAPITEL 2: Staunen, fragen, danken – GOTT UND DIE WELT 37 Die Welt, in der wir leben 39 Bunt die Welt, voll das Herz 43 Alles in Gottes guter Hand 52 Noach sieht im Regenbogen: Gott ist treu für immer 57 Mose hört im Feuer: Ich bin der ICH-BIN-DA ..........................................................................................60 Mirjam singt und tanzt vor Freude: Gott rettet und befreit .......................................................................63 Das kann ich … das weiß ich … .............................................................................................................68 Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung 68 Literatur zum 2. Kapitel 68 KAPITEL 3: Schauen, hören, begegnen – SPUREN VON RELIGION 69 Spuren des christlichen Glaubens 71 Glaube erleben, bedenken, tun 74 Orte und Räume, die berühren 77 Besondere Tage – Allerheiligen, Allerseelen 80 Besondere Zeiten und Feste 90 Das kann ich … das weiß ich … 93 Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung 93 Literatur zum 3. Kapitel 93 KAPITEL 4: Erwarten und feiern – ADVENT UND WEIHNACHTEN 94 Advent – Auf Weihnachten warten 97 Advent – Sich freuen und Gutes tun 107 Advent – Auf das Kind warten 114 Und Gott wird Menschenkind ...............................................................................................................117 Weihnachten – Jesus ist das Licht Gottes für uns Menschen 122 Weihnachten feiern 127 Das kann ich … das weiß ich … 131 Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung 131 Literatur zum 4. Kapitel 131 KAPITEL 5: Hören und erzählen – Jesus, Freund der Menschen 132 Menschen mit Herz 135
2 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1 Lebenskraft: Freundschaft 140 Freundschaft leben – Einander Gutes sagen: Lebensworte 143 Damals und heute: Jesus ruft Freundinnen und Freunde 148 Jesus sagt: Du bist gesegnet 153 Hoffnung für alle Menschen: Jesus zeigt, wie Gott ist 158 Das kann ich … das weiß ich … 161 Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung 162 Literatur zum 5. Kapitel.........................................................................................................................162 KAPITEL 6: Voll Vertrauen leben und wachsen – Taufe – Neues Leben feiern 163 Lebenskraft: Liebe 166 Jesus geht mutig den Weg der Liebe 169 Die Liebe ist stärker als der Tod 175 Halleluja, Jesus lebt! Er ist auferstanden 179 Alles beginnt neu 182 Quelle des Lebens 186 Gott schenkt neues Leben: Taufe – Taufsymbole 192 Mit Jesus durch das Leben gehen 200 Das kann ich … das weiß ich … 204 Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung 204 Literatur zum 6. Kapitel 204 KAPITEL 7: Einander vertrauen – Die Welt ist bunt. 205 Gemeinsames und Verschiedenes 207 Ein buntes Miteinander .........................................................................................................................211 Was dem Miteinander gut tut – Was Menschen sich wünschen 217 Gehalten werden und sicher sein – Lebenskraft: Vertrauen 221 Das kann ich … das weiß ich … 225 Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung 225 Literatur zum 7. Kapitel 225 KAPITEL 8: Sprechen und einander verstehen – GEMEINSAM UNTERWEGS 226 Verschiedene Sprachen und Zeichen wahrnehmen 228 Verstehen, nicht verstehen – Sprache kann verbinden und trennen 233 Mit dem Herzen sprechen 237 Gute Worte hören – Einander gute Worte sagen 241 Das kann ich … das weiß ich … 246 Schulbuchabschluss - spirituelle Vertiefung 246 Reflexionsseite: „Was mich gerade beschäftigt“ 246 Literatur zum 8. Kapitel 246

Zuordnungen der Schatzbuchkapitel zum

Lehrplan 2020

Schatzbuch Religion 1 Lehrplanbezug

Kompetenzbereich A1a: Menschen und ihre Lebensorientierung

KAPITEL 1

Ankommen, einander begegnen

Leitkompetenz: Beziehung verantwortungsvoll gestalten können - zu sich selbst, zu anderen, zur Schöpfung

Kompetenzbeschreibung: Die Schüler*innen können sich in ihrer Einmaligkeit als von Gott geliebt wahrnehmen und sich und ihre Lebenswelt beschreiben.

Kompetenzniveau 1: Die Schüler*innen können ihre Lebenswelt beschreiben und sich mit der Zusage, von Gott geliebt zu sein, auseinandersetzen.

Kompetenzbereich A2: Menschen und ihre Lebensorientierung

KAPITEL 2

Staunen, fragen, danken

– GOTT UND DIE WELT

Leitkompetenz: Sich mit den großen Fragen der Menschen auseinandersetzen können.

Kompetenzbeschreibung: Die Schüler*innen können ihre Fragen und Gedanken über Gott und die Welt zum Ausdruck bringen und sich mit biblischen Gottesvorstellungen auseinandersetzen.

Kompetenzniveau 1: Die Schüler*innen können ihre Fragen und Gedanken zu einer biblischen Gotteserfahrung ausdrücken.

Kompetenzbereich C5: Religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Gesellschaft und Kultur

KAPITEL 3

Schauen, hören, begegnen

SPUREN

VON RELIGION

Leitkompetenz: Medien, Kunst und Kultur im Kontext religiöser Wahrnehmung interpretieren, beurteilen und gestalten können.

Kompetenzbeschreibung: Die Schüler*innen können Spuren des Christlichen in der Umgebung wahrnehmen und religiöse Motive deuten.

Kompetenzniveau 1: Die Schüler*innen können Christliches im Lebensumfeld beschreiben.

KAPITEL 4

Erwarten und feiern –

ADVENT UND WEIHNACHTEN

Kompetenzbereich B4: Gelehrte und gelebte Bezugsreligion

Leitkompetenz: Kirchliche Grundvollzüge kennen und religiösspirituelle Ausdrucksformen gestalten können.

Kompetenzbeschreibung: Die Schüler*innen kennen zentrale Feste im Kirchenjahr und können deren Inhalte gestalterisch zum Ausdruck bringen.

Kompetenzniveau 1: Die Schüler*innen können darstellen, was im Advent und in der Weihnachtszeit gefeiert wird.

3 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1
ICH – DU
WIR

KAPITEL 5

Hören und erzählen –

JESUS, FREUND DER

MENSCHEN

Kompetenzbereich B3: Gelebte und gelehrte Bezugsreligion

Leitkompetenz: Grundlagen und Leitmotive des christlichen Glaubens kennen und für das eigene Leben deuten können.

Kompetenzbeschreibung: Die Schüler*innen können über Begegnungen von Menschen mit Jesus erzählen.

Kompetenzniveau 1: Die Schüler*innen können über eine Begegnung Jesu mit Menschen erzählen.

KAPITEL 6

Voll Vertrauen leben und wachsen – TAUFE –

NEUES LEBEN FEIERN

Kompetenzbereich B4b: Gelebte und gelehrte Bezugsreligion

Leitkompetenz: Kirchliche Grundvollzüge kennen und religiösspirituelle Ausdrucksformen gestalten können.

Kompetenzbeschreibung: Die Schüler*innen kennen die Symbole und Zeichenhandlungen der Taufe und können das Fest beschreiben.

Kompetenzniveau 1: Die Schüler*innen können wichtige Elemente der Taufe benennen.

KAPITEL 7

Einander vertrauen –DIE WELT IST BUNT

Kompetenzbereich C6: Religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Gesellschaft und Kultur

Leitkompetenz: Unterschiedlichen Lebensweisen und Glaubensformen reflexiv begegnen können.

Kompetenzbeschreibung: Die Schüler*innen können erkennen, dass Gemeinschaft in Verschiedenheit gelebt wird und können zu einem guten miteinander beitragen.

Kompetenzniveau 1: Die Schüler*innen können ausdrücken, was gebraucht wird, um sich in einer Gemeinschaft wohlzufühlen.

Kompetenzbereich A1b: Menschen und ihre Lebensorientierung

KAPITEL 8

Sprechen und einander verstehen – GEMEINSAM

UNTERWEGS

Leitkompetenz: Beziehung verantwortungsvoll gestalten können - zu sich selbst, zu anderen, zur Schöpfung

Kompetenzbeschreibung: Die Schüler*innen können verschiedene Ausdrucks- und Kommunikationsformen wahrnehmen und anwenden.

Kompetenzniveau 1: Die Schüler*innen können ihre Lebenswelt beschreiben und sich mit der Zusage, von Gott geliebt zu sein, auseinandersetzen.

4 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

KAPITEL 1: Ankommen, einander begegnen – ICH - DU – WIR

Impuls

Anfangen

Der Rabe Felix erzählt: Der erste Schultag! Der war sicher spannend, so viele neue Schulsachen! Und erst die Frau Lehrerin und die vielen Kinder. Hast du dich auf die Schule gefreut? Und wenn es manchmal schwierig wird, vertraue darauf: Da ist einer, der sagt: „Ich bin mit dir!“ Hans Neuhold

Allgemeine Hinführung

Die Transition (Übergang vom Kindergarten zur Schule) bedeutet eine große Herausforderung mit vielen Ambivalenzen. Kinder und auch Lehrpersonen sind durch diese Ambivalenz stark mit sich selbst beschäftigt und zugleich geht es um die Ausrichtung auf den/die andere/n hin: Ich freue mich auf dich. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...“ formuliert der Dichter Hermann Hesse und versucht so die Spannung, die in jedem Anfang (auch) steckt, zu beschreiben. Der Zauber des Anfangs erweist sich den Kindern und auch Lehrpersonen als ambivalent und vielschichtig: von positiven Erwartungen, Vorfreude, Anspannung, … zu „Endlich ist es soweit…“ bis hin zu diffusen Ängsten „Wie wird es werden?“, „Wie werde ich es schaffen?“, „Wie werde ich mit dem Neuen zurechtkommen?” … Es geht dabei um den Kontakt mit sich selbst, damit Kontakt und Beziehung mit den anderen und der Welt möglich wird. Transitionen (Übergänge) konfrontieren Menschen, Kinder und Erwachsene (Eltern, Lehrpersonen) mit großen inneren Unsicherheiten; gerade in diese Situation hinein will der Glaube im Sinne einer Unterstützung bei der Kontingenzbewältigung eine Hilfe sein. Dies drückt sich zuinnerst in einem Beziehungsaufbau und -geschehen aus. Kontakt, Beziehung, Dasein sind auf Seiten der Lehrpersonen zunächst häufig der wichtigste Inhalt des Unterrichts und stärkt dadurch die Selbstkompetenz und die soziale Kompetenz der Kinder. Glaube verwirklicht sich im alltäglichen Kontakt- und Beziehungsgeschehen.

„Von den Beziehungen her zu denken, für die Beziehungen zu sensibilisieren und religiöse Bildung beziehungsorientiert zu initiieren, ist ein zentrales religionspädagogisches Anliegen unserer Zeit. Dazu gehört wesentlich auch die Beziehung zur Welt, in der wir leben.“ (Biesinger/Boschki/Hermann, 2015, 33). Darin wird das dialogische Prinzip Martin Bubers (1973) menschlichen Seins deutlich: das Ich wird am Du zum Ich (Buber, 1973, 32). In dieser dialogischen Wechselseitigkeit entwickeln sich Personalität und Einmaligkeit, die sich im Namen verdeutlichen. Buber verweist damit darauf, was für heutige Ohren einer manchmal fast krankhaft individualistisch-solipsistischen Lebenseinstellung, die auch global zu ausgewachsenen Krisen führt, ganz wesentlich werden kann, dass es das ICH nur in seiner Verbundenheit mit dem DU gibt und sich nur in dem Verhältnis zum DU im WIR letztlich verwirklichen kann. „Nur in der lebendigen Beziehung ist die Wesenheit des Menschen, die ihm eigentümliche, unmittelbar zu erkennen. Auch der Gorilla ist ein Individuum, auch der Termitenstaat ist ein Kollektiv, aber Ich und Du gibt es in unserer Welt nur, weil es den Menschen gibt, und zwar das Ich erst vom Verhältnis zum Du aus. Von der Betrachtung dieses Gegenstandes ‚der Mensch mit dem Menschen‘ muss die philosophische Wissenschaft vom Menschen ausgehen.“ (Buber, 1982, 168).

Im christlichen Verständnis schließt dieses dialogische Prinzip, wie auch im Lehrplan vorgesehen, auch das Du Gottes mit ein: in der jüdisch-christlichen Tradition weiß sich der Mensch in seiner Geschichte von Gott gesegnet und begleitet und kann daraus Hoffnung und Mut schöpfen. Im Psalm 139, in einer ersten Begegnung mit Jesus, jenem besonderen Menschenfreund, und im Kreuzzeichen, kann für gläubige Menschen dieser Glaube und dieses Vertrauen seinen Ausdruck finden. Der Bonner Religionspädagoge Rainer Boschki spricht deshalb von der Notwendigkeit einer „dialogisch-beziehungsorientierten Religionsdidaktik“ (Boschki, 2012, 173), die Glaube und Leben miteinander ins Gespräch bringen will. Er sieht in der dialogischen Beziehung den Leitbegriff allen religiösen Lehrens und Lernens, „denn religiöse Vollzüge, religiöse Lebensweisen und Glaubenssysteme sind stets beziehungsorientiert – ebenso religiöses Lehren und Lernen.“ (Boschki, 2012, 173). Diese dialogisch-beziehungsorientierte Religionsdidaktik vollzieht im Unterricht in diesem Kapitel konkret im Wahrnehmen und im Kontakt miteinander, im Erzählen über sich selbst und die eigene Lebenswelt, im Aufeinander-hören; so wird Einander-kennenlernen (Name,

5 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Herkunft, besondere Vorlieben…), Beziehung und Begegnung ermöglicht und kann Gemeinschaft anfanghaft wachsen.

Lehrplanbezüge des 1. Kapitels

Kompetenzbereich | A1a Menschen und ihre Lebensorientierung

Leitkompetenz | Beziehung verantwortungsvoll gestalten können - zu sich selbst, zu anderen, zur Schöpfung

Kompetenzbeschreibung | Die Schüler*innen können sich in ihrer Einmaligkeit als von Gott geliebt wahrnehmen und sich und ihre Lebenswelt beschreiben.

Unterrichtshinweise | Mein Name, Psalm 139

Kompetenzniveau 1 | Die Schüler*innen können ihre Lebenswelt beschreiben und sich mit der Zusage, von Gott geliebt zu sein, auseinandersetzen.

Zuordnung - Zentrale fachliche Konzepte:

Lebensrealitäten und Transzendenz: Christlicher Glaube versteht den Menschen in seiner Biografie und in seinen Lebensbezügen als transzendentes Wesen und erschließt Wege der Sinnfindung durch Transzendenzbezug.

Gottesliebe und Menschenliebe: Das jüdisch-christliche Gottes- und Menschenbild steht für eine lebensbejahende Grundhaltung zu sich selbst, den Mitmenschen und der Welt. Das Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Mensch und der Menschen untereinander ist getragen von der bedingungslosen Liebe Gottes. Unabhängig von Fähigkeiten und erbrachten Leistungen ist der Mensch in seiner Würde unantastbar.

Titelseite: Ankommen, einander begegnen - ICH - DU - WIR

Seite 5 im Schulbuch | Kapitel 1

Das Titelbild zeigt im Vordergrund ein Mädchen auf dem Weg zur Schule, im Hintergrund leicht verschwommen eine Gruppe von Schüler*innen, die miteinander im Gespräch sind. Das Mädchen wendet seinen Körper und besonders sein Gesicht dem/r Betrachter*in zu und winkt mit der rechten Hand heraus. Das Gesicht scheint etwas zu spiegeln von der vielschichtigen Ambivalenz der Anfänge: Freude, Hoffnung, aber auch Angespanntsein und Sorge scheinen die Augen und das Gesicht zu zeigen. Schließlich geht es dabei immer auch um ein Loslassen und Zurücklassen des Vertrauten und ein Sich-einlassen auf das Neue, Fremde, noch Unbekannte.

Schätze entdecken zeigt im Sinne eines kompetenzorientierten Lernens auf, wohin die inhaltliche Reise bzw. Schatzsuche in diesem Kapitel geht, in welchen Themenbereichen Kompetenzen erworben werden können. Dabei sollen die Dimension der Mitwelt und die Dimension des Inneren berührt werden.

Möglichkeiten für die Arbeit mit der Titelseite

Bildarbeit: Gib dem Mädchen eine Stimme: Was würde sie vom ersten Schultag erzählen? Wie war der erste Schultag für sie? Wer hat sie zur Schule begleitet? Wie war der Abschied? Wie war das Ankommen in der Klasse? Wer sitzt neben dem Mädchen? Gibt es bekannte Gesichter in der Klasse? Der Anfang könnte so lauten: „Ich bin dieses Mädchen am Bild. Also, am ersten Schultag. Ich…”

Bild anfertigen: Ein Bild von sich selbst am ersten Schultag gestalten. Ggf. kann eine Vorlage für den Körperumriss verwendet werden.

Klassenwand gestalten: Aus den einzelnen Bildern der Schüler*innen ein gemeinsames Bild entstehen lassen und ggf. auf einer Klassenwand aufhängen

6 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Ich bin ich, ich freue mich auf dich

Seiten 6 und 7 im Schulbuch | Kapitel 1

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

„Die vielen Namen… und der eine Name, der nur mich meint…“ Im Namen wird Einzigartigkeit sichtbar und erlebt: „Ich bin es, ich bin gemeint!“ Manche Eltern machen sich viele Gedanken über den Namen ihrer Kinder und wählen diesen sehr bewusst aus. Manchmal ist der Name deshalb auch fast wie ein Lebensprogramm, das auch einengen kann. Wegen dieser besonderen Bedeutung von Namen, gilt es diese wertschätzend zu „behandeln“, u.a. ist die Kenntnis der Namen der Kinder wichtig. Die vielen unterschiedlichen Namen auf der Schulbuchseite – auch aus anderen Kulturen und Religionen – laden ein, u.a. den eigenen zu finden und damit „sich selbst“ zu entdecken. Das unbedingte Erwünscht- und Gewolltsein, das so manche Kinder nicht erleben können, bleibt in der Bedeutung des Namens zumindest als Sehnsucht und Wunsch nach Kontakt, Beziehung, Bindung und Zugehörigkeit erhalten und wird benannt.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

…Namen erkennen, rund um den Namen etwas erzählen verstehen und deuten

…die Bedeutung von Namen mit Einzigartigkeit in Verbindung bringen gestalten und handeln

…den eigenen Namen schreiben und gestalten (be-)sprechen und (be-)urteilen

…miteinander über Namen sprechen entscheiden und mit-tun

die Namen der Mitschüler*innen kennen und sie mit ihrem Namen ansprechen

3 | Lernanlässe

• Schulbeginn: Dazugehören, dabei sein dürfen, erwünscht sein, sich wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen, die Befürchtung übersehen zu werden, einen Namen haben, Angst haben, nicht allein sein wollen, uvm.

• Wir lernen uns kennen

• Ich stelle mich vor (mit meinem Namen, …)

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Im Schulbuch findet sich eine Ansammlung von Namen, die einerseits Kinder die schon lesen können einlädt, den eigenen Namen bzw. bekannte Namen zu suchen und andererseits auf die bunte Vielfalt aufmerksam macht. Bewusst finden sich in dieser Grafik auch Namen, die eher anderen Ländern, Regionen, Sprachen und Religionen zugeordnet werden können, um so Diversität sichtbar zu machen. Der Name steht für Einmaligkeit und Einzigartigkeit.

Im Schatzkästchen „dein Name“ können die Kinder ihren Namen schreiben und bunt gestalten.

Das Bild „Miteinander“ von Stefan Karch zeigt ein buntes und fröhliches Miteinander von Kindern mit Tieren und Spielsachen und lädt durch das Schatzkästchen „Das bin ich“ dazu ein, sich selbst in der Mitte der Kinder zu verewigen. Dadurch wird die wichtige Botschaft „Ich gehöre dazu“ vermittelt.

Der Satz „Du kennst meinen Name” geht in zweierlei Richtungen. Er kann sowohl für Menschen gelten (Eltern, Freunde und Freundinnen, …) wie auch in biblischer Tradition für Gott selbst, der nach jüdischchristlicher Tradition jede/n beim Namen kennt. Die Einzigartigkeit jedes Menschen ist in christlich-jüdischer Tradition in diesem Von-Gott-gerufen-sein begründet. Durch die beiden weiteren Sätze „Ich bin einzigartig.

Du bist einzigartig“ wird noch eine weitere Dimension eingebracht, denn auch wenn es manche Namen

7 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

doppelt (vielleicht auch in der Klasse) gibt, so sind wir doch über unsere Namen hinaus, nämlich mit unserer Persönlichkeit, unserem Aussehen, usw. alle einzigartig.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Namen suchen/finden: Den eigenen Namen oder bekannte Namen in der Grafik suchen und finden.

Schatzkästchen befüllen: Den eigenen Namen hineinschreiben und mit den Lieblingsfarben gestalten.

Schatzkästchen „Das bin ich“: Sich selbst im Bild von Stefan Karch verewigen, mit einem Bild, einem Foto, einer Zeichnung, einem Fingerabdruck oder Ähnlichem.

Vor- und Nachmalen: Den Namen jedes Kindes im Heft/auf der Tafel/auf einem Blatt vorschreiben, jede/jeder spurt seinen Namen mit verschiedenen Farben nach, wodurch die ganz persönliche „Ausstrahlung” gestaltet wird. Es bietet sich an, alle Namen anschließend z.B. im Sesselkreis zusammenzulegen und die Vielfalt an Namen und Gestaltungen zu betrachten oder ein Wand zu gestalten. Namen- und Rufspiele spielen: Sich spielerisch kennenlernen indem man verschiedene Spiele ausprobiert

Name + Bewegung: Jedes Kind sagt den eigenen Namen und zeigt eine Bewegung dazu, alle anderen machen die Bewegung nach. Die Schwierigkeit steigert sich, umso mehr Bewegungen und Namen dazukommen. Funken: Die Schüler*innen sitzen im Sesselkreis und ein Kind bleibt in der Mitte. Kind A sucht sich ein anderes Kind B aus und beginnt mit diesem zu funken. Dazu muss Kind A seine Hände zu Antennen am Kopf formen und „A funkt an B“ sagen. Jetzt muss das Kind in der Mitte das angefunkte Kind B berühren, bevor Kind B an Kind C weiterfunkt. Denn dann muss das Kind in der Mitte nicht mehr Kind B sondern Kind C berühren. Schafft das Kind in der Mitte das angefunkte Kind schneller zu berühren, als das Kind weiterfunkt, bekommt es dessen Platz und das andere Kind geht in die Mitte. Mein rechter Platz ist frei Mitbringen und Erzählen: Einen Gegenstand von zu Hause mitbringen und mit diesem etwas über sich selbst erzählen. Die Gegenstände können z.B. in der Kreismitte gesammelt werden.

Mein Name im Religionsheft: Den Heftumschlag oder die erste Seite im Religionsheft mit dem Namen des Kindes gestalten.

Unterschriften/Fingerabdrücke sammeln: Auf einer Heftseite die Unterschriften oder die „einzigartige” Fingerabdrücke der Mitschüler/Mitschülerinnen sammeln.

Mein Name in meiner Hand: Einen Handabdruck mit dem Namen des Kindes gestalten. Mit dieser Technik kann auch ein Klassenplakat gestaltet werden. Handabdrücke in unterschiedlichen Farben kreisförmig abbilden lassen und die dazugehörigen Namen in die Handflächen schreiben lassen.

Nachdenken über Einzigartigkeit: Gemeinsam überlegen, was das Wort „einzigartig” bedeutet und besprechen, was mich und dich einzigartig macht.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Vornamen besprechen z.B. : So heiße ich, wie heißt du? Was bedeutet mein/dein Name? Woher stammt mein Name (Herkunftsland)? Wer hat den Namen für dich ausgesucht?

Namenskärtchen gestalten

Arbeitsblatt „Das bin ich” ausfüllen

Klassenplakat z.B. mit Regenbogenfarben mit den Fotos der Kinder gestalten. Möglicher Titel: „Wir gehören zusammen, wir sind eine bunte Gemeinschaft!”

Spots in movement/freeze: Bei Musik durch die Klasse gehen, wenn die Musik stoppt, wird jeweils eine Begrüßungsform oder Bewegung angeleitet oder die Schüler*innen müssen sich in einer vorgegebenen Anzahl zusammenfinden (z.B. bei 2 müssen 2 Kinder nebeneinander stehen).

7 | Kinderbücher

 Hübner, M., Wolfermann, I. (2013). Heute heiße ich Jakob! Nord Süd.

 Lobe, M., Weigel, S. (1972). Das kleine Ich-bin-ich. Jungbrunnen.

 Dumas, K., Worms, I. (2016). Anna, Anton, Augenstern oder wie man auf der ganzen Welt zu seinem Namen kommt. Annette Betz.

 Du hast einen Namen T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

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8 | Lieder

9

9 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1
| Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Schätze bei dir und bei mir entdecken

Seiten 8 und 9 im Schulbuch | Kapitel 1

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite lädt dazu ein, sich näher kennenzulernen, miteinander in Kontakt und Berührung zu kommen, die vielen Facetten und bereichernden Schätze bei sich und bei den anderen zu entdecken, die für gläubige Menschen letztlich ihren letzten Grund, wie im Psalm 139 der Bibel betend ausgedrückt, darin haben, dass der Mensch sich als wunderbares Geschöpf Gottes erfährt, der mit „Du” angesprochen werden kann, dem sich der Mensch letztlich verdankt. So ist das Danken die einzig logische Konsequenz. „Dankbarkeit ist das Maß der Lebendigkeit”, benennt es der Mystiker und Franziskaner Bruder David Steindl-Rast. Das eigene Selbstverständnis und Ich-Bewusstsein erwächst entwicklungspsychologisch aus dem Angesprochen- und Gespiegelt-werden durch die wichtigsten Bezugspersonen: „Der Mensch wird am Du zum Ich.“ (Buber 1973, 15). In diesem Satz bringt der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber (1878

1965) sein dialogisches Prinzip und Verständnis vom Menschen auf den Punkt. An der NichtVerbundenheit (häufig auch die fehlende sichere frühe Bindung), „Vergegnung“ statt Begegnung nennt es Buber, leiden vielfach Menschen, auch Kinder. Gerade deshalb sind im schulischen Kontext Kontakt, Beziehung, wirkliche Begegnung so zentral. Damit hängt auch zusammen, dass die Kinder gespiegelt bekommen, was sie einem bedeuten, dass sie Bedeutung haben und uns wichtig sind. Kinder sind angewiesen darauf zu spüren, dass andere an ihnen Interesse haben, dass sie für jemand Bedeutung haben. Das zeigen mittlerweile auch die Erkenntnisse der Neurobiologie. Studien der Neurowissenschaft zeigen nach Joachim Bauer ganz deutlich, dass „soziale Ausgrenzung oder Isolation Gene im Bereich der Motivationssysteme inaktiviert.“ (Bauer, 20). Umgekehrt: entscheidende Voraussetzungen für die biologische Funktionstüchtigkeit der Motivationssysteme im Menschen sind das Interesse, das einem Menschen (Kind) entgegengebracht wird, die soziale Anerkennung und die persönliche Wertschätzung, die einem von anderen entgegengebracht werden. Bereits die bloße Aussicht auf Anerkennung und Wertschätzung aktiviert diese Systeme. In der Regel geschieht dies durch die engsten Bezugspersonen (Familie, aber auch Lehrer*innen…). Kinder/Jugendliche erleben dadurch, dass ihnen Bedeutung zukommt, dass jemand Interesse an ihnen hat. Beziehung, Interesse, Bedeutung wird für Kinder konkret erfahrbarso die vorliegende Doppelseite - im Einander-wahrnehmen, im Interesse aneinander, im Neugierig-sein auf den anderen, auf seine/ihre „Schätze” und Interessen, deshalb sollte für diese anfängliche Beziehungsarbeit reichlich Zeit sein.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben …Besonderheiten und „Schätze” von sich und anderen nennen oder vorzeigen. verstehen und deuten …verstehen, dass jede und jeder besonders ist und verborgene Schätze in sich trägt. gestalten und handeln …spielen, gestalten, pantomimisch zeigen,… was sie bei sich als Schatz empfinden. (be-)sprechen und (be-)urteilen darüber reden/nachdenken, was man nur mit den Augen des Herzens sehen kann, was mich unverwechselbar und einzigartig macht entscheiden und mit-tun …andere und sich selbst als einzigartig und wertvoll betrachten.

3 | Lernanlässe

• Wer bist du? Wer sitzt neben mir?

• Schulbeginn

11 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

• Ich möchte wissen, wer du bist …

• Schatztruhe „Religion“

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Bild „Teile von mir“ auf der linken Seite mag erinnern, dass wir zunächst immer wieder nur einzelne Teile und bruchstückhaft betrachten, wenn wir in diesen Anfangssituationen, Kennenlernspielen undübungen im Unterricht begegnen, die aber zu einem Ganzen zusammenwachsen wollen, im Teil begegnen wir immer dem ganzen Menschen, wird immer das Ganze sichtbar. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, gilt als eine wichtige Prämisse im Holismus. Erst, wer das „Ganze“ in den Blick nimmt, wird auf die Tiefendimension und religiöse Verwurzelung aufmerksam. Sobald wir aber genauer hinschauen und zu analysieren beginnen, zerteilen und zerlegen wir wieder. In dieser Hin- und Her-Bewegung spielt sich häufig auch Unterricht ab: Einerseits, einzelne Teile wahrzunehmen und zu betrachten und dann wieder „aufs Ganze“ schauen.

Der Text vom Raben Felix handelt vom Kennenlernen des anderen und stellt die Frage, ob man jemanden kennt, sobald man dessen Namen weiß. Dadurch regt er neben dem Bild dazu an, nachzudenken, was man von anderen schon weiß und wie sich das Kennenlernen aus der Betrachtung einzelner Teile zusammensetzt. Indem die Erkenntnis von Max, dass man nur mit den Augen des Herzens die wichtigstens Schätze sieht, angeboten wird, wird eine weitere Dimension des einander Begegnens und Kennenlernens eingebracht, die für zwischenmenschliche Beziehungen essentiell ist.

Auf der rechten Seite finden sich vier Schatzkästchen, die darauf warten, individuell „ausgefüllt” mit Zeichnungen, Beschreibungen, etc. zu werden. Was hier mit den typischen Kennenlernspielen von „Lieblingsfarbe”, „Was ich gut kann…”, „Freunde/Freundinnen” bis zum Fingerabdruck zunächst vielleicht auch oberflächlich erscheint, verweist letztlich auf die Tiefendimension und Einmaligkeit jedes Kindes, die dann im Psalmvers vertrauensvoll und dankbar zum Ausdruck kommt.

Der Psalm 139 erzählt von der Erfahrung der engen Verbundenheit zwischen der/dem Betenden und Gott selbst. Es ist der dankbare Blick des Menschen auf seinen Schöpfer, von dem er/sie sich von Anfang an schon im Mutterleib und bis in letzte Faser geliebt und erwünscht weiß, der versteht, dass er sich das Leben nicht selbst gegeben oder erleistet hat, sondern sich einem Größeren verdankt. Dieses bergende Wissen wird dankbar zum Ausdruck gebracht. Der Psalm wird im Schulbuch durch den Vers 14 wiedergegeben.

Der QR-Code führt zu einem Lied zum Thema Einzigartigkeit, wodurch auf die Einmaligkeit jedes Kindes, als von Gott so gedacht und erwünscht zu sein, verwiesen wird Aus dem Einzigartigsein von uns Menschen ergibt sich die Vielfalt, welche unser Leben bunt macht.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Schatzkästchen ausfüllen: Im Schulbuch ausfüllen und gestalten und sich damit bei einzelnen Klassenkolleg*innen oder im Plenum kurz vorstellen.

Über sich nachdenken: Was macht mich aus? Was gehört alles zu mir dazu? Was wissen andere über mich? Was wissen sie (noch) nicht? Hier kann das Augenmerk auf unterschiedliche Punkte, wie außerliche Merkmale, Vorlieben, Eigenheiten, uvm. gelenkt werden.

Über sich erzählen: Was ich gut kann, was ich gerne mache, worauf ich stolz bin. Die Kinder gehen zu zweit zusammen und erzählen sich gegenseitig von sich. Im Plenum stellt dann jeweils das eine Kind das andere den Mitschüler*innen vor.

Überlegen und besprechen: Was bedeutet es, zu sagen: „Du bist wertvoll wie ein Schatz!”

Schatztruhe mit dem größten Schatz der Welt: Eine geschlossene Schatztruhe in der ein Spiegel liegt, im Kreis herumreichen: „Ich habe euch heute den wertvollsten Schatz der ganzen Welt mitgebracht.” Kinder raten lassen, was das für ein Schatz sein könnte. Danach die Schatztruhe herumreichen. Jede/r darf kurz hineinschauen, aber noch nicht verraten, was er/sie gesehen hat. Die Botschaft dieser Übung lautet folgendermaßen: „Du bist wertvoll wie ein Schatz, dich gibt es nur einmal.”

Sich selbst genau anschauen: Mit einem Spiegelteilchen (Sticker) das eigene Gesicht genau erforschen Dabei sieht man immer nur einen kleinen Ausschnitt. Was ist deine Lieblingsstelle? (Muttermal, Auge, Nase, Falte, Mund, Zahnlücke,…) Das Spiegelsteinchen kann dann in eine Heftarbeit integriert werden.

12 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Arbeitsblätter „Das bin ich! & Das sind wir“: Mit den gestalteten Arbeitsblättern eine Klassenwand oder Heftseite gestalten. Die Schüler*innen zeichnen sich in den vorgezeichneten Umriss und denken dabei darüber nach, woran man sie erkennen kann. Auch dadurch können sie erkennen, dass jeder mit seinen Besonderheiten ein Schatz ist und dazugehört.

6 | …und noch mehr Ideen für den Unterricht

Spiel „Was ist anders”: Ein Kind verlässt die Klasse und wartet vor der Tür. Die anderen Kinder tauschen Plätze, Haarspangen, Brillen, Hausschuhe usw. Wenn das Kind zurückkommt, muss es versuchen alle Veränderungen zu finden. Thematisch gesehen, kann man aufgreifen, dass man sogar bei Äußerlichkeiten feststellt, was zu wem gehört - Inneres kann man nicht austauschen, es macht uns „unverwechselbar”...

Spiel „Alle die…” (vgl. „Obstsalat”): In dem Spiel tauschen immer alle Kinder die etwas gemeinsam haben die Plätze. Zum Beispiel „Alle die gerne Pizza essen / schimmen / ein Haustier haben / eine Zahnlücke haben / Geschwister haben /

Spiel „Activity”: Die Schüler*innen teilen durch Gesten (ohne Worte), Zeichnungen oder Beschreibungen (in denen das gesuchte Wort nicht vorkommen darf) etwas über sich mit, dass die anderen erraten sollen. Zum Beispiel Hobbys / Lieblingstiere, -speisen, -farben, / …

Beziehungsnetz knüpfen (mit Wolle): In einem Kreis stehen und die Wolle jemanden zuwerfen, mit den die Schüler*innen besonders verbunden sind oder wen sie gerne besser kennenlernen möchten. Es entsteht ein Netz, dass irgendwie alle verbindet.

Hausübung „Du bist ein Schatz”: Das Arbeitsblatt Schatzkiste ausdrucken mit folgendem Arbeitsauftrag an die Erziehungsberechtigten (od. andere) mitgeben: Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: „Name, du bist ein Schatz, weil…” Im Unterricht kann die Lehrperson die Sätze den Kindern vor. Die Schatzkiste kann auch zum (zu Hause) Aufhängen oder für das Heft gestaltet werden.

7 | Kinderbücher

 Lucado, M. (2007). Du bist einmalig SCM Hänssler.

 Brooks, F. (2021). Alle anders - Das sind wir! Usborne.

 Kunkel, D. (2016). Das kleine WIR. Carlsen.

8 | Lieder

 Du bist du T / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 In Gottes Garten T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Voll, voll, Volltreffer T. / M. von D. Kallauch: www.danielkallauch.de

 Einfach spitze T. / M. von D. Kallauch: www.danielkallauch.de

 Du bist außergewöhnlich T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Du bist ein Schatz T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

13 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Wie wir in der Schule leben

Seiten 10 und 11 im Schulbuch | Kapitel 1

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Diese Doppelseite thematisiert den für die meisten Kinder völlig neuen und fremden Lebensort Schule, der ja nicht nur ein Lernort ist, sondern wo von nun an die Kinder ein großen Teil ihres Lebens verbringen. Das Wort vom „Lebensort” verdeutlicht auch, dass es nicht nur Lesen, Schreiben, Rechnen und damit um schulisches Wissen und Können geht, sondern tatsächlich um unser Leben, das hier auch zur Sprache kommen will. Es sei hier auch auf die von Jürgen Baumert (2002) formulierten vier Modi der Weltbegegnung verwiesen, die Schule auszeichnen: kognitive Rationalität (Naturwissenschaften, Mathematik, etc.), die ästhetisch-expressive Rationalität (Kunst, Musik, …), die normativ-evaluative Rationalität (Recht, Politik,...) und die konstitutive Rationalität (Philosophie, Religion), mit ihren je eigenen Wegen und Fragen. Erst im Zusammenspiel aller vier kann von ganzheitlicher und umfassender Bildung gesprochen werden. Hier findet auch der Religionsunterricht seinen besonderen Platz mit den konstitutiven Fragen nach dem Woher? Wohin? und Wozu? unseres Lebens.

Diese Vielfalt und der Reichtum von Schule und Lernen will hier seinen Platz finden und auch angesprochen werden. Die vielen Facetten von Lernen, die im gemeinsamen Tun immer auch soziales Lernen beinhalten, sind für so manche Kinder auch sehr herausfordernd, manchmal auch überfordernd. Diese seelischen und emotionalen Seiten von Schule und lernen, von den ersten Erfahrungen in der Klasse, sollen auch bewusst wahrgenommen und kommuniziert werden in dem Grundvertrauen, dass da einer ist, der meinen Namen kennt und mich nicht allein lässt. Dieses Grundvertrauen wurzelt in der alltäglichen Erfahrung, dass die SuS und die Lehrpersonen mich sehen, wahrnehmen, ernst nehmen, mir zuhören und sie Interesse an mir als Kind haben.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

…den Lebensraum Schule erkunden verstehen und deuten

…dass die Schulwelt vielfältig ist, dass alle Personen verschieden und in ihrer Individualität ein wichtiger und wertvoller Teil der Gemeinschaft sind gestalten und handeln

…Gefühle, die es im Schulleben gibt, ausdrücken (be-)sprechen und (be-)urteilen

…Gefühle in Verbindung mit (Schul-) Erlebnissen beschreiben und verknüpfen …besprechen, was es braucht, damit man sich in der Schule wohlfühlen kann entscheiden und mit-tun

…Klassenregeln gemeinsam erarbeiten

3 | Lernanlässe

• Das Leben in der Klasse

• Unser Schulhaus

• Lebensraum Schule erkunden

• Schüchterne und mutige, stille und laute, … Kinder

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Bilder von Stefan Karch zeigen unterschiedlichste Kinder und auch Erwachsene, die zum Teil unterwegs sind, zum Teil zusammenstehen, manche sind sich näher, manche distanzierter, manche halten sich an den Händen. Die Kinder auf dem Bild spiegeln die Diversität unserer heutigen Welt. Zugleich strahlt das Bild etwas positiv Heiteres aus, das wesentlich auch zum Kindsein gehört, selbst wenn sich Kindheit

17 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

manchmal unter schwierigen Verhältnissen vollzieht. Zusammensein und Zugehörigkeit sind wesentlich für die kindliche Entwicklung, der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen, das sollte zumindest seit der Corona-Pandemie mit „social- und physical-distancing'', „distance-learning”, etc. klar sein.

Der Text vom Raben Felix spricht einerseits von der Notwendigkeit des bergenden Nestes, das jeder Rabe und jeder Mensch braucht, und andererseits im Bild vom Fliegen von der Notwendigkeit von Freiheit und Sich-entfalten-Können, sein Leben bewegen können. Beides ist von zentraler Bedeutung auch im schulischen Kontext. Die Frage, ob die Schule auch ein „guter Ort” für die Kinder ist, ob sie sich geborgen und angenommen fühlen, ob sie wertgeschätzt und geliebt werden, bleibt nachdenklich offen.

In der grünen Leiste befinden sich Verben, die in Verbindung mit dem Schulalltag stehen, sie zeigen, dass Schule vielfältig ist und können einen Gesprächsanlass über das, was für die Kinder zur Schule gehört, bieten.

Das Foto von der Gefühlsampel hilft den Schüler*innen auszudrücken, wie es ihnen geht. Eine Gefühlsampel kann in de Klasse installiert werden. Mithilfe von Wäschekluppen auf denen die Namen der Schüler*innen stehen können sich die Schüler*innen einem Smiley zuordnen und ggf. etwas über ihren Gefühlszustand erzählen. Die Gefühlsampel kann auch als Reflexionsintrument eingesetzt werden, z.B. „Mir ist es bei diesem Arbeitsauftrag … gegangen.” Die Gefühlsampel zeigt, dass jede und jeder unterschiedliche Gefühle hat. Manchmal geht es mir supergut und ein anderes mal geht es mir richtig schlecht. Alle Gefühle sind wichtig und richtig

Im Schatzkästchen „Meine Gefühle“ können die Schüler*innen ihre Stimmungen, neben der Gefühlsampel, die sie im Kontext Schule erleben, in die Gesichter zeichnen, um sich dann darüber auszutauschen.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Elemente auf dem Bild sprechen lassen: z.B. „Ich bin X und ich erzähle dir…“

Einstieg „Heute geht es mir so, weil…“: Jedes Kind darf sich ein Emoticon aussuchen und einen Satz dazu sagen, warum es dieses Emoticon gewählt hat, wie es ihm/ihr heute geht Man kann hier auch z.B. Kreise austeilen und jedes Kind zeichnet selbst ein Gesicht hinein oder den Kindern größere Smilies vorlegen und sie auswählen lassen.

Arbeitsblatt „Gefühle in der Schule“ ausfüllen/besprechen

Besprechen: Was brauchen wir, damit wir uns in der Schule wohlfühlen. Ideen auf einem Plakat sammeln. Eventuell können Klassenregeln davon abgeleitet werden. Beispielfragen: Was mag ich besonders? Wo tue ich mir schwer? Was fehlt mir? Was wünsche ich mir?

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Lesen und basteln zum Bilderbuch „Heute bin ich“: Das Kinderbuch z.B. im Sesselkreis vorlesen und die Bilder vorzeichen. Nach der Besprechung des Buches können die Schüler*innen mit Zuckerkreiden auf schwarzem Papier einen eigenen „Heute-bin-ich-Fisch” gestalten. Anschließend kann mit den Fischen eine Gefühlswand gestaltet werden.

Gemeinschafts- oder Wanderbild gestalten: Die Schüler*innen malen entweder zeitgleich in Kleingruppen oder versetzt für einen bestimmten Zeitraum gemeinsam an einem Bild. Nach diesem Zeitraum kann das Bild auch zwischen den Gruppen weitergegeben und von der nächsten Gruppe weitergemalt werden. Wichtig ist hierbei (vor allem in der ersten Klasse) von Anfang an klarzustellen, dass ein Gemeinschaftsbild entsteht und die Werke anderer nicht kritisiert oder gar ausradiert werden dürfen, weil genauso wie alle Kinder in der Klasse willkommen sind, auch alle gezeichneten Beiträge am Bild Platz haben dürfen. Die fertigen Werke sollten anschließend an einem Platz in der Klasse aufgehängt werden.

7 | Kinderbücher

 Van Hout, M. (2012) Heute bin ich. Aracari

 Brooks, F. (2019) Gefühle - So geht es mir! Usborne.

8 | Lieder

 Das alles steckt in mir T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Es ist normal, verschieden zu sein T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

18 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

19 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1
Foto von Magdalena Wünscher

Wie Menschen leben

Seiten 12 und 13 im Schulbuch | Kapitel 1

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Vielfältig und sehr divers sind die Ursprungssituationen und die Herkunft unserer Kinder in der Schule, in ihnen spiegelt sich die heutige Pluralität unserer Gesellschaft. Herkunft, insbesondere die soziale Herkunft, prägt Menschen zutiefst. In ihr werden Sprache, Werte, Lebensvorstellungen, Kultur, Religion u.v.m. erworben, die ein Leben lang vertraut bleiben und ein Gefühl von Zugehörigkeit und Verbindung vermitteln. Über das ganz alltägliche Zusammenleben wie Wohnen, Essen, Brauchtum, Landschaft, Sprache, etc. werden zugleich grundsätzliche Werte und Lebensmöglichkeiten erworben. Durch die unterschiedliche (auch soziale) Herkunft unterscheiden sich diese auch bei den Kindern und bringen oft eine spannungsreiche Vielfalt in die Klasse. Neugier und Interesse an den anderen, aber auch achtsamer Umgang mit Andersartigkeit und Fremdheit bedürfen sorgsamer Begleitung im schulischen Kontext, damit Gesprächskultur und konstruktive Kommunikation gefördert wird und eine tolerante Grundhaltung eingeübt werden kann. Dazu will auch diese Doppelseite im Buch beitragen. Sie will aufzeigen, dass Vielfalt neben der Herausforderung vor allem ein wertvoller Schatz ist, der einlädt, wahrgenommen und entdeckt zu werden, der letztlich von Gott gewollt ist, weil jeder/jede sein geliebtes Geschöpf ist. Weiter macht sie aufmerksam auf die weltweite Vernetzung und Verbindung aller Menschen. In Zeiten der Globalisierung, die nicht nur ökonomische Aspekte umfasst, bis hin zu den Flüchtlingsströmen darf nicht davon ausgegangen werden, dass ein Land eine unabhängige Insel sei. Es braucht eine weltweite Perspektive und ein Öffnen des engen Blickes dafür, wie es im schulischen Kontext auch durch die „Global Citizenship Education“ angestrebt wird. Nach der UNESCO (Österreichische Nationalkommission) geht es dabei um die Vermittlung und den Erwerb von Kenntnissen, Kompetenzen, Werten und Einstellungen, die dazu befähigen, die globalen Herausforderungen zu bewältigen und für eine gerechtere Welt, in der die Menschenrechte geachtet werden tätig zu werden. Es braucht ein Bewusstsein für die Verbindung und Abhängigkeit aller Menschen dieser Erde als Schwestern und Brüder des einen Vaters, wie es Christinnen und Christen bekennen, denn jeder/jede ist nach Psalm 139 von Gott her „gewoben im Schoß seiner Mutter“.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben …wahrnehmen/beschreiben wie Menschen unterschiedlich leben, unterschiedliches spielen, unterschiedlich wohnen, sprechen,… verstehen und deuten …verstehen/deuten, dass Verschiedenheit interessant und auch herausfordernd ist und besprechen, was in dieser Vielfalt schön und was schwierig ist. gestalten und handeln …die Vielfalt in der Klasse entdecken, spielerisch darstellen und darüber sprechen. (be-)sprechen und (be-)urteilen …Auswirkungen von unterschiedlicher Interessen, Fähigkeiten, Sprachen und unterschiedlicher (sozialer) Herkunft besprechen. entscheiden und mit-tun …Einzigartigkeit und Vielfalt miteinander in der Klasse feiern.

3 | Lernanlässe

• Wir leben alle sehr unterschiedlich

• Unsere Lebensräume sind verschieden

• Anfangen – Anfangsrituale

• Unterschiedliche Wertvorstellungen aufgrund unterschiedlicher Herkunft

• Unterschiedliche Sprachen

21 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

• Unterschiedliche Kleidung, Spiele, Jausen, …

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Wimmelbild „Wie Menschen leben“ greift unterschiedliche Kinderwelten auf: Stadt - Land, unterschiedliche Religionen, verschiedenste Wohnsituationen in Österreich, Schule,... Das Bild versucht durch das gemeinsame am Tisch sitzen Inklusivität zu veranschaulichen und lädt zum Wahrnehmen und Entdecken des anderen und möglicherweise fremd erscheinenden ein. Grundsätzlich will es nicht nur eine heile Welt beschreiben, sondern die ganze mögliche Vielfalt zum Ausdruck bringen. Die grüne Leiste versteht sich als Gesprächsanlass über die unterschiedlichen Lebenswelten der Schüler*innen.

Der Satz „Wir sind bunt…“ verweist auf die gleiche Würde aller Menschen, in ihrer ganzen Individualtiät. Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll unabhängig davon, wie er ist.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Wimmelbild erkunden: „Ich sehe, …; Mir fällt auf, dass …; Ich frage mich, …; Bei mir zu Hause …“ ggf. kann eine Lupe oder ein Papierrohr zum genauen Schauen zur Hilfe genommen werden.

Wimmelbildelemente sprechen lassen: Menschen, Tiere, Dinge. Beispielsatz: „Ich bin das Mädchen in der Mitte und ich fühle mich…“

Lieblingsplatz am Wimmelbild finden: Einen Lieblingsplatz für mich auf diesem Bild aussuchen und beschreiben/erklären, warum man sich für diesen Platz entschieden hat.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Szene(n) darstellen und erraten: Eine Szene aus dem Bild schauspielerisch darstellen, sodass die Zuseher*innen die dazupassende Szene am Bild finden können. Anschließend besprechen die Schauspieler*innen und das Publikum ihre jeweilige Wahrnehmung. Beispielfragen: „Wie ist es mir ergangen? Was habe ich gefühlt? Was habe ich nicht verstanden?“ Situationen finden und erzählen: Die Schüler*innen anleiten, mit offenen Augen durch das Schulhaus zu gehen. In der nächsten Religionsstunden erzählen lassen, ob sie ähnliche Situationen beobachten konnten. Übung „Wir sind alle verbunden“: Die Schüler*innen stehen in einem Kreis und dürfen jeweils etwas über ihre Erfahrungen in der Schule erzählen. Sie werfen sich gegenseitig ein Wollknäuel zu – wer es bekommt, erzählt als nächstes. Der Teil der Wolle, den man in der Hand hat, wird auch beim weiterwerfen festhalten. So entsteht ein Netz, eine Vernetzung zwischen den verschiedenen Erzählungen.

7 | Kinderbücher

 Edwards, N., Stegmaier, A. (2022). Ich zeig dir meine Welt. Entdecke wie wir Kinder leben Penguin Junior.

 Spier, P. (2021). Menschen Thienemann-Esslinger Verlag.

8 | Lieder

 Du bist da, wo Menschen leben Liederbuch „Du mit uns” Nr. 519

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

22 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Woran Menschen glauben

Seiten 14 und 15 im Schulbuch | Kapitel 1

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Erfahrung des An-der-Hand-nehmens bzw. Gehalten-werdens gehört zu den menschlichen Urerfahrungen: an der Hand der Eltern lernen wir stehen und gehen, machen unsere ersten Schritte und gehen auch im übertragenen Sinn ins Leben hinein. Die Erfahrung bzw. die Sehnsucht danach, wenn manche Kinder dies real nicht erleben oder nur selten erleben, ermöglicht Geborgenheit und sichere Bindung, die sich als grundlegend für den Aufbau psychischer Stabilität erweist. Religionen mit ihrem positiven Zuspruch und ihrer Zusage sind in diesem Sinne als eine wesentliche Ressource anzusehen, die ein Hinein-bergen ins Leben, das für gläubige Menschen letztlich von Gott getragen wird, ermöglichen bzw. bestärken kann. Religionen halten einen riesigen Pool an Erzählungen bereit, die von der Möglichkeit „sicherer Bindung” in Gott berichten.

Vieles ist allerdings in Fragen der Religionen und religiöser Erfahrung brüchig geworden und deshalb nur bedingt abrufbar und benennbar. Erfahrung braucht einerseits das Erlebnis und andererseits die Kommunikation und Deutung, damit das Erlebnis zur Erfahrung werden kann. Kinder, die keine Begegnungen mit Religion bzw. keine Deutung solcher erlebt haben, wird der Zugang zum Religiösen erschwert. Dies gilt es sehr ernst zu nehmen, deshalb versucht das Buch auch wie im Text auf der Seite 14 eher behutsam zu formulieren.

Die Doppelseite will positiv vermitteln: Du bist getragen und gehalten. Du bist nicht allein. Du bist von Gott umgeben und geliebt, so wie du bist. Sie will im Sinn der Mindestanforderung des Lehrplans einladen, „sich mit der Zusage, von Gott geliebt zu sein, auseinanderzusetzen.”

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben ..wahrnehmen/beschreiben wo und in welchem Zusammenhang sie etwas von Gott gehört oder gesehen haben. Was Menschen über Gott erzählen und sagen verstehen und deuten …hören, verstehen und darüber nachdenken, dass Gott für viele Menschen eine Bedeutung hat und sie sich von Gott geliebt wissen dürfen. …die Bedeutung von Freundschaft und Liebe beschreiben und verstehen. gestalten und handeln …gemeinsam eine Klassenkerze gestalten (be-)sprechen und (be-)urteilen …erzählen, wo es gut tut, wenn jemand mit uns geht, uns die Hand reicht, uns lieb hat. …besprechen, ob Gott mit uns gehen kann und uns die Hand reicht, … und darüber nachdenken, wie wir das spüren können. entscheiden und mit-tun …das Lied „Geh mit uns” mitsingen.

3 | Lernanlässe

• Kinderfragen: Warum beten Menschen? Gibt es Gott überhaupt? Warum kann man Gott nicht sehen?

• Religionsunterricht und die Rede von Gott

• Ambivalente Bedürfnisse sich festzuhalten aber auch loszulassen am Schulanfang

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Foto „Meine Hand in deiner Hand“ zeigt eine große Hand und eine kleine Hand. Leicht hält sich die große Hand bereit, damit sich die kleine Hand an ihr anhalten kann; das ermöglicht Sicherheit. Die kleine

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Hand ergreift die große nicht fest, sondern es ist eher ein leichtes Anhalten eine leichte Berührung. Kinder brauchen diese leichte Berührung und Nähe oft gerade bei Übergängen, wie sie auch der Schuleintritt darstellt, um Sicherheit und Stabilität zu finden in der neuen Situation. Zugleich soll es eine „leichte” Berührung sein, die auch zugleich loslassen kann, damit das Kind seine eigenen Schritte und Wege gehen kann.

Der Text „Manche sagen” bringt die religiöse Deutung solcher Erfahrungen von Geborgenheit, Gehaltenwerden und Sicherheit zur Sprache und lädt ein, sich auch selbst mit der Möglichkeit des Vertrauens in Gott auseinanderzusetzen.

Das Lied „Geh mit uns auf unserem Weg” und die vielen bunten Hände mit den gemalten Gesichtern darauf zeigen eine frohen und positiv gestimmten heiteren Glauben als Möglichkeit und wollen das Vertrauen in Gott als tiefsten Grund unseres Lebens fördern und unterstützen. Im Lied wenden sich die Menschen vertrauensvoll an Gott mit der Bitte um Begleitung und Segen.

Das Foto „Bunte Hände unter dem herbstlichen Himmel” zeigt die Buntheit und Verschiedenheit von Kindern, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit als von Gott, und hoffentlich auch von Menschen geliebt, verstehen dürfen.

Der Satz „Du bist von Gott geliebt“ verdeutlicht die Zusage Gottes, Menschen in ihrer Einzigartigkeit anzunehmen und ihnen schon vor jedem Handeln seine Zuwendung zuzusichern. Die Liebe Gottes versteht sich als bedingungslose Liebe

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Das Lied „Geh mit uns” zusammen lernen zu singen

Den Liedruf „Geh mit uns” wiederholt singen und die Schüler*innen dazwischen einen Satz sagen lassen. Beipielsatzanfänge: Ich bin nicht allein, weil … / Die kleine Hand sagt zur großen Hand … / Die große Hand sagt zur kleinen Hand … / Wenn mir jemand seine Hand reicht, fühle ich … / Wenn du mich an der Hand nimmst, … Eine Klassenkerze mit verschiedenen Farben und evtl. Kerzenbastelmaterial gestalten. Sich mit der Klasse um eine „unsichtbare Mitte“ versammeln und so die Anwesenheit Gottes „sichtbar“ machen.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Heftarbeit: Händeabdrücke ins Heft machen. Überschrift: Gott ist da Arbeitsblatt „Gott du nimmst mich an der Hand” gestalten: Die Hände der Kinder mit Fingerfarben bestreichen und den Handabdruck auf dem Blatt abdrucken. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Schüler*innen einander gegenseitig eine Hand abbausen und diese dann ganz frei gestaltet werden kann. Legearbeit „Gott ist wie…”: Die Schüler*innen mit verschiedenen ihre Vorstellungen über Gott kreativ darstellen lassen. Anschließend können sie dem Bild einen Titel geben und ihr Werk den anderen vorstellen.

7 | Kinderbücher

 Thomas, Ch., Hanson, S. (2019). Gott lässt dich nie allein Gerth Medien.

 Wölfel, U. (1985). Hinter dem Hügel. Patmos.

 Monari, M., Baldi, B. (2012). Der rote Faden Tyrolia

 Stracke, S., Gholizadeh, F (2018) Gott ist wie Himbeereis. Paulinus.

8

| Lieder

 Er hält das Leben in der Hand – He’s got the whole world, in his hand Liederbuch Religion Nr. 53

25 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Beispielbild zum Arbeitsblatt

„Gott ist weich und bunt.“

„Gott beschützt mich, mit seinem Beschützerstab.“

26 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1
„Gott ist für mich da, egal wie es mir geht.“ „Gott ist groß.“

Jesus – einzigartiger Mensch, Freund Gottes und

Seiten 16 und 17 im Schulbuch | Kapitel 1

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

der Menschen

Der Glaube der Menschen, der auf der vorigen Doppelseite angesprochen wurde, erfährt nun seine besondere Akzentuierung für den konfessionellen Religionsunterricht, indem nun erstmalig im Buch von Jesus erzählt wird: Jesus, ein besonderer Mensch, ein Freund Gottes und der Menschen; in ihm wird Gott selber sichtbar, erhält ein menschliches Gesicht. Er verkörpert die Nähe und die Liebe Gottes zu jedem einzelnen Menschen. In Geschichten über ihn wird konkret, was es heißt, dass Gott die Menschen in ihrer Einmaligkeit liebt. In Jesus wird sichtbar, wer und wie dieser Gott in der jüdisch-christlichen Tradition ist: ein Gott mit und für die Menschen. Es ist keine abstrakte Rede von Gott, sondern die Nähe und Liebe Gottes bekommt in Jesus von Nazareth Gott Hand und Fuß, in ihm bekommt Gott ein Gesicht. Jesus zeigt durch sein Reden und Tun, dass Gott die Menschen liebt. Wer Jesus begegnet, spürt: Gott ist den Menschen nahe. Im Sinne der „Kommunikation des Evangeliums” (Mette, 2005) steht am Anfang der Rede Jesu „die unbedingte Zusage", und zwar in Form eines Indikativs: ‘Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.’ (Mette, 2005, 83). Das Ankommen und Wirken Gottes im Hier und Jetzt wird proklamiert und ins Gespräch gebracht.

Ein Teil der Kinder hat vielleicht schon im Kindergarten oder zu Hause etwas von Jesus gehört und innerlich auch schon eine Beziehung zu ihm angebahnt. Zunächst geht es sicherlich auch darum, diesen Ist-Stand einmal zu erheben, um zu wissen, wo die Kinder stehen, was sie schon wissen, was sie mit diesem Thema beschäftigt. Im Buch wird Jesus als Erwachsener in seiner damaligen jüdischen Umwelt, der den Menschen nahe ist, der von der Liebe Gottes erzählt,und in seinem Tun vorgestellt.

Im Duktus des Kapitels ist nach der Frage, wie Menschen leben und einem ersten Blick auf den Glauben an einen menschenfreundlichen Gott, der uns nahe ist, Jesus als die erfahrbare Verdeutlichung und Konkretisierung der Nähe Gottes thematisiert. Nach dieser Seite wird das für Christ*innen zentrale Zeichen der Nähe Gottes, nämlich das Kreuzzeichen thematisiert. So gibt es zum Text „Im Namen des Vaters und des Sohnes …” bereits einen inhaltlichen Bezug. „Sein Gottesbild hat nichts von der Schwere und Askese, die der Frömmigkeit so oft eigen ist… In der Sprache heutiger Psychologie: Jesus hat den manipulierenden Über-Ich-Gott enttrohnt und mit dem himmlischen Vater in der Tiefe seines Herzens kommuniziert. Er hat aus seiner Gotteserfahrung heraus gelebt und sie durch sein ganzes Menschsein weiterzugeben gesucht."

(Trummer, 2021, 18). Dieser positive Zugang soll auch auf dieser Doppelseite mit den Texten und Bildern verdeutlicht werden.

Später wird im Buch im Kontext von Advent und Weihnachten auf die Erwartung und Geburt Jesu und danach nachweihnachtlich intensiver auf Jesus, den Freund der Menschen geschaut - entsprechend dem Kompetenzbereich B 3 (Gelehrte und gelebte Bezugsreligion: Grundlagen und Leitmotive des christlichen Glaubens kennen und für das eigene Leben deuten können) - und eine Beziehung aufgebaut.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

… wodurch Menschen erleben und spüren, dass sie geliebt werden. verstehen und deuten

... dass die Menschen in der Begegnung mit Jesus erlebt haben, wie lieb Gott sie hat. gestalten und handeln

… ein Jesusbild kostbar schmücken, verzieren, sich selbst und andere zu Jesus dazu zeichnen,… (be-)sprechen und (be-)urteilen

… warum Menschen Jesus als Freund erlebt haben.

entscheiden und mit-tun

… mit Jesus reden, ihm von Freude und Sorgen erzählen, Freude- und Sorgenzeichen zu einem Jesusbild legen.

28 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

3 | Lernanlässe

• Fragen nach Jesus

• Kinderbibeln mit Geschichten über Gott und über Jesus

• Warum weiß man etwas über Gott?

• Wie können Menschen spüren, dass Gott nahe ist?

• Das Kreuzzeichen … „und des Sohnes …” - wer ist das?

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die beiden Wimmelbilder von Jesusgeschichten von Marijke ten Cate sind Ausschnitte aus einem großen Wimmelbild über das Leben Jesu und der Menschen in der damaligen Welt. Es gibt auf den Bildern viel zu entdecken. Wie die Menschen gelebt haben, wie ihre Häuser ausschauen, wie Menschen gekleidet sind, wie sich das Leben am See Genezareth abgespielt hat, wie und was Kinder spielen, … Die Bilder erzählen einerseits aus dem Leben Jesu, aber besonders auch vieles vom Leben der Menschen, vom Land und der Lebensart in dieser damaligen Zeit. Eine Überfülle an Kleinigkeiten, die die Schüler*innen entdecken können.

Das erste Bild spielt am See Genezareth. Man sieht den See, die vielen Menschen um Jesus, zwei Boote. Bei einem Boot ist ein Mann mit seinen Alltagsarbeiten beschäftigt. Ein Mann geht mit einem Korb voller Fische an Land. Die normale Arbeit von Fischern am See Genezareth. Kinder spielen im Wasser, jemand fischt vom Strand aus, Tiere sind mit dabei, … Im zweiten Boot sitzt eine Person mit einem roten Mantel, die offenbar zu den Menschen spricht. Viele Menschen, Erwachsene und Kinder, sind ihm zugewandt und schenken ihm Aufmerksamkeit. Man kann dabei an Jesus denken, der zu den Menschen geredet hat. Er kennt das Leben der Fischer und ihrer Familien. Er ruft Fischer in seine Nachfolge. Er hat eine ermutigende Botschaft für Kinder und Erwachsene.

Im zweiten Bild sieht man eine Szene mitten in einem Dorf. Häuser mit Flachdächern, ein Baum, ein Brunnen, spielende Kinder, Erwachsene, die interessiert zu der Person mit dem roten Mantel hinschauen. Es sind junge und alte, ganz rechts ein Mann mit einem Stock, etwas witer hinten ein römischer Soldat, Tiere, eine Frau holt beim Brunnen Wasser, ein Baum spendet in der Hitze des Tages Schatten, … Etwas weiter hinten, zusammengedrängt Männer in einheitlicher dunkler Kleidung, wohl eine Gruppe frommer Pharisäer, die in eine Richtung schauen und miteinander reden, … Sie blicken auf den Mann am Brunnenim Kontext des Bildes wohl Jesus - ihm laufen die Kinder zu. Man kann daran denken, dass dieser Jesus auf alle Menschen zuging, für alle ein gutes und ermutigendes Wort hatte. Seine Zuwendung besonders auch zu den Kindern, - eines davon hebt er gerade spielerisch hoch in die Luft - wird sichtbar. Man kann dabei vielleicht auch an die Kindersegnung denken. Von ihm geht eine Menschenfreundlichkeit aus, die sich mitten im Alltag der Menschen zeigt.

Die Kurztexte zu Jesus versuchen in wenigen Worten einzufangen, wer dieser Jesus, den wir Christ*innen als Christus bekennen, für die Menschen - und damit auch für die Kinder - sein will und kann. Sie sind als Einladung miteinander in eine Glaubenskommunikation, in eine „Kommunikation des Evangeliums” (Mette 2005, 14; Neuhold 2022, 35) einzutreten, zu verstehen.

Ikonen (eikon = Abbild) und so auch die angebotene Christus-Ikone wollen in ihrer langen Tradition als Kultbilder das Göttliche durchscheinen lassen, in diese Welt und setzen deshalb ihre Gestalten auf den Goldhintergrund des Himmels und des Göttlichen. Für orthodoxe Christ*innen ist in den Ikonen und in ihrem Licht das Göttliche selbst anwesend, deshalb ist ihre Herstellung von Gebet und Meditation begleitet. Sie werden nach genau festgelegten Regeln „geschrieben”. Die im Buch dargebotene Christusikone stammt aus dem syrischen Raum aus dem 6. Jhdt. und vermutlich aus einem Evangeliar, eine syrische Pergament-Handschrift der vier Evangelien. Der Blick Jesu geht von links oben nach rechts leicht gesenkt auf die Menschen zu, die Gesichtszüge sind sanft und nicht so streng wie bei anderen Christus-Ikonen. Die segnende Hand ist nach vorne auf den Betrachter/die Betrachterin gerichtet. Der goldene Nimbus um den Kopf Jesu bringt sein himmlisches Licht und seine himmlische Herkunft zum Ausdruck, die purpurrote Kleidung verweist auf sein Königsein. In ihm, in diesem menschlichen Gesicht Jesu, wird Gott selber sichtbar und kommt uns Menschen nahe.

29 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Wimmelbilder gemeinsam betrachten: Erzählen und benennen, was ich entdeckt habe. Die Personen und Figuren auf den Bildern sprechen lassen. Fragen an die Bilder, Personen, Situationen formulieren. Bilder mit einer Lupe erkunden: Dazu ein kleines Loch in ein Blatt Papier schneiden und über das Wimmelbild legen. So ist immer nur ein kleiner Teil des Bildes sichtbar und kann genauer betrachtet und entdeckt werden.

Jesus Wand gestalten: Gemeinsam sammeln, was wir von Jesus bereits wissen. Mit Begriffen, Symbolen, Zeichnungen eine Jesus-Wand in der Klasse/Schule gestalten und im Laufe des Schuljahres wachsen lassen.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Ein Jesus-Buch gestalten: Zu jeder neuen biblischen Erzählung von Jesus wird eine Seite im kleinen Jesusbuch gestaltet. Das Jesusbuch kann über alle vier Volksschuljahre stetig weiterwachsen.

Gemeinsam an Jesus denken: Beten, Singen, Stille spüren, in der Kirche, …

Eine Zeitreise machen: Das Land Israel zur Zeit Jesu (anhand von Bildkarten, siehe unten) gemeinsam entdecken: besondere Orte auf der Landkarte suchen, Berufe kennen lernen, Häuser bauen und daraus ein ganzes „Dorf zur Zeit Jesu“ entstehen lassen und bestaunen oder eine Ausstellung machen, … (Eine Vorlage für ein Haus zur Zeit Jesu ist im Anhang zu finden). Activity spielen (siehe unten)

7 | Kinderbücher

 Jeschke, T., ten Cate, M. (2019). Suchbibel. Deutsche Bibelgesellschaft.

8 | Lieder

 I love Jesus deep down in my heart Woher?

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

30 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Auf allen Wegen – Von Gott gesegnet und beschützt

Seiten 18 und 19 im Schulbuch | Kapitel 1

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Wort-Zeile am Beginn dieser Seite fasst die wesentliche Botschaft zusammen: auf allen Wegen von Gott gesegnet und beschützt sein. Sie greift die mögliche und zumindest in Ansätzen meist erlebte menschliche Erfahrung des Vertrauens auf und deutet sie auf den größeren Zusammenhang des Weltganzen in seiner Tiefendimension, die schon in den Seiten davor immer wieder angeklungen ist. Diese Möglichkeit des Sich-gesegnet- und Beschützt-wissens steht aber in einem direkten Zusammenhang mit der menschlichen Erfahrung von Beziehung – siehe auch: Einleitung zum Kapitel. Gott liebt nicht am Menschen vorbei, sondern wir Menschen dürfen uns gerade auch angesichts der konkreten Kinder vor uns als Werkzeug der Liebe Gottes verstehen. Eine Liebe, die auch leiblich im Kreuzzeichen erfahren werden will.

Das Kreuz will also auf dieser Seite in erster Linie als Segens- und Schutzzeichen interpretiert werden. Später im Osterkapitel wird es auch im Sinne eines Kompetenzaufbaus mit dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung Jesu verbunden. So wird auch dies für manche Kinder vielleicht eine Erstbegegnung mit dem Kreuzzeichen als schützender Bogen über den Körper interpretiert. Christus ist hier

wie auch im Bild deutlich wird – nicht der leidende Mensch, sondern der kosmische Christus in den Sternen, der alles Leben und den ganzen Kosmos umfängt, dem wir uns als Kinder und Erwachsene ganz anvertrauen können, in den wir uns hinein bergen und als „von Gott geliebt wahrnehmen” können (Lehrplan).

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben …unterschiedliche Kreuze und Kreuzformen wahrnehmen und beschreiben. verstehen und deuten …das große Kreuzzeichen als Schutz- und Segenszeichen verstehen und deuten. gestalten und handeln ..ein Kreuz kreativ gestalten oder mit Legematerialien legen. …das Kreuzbild im Buch (als Gruppe) nachstellen. (be-)sprechen und (be-)urteilen …erzählen, für wen wir uns Schutz (von Gott) wünschen. …besprechen, warum Menschen ein Kreuzzeichen über sich oder andere machen. entscheiden und mit-tun …mit dem Kreuzzeichen vertraut sein und es mitbeten. …sich gegenseitig ein Kreuz auf die Stirn machen.

3 | Lernanlässe

• Eröffnungsgottesdienst

• Das Kreuz als Schmuck am Hals

• Fragen zum Kreuz, z.B. zum Kreuz in der Klasse: „Was macht der Mann da am Kreuz oben?”

• Beten - Wie geht das?

• Manche Eltern/Großeltern machen ihrem Kind ein Kreuzzeichen auf die Stirn

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text vom Raben Felix nimmt den Aspekt des Geborgenseins mitten im Leben auf. Wenn Angst das Leben schwer macht, dann tut eine Umarmung, ein schützender „Bogen“ gut. Im Kontext der Doppelseite ist der schützende Bogen des großen Kreuzzeichens ein Zeichen der Umarmung, der Geborgenheit und des Schutzes. An der alltäglichen Erfahrung, die der Rabe Felix beschreibt, kann inhaltlich gut angeknüpft werden.Der Text „Beim Kreuzzeichen“ ist eine Beschreibung und gleichzeitig eine Deutung des großen

32 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Kreuzzeichens. Es geht mehr als nur um eine Geste oder eine Bewegung. Das Kreuzzeichen ist ein Gebet, ein Sich-Erinnern an die Geborgenheit in Gott Gottes und um die Bitte um Segen. Schon aus frühester Zeit der Kirche war das Kreuzzeichen einerseits Zeichen der Zugehörigkeit zu Christus (Bekenntniszeichen), aber auch Schutz- und Segenszeichen. So wird es von Anfang an in der Liturgie, vor allem bei allen Sakramenten und Sakramentalien, verwendet (Segnung von Menschen, Gegenständen, etc.). Das vermutlich älteste Zeugnis dafür, dass das Kreuzzeichen mit der trinitarischen Formel bei der Taufe verbunden hat, findet sich in der Predigt beim Kirchenlehrer Ephraem, dem Syrer (306 – 373): „Anstatt mit dem Schild bedecke dich mit dem kostbaren Kreuz, indem du damit alle deine Glieder und dein Herz besiegelst. Tue das aber nicht bloß mit der Hand, sondern auch in Gedanken, bei allen deinen Verrichtungen, sooft du ein- und ausgehst, beim Sitzen und Aufstehen; dein Bett und alles, wo immer du hinkommst, versiegle zuerst mit dem Kreuz im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Deutsche Bischofskonferenz Hg., 2006, 11)

Die christliche Tradition kennt zwei Arten des Kreuzzeichen: Das „große Kreuzzeichen“ (die ganze ausgestreckte rechte Hand wird zunächst zur Stirn, danach zur Mitte des Körpers, zur linken und zur rechten Schulter geführt) und das „kleine Kreuzzeichen“ (mit dem Daumen der rechten Hand wird jeweils ein Kreuz auf die Stirn, auf den Mund und auf die Brust gezeichnet). Das Bild und der Text darunter legt didaktisch das große Kreuzzeichen nahe, weil bei diesem auch der Schutzgestus

„Gott wie ein schützender Bogen über mir und meinen Körper” - körperlich für Kinder eher nachzuvollziehen ist.

Der QR-Code führt zu einem Lied zum Kreuzzeichen. Mit diesem Lied kann das Kreuzzeichen gemeinsam gebetet und dazu gesungen werden.

Das Bild „Christus in den Sternen“ ist eine Steinplastik, die aus vorromanischer Zeit stammt. Sie befindet sich auf einem Brunnen in Südfrankreich. Zunächst sticht eine große stehende Figur ins Auge, die mit ihren ausgebreiteten Händen die Achsen eines Kreises bildet. Da die Figur den Kreis ganz ausfüllt, bilden sich vier Felder, die jeweils einen an Blüten erinnernden Stern zeigen. Es ist zwar kein Kreuz zu sehen und doch erinnert es Christinnen und Christen wohl schnell an ein Kreuz und damit an den kosmischen Christus, der seine Arme ausbreitet. Die ausgebreiteten Arme sind die Haltung der Umarmung und der Liebe. Diese baut bildlich gesprochen den ganzen Kosmos auf und durchströmt ihn. Als Betrachter/in stehe ich dieser Steinplastik gegenüber und kann so in den Dialog eintreten: „Du liebst mich. Ich vertraue dir.“ Zugleich aber werden die Kinder aber auch selbst, wenn sie das Bild mit dem eigenen Körper nachstellen, in diese Bewegung der Liebe und des Vertrauens mit hinein genommen (Zisler, 1994, 67f.).

Der Text „Von oben bis unten…“ bietet eine Deutung der Gebärde des großen Kreuzzeichens in kindgemäßer Sprache an. Der Text kann ergänzend zum eigentlichen Wortlaut des Kreuzzeichens ergänzend dazu gesprochen werden. Die Gebärde, die über den ganzen Körper gezeichnet wird, erinnert mit diesem Text an die Liebe Gottes, die uns von allen Seiten umgibt.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Mein Körper als Kreuz: Mit dem Körper ein Kreuz formen. Das Kreuz als Körpergebet beten. Sich dabei zuerst ganz strecken, dann verkleinern, dann die Hände ausbreiten, bis zum „großen” Kreuzzeichen.

Bild „Christus in den Sternen“ mit dem eigenen Körper nachstellen: Ausgestreckte Hände, Kreis formen, mit den Händen, den Bogen mit den Händen über den Körper als Kreuzzeichen „nachzeichnen”. Dabei wird folgender Text gesprochen: „Von oben bis unten, von einem Ende bis zum anderen. Du liebst mich. (Handflächen über der Brust überkreuzen). Ich vertraue dir (Hände nach vorne ausstrecken - Gestus des Empfangens).

Bild „Christus in den Sternen“ mit der ganzen Klasse nachstellen

Vom Kreuz umarmt: Die Schüler*innen dürfen sich mit einer Decke/Tuch den Körper einhüllen und beschreiben, wie sich das anfühlt und wann sie sich dieses Gefühl wünschen.

Gemeinsam überlegen: Wann habe ich schon einmal Angst gehabt? Was macht mir Angst? Was hilft mir dabei, dass die Angst weniger wird und das Herz wieder leicht ist?

Kreuze oder Kreuzformen kreativ gestalten: Malen, zeichnen, nachfahren, mit Legematerialien (aus der Natur) legen, nachgehen, aus Papier reißen, in eine kleine Sandkiste zeichnen, stempeln, mit Knetmasse formen, aus bunten Papierresten aufkleben, Kreuzformen ausstanzen und aufkleben, armenische oder irische Kreuzsteine nachzeichnen oder bemalen, Kreuzschablonen mit Ölkreiden durchrubbeln usw.

Kreuzzeichen singend beten: u.a. mithilfe des Liedes vom QR-Code.

Kreuzzeichen weiterschenken/segnen: Mit Weihwasser einander auf die Stirn oder in die Hand zeichnen. Wichtig ist hierbei auf Freiwilligkeit zu achten.

33 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Heftarbeit „Von Gottes Liebe umgeben“: Die Kinder zeichnen sich in eine bunte Papierscheibe mit ausgestreckten Armen. Die wichtige Botschaft dabei lautet, dass sie umhüllt und beschützt von der Liebe Gottes sind.

Arbeitsblatt „Im Zeichen des Kreuzes sind wir mit Gott und den Menschen verbunden“: Das Kreuz gestalten und ggf. Menschen seitlich dazuzeichnen und Farben/Formen… „für das Göttliche“ oberhalb hinzeichnen. Klassenkreuz gestalten: Beispielsweise mit Handabdrücken auf Papier oder mit den verschiedensten Materialien (z.B. Glassteinen, Pfeifenputzer, Eisstäbchen, Naturmaterial, usw.) gestalten. Möglicherweise ein großes Kreuz aus vielen kleinen Kreuzen entstehen lassen.

7 | Kinderbücher

 Rose, H. (2014). Christliche Symbole den Kindern erklärt. Butzon & Bercker.

8 | Lieder

 Im Namen des Vaters und des Sohnes Liederbuch Religion Nr. 60

 Über dir, unter dir T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Von guten Mächten wunderbar geborgen Liederbuch „Du mit uns” Nr. 711

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

34 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Das kann ich … das weiß ich …

Seiten 20 und 21 im Schulbuch | Kapitel 1

Diese Doppelseite am Ende des Kapitels dient der Selbstevaluierung der Kinder. Womit habe ich mich in Religion beschäftigt? Was kann ich, was weiß ich, was habe ich im Religionsunterricht gelernt, welche Fragen habe ich, … Die Schatzkästchen beinhalten Anregungen zu den am Kapitelanfang beschriebenen „Schätzen”, die in diesem Kapitel zu finden waren. Da die Kinder der ersten Schulstufe sehr heterogen sind, was ihre Interessen und Fähigkeiten anbelangt (Lesen, Feinmotorik, Verständnis, bevorzugte kreative Ausdrucksweisen, …) sind hier Arbeitsimpulse mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten. Es geht darum, dass sich die Kinder bewusst werden, welche Schätze sie durch den Religionsunterricht entdecken, was sie im Sinne der Kompetenzorientierung neu wissen und neu können, worüber sie nachdenken und welche Fragen neu generiert werden.

Kapitelabschluss - die spirituelle Seite

Seite 22 im Schulbuch | Kapitel 1

Die Schlussseite ist eine Seite der Vertiefung und des Verweilens. Ein Gebet als spirituelles Angebot steht im Mittelpunkt. So kann über das ganze Schulbuch ein kindgemäßer Schatz an Gebeten, Liedern oder Geschichten bzw. Sätzen zum Nachdenken aufgebaut werden. Das grafische Element des steirischen Künstlers Alois Neuhold nimmt das Symbol des Regenbogens auf, der etwas verfremdet nicht nach oben gewölbt ist, sondern der an einen Arm erinnert, in den man sich bergen kann. Aufgefangen, getragen, geschützt vor dem, was sich ganz unten in bedrohlichen Farben und Formen zeigt. Das Leben der Kinder ist nicht nur schön. Sie nehmen auch Gefährdungen wahr, sie sind auch mit Schicksalsschlägen konfrontiert, mit Gewalt, Trennung, … Der Arm Gottes und hoffentlich vieler Menschen bietet sich wie ein bergendes Nest, wie eine schützende Hand an, um in dieser oft auch bedrohlichen Welt gut und vertrauensvoll leben zu können.

Literatur zum 1. Kapitel

Baumert, J. (2002). Deutschland im internationalen Bildungsvergleich. In: Killius, N./Kluge, J./Reisch, L. Die Zukunft der Bildung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag. S.100 – 151.

Bauer, J. (2007). Lob der Schule. Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern. Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag.

Biesinger, A./Boschki, R./Hermann, D. (2015): Fazit, Diskussion der Ergebnisse und Ausblick. In: Altmeyer, St./Biesinger, A./Boschki, R. u.a.: Werte – Religion – Glaubenskommunikation. Eine Evaluationsstudie zur Erstkommunionkatechese. Wiesbaden: Springer VS Fachmedien.

Boschki, R. (2012): Dialogisch-beziehungsorientierte Religionsdidaktik. In: Grümme, B./Lenhard, H./Pirner, M. (Hrsg.): Religionsunterricht neu denken. Innovative Ansätze und Perspektiven der Religionsdidaktik. Ein Arbeitsbuch. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.

Buber, M. (1973): Das dialogische Prinzip. Heidelberg: Verlag Lambert Schneider.

Buber, M. (1982): Das Problem des Menschen. Heidelberg: Verlag Lambert Schneider.

Mette, N. (2005). Einführung in die katholische Praktische Theologie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Neuhold, H. (2022). Glaubenskommunikation statt Belehrung und Indoktrination - eine neue Kommunikationskultur auf dem Hintergrund der gemeinsamen Taufe und des gemeinsamen Priestertums. Ljubljana: Teoloska fakulteta. Österreichische UNESCO-Kommission (o. J.). Global Citizenship Education https://www.unesco.at/bildung/globalcitizenship-education/ Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (2006). Der Glaube an den dreieienn Gott. Eine Handreichung der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz zur Trinitätstheologie.Die Deutschen Bischöfe 83. 11. Trummer, P. (2021). Den Herzschlag Jesu erspüren. Seinen Glauben leben. Freiburg i. B.: Verlag Herder.

Zisler, K. (1994). Christus in den Sternen. In: Neuhold, H./Pendl, R./Zisler, K.: Freude am Glauben 1. Handbuch zum Religionsbuch VS 1 „Ich bin mit dir“. Linz: Veritas Verlag.

36 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

KAPITEL 2: S

Impuls

taunen, fragen, danken

– GOTT UND DIE WELT

Was macht die Farben bunt?

Sag mir, was lässt die Pflanzen sprießen, lässt Bäche, Flüsse, Ströme fließen?

Was lässt der Blumen Duft entstehen, und warum kann ich ihn nicht sehen?

Sag mir, was lässt die Sonne scheinen und ab und zu die Wolken weinen?

Was lässt die Vögel morgens pfeifen, was lässt mich fühlen und begreifen?

Was lässt die Erde ständig drehen, den Wind mal stark, mal sachte wehen?

Stimmt es, dass Apfelkerne träumen, sie würden mal zu Apfelbäumen? …

Marcus Pfister

Allgemeine Hinführung

Das zweite Kapitel des Religionsbuches „Schatzbuch Religion 1“ nimmt die Fragen und Gedanken der Kinder über Gott und die Welt in den Fokus. Auch Kinder der ersten Schulstufe haben große Fragen und wertvolle Gedanken zu dem, was sieumgibt, was sie erleben, was sie freut oder auch erschüttert. Sie nehmen neben ihren eigenen Erfahrungen und Deutungen auch Gedanken und Deutungsmuster ihrer Umgebung auf und bauen an ihrem Bild über Gott und die Welt weiter. Das Kapitel thematisiert Elemente aus der Welt, in der wir leben und lädt zum Fragen ein. Es lädt ein auf die Wunder der Natur zu schauen und zu fragen, woher denn das alles kommt und ob es ein einer guten Hand geborgen ist, ob man dieser Welt vertrauensvoll begegnen kann. Es geht der Frage nach, wer dieser Gott denn sei, wie Menschen ihn erleben und über ihn erzählen. In Auszügen aus großen biblischen Erzählungen werden unterschiedliche menschliche Erfahrungen angeboten. Beispielhaft wird gezeigt, dass sich Gott den Menschen liebevoll zugewandt hat und beziehungsreich zuwendet, dass er ihnen seine Nähe und verlässliche Freundschaft geschenkt und seinen Namen geoffenbart hat. Diese Nähe und Zuwendung gilt für alle Menschen und zu allen Zeiten. Die Seiten mit den biblischen Erzählungen möchten Resonanzräume eröffnen für die Kinder und ihre Lebenserfahrungen, für ihre Fragen, ihr Bedürfnis nach Nähe und Begleitung. Sie möchten mit dem Leben der Kinder in Kontakt kommen und möchten zum Nachdenken, Fragen und zum Austausch anregen und das Vertrauen der Kinder in die sich selbst und in die Welt stärken. Zugleich sind sie immer auch eine Einladung, sich diesem sich den Menschen liebevoll zuwendenden Gott mit allem, was das Herz bewegt, anzuvertrauen.

Lehrplanbezüge des 2. Kapitels

Kompetenzbereich | A2 Menschen und ihre Lebensorientierungen. Sich mit den großen Fragen der Menschen auseinandersetzen können.

Kompetenzbeschreibung | Die Schüler*innen können ihre Fragen und Gedanken über Gott und die Welt zum Ausdruck bringen und sich mit biblischen Gottesvorstellungen auseinandersetzen.

Anwendungsbereiche | Welt- und Gottesbilder der Schüler*innen; Selbstoffenbarung Gottes: Jahwe

Unterrichtshinweise | Gott als Schöpfer (Gen 1 in Auswahl); staunen – fragen – danken; Psalm 8

Kompetenzniveau 1 | Die Schüler*innen können ihre Fragen und Gedanken zu einer biblischen Gotteserfahrung ausdrücken.

Zuordnung - Zentrale fachliche Konzepte

Lebensrealitäten und Transzendenz: Christlicher Glaube versteht den Menschen in seiner Biografie und in seinen Lebensbezügen als transzendentes Wesen und erschließt Wege der Sinnfindung durch Transzendenzbezug.

Gottesliebe und Menschenliebe: Das jüdisch-christliche Gottes- und Menschenbild steht für eine lebensbejahende Grundhaltung zu sich selbst, den Mitmenschen und der Welt. Das Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Mensch und der Menschen untereinander ist getragen von der bedingungslosen Liebe Gottes. Unabhängig von Fähigkeiten und erbrachten Leistungen ist der Mensch in seiner Würde unantastbar.

37 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Mögliche Vernetzungen und Projekte

Lehrplan Primarstufe Kunst und Gestaltung: Kompetenzbereich Kommunizieren; Kompetenzbereich Bildnerische Praxis; Anwendungsbereich Ich und die Welt

Lehrplan Primarstufe Sachunterricht: Naturwissenschaftlicher Kompetenzbereich

Bezüge zu fächerübergreifenden Themen

5 Umweltbildung

Titelseite: Staunen, fragen, danken – GOTT UND DIE WELT

Seite 23 im Schulbuch | Kapitel 2

Das Titelbild, ein Ausschnitt aus dem Bild „Schöpfung” von Espen Hanefelt Kristensen, lenkt den Blick in die wunderbare und unendliche Weite des Weltalls mit Sonnen, Monden und Sternen. Staunenswert wird der Himmel in seiner Vielfalt, Unendlichkeit und Zauberhaftigkeit vor Augen gestellt und regt die Phantasie der Kinder an. Da irgendwo ist auch unser Planet Erde, sind auch wir Menschen, bin auch ich. Und gleichzeitig ist mit dem Blick auf die Weite des Himmels auch der Gedanke an das Große, Unfassbare, vielleicht auch Göttliche möglich. Es eröffnet sich eine Einladung zu einer Schatzsuche, die die Fragen und Gedanken über Gott und die Welt im Blick hat. Es lädt auch ein, dass eventuell einzelne interessierte Kinder ihr Wissen vom Himmel, von den Sternen und Planeten mit anderen Kindern teilen. Schätze entdecken … zeigt im Sinne eines kompetenzorientierten Lernens auf, wohin die inhaltliche Reise bzw. Schatzsuche in diesem Kapitel geht, in welchen Themenbereichen Kompetenzen erworben werden können. Dabei sollen die Dimension der Mitwelt und die Dimension des Inneren berührt werden.

Möglichkeiten für die Arbeit mit der Titelseite

Bildarbeit: Das Bild betrachten, beschreiben, was zu sehen ist (Farben, Formen, …), woran es erinnert, was schon bekannt ist. Suche dir einen Platz in dem Bild, der dir besonders gefällt. Schließe die Augen. Wenn du von deinem Platz aus auf die Erde schaust, was siehst du/was denkst du/was wünschst du der Erde? … Öffne die Augen, schaue dich um und erzähle den anderen deine Gedanken.

Klassenwand gestalten: Sterne ausschneiden, mit Glitzer verzieren, mit Schmucksteinen bekleben, Namen oder gemaltes Bild der Kinder hineinkleben. Überschrift: Ein Himmel voller Sterne. Schön, dass du da bist!

38 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1
Foto von Carmen Stürzenbecher

wahrnehmen und fragen

Die Welt, in der wir leben

Seiten 24 und 25 im Schulbuch | Kapitel 2

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Diese Doppelseite lädt dazu ein, anhand der Fotos und Bilder die Welt im Großen und im Kleinen wahrzunehmen und zu entdecken. Dadurch wird sowohl all das staunenswert Wunderbare, Geheimnisvolle und Geschenkhafte der Welt, alles, was unser Herz mit Freude erfüllen kann, in den Blick gerückt, wie auch all das, was Angst machen kann, die Gefahren für das eigene Leben, das Gefährdete der Welt, die Zerstörung der Mitwelt und des eigenen Umfeldes. So bewegt sich das Buchkapitel zunächst von außen (Wahrnehmung der Welt, wie sie eben ist) nach innen und deutet diese als besonderen, von Gott anvertrauten Schatz für alle Menschen.

Die Schüler*innen werden angeregt, über die Welt, die sie umgibt, nachzudenken und auf ihren Wahrnehmungen basierend Fragen zu entwickeln. Durch die Beschäftigung mit den auftauchenden Themen und Fragen haben die Schüler*innen die Möglichkeit ihre eigene Lebenswelt als geheimnisvoll und staunenswert zu verstehen, aber auch die Gefährdungen, Sorgen und Ängste wahrzunehmen und zu artikulieren. Sie werden durch eigene, aber auch durch die Fragen und Wahrnehmungen anderer, zum Nach- und Weiterdenken angeregt.

Die Fragewörter auf der rechten Buchseite verdeutlichen, die fragehaltige Such-Perspektive auf die Welt und das Leben und wollen helfen, eigene Fragen in Worte zu fassen. Durch die Schatzkästchen werden die Schüler*innen eingeladen, kreativ ihre eigene Lebenswelt insofern einzubringen, sich selbst zu fragen, was sie in Bezug auf die Welt, in der sie leben, überrascht, was sie mögen und was sie traurig macht - die Möglichkeiten sind hierbei so vielfältig wie die Kinder selbst. Durch Gespräche untereinander aber auch mit der Lehrperson, können Ideen gesammelt und auch weiterentwickelt werden bzw. zu weiteren Fragen führen. Das Fragezeichen zum Anmalen hat den Sinn, die fragende Perspektive zu verdeutlichen und für jeden einzelnen festzuhalten. Grundsätzlich gilt für das Fragen und für einen fragehaltigen Unterricht, dass sie anregen nach Antworten zu suchen, dass eine Suchbewegung ausgelöst werden kann nach möglichen Antworten, die eben nahe bei den Fragen wohnen und zu finden sind: „Wer fragt, weiß schon etwas!”

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können:

wahrnehmen und beschreiben

…Entdeckungen und Gedanken zum Leben auf dieser Welt in Worte fassen und beschreiben, was interessant, staunenswert, traurig… ist und wo sie Fragen haben. verstehen und deuten …verstehen/deuten, dass die Welt und das Leben sind bunt und vielfältig.

…dass vieles schön ist, manches rätselhaft, manches traurig, manches gefährlich, anderes gefährdet. …dass Fragen dabei hilft die Welt zu entdecken und zu verstehen. gestalten und handeln …ein Plakat oder Legebild zum Thema „Unsere wunderbare und gleichzeitig gefährdete Welt“ gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen …besprechen/beurteilen, was die Bilder erzählen, was sie fragen möchten, welche Fragen ihnen durch den Kopf gehen, was sie mögen, was sie traurig macht,… entscheiden und mit-tun …einander von Gedanken und Fragen erzählen, Fragen an Gott richten und miteinander zu diesen philosophieren.

3 | Lernanlässe

• Das vielfältige Miteinander in der Schule

• Weltgeschehen, von dem auch die Kinder hören/betroffen sind: Umwelt, Klima, Artensterben, …

39 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

• Fragen und Interessen, die von Kindern thematisiert werden

• Große und kleine Welt: Lebenswelt der Schüler*innen und Leben auf der Welt

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Bildcollage zeigt eine Auswahl von dem, was zu unserem Leben auf der Welt gehört, was fasziniert, beglückt, erstaunt, erschreckt, … Es sind Blitzlichter, die zum Schauen, Erzählen und Fragen einladen. Die Themen und Lebensbereiche sind:

Der Wasserfall als Beispiel für die faszinierende Natur

Die zusammen sitzende, spielende Menschengruppe als Hinweis auf die Bereiche Arbeit, Freizeit, Technik, Spiel

Das Glück der Umarmung

Der Eisbär als faszinierendes Tier, das vom Aussterben bedroht ist, der Müll um ihn herum Kinder in ihrer Vielfalt und Buntheit

Christliche Zeichen, die in unserer Welt zu entdecken sind.

Der Globus in der Mitte, der in seiner Größe und Zerbrechlichkeit viele Wahrnehmungen und Fragen thematisiert, u.a. auch die Zusammengehörigkeit der Menschen auf der Welt (alle leben auf einem Planeten usw.)

Das Schatzkartenstück und die herumtanzenden Fragewörter „Wo? Was? Warum?” zeigen: Auch Fragen können Schätze sein und dürfen auf jeden Fall auf dem Weg um Schätze zu finden nicht fehlen - diese Aussagen können gemeinsam erörtert werden.

Der Text vom Raben Felix motiviert die Schönheiten der Welt und des Lebens wahrzunehmen und sich daran zu freuen.

Die Schatzkästchen laden ein die eigenen Wahrnehmungen der Welt und des Lebens in Form von Fragen und Gedanken mitunter gestalterisch auszudrücken.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Wahrnehmen und fragen: Bilder anschauen, Statements zu den Bildern sammeln: Was siehst du? Was denkst du? Welche Fragen fallen dir ein?

Schatzkästchen gestalten: Es kann den Feststellungen „das überrascht mich”, „ das mag ich” und „das macht mich traurig” nachgegangen werden und somit die Collage durch die eigenen Wahrnehmungen der Schüler*innen ergänzt werden. Die Schatzkästchen können befüllt werden mit zu den Impulsen passenden Bildern, symbolhaften Farben oder durch Worte und Erzählungen. Das vorgezeichnete Fragezeichen lädt zum meditativen Nachspuren ein und eröffnet die Möglichkeit der Buntheit von Fragen durch Farben Ausdruck zu verleihen.

Bildarbeit: Ein Bild auswählen und ein Element (Tier, Mensch, Wasser, …) sprechen, erzählen, fragen, … lassen.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Zum Fragen anregen: Karten mit Fragewörtern auflegen und so das Fragen und miteinander kommunizieren anregen

Fotos und Dinge sammeln: Mitbringen von „etwas Besonderem“ (u.a. auch Symbole). Das können sowohl besonders tolle Dinge sein (wunderbare Blumen, usw.) oder Fotos von besonders schönen Orten, Dingen die man gefunden hat (Steine usw.) aber auch negative Dinge, die einen traurig machen oder nicht auf den ersten Blick schön sind. Diese können in der Klasse gemeinsam betrachtet und hergezeigt werden - daraus können Gespräche entstehen und Fragen auftauchen und so verschiedene Perspektiven sichtbar werden. Arbeitsblatt „Mit allen Sinnen die Welt wahrnehmen“: Die Welt in der wir leben. Was ich höre, was ich sehe, was ich schmecke, was ich fühle, … (Auge, Ohr, Hand, …) über verschiedene Stationen wahrnehmen und am Arbeitsblatt z.B. durch Zeichnungen oder Wörter festhalten. Folgende Stationen wäre u.a. möglich:

• Sehen: Durch eine Lupe Naturmaterialien betrachten

• Hören: Geräusch-Memory: Unterschiedliche Materialien in Überraschungseier einfüllen (von jedem Material zwei Eier) und wie ein Memory spielen lassen

• Schmecken: Obst und Gemüse kosten und erraten

40 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

• Riechen: Unterschiedliche Gewürze (Zimt, Anis, Fenchel, Orangenschale, Weihrauch, Lavendel, Minze, Oregano, Kümmel, Erde, …) in Gläschen füllen und erraten lassen

• Tasten: Unterschiedliche Materialien in Stoffsäcken/Schachteln füllen und ertasten lassen

7 | Kinderbücher

 DeWitt, D., Grove, Ch. (2021). Hallo Gott, kann ich dich mal was fragen? Tom und Laura finden Antworten auf knifflige Fragen. Gerth Medien.

 Jeffers, O (2018). Hier sind wir. Anleitung zum Leben auf der Erde. NordSüd

 Kässmann, L., Walczyk, J. (2020). Der kleine Waschbär fragt nach Gott. bene.

 Bone, E. (2016). Aufklappen und Entdecken. Unsere Erde. Usborne.

8 | Lieder

 Du bist da wo Menschen leben Liederbuch „Du mit uns“ Nr. 519

 Jeder Tag ist ein Geschenk Liederbuch Religion Nr. 50

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

41 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

Bunt die Welt, voll das Herz

Seiten 26 und 27 im Schulbuch | Kapitel 2

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite richtet den Fokus auf die Fragen rund um die Natur, auf die bunte Welt und das staunende und dankbare Wahrnehmen und Annehmen all dessen, was uns geschenkt und zugleich auch anvertraut ist. Es lädt ein, in „Resonanz” zu gehen (Rosa), Beziehung aufzunehmen gegen alle mögliche Entfremdung. Der Herbst spiegelt dies als ganz besondere Jahreszeit auch mit seiner ganzen Fülle an Farben, Buntheit, an Früchten, die geerntet werden.

Menschen, Pflanzen, Tiere - alles gehört zusammen und ist miteinander verwoben – „Connectedness” (Hüther). Gerade in unserer Zeit wächst auch bereits bei Kindern ein starkes Bewusstsein dafür, dass vieles in unserer Welt, Mitwelt, Umwelt gefährdet ist, besonderen Schutz braucht und alles miteinander verflochten, kostbar und schützenswert ist.

Ausgehend von Franziskus, diesem besonderen Heiligen aus Assisi, wird dem Gedanken und der Erfahrung Raum gegeben, dass alles, was lebt, Menschen, Tiere und Pflanzen, Geschwister sind und dass wir einander anvertraut sind, weil alles von Gott geschenkt wird. So wird nochmals der Blick vom zunächst Vordergründigen auf das Hintergründige gelenkt. So kann die Schöpfung wie bei Franziskus als einziger Lobgesang betrachtet werden bzw. Lob und Dank heraus fördern. Dadurch öffnen sich Frageräume hin zu vielen Themen rund um die dankbare Wertschätzung der Schöpfung und der Geschöpfe, Bewahrung der Schöpfung, Erntedank, u.v.m. Die Welt als Schöpfung kann so als „Fingerabdruck Gottes” (E. Cardenal) gelesen werden.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

…die Buntheit der Menschen, der Natur wahrnehmen und beschreiben, was sie zum Staunen bringt, wo sie Fragen haben und wofür sie Danke sagen wollen.

…die Buntheit des Herbstes in der Umgebung (Schulgelände, Stadtpark, etc.) wahrnehmen und beschreiben.

verstehen und deuten

…verstehen/deuten, dass jede und jeder einzelne ist Teil der Schöpfung ist. …etwas über Franziskus erzählen und besprechen und verstehen, inwiefern wir mit allen Menschen, Tieren, Pflanzen, … geschwisterlich verbunden sind. gestalten und handeln

…wertschätzend die Natur wahrnehmen, indem sie mit Naturmaterialien etwas gestalten.

…etwas für die Natur tun, z.B. ein Vogelhaus im Schulhof aufstellen, Mistkübel mit Danke-Plakaten beschriften, Müll einsammeln, usw. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…besprechen/beurteilen, wie sich Dankbarkeit für unsere Welt/der Schöpfung ausdrücken lässt und was wir in unserer Zeit für die Bewahrung der Schöpfung (in der Schule/Klasse) tun können. …besprechen/beurteilen, was es bedeutet, mit allen Dingen wie Geschwister miteinander zu leben. entscheiden und mit-tun

…das Staunen, Danken und Fragen kreativ zum Ausdruck bringen indem sie miteinander singen, beten, Schöpfungsmandala legen usw.

3 | Lernanlässe

• Die Schönheit und Buntheit des Herbstes und der Natur

• Gedenktag des Hl. Franziskus am 4. Oktober / Welttierschutztag

• Erntedankfest

• Freude an der Natur, an den Tieren, … (Haustiere, Nutztiere)

43 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Foto „Hand und Ähren” nimmt wie mit einer Lupe das Kostbare und Geheimnisvolle dieser Kornähren in den Blick. Die Hand, die achtsam über das Korn streicht, lädt ein, selber achtsam und mit allen Sinnen die Natur wahrzunehmen und lässt die Gedanken und Fragen rund um das Staunenswerte und Kostbare entstehen.

Der Text vom Raben Felix lädt ein, auf das Selbstverständliche zu schauen. Achtsam wahrzunehmen was ist. Die Worte von Max verweisen vom Vordergründigen auf das Hintergründige, nämlich, dass die Getreideähren auf etwas Großes verweisen, dass in ihnen etwas vom Wunder des Lebens zu erahnen ist. Felix stellt mit seiner Reaktion in den Raum, dass das Wachsen und Werden für ihn Grund zum Staunen und Danken ist. Der Gedanken- und Frageraum für die Assoziationen der Kinder ist eröffnet. So kann der Text zum Lernanlass werden.

Die Schatzkästchen öffnen Räume, die die Kinder einladen, zu überlegen und zu fragen, inwiefern Elemente der Schöpfung für sie Geschwister sein können. Welche Geschöpfe ihnen besonders nahe und wichtig sind, Brüder und Schwestern sind,…

Das Bild „Vogelpredigt” entstammt einem Kinderbuch (siehe Kinderbuch) und zeigt den heiligen Franziskus (1181 - 1226) und seine Predigt, die er den Vöglen hält. Die Legende erzählt, dass Franziskus unterwegs mit seinen Gefährten im Tal von Spoleto einer Vogelschar begegnet, die ihm aufmerksam zuhört. Er ermutigt seine „Brüder und Schwestern” ihren Schöpfer zu loben und zu lieben, weil Gott sie besonders liebt und schützt. Schließlich segnet er sie und die Vögeln antworten mit einem vielstimmigen Gesang. Franziskus und viele Legenden um ihn eröffnen einen Resonanzraum und laden ein, zu überlegen, inwiefern man mit der Natur in Beziehung und Kommunikation gehen kann, was Kindern oft sehr nahe liegt, und sie nicht nur beiläufig erleben.

Der QR-Code führt zu Informationen über den Heiligen Franziskus, wer er war und was ihn besonders auszeichnet, was wir von ihm lernen können.

Der Satz „Menschen, Tiere Pflanzen…“ regt zum Nachdenken und Fragen an, in welchem Verhältnis der Mensch zu den Tieren, Pflanzen,... seiner Umwelt steht. Durch das in Frage gestellte „unsere Geschwister” ist bereits eine Zugangsmöglichkeit angeboten, nämlich die des Heiligen Franziskus.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Leben des Heiligen Franziskus erzählen: Wichtige Informationen (siehe unten) zusammgefasst vermitteln. Legende von der Vogelpredigt erzählen/besprechen (siehe unten)

Sonnengesang vertonen: Zu den einzelnen Bildern mit Orff-Instrumenten Klänge finden. Mögliche Klänge:

Sonne: warme Töne, Mond: kalt klingender Ton, Sterne: Glockenspiel, …

Sonnengesang (Gemeinschafts-)Bild gestalten (siehe unten): Für diese Gestaltung bietet es sich an, entweder das Lied im Vorhinein anzuhören und die Schüler*innen dann in Gruppen je eine Strophe gestalterisch verarbeiten zu lassen oder das Lied anhören und nach jeder Strophe stoppen, damit die Felder ausgefüllt werden können – davor ist es ratsam zu sammeln, um was es in der Strophe geht. Nachdenken/Überlegen: Sind alle Lebewesen Geschwister? Was bedeutet das / (würde) das bedeuten?

„Eine Erzählung zum Erntedank“ vorlesen/besprechen (siehe unten)

Erntedankfest besprechen, vorbereiten, mitgestalten, mitfeiern Dinge für die wir dankbar sind gestalten/basteln für Plakat, Heftarbeit oder als Kirchendeko zu Erntedank

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Sonnengesang singen: Beispielsweise bei Schulerntedankfeier (oder Kinder in die Kirche einladen) singen Gegenstände/Fotos vom Erntedankfest mitbringen, anschauen, ein Plakat/Wand gestalten…

Erntedanktisch aufstellen: In der Schule (z.B. in der Aula oder an einem präsenten Ort) wird ein Erntedanktisch aufgestellt. Dort können z.B. haltbare Lebensmittel für Bedürftige gesammelt werden.

7 | Kinderbücher

 Gaisbauer, H., Heiksel, B. (2017). Franz von Assisi. Innsbruck Tyrolia.

 Visconti, G., Landmann, B. (2003). Franziskus und Klara. Eine Geschichte aus Assisi HansNietsch.

44 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

8 | Lieder

 In jeder Blume Liederbuch Religion Nr. 11

 Schwester Sonne T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Laudato Sii Liederbuch Religion Nr. 13

 Danke, o Lord Liederbuch Religion Nr. 265

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

45 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1
46 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

entdecken, fragen und verstehen

Alles in Gottes guter Hand

Seiten 28 und 29 im Schulbuch | Kapitel 3

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Diese Doppelseite führt nochmals etwas tiefer und auch direkter zur Frage nach dem Ursprung der Schöpfung und damit zur Frage nach dem Schöpfer in der jüdisch-christlichen Tradition: Woher? und Warum? = Sinn der Schöpfung. Es tun sich damit viele Fragen auf: Woher kommt alles und woher kommen wir? Gibt es eine gute Hand, die alles liebevoll will und Vertrauen erweckend wider alle Angst trägt? Oder sind wir rettungslos verloren, ausgeliefert einem Schicksal, das wir nicht kennen? Damit sind wir bei ganz zentralen Fragen des Religionsunterrichtes und unseres Menschseins.

Die biblische Tradition lädt ein, hinter all dem, den Gott der Schöpfung zu erahnen, diesem guten Schöpfergott zu vertrauen, aus dessen Hand alles stammt, der alles liebevoll erdacht hat und uns Menschen als sein Abbild geschaffen hat, die ganze Schöpfung mit seinem mütterlichen Geist durchatmet und am Leben erhält. Fragen und Suchen, wahrnehmen mit allen Sinnen und erforschen bis hin zum Schauen auf das, woraus glaubende Menschen ihr ganzes Vertrauen und ihre Hoffnung beziehen: Alles ist in Gottes guter Hand.

Diese Doppelseite lädt die Lehrperson und die Kinder ein, sich anfanghaft auf die Reise zu den größten Fragen der Menschheit hinein zu begeben und staunenswert mit wachen Augen und Herzen Neues zu entdecken und den geheimnisvollen Tiefengrund der Welt zu erspüren und sich daraus resultierend auch der Frage nach Gott zu stellen. Aus einer solchen gelingenden Auseinandersetzung kann ein Vertrauen erwachsen, das tief in diesen Erfahrungen des Geschenk- und Gnadenhaften allen Lebens wurzelt, das durch das ganze Leben tragen kann und darüber hinaus.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

…wahrnehmen/beschreiben, was sie von der Welt, ihrer Entstehung und dem, was auf ihr lebt(e), wissen. verstehen und deuten …verstehen/deuten, dass alles zusammenhängt und mit Gott ein verbindendes Element gefunden werden kann.

…verstehen/deuten, dass die Schöpfung als etwas Gutes deuten, auch wenn Fragen offen bleiben dürfen. gestalten und handeln

…ein Dankes-/Schöpfungsplakat gestalten.

…Bilder betrachten.

(be-)sprechen und (be-)urteilen

…Fragen nach dem Woher und Warum besprechen. …Fragen nach Mensch und Gott besprechen. …besprechen/beurteilen, was sie faszinierend finden. entscheiden und mit-tun …auf die Schöpfung aufpassen (Müll trennen, mit Tieren gut umgehen, … usw.).

3 | Lernanlässe

• Die eigenen Erfahrungen in der Natur/mit Schöpfung

• aktuelle Anlässe von Gefährdungen der Natur oder des eigenen Lebens

• Fragen der Kinder nach dem Ursprung der Welt (u.a. in Form von Gedanken des Raben Felix)

52 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Im Rabentext stellt Felix eine Frage, die sich aus dem einfachen Schauen und Wahrnehmen dessen ergibt, was uns umgibt. Er tut damit das, was Kinder tausendfach tun und womit sie Eltern und andere begleitende Menschen oft überraschen und herausfordern. Felix stellt damit einen Lernanlass her. Der Bibeltext Gen 1,1.31a ist ein Teil des großen Schöpfungsliedes, das die Bibel eröffnet und die bildnerische Kunst, aber auch in der Musik, viele Menschen inspiriert hat. In diesem Text (Mythos), diesem Schöpfungslied, steht ursprünglich nicht die Frage nach dem Wie der Weltentstehung im Mittelpunkt. Es ist kein Text, der ein Problem der Naturwissenschaft klären will (Logos). Der historische Hintergrund der Entstehung dieses Textes ist eine Erfahrung, die auch Kindern und Erwachsenen unserer Zeit vertraut ist: Es ist die Erfahrung, dass die Welt bedroht ist, dass Leben und Schöpfung gefährdet sind. Die Erfahrung des Exils, in der alles in Frage gestellt ist, und das Vertrauen, dass alles gut wird, schwer fällt, lastet schwer auf den Menschen. Und da hinein erinnert dieses Schöpfungslied daran, dass von Urbeginn her und bis in alle Zeit eine gute Hand, ein liebender Blick, ein wirkmächtiger Gott Welt und Mensch in seinen guten Händen hält. Gott sah alles an, was er gemacht hatte und sah, dass es gut war. Sehr gut. Das Schauen auf diesen Anfang kann wie ein Vorwort das Vertrauen stärken, dass diese guten Hände Gottes weitertragen und begleiten.

Das Bild „Schöpfung” auf Seite 23 stammt vom Künstler Esben Hanefelt Kristensen. Staunenswert wird die ganze Schöpfung in Anlehnung der Texte des Buches Genesis 1 (Schöpfung in sieben Tagen) und Genesis 2-3 (Erschaffung des Menschen, Paradies, Baum der Erkenntnis) ins Bild gebracht und interpretiert. Die unendliche Vielfalt des Lebens, das Geheimnisvolle und die Zauberhaftigkeit wird vor Augen gestellt. Es kann - als Wimmelbild gestaltet - die Phantasie und die Gedanken der Kinder anregen. Es gibt viel zum Schauen und zum Entdecken. Es kann einerseits einladen, Bekanntes zu erzählen, aber andererseits neugierig machen, Fragen zu stellen und miteinander ins vertiefende Gespräch zu kommen.

Der QR-Code führt zu einem Hoffnungslied in Bezug auf das Symbol des Regenbogen.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Wimmelbild gemeinsam entdecken: Welche Farben, Formen, Figuren sehe ich? Was könnten die Tiere/Menschen im Bild denken, sprechen, fühlen…?

Wimmelbild gestalten: Mit Buntstiften oder Ölkreiden das für mich besonders Staunenswerte und Wertvolle an Gottes Schöpfung auf Papier malen, die dann in der Klasse/Schulhaus als großes Wimmelbild zusammengefügt, die Buntheit der Schöpfung zum Ausdruck bringen.

Perikope als Klanggeschichte erzählen: Verse der Perikope Gen 1 (in Auswahl) erzählen und mit Orff Instrumenten zum Klingen bringen.

Arbeitsblatt „Alles ist gut“: Die „Schöpfungstage“ mit Farben und Materialien (Klebepunkt, Watte, …) kreativ darstellen und zeichnen.

Schöpfungseinheiten wahrnehmen: Die einzelnen Tage des Schöpfungsliedes mit Bildern auflegen lassen. Zu den Tagen Instrumente suchen und Klänge, die dazu passen, ausprobieren, spielen, … (Orffinstrumente, Stimme, …)

Spiel „Mmmh, das schmeckt“: Kleine Kostproben werden in Stückchen vorbereitet (Apfel, Brot, Karotte, Essiggurke, Mais, Käse, Kuchen, Weintraube, ...). Die Kinder dürfen nacheinander die Augen verbinden, verschiedene Speisen kosten und sollen erraten, was es ist.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Schöpfungsbilder gestalten: mit Ölkreiden, Wasserfarben, Gebasteltem alleine oder in der Gruppe. z.B. Zu einzelnen Elementen des Schöpfungsliedes mit Farben großflächig Bilder entstehen lassen. Ist auch als Gemeinschaftsarbeit von je mehreren Kindern möglich. Das kann mit oder ohne Worte geschehen. Heftarbeit „Ich und die Welt“: Ein Bild von sich ins Heft zeichnen. Mögliche Überschriften / Schwerpunkte könnten lauten: „Gott hat mich wunderbar geschaffen”, „Ich, am schönsten Ort der Welt”, usw. Legebild zu den Schöpfungstagen gestalten

Waldausflug: Die Schüler*innen können im Wald die Herrlichkeit der Schöpfung entdecken. Anhand der Vorlage (siehe unten) werden sie zu verschiedenen Wahrnehmungen angeleitet. Auch das gemeinsame Spielen im Wald hat einen positiven Effekt auf die Erkenntnis der Schönheit der Natur.

53 ENTWURF für das Handbuch Schatzbuch Religion 1

7 | Kinderbücher

 Helga Hornung (2000). Lalu und die Schöpfung. rex

 Oberdieck B., Griebler L. (1986). Die Erde ist dein Haus, der Himmel ein Fenster. Von der Entstehung der Welt. ars edition.

 Kasuya M., Kageyama A. (2015). Schöpfung. Lutherische

 Schwarz, A., Schmidt, X. (2011). Die Schöpfungsgeschichte. Herder.

8 | Lieder

 Du hast uns deine Welt geschenkt T von R Krenzer, M von D Jöcker

 Gottes Handschrift T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Er hält die ganze Welt / He’s got the whole world Liederbuch Religion Nr. 53

 Wir loben dich, Herr unser Gott Liederbuch Religion Nr. 161

 Du gibst uns die Sonne T. von R. Krenzer, M. von D. Jöcker

 Sag mal danke T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Gottes Liebe ist so wunderbar Liederbuch Religion Nr. 17

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Handbuch Schatzbuch Religion 1

Noach sieht im Regenbogen: Gott ist treu für immer

Seiten 30 und 31 im Schulbuch | Kapitel 2

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Immer wieder holen stürmische Zeiten uns Menschen ein und selbst Kinder bleiben vor diesen Wirren und Stürmen nicht verschont. In solchen schwierigen Zeiten stellen sich Fragen wie: Wem kann ich vertrauen? Was trägt in diesen Zeiten? Worauf kann ich meine Hoffnung bauen, wenn alles zusammenzubrechen scheint, wenn die Wasser des Lebens bedrohlich über mich herein stürzen und nirgends Schutz und kein „Obdach für die Seele” (Zulehner) zu finden ist?

Die auch erschreckenden Seiten des Lebens dürfen und können nicht ausgeblendet werden, wenn man die Kinder und ihre Erfahrungen ernst nehmen will, denn zum Teil sind diese oft selbst von solchen Erfahrungen betroffen oder sie kennen sie aus ihrem Umfeld bzw. auch aus den Medien. Zugleich braucht es hoffnungsvolle Erzählungen, die das Fragen und Suchen nach Antworten in eine Vertrauen erweckende Richtung zu lenken vermögen bzw. die Seele der Kinder wider alle Angst nähren können. Es braucht dazu die vielen Mythen und Geschichten. Die Erzählung von Noach und der rettenden Arche kann eine solche sein, die gleichzeitig auch viele Fragen aufwirft. Sie erzählt davon, wie sich Gott mit den Menschen verbündet und sich zu Rettung und Segen verpflichtet, aber ein Bund ist immer gegenseitig. So bindet sich auch der Mensch an Gott. Das Wie? wird an der Gestalt des Noach sichtbar: ein Mensch der achtsam (gerecht) und hörend Gott gegenüber ist, das Unheil spürt, das auf die ganze Schöpfung zukommt, die Warnungen ernst nimmt und den Willen Gottes umsetzt. Gerade menschliche Krisen und Lebensschicksale, die uns manchmal zu überfluten und gänzlich hinunterzuziehen drohen, zeigen wie das Leben, oder auch unser Körper und unsere Seele - im religiösen Verständnis letztlich Gott selber – uns mit unterschiedlichsten Stimmen warnen und uns ermahnen, der Stimme des Herzens, wie wir es oft nennen, gegenüber achtsam zu sein. Gott lässt uns in der Not nicht allein, wir können seine Stimme hören und den schützenden Bogen erahnen bzw. sehen, der nach dem Unwetter am Himmel leuchtet. Rettung und Erlösung, Geborgensein und Gehaltenwerden sind durch Gottes Begleitung die Grundmuster dieser Welt.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

…die biblische Erzählung von Noach nacherzählen. verstehen und deuten

… wie wichtig und hilfreich es ist, wenn in stürmischen Zeiten jemand für mich da ist.

… dass religiöse Menschen darauf bauen, dass Gott auch in schwierigen und harten Zeiten für sie da ist und jede*r für Gott wichtig ist. gestalten und handeln

…einen Regenbogen aus den Handabdrücken der Klasse gestalten. …einen Regenbogen entstehen lassen (z.B. mit Wasserschlauch in der Sonne). (be-)sprechen und (be-)urteilen

…was die Welt bedroht und was in stürmischen Zeiten Hoffnung gibt. entscheiden und mit-tun

…anderen in schwierigen Situationen helfen und damit ihr Leben wieder bunter machen.

3 | Lernanlässe

• Notsituationen bei Kindern in der Klasse oder weltweit

• Naturschauspiel Regenbogen

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Bibeltext nach Gen 9,12 fasst die wesentliche Botschaft der biblischen Erzählung als Botschaft Gottes an uns Menschen und seines Freundschaftsbundes, die sich im Regenbogen, aber auch in der Arche zeigen, in einfachen Worten zusammen: Was auch immer geschieht in deinem Leben: Ich bin mit dir, selbst wenn die Zeiten noch so stürmisch sind. Durch diese Zusage ergeben sich aber neue Fragen, durch die (möglicherweise leidvollen) Erfahrungen der Kinder oder ihrer Mitmenschen. Das Wimmelbild „Arche Noach“ von Esben Hanefeld Kristensen erinnert an die biblische Erzählung von der Arche, die wie eine bergende Nussschale geformt erscheint, die Noach, seine Familie, die ganz oben in der Arche dargestellt werden, und alle Tiere vor den das Leben bedrohenden Wassern schützt. Noach wird in der Orante-Haltung, wie um Segen und Schutz betend dargestellt, die Taube, die später den Rückgang des Wassers und damit den Frieden anzeigen wird, auf seiner Schulter. Die Wassertiere schwimmen im Schutz der Arche außerhalb. Der Regenbogen im Hintergrund deutet die einkehrende Ruhe an. Dieses faszinierende Naturschauspiel kann nur entstehen, wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint. Durch dieses Faktum verdeutlicht sich die biblische Botschaft, in welcher der Regenbogen eben ein Zeichen für die Verbindung zwischen Himmel und Erde und ein Symbol für den Bund, den Gott mit den Menschen geschlossen hat, ist.

Das Schatzkästchen regt an, nachzudenken, wer für die Schüler*innen eine wichtige Vertrauensperson ist. Wem vertraue ich? Wer ist mir besonders wichtig? Zu wem kann ich auch gehen, wenn es mir schlecht geht?

Der QR-Code führt zum Lied „Regenbogen buntes Licht“. Das Lied besingt die einzelnen Farben des Regenbogens als „Farben des Lebens”. So wie der Regenbogen erst durch all seine Farben bunt wird, spielt auch unser Leben unterschiedliche Farben. Farben der Freude, Hoffnung, Dunkelheit, Trauer, Liebe, usw. Während das Lied angehört oder gesungen wird können die Schüler*innen sich z.B. wie „rot” durch den Raum bewegen oder die einzelnen Strophen mit bunten Chiffontüchern visuell zum Ausdruck bringen

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| Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Perikope erzählen/besprechen: ggf. mithilfe der Playmobilarche Perikope nachspielen: Kinder sind jeweils als Paare von Tieren und werden auf die Arche gerufen. Die Tische werden so zusammengeschoben, dass sie das Schiff darstellen. Beim Betreten dürfen die Schüler*innen die Laute der Tiere nachmachen. Es zeigt sich: Die Arche ist voller Lebewesen.

Schatzkästchen ausfüllen: Die Schüler*innen können den oder die Namen ihrer Vertrauenspersonen selber hinein schreiben oder Unterschriften sammeln oder die Personen hineinzeichnen, Fotos einkleben, … Schul-/Klassen-Arche gestalten: Eine Arche für Klassenzimmer oder für das Schulhaus mit Tierbildern sowie Fotos von den Kindern/Lehrer*innen/Eingliederungshilfen/Schulwart*innen gestalten

Wimmelbild betrachten: Was siehst du? Welche Tiere entdeckst du? Was fällt dir auf? Was denkt das Tier? Was ist dein Lieblingsplatz auf diesem Bild?

Heftarbeit „Arche und Regenbogen”: Man benötigt eine Doppelseite, ein Ausmalbild von der Arche Noach, sowie den Ausschnitt eines Regenbogens. Das Ausmalbild und der Ausschnitt des Regenbogens wird eingeklebt und das Bild weitergezeichnet

Erzählen und Nachdenken: Wie ist ein Freund/eine Freundin? Wie fühlt sich Freundschaft an? Was magst du an deiner Freundin/deinem Freund?

Playmobil-Arche für das Erzählen der Noach-Perikope verwenden

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Tiermemory spielen: Tierbilder (Katzen, Elefanten, Hühner, etc.) an die Kinder verteilen, Kinder sehen sich die Kärtchen an und machen das jeweilige Geräusch des Tieres, anhand dieses Geräusches müssen sich die Kinder in der Klasse als Paare zusammenfinden.

Regenbogenarmband/Freundschaftszeichen basteln und verschenken

Nachdenken: Was passiert, wenn es (bei uns) zu viel regnet? Wann sieht man einen Regenbogen?

Tüchertanz zu den Farben des Regenbogens

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7 | Kinderbücher

 Langen, A. (2021). Die Arche Noah. Herder.

8 | Lieder

 Regenbogen, buntes Licht Liederbuch Religion Nr. 147

 Gottes Regenbogen über unserm Land Liederbuch Religion Nr. 148

 Ein bunter Regenbogen Liederbuch Religion Nr. 149

 Singen unterm Regenbogen T. von R. Krenzer, M. von D. Jöcker

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Foto der Schularche: Gudrun Heinrici

Mose hört im Feuer: Ich bin der ICH-BIN-DA

Seiten 32 und 33 im Schulbuch | Kapitel 2

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite lädt zu einer tieferen Auseinandersetzung und zu einem tieferen Verständnis und Kennenlernens von Gott ein. Durch die „Selbstoffenbarung Gottes: Jahwe”, wie es im Lehrplan im Anwendungsbereich A2 für die erste Schulstufe heißt, soll einerseits ein erstes Kennenlernen der zentralen jüdisch-christlichen Gotteserfahrung ermöglicht werden - ein Gott der „herab steigt” zu den Menschen, ihre Not sieht, ihre Klage hört, seinen Namen als DER-MIT-DIR kund tut und befreit - und andererseits ein Artikulieren der eigenen Erfahrungen und Fragen ermöglicht werden. So können sich die eigenen Lebenserfahrungen von Not und Hilfe, Allein gelassen und in die Arme geschlossen, verzweifelt sein und getröstet werden, … mit der großen biblischen Tradition Knechtschaft und Befreiung durch JHWH verschränken, herausfordern, vertiefen. Die Offenbarung des Gottesnamens ist eingebettet in die Erzählung der Gottesbegegnung des Mose beim brennenden Dornbusch. Gott benutzt die mindere Dornenwelt, zerstört sie durch sein Feuer aber nicht, sondern bringt sie zum Leuchten. In der Stelle Ex 3,1 - 25 zeigt sich Gott als einer, dem die Menschen ein Anliegen sind, der Interesse an ihnen hat, der Auge und Ohr ist für Leidende, der Unterdrückte befreit und Menschen zum Befreien ruft. Gott gibt sich zu erkennen als einer, der für die Menschen da ist. Der Name „Ich bin der ICH-BIN-DA” präsentiert ein Versprechen, welches über zeitliche Grenzen hinweg immer aktuell gültig bleibt. Gott umarmt den Menschen mit diesem Versprechen, auch wenn es nicht besagt, dass deshalb immer alles nur gut und schön ist. Gott ist auch in harten Zeiten und bei Herausforderungen da, auch wenn diese Zeiten hart und herausfordernd bleiben. Sich zu überlegen, wo und auch wie Gott im eigenen Leben anwesend sein könnte, ist ein weiterer Schritt zu dem die Seite einlädt. Die Wärme die vom Feuer ausgeht, kann gefährlich sein und für Verbrennungen sorgen und gleichzeitig, hält man den richtigen Abstand zum Feuer, geht von ihm eine wohlige Wärme aus, die man nicht sehen aber fühlen kann - dort wo man die Wärme sieht, kann es gefährlich werden.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

…Feuer als Bedrohung und Wärme-/Lichtspender …Erfahrungen von Not und Hilfe, Alleingelassen und in die Arme geschlossen werden, verzweifelt sein und getröstet werden, … verstehen und deuten …verstehen/deuten, dass Gottes Name eine Bedeutung hat, dass Gott wir Feuer ist, das kraftvoll brennt, aber nicht zerstört.

gestalten und handeln

…Feuerbilder und kostbare ICH-BIN-DA-Bilder gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen …besprechen/beurteilen, wie Menschen Gott erleben: Gott ist wie… entscheiden und mit-tun …eine Kerze anzünden und in Stille betrachten, als Symbol für Gottes Dasein.

3 | Lernanlässe

• Erfahrungen von Not und Hilfe

• Von den Eltern „getrennt” in der Schule und trotzdem mit ihnen verbunden

• Namen: Kennenlernen heißt Namen lernen

• Kerzen anzünden: Aufpassen und Schönheit wahrnehmen

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4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text „Gott spricht…“ am Beginn der Seite 12 fasst die zentrale Botschaft dieser Doppelseite zusammen und versucht den Bibeltext Ex 3,14 aufgreifend interpretierend in eine heutige Sprache zu bringen. Der Text vom Raben Felix weist auf die Ambivalenz des Symboles Feuer hin. Feuer ist gefährlich und kann leben vernichten. Feuer spendet aber auch wohlige Wärme und Licht. Der Rabe greift die Gedanken und Gefühle der Kinder auf, indem er erzählt, dass er Angst vor dem Feuer hat. Feuer kann bei aller Faszination manchmal unberechenbar und sehr gefährlich werden und alles vernichten..

Der QR-Code führt zu einem Lied über Gottes Anwesenheit in allen Dingen. In Zusammenhang mit dem Bild wird durch dieses zum Ausdruck gebracht, das Gott sich nicht beschränken lässt und überall sein kann.

Das Bild „Mose kniend vor dem leuchtenden Dornbusch” entstammt ebenfalls der Kinderbibel, die von der Künstlerin Esben Hanefelt Kristensen gestaltet wurde. Die abgelegten Schuhe und das Verhüllen des Gesichtes bei Mose verweisen auf die Heiligkeit des Geschehens. Der Dornstrauch wird mit Blüten dargestellt, Schmetterlinge umschwirren ihn und geben dem Bild eine gewisse Leichtigkeit; im Hintergrund ziehen Vögel dahin über das Sinaigebirge. Hineingestellt ist die hier dargestellte Gottesoffenbarung in die Erzählung von der Befreiung der Moseschar aus der Unterdrückung Ägyptens. Ägypten repräsentierte die reiche machtvolle Welt der Hochkultur, während Israel, das Judentum, hingegen die arme, unterdrückte, kleine Welt darstellte. Der Exodus ist das Paradigma des befreienden Gottes, der sich ständig aktualisiert, denn JHWH ist ein Gott der Befreiung: Ich bin JHWH, dein Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat aus dem Sklavenhaus. JHWH sieht das Elend und die Not der Menschen, er hört ihre Klage und ihren Schrei, er kennt ihr Leid und steigt herab, um sie der Hand der Unterdrücker zu entreißen. (vgl. Gen 3, 7

8). Dieser kraftvolle Gott symbolisiert sich im Feuer, das leuchtet, aber den Dornbusch, die irdische Wirklichkeit erleuchtend, nicht verbrennt. Dies ist zunächst die Erfahrung der Moseschar, die später zur Erfahrung des ganzen Volkes Israel und des jüdischen Glaubens wird. Diese Freiheit wird geschenkt durch den Bund, durch die Bindung an JHWH, ihren Gott. Das Schatzkästchen zeigt eine Übersetzung des Gottesnamen. Gott spricht: Ich bin der ICH-BIN-DA. So ist mein Name.”. Die Kinder können den Gottesnamen JHWH; durch die individuelle Gestaltung kann er für sie selbst bedeutsam werden…

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Perikope vorlesen/erzählen

Bodenhaftung/Erdung spüren: Kinder anleiten, so wie Mose am Bild (Schulbuch S. 13) das Feuerknistern hören (YouTube), die Schuhe ausziehen, unter den Füßen den Boden bewusst spüren. Schließe deine Augen und versuche zu beschreiben wie sich das für dich anfühlt. (Eventuell auf einer Wiese, im warmen Sand, auf angenehmen Boden/Teppich achten)

Feuerknistern als Hintergrundgeräusch: Beim Arbeiten/Malen/Basteln Feuerknistern hörbar machen.

Heftarbeit „Brennender Dornbusch“: Einen „brennenden Dornbusch” (Feuerbild) mit Wasserfarben und Strohhalmen pusten oder mit gelb, orange, rotem Papier kleben

Namen im Sand: Den Gottesnamen (oder ggf. auch eigenen Namen) in Sand schreiben

Bedeutung des Gottesnamen kennenlernen: Der Name Gottes JHWH bedeutet „Ich bin da“. Manche Exegeten meinen, eine gute Übersetzung wäre auch „Ich bin der MIT-DIR“. Nach dem „MIT-DIR“ kann alles eingesetzt werden: Ich bin der, der mit dir ist, mit dir lacht, mit dir weint, mit dir… - die Schüler*innen können weitere Beispielsätze finden.

Schatzkästchen ausfüllen: Die Bedeutung des Gottesnamen mit goldenem Stift/bunten Farben nachspuren oder mit den Fingern nachspüren.

Etwas über den eigenen Namen herausfinden: Was bedeutet mein Name?

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Feuer wahrnehmen: In einer Feuerschale (im Freien, unter Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen) ein Feuer entzünden, das Feuer, die Wärme, das Knistern, den Duft/Rauch, … bewusst wahrnehmen.

Fühlstraße: Eine Leiter auf den Boden legen, die einzelnen Bereiche mit unterschiedlichen Materialien befüllen (runde Steine, Moos, Sägespäne, Schafwolle/Watte, Blätter, Sand, Rindenmulch, …) Die Kinder barfuß (und mit verbundenen Augen) über die einzelnen Stationen führen und begleiten. (Schnappschuss)

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Nachdenken und Philosophieren: Wie kann Gott da sein, wenn wir ihn nicht sehen können?

7 | Kinderbücher

 Stracke, S., Gholizadeh, F (2018) Gott ist wie Himbeereis. Paulinus.

8 | Lieder

 Gottes Liebe ist so wunderbar Liederbuch Religion Nr. 17

 Du bist der „ICH BIN DA“ Liederbuch Religion Nr. 151

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Mirjam singt und tanzt vor Freude: Gott rettet und befreit

Seiten 34 und 35 im Schulbuch | Kapitel 2

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite bringt den für Kinder so wichtigen Aspekt von Freude, Bewegung, Tanz, Musik, Ekstase, Befreiung in den Kontext der möglichen Erfahrung Gottes: das Leben als Geschenk, als Gnade, als Glück und Lust, als Befreiung und Erlösung. Sie lädt ausgehend von der weiblichen Identifikationsfigur Mirjam dazu ein, sich mit Momenten auseinanderzusetzen, in denen es eine unerwartet positive Wendung/Rettung gab, die zur Ressource für das ganze Leben werden kann und die Selbstwirksamkeit, das Gefühl eigener Kompetenz stärkt.

Es geht auch darum, Begeisterung und Freude über Gelungenes und Erlebtes auszudrücken und herauszufinden, wie man Freude mit anderen teilen und gemeinsam einen „Siegeszug” feiern kann. Selbst aktiv zu werden und Freude durch gemeinsames Bewegen und Tanzen, gemeinsames Musizieren oder auf andere kreative Weise auszudrücken, kann auch als ein Ziel der Auseinandersetzung mit dieser Doppelseite gesehen werden. Wenn es im Lehrplan A 2 um die Auseinandersetzung mit “Welt- und Gottesbildern der Schülerinnen und Schüler” geht, dann bietet diese Doppelseite die Möglichkeit, die freudund lustvolle, bewegte Seite des Lebens einzubringen und die sich daraus ergebenden Erkenntnisse und Fragen ins Spiel und Gespräch zu bringen, aber auch einfach ausgelassen sein zu können und zu dürfen und dies auch besonderes Geschenk (Gottes) deuten zu können.

2 | Kompetenzen / Kompetenzdimensionen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben …folgende Fragen und Antworten darauf wahrnehmen/beschreiben: Wann brauche ich Hilfe? Wie kann ich anderen helfen? Wann habe ich schon einmal vor Freude getanzt, weil mir geholfen wurde? verstehen und deuten …verstehen/deuten, dass gläubige Menschen beim Bewältigen von schwierigen Situationen Gott als Unterstützer deuten: Gott steht uns in schwierigen Momenten bei, erhält sein Versprechen, denn er ist da. …verstehen/deuten, dass auch wenn es (zuerst) nicht immer so aussieht, Gott ist dabei, auch in harten Zeiten, auch wenn wir traurig sind, doch er schenkt uns auf Raum für Freude und lässt uns tanzen. gestalten und handeln

…Erfahrungen des Glücks, der Begeisterung, der Befreiung, positive Gefühle mit Farben, Musik, Bewegungen ausdrücken (be-)sprechen und (be-)urteilen

…besprechen, was sie vor Freude springen lässt. …besprechen: Wie fühlt sich Freude/Freiheit an? entscheiden und mit-tun

…durch Singen, Tanz oder in kurzen Gebetssätzen Lob und Dank für Gelungenes ausdrücken.

3 | Lernanlässe, Themen, Ausgangspunkte

• Jubel und Freude im Sport / Siegestanz

• Erfahrungen von Freude, Glück, Begeisterung

• Mirjam als weibliche Identifikationsfigur

• Erfahrungen, wo man in einer Situation dachte, dass etwas schief geht und es dann doch gut aus ging

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Bibeltext Ex 15,20f. aus dem Buch Exodus fasst in einem Loblied kurz zusammen, was zur Grunderfahrung Israels und der Bibel wird: Gott hält sein Versprechen und befreit; er ist ein Gott der Rettung und Befreiung. Wer hindurch findet durch das Meer der Not, der Angst und des Schreckens, durch das

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Meer der Tränen dessen Leidensgeschichte wird in einen Lobgesang und in Tanz verwandelt. Befreiung wird im Letzten so erlebt, dass es nicht unsere eigene Tat ist, obwohl man alles eingesetzt hat an Kräften, was möglich und notwendig war, sondern sich einem Größeren verdankt. Es ist eine Erfahrung, die über uns selbst hinausweist, zumindest für den religiösen Menschen letztlich gnadenhafte Erfahrung Gottes, geschenkte Freiheit. Ihm gebührt der Tanz und das Hallel-JHWH. Das Bedrückende weicht der Lebensfreude und der Ekstase. Der Text bietet die Möglichkeit eines kurzen inhaltlichen Einstiegs, ohne die Erzählung der gesamten biblischen Befreiungsgeschichte, die in der vierten Schulstufe kommt, vorwegzunehmen. Ausgehend von der Begegnung von Mose mit Gott beim brennenden Dornbusch, der Offenbarung des Namens und dem damit einhergehenden Versprechen, dass Gott da ist, befreit und rettet, wird in diesem Vers dazu aufgefordert, ihm ein Loblied zu singen, denn er hält dieses Versprechen. Die Schüler*innen werden in diesen Lobgesang und Tanz, und damit auch in die Bewegung der Befreiung und Freude, mit hineingenommen. Mirjam, die ältere Schwester des Mose, führt nach dem Auszug aus Ägypten als Prophetin den Freudentanz der Frauen an. Sie ist eine der drei Führungsgestalten aus der zentralen Befreiungsgeschichte des Volks Israel - die tanzende Prophetin. Im Pentateuch ist sie die einzige Frau, die als Prophetin bezeichnet wird. Sie ist in der Rettungsgeschichte von Beginn an eine bedeutende Persönlichkeit. Das sog. Mirjamlied gilt als einer der ältesten Texte des Alten Testamentes. Das, was Mirjam, die Prophetin, von Gott hört, erfährt, versteht und glaubt, behält sie nicht für sich, sondern singt es hinaus und kann mit ihrer Freude auch andere begeistern.

Der Text vom Raben Felix veranschaulicht für die Schüler*innen, was es auch in ihrem Lebenskontext bedeuten könnte „befreit” und „gerettet” zu werden. Saltos zu schlagen ist für VS-Kids etwas sehr coolesspringen und hüpfen sowie vor sich hin singen ein typisches Verhalten in freudigen Situationen.

Das Bild „Tanzende Mirjam” stammt von deutschen Künstler und katholischen Priester Sieger Köder (1925 - 2015). Mirjam in blau-weiß-gold gestreiften lockeren Kleid bewegt sich auf feurigen Hintergrund: Rot, Orange, Gold sind die Farben des Hintergrunds und bildet zugleich das geteilte Meer. Ganz am Horizont sind noch die Pyramiden angedeutet, das zurückgelassene Ägypten, Ort der Knechtschaft. In ihrer Hand hat sie eine kleine Trommel, die sie im Rhythmus dazu spielt. Mit ganzer Seele und mit ihrem ganzen Leib tanzt sie und singt Gott ein Danklied: „Singt dem JHWH ein Lied, denn er ist hoch und erhaben! Rosse und Reiter warf er ins Meer.“ (Ex 15, 20) Es ist die gesungene und getanzte Antwort der Frauen auf die Rettung, die gerade geschieht – das sogenannte Mirjamlied (Ex 15, 19 – 21). Mirjam ist die einzige Frau, die in der Tora, in den fünf Büchern Mose, die als Prophetin bezeichnet wird. (Fischer).

Der QR-Code führt zu einem Lied zum Thema Befreiung.

Der Satz „Du hast meinen Füßen weiten Raum…“ greift die Erfahrung der Frauen und Männer, die Rettung erfahren haben, auf. Unendlich froh, erleichtert und dankbar, singen und tanzen sie vor Freude. Sie deuten das, was geschehen ist von Gott her. Er hat sie befreit, er hat ihnen Schritte in die Freiheit ermöglicht. Außerdem erinnern die Worte auch an Worte des Psalms 31,9, in dem Gott für Rettung und Zuflucht gedankt wird. Mirjam kann tanzen und sich freuen und ihre Freude ist ansteckend.

5 | Möglichkeiten zur Arbeit mit der Doppelseite

Perikope mit Fokus auf die Person Mirjam erzählen Bildbetrachtung „Tanzende Mirjam”: Hilfreich können die folgenden Fragen sein: Wo schaut Mirjam hin?

Wie ist ihr Gesichtsausdruck? Was hat sie in der Hand? Was sagt / singt Mirjam?

Freude ausdrücken: Freude mit dem Körper darstellen, ausdrücken Beispiele: Jubeln, lachen, springen, tanzen, klatschen, …

Handtrommeln basteln, darauf spielen und Freudesätze im Rhythmus dazu rufen: „Singt dem Herrn ein frohes Lied! Er hat uns gerettet. Singt dem Herrn ein frohes Lied! Gott lässt uns nicht allein!”

Heftarbeit: Mit Mirjam tanzen, weil Gott rettet. Zum Beispiel kann blaues Papier in zwei Teile wie das Meer gerissen werden und die tanzende Menge dazwischen eingezeichnet werden. Die Schüler*innen können sch auch selbst im Bild dazumalen und überlegen, ob ihnen eine Situation zu dieser Stimmung einfällt. Arbeitsblatt „Mirjam singt ein Loblieb“ / Heftarbeit: Loblied/Danklied von Mirjam. Eine Note ausschneiden und einkleben. Seite gestalten, indem dazu gezeichnet wird, was einem selbst Freude macht (siehe unten).

Gemeinsam musizieren und tanzen: Mit Tüchern, Handtrommeln und anderen Rhythmusinstrumenten, … die Kinder finden Bewegungen zu einem Mirjamlied oder tanzen zum Rhythmus des Liedes. Beispielsweise zum Mirjamliedes von Claudia Mitscha-Eibel

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6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Vortanzen und Mitmachen: Schüler*innen stehen in einem Kreis, zu passender Musik kommt ein Kind nach dem anderen in die Kreismitte und tanzt vor, die anderen machen die Bewegungen des Kindes in der Mitte nach.

Malen nach Musik: Ein Musikstück (ggf. Mirjamlied) einspielen, nach Rhythmus, Lautstärke, Geschwindigkeit der Musik malen die Kinder mit verschiedenen Stiften auf einem Blatt Papier/im Heft.

7 | Kinderbücher

 Meiss, A. R. (2021). Mirjam. Francke Buch.

 Stracke, S. /Gholizadeh, F (2018) Gott ist wie Himbeereis. Paulinus.

8 | Lieder

 Mirjamlied Liederbuch Religion Umschlagseite hinten

 Du bist ein Ton in Gottes Melodie T /M.von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Jeder Tag ist ein Geschenk T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

9 | Schnappschüsse aus dem Unterricht

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Das kann ich … das weiß ich …

Seiten 36 und 37 im Schulbuch | Kapitel 2

Diese Doppelseite am Ende des Kapitels dient der Selbstevaluierung der Kinder. Womit habe ich mich in Religion beschäftigt? Was kann ich, was weiß ich, was habe ich im Religionsunterricht gelernt, welche Fragen habe ich, …

Die Schatzkästchen beinhalten Anregungen zu den am Kapitelanfang beschriebenen „Schätzen”, die in diesem Kapitel zu finden waren. Da die Kinder der ersten Schulstufe sehr heterogen sind, was ihre Interessen und Fähigkeiten anbelangt (Lesen, Feinmotorik, Verständnis, bevorzugte kreative Ausdrucksweisen, …) sind hier Arbeitsimpulse mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten. Es geht darum, dass sich die Kinder bewusst werden, welche Schätze sie durch den Religionsunterricht entdecken, was sie im Sinne der Kompetenzorientierung neu wissen und neu können, worüber sie nachdenken und welche Fragen neu generiert werden.

Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung

Seite 38 im Schulbuch | Kapitel 2

Die Schlussseite ist eine Seite der Vertiefung und des Verweilens. Ein Lied zum Mitmachen und Mitzeigen steht als spirituelles Angebot im Mittelpunkt. So kann über das ganze Schulbuch ein kindgemäßer Schatz an Gebeten, Liedern oder Geschichten bzw. Sätzen zum Nachdenken aufgebaut werden. Das grafische Element des steirischen Künstlers Alois Neuhold nimmt das Symbol des Regenbogens auf, der etwas verfremdet nicht nach oben gewölbt ist, sondern der an einen Arm erinnert, in den man sich bergen kann. Aufgefangen, getragen, geschützt vor dem, was sich ganz unten in bedrohlichen Farben und Formen zeigt. Das Leben der Kinder ist nicht nur schön. Sie nehmen auch Gefährdungen wahr, sie sind auch konfrontiert mit Schicksalsschlägen, mit Gewalt, Trennung, … Der Arm Gottes und hoffentlich vieler Menschen bietet sich wie ein bergendes Nest, wie eine schützende Hand an, um in dieser oft auch bedrohlichen Welt gut und vertrauensvoll leben zu können.

Literatur zum 2. Kapitel

Cardenal, E. (1977). Ufer zum Frieden. Wuppertal: Jugenddienst Verlag. Rosa, H. (2016). Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp Verlag. Zulehner, P.M. (1994). Ein Obdach der Seele. Geistliche Übungen – nicht nur für fromme Zeitgenossen. Düsseldorf: Patmos Verlag

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KAPITEL 3: Schauen, hören, begegnen – SPUREN VON RELIGION

Impuls

„Ich löschte das Licht, um den Schnee und die Bäume zu sehen. Und ich sah den Schnee und die Bäume durch das Fenster, und ich sah den Neumond. Doch dann sah ich, dass Schnee, Baum und Mond nur wieder Fenster sind, und durch diese Fenster sahst Du mich an.”

Allgemeine Hinführung

Wie im Impulstext von Ernesto Cardenal angedeutet, kann alles zum durchscheinenden Fenster auf das Heilige hin werden und zugleich umgekehrt zum Angeschaut-werden durch das Heilige. Eine besondere Rolle spielen dabei sicherlich die vielen „Zeugen” des Glaubens, der Spiritualität, die uns Menschen umgeben. Glaube wird immer auch nach außen sichtbar und damit können Menschen mit ihm in Kontakt treten bzw. bieten sich für Kinder Lernanlässe. Gerade die großartige Kultur in Form von Kirchengebäuden, Kapellen, Kunst, Bildern, … bietet viele Möglichkeiten des religiösen Lernens. Der christliche Glaube hat nicht nur in den Texten Gestalt angenommen, sondern genauso in Stein. „Das Christentum – obwohl wortgebunden – hat sich im Laufe seiner Geschichte auch in architektonischer Hinsicht als eminent gestaltungsproduktiv erwiesen, wobei die Erschließung dieser Formen zugleich dieses selbst in seiner jeweiligen Zeitverwobenheit erschließen hilft.“ (Degen et. al,. 2009, 71f.) Dies will die am Ende des 20. Jhdt. sich entwickelnde sogenannte Kirchenraumpädagogik nützen: der liturgische Raum als religionspädagogisches und katechetisches Medium. Architektur und religiöse Gebäude sind demnach nicht nur funktionale Gehäuse, sondern lebendige Kommunikation, Gespräch zwischen Menschen mit ihren jeweiligen Lebensvorstellungen, der biblischen Tradition, der Zeittradition und ihrem Glauben, der darin sichtbar wird. Sie bieten sich ästhetische Erfahrungsräume an. Ganz ähnlich gilt dies auch für traditionelle heilige Zeiten und natürlich für heilige Menschen. In all dem wird das Heilige selbst sichtbar, erlebbar und kommunizierbar.

Auf diese Möglichkeiten zielt dieses Kapitel ab: Glaube wird sichtbar durch heilige Orte, heilige Räume und heilige Zeiten. In ihnen zeigt sich, was den Menschen in der jeweiligen Zeit besonders wichtig war, was sie erhofft haben, wie sie Gott gesehen und erfahren haben bzw. diese Erfahrungen gedeutet haben. Zugleich fordern diese durch die Begegnung auch heraus, wie es mit uns Heutigen steht, wie heutiges Fragen und Suchen nach dem letzten Grund beantwortet wird bzw. in diesem Kontext von Räumen und Zeiten sich wiederfinden kann oder eben nicht. Die Kompetenz C 5 des Lehrplanes „Medien, Kunst und Kultur im Kontext religiöser Weltwahrnehmung interpretieren, beurteilen und gestalten können” gehört zum Kompetenzbereich C „Religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Gesellschaft und Kultur“. die genauere Beschreibung des Kompetenzbereichs für die 1. Schulstufe: „Schülerinnen und Schüler können Spuren des Christlichen in der Umgebung wahrnehmen und religiöse Motive deuten”. Es geht im Blick auf die Schüler*innen darum, Spuren christlicher Religion wahrzunehmen, heilige Orte und Räume zu beschreiben, heilige Zeiten und Feste zu kennen und von heiligen Menschen zu erzählen. Durch die Begegnung mit heiligen Räumen, heiligen Zeiten und heiligen Menschen passiert wesentlich mehr als nur ein „Wissen um“; es ist zugleich im Sinne ästhetischen Lernens eine Schulung der Sinne, aber auch ein Sich-herausfordern-lassen: „Das Fördern der leiblich-sinnlichen Wahrnehmung jedes Einzelnen und der Lerngruppe (‚Was ist hier zu hören, zu sehen, zu spüren? Was tut dieses Hören, Sehen, Spüren mit uns? Wie ordnen, deuten, werten wir es?‘) leitet an zu selbstreflexivem Umgang mit Wahrnehmung auf dem Weg zu Erfahrungen; …“ (Bitter, 2009, 237). Es kann ja tatsächlich zur „Begegnung mit dem Heiligen“ werden und Kommunikations- und Deutungsräume eröffnen.

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Lehrplanbezüge des 3. Kapitels

Kompetenzbereich | C5: Religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Gesellschaft und Kultur

Leitkompetenz | Medien, Kunst und Kultur im Kontext religiöser Wahrnehmung interpretieren, beurteilen und gestalten können.

Kompetenzbeschreibung | Die Schüler*innen können Spuren des Christlichen in der Umgebung wahrnehmen und religiöse Motive deuten.

Anwendungsbereiche | Heilige Räume, heilige Zeiten, heilige Menschen

Unterrichtshinweise | Allerheiligen und Allerseelen

Kompetenzniveau 1 | Die Schüler*innen können Christliches im Lebensumfeld beschreiben.

Zuordnung - Zentrale fachliche Konzepte:

Lebensrealitäten und Transzendenz

Christlicher Glaube versteht den Menschen in seiner Biografie und in seinen Lebensbezügen als transzendentes Wesen und erschließt Wege der Sinnfindung durch Transzendenzbezug.

Titelseite: Schauen, hören, begegnen – SPUREN VON RELIGION

Seite 39 im Schulbuch | Kapitel 3

Das Titelbild ist eine geheimnisvolle Spur des Glaubens. In der linken Bildhälfte ist ein eher dunkel scheinendes Vortragekreuz zu sehen, wie es in vielen Kirchen zu finden ist. Den Großteil des Bildes bildet jedoch ein Tuch in grün-gelber Farbe. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man durch das Tuch hindurch noch Formen, Figuren, ein Kreuz dahinter. Das dunkle Kreuz und die helle, grün-gelbe Farbe bilden einen Kontrast. Dunkles und Durchkreuztes, aber auch Helles und Faszinierendes sind in unser aller Leben zu finden. Und manchmal muss man genau schauen und ein wenig verweilen, damit man Dinge, die sich nicht so plakativ aufdrängen, wahrnehmen oder zumindest erahnen können. Das Foto stammt aus einer Aktion der Diözese Graz-Seckau, in der im Jahr 2013 gelbe Tücher anstelle der traditionellen violetten Tücher in der Fastenzeit viele Altäre, Kreuz, Bildstücke, usw. verhüllt waren. Damit wurde der Blick auf wesentliche Spuren unseres Glaubens in dieser Zeit bewusst verhüllt. Das irritiert, erregt Aufmerksamkeit und lädt ein zum Fragen. Wo ist Gottes Gegenwart verhüllt und geheimnisvoll und letztlich verborgen? Wo finden sich Spuren des Glaubens? Wo verbirgt sich Gott vielleicht im Menschen und in der ganzen Schöpfung? Das Bild weist darauf hin, dass Gott auch im Leben der Kinder verhüllt und geheimnisvoll vorkommt. Nicht plakativ, meist nicht ausdrücklich kirchlich, manchmal schemenhaft und doch da. Gott im Leben der Kinder, im Kontext Schule, in unserer säkularen Zeit - der verborgen Anwesende.

Möglichkeiten für die Arbeit mit der Titelseite Bildbetrachtung: Das Bild betrachten und beschreiben. Was sehe ich? Was kann ich gut sehen? Was ist verhüllt? Woher kommt das Licht? Welche Farben sehe ich? Wo stehe ich? Etwas verhüllen und besprechen, was bleibt erkennbar, was hat sich verändert? Nachdenken/Besprechen: Warum verhüllen Menschen Dinge? Was möchten sie damit ausdrücken? Was möchten sie nicht?

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entdecken, wahrnehmen, fragen

Spuren des christlichen Glaubens

Seiten 40 und 41 im Schulbuch | Kapitel 3

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Das eigene Zuhause, der Schulweg, die Schule selbst, die unmittelbare Umgebung wird zunächst in den Blick genommen, um Spuren des Glaubens, des Fragens und Suchens nach Gott wahrzunehmen, zu entdecken und auf diese aufmerksam zu werden. All dies lädt zu einer Schatzsuche und Entdeckungsreise ein und soll die Wahrnehmung schärfen, mit offenen Augen die verborgenen Schätze zu finden. Ortsnamen und Straßenbezeichnungen, Kirchen und Kapellen, Bildstöcke und Kreuze, Musik und Lieder, religiöse Handlungen und Feste (Kindergarten), Feiern und Sakramente uvm. - und natürlich der Mensch selbstkönnen die transzendente Wirklichkeit durchscheinen lassen und als Zeichen des christlichen Glaubens wahrgenommen und entdeckt werden, sie können Lernanlass sein, über Religion und damit auch über Gott ins Gespräch zu kommen.

In einem ersten Schritt geht es wie bei jedem Kapitel zunächst um ein Aufmerksam-werden, um ein Wahrnehmen und ein Schulen der Wahrnehmung und der Augen für diese Zeichen, die uns so selbstverständlich umgeben, ohne sie noch wirklich wahrzunehmen, weil unser Blick sich schon so sehr daran gewöhnt hat, in denen sich die verborgene Wirklichkeit des Heiligen und Transzendenten, ausdrücken kann. Manche Zeichen und Dinge sind für heutige Kinder, die nur wenig oder gar nicht religiös sozialisiert sind, denen die „religiöse Muttersprache” fehlt, wohl auch völlig fremd geworden und haben ihnen nichts mehr zu sagen - wie eben eine nicht verstehbare Fremdsprache. Diese Situation will sehr ernst genommen werden, hier braucht ein sanftes Hinführen und Aufschließen von religiöser Wirklichkeit, Kommunikation und Gespräch.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

…christliche Spuren im Alltag, in der Schule, in den Straßen und Häusern, in der Natur,… entdecken, wahrnehmen und beschreiben.

verstehen und deuten

…Spuren des christlichen Glaubens erkennen und benennen. gestalten und handeln

…Dinge, die vom Glauben erzählen, mitbringen (eventuell als Foto, als Zeichnung oder als Wort) und einen Schatztisch damit gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…besprechen, was Dinge und Zeichen, Elemente der Natur, des Lebens vom Glauben erzählen. entscheiden und mit-tun

…in der Klasse, Spuren von Religion gestalten, miteinander singen und beten.

3 | Lernanlässe

• Kreuz als Anhänger einer Halskette

• Kreuze, die in der Klasse/Schule/zu Hause/bei den Großeltern/… hängen

• Bildstock, Marterl am Schulweg

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

In einer Fotocollage sind verschiedene Blitzlichter zu sehen, die auf Spuren des Glaubens hinweisen. Das Ortsschild macht darauf aufmerksam, dass viele Städte und Orte, aber auch Straßen, die Namen von Heiligen tragen. Marterln, Kirchen, Halsketten mit christlichen Symbolen, … all das kann auf die transzendente Dimension der Wirklichkeit verweisen, auf das Darüber-hinaus dieser Welt. Auch Feste, die

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die Kinder vielleicht schon bewusst miterlebt haben, wie zum Beispiel die Taufe eines Geschwisterchens o.ä. sind Spuren des Glaubens mitten im Alltag, die die Kinder als Erfahrung mitbringen können und ins Gespräch kommen sollen.

Das Ortsschild erinnert an die vielen Ortsnamen, die nach heiligen Menschen benannt sind. St. Martin, Groß Sankt Florian, Mariazell, St. Stephan, … Landauf, landab sind solche Spuren des christlichen Glaubens zu entdecken. Auch in den Städten gibt es Straßennamen (z.B. Elisabethstraße, ...) oder Namen von Apotheken, u.ä., die religiös-christliche Namen haben, also Spuren des christlichen Glaubens sind. Die Basilika von Mariazell in der nördlichen Steiermark ist als Marienwallfahrtsort ein bekanntes Zeichen für den christlichen Glauben. Hoch ragen die Türme in den Himmel und deuten so eine Verbindung des Himmels mit der Erde an. Viele tausende Menschen kommen jedes Jahr dorthin, um zu beten. Viele gehen tagelang zu Fuß, andere kommen von weit her, um mit ihren Anliegen zu Gott bzw. zu Maria als Fürsprecherin zu kommen.

Das Foto von der Taufe eines Kindes erzählt von den Festen und Sakramenten, die Knotenpunkte des Lebens und des christlichen Glaubens sind. Vielleicht haben die Kinder schon miterlebt, dass ein kleineres Geschwisterkind getauft wurde. Es schwingt immer wieder die Hoffnung mit, dass Gott dieses Kind schützen möge. Jede Taufe ist eine Spur des Glaubens und Vertrauens in den guten Gott, der das Lebens schenkt, der es begleiten und schützen möge.

Das Selfie vor dem Stephansdom erzählt davon, dass dieses Kirchengebäude und auch viele anderen Kirchen für Menschen bedeutsam sind. Menschen fahren auf Urlaub und schauen sich Kirchen an, fotografieren sich vor diesen Gebäuden, die an etwas Größeres erinnern. Kirchen erinnern an die geheimnisvolle Gegenwart Gottes mitten in der Alltagswelt der Menschen. Sie erzählen davon, dass das Leben mehr ist als die Betriebsamkeit und Hektik des Alltags und sind somit Hoffnungszeichen.

Das Foto mit dem Kind nimmt das Tragen christlicher Zeichen in den Blick. Das Mädchen trägt ein Ketterl mit einem Kreuz um den Hals. Viele Eltern schenken ihrem Kind eine Halskette mit einem Kreuz oder einem Schutzengel. Sie drücken damit eine tiefe Sehnsucht und den Wunsch aus, dass das Kind beschützt durch das Leben gehen möge.

Das Bild mit dem Marterl erinnert an die vielen Marterl, Wegkreuze und Statuen, die an Wegen, auf Bergen oder auch mitten in den Stätten aufgestellt werden. Sie alle erzählen vom Glauben der Menschen, die diese Marterl erbaut haben, die sie pflegen und schmücken.

Die Glocken sind eine akustische Erinnerung an Gott. Die Glocken auf dem Bild sind in einem Kirchenraum. Im Hintergrund sind bunte Glasfenster zu erahnen. Die Glocken werden geläutet, wenn ein Gottesdienst beginnt. Sie erinnern, dass es ein inneres Bereitmachen braucht, eine Achtsamkeit für das Göttliche. Glocken läuten auch von den Kirchtürmen und erinnern an den christlichen Glauben, an das Gebet und die Feiern des Glaubens mitten im Leben.

Die Schatzkästchen laden ein, in der eigenen Umgebung die Augen aufzumachen, Spuren christlichen Glaubens zu entdecken und sie in die Kästchen als Schätze hinein zu zeichnen oder wenn möglich zu schreiben, natürlich können auch Fotos hinein geklebt werden.

Der Text vom Raben Felix bietet mit seiner Bemerkung einen Lernanlass selber zu entdecken und das Wahrgenommene zu benennen.

Der QR-Code führt zu einem „Halleluja”-Lied. Mitunter begegnen Lieder aus der Welt der Popmusik als Spur von Religion auch in säkularer Welt.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bildbetrachtung: Die Schüler*innen betrachten, besprechen, benennen u.a. die folgenden Fragen: Das habe ich schon einmal gesehen … Das habe ich noch nie gesehen …Ich weiß, … Ich frage mich, …Ich denke, …

Bildcollage gestalten: Inhaltlich beschäftigt sich die Collage mit Spuren des Glaubens (z.B. aus Kirchenzeitungen, Pfarrblättern usw.).

Schatzkästchen befüllen/besprechen

Lied erkunden: Das Lied mittels QR-Code aufrufen und gemeinsam in der Klassengemeinschaft anhören. Welches Wort wird hier immer wieder gesungen? Wo habe ich dieses Wort vielleicht schon einmal gehört?

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6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Spuren suchen/entdecken: Einen Spaziergang im Schulhaus, rund um die Schule, durch das Dorf/die Stadt machen und Spuren christlichen Glaubens suchen und entdecken. Anschließend gemeinsam besprechen, Fragen stellen und im Heft festhalten, was man entdeckt und erfahren hat. Mögliche Entdeckungen: Statuen, Bildstöcke, Kapellen, Kirchen, Kreuze, … Kirche besuchen/erkunden: In eine Kirche gehen und Spuren des Glaubens entdecken, zum Beispiel durch die Betrachtung der Gestaltungselemente (u.a. durch eine Papierrolle, welche es erleichtert, sich auf einzelne Elemente zu fokussieren, schauen).

Spuren hinterlassen: Die Schüler*innen können selbst Spuren hinterlassen, indem beispielsweise in einem (Buchstaben-) Sandkasten Spuren eingezeichnet werden.

Schnitzeljagt machen: Durch eine „Schnitzeljagd” kann Schüler*innen spielerisch näher gebracht werden, dass Spuren etwas erzählen und als Hinweise verstanden werden können.

Spuren unserer Gemeinsam sammeln: Gemeinschaftlich können die Spuren der Schüler*innen innerhalb einer Form gesammelt werden (z.B. Handabdrücke, Fußabdrücke, Unterschrift etc.) um eine „gemeinsame Spur” zu legen und darüber nachzudenken, was Spuren erzählen. In diesem Fall wäre es zum Beispiel so, dass die Spur von Gemeinschaft erzählt. Um die gesamte Schulgemeinschaft einbeziehen zu können, ist es möglich eine neutrale Form (z.B. passend zur Jahreszeit) als Grundlage zu wählen (siehe unten: Schneemann aus Handabdrücken aller Schüler*innen).

Heftarbeit „Mein Fußabdruck“: Die eigenen Fußabdrücke oder nachgezeichneten Füße bieten einen Rahmen, um über Spuren, die von einem selbst erzählen, nachzudenken und diese auch z.B. innerhalb der Füße festzuhalten. Des Weiteren können auch Spuren, die an Religion erinnern (u.a. als Collage) in diesen Rahmen (Fußabdruck) eingefügt werden. (Siehe unten)

Spuren legen: Spuren des Glaubens durch verschiedene Legematerialien individuell oder gemeinsam auflegen und über diese sprechen.

Lieder singen, die als Spuren des Glaubens verstanden werden können oder über diese handeln. Zum Beispiel das Lied „In jeder Blume…” singen und sich eigene „In…”-Sätze überlegen (und ggf. als eigene Strophe singen). Mögliche „In…“-Sätze: In jeder Kirche…, In jedem Bildstock…, In jedem Wegkreuz…, In jeder Hilfsaktion…seh/spür/glaub/ ich Gott ist da!

7 | Kinderbücher

 Muller, G. (1980) Was war hier bloß los Ein geheimnisvoller Spaziergang. Moritz.

8 | Lieder

 In jeder Blume Liederbuch Religion Nr. 11

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Fotos von Kerstin Seneca Jensen

Glaube erleben, bedenken, tun

Seiten 42 und 43 im Schulbuch | Kapitel 3

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Nach der Spurensuche außen führt diese Doppelseite mehr ins Innen von Religion und Glaube: zum Erleben und Tun. Glaube will gelebt, im Herzen vollzogen, aber auch mit dem Kopf durchdacht werden - Religion braucht die Erfahrungsdimension, damit sie von innen her „verstanden” werden kann. Wie viel davon ist in einer säkular geprägten Schule möglich bzw. notwendig? Darf man Kerzen entzünden, zu einem Gebet einladen, religiöse Lieder (die ja Glaubensausdruck sind) singen? Im Kontext einer performativen Religionspädagogik formuliert der deutsche Religionspädagoge Hans Mendl dazu: „Wenn sich der Religionsunterricht nicht stärker hin zu einer performativen Gestalt ändert, erweist er sich als nicht zukunftsfähig, weil es ihm nicht gelingt, den Gegenstand adäquat didaktisch ins Spiel zu bringen.” (Mendel, 2008, 15). Es verweist in Richtung auch vieler reformpädagogischer Ansätze, die damit einer „verkopften” Schule einen ganzheitlichen Gegenpol setzen wollen, aber auch anderer praxisorientierte Fächer wie Musik, Turnen, etc., die auch ohne konkretes Tun nicht ins Eigentliche ihres Faches kommen können. Auf diese wesentliche Dimension von Glaube verweist diese Doppelseite im Buch und lädt ein, hier Erfahrungen von Glaube und Religion ansatzhaft zu machen oder auch auszutauschen, was den Schüler*innen bereits bekannt ist, was sie schon erlebt haben, wo sie vielleicht selbst dabei waren; manches wird auch aus dem Kindergarten an Erlebnissen und Erfahrungen bekannt sein, wo doch viele christlichen Feste gefeiert werden (Martin, Nikolaus, Advent, Weihnachten, Ostern…) oder auch manche religiöse Rituale vollzogen werden. Auf diese Erfahrungen kann sinnvollerweise auch zurückgegriffen werden. Natürlich soll auch das Singen und Feiern nicht zu kurz kommen, weil sich für Kinder gerade auch darin Glaube ausdrücken kann. Diese Erlebnisse sollen besprochen und reflektiert werden, damit sie zu tatsächlichen Erfahrungen verankert werden können.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben …wahrnehmen und erzählen, wie Menschen ihren Glauben ausdrücken und leben. verstehen und deuten …verstehen/deuten, dass es in der Religion viele Zeichen, Symbole und Rituale gibt, die das Herz für Gott öffnen können.

gestalten und handeln

…eine Kerze anzünden, Stille üben, die Wirkung von einer Kerze in einem dunklen Raum erleben, miteinander in meditativer Stille ein Mitte-Bild legen … (be-)sprechen und (be-)urteilen …besprechen/beurteilen, welche Spuren des Glaubens besonders wichtig sind. entscheiden und mit-tun …gemeinsam beten, singen, still werden.

3 | Lernanlässe

• Kinderfragen: Warum gibt es Religionsunterricht? Warum singen wir „religiöse” Lieder? Warum beten wir? usw.

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Zeichnung „Singende Kinder“ von Stefan Karch zeigt auf erfrischende Weise eine bunte, fröhliche Kindergruppe, die gemeinsam singen und dabei offensichtlich viel Freude und Spaß haben. Singen ist ein wichtiger Ausdruck des Lebens und auch des Glaubens. „Wer singt, betet doppelt”, heißt es beim heiligen Augustinus. Die Zeichnung ist eine Einladung, selbst zu singen, mit zu zeigen und sich am religiösen Tun zu freuen.

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Das Gebet/Lied „Halt zu mir, guter Gott” ist ein einfaches Reimgebet, das einlädt, es mit den Kindern zu sprechen. Bewegungen dazu können gemeinsam gefunden werden. Es kann über eine gewisse Zeit die Religionsstunden begleiten. Da es auch der Anfang eines Liedes ist, kann es auch gesungen werden

Das Foto „Hände mit Kerzen” lädt ein zum Betrachten und zum Stille-werden. Es zeigt eine Kerze, die von zwei Händen geschützt und behütet wird. Durch das Licht der Kerze werden die Hände selbst hell und erstrahlen in einem orange-gelben Licht. Emotional werden dadurch Freude, Wärme und Sicherheit ausgestrahlt.

Der QR-Code führt zum Lied „Halt zu mir, guter Gott”. Es ist ein wunderbares und einfaches religiöses Kinderlied.

Der Satz „Ein einziges Licht vertreibt die Dunkelheit“ beschreibt die Erfahrung, dass tatsächlich ein einziges Licht die Dunkelheit durchbrechen bzw. vertreiben kann. Von eben diese Erfahrung geht eine große Faszination aus. Licht wird als rettend erfahren, weil es stärker ist die Dunkelheit und als all das, was uns Angst macht. Es drängt Menschen in der dunklen Jahreszeit dazu Kerzen anzuzünden und ihre Kraft und sogleich wohlige Ausstrahlung zu erleben. Für Christinnen und Christen ist dieses Anzünden von Kerzen ein Tun, das an Gott bzw. an das Licht Christi erinnern kann.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Zeichnung betrachten: Was machen die Kinder hier? Was fällt auf? Was ist besonders? Wann bin ich so fröhlich? Welche Anlässe? Was braucht es dazu?

Überlegen und Erzählen: Was mache ich gern, wenn ich meine Freude zum Ausdruck bringen will?

Tanz erfinden: Es geht darum, sich zu fröhlicher, ausgelassener Musik miteiander zu bewegen.

Beten & ggf. Bewegungen finden: Das Gebet gemeinsam sprechen (bzw. singen). Es kann zu Beginn von der Lehrperson vorgesprochen und von den Kindern nachgesprochen werden. Es können Bewegungen und Körperhaltungen dazu gefunden werden. Vielleicht begleitet es über eine gewisse Zeit hinweg die Religionsstunden und eröffnet so einen Gebetsschatz für die Kinder.

Stilleübungen: Durch bewusstes Atmen ruhig werden/zur Ruhe kommen.

Überleitung zum Bild: Klassenzimmer abdunkeln. Die Kinder schließen die Augen und die Lehrkraft besucht jedes Kind mit einer brennenden Kerze am Sitzplatz. Wenn alle Kinder das Licht in ihrer Nähe hatten, gemeinsam darüber sprechen, was den einzelnen Kindern aufgefallen ist, welche Wirkung Licht hat.

Mögliche Fragestellung: Wie fühlt es sich an, wenn das Licht ganz nah bei mir ist?

Lieblingslieder singen: Dabei sollte die Auswhal aus Liedern aus dem Religionsunterricht bestehen.

Bildbetrachtung: Bild anschauen und beschreiben, die Hände sprechen lassen (Was sagen die Hände zum Licht?) Dunkelheit sprechen lassen (Was sagt die Dunkelheit zum Licht?) Licht sprechen lassen (Was sagt das Licht zu den Händen? Was sagt das Licht zur Dunkelheit?)

Bilder gestalten: Das Licht, wie es die Dunkelheit durchbricht ist ein passendes Motiv - z.B. Kratzbilder/Kratzpapier, Buntpapier reißen und kleben, Ölkreiden, usw.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Kerze gestalten: Eine Kerze mit bunten Wachsstreifen verzieren

Windlichter gestalten: Schraubverschlussgläser außen mit buntem Seidenpapier bekleben und danach ein Teelicht hineinstellen. Dieses Licht kann man dann von einer Hand zur nächsten weiterreichen und sich daran erfreuen, dass der helle Schein zu jedem von uns kommt. Stilleübungen

7 | Kinderbücher

 Wissmann, M.(2010). Meine allerliebsten Kindergebete. Coppenrath.

 Biehl, P. (2020). Mein kleines Gotteslob. Katholisches Bibelwerk

8 | Lieder

 Zünd ein Licht an T. / M. von K. Mikula: www.mikula-kurt.net

 Halt zu mir, guter Gott Liederbuch Religion Nr. 85

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9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Foto von Carmen Stürzenbecher Foto von Magdalena Wünscher Foto von Kerstin Seneca Jensen Foto von Gerti Janics

Orte und Räume, die berühren

Seiten 44 und 45 im Schulbuch | Kapitel 3

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Diese Doppelseite fokussiert auf heilige Orte und Räume durchaus im Sinne einer Kirchenraumpädagogik und will diese als besondere Berührungspunkte mit dem Heiligen erschließen: Räume voll von Leben und Glauben in den vielfachen Dimensionen, Riten und Feiern, Fragen und Hoffen, Vertrauen und Glauben: „Kirchenräume sind dabei mehr als museale Denkmäler einer Religion: sie sind liturgische Begegnungsräume, Gedächtnisspeicher des Glaubens, Räume öffentlichen Lebens… Heilige Räume erfahren ihren tieferen Sinn erst bei der Feier des jeweiligen Ritus durch die Religionsgemeinschaft.“ (Mendl, 2008, S.89).

Unsere Kultur weist einen großen und kunstvollen Schatz an solchen Orten, Räumen und Gebäuden auf, der vielfach nur mehr kunsthistorisch und touristisch vordergründig genutzt wird. Die Botschaft dieser zum Teil mit viel Geschichte und Tradition erfüllten Räume aber verweist auf die dahinter liegende Wirklichkeit der Anwesenheit Gottes mitten in unserer Welt, die betend, meditierend, feiern und singend erfasst werden will, damit ansatzhaft ein Stück Beheimatung darin geschehen kann. In diesen Räumen wird gelebt, gefeiert, gebetet, gesungen, gelitten, … Kirchen sind Lebens- und Glaubensräume der Menschen, die erst dadurch ihre Sakralität erhalten, weil sie das Gottesgedächtnis mitten im Leben feiernd wachhalten und deshalb auch Kinder von heute noch ansprechen können. Diese Bedeutung heiliger Räume gilt es Kindern zu erschließen, damit auch sie für sich und ihr Hoffen und Sehnen, ihr Beten, Bitte und Danken nützen können. Es erschließt aber gerade auch über die direkte Wahrnehmung mit allen Sinnen (ästhetische Bildung), weniger übers Erklären. Deshalb soll in solchen Räumen möglichst mit allen Sinnen wahrgenommen werden: sehen, hören, spüren, riechen, schmecken, … Gerade das Katholische zeichnet sich durch das Sinnenhafte Erfahren des Religiösen aus: die vielen Bilder, Weihrauch, Weihwasser, Lichter und Kerzen, Bibel und Wort, Brot und Wein, … Für manche Schüler*innen werden diese fremd oder nur über die Medien bekannt sein; die Erfahrungen damit sind eher als sehr gering einzuschätzen. Zugleich aber ergeben sich daraus auch besondere Möglichkeiten, weil sie damit auch nicht mit negativen Erfahrungen konnotiert sind. Wo irgendwie möglich, wird es sinnvoll sein, diese Orte und Räume zu besuchen, sich mit ihnen anzufreunden und diese als besondere Orte der möglichen Gottesbegegnung zu erschließen. Die vielen Entdeckungen, Eindrücke und damit verbundenen Fragen können und sollen das Gespräch anregen, Deutung und Bedeutung ermöglichen.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben …Orte und Räume beschreiben, die ganz besonders für sie sind. verstehen und deuten

…verstehen/deuten, dass manche Orte und Räume für Menschen heilige Räume sind, an denen sie Gottes Nähe spüren und sich an Gott erinnern. gestalten und handeln

…einen Kirchenraum besuchen, den Raum auf sich wirken lassen; Mit Legematerialien einen “besonderen” Raum gestalten.

(be-)sprechen und (be-)urteilen

…einander von besonderen Räumen und Orten erzählen. entscheiden und mit-tun …in einem Kirchenraum o.ä. stille werden und ein Hallelujalied miteinander singen.

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3 | Lernanlässe

• (Kinder)-fragen: Warum stehen Kirchen mitten in Orten und Städten? Warum soll man in der Kirche still sein und nicht herumlaufen? Warum sagt man zur Kirche „Haus Gottes”? Warum bauen und schmücken Menschen Marterln, Kapellen, Gipfelkreuze, …

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text vom Raben Felix versucht über die sinnlichen Wahrnehmungen, die in einem Kirchenraum möglich sind, einen spirituellen Zugang zu eröffnen. Das Sinnliche des Goldes und des Leuchtens eröffnet zugleich die Möglichkeit, darin das Leuchten des Heiligen zu sehen und die Anwesenheit Gottes darin zu verstehen bzw. zu erfahren. Im Ton des Irdischen kann das Himmlische durchleuchten. Solche Wahrnehmungen und Erfahrungen ermöglichen eine Tiefensicht der Welt, die letztlich zentral für eine Sinnerschließung ist. „Die Eigenart des Gegenstands Religion kann nur verstanden werden, wenn dieser in seiner eigenen Form nicht nur präsentiert, sondern auch erlebbar wird.“ (Mendl, 2008, S. 85.)

Die drei Fotos zeigen Blitzlichter von Orten und Situationen, die berühren, die über sich selbst hinausweisen. Ein Kind liegt mit seinem Vater und einem Kuscheltier in einem Zelt. Eine Situation der entspannten Geborgenheit. Sie schauen nach oben … was sie sehen, bleibt offen. Aber es ist ein Staunen und es ist Freude in ihren Gesichtern. Was sie wohl sehen, entdecken, sich erzählen, fühlen und wahrnehmen …? Die Quelle ist oft ein besonderer Ort. Wer auf einer Wanderung erhitzt und durstig zu einer Quelle kommt, erlebt, dass sie erfrischt, dass sie die Lebensgeister wieder weckt. In vielen Orten gibt es „heilige Quellen” bzw. „heilige Brunnen”. Sie erzählen vom Wasser, das heilt, das die Augen öffnet,… Es ist ein Sinnbild für die Lebendigkeit, die Heilung, die Erfrischung, die Gott den Menschen immer wieder schenkt.

Bei dem Bild „Bunte, lichtdurchflutete Kirche“: handelt es sich um eine Aufnahme aus dem Stephansdom in Wien, in dem durch eine Lichtinstallation die mystische Dimension des Kirchenraumes Raum verstärkt wird. Das Licht gibt dem Raum eine kosmische Atmosphäre und „verwandelt” den Kirchenraum bzw. öffnet ihn auf eine größere Dimension hin, die nicht greifbar ist, aber erahnt werden kann.

Der QR-Code führt zum Lied „Großer Gott wir loben dich” Die Orgel als „Königin der Kirchenmusik” gehört in jede Kirche und erklingt festlich, aber auch den unterschiedlichen Lebensabschnitten und kirchlichen Festzeiten entsprechend, von freudig, hoffnungsvoll bis traurig. Man kann sich ihrem Klang nicht entziehen. Orgelkonzerte werden gerade auch von Menschen geschätzt, die selbst von der Kirche schon weit entfernt sind.

Das Lied „Halleluja” lädt ein zum Singen und Mitklatschen. Von der Wortbedeutung „Hallel – JHWH“ –„Preiset Jahwe“ ist der Liedruf der aus der hebräischen Sprache kommende urtümliche Ruf zu Gott. Wo das Herz berührt ist, kann Singen und Loben die Folge sein.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Von Orten und Räumen erzählen: Konkret können die Schüler*innen erzählen, welche Orte/Räume für sie besonders sind und inwiefern sie sie vielleicht berührt haben.

Bilder betrachten/beschreiben/erzählen: Die Schüler*innen können von Assoziationen mit den Bildern erzählen und Geschichten zu den Bildern erzählen oder erfinden.

Eigenen „heiligen“ Raum gestalten: Der Text vom Raben Felix lädt ein über die Tiefendimension von Kirchenräumen ins Gespräch zu kommen. Mit verschiedenen Materialien, Tüchern, Bauklötzen, Gegenständen meinen eigenen heiligen Raum als Gebetsraum oder Stille-Oase gestalten.

Lied „Großer Gott wir loben dich“ anhören (u.a. innerhalb eines Kirchenraumes): Es bietet sich auch an, in einer Kirche Lieder zu singen oder auch innerlich und äußerlich still zu werden, wie auch ein Gebet gemeinsam zu beten.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Kirche (spielerisch) entdecken: In der Kirche gibt es viel zu erleben und zu entdecken, folgende Möglichkeiten bieten sich an Genau hinschauen z.B. durch eine Papierrolle einzelne Elemente in der Kirche genau entdecken, Fragen stellen (z.B. „Warum ist ein Loch oben in der Kirche?“…), Lieblingsplatz in der

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Kirche finden/auswählen, Geschichte aus der Bibel vorlesen, die besondere Akustik entdecken (z.B. durch das Läuten einer Glocke, die Nutzung einer Klangschale oder eines anderen Instruments und Töne, die man nachhallen lässt oder durch ein gemeinsam gesungenes Lied), Dinge mit einer Taschenlampe in den Fokus rücken, „Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist…” in der Kirche oder anhand eines vielfältigen Bildes einer Kirche spielen.

7 | Kinderbücher

 Gremmelspacher, C., Hitzelberger, P. (2022). Kinder entdecken den Kirchenraum. Don Bosco.

 Schütz, A. (2010). Mein kleines Buch von der Kirche. Coppenrath.

 Färber, M. (2012). Wir erleben Gottes Haus: Mit Kindern Kirchenräume entdecken. Don Bosco.

8 | Lieder

 Kommt herein T. / M. von K. Mikula: www.mikula-kurt.net

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Besondere Tage – Allerheiligen, Allerseelen

Seiten 46 und 47 im Schulbuch | Kapitel 3

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Bestimmte Tage stellen sich für uns Menschen als „besonders” heraus und lassen die Tiefendimension des Lebens erahnen, ermöglichen eine Berührbarkeit und Offenheit im Herzen. Im weitesten Sinne sind die damit verbundenen Erlebnisse und Erfahrungen wohl als Berührungspunkte mit dem Religiösen zu deuten, weil sich darin auch die Grundfragen unseres Menschseins nach dem Woher, Wohin und Wozu unseres Lebens wie von selbst stellen und nach Antworten suchen. Allerheiligen und Allerseelen werden von einem großen Teil der Menschen nach wie vor stark wahrgenommen und zum Friedhofsgang genutzt, weil man der Frage nach dem Tod und dem Darüber-hinaus nicht entkommt. Die Liebe und die Verbindung zu unseren Verstorbenen und die eigene Endlichkeit ist eine wesentliche Lebensfrage und lässt sich nicht übergehen, weil es um das Leben im Hier und Jetzt geht.

Gerade Kindern stellen sich diese großen Fragen zum Teil mit großer Vehemenz und sie dürfen auch aus pädagogischen Gründen nicht übergangen werden, die sich ergebenden Fragen brauchen eine kindgemäße Deutung und achtsame Beantwortung, die das kindliche Denken und Fühlen ganz ernst nehmen. Die Religionen, insbesondere auch das Christentum, stellen viele große Erzählungen als DeuteAngebot zur Verfügung, um den Tod und die letzten Fragen nach Himmel und Auferstehung positiv bewältigen zu helfen. Dazu lädt diese Seite ein und bietet mit ihren Texten und Bildern viele hoffnungsorientierte Gesprächsmöglichkeiten.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben …wahrnehmen, wie sich die Natur im Herbst verändert und beschreiben, wie viele Menschen rund um Allerheiligen /Allerseelen Gräber besuchen, schmücken, … verstehen und deuten

…Blumen und Kerzen als Hoffnungszeichen deuten. Das Schmücken der Gräber und das Erinnern an Verstorbene als Zeichen der Liebe und der Hoffnung deuten. gestalten und handeln

…Kerzen mit Hoffnungszeichen verzieren. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…Fragen nach dem Tod und dem Himmel besprechen. entscheiden und mit-tun

...einen Friedhof besuchen. Kerzen entzünden und gemeinsam zu Gott für Verstorbene beten.

3 | Lernanlässe

• Allerheiligen und Allerseelen als schulfreie Tage

• Viele Eltern, Omas und Opas gehen in diesen Tagen auf den Friedhof

• Fragen nach dem Tod Beispielsweise: Wo sind die Verstorbenen… können uns die Verstorbenen hören…?

• Warum schmückt man die Gräber?

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text vom Raben Felix beschreibt eine Beobachtung. Sie geht auf die kürzer werdenden Tage im Spätherbst ein und erzählt davon, dass in dieser Zeit viele Menschen zum Friedhof gehen. Es ist damit eine Brücke zu den beiden Festtagen Allerheiligen und Allerseelen geschaffen. Der Rabe interpretiert nicht, sondern beschreibt, was er sieht. Diese Beschreibungen können Anlass sein, dass die Kinder ihre Beobachtungen und Wahrnehmungen, ihre Gedanken miteinander teilen.

An dieser Stelle sind Philosophierfragen zum Thema Tod und Sterben angeführt: Da solche und ähnliche Fragen zu den großen Fragen der Menschen und auch der Kinder gehören, laden sie zum gemeinsamen

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philosophieren ein. Sie verstehen sich als Impulse zu eigenen Fragen und zum gemeinsamen Nachdenken. Es werden unter anderem christliche Bräuche zu den besonderen Tagen Allerheiligen/Allerseelen benannt. Die Leute gehen zu den Gräbern ihrer Toten. Zu denen, die ihnen wichtig sind, wo es eine Beziehung der Liebe gibt, die über den Tod hinausreicht. Sie bringen Kerzen und Blumen. In diesem Zusammenhang sind es Zeichen der christlichen Hoffnung, dass es neues Leben über den Tod hinaus gibt. Das Bild „Himmlisches Jerusalem” stammt vom Künstler Henning Hauke, geboren 1961 in der Nähe von Hildesheim in Deutschland (Jahr 2000). Die Rede vom „Himmlischen Jerusalem” erinnert an Texte des Neuen Testamentes - im Besonderen an das Buch der Offenbarung des Johannes Kapitel 20 - die in enger Beziehung zur Vorstellung von einer endzeitlichen Errichtung einer Gottesstadt in Glanz und Herrlichkeit steht (z.B. Tobit 14,5). Die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, das als Hoffnungsbild dafür steht, dass Gott bei den Menschen wohnen wird und ihr Gott sein wird. Der Künstler ließ sich bei diesem Bild von der mittelalterlichen Buchmalerei inspirieren. Er beginnt mit einer hellen Grundierung und komponiert dann verschiedene farbige Akzente hinein. Rote Elemente, die zum Teil an Blumen und Pflanzen erinnern, goldene Elemente aus Blattgold, die das Göttliche, das Himmlische durchscheinen lassen. Mit unterschiedlichen Farben und Formen kann man vielleicht Elemente, wie Bögen, wie angedeutete Gebäude des himmlischen Jerusalem, entdecken. In der Mitte bleibt das Lichtquadrat, ohne Formen. Geheimnisvoll und unaussprechlich. Es lässt offen, was nicht „gewusst” werden kann, weil es der Hoffnung, dem Glauben und dem Ahnen vorbehalten bleibt, dass auch am Ende des Lebens ein liebender Gott auf uns wartet. Ein Hoffnungsbild, das dem Tod den Schrecken nimmt.

Ein Vertrauenssatz „Bei dir…“ fasst die christliche Hoffnung in einfacher Sprache zusammen. Mit der Rede vom „zu Hause sein” greift es in gewisser Weise die Sprache des Bildes vom Himmlischen Jerusalem auf, das von der Stadt als Symbol für Heimat und Gemeinschaft erzählt.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bilder vom Jahreslauf: Wahrnehmen und besprechen, wie sich die Natur im Herbst verändert (Rückgriff auf Material aus dem Sachunterricht und Vernetzung möglich).

Hoffnungszeichen gestalten: Kerzen, Kreuze, Blüten, Sterne, Hoffnungssprüche verzieren, Regenbogen, Steine bunt gestalten und damit evtl. Gräber schmücken/Trauernde beschenken.

Bildarbeit „Himmlisches Jerusalem”: Die Schüler*innen werden angeleitet, das Bild in Stille anzuschauen und sich z.B. folgende Fragen zu stellen: Welche Farben entdeckst du? Welche Formen entdeckst du? Woran erinnert dich das Bild? Finde einen Lieblingsplatz auf dem Bild und zeige ihn den anderen und erzähle, was dir an ihm gefällt!

Bildarbeit - Ein Leben bei Gott: Das Bild erzählt vom Leben bei Gott: Überlege, was das Bild über das Leben bei Gott erzählen kann. Lass die Licht-Mitte sprechen.

Legearbeit „Bei Gott zu Hause sein”: Eine helle Kreismitte (evtl. mit Kerze) anbieten und durch Legematerial erweitern lassen (bestenfalls mit roten/goldenen/bunten Elementen). Als Gruppen-, Partner- oder Einzelarbeit möglich, Still oder mit ruhiger Musik.

Arbeitsblatt „Allerheiligen, Allerseelen“: Das Arbeitsblatt lädt ein, selbst ein Bild zum Thema „Bei Gott zu Hause sein” zu zeichnen bzw. weiterzuzeichnen. Mit unterschiedlichen Farben, Formen und Elementen.

Philosophisches Gespräch: Setting für ein philosophisches Gespräch herstellen (z.B. Sesselkreis, Fragezeichen/Gedankenblase/Rufzeichen als Symbole bzw. Gesprächskärtchen, ruhige Mitte, Gesprächsregeln klären,...), Fragen im Schulbuch vorlesen, welche Gedanken gibt es dazu? Fallen dir noch weitere Fragen ein? Zuhören, was andere sagen, überlegen, ob du auch so denkst oder ob du andere Gedanken/Fragen/Vorstellungen hast?

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Bilder vom Friedhof: Besprechen, erzählen, Fragen stellen,... Friedhofsbesuch: Lebenszeichen/Hoffnungszeichen auf dem Friedhof entdecken Klassenwand gestalten: Von Kindern gestaltete Hoffnungszeichen, Fragen der Kinder, Symbole/Gesprächskärtchen (Fragezeichen, Gedankenblase usw.), Hoffnungsbotschaften wie z.B. „Bei dir Gott sind wir zu Hause im Leben und im Tod.”

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7 | Kinderbücher

 Schindler, R. (1988). Pele und das neue Leben Ernst Kaufmann.

 Hubka, Ch. (2004). Wo die Toten zu Hause sind Tyrolia.

 Nilsson, U., Eriksson, E. (2006) Die besten Beerdigungen der Welt Moritz.

 Teckentrup, B. (2013). Der Baum der Erinnerung. ars edition.

 Dieckmann, S., Zeitz, S. (2021). Morgen bin ich Sternenlicht Loewe.

 Saalfrank, H., Goede, E. (2020). Abschied von der kleinen Raupe Echter.

8 | Lieder

 Zünd ein Licht an T. / M. von K. Mikula: www.mikula-kurt.net

 Alles hat seine Zeit Liederbuch Religion Nr. 49

 Wo ich gehe, bist du da Liederbuch Religion Nr. 56

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Foto von Carmen Stürzenbecher

Besondere Menschen – Heilige Frauen und Männer

Seiten 48 und 49 im Schulbuch | Kapitel 3

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Menschliches Leben lebt vom Geben und Nehmen, wir Menschen sind soziale Wesen, aufeinander angewiesen und brauchen einander. Menschliche Entwicklung wird von den Mitmenschen wesentlich beeinflusst und mitgestaltet, zunächst besonders von der Herkunftsfamilie. Vom Säugling und vom kleinen Kind an wird dem Heranwachsenden das Leben von anderen Menschen geschenkt. Am Du wird der Heranwachsende selbst zum Ich, wie es Martin Buber in seiner dialogischen Philosophie benennt. Es braucht diese „besonderen” Menschen, die unser Leben heilsam begleiten und eine Vision von einem geglückten Leben vermitteln können, indem sie es selbst leben und verkörpern. Damit ermöglichen sie den jungen Menschen Orientierung und geben Sicherheit, wie es mittlerweile auch die Neurobiologie in vielen Forschungen nachweisen kann (Joachim Bauer, Gerald Hüther, etc.). Diese Vorbildwirkung ist nicht an überragende Fehlerlosigkeit gebunden. Wir Menschen können aufgrund der Spiegelneurone mit den Gehirnen unserer Mitmenschen in Resonanz treten und so auch mitbekommen, welche Bilder und Vorstellungen, Empfindungen und Gefühle in ihnen sind bzw. was der andere von einem denkt. Dasselbe gilt auch im pädagogischen Kontext für Kinder und Jugendliche. „Sie leben sich gewissermaßen in den Korridor der Vorstellungen und Visionen hinein, die sich ihre Bezugspersonen - vorausgesetzt, sie haben welche - von ihnen machen. Gibt es keinen solchen ‚Zukunftskorridor', dann weiß das Kind nicht, wohin die Reise gehen soll." (Bauer 2007, 27). Hier wird deutlich, wie wichtig in pädagogischen Prozessen die Visionen und Vorstellungen sind, die wir von Schüler*innen haben. Früher wurde das in der Pädagogik „der Glaube an die positiven Möglichkeiten jedes Kindes und Jugendlichen" genannt. Lebensbegleiterinnen und Lebensbegleiter, die das Leben der Heranwachsenden fördern, ermutigen und unterstützen, Orientierung und Sicherheit geben können, werden in den Bildern und Texten angesprochen und als „Lichtgestalten“ wahrgenommen und gedeutet. Im Rückblick können Erwachsene oft erkennen, dass diese Gestalten wie Engel oder Heilige im Sinne von „heilbringend“ und vorbildlich in ihrem Leben waren, weil sie ihr Werden und Wachsen liebevoll unterstützt haben. Paulus bezeichnet in seinen Briefen in der Bibel alle Getauften als „Heilige in Christus” und zur Heiligkeit berufen - schon im Hier und Jetzt. Die Doppelseite kann Schüler*innen dazu einladen, nachzudenken, welche Personen sie in ihrem Leben bisher liebevoll und stärkend begleitet haben. Dann wird durch die Erinnerung an den Namen, den jede Schülerin und jeder Schüler trägt, an die Heiligen erinnert. Sie haben in einer bestimmten Zeit in besonderer Weise Licht und Liebe in das Leben der Menschen gebracht. Ihr Leben kann auch als ein Programm des eigenen Lebens den Heranwachsenden voranleuchten. Hervorgehoben werden im Buch den Kindern schon bekannte Heilige: Nikolaus, Maria, Elisabeth, Martin. Sie alle verweisen letztlich auf Jesus, der das eigentliche Licht ist bzw. die Liebe Gottes zu den Menschen in besonders dichter Form gelebt hat. Es geht im Sinne einer Schatz- und Spurensuche auch darum aufzuzeigen, wie diese Heiligen (oder auch andere regionale Heilige) dargestellt werden, wie sie medial sichtbar werden bzw. was von ihnen bis heute bleibt: unsere Vornamen, Orts- und Straßennamen, Statuen und Bilder, Bräuche, Feste und Riten.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können:

wahrnehmen und beschreiben …beschreiben, welche Heiligen sie kennen, welche Heiligenstatuen und Bilder sie in ihrer Umgebung wahrnehmen und was sie damit verbinden. verstehen und deuten …verstehen/deuten, dass Heilige Menschen sind, die in verschiedenen Formen die Liebe zu leben versuchen und zuordnen, wo die Handlungsweise von Heiligen vergangener Zeit auch der heutigen Zeit zu finden ist.

gestalten und handeln …eine Legende von einem heiligen Menschen nachspielen. (be-)sprechen und (be-)urteilen

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…von Menschen erzählen, die Licht und Liebe in die Welt bringen. entscheiden und mit-tun …selber etwas tun, das Licht in das Leben eines Menschen bringt.

3 | Lernanlässe

• Erinnerungen an das Laternenfest im Kindergarten

• Heiligenbilder und Statuen

• Brauchtum rund um heilige Menschen

• Der Nikolaus kommt - Kinderfrage: Gibt es den Nikolaus wirklich?

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text vom Raben Felix beschreibt die Beobachtung eines Martins Umzuges von Kindern mit Laternen, die er beobachtet hat und ermöglicht so einen Lernanlass als Einstieg, weil damit auch die Erinnerungen der Kinder an das Martinsfest im Kindergarten oder an das Basteln von Laternen ins Gedächtnis gerufen werden und wieder auftauchen. Sein Menschenfreund Max deutet das Geschehen und nimmt Bezug zum Heiligen Martin.

Die Grafik „Zwei Kinder mit Blumen” zeigt Kindern, die einander Blumen schenken. Sie greift den letzten Satz der Erzählung vom Raben auf, dass jede/r für andere ein/e Heilige/r sein kann. Das Schatzkästchen lädt ein, den Kindern schon bekannte Heilige hineinzuschreiben oder diese hinein zu zeichnen, wenn möglich mit den jeweiligen Attributen und Symbolen, an denen sie erkennbar sind.

Die rechte Seite zeigt Namen und Bilder von Heiligen und Fotos aus der heutigen Zeit. Im Hintergrund der Seite ist ein Kirchenraum mit vielen Kerzen und einem lichtdurchfluteten Glasfenster zu sehen: Heilige und heilbringende Menschen eröffnen einen heiligen Raum und lassen das Licht des Himmels in diese Erde herein strahlen.

Die einzelnen Fotos zeigen heute lebende Menschen, die durch ihre heutigen Handlungen den Heiligen zuzuordnen sind: a) zwei Hände, die sich halten (Hl. Maria, die sich ihrem Kind zuwendet); Mutter, die ein Pflaster auf das verletzte Knie des Kindes gibt (Hl. Elisabeth, die einem Kranken hilft); Martinslaternen (Hl. Martin, der den Mantel teilt); Erwachsener als Nikolaus verkleidet (Hl. Nikolaus mit Buch).

Der Satz „Heilige sind Menschen,…“ fasst zusammen, warum manche Menschen heiliggesprochen wurden.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bildarbeit: Die Grafik „Zwei Kinder mit Blumen” betrachten, besprechen und nachspielen. Die Schüler*innen können die Kinder sprechen lassen.

Das Weiterschenken eines Lichtes grafisch oder als Heftarbeit festhalten (Siehe unten).

Blumen gestalten (siehe unten) und mit guten Worten weiterschenken

Vorwissen zu Heiligen sammeln: Eingeleitet vom Text vom Raben Felix können die Schüler*innen Heilige die sie kennen benennen und ggf. bereits bekannte Geschichten kurz erzählen.

Heiligen und deren Legenden erzählen: Erzählungen hören, Bilderbücher, Videos, etc. anschauen, … Bilder und Fotos zuordnen: Welches Bild eines/einer Heiligen passt zu welchem Foto von heute?

Heiligenmemory basteln/spielen: Es müssen jeweils zwei Bilder zusammenpassen

jedoch können verschiedene Schwierigkeitsstufen durch unterschiedliche Kombinationen: gleiche Bilder, unterschiedliche Bilder, Bild-Text usw. ermöglicht werden. (Vorlage siehe unten)

Heilige als Legematerial oder Bildgeschichte

Über „Lichtbringer*innen“ nachdenken: Es gibt besondere Menschen, die „Lichtbringer” und „Lichtbringerinnen” genannt werden. Was stellst du dir darunter vor? Was muss er/sie deiner Meinung nach können/tun, … wie muss er/sie sein?

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Nachdenken über Redewendungen rund um Licht: „Das Licht der Welt erblicken”, „Mir geht ein Licht auf”, „Ein Lichtblick sein”, „Lichtbringer sein“, … Lehrausgang zu Statuen und Heiligenbildern: Im Ort/der Stadt auf die Suche machen und vieles entdecken

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Laternen basteln: Eine Malvorlage auf normalem Kopierpapier ausdrucken, mit Buntstiften anmalen, das Bild auf der Rückseite mit Speiseöl auf Küchenpapier bestreichen und mit Klammern zusammenheften, die Laterne über ein Teelicht in einem kleinen Gläschen stellen und leuchten lassen. Möglich ist auch noch das Basteln mit Transparentpapier.

„Erzählung vom Schuster Martin“ erzählen, besprechen, nachspielen Heftseite: „Wir tragen dein Licht“: Beispielsweise kann hier dunkles Papier verwendet werden, auf dem die Schüler*innen mit hellen Papierresten ein Bild zum Inhalt des Liedes kreativ gestalten können.

7 | Kinderbücher

 Jooss, E. (2014). 33 Heiligenlegenden zum Vorlesen. Herder.

 Sloan, M., Summer, M. (2020). Superheldinnen der Bibel. 16 furchtlose Frauen Herder.

 Janisch, H., Heiskel, B. (2016). Der rote Mantel. Die Geschichte vom heiligen Martin Tyrolia.

 Bagdaschwili, W. (2004). Die Geschichte von Sankt Martin. Coppenrath.

8 | Lieder

 Tragt in die Welt nun ein Licht Liederbuch Religion Nr. 95

 Wir tragen dein Licht Liederbuch Religion Nr. 129

 Wer feiert heute Namenstag Liederbuch Religion Nr. 139

 Martin, Martin Liederbuch Religion Nr. 141

 Sankt Martin Liederbuch Religion Nr. 142

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Besondere Zeiten und Feste

Seiten 50 und 51 im Schulbuch | Kapitel 3

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Besondere Zeiten und Feste sind überlebenswichtig und strukturieren die Zeit, sie heben uns Menschen heraus aus dem Alltäglichen und immer Gleichen, sie ermöglichen Distanz zum Irdischen und verbinden mit dem Tiefengrund des Lebens. Feste, Feiern und fixe sich wiederholende Zeiten haben aus psychologischer Sicht eine wichtige entlastende Funktion: sie strukturieren, sie geben Sicherheit und spiegeln Verlässlichkeit. Sie stärken das Urvertrauen in die Welt und das Leben, sie geben selbst den Schattenseiten des Lebens wie dem Tod einen Platz. Sie wirken Gemeinschafts- und Beziehungsstiftend. „Die Feier macht den an ihr beteiligten Individuen das Woher, Warum und Wozu ihres Lebens, ihrer Gruppe oder der Institution, der sie

immer oder nur partiell – angehören, bewusst.“ (Gebhardt 2017, 39). In Fest und Feier kommt die Sinnebene sehr bewusst und reflektiert zum Tragen, das Mitfeiern ermöglicht die Erfahrung von Sinn, stützt die Wertvorstellungen der jeweiligen Gemeinschaft und rechtfertigt diese als besonders wertvoll. Sie erheben über das Alltägliche, ermöglichen Resonanz und positiven Weltbezug, stiften Gemeinschaft, stärken die Identität, zeigen, was wichtig und wertvoll ist. Fest und Feier haben zweifellos eine das Leben bejahende und fördernde Seite. Sie bejahen das Menschsein-dürfen und die Freude und Lust am Leben. Josef Pieper benennt diese positive Seite mit ‚Zustimmung zur Welt’. „Es steht ja die Erfüllung der menschlichen Existenz zur Rede und in welcher Gestalt diese Erfüllung sich realisiere. Unvermeidlich also kommt die Vorstellung ins Spiel, die einer von der ‚Vollendung‘ des Menschen hat, vom ‚Ewigen Leben‘, von der ‚Glückseligkeit‘, vom ‚Paradies‘.“ (Pieper 1963, 33) So können Fest und Feier wie ein Vorgriff auf die erfüllte Ewigkeit erlebt werden bzw. diese ins Hier und Jetzt hereinholen – sofern Gemeinschaft und Kommunikation, wechselseitige Anerkennung und Wertschätzung ehrlich miteinander gelingen und nicht nur hohle Klischees bespielt werden.

Die Sehnsucht des Menschen und der Menschheit nach paradiesischen Zuständen auch angesichts des stets gegenwärtigen Todes, nach Erheben aus dem Alltäglichen, nimmt in Fest und Feier, aber auch in den „besonderen Zeiten” Gestalt an. „Ein Fest feiern heißt: die immer schon und alle Tage vollzogene Gutheißung der Welt aus besonderem Anlass auf unalltägliche Weise begehen.“ (Pieper 1963, 33) Damit beschreibt Pieper drei wichtige Aspekte des Feierns: a) die schon benannte Bejahung des Lebens, „Gutheißung der Welt“ aus der dankbaren Erfahrung des Lebens, der Welt als Geschenk; b) der „besondere Anlass“ – Feste brauchen einen Anlass und c) „auf unalltägliche Weise begehen“ – Fest und Feier heben aus dem Alltag heraus. Von dieser Begründung wird nochmals deutlicher, warum besondere Festzeiten und Feiern besonders auch für Kinder so große (religionspädagogische) Bedeutung haben und als besondere „Lernorte” zu sehen sind. Sie öffnen den Blick über das Alltägliche und Irdische hinaus und ermöglichen eine positive Zustimmung zu sich selbst, zum anderen und zur Welt.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

... von Festen, die sie kennen, erzählen und Feste, die sie auf den Bildern der Doppelseite sehen, benennen. verstehen und deuten

... was zu bestimmten Festanlässen getan wird, welche Bräuche es gibt gestalten und handeln

... können die Bilder den entsprechenden Festen zuordnen und für kommende Festanlässe Einladungskarten gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen

… besprechen, was sie über besondere Zeiten und Feste wissen, was sie wahrnehmen, was Menschen zu diese Zeiten und Festen tun, … entscheiden und mit-tun

… können (und möchten) Feste mitfeiern.

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3 | Lernanlässe

• Heiligenfeste, wie z.B. das Martinsfest, der Nikolaustag, …

• Vorbereitungen für den Advent

• Beobachtungen in Geschäften, Straßen und Häusern, in Zusammenhang mit Advent und Weihnachten

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text „In besonderen Zeiten,…“ nimmt auf das Feiern in den verschiedenen Lebenslagen Bezug. Für Kinder gehört das Hüpfen und Springen dazu, das Singen, die Lust und Freude am Leben, die Sehnsucht, dass es gut ist und bleibt - eine „Zustimmung zur Welt” (Josef Pieper)… Da wird es bestimmt viele Assoziationen für die Kinder geben.

Die Grafik „Kinder“ von Stefan Karch bringt die Freude beim Feiern und die Buntheit des Miteinanders ins Bild. Da gibt es Kinder, die ausgelassen sind, andere, die etwas zurückhaltend beobachten, die neugierig sind, die viel Bewegung brauchen und die einander umarmen … und es gibt die Tiere, die mitfeiern und mit tollen. Es bringt sehr schön zum Ausdruck, dass es im Fest immer auch um die Sehnsucht nach paradiesischen Zuständen geht.

Das Schatzkästzchen lädt ein, Typisches von einem oder mehreren Festen, die den Kindern bekannt sind, zu zeichnen, zu malen und davon zu erzählen.

Die Wortreihe und die Bilder bieten einerseits die Namen wichtiger christlicher Feste an und in den Fotos Konkretisierungen, Bräuche, … so wie sich Feste eben darstellen. So wird neben im Buch schon vorgekommenen Festen und Darstellungen auch Advent und Weihnachten, die in der Umwelt, in Geschäften und in den Häusern bereits sehr präsent sind, thematisiert. Auch Ostern ist, obwohl es erst später im Jahreslauf im Unterricht vorkommt, thematisiert. Es gehört inhaltlich wesentlich zu den großen Festen der Christinnen und Christen dazu und ist durch das Foto von den Ostereiern leicht erkennbar und zuordenbar. Inhaltlich wird es später Vertiefung finden…

5 | Möglichkeiten

für die Arbeit mit der Doppelseite

Bilder beschreiben und Assoziationen finden: Dabei z.B. die Kinder sprechen lassen indem sie ihre eigenen Erinnerungen erzählen Geschichten erfinden können Es lohnt sich aucch die Unterschiedlichkeit der Kinder auf dem Bild wahrzunehmen und die Gesichtsausdrücke zu interpretieren

Schatzkästchen ausfüllen: Feste und besondere Zeiten, die die Kinder kennen sammeln. Zum Beispiel im Sesselkreis eine Mitte mit Zeichen für Feste (Geburtstags-, Friedhofs, …-kerze, besticktes Tischtuch, Papierschlangen, Luftballon, Sterne,…) gestalten und weitere Ideen sammeln

Text „Besondere Feste“ lesen: Text vorlesen und besprechen, welche besonderen Zeiten und Feste es gibt

Activity spielen: Wörter/Gesten, die zu Festen gehören, beschreiben und/oder pantomimisch darstellen. (Einzeln oder in Kleingruppen) Evtl. zuerst Beispiele vorgeben (begrüßen, essen, singen, gratulieren, Fotos machen, Kerzen anzünden/ausblasen, spielen,...)

Legearbeit zu Festen und Traditionen: Die Schüler*innen können in einer Legearbeit den verschiedenen Heiligen/Traditionen ein Fest zuordnen.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Einladungen, Karten usw. für ein Fest basteln: Mögliche Anlässe wären z.B. Adventkranzsegnung, Nikolausfeier, Familiengottesdienst, Kindermette, uvm.

Kirchenjahr kennenlernen: Einfachen Jahreskreis (Kirchenjahr) mit den Festen die im Buch genannt sind legen und durch die Ideen der Kinder ergänzen

Mitwachsender Jahreskreis/Kirchenjahr: Für die Klassenwand lohnt es sich auch das Kirchenjahr mitwachsen zu lassen. Möglich wäre z.B. wie bei einem Adventskalender, dass Feste aufgedeckt oder hinzugefügt werden, wenn sie stattfinden

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 Schwikart, G. (2014). Vom Kirchenjahr den Kindern erzählt Butzon & Bercker.

 Biehl, P. (2019). Das Kirchenjahr für Kinder. camino.

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 Wir feiern heut’ ein Fest

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| Kinderbücher Lieder Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Das kann ich … das weiß ich …

Seite 52 und 53 im Schulbuch | Kapitel 3

Diese Doppelseite am Ende des Kapitels dient wieder der Selbstevaluierung der Kinder. Womit habe ich mich in Religion beschäftigt? Was kann ich, was weiß ich, was habe ich im Religionsunterricht gelernt, welche Fragen habe ich, …

Die Schatzkästchen beinhalten Anregungen zu den am Kapitelanfang beschriebenen „Schätzen”, die in diesem Kapitel zu finden waren. Da die Kinder der ersten Schulstufe sehr heterogen sind, was ihre Interessen und Fähigkeiten anbelangt (Lesen, Feinmotorik, Verständnis, bevorzugte kreative Ausdrucksweisen, …) sind hier Arbeitsimpulse mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten.

Es geht darum, dass sich die Kinder bewusst werden, welche Schätze sie durch den Religionsunterricht entdecken, was sie im Sinne der Kompetenzorientierung neu wissen und neu können, worüber sie nachdenken und welche Fragen neu generiert werden.

Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung

Seite 54 im Schulbuch | Kapitel 3

Die Schlussseite ist eine Seite der Vertiefung und des Verweilens. Ein Gebet als spirituelles Angebot steht im Mittelpunkt. So kann über das ganze Schulbuch ein kindgemäßer Schatz an Gebeten, Liedern oder Geschichten bzw. Sätzen zum Nachdenken aufgebaut werden.

Auch hier taucht als grafisches Element des Künstlers Alois Neuhold das Symbol des Regenbogens auf, der etwas verfremdet nicht nach oben gewölbt ist, sondern der an einen Arm erinnert, in den man sich bergen kann. Aufgefangen, getragen, geschützt vor dem, was sich ganz unten in bedrohlichen Farben und Formen zeigt. Das Leben der Kinder ist nicht nur schön. Sie nehmen auch Gefährdungen wahr, sie sind auch konfrontiert mit Schicksalsschlägen, mit Gewalt, Trennung, … Der Arm Gottes und hoffentlich vieler Menschen bietet sich wie ein bergendes Nest, wie eine schützende Hand an, um in dieser oft auch bedrohlichen Welt gut und vertrauensvoll leben zu können.

Hinein in dieses bergende Nest, in den schützenden Arm gibt es ein Gebet, das in übertragenem Sinn und auf eine andere Art und Weise auch ein „bergendes Nest” für die Kinder sein kann. Ein klares und kraftvolles Vertrauensgebet als Beitrag zu einem noch weiter aufzubauenden Gebetsschatz.

Literatur zum 3. Kapitel

Bauer, J.(2007): Lob der Schule. Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern. Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag

Bitter, G. (2009). Ästhetische Bildung. In: Bitter, G./Englert, R./Miller, G./Nipkow, K.E. (Hrsg.). Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe. München: Kösel Verlag.

Degen, R./Hansen, I. (2009): Architektur und Kirchenraum. In: Bitter, G./Englert, R./Miller, G./Nipkow, K.E.: Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe. München: Kösel – Verlag.

Englert, R. (2012): Heimat: Warum uns Orte so wichtig sind. In: KatBl 137 (2012), 163

169. München: Kösel - Verlag

Gebhardt, W. (2017): Vom Verschwinden der festlichen Freiheit. Über das ‚Management‘ der Gefühle in hybriden

Events, in: Betz, Gregor J./Hitzler, Ronald (Hg.): Hybride Events: Zur Diskussion zeitgeistiger Veranstaltungen.

Wiesbaden: Springer Verlag, 37 – 50.

Mendl, H. (2008). Religion erleben. Ein Arbeitsbuch für den Religionsunterricht. 20 Praxisfelder. München: Kösel Verlag.

Pieper, J. (1963/2012): Zustimmung zur Welt. Eine Theorie des Festes. München: Kösel Verlag.

Katholische Kinderzeitschrift Regenbogen, Heft 06 2020/21

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KAPITEL 4: Erwarten und feiern – ADVENT UND WEIHNACHTEN

Impuls

Gottes Menschwerdung

ist die große Mitteilung

Seiner Liebe.

In ihr schaut der Mensch

Gott ins Angesicht.

Hildegard von Bingen

Allgemeine Hinführung

Wohl kaum eine Zeit ist für Schüler*innen so emotional aufgeladen und so interessant wie die Advents- und Weihnachtszeit und deshalb auch für Kinder so gut zugänglich. Es ist eine Zeit voller Geheimnisse und Geschehnisse, es liegt für die meisten Kinder ein besonderer Schleier und Zauber über dieser Zeit, der das Dahinterliegende, das Transzendente erahnen lässt. Zwei Aspekte stehen in diesem Buchkapitel im Vordergrund: einerseits das Warten auf das Kind (letztlich auf Christus) und auch die Symbolik des Lichtes wird immer wieder aufgegriffen bzw. klingt immer wieder an; schließlich sind Advent und Weihnachten auch die Zeit der Lichter, wie schon das Titelbild andeutet.

Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, wird in den Häusern, Straßen und Geschäften, in den unzähligen Lichtern, in den vielfältigen Bräuchen sichtbar und erlebbar, was Menschen erhoffen und ersehnen. In manchen dieser Bräuche zeigt sich die jüdisch-christliche Tradition, in manchen weniger offensichtlich. Kinder werden in dieses Geschehen rund um sie herum mit hinein genommen, ohne dass es Räume des Reflektierens und des Gesprächs darüber gibt. Dieses Kapitel im Buch gibt Anregungen dazu. Das Buch stellt das kindliche Erleben und Erfahren bewusst in den Kontext der christlichen Tradition und sucht Korrelation, Lern- und Gesprächsanlässe zwischen außen, vor Ort für Kinder, Erlebbaren und der spirituellen Tiefendimension dieser Zeit. Da gibt es große Persönlichkeiten und Heilige wie Bischof Nikolaus, besondere prophetische Texte, Lieder und Gebete, Bräuche und Rituale, die in dunkler Zeit Licht und Hoffnung bringen und auf den Geburtstag von Jesus vorbereiten, auf den alles hinausläuft und fokussiert. Gott kommt als Menschenkind und ist angewiesen auf die menschliche Zuwendung und Liebe wie jedes andere Kind, ein Kind auf Herbergssuche: großer Gott ganz klein – keine heroische Gotteserscheinung wie in vielen anderen Religionen, sondern von Anfang an auch mit Schwachheit und Verletzlichkeit verbunden bis zum Kreuz. Allerdings ist mit Rudolf Englert vom didaktischen Modell her ernst zu nehmen, dass es dabei nicht um die ‘richtigen Antworten’ geht, „sondern um Herausforderungen an das eigene Denken. Solche Modelle wollen nicht angeeignet, sondern für gedankliche Selbsttätigkeit in Dienst genommen werden.“ (Englert 2013, S.20) - eine wahrlich große Herausforderung für Kinder und Erwachsene. Im Warten auf das Kind wird das göttliche Geschehen, das sich in jedem Kind ereignet, geerdet und die Geburt Jesu des Erlösers, das besondere Weihnachtsgeschenk für die ganze Menschheit, vorbereitet, die in den erzählenden Bildern und Texten der Kindheitserzählungen nach Lukas breit geschildert wird und den zentralen Platz einnimmt.

Texte, Bilder und Lieder sind Angebote, die Schüler*innen vom Wahrnehmen zu Deutung hinzuführen und der Möglichkeit von Mitgestaltung und Mitfeiern. Wie es der Lehrplan auch vorsieht (Kompetenzbereich B 4), soll es zu einer grundsätzlichen Einführung in die „gelebte und gelehrte Bezugsreligion” kommen, wie auch zu einem Grundverständnis, was im Advent und zu Weihnachten gefeiert wird.

Lehrplanbezüge des 4. Kapitels

Kompetenzbereich | B4 Gelebte und gelehrte Bezugsreligion Leitkompetenz | Kirchliche Grundvollzüge kennen und religiös-spirituelle Ausdrucksformen gestalten können.

Kompetenzbeschreibung | Die Schüler*innen kennen zentrale Feste im Kirchenjahr und können deren Inhalte gestalterisch zum Ausdruck bringen.

Anwendungsbereiche | Advent- und Weihnachtszeit - die Kindheitsgeschichte nach Lukas Unterrichtshinweise | Zeichen, Symbole und Traditionen im Weihnachtsfestkreis; die Huldigung der Sterndeuter (Mt 2,1-12)

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Kompetenzniveau 1 |Die Schüler*innen können darstellen, was im Advent und in der Weihnachtszeit gefeiert wird.

Zuordnung - Zentrale fachliche Konzepte:

Lebensrealitäten und Transzendenz: Christlicher Glaube versteht den Menschen in seiner Biografie und in seinen Lebensbezügen als transzendentes Wesen und erschließt Wege der Sinnfindung durch Transzendenzbezug.

Freiheit und Offenbarung: Quellen der Offenbarung sind die Bibel und die kirchliche Tradition in ihrer Vielfalt. Auf der darin grundgelegten Freiheit des Menschen basiert die Achtung der Religionsfreiheit jeder Schülerin und jedes Schülers.

Bezüge zu übergreifenden Themen

Vernetzungen zu den sogenannten „übergreifenden Themen” finden sich in diesem Kapitel auf Seite 60. Es wird dabei auf die Vernetzungsmöglichkeit zur Sexualpädagogik (12) Bezug genommen.

Titelseite: Erwarten und feiern – ADVENT UND WEIHNACHTEN

Seite 55 im Schulbuch | Kapitel 4

Das Titelbild „Weihnachtskrippe” zeigt eine aus dem Hintergrund beleuchtete Weihnachtskrippe, neben der sich ein Weihnachtsbäumchen mit einer Lichterkette befindet. Durch diese Komposition werden zwei Dimensionen des Weihnachtsfestes ins Bild gebracht, zum einen die zu Grunde liegende Weihnachtsgeschichte und zum anderen auch auf Adventmärkten und privaten Grundstücken zu entdeckende, mit Lichtern geschmückte Bäume. Das Weihnachtsfest bietet inmitten der dunklen Jahreszeit Anlass um sich durch das Erstrahlen von Lichtern verzaubern zu lassen und darüber nachzusinnen, welche Sehnsüchte und Wünsche der Menschen sich (oft in der Dunkelheit) verbergen und darauf warten, von Licht erfüllt zu werden. Wie auch im Bild stellt das Licht das verbindende Element zwischen dem religiösen und säkularen der Weihnacht dar und kann insbesondere Schüler*innen, für die mit der Adventszeit eine ganz besondere Zeit beginnt, verzaubern. Außerdem lädt es in einer Zeit des hektischen Konsumierens zum Innehalten und Durchatmen, zum Ruhe finden und Entdecken der erhellenden Kraft des Lichtes ein.

Möglichkeiten für die Arbeit mit der Titelseite

Krippenfiguren allmählich zur Krippe stellen: Mit Beginn der Adventzeit kann man mit den Schüler*innen gemeinsam das Geschehen rund um die Weihnachtskrippe nachempfinden, indem fortan in jeder Unterrichtsstunde Krippenfiguren zu einem Krippengebäude gestellt werden. Mit der Anzahl der Schafe bzw. der Hirtinnen und Hirten kann man auf die Klassenstärke Rücksicht nehmen und gleich von Beginn an genau planen, dass es für jedes Kind eine Krippenfigur gibt, die zu gegebener Zeit zur Krippe gestellt werden kann. Anfangs ist das Krippengebäude ein einfacher Stall (Stall aufstellen). Ein Schaf sucht bereits Unterschlupf und legt sich unter das Dach (Schaf in den Stall stellen lassen). Hirt*innen hüten die Schafe, die auf den Feldern ringsum weiden. Noch richtet sich ihr Blick in die Ferne. Manche wenden auch noch ihren Rücken dem Stall zu (Hirtinnen, Hirten und Schafe rund um den Stall hinstellen lassen). Nach und nach kommen mehr Schafe näher an den Stall heran (weitere Schafe dazustellen lassen). Ein Ochse gesellt sich nun zu ihnen (Ochse in den Stall stellen). Noch ist die Futterkrippe mit Heu gefüllt (ev. Krippe mit etwas Heu befüllen). Hin und wieder fressen die Tiere gemeinsam daraus (Ochse und Schafe zur Futterkrippe stellen). In der Ferne kann man schon Maria und Josef erblicken (Maria, Josef und einen Esel etwas weiter entfernt aufstellen). Je näher wir auf das Weihnachtsfest zugehen, umso näher kommt die hochschwangere Maria, sie wird von Josef begleitet (Maria und Josef mit dem Esel stückweise immer näher zum Krippengebäude stellen). Erst mit dem Weihnachtsfest (im Religionsunterricht ev. die letzte Stunde vor den Ferien), wird das Geschehen in und um die Krippe ganz auf die Geburt Jesu ausgerichtet. Das Kind liegt in der Krippe (Jesuskind hineinlegen lassen), Maria und Josef sind ganz nah. Auch Ochse und Esel rücken näher. Die Hirtinnen und die Hirten gehen auf die Krippe zu und lassen sie nicht mehr aus den Augen. Man hat das Gefühl, als versuchten auch die Schafe durch ihre Nähe das Jesuskind zu wärmen (Figuren entsprechend näherrücken, alle schauen auf Jesus). Ein Engel verkündet die Geburt Jesu (Engel ev. auf

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das Dach des Krippengebäudes stellen). Andächtig konzentriert sich nun sämtliches Geschehen auf das Kind in der Krippe.

Ist nach den Weihnachtsferien eine Unterrichtseinheit zu den Sterndeutern geplant, so können auch diese dann noch zur Krippe gestellt werden. (Vielleicht von den Kindern aufstellen lassen, die bei der Dreikönigsaktion mitgemacht haben).

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Fotos von Carmen Stürzenbecher

wahrnehmen, entdecken, fragen

Advent – Auf Weihnachten warten

Seiten 56 und 57 im Schulbuch | Kapitel 4

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Grafiken und Fotos auf der linken Seite laden dazu ein, die verschiedenen Formen, wie sich Advent in der Welt zeigt, wahrzunehmen und sich darüber auszutauschen. Wie bei jedem Kapitel geht es auf der ersten Doppelseite um ein Aufmerksam-werden, um ein Wahrnehmen und Schulen der Wahrnehmung für das Naheliegende und Offensichtliche, das den Kindern in ihrer Umgebung begegnet, das es zu entdecken gilt, aber es lädt auch ein zum Fragen und zum Gespräch über das Dahinterliegende, über die Tiefendimension des Lebens. Das Alltägliche wird gern übersehen, weil sich unser Auge schon so sehr daran gewöhnt hat. So braucht es immer wieder auch einen Blick-Umbruch, ein Umkehren der Wahrnehmung und ein Hinweisen darauf und ein sich nicht so schnell zufrieden geben, sondern weiter suchen, Neugier und Interesse wecken und sich der verborgenen, dahinter liegenden Wirklichkeit zu öffnen. Für viele Kinder, die heute nicht mehr entsprechend religiös sozialisiert sind, braucht es ein vorsichtiges und achtsames Herantasten an das Geheimnisvolle, das im Advent und zur Weihnacht als zentrales christliches Ereignis gefeiert wird. Kirchliche Sprache - beispielsweise wie dogmatische Begriffe wie „Gottes Sohn”, „Erlöser”, … - ist vielen Kindern und ihren Eltern völlig fremd und nichtssagend geworden, wenn nicht gar missverständlich. Da braucht es eine achtsame Sprache, viel an Gespräch und kindgemäßer Kommunikation, damit sich das Geheimnis der Weihnacht erschließen kann, das viele ersehnen, erwarten und erhoffen, damit Christus tatsächlich auch sie berühren kann bzw. in ihren Herzen „geboren” werden kann (Angelus Silesius). Schließlich geht es um nicht weniger als Erlösung und Befreiung… und „Erlösung will erfahrbar sein” (Höfer 2002). Damit dies gelingen kann, braucht es Kind adäquate Zugänge, Korrelationen zu ihrem Leben, ihren Sehnen, Wünschen und Hoffen, damit aber auch zu ihren Unerlöstheiten, weil wir nicht über das Heil sprechen können, ohne im Hintergrund auch das Unheil zu benennen.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben …wahrnehmen/beschreiben, wie sich Straßen, Geschäfte, Häuser und Wohnungen im Advent verändern. verstehen und deuten …verstehen/deuten, dass sich darin die Wünsche und Hoffnungen der Menschen ausdrücken können - für gläubige Menschen: die Hoffnung auf Jesus, das erlösende Licht für die Welt. gestalten und handeln …Hoffnungssterne für die Klasse als Adventkalender gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen …einander erzählen von den Dingen und Erlebnissen, die vom Advent erzählen, die Licht ins Dunkel bringen, von den Wünschen und Hoffnungen … entscheiden und mit-tun …miteinander eine Adventfeier gestalten. …ein Adventlied rund um den Adventkranz singen.

3 | Lernanlässe

• Kinder freuen sich auf Weihnachten

• Adventkalender, Adventkranz, Christbäume, Weihnachtsmänner … warum eigentlich?

• In den Geschäften sind Feste und ihre Accessoires allgegenwärtig

• Nicht alle feiern die gleichen Feste

• Kerzen, Sterne und Lichter in der dunklen Jahreszeit

• Advent in der Schule

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• Städte, Dörfer, Häuser und Wohnungen sind geschmückt und beleuchtet …

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Fotocollage zeigt Elemente der Advents- und Weihnachtszeit. Das Schmücken der Schulklassen, der Adventskranz, das Keksebacken, das Krippenspiel, … und laden zu einer Schatz- und Spurensuche nach Zeichen des Advents und von Weihnachten im Umfeld der Schüler*innen ein. So wird diese besondere Zeit durch die vielen äußeren Zeichen und Symbole, Bräuche und Feiern erlebbar, sichtbar, riechbar, spürbar. In der Mitte der Collage, verhalten und transparent, das Zentrum des ganzen Tuns, Feierns und Vorbereitens: der Blick auf die Geburt Jesu, die Christinnen und Christen zu Weihnachten feiern. Die folgenden Themen werden durch die Bilder aufgemacht:

• Das dekorierte Fensters erinnert an die geschmückten Schulklassen, Schulhäuser und u.a. auch Wohnungen/Häuser, welche die Schüler*innen wahrnehmen können. Das Schmücken für einen bestimmten Anlass ist eine gut sichtbare Vorbereitung auf eine besondere Zeit und spiegelt oft deren Kennzeichnen wieder. In diesem Bild stehen die Sterne für das Licht, welches die Dunkelheit erhellt und als Metapher die Ankunft Jesu steht.

• Das Keksebacken ist eine weitere Besonderheit in der Adventzeit. Oft wird es gemeinschaftlich in der Familie durchgeführt, doch auch wenn nicht zusammen gebacken wird, erfüllt der Duft von frisch gebackenen Keksen den einen oder anderen Raum, ob zu Hause oder bei Oma und Opa und kann dadurch in Advent- und Weihnachtsstimmung bringen.

• Das Bild der verkleideten Kinder bei der Krippe weist darauf hin, dass auch heute noch in vielen Pfarren ein Krippenspiel am Heiligen Abend aufgeführt wird, welches in der Adventszeit vorbereitet und einstudiert wird. Häufig spielen dabei Schüler*innen der VS eine Rolle, u.A. Vielleicht spielt ein Kind aus der Klasse mit oder sie kennen Darsteller*innen.

• Der Junge mit einer Laterne kann an das Austeilen des Friedenslichtes von Bethlehem, oder die an manchen Orten übliche Herbergssuche als Weihnachtstradition erinnern oder einfach auf die Dimension des „Lichts in der Dunkelheit” verweisen.

• Der Adventkranz ist in vielen Häusern und Wohnungen anzutreffen, aber auch in Schulen, öffentlichen Gebäuden und Geschäften weit verbreitet. Er kann heute unterschiedliche Formen annehmen, jede Woche wird eine weitere Kerze entzündet und bringt uns so näher das Weihnachtsfest. Zugleich ist das Licht der Kerzen aber auch das, was uns verbindet, wenn wir uns ums Licht einer Kerze versammeln und schenkt Geborgenheit, Stille und Frieden. All das korreliert mit dem menschlichen Wunsch und Bedarf der Kinder nach Angenommen-sein, Gewollt- und Erwünscht-sein, bergend Eingebunden-sein ins große Ganze dieser Welt und darin Sinn zu finden trotz aller Fragilität der Welt.

• Mit dem Bild des Adventkalenders wird ein heutzutage teilweise überdimensioniertes Zeichen zum Verkürzen der Wartezeit bis Weihnachten eingebracht. Adventskalender sind den Schüler*innen meist bekannt und auch häufig in den Schulen und Klassen anzutreffen.

In den Schatzkästchen ist wieder Platz für das, was die Kinder in ihrer konkreten Lebenswelt entdecken und wahrnehmen. Durch die Begriffe „hören, sehen, tun…” wird die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass der Advent mit vielen Sinnen entdeckt werden kann. Durch das Tun wird außerdem ein weiter Raum für die eigenen Erfahrungen eröffnet.

Das Bild vom Sternenhimmel zeigt ein Mädchen, das fasziniert und staunend nach oben blickt. In der dunklen Zeit, leuchten viele kleine Lichtpunkte. Ob es Schneeflocken oder Sterne sind, bleibt offen. Aufmerksames Schauen, Warten, Wahrnehmen und Erwarten sind wesentliche Merkmale des Advent. In der Zeit, in der es kurze Tage und lange Nächte gibt, ist das Schauen auf das Licht ein Element der Hoffnung.

Der Text vom Raben Felix der Text vom Raben Felix erzählt, was er wahrnnimmt: Lichter und Adventkränze. Er deutet damit darauf hin, dass die Advent- und Weihnachtszeit gerade stattfindet bzw. Kommt. Mit seiner Beobachtung stellt er einen Lernanlass in den Raum.

Der QR-Code führt zu einem Video zum „Advent entdecken” In diesem Video wird in kindgerechter Weise und über die Symbole des Advents darauf eingegangen, um was es im Advent geht, das Warten auf die Ankunft Jesu.

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5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Advent(-bilder) entdecken: Die Bilder zur Adventszeit anschauen und entdecken, Assoziationen besprechen und einander erzählen, was man sieht, ob man das auch kennt, welche Fragen man dazu hat usw. Es kann auch gefragt werden, welches Bild die Schüler*innen als Lieblingsbild auswählen würden und warum. Der Erzählanlass zur Frage „Wo wir etwas vom Advent entdecken” bringt eine Vielzahl an Orten ein, an denen der Advent erlebt werden kann… ob in der Schule, zu Hause, an öffentlichen Plätzen (z.B. Adventmärkte), in den Straßen durch die Weihnachtsbeleuchtung, in der Kirche usw. Adventbilder aussuchen: In der Klasse werden Bilder und Fotos aufgelegt, die etwas mit dem Advent zu tun haben. Jedes Kind darf sich ein Bild aussuchen und erzählen, was es auf diesem Bild entdeckt und warum uns dieses Bild etwas vom Advent erzählt. Die Bilder werden in der Mitte gesammelt (Sesselkreis) oder auf ein Tuch gelegt. In der Mitte kann der Adventkranz oder eine Kerze stehen.

Arbeitsblatt „Der Advent“ gestalten und über die Symbolik des Adventkranz nachdenken. Zur Beantwortung der Fragen wird „Was der Adventkranz erzählt“ (siehe unten) vorgelesen/besprochen. „Was der Adventkranz erzählt“ vorlesen/besprechen (siehe unten)

Schatzkästchen befüllen: Zeichnen/schreiben, was man im Advent sehen, hören, riechen, tun … kann.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Kerze anzünden/Licht weiterschenken: Eine Kerze (ggf. am Adventkranz) anzünden und ggf. ihr Licht „weiterschenken“. Dazu könnte vom Adventkranz ein Licht an ein Teelicht weitergegeben werden. Dieses wird dann durch die Klasse vorsichtig weitergegeben.. Selbstverständlich ist hierbei auf Sicherheit zu achten und den Brandschutzbestimmungen zu folgen.

Stilleübung „Wenn eine Kerze brennt“ mitmachen: Während einer Stilleübung (siehe unten) können die Schüler*innen die damit verbundene Ruhe wahrnehmen und genießen. Es leitet sie über das, was man hört, riecht, sieht, wenn eine Kerze brennt. Die Stille unterstreicht den besonderen Charakter der Adventzeit und macht diesen spür- und erlebbar. Das ist vor allem von Bedeutung, da der Advent u.a. auch im privaten Umfeld als hektische Zeit gekennzeichnet ist.

Adventlieder singen: Durch das Singen von Adventliedern wird der besondere Charakter dieser ausergewöhnlichen Zeit hervorgehoben und die Schüler*innen können sich auf diese einstimmen.

Adventfeier gestalten: Während des Advents können kurze Adventfeiern in der Schule stattfinden, an denen die ganze Schulgemeinschaft beteiligt ist. Da es 4 Adventwochen gibt, könnte man es so einteilen, dass jede Schulstufe/Klasse einmal bei der Gestaltung der Feier beteiligt ist. Die Schüler*innen können entweder selbst überlegen, wie die Feier ablaufen könnte und ihre Ideen einbringen oder werden für verschiedene Aufgaben (z.B. Anzünden einer Kerze am Adventkranz, Aufsagen eines Gedichts, Singen eines Liedes, usw.) eingeteilt.

Adventkranz ins Heft zeichnen/basteln: Jede Woche wird eine Kerze angezündet bzw. mit einer Flamme versehen. Das kann auch z.B. auf einer Pinnwand oder einem Fenster in der Klasse/Schule gemacht werden. Es können auch einfach vier große Kerzen gebastelt werden. (Siehe unten)

7 | Kinderbücher

 Bollinger, M. (2017). Wunder geschehen ganz leise. 24 Weihnachtsgeschichten. Verlag am Eschbach.

 Biehl, P. (2019). Das Kirchenjahr für Kinder. Stuttgart: Camino.

 Hebert, E., Rensmann, G. (2021). Advent und Weihnachten. Minibilderbuch. Don Bosco.

 Bartoli y Eckert, P. (2019). Mit 24 kurzen Geschichten durch den Advent Verlag an der Ruhr.

8 | Lieder

 Wir sagen euch an, den lieben Advent Liederbuch Religion Nr. 92

 Wenn uns’re Kerze brennt T. / M. von Detlev Jöcker

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9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht Fotos von Magdalena Wünscher
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Advent – Sich freuen und Gutes tun

Seiten 58 und 59 im Schulbuch | Kapitel 4

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

In vielen Liedern wird der Advent als „die stille Zeit“ besungen, manchmal romantisierend, manchmal wohl in echter Sehnsucht nach Stille in einer lauten und hektischen Welt, die das Fragen und Suchen übertönt und verunmöglicht, weil alles Fragen und Suchen auch uns selbst und unser Leben manchmal unangenehm in Frage stellt. Die ständige Beschallung und Musik in den Shopping-Centers, auf den Advent- und Weihnachtsmärkten sind ein markantes Zeichen für diese Verdrängungsmechanismen. Es geht aus einem kommerziellen Blickwinkel um konsumorientiertes Wohlgefühl und Happy-sein, da ist für ernsthaftes Fragen kein Platz mehr. All das wird aber durch das christliche Advent- und Weihnachtsgeschehen irritiert, denn da geht es um Gottesgeburt in einem Stall am Rande der Gesellschaft, bei den Armen und Hirten, um Flucht und Unbehaustheit: das Kind von Betlehem als das wahre Weihnachtsgeschenk, keine Idylle. Dazu dient auch diese Doppelseite, die Bischof Nikolaus und das Tun des Guten, das Beschenkt-werden und unser von Gott her Beschenkt-sein ins Zentrum rückt, wie es sich in der Geburt Jesu zu Weihnachten nochmals verdichtet.

Insbesondere im Advent empfangen Kinder u.a. durch Adventkalender (Klasse, Schule, zu Hause, bei Oma/Opa, usw.) sowie den Besuch des Nikolauses größere und kleinere Geschenke, die ihnen das Warten auf das Weihnachtsfest, bei dem wiederum meist viel geschenkt wird, verkürzen. Zu beobachten ist, dass viele Kinder sich auch selbst gerne als Gebende verstehen und Freude daran haben, andere, zum Beispiel mit Selbstgebastelten, zu beschenken. Das Schenken in unserer Zeit als Ausdruck des Gebens allgemein zu verstehen und auch das Tun des Guten am anderen als Geschenk deutbar zu machen, ist eine wesentliche Aufgabe des Religionsunterrichts. Denn in dieser oft von Geschenken überhäuften Zeit geht es im Wesentlichen eben nicht darum, das größte/teuerste/beste Geschenk zu bekommen, sondern darum, selbst zum Licht für andere zu werden, um Jesus den Weg zu bereiten aus dem Wissen heraus, dass jeder und jede zutiefst schon beschenkt ist (Gnade) und selbst deshalb zum Geschenk wird: der Geber ist die Gabe.

Nach Bernhard Dessler (2012) werden im „Religionsunterricht grundlegende Fragen der Selbst- und Weltdeutung aufgeworfen. Er zielt auf mehr ab, als auf die kulturhermeneutische Fähigkeit, religiöse Traditionsspuren in den Museen und Theatern, in der Literatur, im Kino, in der Popkultur und nicht zuletzt in unserem Rechts- und Sozialsystem lesen zu können. Das wäre nicht nichts, liefe aber letztlich nur auf eine Traditionspflege hinaus, die für die Lebensdeutung und -orientierung in der Gegenwart kraftlos bliebe.“ (Dessler, 2012, S. 70-71). Gerade auch der Advent und die Weihnachtszeit bieten in diese Richtung grundlegende Möglichkeiten, die weit über „Traditionspflege“ hinausgehen und uns die Tiefendimension unseres Lebens bewusst machen, die nach Antwort sucht.

Bischof Nikolaus von Myra, der am 6. Dezember, also mitten im Advent, seinen Namenstag feiert, dient in der Auseinandersetzung mit dieser Doppelseite als Vorbild, um den Kindern näherzubringen, was es heißen kann, die Not der Menschen zu sehen, Gutes zu tun und anderen Menschen - besonders im Advent und mit Blick auf das Weihnachtsfest - Freude zu schenken. Dazu dient die Erzählung den drei goldenen Äpfel, die mittels QR-Code angehört werden kann.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

… wie es sich anfühlt, wenn man Gutes tut / Gutes an einem getan wird.

… eine Legende von Bischof Nikolaus nacherzählen können. verstehen und deuten

… verstehen und deuten, was es heißt „Gutes zu tun”.

… verstehen, wie Bischof Nikolaus Gutes getan hat. gestalten und handeln

… Nikolauslegenden nachspielen.

… ein Heiligen-Licht gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen

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… von Lichtbringerinnen und Lichtbringern in meinem Leben erzählen. entscheiden und mit-tun

… eine Feier eines Adventheiligen (z.B. Nikolaus, Barbara, …) mitgestalten und feiern.

3 | Lernanlässe

• Namenstag von Schüler*innen in der Adventzeit

• Nikolaus und Weihnachtsmann in den Geschäften der Stadt

• Gedenktag des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember

• Nikolausfeier in der Schule

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Nikolaus-Spruch versucht in Reimform das Zentrale dieser besonderen Heiligengestalt zu benennen: das Kommen zu allen Menschen, Segen bringen, Helfen, Freude bringen, bedenken, was es wohl für heute bedeutet. Durch ihn werden die beiden Dimensionen des Empfangen (von Segen) und des Gebens (Freude schenken) eingebracht.

Durch das Bild des Raben Felix, der einen Stern über seinem Kopf trägt, wird bildlich die Botschaft des Liedes „Wir tragen dein Licht“ (LBR 129) verarbeitet. Dass Gutes tun mit Licht bringen assoziiert wird, trägt zu einem tieferen Verständnis des Ziels vom guten Handeln bei.

Das Foto „Begegnung mit dem Nikolaus, bei dem ein Kind einer Frau die Nikolausmütze aufsetzt, greift die Tradition des verkleideten Nikolauses auf und weist darauf hin, dass in jedem von uns ein „Nikolaus steckt” und wir nach seinem Vorbild handeln können.

Das Bild „Advent der Guten Taten” bezieht sich auf eine Aktion der Caritas und ist eine Art "Adventskalender der anderen Art”. Es geht darum, im Advent besonders auf die guten Taten und Aktionen zu schauen. Auch um den Gedanken, selber Gutes zu tun. Es ist ein Gegengewicht zu den ständigen Nachrichten über Probleme und Skandale. Der Blick auf das Gute, das Menschen tun, kann Mut machen und kann im Advent besonders geübt werden.

Im Infofeld „Nikolaus“ werden wesentliche Informationen über den Heiligen Nikolaus kürzest gefasst, die als Gesprächsanlass dienen können: sein Gedenktag, seine Aufgabe als Bischof von Myra.

Das Bild „Nikolaus und die drei goldenen Äpfel“ auf der rechten Seite entstammt einem Kinderbuch zur Erzählung „Nikolaus und die drei goldenen Äpfel”. Es veranschaulicht wesentliche Elemente aus der Erzählung, zum einen den verzweifelten Vater, der seinen drei Töchtern keine Mitgift für eine Hochzeit bereitstellen kann und zum anderen die heimlich ausgeführte gute Tat von Bischof Nikolaus. Dass Bischof Nikolaus nicht sofort als dieser (durch die Darstellung seiner heute üblichen Kleidung oder seiner Bischofsmütze) erkennbar ist, erweitert das Identifikationsspektrum für die Schüler*innen - vielleicht sieht der Nikolaus jemanden, den sie kennen, ähnlich?

QR-Code führt zu einer Erzählung über den Heiligen Nikolaus.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Nikolausspruch gemeinsam aufsagen und/oder auswendig lernen

Die Bilder anschauen und besprechen: Was sieht du? Was fällt dir dazu ein? Welche Fragen tauchen auf? Nikolauslegenden anhören oder vorlesen (siehe unten)

Bildarbeit: Bild analysieren und mit dessen Hilfe die Geschichte nacherzählen. Mögliche Fragen für die Bildanalyse: Welche Farben/Formen erkennt man auf dem Bild? Welche Personen sind erkennbar? Wie wirkt der sitzende Mann? Wie wirkt der Mann am Fenster? Was verbindet man mit dem roten Umhang?

Kleine Aktion veranstalten: Bei dieser können die Schüler*innen selber für jemanden wie Nikolaus sein Die Schüler*innen dürfen im Rahmen einer kleinen Feier (innerhalb der Klasse/im RU) ausprobieren, wie es ist, Nikolaus zu sein. Dazu dürfen die Schüler*innen in ein Kindernikolaus-Kostüm schlüpfen (Bischofstab, Mitra (selbst gebastelt),weißes (Ministranten)Kleid, roter Bischofsumhang). Dabei können Ideen gesammelt werden, was wir von Bischof Nikolaus lernen können: Gutes tun, jemanden helfen, geheim liebe Botschaften hinterlassen, … Anschließend darf der „kleine” Nikolaus eine Runde durch den Sitzkreis, die Klasse gehen, dabei wird ein Nikolauslied (z.B. „Lasst uns froh und munter sein”) gemeinsam gesungen.

Nikolaustraditionen besprechen: Wie der Nikolausabend (traditionell oder individuell) gefeiert?

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6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Nikolauslegenden verschenken: Eine Nikolauslegende auf schönem Papier ausdrucken oder auf Geschenkpapier o.ä. aufkleben. Das Papier mit der Erzählung zusammenrollen und mit einem Geschenkband versehen, um es jemandem weiter zu schenken (Vorlage siehe unten).

Erzählungen über Heilige nachspielen/beim Vorlesen mitspielen: Eine einfache Methode, welche nicht viel Vorbereitung bedarf, ist die Schüler*innen dazu anzuleiten, beim Vorlesen mitzuspielen. Dazu werden Rollen verteilt und z.B. wenn der Nikolaus die drei goldenen Kugeln ans Fenster legt, legt das Kind mit der Rolle des Nikolaus symbolhaft 3 Kugeln in die Kreismitte. Auch die gesprochenen Texte können von den Kindern mit der dazugehörigen Rolle nachgesprochen werden. Es ist möglich, die Geschichte mit verschiedenen Accessoires auszuschmücken. Beispiele für Accessoires: Mantel, Helm, Korb, Schwert, Umhang, Mitra, Bischofsstab, mit goldenem Papier eingewickelte Kugeln, … Als Bischof Nikolaus verkleiden: Dadurch lernen die Schüler*innen Elemente wie die Bischofsmütze, den Bischofsstab, sein Gewand,... kennen und verstehen. Eine Nikolausfeier in der Klasse/Schule machen.

Heiligen-Legenden (u.a. vom Hl. Nikolaus) vorlesen

Adventaktion mit dem Kinderbuch „Das rote Paket“: Das Bilderbuch erzählt von einem geheimnisvollen roten Paket. Es bringt Glück und Zufriedenheit. Doch das Wichtigste, man darf es nicht öffnen, nur weiterschenken. Die Geschichte lädt ein, diese wunderbare Aktion in der Schule oder Klasse durchzuführen. Bei dieser Advent-Aktion wäre es möglich, dass innerhalb der Schule oder der Klasse ein rotes Paket von Kind zu Kind oder von Klasse zu Klasse wandert und so jedem einzelnen Glück und Freude bringt. Das rote Paket kann ganz einfach selbst gebastelt werden oder anhand der Vorlage, die beim Buch inkludiert ist. (siehe unten) Dieses Buch eignet sich zudem für eine gemeinsamen Adventaktion, an der alle Kinder (egal welcher Religion oder Konfession sie angehören) teilnehmen können. Beispielsweise kann das Paket gemeinsam mit dem Buch jeden Tag oder jede Woche in eine andere Klasse wandern und so den Advent ganz besonders spürbar machen.

Nikolaus aus roten Frottierhandschuh basteln: Man nimmt einen roten Frottierhandschuh und füllt ihn etwa bis zur Hälfte mit Füllwatte. Dann faltet man die beiden offenen Ecken zur Mitte hin, sodass eine Spitze entsteht. Diesen entstandenen Zipfel befestigt man mit einem Gummiband. Er dient später als Mitra vom Nikolaus. Für die beiden Arme bindet man mit zwei weiteren Gummibändern den seitlichen Stoff ab. Der Bart, der ebenfalls aus Füllwatte besteht, wird unter das Gummiband des Kopzipfels geschoben. Für Gesicht und Hände gibt es zwei Varianten: Entweder überdeckt man den Kopfzipfel und die Handzipfel mit einem hautfarbenen Schleifenband oder verwendet ein hautfarbenes Leukoplast Fixierpflaster. Zum Schluss klebt man Wackelaugen in das Gesicht und ein goldenes Kreuz auf die Mitra. (Quelle: www.meinkamishibai.de)

7 | Kinderbücher

 Schneider, A.. (2019). Die Geschichte vom Heiligen Nikolaus. Coppenrath.

 Grün, A. (2016). Die Legende vom heiligen Nikolaus. Bildkarten fürs Erzähltheater Kamishibai. Don Bosco.

 Fastenmeier, C., (2019). Die heilige Lucia und der Lichterkranz. Kamishibai Bildkartenset. Don Bosco.

 Fritsch, M., (2020). Das große Buch der Heiligenlegenden Bilderbuch. Paulinus.

 Jakobs, G., (2019). Das ist für dich. Carlsen.

 Trimmer, C., (2022). Eine gute Tat Eine Geschichte über die Magie des Mitgefühls. Zuckersüß.

 Alberti, G., Wolfsgruber, L. (2017) Das rote Paket. Bohem Press.

 Fastenmeier, C., (2018). Die heilige Barbara und der Kirschblütenzweig. Kamishibai Bildkartenset. Don Bosco.

8 | Lieder

 Lasst uns froh und munter sein Liederbuch „Sim Sala Sing“ S. 200

 Tragt in die Welt nun ein Licht Liederbuch Religion Nr. 95

 Wir tragen dein Licht Liederbuch Religion Nr. 129

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 Weihnachten steht vor der Tür T. / M. von S. Reitlinger: www.musikager.at 9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht Foto von Anna Almer Foto von Kerstin Seneca Jensen Fotos von Magdalena Wünscher

Advent – Auf das Kind warten

Seiten 60 und 61 im Schulbuch | Kapitel 4

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite lädt dazu ein, dass die Schüler*innen das Werden und die Geburt eines Kindes als großartiges Wunderwerk und Geschenk wahrnehmen: jedes Kind, ein besonderes Geschenk Gottes, das uns auf seinen Geber, auf Gott selbst, verweist. Es gibt kein größeres Geschenk als unser Leben. Ausgangspunkt dafür kann sein, dass eine Mutter einer Mitschülerin oder eines Mitschülers ein Kind erwartet und diese in die Klasse eingeladen wird. Das Gespräch mit der werdenden Mutter in der Klasse kann Kindern helfen, dieses Wachsen und Werden als wunderbares Geschenk zu sehen. Dadurch werden sie auch an ihr eigenes Geborensein und ihre eigene Geburts-Geschichte erinnert. Auch das muss dann zur Sprache kommen können, wenn auch nicht alle nur positiv, leicht und angenehm sein werden. Die Erwartung eines menschliches Kindes steht hier aber auch im Zusammenhang und Korrelation mit der Geburt Jesu, auf den die Menschen sehnsüchtig gewartet haben und der wie wir als Menschenkind geboren wurde. Menschliches Leben wird durch die Deutung des Glaubens noch vertieft, und der Glaube wird durch die menschlichen Erfahrungen lebendig.

Der Advent findet im Geburtsfest, in der Menschwerdung zu Weihnachten seine Erfüllung. In der praktischen Arbeit mit den Kindern ist bei den Gesprächen auf große Behutsamkeit zu achten, da die einzelnen Lebensanfänge und Lebensgeschichten sehr unterschiedlich und manchmal auch sehr nüchtern verlaufen. Manche werdende Mutter hatte vielleicht zuerst Mühe, sich auf ein Kind einzustellen, manche Kinder haben die wärmende Fürsorge nur wenig erlebt, manche wurde von ihren Eltern voll Freude und Glück ersehnt und erwartet.

Grundsätzlich geht es für die Kinder aber um die Botschaft, dass in jedem Kind Gottes „Ja“ zur Welt sichtbar wird. Jedes Kind erzählt vom Wunder des Lebens. Jedes Kind darf in diesem Kontext hören: Schön, dass es dich gibt. Auch wenn dein Leben manchmal schwierig ist - du bist von Gott gewollt und geliebt. In dir kommt etwas von Gottes großem Geheimnis auf die Welt.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben

…eigene Geburts- und Kindheitsgeschichten erfragen und erzählen; Baby- und Kinderfotos bestaunen und zeigen

verstehen und deuten

…verstehen/deuten, dass Christinnen und Christen zu Weihnachten die Geburt eines Kindes feiern und Gott in jedem Kind JA zur Welt sagt.

gestalten und handeln

…auf einer Schnur quer durch das Klassenzimmer Fotos und Dinge hängen, die mit der Vorbereitung auf ein Baby und der Geburt zusammenhängen.

(be-)sprechen und (be-)urteilen

… „Schatzgedanken” über Mitschüler*innen sagen und besprechen. entscheiden und mit-tun …Adventslieder singen, um den Adventkranz feiern und beten; für Kinder in Not sammeln.

3 | Lernanlässe

• Adventzeit

• Advent feiern

• Warten auf das Kind Jesu

• Geburt eines eigenen Geschwisterchens oder von Mitschüler*innen

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4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text vom Raben Felix nimmt die Vorfreude auf Weihnachten in den Blick. Wie der Rabe, so ist auch für Kinder die ungeduldige Vorfreude ein wesentliches Element des Advent. Es geht für viele Kinder dabei stark um die Freude und Neugierde auf Geschenke. Der Menschenfreund Max bringt ein, was das große Geschenk des Weihnachtsfestes und sein Zentrum ist: der Geburtstag von Jesus.

Das Lied „Wir sagen euch an den lieben Advent”: Die einzelnen Strophen dieses bekannten Adventsliedes gehen von der Praxis aus, in jeder Woche des Adventes eine Kerze am Adventskranz anzuzünden. Die Strophen erzählen von Grundhaltungen adventlicher Menschen: An Jesus denken und ihm die Wege bereiten, einander annehmen, die Güte in die Welt tragen, Licht werden. Das Element Lied ist ein Impuls, auch in der Religionsstunde miteinander Advent zu feiern, Kerzen anzuzünden, zu singen und zu beten. Das Erlernen dieses Liedes ermöglicht Kindern auch, in den Familien bzw. den Pfarrgemeinden ein zentrales Adventslied mitzusingen.

Die Bildreihe „Mensch werden“ zeigt Blitzlichter aus dem Leben eines kleinen Kindes. Ein Neugeborenes, getragen von einer Hand; drei Paar Füße, die der Größe entsprechend zu Vater, Mutter und einem Kind gehören; ein Kinderportrait, das uns mit großen Augen anschaut. Wie in einer Bildgeschichte erzählen die Fotos davon, dass menschliches Leben durch Menschen weitergegeben wird und dass dieses neue Leben ein Wunder ist. Sie sprechen von der Zuwendung der Menschen zum Kind. Sie erzählen von der Zerbrechlichkeit dieses neuen Lebens, vom Angewiesensein auf liebende und fürsorgende Nähe.

Der Satz „In jedem Kind…“ sagt aus, dass jedes Kind ist ein Wunder und in jedem Kind sagt Gott immer wieder neu sein JA zur Welt. Das Kind am rechten Foto, das die Betrachterin. den Betrachter mit großen Augen anschaut, stellt Kontakt her, erzählt, hat Fragen, Bedürfnisse, …. Das Schatzkästchen nimmt auf den Geburtstag der/des Schülers*in Bezug. Kinder freuen sich meist schon wochenlang vorher auf ihren Geburtstag. Im Schatzkästchen ist platz für das persönliche Geburtsdatum und Zeichnungen. Der Satz „Ich freue mich auf meinen Geburtstag …” kann weitergeschrieben werden, z.B. in dem der Geburtsmonat eingesetzt wird: Ich freue mich auf meinen Geburtstag im Dezember.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Adventlied(er) singen: „Wir sagen euch an” rund um den Adventskranz singen. Eine werdende Mutter einladen: Mit ihr über die „Ankunft“ ihres Babys zu sprechen. Mit den Kindern vorab Fragen sammeln, die sie dieser Frau stellen möchten. Die werdende Mama kann bei Ihrem Besuch auch frei erzählen, wie sie sich auf ihr Kind vorbereitet und über ihre Freude und Hoffnung berichten.

Vorbereitungen auf ein Baby besprechen: Was braucht man für ein Baby? Wie bereitet man sich auf seine Ankunft vor? Dazu können auch Bildkarten mit Kinderbett, Fläschchen usw. verwendet werden oder Schüler*innen die z.B. kleine Geschwister haben können Gegenstände/Fotos (Schnuller, Schmusetuch, etc.) auch mitbringen – ggf. auch von ihnen selbst.

Geschenk für die Eltern basteln: Beispielsweise einen Dankesstern oder eine „Ich-hab-dich-sooo-liebKarte“ nach folgender Anleitung: Man schneidet einen Streifen Papier mit den Maßen 41x15 cm von einem A3 Zeichenblock. Anschließend faltet man den Streifen wie auf dem Beispielbild zu sehen. Außen lässt man die Kinder ihre Hände mit Wasserfarben drucken. Innen zeichnen sie sich selbst. Dabei sollen die Arme bis zu den bedruckten Händen reichen. Abschließend schreibt man bzw. schreiben die Kinder selbst in die Karte: „Mama/Papa, ich habe dich soooooo lieb“.

Baby- & Kinderfotos zum Gestalten: Mit Baby- und Kinderfotos der Schüler*innen ein Band gestalten, das mit goldenen Fäden oder Bändern - oder durch einen goldenen Hintergrund) auf das Geheimnis Gottes hindeutet. Auch eine Darstellung von der Geburt Jesu kann dazu gehängt werden.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Kurze Adventfeier: Eine Feier um den Adventskranz gestalten. Dazu kann der Raum abgedunkelt werden und gemeinsam gesungen, gebetet und eine Adventerzählung angehört oder vorgelesen werden.

Gemeinsam singen: Lied „Wir sagen euch an, den lieben Advent“ und andere Adventlieder singen; Jedes Kind beim Vornamen nennen: „… du bist ein Lieblingsgedanke Gottes. Schön, dass es dich gibt.” Nach jeweils zwei drei Kindern einen Liedruf (ev. Refrain von „Wir sagen euch an …”) singen.

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Stilleübung im Sitzkreis: „Flüsterkette von Ohr zu Ohr”: Die Lehrperson sagt einen schönen Satz, wie z.B. „Schön, dass du da bist!” in das Ohr eines Kindes, dieses gibt denselben Satz weiter. as letzte Kind darf den Satz laut sagen.

7 | Kinderbücher

 Herzog, A. (2015). Ein Baby in Mamas Bauch. Fischer Sauerländer.

 McBratney, S. Jeram A. (2012). Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab? Fischer Sauerländer.

8 | Lieder

 Macht euch bereit! T. / M. von S. Reitlinger: www.musikager.at

 Wir sagen euch an den lieben Advent Liederbuch Religion Nr. 92 / Schatzbuch

 Das Licht einer Kerze Liederbuch Religion Nr. 93

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Beispielfoto „Ich-hab-dich-soooo-lieb-Karte“

Und Gott wird Menschenkind

Seiten 62 und 63 im Schulbuch | Kapitel 4

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Auf dieser Doppelseite wird die Weihnachtsgeschichte, der Weg von der Verkündigung bis zu den Sterndeutern, in Wort und Bild angeboten. Sie ist also eine Einladung, die Geschichte rund um die Geburt von Jesus zu hören, kennenzulernen sowie damit spielerisch kreativ und feiernd umzugehen. Aber der biblische Text ist immer „Wort Gottes an mich”, wirkmächtiges Wort, das in unser Herz hinein gesprochen werden will und Wandel und Veränderung will. Im weihnachtlichen Geschehen will also diese Botschaft der Geburt und des Erscheinen Gottes in diesem Kind von Bethlehem ins Herz gesprochen werden: „Heute ist euch der Heiland geboren”, verkünden die Engel. Es geht um das Heute, Hier und Jetzt. Der große, unbegreifliche Gott wird Kind und angreifbar, berührbar, klopft ans Herz der Menschen, ist auf die Liebe von Maria und Josef angewiesen, wie jedes Kind auf die Liebe seiner Eltern, verletzlich und gefährdet. Diese Einfachheit und Schlichtheit wird später zum Lebensprogramm von Jesus: er ist ganz Mensch bis hinein in seinen Tod und darin zeigt sich die ganz andere Art der Liebe Gottes.

„Das Entscheidende ist also, dass mit Jesus nicht eine vollkommene Übermenschengestalt auftritt. Ihr gegenüber könnten die Menschen in die ästhetische Distanz der Bewunderung gehen, die andringende Gegenwart Gottes ganz ihr überlassen, im Privileg des einmaligen Genies gefangen setzen. Jesus trägt in seiner menschlichen Schlichtheit das Feuer der göttlichen Anwesenheit mitten hinein, an alle heran. Er ist in Person das Zeugnis für die ganz andere Art der Liebe Gottes.“ (Bachl 1994, 40).

Manche Kinder kennen die Weihnachtsgeschichte von zuhause oder vom Kindergarten. Für manche geht es mit einer Erstbegegnung mit dieser Erzählung. Wie in Bilderbüchern oder in anderen Schulbüchern ist die Form einer Bildgeschichte gewählt, die mit einfachen Motiven zum Schauen und Hören einlädt, um diese „ganz andere Art der Liebe Gottes” ansatzhaft zu begreifen bzw. in dieses Geheimnis einzutauchen. Das weihnachtliche Geschehen hat etwas unheimlich überraschend Zärtliches, was nur kleine Kinder hervorzurufen vermögen, und etwas sehr Zerbrechliches. Die Zärtlichkeit „will eine fröhliche Geselligkeit schaffen, eine lebendige Resonanz, wo das Leben Leben hervorruft und in einem unendlichen Prozess Gemeinsames aufbaut.” (Guanzini 2019, 25). Um diese Weise und Weisheit der Zärtlichkeit (Gottes), die das Geschehen von Bethlehem hervorruft, geht es auf dieser Seite, die auch in den Bildern von Zavrel so spürbar wird. Weihnachten ist kein lautes triumphales Geschehen, kein Gott, der Trompeten und Posaunen, mit himmlischen Heerscharen und großem Gefolge erscheint, sondern eine stille Geburt am Rande der Stadt, draußen bei den Hirten, die am Rand der damaligen Gesellschaft stehen. Selbst die Engel wirken ein wenig zurückhaltend.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können … wahrnehmen und beschreiben

…die Bilder der Bildgeschichte anschauen und beschreiben. verstehen und deuten

…das Kind Jesus als Sohn Gottes deuten, Engel als Boten Gottes deuten. gestalten und handeln …spielend mit Klängen die Bibelstelle darstellen bzw. begleiten. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…sich gegenseitig abwechselnd die Bildgeschichte erzählen. entscheiden und mit-tun …eine Adventfeier mitfeiern.

3 | Lernanlässe

• Weihnachten steht vor der Tür

• Advent- bzw. Weihnachtsfeier in der Schule

• Weihnachtsvorbereitungen zu Hause

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• Kinderfragen: Gibt es das Christkind wirklich? Kommt an Weihnachten das Christkind oder der Weihnachtsmann?

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

In diesem kurzen Ausschnitt des Bibeltextes nach Lk 1, aus der Verkündigungserzählung ist die zentrale Botschaft des Engels an Maria abgedruckt. Es wird davon ausgegangen, dass die ganze Erzählung frei erzählt oder aus einer Kinderbibel vorgelesen wird. Der Text aus Lk 1 erzählt vom Feier-Inhalt des Hochfestes von der Verkündigung des Herrn, das die Kirche am 25. März feiert. Die Kinder werden hineingenommen in das Hoffen, Warten, Fragen und Glauben des jungen Mädchens Maria von Nazareth und in das Wahrwerden der Zusage Gottes, dass er die Menschen nicht vergisst, sondern ihnen Zukunft und Licht schenkt. Die Worte des Gottesboten an Maria „Sei gegrüßt, du Begnadete … Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast bei Gott Gnade gefunden, sind letztlich Worte und gute Nachricht für alle Menschen, auch für die Kinder von heute. Erfahrungen der Kinder, bei denen dieses „Hab keine Angst! Ich bin ja bei dir …” gesprochen von Müttern und Vätern oder anderen Vertrauenspersonen, die als Hoffnungsbotschaft gegen alle Angst, alles Schmerz und alles Dunkle schlechthin erlebt werden, können hier mit hineingenommen werden in die große Zusage Gottes an uns Menschen, konkretisiert und wie in einem Brennpunkt hier Maria zugesprochen. Wo ein Mensch sich im Vertrauen öffnet für die vertrauensvolle Hoffnung, kann Gott Hand und Fuß bekommen und in diese Welt hineingeboren werden. Die vier Bilder für die Bildgeschichte zur Weihnachtserzählung stammen vom tschechischen Künstler Stefan Zavrel. Sie zeigen Szenen der Verkündigungs- bzw. Geburtsgeschichte nach dem Evangelisten Lukas. Das eigentliche Weihnachtsbild steht auf der nachfolgenden Doppelseite im Mittelpunkt.

Maria begegnet dem Engel: Das jugendliche Mädchen Maria, in ein weißes Kleid gehüllt, ist in einem Innenraum eines vornehmen Hauses zu sehen. sie bewegt sich nach links vorne und streckt die Hände aus. Die Ursache der Bewegung ist wohl der Engel, der von außen, von links oben in den Lebensraum Marias tritt. Der feierlich gekleidete Engel trägt eine Blume, eine Lilie in der Hand. Es scheint, als ob die Hände des Engels und die Hände Marias sich sehr bald treffen würden. Das ist wohl die Botschaft, die der Engel Maria zu überbringen hat und die Maria fragend, staunend und vertrauend aufnimmt.

Maria und Josef ziehen nach Betlehem: Kaiser Augustus hatte zur Volkszählung aufgerufen. Deshalb reisen Maria und ihr Verlobter Josef nach Betlehem. Die schwangere Maria sitzt auf dem Rücken des Esels. Der weite Weg ist angedeutet. Auch, dass viele Menschen auf diesem weiten Weg unterwegs sind.

Hirten hören die frohe Nachricht: Die Hirten auf dem Feld wärmen sich zusammengekauert in der Nacht an einem Feuer. Von rechts oben kommen hell und zauberhaft Engel auf sie zu und verkünden die überraschende Nachricht von der Geburt Jesu. Der größte, mittlere Engel deutet mit seinen Händen bzw. Fingern einerseits nach oben zum Himmel und andererseits in eine bestimmte Richtung. Staunen und Überraschung ist den Hirten ins Gesicht geschrieben. Sie, die einfachen und am Rande der Gesellschaft lebenden Hirten, sind die ersten, die diese unglaubliche Botschaft hören: Gott ist Mensch geworden. Ein Gott, der sich den Armen und Außenstehenden als Erstes zuwendet. Ein Grund zur Freude und zum Aufbruch.

Die Weisen folgen dem Stern: Drei Weise haben einen Stern gesehen. Man sieht den Stern auf dem Bild nicht, aber der erste der Männer streckt seine Hand aus und zeigt in eine Richtung. Sie sitzen auf Kamelen und sind in der Dunkelheit unterwegs. In ihnen, die von weit herkommen, kommt die ganze Welt zu diesem Jesus, der Licht für die ganze Welt ist.

Der QR-Code führt zur Bibelerzählung „Der Engel kommt zu Maria” aus Lk 1.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Die Erzählung: „Der Engel kommt zu Maria“ hören/besprechen: Man kann die Erzählung vorlesen, erzählen, als Rollenspiel einüben, mit Standbildern nachstellen usw. Begleitend können die Schüler*innen die möglichen Gedanken von Maria, dem Engel, einem Beobachter usw. in Worte fassen Arbeitsblatt „Füchte dich nicht“ ausfüllen: Den wesentlichen Satz „Fürchte dich nicht“ aus der Erzählung von dem Engel, der zu Maria kommt, nachspuren und den Stern mit Farben der Hoffnung gestalten Heftseite gestalten: Die Szene gestalterisch abbilden – die Engelsflügen können zum Beispiel aus Muffinförmchen gemacht werden.

Weihnachtsgeschichte erzählen: u.a. können die Bilder dazu herangezogen werden.

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6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Scherenschnittsterne gestalten: Dazu quadratisches/rundes Papier in gelber, oranger, goldener, hellroter Farbe und unterschiedlichen Größen nehmen und einige Male in der Hälfte falten. Die offene Spitze spitz zuschneiden und von beiden Enden zur Mitte hineinschneiden, so erhält man eine Sternform. Aus den Kanten können verschiedene Formen ausgeschnitten werden. Wenn das Papier aufgefaltet wird, erhält man einen Stern. Das ist auch mit dunklem/schwarzen Papier möglich, dann klebt man helles Seidenpapier dahinter. Durch die entstehenden Sterne können sowohl die Klassenzimmer als auch das Schulhaus, sowie die Heftseite der Schüler*innen gestaltet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, nach und nach immer mehr Sterne hinzuzufügen, sodass es bis Weihnachten immer heller wird.

7

| Kinderbücher

 Slegers, L. (2003). Das Kind in der Krippe. Tyrolia.

 Wilkón, J. (1994). Warum der Bär sich wecken ließ. Patmos.

 Jenkins, D., Jenkins, A., Hendricks, K. (2022). Der kleine Hirte und das Licht von Betlehem. Eine „The Chosen Weihnachtsgeschichte”. Gerth Medien.

 Bollinger, M. (2017). Weihnachten ist, wenn … Bohem Press.

8 | Lieder

 Feliz Navidad Liederbuch „Sim Sala Sing“ S.138

 Maria sagt „Ja” T. / M. von S. Reitlinger: www.musikager.at

 Gott macht sich ganz klein T. / M. von S. Reitlinger: www.musikager.at

 Gott ist ganz leise T. / M. von F. Kett / siehe unten

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9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht
Fotos von Magdalena Wünscher

Weihnachten – Jesus ist das Licht Gottes für uns Menschen

Seiten 64 und 65 im Schulbuch | Kapitel 4

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Was uns Weihnachten zunächst einmal vermittelt als inhärente Botschaft: im Zentrum des christlichen Glaubens steht keine abstrakte Lehre, sondern eine konkrete Person: Jesus, den gläubige Christinnen und Christen als Christus bekennen. Von ihm erzählt das Weihnachtsgeschehen und ermöglicht so einen lebendigen Zugang und Kontakt auch für uns Heutige. Wenn Jesus im Prolog zum Johannesevangelium als das „Wort“ bezeichnet wird, verdeutlicht dies die Kontakt- und Beziehungsbewegung, die im jüdischchristlich Glaubensverständnis von Gott ausgeht und auf den Menschen zukommt und konkret in Jesus Gestalt annimmt. In seinem Reden, Tun und Handeln wird seine Botschaft von der anbrechenden Gottesherrschaft konkret. Erlöstes Menschsein, den Menschen zu sich selbst erheben (Selbstermächtigung), ist Jesu Anliegen im Sinne der Propheten. Dieses Erlösungsgeschehen nimmt in diesem Kind von Bethlehem seinen Anfang und geschieht mitten unter uns, deshalb wird er als Retter besungen wie im Lied „Stille Nacht”.

Kinder und Erwachsene sind in den meisten Fällen freudig aufgeregt, wenn es um das Weihnachtsfest geht. Die Geschäftswelt, aber auch die Medien und die Gestaltung der Städte und Dörfer überschütten uns mit Weihnachtsmotiven, die voll von menschlichen Sehnsüchten, Wünschen und Erwartungen sind, in denen aber der transzendente Blickwinkel meist schon verloren gegangen ist und vieles damit allzu irdisch bleibt. Dabei wird nicht unterschieden, ob es sich um christliche Motive oder um den Kamin hinauf kletternde Weihnachtsmänner geht. Die Kindheitserzählung nach Lukas erzählt ganz anders und tiefgehender. Sie erzählt: „Gottes Solidarität gilt den Armen und Außenseitern, nicht den Mächtigen und Reichen. Verachtete Hirten auf dem Feld sind die Ersten, die die Botschaft vom Krippenkind, für das in der Herberge kein Platz ist erfahren.” (Trummer 2021, 46). Und durch diesen Jesus kommt der weihnachtliche Friede, nicht die Macht der Römer und ihrer Pax Romana, die in konsequenter Kriegsvorbereitung, in Angst und Schrecken bestand. Diese Gegensätzlichkeit ist wichtig, um das Weihnachtsgeschehen verstehen zu können. Und gerade dadurch ist es auch für Kinder so leicht zugänglich.

Auf dieser Doppelseite wird nun, in aller Einfachheit, sehr stimmungsvoll und sensibel das zentrale Ereignis in das Zentrum gestellt und auf den eigentlichen Feieranlass fokussiert. Jesus ist geboren. Der große Gott wird Mensch und kommt den Menschen nahe. Jesus ist das Licht Gottes für die Menschen. Diesen Geburtstag feiern Christinnen und Christen in aller Welt. Dieses Feiern findet häufig auch in den Schulen seinen Platz und Ausdruck, auch in einer säkularen, multireligiösen Welt. Hier gilt es sehr achtsam zu sein. Dabei bewegt sich der Religionsunterricht bei diesen Feiern im Bereich des „Mystagogischen Lernens“ als eines wichtigen Zugangs- und Weges des Religionsunterrichts. Mirjam Schambeck fragt berechtigt zum Mystagogischen Lernen im schulischen Kontext: „Ist es möglich, im Raum Schule Räume und Zeiten zu eröffnen, für Gotteserfahrungen aufmerksam zu werden? Überfordert es den Religionsunterricht, auch die Erfahrungsdimension des christlichen Glaubens anzuspielen? Wie sieht es mit der Freiheit der am Lernprozess Beteiligten aus? … Es gilt die Skepsis der Schülerinnen und Schüler ernst zu nehmen, ob es überhaupt etwas gibt, was über diese Welt hinausgeht, ob Gott existiert, ob er etwas mit den Menschen zu schaffen hat und ob er gewillt ist, den Menschen zu helfen. Ob sie den christlichen Glauben als Deutemöglichkeit ihres Lebens und der Welt in Anspruch nehmen, steht in ihrer Freiheit.“ (Schambeck, 2010, S.401).

Da werden wesentliche Haltungen für den Religionsunterricht und religiöse Feiern im schulischen Kontext angesprochen: der Respekt vor der Freiheit, die Aufmerksamkeit für das Gottes Vorkommen in der Skepsis, in der Schwierigkeit zu glauben; die Welt der Schüler/innen eben nicht als „gott-los“ zu denunzieren, sondern nach dem Gottesvorkommen zu befragen. Nach Schambeck besteht Mystagogisches Lernen nicht in der Anleitung, „…Gotteserfahrung erstmals zu machen, sondern sie als immer schon gegebene zu erkennen und diese je neu zu entfalten und Gestalt annehmen zu lassen.“ (Schambeck, 2010, S. 404).

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können wahrnehmen und beschreiben

… wie in Bildern und Krippendarstellungen von der Geburt Jesu erzählt wird.

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verstehen und deuten

… dass Jesus das Licht Gottes für die Menschen ist und deshalb Weihnachten ein Fest der Lichter ist. gestalten und handeln

… Bilder, Klanggeschichten, Krippen (-spiele) von der Weihnachtsgeschichte, schön verzierte Blätter mit dem Weihnachtsevangelium für Zuhause. (be-)sprechen und (be-)urteilen

… was zu einem Geburtstagsfest von Jesus dazu gehört. entscheiden und mit-tun … einen vorweihnachtlichen Gottesdienst mitfeiern.

3 | Lernanlässe

• Weihnachten steht vor der Tür

• Krippenspiel in der Schule

• Weihnachtliches Brauchtum: Christbaum, Friedenslicht usw.

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Bibelstelle nach Lk 2,4-11 bildet den Kern der Weihnachtserzählung. Das Weihnachtsfest mit der Geburt Jesu gehört zentral zum christlichen Glauben und Feiern. Gott wird Mensch. Gott wird ein Kind. Es ist für den menschlichen Verstand unfassbar, dass der große Gott als armes, hilfloses Kind menschliches Leben angenommen hat und unser menschliches Leben mit all seinen Facetten teilt. Mitten hinein in eine zerrissene und sehnsüchtig hoffende Welt wird von einem Kind erzählt, in dem der Heiland der Welt entdeckt werden kann Kaiser Augustus wird erwähnt und damit der Gedanke an das goldene Zeitalter, das angeblich mit ihm ausgebrochen war, ein Friedensreich durch diesen großen Kaiser - ein Friede (Pax Romana), der in Abschreckung für alle Völker bestand. Wie ein Kontrapunkt erzählt die Weihnachtsgeschichte von einem kleinen schwachen Kind, das quasi am Rande der Welt in einem Stall geboren wurde. Im Schatten des goldenen prunkvollen Reiches wird unspektakulär ein in Israel lang ersehnter Friedensfürst geboren. Nicht die Großen und Mächtigen, sondern die Kleinen und am Rande stehenden Hirten sind die ersten Adressaten. Vor ihren Augen leuchten Engel auf und verkünden das Unfassbare. Was soll das bedeuten? Wie wird sich das für ihr Leben auswirken? Nach dem gleichsam kosmischen Ereignis mit den Engeln und dem hell erleuchteten Himmel, werden sie schnell in die Realität zurückgeholt. Die Nacht ist wieder da, es ist wieder still, doch die Sehnsucht ist in ihre Herzen gelegt. Sie ist so stark, dass sie sich auf die Suche machen und tatsächlich das Kind finden. Ein Kind, hilflos und in einfache Windeln gewickelt, so wie jedes Kind, das klein und zerbrechlich geboren wird. Und die Hirten sind berührt, sodass sie in dem Kind den Heiland und den Retter der Welt erkennen. Das historische Geburtsdatum Jesu kennen wir nicht. Das heutige Weihnachtsdatum hat sich im 4. Jahrhundert als symbolischer Geburtstermin herauskristallisiert. Damals wurde am 25. Dezember die Wintersonnenwende gefeiert. Der Tag, an dem die Tage wieder länger werden und das Licht stärker ist als das Dunkel, erinnert nun an die Geburt Jesu Christi, der als das wahre Licht der Welt gefeiert wird.

Das Foto vom Friedenslicht, das zu Weihnachten auf der ganzen Welt verteilt wird, erinnert einerseits an den biblisch genannten Geburtsort Jesu und an ein wichtiges Anliegen von Weihnachten, nämlich, dass das Schauen auf Jesus den Frieden in der Welt wachsen lassen möge.

Das Foto von einem geschmückten Christbaum nimmt die Lebenswelt der Schüler*innen mit all den Erfahrungen rund um Weihnachten als Lernanlass in das Buch herein. Es könnte auch ein Anlass sein zu überlegen, warum Menschen mitten im Winter Christbäume ins Haus holen, sie schmücken und Lichter anzünden.

Der QR-Code führt zur biblischen Erzählung über die Geburt von Jesus.

Das Weihnachtsbild „Geburt Jesu” von Stephan Zavrel erzählt in warmen Farben von der Geburt Jesu. In der Mitte des Bildes ist eine Höhle zu sehen, die hell erleuchtet ist, als ob eine Sonne mitten in der Höhle aufgehen würde. Drinnen befindet sich Jesus in der Krippe, umgeben von Maria im festlichen Kleid und Josef, der mit dem Feuer für Wärme sorgt. Dahinter stehen Ochs und Esel. Jesus hat seine Arme weit ausgestreckt, als ob er Maria und vielleicht alle Menschen umarmen möchte. (Vielleicht sind die ausgebreiteten Arme auch schon eine Anspielung auf die ausgebreiteten Arme am Kreuz.) Im Vordergrund sind Hirten mit ihrem Hirtenstab und den Schafen zu sehen. Sie als die gesellschaftlich und kulturell Niedrigen, sind die ersten, die von der Geburt Jesu erfahren. Schon hier wird programmatisch angedeutet,

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dass die Armen, die Ausgestoßenen, … bei Gott besonders im Mittelpunkt stehen. Manche Hirten knien, manche haben Geschenke mit, manche kommen gerade an. Alle sind hin auf dieses Kind Jesu zentriert. Auch Ochs und Esel sind im Hintergrund auf das Kind hin ausgerichtet. Sie wurden nach dem Wort des Propheten Jesaja (Jesaja 1,3) als Bilder verstanden: Wie Ochs und Esel ihren Herrn erkennen, so sollen die Menschen in dem hier geborenen Kind ihren Herrn erkennen. Das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht” ist durch Textausschnitte angedeutet und lädt ein, das Lied zu hören, zu lernen, zu singen.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Weihnachtsbildgeschichte erzählen/vorlesen: Es bietet sich acch an, die Erzählung mithilfe der Bilder (möglicherweise groß ausgedruckt) zu vermitteln. Zur Festigung/Wiederholung können die Schüler*innen sich die Geschichte dann gegenseitig mit Hilfe der Bilder im Schatzbuch erzählen.

Arbeitsblatt „Durch Jesus scheint das Licht Gottes auf uns Menschen“ gestalten: Durch die Grundlage des Kirchenfensters ist der Lichtmetapher doppelt gedient. Die Schüler*innen sollten helle, leuchtende Farben verwenden. Man kann vor der Gestaltung gemeinsam in die Kirche gehen um Kirchenfenster und deren besonderes Licht auf die Schüler*innen wirken zu lassen. Die Fenster der Schüler*innen könnten auch ausgeschnitten und als Fensterdekoration verwendet werden.

Eine (gemeinsame) Weihnachtskrippe basteln/im Heft gestalten. Dazu können verschiedene Materialien angeboten werden oder z.B. ein Stück Goldpapier, welches die Schüler*innen in ihr Bild integrieren sollen. Weihnachtskrippe anschauen/Figuren benennen: In der Schule, Pfarre, Kirche, usw. gibt es häufig Krippen zum Bestaunen. Dabei kann auch die Weihnachtsgeschichte wiederholt, häufig erkennen die Schüler*innen die Figuren wieder und können sie benennen.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Krippenausstellung besuchen/veranstalten: Indem zum Beispiel in unterschiedlichen Schulstufen verschiedene Krippen gebastelt und z.B. in der Aula/Bibliothek oder einem anderen „öffentlichen“ Ort in der Schule ausgestellt werden, kann selbst eine Krippenausstellung eröffnet werden. Beim Gestalten kann die Kreativität der Schüler*innen gefördert werden, indem sie eigene Idee umsetzen können. Möglicherweise könnte man diese Ausstellung dann auch für die Eltern/Öffentlichkeit zugänglich machen und z.B. Spendengeld für einen guten Zweck sammeln. Weihnachtserzählung mit (Orff-)Instrumenten zum Klingen bringen Krippenspiel einstudieren und aufführen: z.B. beim Schulgottesdienst oder der Kinderkrippenfeier der Pfarre Weihnachtsgottesdienst mitgestalten und mitfeiern: Lieder und Gebete lernen und ggf. Fürbitten anbieten.

7 | Kinderbücher

 Kollreider, E. (2013). Das Kind von Betlehem. Die Weihnachtsgeschichte. Tyrolia.

 Rokus, P. (2019). Die Weihnachtsgeschichte. Gabriel.

 Jeschke, T., Möltgen, U. (2013). Die Weihnachtsgeschichte. Sauerländer.

8 | Lieder

 Hallo, ich bin Maria T. / M. von S. Janetzko

 Stille Nacht, Heilige Nacht T. von J. Mohr, M. von F. X. Gruber

 Ihr Kinderlein kommet T. von C. Schmid, M. von J. A. Schulz

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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sich freuen, beschenken, erleben

Weihnachten feiern

Seiten 66 und 67 im Schulbuch | Kapitel 4

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Eine faszinierende Spannung liegt über diesem hier erzählten Geschehen: zwischen Groß und Klein, Hauptstadt Jerusalem und Bethlehem, König Herodes und dem Kind, den Sterndeutern („Könige“) aus dem Osten und den einfachen Leuten, zwischen dem Palast und der Krippe, zwischen der Heils- und Friedensbotschaft und den Todesschergen des Herodes beim Kindermord, dem Gesucht-werden und Erwünscht-sein und der späteren Flucht, zwischen dem Zauber der Weihnacht und der oftmals auch grauenvollen Realität hier und heute - wenn auch auf dieser Altersstufe sicherlich die freudigen Seiten des Geschehens hervorzuheben sind. Zurecht meint die Wiener Theologin Regina Polak (2022), dass Weihnachten zuinnerst eine „subversive Botschaft” in sich trägt und macht das Revolutionäre der biblischen Logik am Lied „Stille Nacht” fest. Das verdeutlicht sich im Geburtsgeschehen: Gott wird Mensch. Es ist kein harmloses, nettes Geschehen, sondern eine Herausforderung: das Große wird im Kleinen sichtbar. Darin zeigt sich die „ganz andere Art“ Gottes, die dann auch beim erwachsenen Jesus sichtbar wird und am Kreuz endet. Schon bei der Geburt Jesu wird dies deutlich, dem man sich nicht entziehen kann, sondern das auch Kinder in den Bann zieht, weil eben der große Gott zugleich ganz klein wird, zum Geschenk für alle wird und sich darin seine wahre Größe zeigt: der Stern leuchtet über der Geburt, letztlich über jeder Geburt, denn eigentlich geht es „um die Erkenntnis, dass alle Kinder etwas Himmlisches, Göttliches in sich tragen. Die Magier beten das ‘göttliche Kind’ an, und das zu einer Zeit, wo der römische Paterfamilias noch über Leben oder Tod eines Neugeborenen entscheidet…” (Trummer 2021, 47). Man kann sich diese Gegensätze nicht radikal genug und subversiv genug vorstellen, die eben manchmal durch das christliche, dogmatische Lehrgebäude und ihre Tradition verstellt und unzugänglich werden. Dann bleiben die Menschen und besonders die Kinder sprachlos zurück, weil nichts von Erlösung und Befreiung, oder ihrer Sehnsucht danach, mehr erfahren und spürbar wird.

Die Kinder werden auf diesen Seiten eingeladen den Wegen und Spuren nachzuspüren und nachzugehen, mit den Magiern zu den einzelnen Orten und Personen mitzugehen, ihren Spuren zu folgen, dem Stern zu folgen und so auch die ganze Ambivalenz von innen zu erleben, wo dann letztlich doch der Engel immer wieder verkündend und rettend eingreift bzw. sich zu Wort meldet und sich alles zum Guten wendet. Gerade die Erzählung von den Sterndeutern spiegelt schon zu Beginn den späteren Jesusweg, der gewaltsam am Kreuz und im Widerspruch endet. Auch dort wird ein Engel die Botschaft von der Auferstehung und vom Sieg des Lebens verkünden.

Sicher keine einfache und leichte Auseinandersetzung für die Kinder. Die Kinder dürfen nicht überfordert werden, aber es darf ihnen auch keine heile „Gottes-Welt“ vorgespielt werden, die ihrem Fragen nicht standhalten kann. Sondern auch im Unheilsein dieser Welt müssen Möglichkeiten der Gottesspuren und hoffnungsvolle Zeichen im Sternenhimmel gefunden werden. Erlösung beginnt im Kleinen und meint Befreiung aus allen Unfreiheiten und Ängsten und lenkt hin zu Liebe, Gerechtigkeit, Frieden,... dies gilt es ansatzhaft immer wieder neu zu begreifen. Dann wird „die Botschaft des Weihnachtsevangeliums schon jetzt auf Erden zu einem Gegengift gegen Resignation, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Sie immunisieren gegen eine ausschließlich negative Sicht der Welt, heilen uns von Passivität - und spornen uns an, selbst zu Mit:Retter:innen der Welt zu werden und sich solcherart an der Heilsökonomie Gottes zu beteiligen.” (Pollak 2022). Die Gottesfrage und damit zusammenhängend die Frage nach dem Wie des konkreten Lebens im Kontext heutigen Lebens und Erlebens ist das Herzstück des Religionsunterrichts und die große Herausforderung an die Lehrperson. Die Sternsingeraktion zeigt diesen Zusammenhang von damals und heute, von Gottes Handeln und unserem Handeln wider alle Ungerechtigkeit in der Welt sehr deutlich.

2 | Kompetenzen

Die Schüler*innen können: wahrnehmen und beschreiben … wie Weihnachten gefeiert wird, welche Bräuche es gibt, was sie uns erzählen.

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verstehen und deuten

… was Jesus für die drei Weisen und für viele Menschen bedeutet. gestalten und handeln

Sterne gestalten, das Bild nachstellen und die Personen sprechen lassen. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…warum sich die Großen vor dem kleinen Kind klein machen. entscheiden und mit-tun

stille werden, Sterne verschenken, gemeinsam feiern.

3 | Lernanlässe

• Weihnachten feiern

• Krippenspiel

• Sternsingeraktion

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Gedicht „Werde still und staune” von Christa Peikert-Flaspöhler fasst in poetischer Weise die wesentlichen Inhalte des Weihnachtsgeschehens zusammen. Zuerst ist die Haltung des Menschen angesprochen. In der Haltung der Stille und des Staunens kann der Mensch das Ereignis von Weihnachten erfassen. Wo die menschliche Aktivität und Kraft am Ende ist, dort beginnt Gott zu handeln. Er schenkt sich den Menschen als Mensch, als Erdenkind. Damit ist eine neue Zeit, eine neue Hoffnung, angebrochen. Und der Stern singt Freude. Der Stern ist Licht im Dunkel der Nacht, er zeigt den Menschen den Weg und gibt Orientierung. Für den damaligen Menschen kündeten besondere Sterne oder Sternkonstellationen große Ereignisse an. Für gläubige Menschen ist die Geburt Jesu Licht, Orientierung und ein großes Ereignis, weil Gott einer von uns geworden ist. Das ist Grund und Anlass zu singen, zur Freude und zum Neubeginn. Der QR-Code führt zur eingesprochenen Erzählung der Sterndeuter, die zu Jesus kommen. Die drei Fotos erzählen von Bräuchen rund um Weihnachten: Die Sterne an den Fenstern, die in vielen Schulen und Pfarren aufgeführten Krippenspiele und die weit verbreitete Sternsingeraktion. Sie sind Lernanlass, Erinnerung und zugleich Impuls, selbst aktiv zu werden. Verstehen des Weihnachtsgeheimnisses vollzieht sich in dieser Alterstufe stark im Tun. Bild: „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen” von Stephan Zavrel. Dieses in warmen Farben gehaltene Bild erzählt vom Besuch und von der Anbetung der drei Weisen beim neugeborenen Jesus. Der Hintergrund erzählt eher von einer Wohnküche als von einem Stall. Man sieht Küchengeräte, Geschirr, Feuer, einen Herd. Durch eine offene Tür sieht man hinaus in eine weite südländische Landschaft mit einem rötlichen Himmel und Bäumen. Links vorne sitzt Maria in einem weißen Gewand und hält das ebenfalls weiß gekleidete Kind auf dem Schoß. Das Kind breitet die Arme aus und schaut mit großen offenen Augen zu den drei prachtvoll gekleideten Männern. Vom rechten Rand bis zur Mitte des Bildes ist eine Bewegung vom Großen zum Kleinen zu sehen. Die festlich gekleideten drei Weisen tragen Geschenke in ihren Händen und halten sie dem Jesuskind hin. Der Vorderste macht sich klein und kniet, der mittlere beugt sich und der dritte ist noch aufrecht. Die Großen machen sich klein vor dem Kind, denn sie erkennen, dass Jesus, der Kleine, das Kind, der wahrhaft Große ist.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Gedicht „Werde still und staune“ gemeinsam aufsagen: Die Klasse kann dabei auch in vier Gruppen geteilt werden, sodass immer eine Gruppe ihren Satz gemeinsam laut spricht und erst nacheinander das Gedicht entsteht.

Bilder betrachten/Assoziationen finden: Die Bilder anschauen und die Assoziationen der Schüler*innen sammeln. Dabei begleiten Fragen wie zum Beispiel: Was stellen die Kinder in den beiden Bildern dar? Wer hat eine Idee, wieso in der Weihnachts- und Winterzeit oft Stern zur Dekoration von Fenstern uvm. genutzt werden? Habt ihr schon einmal ein Krippenspiel gesehen/mitgemacht? Was wisst ihr über die Sternsingeraktion? Welche Erfahrungen habt ihr mit den Sternsingen gemacht? Waren sie schon einmal bei euch zu Hause oder habt ihr sie wo anders gesehen?

Erzählung von den Sterndeutern anhören und besprechen

Bildarbeit: Bild von der Krippe mit den Sterndeutern betrachten und besprechen

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Mit Hilfe des Bildes/der Bilder (S.63-67 im Schatzbuch) die Weihnachtsgeschichte wiederholen. Eine Heftseite zu den Sterndeuter gestalten: Dazu können die Schüler*innen z.B. aus einem Handabdruck den Besuch an der Krippe gestalten.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Sternsingeraktion besprechen. Im ersten Schritt das Vorwissen der Schüler*innen zur Sternsingeraktion sammeln und Informationen über dieser geben. Zur Veranschaulichung kann z.B. eine Dreikönigsmütze verwendet werden, welche die Schüler*innen anschauen und aufsetzen können. Anhand der Vorlage „Wissenswertes zur Dreikönigsaktion“ (siehe unten) können Informationen weitergegeben werden. Legearbeit „Stern“: Mit verschiedenen hellen Materialien einen Stern legen lassen Die Arbeiten gemeinsam betrachten und evtl. dem eigenen Stern einen Titel geben. Sterndeuter-Kerzen basteln

Ein Plakat/Heftseite/… zu den Sterndeutern gestalten: z.B. mit Handabdrücken, mit Geschenkpapier,…

7 | Kinderbücher

 Pfister, M. (1993). Der Weihnachtsstern Nord-Süd.

 Motschiunig, U., Dailleux, F. (2014). Wie der kleine Fuchs das Christkind sucht G&G.

8 | Lieder

 Ein Stern steht hoch am Himmelszelt T. / M. von K. Mikula: www.mikula-kurt.net

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Das kann ich … das weiß ich …

Seite 68 und 69 im Schulbuch | Kapitel 4

Diese Doppelseite am Ende des Kapitels dient wieder der Selbstevaluierung der Kinder. Womit habe ich mich in Religion beschäftigt? Was kann ich, was weiß ich, was habe ich im Religionsunterricht gelernt, welche Fragen habe ich, …

Die Schatzkästchen beinhalten Anregungen zu den am Kapitelanfang beschriebenen „Schätzen”, die in diesem Kapitel zu finden waren. Da die Kinder der ersten Schulstufe sehr heterogen sind, was ihre Interessen und Fähigkeiten anbelangt (Lesen, Feinmotorik, Verständnis, bevorzugte kreative Ausdrucksweisen, …) sind die Arbeitsimpulse wieder mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten etwas gestalten, ankreuzen, zuordnen, eine Bildgeschichte erzählen.

Es geht darum, dass sich die Kinder bewusst werden, welche Schätze sie durch den Religionsunterricht entdecken, was sie im Sinne der Kompetenzorientierung neu wissen und neu können, worüber sie nachdenken und welche Fragen neu generiert werden.

Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung

Seite 70 | Kapitel 4

Die Schlussseite ist eine Seite der Vertiefung und des Verweilens. Eine Geschichte zum Nachdenken steht als spirituelles Angebot im Mittelpunkt. Es weist darauf hin, dass Himmel und Erde sich immer wieder berühren. Das grafische Element wurde an die Weihnachtszeit angepasst. Es handelt sich um ein zauberhaftes Sternenbild, welches versinnbildlicht, dass Jesus als Licht auf die Welt gekommen ist und dadurch Himmel und Erde verbunden hat. Der Text von Hugo von Hofmannsthal erinnert, dass die Sterne, die uns an die Wunder der Weihnacht und des Lebens erzählen, nicht nur weit weg am Himmel, sondern auch mitten unter uns auf der Erde zu entdecken sind. Im Geheimnis von Weihnachten kommt der Himmel zur Erde, berühren sich Himmel und Erde.

Literatur zum 4. Kapitel

Bachl, G. (1994). Der schwierige Jesus. Innsbruck: Tyrolia Verlagsanstalt. Dessler, B. (2012). „Religiös reden“ und „über Religion reden“ lernen

Religionsdidaktik als Didaktik des Perspektivenwechsels. In: Grümme, B./Lenhard, H./Pirner, M.L. (Hrsg.): Religionsunterricht neu denken. Innovative Ansätze und Perspektiven der Religionsdidaktik. Stuttgart: W. Kohlhammer. Englert, R. (2013): Religion gibt zu denken. Eine Religionsdidaktik in 19 Lehrstücken. München: Kösel-Verlag.

Guanzini, I. (2019). Zärtlichkeit. Eine Philosophie der sanften Macht. München: Verlag C.H.Beck.

Höfer, A. (2002). Erlösung will erfahrbar sein. Erlösungsvorstellungen und ihre heilende Wirkung. München: Don Bosco Verlag.

Mendl, H. (2008). Religion erleben. Ein Arbeitsbuch für den Religionsunterricht. 20 Praxisfelder. München: Kösel Verlag.

Polak, R. (2022). Die subversive Botschaft von Weihnachten - wie ein Fest und ein Lied dem Kommerz widerstehen. In: theocare.network bzw. https://www.stillenacht.at/forschung/festakt-50-jahre-stille-nacht-gesellschaft

Schambeck, M. (2010). Mystagogisches Lernen. In: Hilger, G. u.a.: Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf. München: Verlag Kösel 6.Auflage.

Trummer, P. (2021). Den Herzschlag Jesu erspüren. Seinen Glauben leben. Freiburg i. B.: Verlag Herder.

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KAPITEL 5: Hören und erzählen – Jesus, Freund der Menschen

Impuls

Weil du mich magst, kann ich fliegen ohne Angst über’s Haus.

Weil du mich magst, lach ich abends die Gespenster aus.

Ich kriege Herzklopfen, wenn du nach mir fragst, weil du mich magst, weil du mich magst.

Weil du mich magst, bin ich stärker

Als der Löwe im Zoo.

Weil du mich magst, bin ich mutig Und ich freue mich so.

Ich kriege Herzklopfen, Wenn du nach mir fragst, Weil du mich magst.

Jutta Richter

Allgemeine Hinführung

„Der Glaube kommt vom Hören”, so sagt unsere Tradition und weist den biblischen Erzählungen damit einen wesentlichen Platz zu. Erzählungen ermöglichen eine Begegnung mit dem Dahinter-liegenden, den verborgenen Personen, in den Jesus-Erzählungen mit Jesus selbst und den Menschen von damals. Es geht um Kontakt, Begegnung und Beziehung. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung”, formuliert der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber (1973, S.15) in seiner dialogischen Anthropologie und Pädagogik und verweist auf den zentralen Punkt jüdischer-christlicher Tradition, dass eben Gott ein Gott der Beziehung und Begegnung ist, weil eben das ICH des Menschen nur am DU zum ICH werden kann; der Mensch wird zum Menschen, indem er angesprochen wird. Insofern sind Freundschaft, Beziehung, Kontakt, Begegnung zentral für unser Menschwerden und auch für unser Glauben. Im Zentrum christlichen Glaubens steht keine abstrakte Lehre, sondern eine konkrete Person: Jesus Christus. In ihm hat Gott selbst Kontakt zu uns Menschen aufgenommen, wie sich eben das Reich Gottes in Jesu Heilungen und seinen heilsamen Begegnungen erfahrbar wird. Es zeigen sich hier die humanistischen Ausprägungen von Religion. Religion als Erhebung des Menschen, als SelbstErmächtigung, damit der Mensch in Freiheit und Verantwortung sein Selbst leben kann. Insofern nach Eugen Biser „… weiß sich Jesus gesandt, die ‚gebrochenen Herzen‘ zu heilen und den mit der Todeswunde geschlagenen Menschen aus seiner Verfallenheit im zweifachen Sinn des Ausdrucks zu sich selber zu erheben.“ (Biser, 2000, S.363). Jesus erweist sich als Freund der Menschen und lässt die Menschenfreundlichkeit Gottes lebendig werden. In all dem spielen Erzählungen, wie sie in der Bibel festgehalten sind, eine zentrale Rolle. Überall dort, wo vom Heil erzählt wird, geschieht auch schon ein Stück Heil und Erlösung. Das Christentum als „Erzähl- und Erinnerungsgemeinschaft“ (Weinrich, 1973, S. 329ff) weiß auch am „Ende der großen Erzählungen“, wie sie von Philosophen wie Lyotard am Ende der Moderne postuliert werden, um diese besondere Bedeutung von Hören und Erzählen und hält dieses Erbe aufrecht und lebendig. Erzählungen ermöglichen Kontakt und Begegnung miteinander, aber auch mit den erzählten Personen; in diesem Buchkapitel: besonders mit Jesus, diesem wunderbaren Menschen aus Nazaret, an dem sichtbar wird, wie geglücktes und heiles Menschsein gehen kann.

„In alledem erwies er sich vor allem als der göttliche Arzt, der gekommen war, die aus vielen Wunden blutende Menschheit zu heilen. Im Zuge seiner Neuentdeckung kommt folgerichtig auch diese therapeutische Funktion seiner Sendung ans Licht. An sie knüpft die aktuelle Glaubenserwartung an. Sie erwartet… Hilfe im Diesseits und zumal gegenüber den das Dasein beschwerenden und verstörenden Faktoren, in erster Linie gegenüber der sich epidemisch ausbreitenden Lebensangst.“ (Biser, 1997, S. 189).

Wie kann da die „Freude am Evangelium“ (Papst Franziskus 2013) wachsen? Wie kann da Erlösung erfahrbar werden? Welchen Zuspruch brauchen die Kinder, aber auch deren Eltern in den liquiden, vielgestaltigen Familien und Beziehungsformen, die vielfach so brüchig geworden sind?

132

Es geht christlich gesprochen um eine Rückbesinnung darauf, dass Erlösung schon geschehen ist und ständig geschieht, dass Unheil, Angst und Tod nicht das letzte Wort haben und wir zu neuem Menschsein befreit sind: Versteht euch als neue Menschen!, sagt Paulus. Macht euch auf die Spurensuche nach Erfahrungen von Erlösung inmitten aller Unerlöstheit, entwickelt Interesse aneinander und tut das Gute! (Paulus).

Heil und Erlösung geschieht mitten im Hier und Heute, wenn auch immer nur fragmentarisch. Achtsam, mit Freude und Interesse das Gute, das Heil inmitten von Unheil suchen: Im Herzen des Taifuns ist die totale Stille! Deshalb können spirituelle Menschen mit einem blinden Pessimismus nichts anfangen: Er ist blind für das Himmlische, für das Reich Gottes mitten auf Erden. Die Bibel erzählt auf all ihren Seiten von der Möglichkeit des Heils inmitten von Unheil, weil es Gott um das Heil der Menschen geht. Damit bewegt sich der Religionsunterricht bei diesem Kapitel auch im Bereich des „Mystagogischen Lernens“ als eines wichtigen Zugangs und Weges des Religionsunterrichts.

Lehrplanbezüge des 5. Kapitels

Kompetenzbereich | B3 Gelehrte und gelebte Bezugsreligion

Leitkompetenz | Grundlagen und Leitmotive des christlichen Glaubens kennen und für das eigene Leben deuten können.

Kompetenzbeschreibung | Die Schüler*innen können über Begegnungen von Menschen mit Jesus erzählen.

Unterrichtshinweise | Lebenskraft Freundschaft; die Segnung der Kinder (Mk 10,13-16), die Begegnung mit Zachäus (Lk 19,1-10)

Kompetenzniveau 1 | Die Schüler*innen können über eine Begegnung Jesu mit einem Menschen erzählen.

Zuordnung - Zentrale fachliche Konzepte: Lebensrealitäten und Transzendenz: Christlicher Glaube versteht den Menschen in seiner Biografie und in seinen Lebensbezügen als transzendentes Wesen und erschließt Wege der Sinnfindung durch Transzendenzbezug.

Jesus der Christus: Das Christentum orientiert sich am Reden und Handeln Jesu, das die vergebende und heilende Zuwendung Gottes zu den Menschen zeigt. In seiner den Tod überwindenden Auferstehung kann in der Brüchigkeit des Lebens Versöhnung und Erlösung erfahrbar werden

Titelseite: Hören und erzählen – Jesus, Freund der Menschen

Seite 71 im Schulbuch | Kapitel 5

Das Titelbild zeigt die koptische Ikone „Christus und Abt Menas”. Diese stammt aus dem 8. Jahrhundert nach Christus und ist die älteste koptische Ikone, die bekannt ist. Das Original dieser Ikone der Freundschaft befindet sich heute im Louvre in Frankreich. Am Titelbild ist die Ikone aufgestellt auf einem Podest mit rotem Untergrund und Kerzen, die einen Weg hin zum Bild andeuten. Auf der Ikone sind zwei Personen zu sehen, die die Betrachterin / den Betrachter direkt mit großen, offenen Augen anschauen. Christus ist durch das Kreuz in seinem Heiligenschein erkennbar. Er hält ein kostbares Buch in seiner Hand, die andere Hand legt er der zweiten Person freundschaftlich um die Schulter. Rechts von ihm steht in griechischen Buchstaben das Wort „soter”, was auf Deutsch „Retter” bedeutet. Die zweite Person trägt auch einen Heiligenschein und hält die Hand in einer segnenden Haltung. In der anderen Hand ist eine Schriftrolle zu sehen, möglicherweise die Klosterregel. Links von ihm stehen die Buchstaben Apa Mena Proeistos, was so viel wie „Vater Menas Wächter” heißt. Im erdfarbenen Hintergrund ist andeutungsweise eine Landschaft mit grünen Gewächsen erkennbar. Hinter den Köpfen von Christus und Abt Menas ist durch den orange-roten Farbton ein Sonnenuntergang erahnbar. Die Ikone wird manchmal als Beispiel gesehen, dass Jesus jeden Menschen wie ein Freund umarmt, jede und jeden beschützt und begleitet. Sie kann für Schülerinnen und Schüler die Botschaft anbieten, dass auch sie in ihrer Einzigartigkeit freundschaftlich von Jesus gesegnet und begleitet sind.

Schätze entdecken … zeigt im Sinne eines kompetenzorientierten Lernens auf, wohin die inhaltliche Reise bzw. Schatzsuche in diesem Kapitel geht, in welchen Themenbereichen Kompetenzen erworben werden können. Dabei sollen die Dimension der Mitwelt und die Dimension des Inneren berührt werden

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Möglichkeiten für die Arbeit mit der Titelseite

Bildarbeit: Das Bild in Stille betrachten und mit den Augen möglichst viele Kleinigkeiten entdecken. Dann das Bild beschreiben: Was sehe ich, welche Farben entdecke ich, was ist bei den Personen zu entdecken, beim Hintergrund, … Den Kindern sagen, welche Personen dargestellt sind. Den Personen Worte geben: Was sagt Jesus zu Abt Menas? Was sagt der Abt zu Jesus?

Bildarbeit: Je zwei Kinder stellen sich in genau der gleichen Haltung wie die Personen der Ikone auf. Spüren nach, wie sie dieses Nebeneinander wahrnehmen. Sprechen aus ihrem Gefühl heraus in diesen Rollen. Was sagt Abt Menas, wenn er so von Jesus umarmt nach vorne schaut? Was sagt Jesus zu Abt Menas? Was sagt einer der beiden zu denen, die das Bild anschauen?

Gestalten: Ein Bild von Jesus und von sich selbst.

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Foto von Kerstin Seneca Jensen

wahrnehmen, erzählen, sich freuen

Menschen mit Herz

Seiten 72 und 73 im Schulbuch | Kapitel 5

1

| Wozu die Doppelseite einlädt

Wie immer geht es zunächst auf der ersten Doppelseite um eine Schulung der Wahrnehmung und Sensibilität, um ein interessiertes und freudiges Entdecken des Alltäglichen und ein Aufmerksam-werden auf das Alltägliche, indem sich aber das Hintergründige verbirgt bzw. zeigt. Die menschliche Sehnsucht und Notwendigkeit nach freundschaftlichem Angenommen- und Geliebtsein symbolisiert sich auf dieser Doppelseite im Bild vom Herz bzw. „Menschen mit Herz”. Jeder und jede von uns braucht Menschen mit Herz, die uns so annehmen, wie wir eben sind in all unsere Begrenztheiten, Menschen mit Herz, die uns mögen, selbst dann, wenn wir es selbst nicht mehr vermögen. Dies ermöglicht die freudige Erfahrung, dass es gut ist, in und auf der Welt zu sein und dadurch den Selbstwert stärkt. Zunächst sind es die Eltern bzw. die ersten Bezugspersonen, die eine sichere Bindung in dieser Welt ermöglichen.

John Bowlby hat am Ende des vorigen Jahrhunderts mit seiner Bindungstheorie (A Secure Base, 1988, deutsch: Bindung als sichere Basis 2018) die Bedeutung sicherer Bindung aus psychoanalytischer Sicht herausgearbeitet und gezeigt, dass diese die Basis für eine gesunde weltoffene Persönlichkeit darstellt. Misslingt diese Bindung, kann dies einen Menschen ein Leben lang belasten. Menschliches Leben baut auf sicheren freundschaftlichen Bindungen auf. In ihnen kann - religionspädagogisch betrachtet - das liebevolle Wirken Gottes erfahrbar werden.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben …was die Bilder von Freundschaft erzählen und wo sie selbst Freundschaft erleben. verstehen und deuten …dass Freundschaft sich in verschiedenen Formen äußert, und dass sie mit dem Symbol Herz verbunden ist.

gestalten und handeln …Freundschaftszeichen, Freundschaftskarten, usw. gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…wie Menschen mit Herz handeln, was sie sagen und warum es gut tut, dass es sie gibt. entscheiden und mit-tun …einander Worte und Zeichen der Freundschaft schenken, Freund oder Freundin füreinander sein.

3 | Lernanlässe

• Freundschaft zu anderen Kindern

• Bilderbücher über Freundschaft

• Zerbrochene Freundschaft

• Sehnsucht nach Freunden und Freundinnen

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Bildcollage knüpft an die Lebenswelt der Schüler*innen an und regt dazu an, über das nachzusinnen, was Menschen mit Herz auszeichnet, in welchen Situationen, an welchen Orten man sie antrifft und vor allem, was die Bilder über Freundschaft erzählen. Es handelt sich um Blitzlichter, die zum Schauen, Erzählen und Fragen einladen. Das Foto Kinder am Rücken getragen von der Familie zeigt eine frohe Szene, in der Kinder umgeben sind von sie liebenden Menschen, die Spaß haben und lachend am Rücken getragen. werden. Viele Kinder

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kennen diese Erfahrung. Familie wird oft als Ort erlebt, wo Menschen einander das Herz öffnen und einender von Herzen gernhaben. Für Kinder, die das in ihrem Alltag nicht oder kaum erfahren ist es wohl ein Sehnsuchtsbild: Menschen zu haben, die es gut mit einem meinen, denen man vertrauen kann, die ein geöffnetes Herz nicht missbrauchen.

Die Zeichnung Welt & Menschen, von einem Kind gezeichnet, zeigt ein Sehnsuchts- und Vertrauensbild, dass die Welt erfüllt sein möge mit Menschen, die ein Herz füreinander und für die ganze Schöpfung haben. Menschen mit Herz begegnen sich, in alle Kontinente sind Herzen eingezeichnet, Menschen, Bäume, Häuser, … ein farbenfrohes Hoffnungsbild, das Vertrauen ausdrückt, dass es mit Mensch und Schöpfung gut sein wird, wenn Menschen mit Herz darin wohnen.

Das Foto Miteinander-Kuscheln zeigt eine nahezu himmlische Situation für die meisten Kinder. Kuscheln mit einem geliebten Menschen und einer vertrauensvoll schlafenden warmen und weichen Katze. Eine Friedensvision, in der Menschen und Tiere in Geborgenheit beieinander sind.

Das Foto Nase an Nase zeigt ein Mädchen in einem Rollstuhl, das mit einer Vertrauensperson Nase an Nase in Berührung ist. Vertrauen und Spaß, aber auch Begegnung auf Augenhöhe wird sichtbar.

Das Foto Herz aus Händen beim Konzert nimmt in eine Stimmung hinein, die eine große Verbundenheit ausdrückt. Gemeinsam zur Musik, zu Rhythmen, die alle verbinden, wird getanzt, werden Zeichen der Zuwendung und Begeisterung gemacht. Musik kann Menschen verbinden und kann das Gemeinsames vor das Trennende stellen.

Das Foto Herz aus den Händen der Freundinnen zeigt die Verbundenheit dir beiden Mädchen. Herzen sind Zeichen der Freundschaft und der Liebe, die keiner weiteren Erklärung bedürfen.

Der Text „Was Kinder brauchen” geht darauf ein, was Kinder brauchen, damit sie gut und glücklich leben können. Die Freundschaft von Menschen mit Herz hat viele Gesichter und macht glücklich. Die Schatzkästchen laden dazu ein, ins Gespräch über Menschen mit Herz zu kommen und darüber nachzudenken, wem man an den verschiedenen Orten begegnet. Die Kinder können entweder „Menschen mit Herz”, die ihnen an diesen Orten begegnen, hineinzeichnen oder deren Namen hineinschreiben.

Der QR-Code führt zu einer Freundschaftsgeschichte

Die Lupe möchte einladen, auf Entdeckungsreise zu gehen und genau hinzuschauen. Was brauchen Kinder, damit sie gut leben können und es ihnen gut geht? Die Ideen können gemeinsam gesammelt und beispielsweise aufgeschrieben werden.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Freundschaftskarten für Menschen mit Herz: Die Schüler*innen können entweder selbst Freundschaftskarten basteln, z.B. könnte man ihnen dazu vorgeschnittenes Papier Größe A6 anbieten, welches sie dann mit dem Namen ihrer Freund*innen und Herzen ganz wie sie es wollen gestalten können. Außerdem können auch die Vorlagen (siehe unten) verwendet und verschieden gestaltet werden, u.a. mit Buntstiften, Filzstiften, Wasserfarben... außerdem können diese Karten auch auf buntes Papier geklebt werden und so einen Rahmen erhalten.

Herzen gestalten: Die Schüler*innen können Herzen gestalten (siehe unten) und den Namen von jemandem (oder mehreren) hineinschreiben. Zum Beispiel wenn man die Papierrolle von Küchentüchern in der Herzform einknickt, erhält man eine praktische Vorlage, die man auf ein Blatt halten kann, um dann mit einem Pinsel die Herzform nachzuzeichnen.

Weiterdichten: Den Text „Was Kinder brauchen” hören oder lesen und selbst Beispiele finden, was Kinder brauchen. Der Satzanfang „Kinder brauchen...” kann einfach vervollständig werden, beispielsweise „Kinder brauchen Eltern.”

Darstellen: Den Text „Was Kinder brauchen”, lesen und besprechen. Anschließend ein Beispiel aus dem Gedicht wählen oder ein eigenes Beispiel finden und mit jemandem aus der Klasse pantomimisch darstellen. Es kann erraten werden, was gezeigt wird.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Gemeinsam eine Collage/Klassenwand/Plakat gestalten, indem Sätze über „Freundinnen und Freunde” oder „Menschen mit Herz” wie eine Mindmap geschrieben werden. In die Mitte kommt einer dieser beiden Satzanfänge und rundherum werden die gefundenen Vervollständigungen angeordnet. Beispielsätze:

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Menschen mit Herz… helfen anderen/teilen/geben ein gutes Gefühl/…. Freundinnen und Freunde spielen miteinander/haben Geheimnisse miteinander/treffen sich/ Das Kinderbuch „Freunde” vorlesen/besprechen und mit Zuckerkreiden ein Bild von einem Freund und sich selbst auf schwarzem Papier zeichnen, sodass es ähnlich aussieht, wie die Bilder im Buch.

 Boehme, J., Dahle, S. (2020). Wassili Waschbär. Zum Glück hat man Freunde. Arena.

 Van Hout, M. (2021). Freunde. Aracari.

 Hand in Hand - Jedes Kind braucht T. von M. Ehrhardt, M. von R. Horn

 Ich brauch dich, du brauchst mich Generalsynode der Evangelischen Kirche Österreich (Hg.): Evangelisches Liederheft, Evangelischer Presseverband Österreich, Wien. / siehe unten

7 | Kinderbücher 8 | Lieder 9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Lebenskraft: Freundschaft

Seiten 74 und 75 im Schulbuch | Kapitel 5

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Wie wichtig und wertvoll Freundschaften sind und manchmal ein Leben lang tragen können, und wie groß oft die Sehnsucht danach ist, soll hier thematisiert werden. Es soll ein Platz für Kommunikation und Austausch von Erfahrungen mit Freundschaft eröffnet werden. Die Freundschaftsbeziehungen sind in dieser Altersstufe meist noch sehr instabil und können häufig wechseln, was zu großen Verletzungen führen kann, und laufen meist über das gemeinsame Tun - besonders über das Spielen. Diese manchmal auch schmerzlichen Erfahrungen brauchen einen Raum des Besprechens und Kommunizierens, um es hilfreich einordnen zu können und sich wieder auf neue Beziehungen einzulassen. Zugleich aber geschieht durch diese Freundschaften eine stärkere Ablöse von den ersten Bezugspersonen und wird Selbständigkeit eingeübt. Die vielen Fragen, die sich aus diesen oft so unterschiedlichen Erlebnissen und Erfahrungen ergeben, brauchen einen Gesprächsraum und Gesprächspartner*innen, die deutend weiterhelfen können. Zugleich lädt natürlich diese Doppelseite auch dazu ein, durch Miteinander-tun, Spielen, Kontakt und Begegnungsspiele das Freundschaftsnetz in der Klasse zu stärken und zu Begegnungen zu ermutigen.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben …wie Freundschaft gezeigt und erlebt wird. verstehen und deuten

…dass Freunde und Freundinnen wie Schätze sind. gestalten und handeln

…Freundschaftsbänder, Freundschaftszeichen, Freundschaftsspiele, usw. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…Fragen zur Freundschaft, zu Streit in Freundschaften, usw. entscheiden und mit-tun

…einander „Schön, dass es dich gibt”-Botschaften schenken.

3 | Lernanlässe

• Streit mit Freundinnen oder Freunden

• Freude über Freundschaft

• Fragen und Philosophieren über Freundschaft

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Im Text vom Raben Felix erzählt Felix von einer Situation, die für jedes Kind nachvollziehbar ist. Der Gedanke, dass man sich ganz allein fühlt, dass man das Gefühl hat, dass man niemanden hat, der oder die einen mag, ist zutiefst traurig. Kinder brauchen Bezugspersonen, brauchen Freunde und Freundinnen. Wenn sich nun jemand , wodurch auch immer es ausgelöst ist, so ganz allein fühlt, wenn das Leid groß ist, dann braucht es mehr als Worte, um zu trösten. Dann ist das Da-Sein gefragt. Keine leeren Trostworte, sondern sich Zeit nehmen, zuhören, miteinander etwas tun, miteinander spielen. Freundinnen und Freunde zu haben, ist gerade auch in der Schule ein ganz wesentlicher Beitrag zum Glücklichsein.

Das Foto „Gemeinsam in den Himmel schauen” zeigt zwei Kinder, die in der Wiese liegen und in den Himmel schauen. Das Kind im Hintergrund zeigt mit der linken Hand nach oben, so als möchte es dem anderen Kind etwas zeigen, dabei lachen beide. Das Strahlen der Kinder und das gemeinsame in eine Richtung schauen, sind symbolhaft für Freundschaften.

Die Schatzkästchen regen an, über Freundschaft nachzudenken und miteinander zu den gestellten Fragen ins Gespräch zu kommen und über mögliche Antworten zu philosophieren.

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Die Bibelstelle aus Jesus Sirach, 6,14: Das Buch Jesus Sirach ist eine Sammlung von Sprüchen und Lebensweisheiten. Wahrscheinlich wendet es sich an die Jugend und möchte sie auf das Leben vorbereiten. Der Spruch, der hier auf Seite 75 steht, ist wohl eine Erfahrung, die Menschen aller Zeiten machen und gemacht haben: dass es ein Schatz ist, wenn man gute Freundinnen und Freunde gefunden hat. Auf einen Schatz gibt man acht, man geht sorgsam mit ihm um. Weiter heißt es: Eine Freundin, ein Freund ist ein starker Schutz. Gemeinsam geht es besser, gemeinsam schafft man mehr und traut man sich mehr - das ist wohl auch eine Erfahrung, die für Kinder aller Zeiten erfahrbar ist.

Der QR-Code führt zu einem Lied zum Thema „Freundschaft“.

Der Satz „Schön, dass es dich gibt“, ist eine Botschaft, die in einfacher Sprache das grundsätzliche Geliebtsein, Gewünschtsein und Geschätztsein ausdrückt. Wenn Eltern das ihren Kindern oder Freundinnen und Freunde einander sagen, ist die Welt in Ordnung. Es gibt eigentlich keine schönere Botschaft. In diesen Worten kann für religiöse Menschen auch die Zusage Gottes durchklingen, die er jedem einzelnen Menschen von Anfang liebend zuspricht.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bibelstelle Sir 6,14 besprechen: Zur Besprechung können die Bilder zur Bibelstelle groß ausgedruckt in die Mitte gelebt werden, also ein Zelt und ein Schatz und evtl. Bilder zur Freundschaft. Anschließend können Assoziationen der Schüler*innen in den Raum gestellt werden. Ausgehend davon kann die Biblstelle anschließend vorgelesen und auch in die Mitte gelegt werden und besprochen werden. Hilfreiche Fragen können sein: Was ist Treue? Was zeichnet einen treue Freund*innen aus? Inwiefern sind treue Freund*innen wie ein festes Zelt? Was bedeutet es einen Schatz zu finden? Wie geht man mit einem Schatz um? uvm. Philosophieren über Freundschaft: Nachdenken über die Fragen in den Schatzkästchen. Zum Philosophieren eignet sich im Besonderen ein Sesselkreis und eine gestaltete Mitte, z.B. können Fragen und Satzanfänge (siehe Schulbuch) in die Mitte gelegt werden.

„Schön, dass es dich gibt“-Botschaften verschenken

Freundschaftsarmbänder gestalten: Perlen auffädeln, mit Gummibändern aus Fäden flechten, drehen,… Gemeinschaftsspiele spielen: Die folgenden und weitere Spiele miteinander spielen.

Mein rechter Platz ist frei, ich wünsche mir Name einsetzen herbei

Reise nach Jerusalem: Die eine Hälfte der Stühle wird nebeneinander in einer Reihe aufgestellt. Die zweite Hälfte wird so dagegen gestellt, dass die Stuhlrücken aneinanderstoßen. Die Anzahl der Stühle entspricht einem weniger als Kinder mitmachen. Die Kinder stellen sich nun um die Stühle herum auf. Es wird Musik gespielt. Solange die Musik spielt, laufen die Kinder im Gänsemarsch hintereinander um die Stühle im Kreis herum. Stoppt die Musik, müssen sich die Kinder blitzschnell auf einen Stuhl setzen. Ein Kind erwischt keinen Stuhl. Dieses Kind scheidet aus oder ist am Reiseziel angelangt. Alle Kinder stehen wieder auf. Ein Stuhl am Reihenende wird weggestellt und die Reise beginnt erneut beim Einsetzen der Musik. Das wird so lange fortgeführt, bis nur noch ein Kind übrig geblieben ist. Das ist das Siegerkind. Alle die: Die Kinder sitzen im Sesselkreis. Ein Kind steht in der Mitte und sagt beispielsweise: „ alle, die gerne Eis essen.” Alle Kinder, auf die diese Aussage zutrifft, stehen auf und suchen sich einen neuen Sessel. Auch das Kind in der Mitte hat jetzt die Möglichkeit sich einen Sitzplatz zu schnappen. Das Kind, das keinen Sessel erreicht, ist in der Mitte und darf den Satz vervollständigen: „.. alle die, …”

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Fragen über Freundschaft stellen: Die Schüler*innen können weitere Fragen über Freundschaft stellen, welche entweder beantwortet werden oder über welche gemeinsam nachgedacht werden kann. Freundschaftsgeschichten erzählen: Die Schüler*innen können über Erlebnisse mit Freund*innen erzählen, u.a. Erlebnisse, in denen Freundschaft ihnen Kraft/Schutz gegeben hat - als Hinführung dient die Rabengeschichte.

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| Kinderbücher

 Günther, A. (2020) So wunderbar sind Freunde. Kawohl.

 Smallman, S. (2022). Weil wir Freunde sind. Ravensburger.

 Island-Olschewski, B. (2023). Zusammen sind wir richtig stark! Carlsen.

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 Mit einem Freund/einer Freundin an der Seite Liederbuch Religion Nr. 66

 Kindermutmachlied: Wenn einer sagt: „Ich mag dich...” T. / M. von Andreas Ebert / siehe unten

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

142 8 | Lieder
Foto von Kerstin Seneca Jensen

Freundschaft leben – Einander Gutes sagen: Lebensworte

Seiten 76 und 77 im Schulbuch | Kapitel 5

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Menschliches Leben ist auf Interaktion und Kommunikation angewiesen. Schon im Mutterleib erkennt das heranwachsende Kind seine ersten Bezugspersonen. Durch Sprache werden wir Menschen ins Leben gerufen. Das Angesprochen-werden von Anfang an ist zentral für die kindliche Entwicklung. Sprache und Angesprochen-werden, sich aussprechen sind ein wesentliches Merkmal des Menschen und wichtiges Lebensmittel. Ohne Sprache verarmen und vereinsamen Menschen, wie es oft bei alten Menschen beobachtet werden kann.

Es geht um den kostbaren Schatz der guten Worte, um den kostbaren Schatz der Bücher, speziell auch der „heiligen Schriften“. Für gläubige Christen und Christinnen besteht die Bibel als Heilige Schrift nicht nur aus schönen Erzählungen und aufbauenden Worten, sondern in ihnen wird Gottes Wort selbst vernehmbar. Es sind Worte des Lebens und des Heils: Gottes Wort in Menschenwort. Dies braucht und kann sich Kindern in dieser Altersstufe, die ja vielfach sehr säkular aufwachsen, nicht so schnell erschließen, aber deutet die Richtung an, sich auch der geheimnisvollen transzendenten Dimension zu öffnen und den Mehrwert zu erahnen.

Bilder, Texte und Lied dieser Doppelseite wollen einen Zugang zur Bibel ermöglichen und zur Begegnung mit dem kostbaren Schatz der Bibel einladen. Aber es muss dabei immer um das Leben (auch der Kinder) gehen, denn nichts Menschliches ist der Bibel fremd; alle freudvollen Höhepunkte, aber auch alle Tiefpunkte des Lebens kommen darin zur Sprache. Gott kommt mitten in der Begegnung mit Menschen, mitten im Leben zur Sprache. So sind die biblischen Erzählungen Einladungen, darin auch mit dem „erzählten Gott“ in Kontakt zu kommen, der das Leben und Glück der Menschen will. Konkret wird dies sichtbar für Christinnen und Christen in Jesus. Die Form der Erzählungen ermöglicht auch Kindern, die mit dem christlichen Glauben und religiöser Bildung vielleicht bisher zum Teil wenig in Kontakt waren, einen Zugang von ihrem Leben her. Erzählungen sind allgemein verständlich und von den meisten Kindern sehr geliebt. So wird es bei diesem Buchkapitel immer wieder sinnvoll sein, zu erzählen, vorzulesen, Bücher mitzubringen und die Atmosphäre der Erzählung im Kreis zu erleben und zu genießen.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben welche Worte gut tun, heilsam sind, Hoffnung schenken. verstehen und deuten dass die Bibel ein besonderes Buch mit Hoffnungsgeschichten und Lebensworten ist. gestalten und handeln

Eine „Gute-Worte”-Klassenwand gestalten, eine Bibelausstellung in der Klasse machen. (be-)sprechen und (be-)urteilen

Welche Lebensworte besonders bedeutsam sind. entscheiden und mit-tun

…Einander Worte der Freundschaft sagen.

3 | Lernanlässe

• Fragen nach der Bibel, z.B. Warum ist die Bibel ein besonderes Buch? Was steht in der Bibel drinnen? Wie lange gibt es die Bibel? Wie viele Seiten hat die Bibel? Kann man die ganze Bibel durchlesen? Wieviel kostet eine Bibel?

• Kinderbibeln, die u.a. mitgebracht werden, ggf. auch in anderen Sprachen, durch die Bibel können Erzählungen wiedererkannt werden

• Lieblingsbücher, Lieblingsgeschichten mitbringen

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• Gute Botschaften und schöne Geschichten (aus der Bibel)

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Foto „Flüstern“ zeigt zwei Kinder, die lebensfroh Worte austauschen. Etwas wird ins Ohr gesagt. Es lässt die Augen leuchten, es ist ganz speziell für dieses eine Kind gemeint. Eine geheime Botschaft? Eine Neuigkeit? Eine … ?

Im Schatzkästchen ist Platz für Worte der Freundschaft. Schon gehörte Worte, neu erfundene, gerne gehörte oder gesagte Freundschaftsworte, … Sie können geschrieben, weitergesagt, verziert, … werden. Die bunten Sätze/Lebensworte sind Botschaften aus der Bibel, die Menschen zu allen Zeiten, auch heute, Mut machen, Freude machen, trösten, ….

Das erste Bild auf der rechten Seite zeigt den Einband einer „Einheitsübersetzung” der Bibel, so wie sie in manchen Familien im Bücherregal steht. Grün, die Farbe des Lebens, ein kleiner Rest Dunkel, das auch zum Leben gehört, ein helles Kreuz, dass von der Auferstehung und von der Lebenskraft der biblischen Texte erzählt und das alles auf dem hellgelben Hintergrund, der an die Sonne, an das Licht, an die heile Welt Gottes erinnert. Das goldene Feld rechts in der Mitte des strahlenden Kreuzes verweist des weiteren auf Gott, das heilige, die Liebe Gottes und verdeutlicht auch wie kostbar die Heilige Bibel ist.

Auf dem Bild ist der Anfangsbuchstabe B (eines Davidpsalms) mit dem Motiv des Königs David, der auf der Harfe spielt, malerisch gestaltet dargestellt. König David, auf Goldhintergrund und mit Gold eingerahmt. Gold steht in religiöser Kunst für Gott, für das Heilige, für die Liebe Gottes. In alten Zeiten wurden Bibeln mit der Hand geschrieben und durch Buchmalerei kostbar gestaltet. Mönche haben zum Teil ein Leben lang an einer Bibel geschrieben und sie als echte Schatzbücher gestaltet.

Die Aufzählungen zur Bibel beschreiben, was die Bibel ist und was in ihr zu lesen ist. Sie ist ein Freundschaftsbuch zwischen Gott und den Menschen. Menschen erzählen vom Leben mit all seinen Facetten und deuten es aus der Sicht ihres Glaubens. Erzählungen des alten und des Neuens Testamentes basieren auf dem Vertrauen, dass – egal, was geschieht – Gott als Freund der Menschen begleitet, ruft, fordert heraus, segnet, … Mit all den Fragen, die die Menschen haben, können sie aus dem Grundvertrauen in Gott hoffnung schöpfen.

Das Lied vom „Wort des Lebens” bringt singend zum Ausdruck, dass gute Geschichten und speziell die Erzählungen der Bibel gut tun, dass es Lebensgeschichten sind, die die gute Botschaft von Gott und den Menschen thematisieren. Erzählungen und Worte der Bibel erzählen von Themen des Lebens aus der Perspektive des Glaubens; um es in der Sprache der Ikonen und Buchmalereien zu sagen: Lebensgeschichten auf dem Goldhintergrund, des menschenfreundlichen Gottes.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Präsentation der Bibel: Besondere Präsentation der Bibel (z.B. in einer Schatzkiste).

Bibel(n) anschauen: Das Bild von der Bibel und „echte” Bibeln gemeinsam anschauen. Erste Informationen über die Bibel (Infoblatt im Anhang) erhalten. Ein besonderes Highlight bilden auch Bibeln in anderen Sprachen, die ggf. Von Kindern mitgebracht werden können. Wenn es sich um eine illustrierte Kinderbibel handelt, kann man sich z.B. gemeinsam auf die Suche machen, ob Erzählungen wiedererkannt werden können usw.

Besprechen der Informationen:

Die Bibel ist ein Freundschaftsbuch

Die Bibel ist ein Buch voll mit heilsamen Worten und Erzählungen

Die Bibel beinhaltet Hoffnungsgeschichten von Jesus

Die Bibel ist Gottes Wort in Menschenwort

Heilsame Worte aus der Bibel: Jedes Kind wählt sich ein Post-it mit den Worten aus der Bibel (Schatzbuch

Seite 76) aus und erzählt etwas dazu.

Worte der Freundschaft: Gemeinsam Worte finden, die zu Freundschaft passen.

Beispiele: Liebe, teilen, spielen, helfen, Kumpel, uvm.

Stille Freundschaftspost: Es werden Worte der Freundschaft, freundliche Botschaften, usw. in das Ohr des Nachbarn gesagt - am besten im Sesselkreis. Neugierig warten alle, ob dieselbe Botschaft auch noch beim letzten Kind ankommt. Die Botschaften können anschließend auf der Tafel usw. festgehalten werden.

Besondere Buchstaben: Den ersten Buchstaben des eigenen Namens in besonderer Weise gestalten (Größe, Farben, Symbole). Evtl. Vorlagen und Ideen anbieten - siehe Arbeitsblatt im Anhang.

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6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Ein Klassenfreundschaftsbuch aus den Arbeitsblättern gestalten: Jedes Kind füllt eine Seite des Freundschaftsbuches (siehe unten) aus. Aus den ausgefüllten Seiten ergibt sich zusammen ein Klassenfreundschaftsbuch. Es kann auch gemeinsam ein Einband gestaltet werden. Das Klassenfreundschaftsbuch kann von den Schüler*innen abwechselnd mit nach Hause genommen und z.B. mit der Familie durchgeschaut werden.

7 | Kinderbücher

 de Lestrade, A., Docampo, V. (2012). Die große Wörterfabrik. mixtvision.

 Pauli, L., Schärer, K. (2006). Mutig, mutig. Atlantis.

 Pauli, L, Schärer, K. (2014). Nur wir alle. Atlantis.

 Zagarenski, P. (2022). Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben. Knesebeck.

8 | Lieder

 Ich werde still T. / M. von S. Reitlinger: www.musikager.at

 Gottes Wort gibt mir Kraft T. / M. von S. Reitlinger: www.musikager.at

 Das wichtigste Buch auf der Erde T. / M. von M. Birkenfeld

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Damals und heute: Jesus ruft Freundinnen und Freunde

Seiten 78 und 79 im Schulbuch | Kapitel 5

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Angesprochen-werden von Gott her oder vom Leben, Berufung und Gerufen-sein sind wesentliche Leitmotive im Christentum, und zugleich wird es auch immer von Menschen im Alltäglichen so erfahren, wenn sie spüren, dass sie „für ihren Beruf wie berufen sind”. Menschen werden also von Gott gerufen bzw. verstehen ihre Lebensentscheidungen unter diesem Blickwinkel. Zu Beginn des Markusevangeliums steht diese Berufung der Jünger nach dem Wort Jesu vom Reich Gottes: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Die Berufungen der Jünger stehen im Zusammenhang mit dem Reich Gottes, mit dem Wirken Gottes. Menschen bekommen dadurch eine besondere Aufgabe: dem Reich Gottes – damit den Menschen - zu dienen. Für Kinder wird zunächst wohl naheliegender und reizvoller sein, in die Nähe von Jesus zu kommen und weniger die besondere Aufgabe, die damit verbunden ist. Aber es ermöglicht auch den Blick in Richtung, das Leben grundsätzlich als Aufgabe zu sehen und zu verstehen bzw. die unterschiedlichen Aufgaben von Menschen in unserer Gesellschaft im Dienst an den anderen wahrzunehmen und zu besprechen. Hat nicht jeder/eine jede eine wichtige Aufgabe und Bedeutung im Leben, sogar die Kinder?

Der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, Viktor Frankl, der als österreichischer Jude selbst vier KZ-Aufenthalte überleben und den Tod seiner ganzen Familie erleben musste, dreht die Denkrichtung ähnlich um, wenn er postuliert: „Das Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt. Er hat nicht zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte, der dem Leben zu antworten – das Leben zu verantworten hat.“ (Frankl, V. E. 1997, S.96).

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

…wer mich ruft, von wem ich mich gerne rufen lasse, mit wem ich gerne mitgehe und warum … verstehen und deuten

…das Jesus Menschen seine Freundschaft schenkt und sie ruft, dass Menschen von Jesus fasziniert sind und mit ihm gehen.

gestalten und handeln

…Rufspiele spielen, die Berufung von Simon und Andreas nachspielen. (be-)sprechen und (be-)urteilen …warum Menschen alles verlassen und mit Jesus gerne mitgehen. teilhaben und entscheiden

3 | Lernanlässe

• Beim Namen gerufen werden und wissen: Ich bin gemeint.

• Ich lerne von anderen Menschen, mit denen ich mitgehe.

• Verschiedene Arten des Rufens.

• Erwachsenen-Satz: Geh nicht mit Fremden mit! Hör auf das, was deine Lehrerin sagt!

• Besondere Berufe, Berufungen.

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text vom Raben Felix erzählt von einer alltäglichen Erfahrung. Besonders Kinder werden oft gerufen. Wenn man mit Erwachsenen mitkommen darf, ist das oft aufregend, man darf mitgehen und erlebt Dinge, die man alleine nicht erleben würde. Gerade Kinder können nicht einfach losgehen und Neues erleben. Sie sind darauf angewiesen, dass jemand sie ruft und mitnimmt. Mitgehen heißt im Normalfall auch, im Schutz der Erwachsenen, der Lehrerin, … sein. Da kann sich eine neue Erfahrung, eine neue kleine Welt eröffnen.

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Die Bibelstelle Mk 1,16-18 zur Jüngerberufung lässt erkennen, dass „Berufen” mit „Rufen” zu tun hat. In der Nachfolge Jesu geht immer ein Ruf von Jesus voraus. Wenn man auf die Markusstelle hinschaut, dann fällt auf, dass Jesus zuerst einmal den Menschen wahrnimmt. Mitten im Alltag, mitten in der Berufsausübung „sieht” Jesus den Menschen. Er ruft nicht einfach in die Menge, sondern er meint jemanden ganz konkret. Er nimmt Beziehung auf, es geht um Personen mit einem konkreten Namen. Sie sind gemeint und niemand anderer. „Kommt her, mir nach!” Und sie lassen alles liegen und folgen ihm nach, so heißt es. Sie vertrauen Jesus, sie gehen mit, gehen ihm nach, sie lernen von ihm, schauen und hören, wie er das Reich Gottes verkündet, um es selbst auch zu tun. Jesus sagt, sie sollen Menschenfischer werden. Als Fischer verstehen sie dieses Bild und zögern nicht, sich auf diesen Beziehungsweg, auf diesen Lernweg, auf diesen Vertrauensweg mit Jesus zu machen. Das Bild zur Bibelstelle ist aus einer von Stephan Zavrel illustrierten Kinderbibel (Regine Schindler / Stepan Zavrel: Mit Gott unterwegs, Bohem Press). Es zeigt eine Szene aus den Berufungsgeschichten. In der Mitte des Bildes sieht man einen Mann in einem hellen Kleid und in Sandalen. Er neigt sich einem Menschen zu, der vor ihm am Boden kniet und berührt ihn. Man kann erkennen, dass diese Begegnung auf einem Steg an einem Gewässer stattfindet. Zwei weitere Männer sind auf einem Boot und beobachten die Szene. Sie arbeiten in ihrem Boot, haben aber ihren Blick nicht auf ihre Arbeit, sondern auf die beiden Männer am Steg gerichtet. Einige Möwen fliegen durch die Lüfte. Die Kinder werden diese Figur in der Mitte schnell mit Jesus assoziieren. Er ist es, der hier eine Person berührt. Er tut es am Bild äußerlich. Aus dem Kontext der Bibelerzählung erkennt man aber, dass in dieser Begegnung mit Jesus auch eine innerliche Berührung stattfindet. Eine Ergriffenheit, ein Ruf, der das ganze Leben verändert. Die Bilder „Lehrerin der Herzen“ und „Lehrerin im Einsatz“ erzählen davon, dass Jesus auch in unserer heutigen Zeit Menschen ruft, ihm zu folgen. Nachfolge hat viele Gesichter. Hier ist eine Religionslehrerin, die als Gerufene von der Hoffnungsbotschaft Jesu weiter erzählt. Sie wendet sich dem je einzelnen Kind zu und „übersetzt” für Kinder unserer Zeit die Botschaft Jesu ins heute. Das Foto mit dem Herzen wurde von Kindern für ihre Religionslehrerin gebastelt und als Überraschnung an die Tafel geheftet. Ein Mensch mit Herz zu sein, nicht nur mit Worten, sondern in der konkreten Begegnung, ist eine schöne Umschreibung für die Nachfolge Jesu.

Die Aussage Jesu „Folgt mir nach“ kann auch heute noch als Aufforderung an uns Menschen verstanden werden.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Rufspiele spielen: Verschiedene Rufspiele spielen u.a. die folgenden Mein rechter Platz ist frei, ich wünsche mir (Name) herbei.

Obstsalat: Die Kinder sitzen im Sesselkreis. Die Lehrperson teilt jedem Kind eine Frucht zu. (z.B. Apfel, Birne, Himbeere, Weintraube, Banane, …). Es gibt einen Sessel weniger als Mitspieler*innen. Ein Kind stellt sich in die Mitte und nennt eine Obstsorte. Daraufhin müssen sich alle Kinder mit dem aufgerufenen Begriff und das Kind in der Mitte einen neuen Platz suchen. Die anderen Kinder bleiben sitzen. Der- oder Diejenige, der keinen Platz findet, geht in die MItte und darf wieder eine Obstsorte rufen. Wird „Obstsalat” gerufen, müssen alle Mitspieler*innen die Plätze tauschen. Variation: Die Kinder werden eingeteilt nach Buchstaben, Tieren, Apostelnamen,…

Heftarbeit „Jesus findet Freunde”: Anhand von 13 Papierstücken gestalten die Schüler*innen Jesus und seine 12 Jünger auf einer Doppelseite im Heft . Die Papierstücke dienen als Körper der Figuren, der Kopf sowie die Hände und Füße werden von den Schüler*innen selbst gestaltet bzw. dazu gezeichnet

Fische für Heft/Klassenwand gestalten (siehe unten)

Nachdenken und besprechen: Wie können wir noch heute mit Jesus mitgehen/ihm nachfolgen?

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Gottes Boot der Liebe gestalten: Dass Jesus zu seinen Jüngern sagte „Kommt, lasst uns Menschen fischen”, kann man so verstehen, dass er Menschen möchte in „Gottes Boot” holen möchte. In dieses Boot holt er auch Zachäus, indem er bei ihm zu Gast ist. Dieser kehrt nach seiner Begegnung mit Jesus um und öffnet sein Herz, sodass auch andere Menschen wieder Zugang zu ihm finden können. Mit den Schüler*innen könnte ein Boot Gottes gestaltet werden. Dort können sie selbst z.B. ihre Namen hineinschreiben, aber auch Personen, denen Jesus hilft bzw. die er zur Umkehr bewegt und die sie kennenlernen.

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7 | Kinderbücher

 Deutsche Bibelgesellschaft (2019). Die Bibel. Einsteigerbibel. SCM.

8 | Lieder

 Jesus mein Freund, du sprichst zu mir T. / M. von Birgit Minichmayr

 Hand in Hand T. / M. von Stephanie Reitlinger: www.musikager.at

 Gott ist mit uns unterwegs T. / M. von K. Mikula: www.mikula-kurt.net

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Fotos von Kerstin Rinnhofer
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Jesus sagt: Du bist gesegnet

Seiten 80 und 81 im Schulbuch | Kapitel 5

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Segnung der Kinder spricht zuinnerst Menschen groß und klein auch heute an, weil darin die Sehnsucht jedes Menschen bzw. des Kindes in uns wieder geweckt wird: angenommen, geliebt, gesegnet zu sein. Jesu nimmt die Kinder in seine Arme und segnet sie; jene, die in der Zeit von Jesus und durch die Jahrhunderte hindurch keine Bedeutung hatten, werden jetzt bei ihm in den Mittelpunkt gerückt. Soziokulturelle Untersuchungen ergaben: Kinder hatten zur Zeit Jesu nichts zu lachen; Kinder galten als noch unvernünftig, unnütz, unproduktiv, wertlos. Oft wurden Kinder vernachlässigt und ihrem Schicksal überlassen. Sie lebten wie heute Straßenkinder. Entwurzelte, elternlose Kinder trieben sich in regelrechten Kinderbanden um. Kinder hatten keine Rechte, konnten ausgenutzt, ausgebeutet und misshandelt werden. Vermutlich handelt es sich bei der Kindersegnung gerade auch um solche Kinder am Rande… ihnen gehört das Reich Gottes! (V 14c), sagt Jesus. Das ist etwas Revolutionäres und kann nicht hoch genug beurteilt werden.

In dieser Begegnung mit Jesus werden die Kinder eingeladen, sich selbst „in die heilsame“ – für manche vermutlich auch befremdende – Nähe Jesu zu begeben und darin etwas von diesem Getragen-sein und Gesegnet-sein von Gott zu erspüren und erfahren zu können. Vielleicht weckt es auch nur die Sehnsucht danach: ganz erwünscht und gehalten zu sein. Dies kann gerade im Erzählen auch erlebt werden. Erzählungen eröffnen einen inneren Raum der Begegnung (D. Winnicott: „potential space”), laden zur Identifikation ein und nehmen die Zuhörer/innen mit in diesen Begegnungsraum. In der Unterschiedlichkeit der religiösen „Vorbildung“ und Sozialisation der Kinder muss und darf hier vieles offen bleiben, selbst die Distanz oder mögliche Ablehnung darf sein und ist zu beachten.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben wie Jesus mit den Kindern seiner Zeit umgeht. verstehen und deuten …was Segnen bedeutet. gestalten und handeln

…Plakate: „Mein guter Platz bei Jesus” gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen …was es bewirkt, wenn ich weiß, dass mich jemand gern hat. entscheiden und mit-tun …Segen empfangen und Segen weitergeben.

3 | Lernanlässe

• Kinder beobachten, dass jemand ein Kreuzerl auf die Stirn bekommt

• Fragen nach Jesus

• Fragen nach dem, was hilft, wenn man Angst hat

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Zeichnungen „Kinder auf dem Weg“ und „Miteinander“ sind vom steirischen Künstler Stefan Karch. Sie zeigen Kinder, die zum Teil unterwegs sind, zum Teil zusammenstehen und miteinander kommunizieren. Die Kinder spiegeln die Diversität unserer Schulen und Klassenzimmer wider. Es ist manchmal ein Miteinander, manchmal ein Nebeneinander. Unterschiedliche Herkunft, unterschiedliche Religion, unterschiedliches Geschlecht - in der Verschiedenheit und Buntheit spielt aich Schulleben ab. Das Bild strahlt etwas positiv Heiteres aus, das wesentlich zum Kindsein gehört. Gerade weil das Leben von Kindern

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nicht immer nur einfach und heiter ist, braucht es Zugehörigkeit und Zusammensein wesentlich für die kindliche Entwicklung.

Der Bibeltext Mk 10,13a & 16 ist ein Ausschnitt aus der Erzählung von der Kindersegnung Markus 10, 1016. Kindsein hat sich zur Zeit Jesu ganz anders dargestellt als heute. Es war kein verwöhntes Leben, sondern es war normal, dass Kinder arbeiten mussten. Holz sammeln, Öl herstellen aus Oliven, die zuerst mühsam gesammelt werden mussten, mithelfen in den Handwerksbetrieben der Väter und vieles mehr. Auch Jesus musste mit großer Wahrscheinlichkeit im Betrieb von Josef, dem Zimmermann, mithelfen. Es gab keine Kinderrechte und Kinder standen gesellschaftlich ziemlich am unteren Ende in einem Dorf. Auf diesem Hintergrund ist die Erzählung von der Kindersegnung ziemlich verblüffend. Jesus zeigt auch hier, dass er auf der Seite der Rechtlosen und derer, die am Rand der Gesellschaft stehen, ist. Wenn es im Vers 13 heißt, dass die Jünger die Kinder schroff abwiesen, so ist das auf dem damaligen Hintergrund nichts Außergewöhnliches. Doch Jesus lässt es nicht zu, im Gegenteil: er sagt den Kindern das Reich Gottes zu. Wie an vielen anderen Stellen des Neuen Testaments werden bei Jesus die Werte umgekehrt. Den scheinbar Wertlosen wird das Reich Gottes zugesagt, die Kleinen werden gesegnet und sind groß in den Augen Gottes.

Das Gedicht/Lied „Weil du mich magst, kann ich fliegen” kann sowohl aufgesagt als auch gesungen werden. Der Text von Konstantin Wecker, den man auch als Lied singen kann, beschreibt, dass Freundschaft ungeahnte Dinge möglich macht: die Angst vergeht, gemeinsam ist man mutiger, das Herz klopft freudig - das Leben ist schön.

Das Bild „Jesus und Abt Meneas“ nimmt das Titelbild von Seite 71 auf. So, wie Jesus freundschaftlich dem Abt Mennas die Hand um die Schulter legt, so legt er sie jedem Menschen um die Schulter. Dieses Bild erinnert im Kontext dieser Doppelseite, das Jesus auch in unserer Zeit Kinder, Jugendliche und Erwachsene segnet und begleitet. Nähe und Umarmung von Jesus wird konkret spürbar wenn Kinder, wie im Bild von Karch angedeutet, einander den Arm um die Schulter legen, wenn jemand der / dem anderen die Hände reicht,

Das transparente Bild vom Regenbogen über den Bildern von Stefan Karch stammt vom Künstler Alois Neuhold und taucht immer wieder im Buch auf. In verschiedenen Kontexten bettet er das Gezeigte und Geschriebene ein in die Zusage der Freundschaft Gottes. In der Noacherzählung ist der Regenbogen das Zeichen des Freundschaftsbundes zwischen Gott und den Menschen. Wenn Jesus die Kinder in die Mitte stellt und segnet, wenn Kinder einander in Freundschaft begegnen, da verwirklicht sich die Freundschaft Gottes mitten unter den Menchen.

Der Satz „Bei Jesus hast du einen guten Platz“ ermutigt zum Vertrauen, dass jedes Kind, egal in welcher Zeit und unter welchen Umständen es lebt, bei Jesus einen guten Platz hat. Das Angebot ist da. Ob es jemand nützt bleibt der Freiheit der bzw. des Einzelnen überlassen.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bibelgeschichte vorlesen: Die Bibelgeschichte zur Kindersegnung (evtl. mit Hilfe des Kamischibai Erzähltheaters/Bilderbuches) vorlesen und mit den Schüler*innen besprechen.

Einander segnen und gesegnet werden: Die Kinder zeichnen einander ein Kreuzerl auf die Stirn und wünschen sich dabei etwas Gutes für den anderen.

Heftarbeit „Ich bin gesegnet”: Die Schüler*innen zeichnen sich selbst zur Überschrift „Jesus sagt: Du bist gesegnet! Ich bin ein wunderbares Kind Gottes“ mit dem Auftrag, sich selbst über eine Doppelseite (längs) zu zeichnen. Sie können u.a. auch Jesus zu sich selbst dazuzeichnen (siehe unten).

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Segensfeier gestalten: Beispielsweise im Turnsaal eine eigene Segnung für die Kinder der ersten Klassen gestalten. Dazu können auch Menschen, u.a. aus der Pfarre (Pfarrer, Pastoralreferent*innen, Wortgottesfeierleiter*innen, Eltern, usw.) eingeladen werden.

Jesus segnet uns Kinder: Jedes Kind bekommt einen kleinen Streifen Papier (ca. 4x8cm) und die Aufgabe, sich selbst auf diesen Streifen zu zeichnen. Anschließend werden die Zeichnungen eingesammelt, auf ein A4 Blatt geklebt und in Klassenstärke kopiert. So hat jede*r Schüler*innen die Zeichnungen der anderen Kinder. Nun kleben sie in die Mitte des Heftes ein Jesusbild, schneiden die gezeichneten Kinder aus und kleben sie um Jesus herum.

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Heftarbeit „Jesus umarmt auch mich“: Den Kindern wird die Vorlage „Jesus ist ein Freund der Kinder“ (siehe unten) gegen. In diese können sie sich mittig selbst zeichnen. Anschließend gestalten sie den Menschen als Jesus. Die Arme werden dann nach innen geklappt, sodass es aussieht, also würde Jesus sie umarmen.

7 | Kinderbücher

 Brandt, S., Nommensen, K. (2023). Jesus segnet die Kinder. Mini Bilderbuch. Don Bosco.

 Hübner, F., Humbach, M. (2013). Weißt du schon, wie lieb Gott dich hat? Gütersloher Verlagshaus.

 Gliori, D., Treiber J. (2012). So wie du bist. Annette Betz.

8 | Lieder

 Jesus ist bei dir T. / M. von D. Kallauch: www.danielkallauch.de

 Gottes Liebe ist so wunderbar Liederbuch Religion Nr. 17

 Wo ich gehe, bist du da Liederbuch Religion Nr. 56

Weil du mich magst, kann ich fliegen Text von Jutta Richter

Weil du mich magst, kann ich fliegen

Ohne Angst übers Haus.

Weil du mich magst, lach ich abends

Die Gespenster aus.

Ich kriege Herzklopfen, Wenn du nach mir fragst, Weil du mich magst.

Weil du mich magst, bin ich stärker

Als der Löwe im Zoo.

Weil du mich magst, bin ich mutig

Und ich freue mich so.

Ich kriege Herzklopfen, Wenn du nach mir fragst, Weil du mich magst.

Weil du mich magst, seh ich Sterne

In der dunkelsten Nacht.

Weil du mich magst, leb ich gerne, Und ich geb auf mich Acht.

Ich kriege Herzklopfen, Wenn du nach mir fragst, Weil du mich magst.

Weil du mich magst, will ich singen: Mal ganz leise, mal laut. Weil du mich magst, bin ich glücklich, Habe Gänsehaut.

Ich kriege Herzklopfen, Wenn du nach mir fragst, Weil du mich magst.

Weil du mich magst, kann ich fliegen

Ohne Angst übers Haus.

Weil du mich magst, lach ich abends

Die Gespenster aus.

Ich kriege Herzklopfen, Du nach mir fragst, Weil du mich magst.

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156 9 |
Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Hoffnung für alle Menschen: Jesus zeigt, wie Gott ist

Seiten 82 und 83 im Schulbuch | Kapitel 5

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Den Kern dieser Doppelseite bildet die Erzählung von „Jesus im Haus des Zöllners Zachäus“ im Lukasevangelium (Lk 19, 1 – 10). Die Erzählung ist nur im Bild von Stepan Zavrel angedeutet. Zöllner galten zur Zeit Jesu als Steuereintreiber für die römische Besatzungsmacht als Kollaborateure und Sünder (kultisch unrein). Gläubige Juden vermieden jeden Kontakt mit ihnen. Die Römer verpachteten ihre Zollstationen an einheimische Zöllner. Diese versuchten möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Dies gelang durch willkürliche und betrügerische Handhabung der Tarife. Gerade zu einem solchen Zöllner kehrt Jesus ein. Er ruft ihn vom Baum herunter, um sein Gast sein zu können. Damit werden von Jesus die öffentlichen Schranken durchbrochen und Zachäus gemeinschaftliche Zugehörigkeit ermöglicht. Jesu rechtfertigt dies mit seinem Auftrag: „Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (V 10). So zeigt sich im Handeln Jesu die Suchbewegung Gottes: das Verlorene zu suchen und zu retten. Niemand soll vom Tisch Gottes ausgeschlossen bleiben, jeder und jede hat bei Gott einen guten Platz. Diese Zugehörigkeit kann, wie die Erzählung von Zachäus zeigt, Umkehr und völlige Veränderung des Lebens ermöglichen: „Heute ist auch diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.“ (V 9). Jesus eröffnet dem kleinen Mann eine neue Möglichkeit wirklich groß zu sein. Zugehörigkeit ist für alle Menschen von zentraler Bedeutung und gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Auch Kinder sind von diesen Grunderfahrungen betroffen: Wo und wieweit fühle ich mich zugehörig? Wo werde ich/werden andere ausgeschlossen? Die Sehnsucht nach Sein-dürfen und Angenommen-sein, die auch in der biblischen Erzählung von Zachäus anklingt, zeigt sich bei allen Menschen und besonders auch bei Kindern. Sie sind in ihrer Entwicklung noch mehr angewiesen auf Erfahrungen der Zuwendung, Liebe und des Angenommen-seins.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben wie Jesus Zachäus begegnet. verstehen und deuten

…dass Gott für alle Menschen da ist und Jesus ihnen als Freund begegnet gestalten und handeln

Eine Bilderbibel gestalten; eine Jesuserzählung nachspielen. (be-)sprechen und (be-)urteilen wie man selbst mit Außenseitern umgeht und wie Jesus mit ihnen umgeht. entscheiden und mit-tun

…sich etwas Gutes vom Verhalten Jesu „abschauen” wollen.

3 | Lernanlässe

Dazugehören – ausgeschlossen sein – angenommen werden

Beachtet werden – nicht beachtet werden – Außenseiter sein

Bibelgeschichten hören und erzählen

Das große Herz Gottes: bei ihm haben alle einen guten Platz

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text vom Raben Felix fasst zunächst das besondere Anliegen Jesu zusammen und beschreibt danach hinführend die Person des Zöllners Zachäus.

Das Lied „Einfach nur so“ verweist auf das bedingungslose angenommen und geliebt Sein. Die frühe und sichere Bindung sind laut Psychoanalyse, aber auch nach den Erkenntnissen der Neurobiologie zentrale

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Voraussetzungen für die gesunde Entwicklung von Kindern und ihre spätere Resilienz in schwierigen Lebenssituationen. Die Bibel sieht diese Bindung gerade auch in den religiösen Zusprüchen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes. Davon zeugt auch der Text dieses Liedes: „Einfach nur so bist du von Gott geliebt.“ Gott nimmt den Menschen an und liebt ihn, so wie er/sie eben ist. Das Bild „Zachäus im Baum“ von Stephan Zavrel, hauptsächlich in roten und blauen Farbtönen gehalten, scheint zweiteilig aufgebaut: in ein oben und ein unten. Der/die Betrachter/in schaut wie aus der Vogelperspektive von oben ins Bild hinein bzw. so, als ob man mit Zachäus auf gleicher Höhe wäre. Damit wird der/die Betrachter/in eingeladen, das Geschehen aus der Perspektive des Zachäus zu betrachten. Was wird sichtbar? Einerseits die große Menschengruppe fast in einem Halbkreis, die zu dem Mann am Baum hinauf schaut und Zachäus mit ängstlichem Blick, der sich hinter den Blättern des Baumes zu verstecken scheint. Sein Blick geht mehr in Ferne als zu Menschen unter ihm, er wirkt irgendwie eigenartig abwesend. Die Gestalt in Weiß, Jesus, scheint hinauf zu winken, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen und den Blick des Zachäus auf sich zu ziehen.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bibelgeschichte erzählen oder aus der Kinderbibel vorlesen

Bild betrachten: Was ist auf dem Bild zu sehen? Wo befindet sich Jesus? Wo ist Zachäus? Was verraten die Blicke der Personen (Jesus, Zachäus, die anderen,...)

Heftarbeit „Das Herz von Zachäus öffnet sich”: Die Schüler*innen erhalten ein oder zwei Herzen aus rotem Papier (Kopiervorlage siehen unten). Sie können ein Bild zur Begebenheit (Zachäus im Baum, zusammen bei Tisch, usw.) gestalten, in dem Jesu und Zachäus vorkommen und das Herz integriert sein soll.

Gemeinschaftsbild „Das große Herz Gottes, bei ihm haben alle Platz”: Die Kinder gestalten Herzen, in die sie hinein schreiben, wer in ihrem Herz einen besonderen Platz hat. Die kleinen Herzen der Kinder werden dann in das große Herz Gottes (schon vorher vorbereitet) eingefügt.

Erzählung von Jesus und Zachäus nachspielen bzw. als Standbild stellen:

Bild 1: Jesus kommt, die Menschen sammeln sich um ihn; Zachäus kommt nicht durch

Bild 2: Zachäus am Baum – Jesus spricht ihn an

Bild 3: Jesus und Zachäus bei Tisch; die Menschen drehen ihnen den Rücken zu und lehnen sie ab

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Gottes Boot der Liebe basteln: Als Jesus zu seinen Jüngern sagte „Kommt, lasst uns Menschen fischen”, da meinte er, er möchte Menschen in „Gottes Boot” holen. In dieses Boot holt er auch Zachäus, indem er bei ihm zu Gast ist. Dieser kehrt nach seiner Begegnung mit Jesus um und öffnet sein Herz, sodass auch andere Menschen wieder Zugang zu ihm finden können. Mit den Schüler*innen kann ein Boot Gottes gestaltet werden. Dort können sie selbst z.B. ihre Namen hineinschreiben, aber auch Personen, denen Jesus hilft oder die er zur Umkehr bewegt und die sie kennenlernen.

Nachspielen: Heilende Begegnungen mit Jesus: Den Schüler*innen werden verschiedene Rollen aus den Erzählungen zugeteilt. Entweder sie spielen die Begegnungen mit Jesus einfach nach oder sie spielen während des Lesens der Texte mit, wobei auch die Texte, die die Figuren sprechen, von den Schüler*innen in dieser Rolle nachgespielt werden können.

Spielen: Gastmahl bei Zachäus: Um das Gastmahl bei Zachäus zu spielen, wird ein Tisch mit ein paar Stühlen rund herum in die Mitte gestellt. Schüler*innen die Zachäus verkörpern, richten schnell alles schön her, als Jesus zu Gast kommt, dann setzen sich die beiden. Dabei begleitet sie die Frage, was Jesus und Zachäus miteinander gesprochen haben könnten.

Spielen: Gastmahl mit den Armen (vgl. Lk 14,1ff.) : Mehrere Tische werden zusammengeschoben, ein Tischtuch wird aufgelegt, evtl. eine oder mehrere Kerzen hingestellt, ggf. könnte es auch etwas zu essen geben. Jetzt sollen die Schüler*innen sich nach und nach vorstellen: Wen verkörpern sie? Was möchten sie Jesus/anderen Gästen sagen? Die folgenden Sätze stellen Beispiele dar: Ich bin Zachäus, mich mag keiner…Ich bin ein Kranker, niemand will in meiner Nähe sein…(auch heutige „Arme” einbringen)

7 | Kinderbücher

 Willmore, A. (2023). Das Reichhörnchen. Hamburg: Dragonfly.

 Deutsche Bibelgesellschaft. (2019). Die Bibel. Einsteigerbibel. Stuttgart: SCM Verlag.

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 Zachäus Liederbuch Religion Nr. 166

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

160 8 | Lieder
Foto von Kerstin Seneca Jensen

Das kann ich … das weiß ich …

Seiten 84 und 85 im Schulbuch | Kapitel 5

Diese Doppelseite am Ende des Kapitels dient der Selbstevaluierung der Kinder. Womit habe ich mich im Religionsunterricht beschäftigt? Was kann ich, was weiß ich, was habe ich im Religionsunterricht gelernt, welche Fragen habe ich, …

Die Schatzkästchen beinhalten Anregungen zu den am Kapitelanfang beschriebenen „Schätzen”, die in diesem Kapitel zu finden waren. Da die Kinder der ersten Schulstufe sehr heterogen sind, was ihre Interessen und Fähigkeiten anbelangt (Lesen, Feinmotorik, Verständnis, bevorzugte kreative Ausdrucksweisen, …) sind hier Arbeitsimpulse mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten. Es geht darum, dass sich die Kinder bewusst werden, welche Schätze sie durch den Religionsunterricht entdecken, was sie im Sinne der Kompetenzorientierung neu wissen und neu können, worüber sie nachdenken und welche Fragen neu generiert werden.

Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung

Seite 86 im Schulbuch | Kapitel 5

Die Schlussseite ist eine Seite der Vertiefung und des Verweilens. Ein Lied zum Mitmachen und Mitzeigen steht als spirituelles Angebot im Mittelpunkt. So kann über das ganze Schulbuch ein kindgemäßer Schatz an Gebeten, Liedern oder Geschichten bzw. Sätze zum Nachdenken aufgebaut werden. Diesmal wird das Lied „I love Jesus” angeboten, das uns wieder auf Glaube und Liebe als Herzensangelegenheit verweist und damit auf unser innerstes Zentrum.

Der Bibeltext Lk 4,40 ist ein sogenanntes Summarium, eine Zusammenfassung des Heilshandelns Jesu am anbrechenden Abend, im Licht der untergehenden Sonne, der den See Genezareth wie vom göttlichen Licht golden erscheinen lässt. Es wird durch Jesus eine Hoffnung geweckt, die alle erfasst und ergreift, sodass sie alle ihre Kranken bringen und Jesus beugt sich zu ihnen hinunter und legt ihnen die Hände auf. In dieser Handlung wird das liebevolle Wirken Gottes sichtbar: ein Gott, der sich hinunterbeugt zur leidenden und geschundenen Menschheit und sie erlöst und befreit.

Literatur zum 5. Kapitel

Biser, E. (1997): Einweisung ins Christentum. Düsseldorf: Patmos Verlag.

Biser, E. (2000): Die Entdeckung des Christentums. Der alte Glaube und das neue Jahrtausend. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder.

Bowlby, J. (2018, 4. Aufl.)): Bindung als sichere Basis. Grundlagen und Anwendung der Bindungstheorie. München: Ernst Reinhardt Verlag.

Buber, M. (1973): Das dialogische Prinzip. Heidelberg: Verlag Lambert Schneider.

Frankl, V.E. (1997): Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse. Frankfurt a. M.: Fischer Verlag.

Papst Franziskus (2013): Evangelii gaudium - Freude am Evangelium. Apostolisches Lehrschreiben.

Weinrich, H. (1973): Narrative Theologie. In Concilium 9, 329ff. Einsiedeln: Benziger Verlag; Mainz: Mattias Grünewald Verlag.

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KAPITEL 6: Voll Vertrauen leben und wachsen – Taufe – Neues Leben feiern

Impuls

Es ist gut denkbar, dass die Herrlichkeit des Lebens um jeden und immer in ihrer Fülle bereit liegt, aber verhängt in der Tiefe, unsichtbar, sehr weit. Aber sie liegt dort nicht feindselig, nicht widerwillig, nicht taub.

Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie.

Aus: Franz Kafka, Tagebücher, Kapitel 13, 18.10.1921

Allgemeine Hinführung

Dieses Kapitel des Buches wird um Ostern und die Passion und Auferstehung Jesu angesiedelt und steht ganz im Zeichen des Frühlings, des Wachsens und Werdens, des lebendigen Aufbrechens und Aufblühens in der Natur. Zugleich aber kann dieses Wachsen und Werden auch Sinnbild für das Leben an sich sein: nicht die Kälte der Beziehungslosigkeit, der Einsamkeit oder Gewalt, nicht der Tod, haben das letzte Wort und sind Ziel menschlichen Lebens, sondern Leben, Aufbruch, Neubeginn, denn Gott ist im christlichen Verständnis ein Gott des Lebens und der Freude; Erlösung und Befreiung ist somit die Grundmelodie christlichen Lebensverständnisses.

Diese Grundmelodie muss auch durch die ganze Passions- und Ostererzählung durchklingen. Diese Tiefendimension will die Titelseite des Kapitels zum Ausdruck bringen: Freude am Leben über das Dunkel hinaus, Freude am Glauben.

All das Hintergründige darf im Vordergründigen des Frühlings und des österlichen Aufblühens gesehen, wahrgenommen und dankbar so gedeutet werden – auch als Ruf Gottes hinein ins Leben. Das Kapitel lädt ein, zu fragen und zu hinterfragen, wovon wir Menschen letztlich leben, was im Letzten auch vertrauensvoll als Ursprung und Quelle des Lebens gesehen werden kann und dankbar angenommen werden darf, aber auch als Fragen nach dem dunklen Seiten des Lebens, die an der Passion Jesu sichtbar werden. Aber: es ist ein Hineintauchen mit Christus in den Tod und ein Auferstehen mit ihm, so der Apostel Paulus. In der Taufe wird diese lebendige Lebensquelle Gottes angerufen und gefeiert; lebendiges Wasser ergießt sich über den Täufling: Wasser, das leben lässt. Ursprünglich war der Taufritus ein Untertauchen mit dem Kopf und Wiederauftauchen, Erinnerung an den Tod und die Auferstehung von Jesus: wir werden mit Christus leben als neue Menschen, als neue Schöpfung, dem Tod entrissen, wie es Paulus nennt. Lebendige Quelle und Mitte bildet demnach Christus, der die Menschen zusammen ruft und miteinander verbindet als Kirche aus lebendigen Steinen, die heute tun, was er getan hat. Ein großer Anspruch, eine große Herausforderung, aber auch ein großes Zutrauen von Gott her, dass Menschen fähig sind, das Gute zu tun, als „Auferstehungsmenschen“ zu leben und sei es noch so bruchstückhaft. Und die Kinder mit ihrem Leben, ihren Hoffnungen, Freuden, Sorgen und Ängsten? Das religionspädagogisch Entscheidende und die große Herausforderung bleiben wohl immer, wie es gelingt Verbindungen und Brücken zum Leben der Kinder herzustellen, um sie dabei zu unterstützen für ihr Leben Wahrnehmungs-, Verstehens- und Deute-Hilfen zu finden als Orientierung und Lebensermutigung. Vielleicht können sie so im Blick auf das Hintergründige erahnen, dass ihr Leben, dass sie als Person ganz und gar erwünscht und geliebt, aber auch bergend aufgehoben sind in jener Quelle und Kraft, die wir mit dem Wort Gott bezeichnen und die in Jesus konkrete Menschengestalt angenommen hat. So kann - wie vieles in diesem Buch – dieses Kapitel als Wahrnehmungsschulung und Gesprächsanlass zur Tiefensicht des Lebens dienen, die es ermöglicht, zu verstehen, was es bedeutet „Es muss im Leben mehr als alles geben“. Es geht dabei um eine Elementarisierung im umfassenden Sinn, die zunehmend mehr an Bedeutung gewinnt in einer zum großen Teil säkular geprägten Gesellschaft, in der Kindern nicht selbstverständlich ein Weg in die Tiefenschichten des Lebens eröffnet wird. Mit Friedrich Schweitzer bezeichnet Elementarisierung „ein religionsdidaktisches Modell für die Vorbereitung und Gestaltung von (Religions-) Unterricht, das eine Konzentration auf elementare – also von den Inhalten ebenso wie von den Kindern und Jugendlichen her grundlegend bedeutsame und für sie zugängliche – Lernvollzüge unterstützen soll.“ (Schweitzer, 2012, S.234). Zu Kommunikation und Gespräch über diese elementaren Fragen und Lernmöglichkeiten wollen diese Buchseiten anregen und einladen.

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Im Lehrplan wird die Thematik von Passion und Ostern in der zweiten und dritten Schulstufe vorgeschrieben, die Praxis möglicher Lernanlässe zeigt aber, dass wir auch schon in der ersten Schulstufe beginnend bei Kreuzesdarstellungen, Osterbräuchen, etc. im Religionsunterricht Jahr für Jahr nicht umhinkommen, uns damit elementarisierend auseinanderzusetzen bzw. ein Gesprächsforum für die Kinder zu bieten. Im Sinne des Kompetenzaufbaus werden diese Themen in den nachfolgenden Schulstufen vertieft. Zudem bilden Tod und Auferstehung Jesu die theologische Basis für Taufe und sind deshalb gut in diesem Kapitel angesiedelt.

Lehrplanbezüge des 6. Kapitels

Kompetenzbereich | B4 Gelehrte und gelebte Bezugsreligion Leitkompetenz | Kirchliche Grundvollzüge kennen und religiös-spirituelle Ausdrucksformen gestalten können.

Kompetenzbeschreibung | Die Schüler*innen kennen die Symbole und Zeichenhandlungen der Taufe und können das Fest beschreiben.

Unterrichtshinweise | Sakrament: Taufe; Jesusnachfolge.

Kompetenzniveau 1 | Die Schüler*innen können wichtige Elemente der Taufe benennen.

Zuordnung - Zentrale fachliche Konzepte

Lebensrealitäten und Transzendenz: Christlicher Glaube versteht den Menschen in seiner Biografie und in seinen Lebensbezügen als transzendentes Wesen und erschließt Wege der Sinnfindung durch Transzendenzbezug.

Jesus der Christus: Das Christentum orientiert sich am Reden und Handeln Jesu, das die vergebende und heilende Zuwendung Gottes zu den Menschen zeigt. In seiner den Tod überwindenden Auferstehung kann in der Brüchigkeit des Lebens Versöhnung und Erlösung erfahrbar werden.

Gottesliebe und Menschenliebe: Das jüdisch-christliche Gottes- und Menschenbild steht für eine lebensbejahende Grundhaltung zu sich selbst, den Mitmenschen und der Welt. Das Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Mensch und der Menschen untereinander ist getragen von der bedingungslosen Liebe Gottes. Unabhängig von Fähigkeiten und erbrachten Leistungen ist der Mensch in seiner Würde unantastbar.

Titelseite: Voll Vertrauen leben und wachsen – Taufe – Neues Leben feiern

Seite 87 im Schulbuch | Kapitel 6

Das Titelbild zeigt Glasfenster in der Taufkapelle der Pfarrkirche in Bärnbach (Steiermark) wurde vom österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser (1928–2000) entworfen, der die ganze Kirche künstlerisch umgestaltet hat (1988). Das Glasfenster wurde für die Taufkapelle der Kirche gestaltet und erstrahlt im Sonnenlicht über dem Taufbrunnen. Das Tauffenster erstrahlt in der Form eines Kreises, der bei genauerer Betrachtung einen Weg in Form einer Spirale darzustellen scheint, der auf die Mitte, symbolisiert in einem Kreuz, zuläuft oder umgekehrt von der Mitte weg sich nach außen zieht. In einem zweiten Blick wird deutlich, dass es sich eigentlich um zwei spiralförmige Wege handelt: einer in Rot gehalten und einer in Blau, der aber durchbrochen ist von einem Feld in Grün- und Brauntönen, das dann wieder in Blautöne mündet. Das Blau mag an das Wasser erinnern, aus dem alles Leben kommt, das Rot an das Feuer und Licht, aber auch an das Blut und das Lebendige… Grün und Braun erinnern wohl an Erde, Wachsen und Werden, Blühen und Gedeihen. Durch das Kreuz in der Mitte wird das Fenster christlich von der Taufe her gedeutet: „Wiedergeboren aus Wasser und Geist“ wie es im Johannesevangelium heißt, um neu zu leben auf Christus hin und von ihm heraus in die Welt hinein.

Schätze entdecken…zeigt im Sinne eines kompetenzorientierten Lernens auf, wohin die inhaltliche Reise bzw. Schatzsuche in diesem Kapitel geht, in welchen Themenbereichen Kompetenzen erworben werden können. Dabei sollen die Dimension der Mitwelt und die Dimension des Inneren berührt werden.

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Möglichkeiten für die Arbeit mit der Titelseite

Spirale legen: In einem Sesselkreis erhalten alle Schüler*innen mehrere Glassteine. In der Mitte wird z.B. mit einem Tuch oder ausgedruckt die Spiralform aufgelegt. Nun können die Schüler*innen nach und nach ihre Steine zum Bild legen. Es entsteht ein einzigartiges Gebilde, das an das auf der Titelseite abgebildete Kirchenfenster in Bärnbach erinnert und an dem alle mitarbeiten konnten. Das entstehende Bild mag an das Gedicht von Rilke erinnern: Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen.

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Foto von Kerstin Seneca Jensen

Lebenskraft: Liebe

Seiten 88 und 89 im Schulbuch | Kapitel 6

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Zunächst geht es in diesem Kapitel wie immer bei der ersten Doppelseite um das Wahrnehmen, Beschreiben und Erzählen, was die Kinder mit der „Lebenskraft Liebe” verbinden, wovon die Bilder und Texte erzählen und sie so für das Thema und die Inhalte sensibilisiert werden. Diese Schulung der Wahrnehmung gewinnt in diesen zum Teil medial überfluteten Kinderwelten heutiger Tage besondere Bedeutung und lenkt den Blick auf die mögliche Tiefendimensionen des Lebens, die aber zunächst die Kunst der Wahrnehmung im Alltäglichen voraussetzt.

Nachdem Ostern - Tod und Auferstehung - das Zentrale des christlichen Glaubens und der christlichen Botschaft sind und jede*r Christ*in durch die Taufe in dieses Geschehen mit hineingenommen wird, zeigt sich gerade in diesem Geschehen und dem Weg Jesu das Besondere der Liebe und Hingabe, die das letzte Wort hat, nicht Gewalt und Tod. Dadurch geschieht Erlösung, denn Gott ist die Liebe (1 Joh). Das muss das tragende Grundmotiv und die Grundmelodie zu diesem Buchkapitel sein.

So ist der didaktisch logische Ansatz, um dies anfanghaft zu begreifen, bei den Erfahrungen von Liebe im Leben der Kinder und in deren Umgebung, die eben jede*r braucht, um Mensch werden zu können, von Anfang des Lebens an. „Erlösung will erfahrbar sein” (Höfer 2002) kann als wesentlicher Grundsatz zum Verständnis von Ostern, aber auch der Taufe gelten. Damit geht es immer auch um diesen Erfahrungsansatz in dieser unserer Welt und besonders in der Welt der Kinder.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

…wo und wie Zeichen der Liebe in unserer Lebenswelt zu entdecken sind. verstehen und deuten

…dass Liebe eine Lebenskraft ist, die alle zum Leben brauchen. gestalten und handeln

…Liebeszeichen gestalten und ev. verschenken.

(be-)sprechen und (be-)urteilen

…wie Liebe sich in Zeiten der Not zeigt und was sie bewirken kann. entscheiden und mit-tun …Zeichen der Liebe setzen.

3 | Lernanlässe

• Liebe (mit Höhen und Tiefen) erleben

• Menschen im Umfeld, die „nicht” geliebt werden

• Liebe in der Familie/zu Freunden/Mitmenschen

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Fotocollage Die Fotocollage bietet verschiedene Bilder, die unterschiedliche Aspekte von der Lebenskraft Liebe aufzeigen. Sie verstehen sich als Beispiele und Impulse zum Weiterentdecken von Beispielen im Lebenskontext der Kinder.

Das Bild von den Eltern mit Kindern erzählt von der Liebe in der Familie. Sie äußert sich in den Alltäglichkeiten des Alltags. Vertrauen, Geborgenheit, Spaß, jemanden, der/die mit dem Kind das Leben entdeckt.

Das Herz an der Autoscheibe, dahinter ein lächelndes Gesicht – vielleicht ein Gruß zum Abschied, nachdem das Kind vom Auto ausgestiegen zum Schuleingang geht, vielleicht … Kinder können assoziieren und ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken dazu äußern.

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Das Foto Spaziergang mit Unterstützung erzählt von der helfenden und unterstützenden Kraft der Liebe. Eine Frau, vielleicht eine Pflegerin, vielleicht die Tochter, … stützt einen alten Mann, trägt die Einkaufstasche, unterhält sich mit ihm, Worüber unterhalten sie sich wohl? Was geht wohl in dem alten Mann und was in der Frau vor?

Das Foto Mutter mit Kind macht auf den tröstenden Aspekt der liebe aufmerksam. Eine Frau hat ein Kind am Schoß und hält es liebevoll. Das Kind darf sich ausruhen, es kann sich sicher und geborgen fühlen. Ist das Kind krank, ist es traurig, ist es müde, …? Liebe ist auch dann da, wenn es schwieriger wird im Leben und im Alltag. Liebe hält, tröstet und lässt nicht allein.

Das Foto trauriges Kind am Schulhof zeigt ein Mädchen im Vordergrund, das allein und mit traurigem Gesichtsausdruck an einer Mauer lehnt. Im Hintergrund stehen mehrere Kinder zusammen und unterhalten sich. Niemand scheint das einsame Kind zu bemerken. Was ist vorgefallen? Was würde das Kind brauchen und sich wünschen? Wie könnte die Lebenskraft Liebe sich hier auswirken?

Das Bild der zwei Hände, die sich halten kann viele Assoziationen hervorrufen. Liebe, verliebt sein, Händchen halten, gemeinsam durch dick und dünn gehen, … was sagen die Hände bzw. die Menschen wohl zueinander, was hoffen und wünschen sie, worauf vertrauen sie?

Die Schatzkästchen ermöglichen den Kindern verschiedene Aspekte der Lebenskraft Liebe zu bedenken. Dabei werden unterschiedliche Zugänge angeboten: Sich an liebe Menschen aus dem eigenen Lebensumfeld zu erinnern kann zur Ressource werden, sich an die Liebe von Jesus zu erinnern und an Beispielen fest zu machen kann das Vertrauen stärken, dass seine Liebe auch heute ganz persönlich da ist. Sich an Zeichen der Liebe zu erinnern bzw. Zeichen selbst zu gestalten fördert die Symbolkompetenz und damit die religiöse Sprachkompetenz. Und schließlich öffnet der Hinweis, Liebe zu entdecken in Zeiten der Not auch den Blick für die helfende, caritative Liebe, die sich im kleinen, auch im großen sozialen Bereich ereignet.

Der Nachdenkspruch „Eine Blume braucht…“ ist eine Anregung zum Philosophieren mit den Kindern. Der Vergleich von Blume und Sonne und dem Menschen, der die Liebe braucht, um Mensch zu werden - was bedeutet das? Was geschieht, wenn ein Mensch keine Liebe bekommt? Kann man ohne Liebe leben? Was bewirkt die Sonne bei der Blume, was bewirkt die Liebe bei den Menschen? …

Der QR-Code führt zu einer Erzählung über Verbundenheit und Liebe.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bilder besprechen: Beim Besprechen der Bilder können die folgenden Fragen hilfreich sein: Wie und wodurch wird die Lebenskraft Liebe auf den Bildern/in unserem Leben sichtbar? Was könnten die Geschichten zu den Bildern sein?

Bilder mitbringen/malen: Die Schüler*innen bringen selbst Fotos von ihnen, mit ihren Familienmitgliedern, Freunden, Haustieren usw. mit oder malen welche. Diese können aufgelegt oder evtl. auch auf der Wand als Collage aufgehängt werden. Die Kinder können Geschichten zu den Bildern und über die darauf erkennbaren Menschen (und Tieren) erzählen.

Nachdenken und Philosophieren: Darüber nachdenken, inwiefern Liebe eine Lebenskraft ist und philosophieren, ob man auch ohne Liebe leben kann bzw. welche/von wem/wie viel Liebe ein Menschen braucht. Hierzu lädt vor allem der Spruch auf Seite 89 ein.

Bilderbuch „Eine Dose Kussbonbons“ vorlesen/anhören & dazu basteln: Kussbonbons basteln und verschenken. Alles was man dazu braucht sind kleine Zettelchen und ein paar Lippenstifte. Die Schüler*innen dürfen sich Lippenstift auftragen und mit dem Mund auf ein kleines Stück Papier einen Kussmund drücken. Die Kussbonbons können dann verschenkt werden oder in der Klasse in einem Gefäß aufbewahrt und bei Bedarf benutzt werden (z.B. wenn ein Kind traurig ist, …).

Erzählung „Eine Dose Kussbonbons“ besprechen: Impulsfragen wäre z.B. Was hat Zeo Angst gemacht? Was hat Zeo von seinen Eltern bekommen und mit auf die Reise genommen? Was haben die Kussbonbons bewirkt?

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6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Heftarbeit „Liebe Menschen in meinem Herzen“: Die Schüler*innen schreiben die Namen der Menschen, die ihnen besonders wichtig sind, in ein ausgeschnittenes oder vorgezeichnetes Herz und kleben dieses in ihr Heft.

Symbole der Liebe finden: Sammeln, welche Symbole der Liebe es gibt? Die Schüler*innen können diese Symbole aufzeichnen und dann werden sie z.B. in der Kreismitte gesammelt. Man kann die Symbole aber auch mündlich sammeln.

Symbole der Liebe gestalten & verschenken: Die Schüler*innen können selbst kreativ werden und anhand von verschiedenen Materialien Symbole der Liebe (z.B. Herzen, Freundschaftsbänder, etc.) gestalten und diese anschließend verschenken.

7 | Kinderbücher

 Beck, A., Czwienczek, K., Franke, C., Henning, S. & Knauer, R. (2007). Zeichen der Liebe. Das Kinderbuch. St. Benno.

 Bohlmann, S. (2023). Die Liebe wohnt auf Wolke 7. Loewe.

 Weisbrod, L. (2022). Weißt du, wo die Liebe wohnt? dvt.

 Zylla, A. (2023). So hört sich Liebe an. Edel Kids Books.

8 |

Lieder

 Gottes Liebe ist so wunderbar Liederbuch Religion Nr. 17

 Nur die Liebe bleibt T. / M. von K. Mikula: http://www.mikula-kurt.net/

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Foto von Kerstin Seneca Jensen

Jesus geht mutig den Weg der Liebe

Seiten 90 und 91 im Schulbuch | Kapitel 6

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite geht von der Frage aus, wie die Menschen in ihrer Zeit Jesus erlebt haben. Nach den Berichten der Evangelien haben sie erfahren, dass Jesus alle Menschen bedingungslos angenommen hat. Diese Nähe hat das Leben der Menschen, wie am Beispiel des Zachäus ersichtlich, verändert und ihnen neue Chancen und Lebensmöglichkeiten eröffnet.

Allerdings hat dieser besondere inklusive Umgang Jesu damit bei bestimmten Gruppen auch aufs Schärfste Kritik und Widerstand ausgelöst. Dass Jesus sich auch Menschen zugewandt hat, die wegen ihres Lebenswandels als Sünder aus der Gesellschaft und dem religiösen Leben ausgeschlossen waren, zugewandt hat, war diese schlichtweg eine Gotteslästerung.. So heißt es Lukasevangelium: „Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: "Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.“(Lk 15,1-2).

Manches mag ein wenig anachronistisch erscheinen und doch funktionieren tatsächlich diese Mechanismen - wie beispielsweise der Sündenbockmechanismus - nach wie vor auch heute noch gleich: anders sein genügt manchmal. Es wird mit den Kindern die Frage und das Gespräch wichtig sein, wo und wie denn diese Mechanismen heute sind, wo und warum Menschen heute ausgeschlossen, an den Rand gedrängt, verfolgt, etc. werden. Es wird in der Auseinandersetzung mit Jesus auch nochmals deutlich, welch revolutionäre und provokative Kraft die Liebe ist, obwohl sie letztlich ohnmächtig gegenüber Macht und Gewalt scheint.

Jesus begründet sein Verhalten mit dem Handeln Gottes. Das wird in den Gleichnissen vom Verlorenen (verlorene Schaf, verlorene Drachme, verlorene Sohn) sichtbar, die Jesus erzählt und das göttliche Handeln mit dem Bild vom guten Hirten, der suchenden Frau und dem barmherzigen Vater beschreibt. Dies kann jedoch die Pharisäer und Schriftgelehrten nicht überzeugen. Dieser Konflikt, wie man Gott verstehen und nach seinen Geboten handeln muss, führte schließlich dazu, dass Jesus angeklagt und zum Tod am Kreuz verurteilt wurde. Jesus geht konsequent den Weg der Liebe und riskiert dabei sein Leben, riskiert den Tod, weil eben die Liebe nicht anders kann.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

…das Bild vom Einzug Jesu in Jerusalem anschauen und beschreiben. verstehen und deuten

…dass die Botschaft und das Handeln Jesu für die Menschen hoffnungsvoll ist, für manche Menschen aber ein Ärgernis. gestalten und handeln

…den Einzug in Jerusalem mit verschiedenen Rollen nachspielen. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…warum viele Menschen Jesus lieben und manche ihn nicht verstehen. entscheiden und mit-tun

…Palmbuschen binden und nach Hause - ev. zur Palmprozession - mitnehmen.

3 | Lernanlässe

• Worum geht es zu Ostern?

• Warum ist Jesus am Kreuz?

• Warum wird Jesus gekreuzigt, wo er doch so gut und beliebt war?

• Was bedeuten die Bräuche, die Ostersträuße, …

• Warum haben wir zu Ostern Ferien?

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4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text „Bei Jesus haben alle einen guten Platz“ von Hans Neuhold versucht das Geschehen um Jesus interpretierend zusammenzufassen und Gründe für sein kommendes Leiden und Sterben anzuführen, die in seinem besonderen Handeln an den Ausgestoßenen zu finden sind: wer sich mit denen draußen an den Tisch setzt, setzt sich selbst aus und wird zum Ausgestoßenen. Doch wie der Weg Jesu auch hoffnungsvoll zeigt: Gott lässt Jesus nicht im Stich.

Der Text des Raben Felix spricht einerseits die emotionale Seite an, die Trauer, den Schmerz obe des Leidens Jesu und lädt die Kinder zur Identifikation ein, andererseits verweist er dankbar aber auch auf das Handeln Gottes.

Das Bild „Jesus zieht in Jerusalem ein“ von Stephan Zavrel zeigt den Einzug Jesu in Jerusalem. Wir sehen die Stadt mit ihren vielfältigen Türmen. Auf zwei Ebenen sind Menschen zu sehen, alle mit nach oben gestreckten Händen. Sie halten grüne Palmzweige in der Hand und winken Jesus zu. Jesus reitet auf einem Esel. Er hat die rechte Hand segnend erhoben. Die Komposition des Bildes zeigt Jesus auf einem Brückenbogen zwischen zwei Mauern. Hinter ihm eröffnet sich die Weite der Landschaft und des Himmels. Sie strahlt im gelben Licht, das von der Sonne am oberen Bildrand ausgeht. Dadurch wird das Ereignis des Einzugs in besonderer Weise gedeutet: Das Kommen Jesu eröffnet einen Weg der Hoffnung und bringt Licht.

Der Liedruf „Seht, unser König kommt, er bringt seinem Volk den Frieden“ nimmt ein Motiv aus dem Psalm 29, 10-11 auf. Es wird hier in der Gotteslobversion (Nr. 263) von Josef Seuffert angeboten. Es bindet die Adventzeit und die Osterzeit zusammen. Jesus, der im Advent als Friedensbringer erwartet wird, reitet am Palmsonntag als Friedenskönig in Jerusalem ein.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bibelgeschichte erzählen/vorlesen: Mithilfe der Kinderbibel die Begebenheit, als Jesus in Jerusalem einzieht, erzählen oder vorlesen. Dabei können auch Bilder gezeigt werden. Anschließend wird die Bibelstelle besprochen und die Schüler*innen können die Begebenheit nacherzählen. Anhand von Fragen wie zum Beispiel: Warum reitet Jesus auf einem Esel (und nicht auf einem Pferd)? Aus welchem Grund legen die Menschen ihre Kleider auf den Boden?...können wesentliche Inhalte in den Vordergrund gerückt werden.

Bildbetrachtung: Welche Farben sieht man auf dem Bild? Welche Farben sind oben, welche unten? Welche vorne, welche hinten? Wer ist auf dem Bild erkennbar? Wo ist Jesus im Bild?

Liedruf singen: Beim Singen des Liedrufs können die Schüler*innen z.B. in einem Spalier aufgestellt stehen und mit grünen Tüchern die Palmzweige simulieren und z.B. an bestimmten Stellen diese bewegen oder mit diesen winken.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Heftarbeit „Einzug in Jerusalem“: Die Schüler*innen erhalten zwei Papierstreifen in verschiedenen Grüntönen und ein Bild von Jesus, der auf einem Esel reitet. Zur Verfügung steht ihnen außerdem buntes Papier. Aus den beiden grünen Papierstreifen schneiden Sie Palmzweige aus, aus dem bunten Papier wird der Teppich gelegt. Jesus reitet mit dem Esel durch. Zu den Palmzweigen sollen die Schüler*innen Personen, die diese halten, zeichnen, wenn sie auch sich selbst und z.B. ihre Familie.

Bodenbild gestalten: Den Einzug von Jesus in Jerusalem mit Materialien wie z.B. Tücher, Holzfiguren, Palmzweigen, etc. als Bodenbild auflegen und u.a. nachspielen.

Gestalten „Jesus auf dem Esel” (siehe unten): Jesus auf dem Esel aus Papier und zwei Wäscheklammern basteln. Dazu die Vorlage im Anhang ausmalen, ausschneiden und in der Mitte falten (so ist Jesus von beiden Seiten zu sehen). Anschließend zwei Wäscheklammern aus Holz mit grauer Acrylfarbe bemalen und nach dem Trocknen als Beine an den Esel zwicken. Optional kann man dem Esel einen Schweif aus Wolle ankleben, oder man zeichnet einen dazu.

Teilnahme an einer Palmweihe/Palmweihe in der Schule: Dieser Aktivität können auch Eltern oder Großeltern einbezogen werden. Für den Palmsonntag kann auch ein Passionsspiel eingeübt werde

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7 | Kinderbücher

 Langenbacher, A. (2019) Die Ostergeschichte. Pattloch Geschenkbuch.

 Frisch, H. J. (2004) Der Chamäleonvogel. Eine Ostergeschichte für Kinder und ihre Eltern. Gütersloher Verlagshaus.

8 | Lieder

 Hosianna, gelobt sei der da kommt Quelle einfügen und abdrucken (notfalls streichen)

 Jesus geht in die Stadt hinein T. / M. von S. Faist: Hartberger Liederbuch Nr. 405 / siehe unten

 Jesus lebt wirklich T. / M. von S. Faist: Hartberger Liederbuch Nr. 406 / siehe unten

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9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Die Liebe ist stärker als der Tod

Seiten 92 und 93 im Schulbuch | Kapitel 6

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Diese Doppelseite lädt die Schüler*innen ein, sich auf die Leidens- und Todesgeschichte Jesu einzulassen und seinen Weg gedanklich hin zur Auferstehung mitzugehen. Durch die Bilder und Erzählung, aber auch durch das Aneignen und Sich-Ausdrücken durch die eigene kreative Tätigkeit kann dieses so schwierige und zugleich zentrale Thema unseres Glaubens zugänglich und von innen her verstehbar werden, was es heißen kann: „Ich darf vertrauen, Gott lässt mich nicht hängen, wenn ich in Not und Verzweiflung bin. Alles wird letztlich gut, weil Gott gut ist.”

Das Kirchenjahr mit seinen Festen kann als ein Strukturprinzip des Religionsunterrichts des Schuljahres gelten und wird vielfach auch so durchgeführt, deshalb bieten wir in den Büchern in jedem Jahr einen jeweils anderen und erweiternden Akzent der großen Feste des Kirchenjahres an: Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Auch wenn man das Prinzip der Lernanlässe ernst nimmt, wird man davon ausgehen können und müssen, dass die Kinder den österlichen Themen und dem Osterfest in irgendeiner (meist säkularen) Form begegnen, die einen wichtigen Gesprächsanlass bieten können.

Im Buch der ersten Klasse wird die Leidensgeschichte ein begleitet von einem Foto vom Ölberg in Jerusalem - wie auch beim Weihnachtsgeschehen - als Bildgeschichte mit Bilder des tschechischen Künstlers und Kinderbuchillustrators Štěpán Zavřel angeboten, die zum Schauen und Erzählen wie eben bei einem Kinderbuch einladen, dazu wird der Text kurzgefasst.

Biblisch kommt neben der Erzählung ein Zitat aus der Ölbergszene des Evangeliums nach Markus zum Tragen, wo Jesus mit seiner Todesangst kämpft und sich Hilfe suchend an seinen Vater wendet und erhört wird. Vom Markusevangelium sagen Bibelwissenschaftler, es ist eine Passionserzählung mit einer langen Einleitung. Diese beschreibt das Handeln Jesu und macht sichtbar, dass Jesus sich im Namen Gottes den Menschen zuwendet und sie gesund macht. Das Vorzeichen seines ganzen Handelns ist die Liebe zu den Menschen. Die Einleitung macht aber auch verständlich, dass Jesus durch dieses Handeln auch mit der religiösen Oberschicht in Konflikt kam. Das führte schließlich zu seiner Verurteilung und zu seinem Tod. In der Begegnung mit der Leidensgeschichte sollen die Schüler*innen erfahren, dass Jesu Leben eine Geschichte der Liebe ist. Auch wenn sie durch den Tod führt, so wird in dieser Geschichte auch sichtbar, dass die Liebe stärker ist als der Tod.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

…was auf den Bildern zu sehen ist; welche Geschichten die Bilder erzählen. verstehen und deuten

…dass auch Jesus Angst hatte und doch im Vertrauen auf Gott seinen Leidensweg mutig gegangen ist. gestalten und handeln

…Kreuze gestalten und mit Hoffnungselementen als Lebenszeichen versehen.

(be-)sprechen und (be-)urteilen

…warum Jesus nicht aufgibt, sondern seinem Liebesweg trotz Leiden und Kreuz treu bleibt. entscheiden und mit-tun

…an einem Kinderkreuzweg teilnehmen (Schule, Pfarre)

3 | Lernanlässe

• Kreuze und Kreuzwege

• Ostern ist überall sichtbar: Geschäfte, geschmückte Häuser und Schulen, …

• istBilder und Bilderbücher über Ostern

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4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Bild „Ölbäume im Garten Getsemani“ erinnert an die Erzählung der Evangelisten, die davon sprechen, dass Jesus mit seinen Begleitern und Begleiterinnen nach dem Letzten Avendmahl zum Ölberg hinauf gegangen sind. „Getsemane” bedeutet „Ölpresse” oder „Tal des Öls”. An diesem Ort wird in der bilischen Erzählung die schreckliche Todesangst Jesu und seine Festnahme beschrieben. Hier wird die ganze Menschlichkeit Jesu sichtbar. Er hat große Angst, Todesangst und fleht Gott aus tiefstem Herzen an. Er möchte nicht allein sein in dieser Situaton und wünscht sich die Nähe und das Gebet seiner Freunde. Er ist kein Übermensch, sondern zutiefst menschlich. Er vetraut, dass Gott ihn in seiner Angst hört. Von seinen Freunden wird er mißverstanden und allein gelassen. Erst nachdem Jesus seine Todesangst durchlitten hat, kann er kraftvoll und vertrauendsvoll den Weg des Leidens und Sterbens gehen.

Das Bild „Umarmung“ zeigt ein Kind, dass sich an eine Person schmiegt. Im Gesicht des Kindes ist Angst, Sorge, vielleicht Trauer, ... erkennbar. Es klammert sich an, es braucht Nähe, Schutz, Geborgnheit. Jedes kind der Welt sollte jemanden haben, de/die es in Angst und Sorge auf den Arm nimmt, es trägt, tröstet, beschützt, und der/die zuhört ....

Im Bibeltext: Mk 14,34 klagt Jesus und beschreibt, wie er sich innerlich fühlt. Das erinnert an Worte aus den Psalmen (Ps 42,6a oder Ps 42,12a oder Ps 43,5a). Er wendet sich an sein engsten Freunde und bittet sie, dass sie ihn in dieser Situation nicht allein lassen, sondern mit ihm wachen. Er scheut sich nicht, seinen engsten Vertrauten zu beschreiben, wie es in ihm aussieht, scheut sich nicht, Gefühle zu zeigen. Er spielt nicht den starken Übermenschen, sondern steht zu seiner Angst und seiner Traurigkeit. Und Jesus scheut sich auch nicht seine Freunde zu bitten, dass sie ihn nicht allein lassen und mit ihm wach bleiben. Jesus wird hiuer gnz als Mensch sichtbar, der die Not, die Angst und Traurigkeit durchlebt hat und der deshalb auch unsere Not zutiefst kennt und mitfühlen kann.

Mit dem Bild des abgeblühten Löwenzahns ist auf das Kinderbuch „Das verspreche ich dir” verwiesen, dieses kann begleitend zur Ostergeschichte vorgelesen werden. Es behandelt das Thema des Vertrauens, denn wenn das Leben eines Löwenzahns scheinbar endet, werden zahlreiche Samen in die Welt gesät, die zu einem Wachsen vieler weiterer Löwenzahn-Blumen führen, genauso wie beim Tod Jesu, ist der Tod eben nicht das Ende,... auf der nächsten Doppelseite findet sich schließlich als Symbol für die Auferstehung der aufgeblühte Löwenzahn.

Ähnlich wie zur Weihnachtserzählung wird im Schulbuch eine Bildgeschichte zur Ostererzählung mit Bildern von Stephan Zavrel angeboten.

Bild 1 „Das letzte Abendmahl“: Jesus sitzt mit zwölf Männern in orientalischer Kleidung um einen Tisch. Hinter ihm sind drei Fenster, die eine abendliche Stimmung erkennen lassen. Vor ihm ein Tisch mit Brot, einigen gefüllten Schüsseln, einem Krug und Bechern. Die Menschen auf dem Bild unterhalten sich, man hat den Eindruck, einige diskutieren, einige sind still und wirken nachdenklich. Jesus hält eine Hand segnend über dem Mahl und den Menschen.

Bild 2 „Verhaftung Jesu“: Man sieht im Vordergrund Jesus in einem langen weißen Gewand und Sandalen an den Füßen. Zwei in römische Uniformen gekleidete Soldaten halten ihn links und rechts fest. Dahinter stehen noch zwei Soldaten mit Speeren in den Händen. Zwei Soldaten schauen zu Jesus hin, die anderen schauen geradeaus. Sie stehen auf einem Keramikboden, hinter ihnen sind Mauern zu erkennen. Die Szene wirkt sehr geordnet. Von Jesus strahlt Ruhe und Stärke aus. Er ist der Mittelpunkt des Bildes.

Bild 3 „Jesus stirbt am Kreuz“: Am Bild begegnen uns nur wenige Farbtöne: Braun, dunkles Grau, Weiß, Schwarz und ein zartes Rosa. In der Mitte ist das Kreuz aufgerichtet. Jesus hämgt bzw. Steht mit weit ausgebreiteten Armen vor den Betrachtenden. Hinter ihm leicht angedeutet Berge und eine Stadt und rechts die verdunkelte Sonne. Sie ist zum Großteil dunkelgrau verdeckt, aber dennoch leuchtet sie an den Rändern durch. Im Vordergrund sind links zwei Frauen, beide hell bekleidet, die sich anschauen und sich in den Armen halten. Rechts ein Mann mit jüdischer Kopfbedeckung, der ganz in seinem Schmerz ganz allein da steht. Der zarte rosarote Farbton durchzieht einen Großteil des Bildes. Wie ein Hoffnungsrot, oder der Atemhauch der Liebe durchdringt ahnungsvoll es das ganze Geschehen.

Bild 4 „Die Frauen entdecken: Das Grab ist leer!“: Auf diesem Bild ist eine Grabhöhle zu sehen, die in Felsen gehauen ist. Vom Eingang gehen Stufen hinunter zu einem steinernen Sarg. Neben den Stufen gehen Abgründe hinunter. Der schwere Stein, der auf dem Steinsarg liegen sollte, liegt daneben, weiße Tücher liegen aufgefaltet darauf. Gefühlt weit hinten, beim Eingang stehen dicht gedrängt drei Frauen in dunkle Kleider gehüllt. Sie tragen etwas in den Händen und schauen ratlos und erschrocken zum leeren Grab. Sie gehen aber nicht in das Grab hinein. Obwohl dort, wo die Frauen stehen, ist es, obwohl dort der Eingang in die Höhle ist, dunkler als im Inneren der Höhle, wo das leere Grab ist. Die Engel, von denen die Bibel

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erzählt sind noch nicht zu sehen.Die Frauen müssen den moment des Erschreckens und der Ratlosigkeit noch aushalten. Es braucht Zeit und Engel, bis sie in die Hoffnung hineinwachsen können. Um die Aussage „Gott lässt Jesus nicht hängen” zu verstehen, ist deren Rekurrenz auf die Redewendung

„Jemanden (nicht) hängen lassen” wichtig. Denn in der Ostererzählung der Tod (das am Kreuz hängen) nicht das Ende der Erzählung über Jesus, da Gott ihn wie auch uns nicht hängen lässt. Auch wenn noch so schwere Situationen über uns kommen, die unseren Mut erfordern, bleibt Gott an unserer Seite.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bildbetrachtung „Umarmung” & Bibelstelle Mk 14,34: Betrachtet man das Bild in der Mitte der Seite, so könnten z.B. folgende Fragen an die Schüler*innen gestellt werden: Was ist auf dem Bild erkennbar? Woran könnte das Kind gerade denken? Was könnte es fühlen? Wen umarmt es? Inwiefern hilft eine Umarmung, wenn man betrübt/voller Angst/etc. ist? Des Weiteren kann nun das abgedruckte Bibelzitat vorgelesen und mit dem besprochenen Bild in Verbindung gebracht werden. An dieser Stelle könnte auch auf das große Bild im Hintergrund, welches Ölbäume im Garten Getsemani zeigt, verwiesen und über Jesus an diesem Ort erzählt werden.

Die Personen auf dem Bild sprechen lassen: Das Kind sagt … denkt … wünscht sich … Die Person, die das Kind trägt und hält sagt … denkt … wünscht ...

Bibelgeschichte vom Tod und der Auferstehung Jesu erzählen/vorlesen: Insbesondere sollte darauf geachtet werden, dass die Erzählung kindgerecht vermittelt wird, weshalb es von Bedeutung ist, den guten Ausgang dieser Geschichte zumindest durch das leere Grab in Aussicht zu stellen.

Bildgeschichte erzählen & Texte zuordnen: Die Schüler*innen wiederholen die Erzählung über den Tod und die Auferstehung von Jesus anhand der Bilder und ggf. der Texte. Die Bilder & der Text können ggf. auch vergrößert und als ausgedruckte Karten verwendet, aufgelegt und in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Es bietet sich auch an, von einer Partnerarbeit in eine größere Gruppe überzugehen und schließlich die Erzählung im Plenum zu wiederholen.

Kinderbuch „Das verspreche ich dir” vorlesen: Das Kinderbuch „Das verspreche ich dir” kann gut begleitend zur Ostergeschichte vorgelesen werden, neben dem abgeblühten Löwenzahn, bei dem sich bereits die Samen auf die Reise machen, kann auf der nächsten Seite ein blühender Löwenzahn als Symbol für die Auferstehung entdeckt werden.

Aussage „Gott lässt Jesus nicht hängen” besprechen: Die Redewendung „Jemanden (nicht) hängen lassen” hilft dabei zu verstehen, dass der Tod nicht das Ende der Geschichte über Jesus ist und Gott auch uns nicht hängen lässt. Auch wenn noch so schwere Situationen über uns kommen, die unseren Mut erfordern, bleibt Gott an unserer Seite und „lässt uns, wie auch Jesus, nicht hängen”.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Heftarbeit „Vom Tod zum Leben“: Ein Kreuz, das sich verwandelt vom Zeichen des Todes zu einem Zeichen von Leben (Auferstehung). Die Schüler*innen erhalten zwei leere Kreuze (siehe AB im Anhang), eines soll in dunklen Farben (vorwiegend schwarz) gestaltet werden und vom Tod erzählen (z.B. Muster mit Zacken etc.) und das zweite soll von der Auferstehung und dem Leben erzählen. Die Schüler*innen können für dieses zweite Kreuz vor allem helle, leuchtende Farben verwenden, einen Sonnenaufgang hineinzeichnen und sowohl Blumen, Bäume, Schmetterlinge uvm. als Symbole von Auferstehung in der Natur, hineinzeichnen und die Kreuze mithilfe verschiedener Materialien (z.B. Sticker mit Blumen, Herzen, farbige Punkte, uvm.) und ihrer eigenen Kreativität gestalten (siehe unten).

Hoffnungszeichen gestalten: Die Schüler*innen gestalten Zeichen für Hoffnung wie zum Beispiel bunte Kreuze, Regenbogen, Sonne, usw. Diese können als Heftarbeit festgehalten oder z.B. in der Klasse/dem Schulhaus aufgehängt oder verschenkt werden. Es bietet sich auch an, diese Hoffnungszeichen z.B. mit einem Bibelspruch zu versehen und bei einem Ostergottesdienst der zugehörigen Pfarre an die Kirchenbesucher*innen verteilen zu lassen.

7 | Kinderbücher

 Ospelkaus, S. (2020) Auf Wiedersehen, Elias! SCM R. Brockhaus

 Tharlet, E. (2017) Das verspreche ich dir. Knister.

 Deutsche Bibelgesellschaft. (2019). Die Bibel. Einsteigerbibel. SCM.

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 Schindler, R (2008). Mit Gott unterwegs. Die Bibel für Kinder und Erwachsene neu erzählt. Bohem press.

8 | Lieder

 Mit dir geh ich alle meine Wege Gotteslob Nr. 896

 Seht das Zeichen, seht das Kreuz Liederbuch Religion Nr. 110

 Wo zwei oder drei Liederbuch Religion Nr. 178

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Halleluja, Jesus lebt! Er ist auferstanden

Seiten 94 und 95 im Schulbuch | Kapitel 6

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite möchte durch Bilder und Texte - Fotos vom Osterfeuer/Brauchtum, blühender Strauch, Löwenzahn, Text des Raben und Bild von der Begegnung zwischen Maria von Magdala und dem Auferstandenen am frühen Morgen - die zentrale Botschaft von Ostern nahebringen: Jesus ist wahrhaft auferstanden! Halleluja! Weil Jesus auferstanden ist und lebt, darum wird der Ostersonntag zum großen Fest des Lebens und der Freude, denn Gott lässt uns nicht hängen, sondernbefreit und erlöst selbst aus Kreuz und Tod. Diese Freude wird in der Liturgie des Ostertages gefeiert und besungen und lebt vielfach im Brauchtum in der Volksfrömmigkeit weiter.

Schüler*innen und Schüler sollen die Möglichkeit bekommen, auch selbst nachzuspüren, dass Jesus lebt und ganz nahe ist, wenn sie draußen die aufblühende Natur, aber auch die Bilder im Buch betrachten und die Erzählungen der Evangelien hören, die Lieder singen und so in ihrem Vertrauen und in ihrer Hoffnung bestärkt werden, dass das Leben stärker ist als der Tod, dass die Liebe letztlich in Gott wurzelnd alle Gewalt zu überwinden vermag, das Gott herausholt aus allen Gräbern des Lebens Dieser Glaube an die Auferstehung – letztlich: dieses Vertrauen in die Lebenskraft und Leben spendende, schöpferische Kraft der Liebe Gottes - kann aber nicht gemacht werden, sondern wird wie bei Maria von Magdala durch die Begegnung mit ihm von ihm selbst geschenkt und stellt sich im Morgengrauen des ersten Ostermorgens als besondere Gnade und Geschenk heraus. Indem Jesus Maria bei ihrem Namen persönlich anspricht, erkennt sie ihn. „Alles aus? Oder etwa mit Jesu Sterben nicht alles aus? Größte Behutsamkeit ist gerade hier angebracht. Es darf der Projektionsverdacht Feuerbachs bestätigt werden, für den Jesu Auferstehung nur das befriedigte Verlangen des Menschen nach unmittelbarer Vergewisserung seiner persönlichen Unsterblichkeit ist.” (Küng 2012, 235). Durch die Begegnung mit der aufblühenden Natur, durch die Bilder und Texte, durch die Erzählungen von der Auferstehung bzw. den Begegnungen mit dem Auferstandenem kann ansatzhaft erspürt und erfahren werden, dass nicht Gewalt und Tod das letzte Wort haben, sondern ein zum Leben erweckender Gott.

„Gerade in den Auferstehungserzählungen bleibt vieles nur angedeutet; man kann Jesus, dem Auferstandenem, begegnen, darüber stimmen alle Texte der Bibel überein. Wie bei Maria von Magdala kann er aber nicht festgehalten und festgemacht werden, vieles bleibt in Schwebe, der Auferstandene entzieht sich.” (Neuhold 2023, 188).

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

… frühlingshafte Zeichen des Lebens wahrnehmen und mit Ostern als Fest des Lebens in Verbindung bringen.

verstehen und deuten

…dass Gott Jesus neues Leben geschenkt hat und zu Ostern die Verwandlung vom Tod zum Leben gefeiert wird.

gestalten und handeln

… vom Leben und von der Freude singen, tanzen, Bilder gestalten,… (be-)sprechen und (be-)urteilen

… wo Verwandlung vom Tod zum Leben erlebbar ist. entscheiden und mit-tun

… Ostern mitfeiern.

3 | Lernanlässe

• Der Frühling und neues Leben in der Natur

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• Ostern mit den unterschiedlichen Bräuchen

• (Geheimnisvolle) Ostergeschichten

• Die Karwoche und die Osterferien

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text des Raben Felix greift das Emotionale und Überraschende des Auferstehungsgeschehens, das Unglaubliche, was da passiert. Zugleich bleibt aber die Frage offen und wichtig: Warum können wir den Auferstandenen heute nicht sehen? Oder doch?

Das Foto „Osterfeuer“ erzählt vom österlichen Brauch, dass Feuer entzündet werden und Menschen gemeinschaftlich das Feuer betrachten. Diese Feuer werden meist nach dem Auferstehungsgottesdienst bzw. nach der Osterfeier in der Familie entzündet. Auch in der Osterliturgie spielt Feuer eine wichtige Rolle. Zu Beginn der Osternachtsliturgie wird vor der Kirche ein kleines Feuer entfacht und gesegnet, an dem der Priester die Osterkerze entzündet und mit der Osterkerze dann in die dunkle Kirche einzieht. Feuer erzählt von Kraft, von Helligkeit im Dunkel, von Wärme in der Kälte, aber auch vom Erschaudern und dem Abstand, den man vom Feuer halten muss. Neben gemeinschaftlichen Osterfeuern gibt es auch den Brauch, dass auf Bergen weithin sichtbar Kreuze gestaltet werden, die mit Feuerelementen bzw. elektrischem Licht weit ins Land hinein vom Glauben an die Auferstehung erzählen. Sie deuten im christlichen Glauben, das Christus als Licht der Welt die Finsternis vertrieben hat.

Das Foto „Osterstrauch mit Ostereiern“ In vielen Klassenräumen und Wohnungen werden im Frühling belühende Sträuße geschmückt mit Ostersymbolen. Sie sind Zeichen der Sehnsucht und der Freude über das neu erwachende Leben. Der Brauch, zu Ostern Eier zu segnen, geht bis ins christliche Altertum zurück. Das Ei als Symbol für das erwachende Leben wird von Christen und Christinnen als Sinnbild für die Auferstehung Jesu gesehen.

Das Foto „Obstbäume im Frühling“ erzählt vom Erwachen der Natur im Frühling. Die blühenden Bäume und Wiesen sind Sinnbild für das neue Leben, das jedes Jahr im Frühling geschenkt ist. Für den glaubenden Menschn erzählen sie von der Hoffnung auf das Leben, dass Gott den Menchen schenkt. Immer wieder mitten im Alltag, wenn es dunkel und schwierig ist, aber auch am Ende des Lebens als Auferstehungshoffnung nach dem Tod.

Mit dem Bild des blühenden Löwenzahns ist wiederum auf das Kinderbuch „Das verspreche ich dir” verwiesen, welches begleitend zur Ostergeschichte vorgelesen werden kann.

Das Bild „Auferstehung“ von Stephan Zavrel führt weiter, was davor durch die Bilder der Passion angeklungen ist. Das Bild beschreibt und interpretiert die frühmorgendliche Szene, wo wie im Johannesevangelium beschrieben, Maria von Magdala im Morgengrauen – nach den Grauen der Nacht und des Todes Jesu - , zum Grab von Jesus gehen will, um ihn nach jüdischer Begräbnissitte zu salben. Doch sie findet ihn nicht und als sie ein Person sieht, vermutet sie nicht den Auferstandenen im Grau des Morgens, sondern den Gärtner. Sie erkennt Jesus, den Auferstandenen, nachdem er sie beim Namen anspricht. Das Grau bzw. Grautöne sind die prägende Farbe des Bildes, vielleicht erzählen sie vom Grauen der Nacht des Todes, die eben weicht durch die Auferstehung, andererseits hebt es die Begegnung zwischen Maria und Jesus in den Bereich des Geheimnisvollen. „Weil es der Mensch hier mit Gott, und das heißt per definitionem mit dem Unsichtbaren, Ungreifbaren, Unverfügbaren zu tun hat, ist nur eine Form des Verhaltens angemessen, herausgefordert: gläubiges Vertrauen, vertrauender Glaube.” (Küng 2012, 257).

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Biblische Erzählungen über die Auferstehung von Jesus erzählen/vorlesen: Den Schüler*innen Erzählungen über die Auferstehung von Jesus aus der Bibel vorlesen oder erzählen und diese mit dem Bild von Stephan Zavrel in Verbindung bringen. Dabei können Fragen zur Bibel beantwortet werden: Wer ist auf dem Bild zu sehen? Welche Farben sind zu erkennen? Wo sind helle/dunkle Stellen? Was löst das Bild aus, wenn man es anschaut? Wo würde ich auf diesem Bild am liebsten stehen? Was könnte den Figuren durch den Kopf gehen? Was fühlen sie?

Bilder betrachten: Die verschiedenen Fotos auf der Doppelseite betrachten und mit der Auferstehung bzw. dem Osterfest in Verbindung bringen: Was ist zu sehen? Habe ich z.B. schon einmal ein Osterfeuer miterlebt oder einen Osterstrauch zu Hause? Was gibt es bei den Pflanzen im Frühling zu entdecken? Wie kann das mit der Auferstehung von Jesus in Verbindung gebracht werden?

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Heftarbeit „Begegnungen am Grab von Jesus”: Die Schüler*innen erhalten ein ausgedrucktes Bild davon, wie das Grab von Jesus von außen ausgesehen haben könnte. Sie malen die Besucher des Grabes hin und können auch sich selbst dazu zeichnen, wie sie das Grab Jesu besuchen und als ob sie dabei gewesen wären, als die Frauen erkennen, dass Jesus auferstanden ist (siehe unten).

Nachdenken und Philosophieren anhand des Rabentextes: Mit den Schüler*innen gemeinsam darüber nachdenken, wie es für die Freund*innen von Jesus gewesen sein muss, ihn wiederzuerkennen und auf philosophische Weise der Frage nachgehen, warum wir Jesus heute nicht mehr sehen können bzw. inwiefern wir ihn heute vielleicht auch noch erkennen können.

Gemeinsam Beispiele für die Auferstehung in der Natur sammeln: Angeregt durch den freigestellten Löwenzahn, das Bild des österlichen Strauches und der Bäume in ihrer Blüte, Zeichen für Auferstehung in der Natur und im Leben allgemein ausfindig machen und davon berichten, was vom Neuen Leben erzählt. Collage in Heft einzeln oder gemeinsam gestalten.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Lied „Alle Knospen springen auf“ singen und mit Tüchern mitmachen: Mit den Schüler*innen wird das Lied „Alle Knospen springen auf” eingeübt. Sie erhalten ein farbiges Tuch, welches sie „zusammenknüllen” und in ihren Händen verborgen halten. Während des Liedes öffnen Sie ihre Hände langsam und lassen so das Tuch wie eine Knospe aufblühen. In der letzten Zeile „Knospen blühen, Nächte glühen” nehmen die Schüler*innen das Tuch an einer Ecke und wedeln damit herum, sodass ein bewegtes Miteinander der Farben entsteht.

7 | Kinderbücher

 Tharlet, E. (2017). Das verspreche ich dir. Knister.

 Frisch, H. J. (2008). Wie das Ei zum Osterei wurde. Patmos.

 Deutsche Bibelgesellschaft. (2019). Die Bibel. Einsteigerbibel. SCM.

8 | Lieder

 Halleluja („Taizè”) Liederbuch Religion Nr. 196

 Alle Knospen springen auf Liederbuch Religion Nr. 116

 In jeder Blume Liederbuch Religion Nr. 11

 Du bist das Licht der Welt Liederbuch Religion Nr. 16

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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entdecken, staunen, hoffen

Alles beginnt neu

Seiten 96 und 97 im Schulbuch | Kapitel 6

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Das christliche Osterfest fällt mit dem Frühlingsbeginn zusammen und so verbinden sich auch ihre großen Themen: Leben, Aufbruch und Neubeginn. Auf diesem österlichen Hintergrund will das Kapitel verstanden werden. Das Wachsen und Blühen in der Natur, der Frühling in seiner Vielfalt, will zunächst wahrgenommen, gesichtet, begrüßt, bestaunt und bedankt werden. In einem weiteren Schritt kann es auf das Hintergründige befragt und das Geheimnisvolle entdeckt werden: Was braucht es zum Wachsen? Woher kommt überhaupt alles Wachsen? Worin hat es seinen letzten Grund?

Die heilige Hildegard von Bingen prägt in diesem Zusammenhang den Begriff „Grünkraft“ (lateinisch: viriditas); eine Kraft, die in ihrer prophetischen und visionären Sicht im ganzen Kosmos, aber auch in der Seele des Menschen wirkt. In der Natur bewirkt sie das Wurzeln, Wachsen, Blühen und Reifen der Früchte. Für sie ist die Grünkraft eine Lebenskraft, Fruchtbarkeit und Lebendigkeit, die von Gott stammt und in seinem Geist ihren Ursprung hat. In einem ihrer Hymnen heißt es: „Durch dich träufeln die Wolken, regt ihre Schwingen die Luft. Durch dich bricht das Wasser das harte Gestein, rinnen die Bächlein und quillt aus der Erde das frische Grün.“ (zit. in: Riedel 1997, 59).

Das Offensichtliche und Naheliegende kann zum Fenster oder zur Tür für das Nicht-Sichtbare werden; das Sichtbare ist durchscheinend auf das Unsichtbare, Verborgene, Geheimnisvolle, im Vordergründigen zeigt sich das Hintergründige und verweist damit weit über sich hinaus. Aber zunächst geht es im konkreten Unterricht immer um das Naheliegende und Offensichtliche, das die Kinder dann weiterführen und weiterfragen lassen kann. Kinder haben große Freude und großes Interesse am Entdecken, am Suchen und Finden; aber auch Säen und Pflanzen kann gut ihr Interesse wecken und auf das Hintergründige aufmerksam machen. Der Frühling mit seiner wahrlichen Grünkraft kann dazu eine gute Schule sein.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

…das Blühen der Natur im Frühling, das geheimnisvolle Wachsen bei Pflanzen, Tieren, Menschen. verstehen und deuten

…dass es zum Wachsen Unterschiedliches braucht. gestalten und handeln

…Samen ansäen, kreative Bilder des Wachsens gestalten, das Wachsen nachspielen, … (be-)sprechen und (be-)urteilen

…über das Wunder des Lebens und den sorgsamen und dankbaren Umgang damit. entscheiden und mit-tun

…Gott und Menschen danken.

3 | Lernanlässe

• Die Freude und Lebendigkeit des Frühlings

• Das Wachsen in der Natur nach dem Winter

• Jemand erwartet ein Geschwisterchen

• Gestalten eines Schulgartens

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Grafik „Vom Samenkorn zur Pflanze“ deutet das geheimnisvolle Wachsen und Werden vom kleinen Samenkorn bis zur reifen Blüte an und was es dazu braucht: Erde, Licht und Wasser; im fragehaltigen Text wird versucht, dies Geheimnisvolle allen Lebens zur Sprache zu bringen.

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Im Schatzkästchen kann in einfachen Worten nochmals verschriftlicht und eingefügt werden, was im Gespräch über das Wachsen und Werden herausgefunden und formuliert wurde.

Das Foto „Schwangere und Kind” zeigt ein Kind, das versucht, achtsam in den Bauch der schwangeren Mutter hineinzuhören, das geheimnisvolle, noch verborgene Leben wahrzunehmen, den Herzschlag als Zeichen des Lebens zu hören. Das Kind versucht, Kontakt aufzunehmen, das Wunder wahrzunehmen und so Beziehung und Bindung aufzubauen. Das Foto berührt, weil es die freudige Erwartung und die Achtsamkeit im Blick auf das werdende Leben im Bauch der Mutter durch das Mädchen sichtbar werden lässt.

Der Text des Raben Felix lädt ein zum Nachdenken und zum Fragen: Woher kommt das Leben und wie hat es angefangen? Er lädt ein, das Werden von Raben, die in ihren Eiern heran wachsen, und auch das Werden der Menschen zu bestaunen. Es geht um das Hinschauen auf das Wunderbare und Staunenswerte dieser biologischen Vorgänge. Und das alles eingebettet in den Kontext eines liebenden Gottes, der jedes Tier und jedes Kind in Liebe begleitet.

Der Bibeltext nach Psalm 139 „Du, Gott…“ spricht in Dankbarkeit Gott an. Es wird das innerste Wissen und Vertrauen ausgedrückt , dass hinter allem Leben die gute Hand Gottes steckt. Das Leben ist ein Geschenk. Es ist nicht zufällig oder - auch wenn Menschen es manchmal so nennen - gar ein Unfall, sondern es ist erwünscht und wunderbar. Es sind dankbare Worte eines Menschen, der/die sich von Anfang an von Gott und erwünscht und geliebt weiß.

Der QR-Code führt zu dem Lied über das Geheimis des Lebens und des Wachsens. Alles Leben und Wachsen ist letztlich ein Geheimnis und ein wunderbarer Teil in Gottes Mosaik.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Nachdenken was es zum Wachsen braucht: Mit den Schüler*innen nachdenken, was es zum Wachsen braucht und woher man das bekommt. Diese Auseinandersetzung soll dazu führen, dass der Mensch zwar viel machen kann, aber es letztendlich Gottes Gnade ist, die Leben schenkt, durch den Regen, die Sonne, die Liebe usw. Dazu kann auch das Schatzkästchen ausgefüllt werden Philosophieren und Nachdenken: Die Frage des Raben Felix, woher das Leben kommt und wie es angefangen hat, eignet sich gut, um mit den Schüler*innen gemeinsam nachzudenken, wie das Leben beginnt und wodurch Wachsen möglich wird. Als Setting eignet sich insbesondere ein Sesselkreis, verschiedene Bilder können in die Mitte gelegt werden und Denkanstöße geben.

Bild „Geborgen in Mamas Bauch”: Die Schüler*innen können über ihre Erfahrungen mit Schwangeren erzählen (z.B. wenn ihre Mama oder jemand aus dem Bekanntenkreis ein Baby bekommen hat). Es kann zum Beispiel nachgefragt werden, wie über die ungeborenen Baby gesprochen wird und wie diese behandelt werden (z.B. ob sich eine Mama den Bauch hält oder diesen streichelt usw.) In Bezug auf das Bild kann gefragt werden, was die Schüler*innen glauben, was das Mädchen hören könnte oder gerne hören würde?

Miteinander beten/singen: Den Psalm 139,14a, 13b miteinander als Dankgebet sprechen und ggf. gemeinsam das Gebet erweitern und hinzufügen, für was man (vor allem mit Bezug zum Wachsen, Leben) dankbar ist. Die abgedruckte Liedzeile kann gemeinsam gesungen werden. Arbeitsblatt „Geheiminsvoll wächst neues Leben“ ausfüllen

6 | …und noch mehr Ideen für den Unterricht

Samenkugeln herstellen und im Schulhof und/oder zu Hause aussäen und beim Wachsen zusehen. Rezept für Samenkugeln: 4-5 EL Blumenerde, 4-5 EL Tonerde und 1 TL heimische Blumensamen gut vermischen. Dann fügt man ein bisschen Wasser hinzu und knetet die Masse, bis ein geschmeidiger „Teig” entsteht. Anschließend formt man 6 Kugeln daraus. Diese legt man zum Trocknen 2-3 Tage auf ein Stück Zeitungspapier oder in einen leeren Eierkarton. Der Eierkarton kann mit Blumenmotiven und bunten Mustern verziert werden. So eignet er sich auch gleichzeitig als schöne Verpackung, falls man die Samenkugeln verschenken möchte. Die fertigen Samenkugeln dann einfach im Garten verteilen und etwas angießen. Durch Regen und Gießwasser lösen sich die Kugeln langsam auf und die enthaltenen Samen fangen an zu sprießen. Frühlingsfeier/Dankesfeier gestalten: Mit den Schüler*innen kann eine Frühlingsfeier/Dankesfeier organisiert werden, in der das Wachsen und Aufblühen im Vordergrund steht. Es kann von einer kleinen Feier z.B. nach der Hofpause im Freien über eine Feier gemeinsam mit der Schulgemeinschaft, Eltern und Geschwistern, dem Kindergarten, Personen aus der Pfarre usw. alles den Gegebenheiten der Schule

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angepasst werden. Es bietet sich an, eine frühlingshafte Kulisse auszuwählen, eine Geschichte und selbst formulierte Dankesätze vorzulesen und gemeinsam zu singen.

7 | Kinderbücher

 Carle, E. (2020). Nur ein kleines Samenkorn. Gerstenberg.

 Herzog, A. (2015). Ein Baby in Mamas Bauch Fischer Sauerländer.

 Knowles, L. (2019). Aus klein wird groß. Wie aus einem winzigen Samenkorn ein mächtiger Baum wächst. Annette Betz

8 | Lieder

 Alle Knospen springen auf Liederbuch Religion Nr. 116

 Danke, danke für die Sonne Liederbuch Religion Nr. 23

 In jeder Blume Liederbuch Religion Nr. 11

 Sag mal danke T. / M. von K Mikula: www.mikula-kurt.net

 Sing mit mir ein Halleluja Liederbuch Religion Nr. 14

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Quelle des Lebens

Seite 98 | Kapitel 6

1 | Wozu die Seite einlädt

Diese Doppelseite bildet den Übergang zum Thema „Taufe“. Das Blau erinnert an das Wasser, das Meer, aber auch an den Himmel und die Weite des Kosmos. Das Wasser ist das zentrale Symbol der Taufe, der Urquell, aus dem alles Leben kommt. Die Symbolik des Wassers ist natürlich vieldeutig und ambivalent: Leben spendend und auch Tod bringend. Dieser Doppelaspekt will wie bei aller Symbolik ernst genommen und nicht zu schnell harmonisiert und nur „zum Guten gewendet“ werden. Die Benediktinerin und Mystikerin Photina Rech (+ 1983) beschreibt die Symbolik des Wassers in ihrer geschichtlichen Entwicklung vom frühen Christentum weg: „So ist das Wasser für die Alten wahrlich arché und origo, ‚Urgrund‘ der Welt und ‚Ursprung‘, nie versiegender Born des Lebens und der Fruchtbarkeit, die Allmutter, in der alle Möglichkeiten enthalten sind und die Keime alles Lebendigen schlummern und gedeihen.“ (Rech 1966, S.307). Eine große Zahl an Märchen und Mythen durch alle Kulturen erzählen von der besonderen Bedeutung: Wasser kann Leben und Segen spenden, kann heilen, erlösen. Deshalb wird Wasser in allen großen Kulturen und Religionen als heilig oder göttlich betrachtet und für die verschiedensten Riten verwendet. „In Mythen und Märchen sind Flüsse, Seen, Quellen und Meere mit einem phantastischen Reigen von Wasserwesen bevölkert. Das Wasser lebt! Im Wasser leben die Göttlichen. Die Quelle ist im Mythos göttlicher Ort der Verwandlung und Erneuerung.“ (Stamer 1994, S.103).

Als ein kleines Beispiel sei ein Märchen aus der Südsee angeführt: Das Mädchen stand an einer Quelle, aus der das wunderbare Wasser des Lebens sprudelte. Tagtäglich tranken Götter an dieser Quelle. Das Wasser heilte von Krankheiten und mancherlei Übel. Über die Quelle geneigt stand ein sprechender Baum. Kinder haben zunächst wohl einen sehr natürlichen und positiven Zugang zu Wasser, „ihrem“ Urelement: baden und schwimmen, im Regen herumlaufen, von Pfütze zu Pfütze springen, am Bach spielen, Staudamm bauen, … bis zum erfrischenden Schluck zum Trinken uvm. Die Symbolik des Wassers ist für Kinder vielfach Erlebnis gesättigt und mit vielen positiven Ereignissen verbunden, die im konkreten Unterricht ihren Platz haben können und sollen.

Der Lehrplan ordnet die Taufe dem Kompetenzbereich B4 zu: „gelehrte und gelebte Bezugsreligion: Kirchliche Grundvollzüge kennen und religiös-spirituelle Ausdrucksformen gestalten können”. die Sus kennen die Symbole und Zeichenhandlungen der Taufe und können das Fest beschreiben. Es lässt sich sicherlich die Bedeutung von Wasser in seiner ganzen Symbolik erarbeiten und der Zusammenhang mit der Taufe als Lebensquelle. Bei allen Sakramenten kann zunächst immer nur um ein ansatzhaftes Verstehen und Erläutern gehen und um ein graduelles Hineinwachsen Schritt für Schritt. Kompetenzen werden nicht in einer Unterrichtseinheit erworben.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben …Erlebnisse und Erfahrungen mit Wasser. verstehen und deuten

dass Wasser lebensnotwendig ist und bei der Taufe auf das Leben hinweist. gestalten und handeln

Wasserbilder gestalten, mit Wasser spielen, Wasser trinken,… (be-)sprechen und (be-)urteilen

…inwiefern das Wasser lebenspendend, aber auch lebensbedrohend sein kann. entscheiden und mit-tun …eine Quelle, einen Bach besuchen, Wasser mit Klängen und Tüchern nachspielen.

3 | Lernanlässe

• Die Taufe eines Kindes

• Ein Schulausflug zu einem Bach oder See

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• Wasser Erfahrungen oder Trockenheit und Wassernot

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Geschichte „Quelle des Lebens” bringt wie viele Märchen und Mythen das Heilsame des Wasseres und seinen religösen Bezug zum Ausdruck und greift Motive und Teile des chinesischen Märchens „Die Drosselquelle” auf. Im Originaltext ist von drei Mädchen die Rede... Vieles erinnert auch an Grimms Märchen „Wasser des Lebens”, wo der jüngste Sohn schließlich das für den Vater heilende Wasser nach vielen Abenteuern findet. Rund um die Welt werden Geschichen von der besonderern Bedeutung des Wassers erzählt. Der große Märchenfachmann und Religionspädagoge Otto Betz verweist aut die „stille” Anwesenheit des Religiösen in den Märchen, wenn er festhält: „Von Gott ist im Märchen selten die Rede. Aber hinter all den Sehnsüchten, von denen die Menschen getrieben werden, lässt sich ein verborgenes Verlangen ablesen, das über alle innerweltlichen Ziele hinausreicht. Von der Unruhe des menshclichen Herzens ist in den Märchen auf jeder Seite die Rede (Betz, 1989, S.30). Solche Märchen und mythischen Geschichten zeigen auch einen wichtigen Weg für die Religionspädagogik: nicht allzu vorschnell und „vorlaut” von Gott zu reden, sondern kommunikativ, auf das Hintergründige einzulassen und auf das verborgene Wirken zu vertrauen.

Das Bild „Baum am Wasser” vom steirischen Künstler Alois Neuhold zeigt einen bunten Baum, der in seinen Farben an den bergenden und schützenden Regenbogen an den Kapitelabschlussseiten erinnert. So verweist er wie auch die lebendige Quelle, an der er wächst, auf den ewigen Bund Gottes mit den Menschen und an die Noach-Erzählung der Bibel, in der Gott verspricht, den Menschen nie mehr wie in der Sintflut in Bedrängnis zu bringen: „Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte, zwischen mir und euch … für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde (Gen 9, 11b-13). Die drei rot goldenen Früchte erinnern an so manche Märchenmotive. Die Zahl drei steht in ihrer Symbolik für die göttliche Vollkommenheit, die Früchte (Äpfel) und auch das Wasser erinnern an die Paradieseströme und an die Fülle des Lebens.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Geschichte „Quelle des Lebens“ / „Die Drosselquelle“ vorlesen/hören und besprechen Wasserbild gestalten: Mit Wasserfarben ein Bild gestalten, indem z.B. verschiedene Blautöne ausgewählt werden und mit diesen und recht viel Wasser Linien auf einem A3 Blatt gezogen werden. Wenn das Bild trocken ist, können Umrisse von z.B. Blumen, Menschen, usw. auf das Blatt aufgeklebt werden oder man legt die Figuren auf das Blatt, zeichnet sie ab und schneidet sie aus dem Bild aus. Bildbetrachtung „Baum am Wasser“: Damit die Schüler*innen beim Betrachten des Bildes nicht abgelenkt werden, kann die S. 99 nach hinten geschlagen werden. Anschließend schauen sie sich das Bild auf S. 98 genau an. Folgende Fragen können dabei hilfreich sein: Welche Farben sind im Bild zu finden? Welche Formen erkennst du? Was wird dargestellt? Wie unterscheidet sich der untere Teil vom oberen Teil (z.B. durch welche Farben)? Welche Gedanken könnten die Früchte haben? Was denken die Wurzeln, das Wasser, der Stamm?

Lied „Wasser, lebendiges Wasser“ singen: Gemeinsam singen und u.a. Geräusche mit einem Regenmacher oder anderen Instrumenten, deren Klang an Wasser/Regen erinnert, machen.

„Wasserorte” besuchen: Ein Ausgang zu einer Quelle, einem Bach, Teich, Biotop... ermöglicht, Wasser mit allen Sinnen zu erleben: sehen, hören, fühlen, schmecken und verdeutlicht die Ursprünglichkeit des Wassers in der Natur und dessen Wichtigkeit für eben diese.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Regenmacher basteln: Um einen Regenmacher zu basteln, benötigt man ein Rohr aus Pappe und viele Nägel, die von den Seiten in die Pappe gehämmert werden. Anschließend kann das Rohr mit verschiedenen Materialien befüllt werden (z.B. Sand, Reis, Kieselsteine, usw.). Nachdem das Rohr von beiden Seiten zugeklebt wurde, kann es von außen gestaltet werden.

Geschichte „Der Sprung in der Schüssel” vorlesen: Nach dem Vorlesen kann mit den Schüler*innen besprochen werden, wie mit dem „Fehler” der einen Schüssel umgegangen wurde und sie können

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erzählen, ob sie auch einmal erlebt haben, dass sich ein vermeintlicher Fehler als etwas ganz besonderes entpuppt hat. Es sollte auch Bezug darauf genommen werden, dass Wasser Leben schenkt, nicht nur den Menschen, sondern auch in der Natur.

Wasserblumen gestalten: Die Schüler*innen erhalten eine ausgedruckte Vorlage der Wasserblumen (siehe unten), die mit Farbstiften (Achtung: Filzstifte laufen aus) je nach Belieben angemalt werden können. Anschließend schneiden die Schüler*innen die Blumen aus und schneiden bis zum Kreis in der Mitte hinein. Ein Blütenblatt nach dem anderen wird eingefaltet, um es dann in eine Schüssel mit Wasser zu legen. Jetzt können die Schüler*innen beobachten, wie sich die Blüte mithilfe des Wassers wieder öffnet, was ein Symbol dafür ist, dass Wasser „Leben schenkt”.

Bildassoziation „Wasser”: Wasserbilder, in denen verschiedene Dimensionen des Wassers zum Ausdruck kommen, werden aufgelegt. Die Schüler*innen betrachten diese zunächst in Stille (ev. mit Hintergrundmusik / Wassergeräuschen). Jedes Kind sucht sich ein Bild aus, das es kurz beschreibt und erzählt, warum es dieses Bild gewählt hat.

Wasser erleben: Wasser in einem Krug mitbringen, in eine Schüssel gießen, in Gläser füllen und gemeinsam verkosten und genießen. Verschiedene Sorten Wasser kosten (Leitungswasser, verschiedene Mineralwässer): Die Lippen benetzen, im Mund spüren, schlucken und nachspüren.

7 | Kinderbücher

 Weniger, B. (2019). Danke, reines Wasser. NordSüd.

 Lefin, P. (2022). Das Wasser gehört allen. Ein Märchen aus Afrika. Don Bosco.

8 | Lieder

 Alle meine Quellen Liederbuch „Du mit uns” Nr. 463

 Alle Knospen springen auf Liederbuch Religion Nr. 116

 In jeder Blume Liederbuch Religion Nr. 11

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Gott schenkt neues Leben: Taufe – Taufsymbole

Seiten 99,100 und 101 im Schulbuch | Kapitel 6

1 | Wozu die Seiten einladen

Diese Seiten bringen die Taufe ins Bild und Gespräch und wollen zum Zentralen des Sakraments hinführen bzw. helfen, dieses wahrzunehmen. Dies ist in Zeiten des Wandels des Religiösen sicherlich ein schwieriges Unterfangen. Das zentrale Heilszeichen, Sakrament der Initiation und der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Kirche erschließt sich für viele Menschen von heute, die zum Teil nur noch formell zur Kirche gehören, nicht so einfach. Die Kinder bringen vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund vermutlich sehr unterschiedliche Vorerfahrungen mit. Ein gemeinsamer konfessioneller Hintergrund kann kaum vorausgesetzt werden.

Auf der ersten Seite findet sich das Zentrum des Taufritus mit dem deutenden Wort, die zweite Doppelseite bringt wesentliche Einzelheiten der Feier, Symbole und Symbolhandlungen ins Bild bzw. zur Sprache und versucht, diese in kurzen Sätzen zu deuten. „Mit Hilfe von Symbolen … können Kinder für ihre religiösrelevanten Erfahrungen eine Sprache gewinnen und schrittweise in religiöse Ausdrucksfähigkeit verfeinern." (Hilger 2006, 212). Symbole müssen erfahrungsnahe, sinnhaft und handlungsorientiert in dieser Altersstufe erschlossen werden, weniger in Erklärungen.

Die Kinder sollen dadurch einerseits angeregt werden, sich Erfahrungen, miterlebte Taufen in Erinnerung zu rufen oder eben selbst erstmal sich genauer mit dem eigenen Getauft sein auseinandersetzen. Vielleicht lässt sich so ein wenig das Geheimnis erahnen, wenn Christ*innen von sich sagen: Wir sind Kinder Gottes, Kinder des einen Vaters, hereingerufen in ein neues, erlöstes Leben aus Gnade und Barmherzigkeit, das sich nicht der eigenen Leistung und Anstrengung verdankt, sondern der Liebe, die Gott uns tagtäglich schenkt sowie der Quelle, die sprudelt und nie versiegt. So ermöglicht es ein Leben als neue Menschen, wie Paulus es nennt, in Zuversicht und Vertrauen trotz aller Widrigkeiten, weil wir Christus wie ein Kleid angezogen haben. In erster Linie geht es zunächst wohl um die Wahrnehmungskompetenz, dann auch um erste einfache Deutungen und Ausdrucksmöglichkeiten für das eigene Empfinden und Glauben (Gestalten und Handeln).

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können… wahrnehmen und beschreiben …welche Dinge und Handlungen bei einer Taufe wichtig sind verstehen und deuten

… ansatzhaft verstehen, was Ritus und Symbole der Taufe bedeuten gestalten und handeln

… über das eigene Getauft sein und damit Christsein reden und daraus ansatzhaft Vertrauens in Leben schöpfen

(be-)sprechen und (be-)urteilen

… Symbolhandlungen mit Wasser und Segnen, Licht und Taufkerze entscheiden und mit-tun … bei einer Taufe/Tauferneuerungsfeier mitgestalten und mittun.

3 | Lernanlässe

• Ein Kind aus der Klasse wird getauft

• Kinder mit religiösem Bekenntnis und Kinder ohne Taufe

• Namen und ihre Bedeutung

• Kirchenraum: Weihwasserkessel, Taufbecken, Osterkerze

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4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Foto „Wasser: lebendiges Wasser“ zeigt Wasser in Bewegung. Diese Bewegung verweist darauf, dass Wasser Leben in sich birgt und Leben und Frische all denjenigen spendet, die es brauchen. Das ist die positive Seite des Wassers. Aber wie jedes Symbol hat Wasser auch eine dunkle und gefährliche und bedrohende Seite. Es kann zerstören und kann den Tod bringen. In der Taufe kommt diese Ambivalenz zum Tragen. Der Täufling wird in der ursprünglichen Taufform im Wasser untergetaucht. Unter Wasser zu sein, heißt sterben. Symbolisch wird gezeigt: Wer getauft wird stirbt mit Jesus und im Auftauchen wird symbolisiert: der oder die Getaufte steht aber mit Jesus auch wieder auf. Neues Leben ist geschenkt. Es ist in der Arbeit mit den Kindern wichtig, die Ambivalenz des Wassers zur Sprache zu bringen. All die gegensätzlichen Aspekte und Erfahrungen ins Gespräch zu bringen gegen falsche Harmonisierungen, die dem Leben in seiner Fragilität und Gefährdung nicht standhalten können.

Die Taufformel wir gesprochen, wenn der Taufspender bei der Taufe dem Täufling das Wasser über den Kopf gießt, oder wenn der Täufling im Wasser untergetaucht wird. Im Namen und auf den Namen des dreifaltigen Gottes wird der Mensch getauft: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gott ist einer, der in sich Beziehung ist. Der oder die Getaufte wird in diese Beziehung mit hineingenommen. Nicht als Nummer sondern höchst persönlich, beim Namen gerufen. Der Name wird, um es mit einem anderen Bild, das in der christlichen Kunst immer wieder auftaucht, unvergesslich und einzigartig in die Hand Gottes geschrieben.

Im Lied „Wasser, lebendiges Wasser” kommt die religiöse Bedeutung des Wassers zur Sprache. Wasser als Symbol für das lebendige Wasser, das Jesus uns schenkt. Er deutet im Gespräch mit der samaritanischen Frau am Brunnen an, dass er selbst das lebendige Wasser ist bzw. gibt. Das Wasser, das er gibt, wird in den Menschen zur lebendigen Quelle (vgl. Joh 4,13).

Die Bilder und Elemente dienen zur Verdeutlichung:

Taufwasser: Das Wasser ist in vielen Religionen Sinnbild der Reinigung, aber auch Lebensquell aus dem alles Leben kommt. Im christlichen Sinn ist es auch Bild für das Auftauchen, für Neubeginn und Auferstehung. Paulus schreibt dazu im Römerbrief: Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden. Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben (Röm 6,3f).

Taufkerze: Sie wird an der Osterkerze entzündet und verweist so auf die Auferstehung und das ewige Licht, das selbst durch die Finsternis des Todes nicht überwunden werden kann: Selbst in tiefster Nacht leuchtet ein Licht, das seinen Ursprung in Christus selbst hat, von dem im Johannesevangelium gesagt wird: Ich bin das Licht der Welt.

Taufkleid: Nach Paulus ziehen die Getauften Christus wie in Kleid an; es drückt sich darin die Nähe und besondere Beziehung zu Jesus aus. Das Weiß des Kleides erinnert auch an die völlige Reinheit von allem Bösen.

Chrisamöl (Tauföl): Die Salbung mit Chrisam erinnert daran, dass jeder/jede in seiner/ihrer hohen Würde zum/zur König*in, Propheten*in, Priester*in berufen ist und so den „Wohlgeruch Christi” in der Welt verbreiten soll.

Taufname: Der Name steht für die Einzigartigkeit der Person als Individuum: „Ich bin gemeint.” Aber er steht auch für das GErufen- und Angerufensein, zugleich meint er auch, dass Gott jeden Menschen beim Namen kennt.

Taufpat*in: Sie haben die Aufgabe, die Eltern in der religiösen Erziehung zu unterstützen und das Kind liebevoll zu begleiten. Sie sprechen aucch mit den Eltern für as Kind das Glaubensbekenntnis und die Absage an das Böse.

Effata-Ritus („Öffne dich”): Der Taufspender berührt die Ohren und den Mund des Täuflings, so wie Jesus es bei der Heilung des Taubstummen gemacht hat. Das Kind möge seien Ohren öffnen für Gottes Wort und den Glauben bekennen bzw. weitersagen mit dem Mund.

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5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Taufelemente kennenlernen: Wörter, die zur Taufe gehören, werden entweder nach und nach auf die Tafel geschrieben oder aufgelegt und einzeln erklärt und besprochen. Utensilien können als Anschauungsmaterial mitgebracht werden, z.B. Taufkleid, Taufkerze, usw. und Bilder (ggf. aus dem Schulbuch) können gemeinsam erkundet werden.

Arbeitsblatt „Was bei der Taufe wichtig ist“ verbinden: Dieses Arbeitsblatt dient zur Vertiefung und dem erlernen der Gegenständen, die es für eine Taufe braucht. Das verbinden ist eine eher einfacher Übung. Alternativ können die Schüler*innen auch die Bilder und Worte ausschneiden und im Heft richtig zuordnen.

Heftarbeit Arbeitsblatt Taufe: Die Schüler*innen zeichnen das was es für die Taufe braucht in die Kästchen ein und füllen die Taufformel aus. Anschließend schneiden sie die Kästchen aus und gestalten eine Heftseite.

Namen gestalten: Die Schüler*innen können den Namen, auf den sie getauft wurden, in besonderer Weise gestalten. Dieser kann zum Beispiel für jedes Kind groß ausgedruckt werden, sodass in die Buchstaben eingezeichnet werden kann, was zu mir passt, Lieblingsfarben usw.

Taufformel erinnern: Von Kind zu Kind gehen und für jedes Kind wiederholen, was der Priester bei der Taufe gesagt hat. An den Anfang den Namen des Kindes stellen. Wenn sich Kinder ohne Bekenntnis in der Klasse befinden, könnte man es auch ihnen sagen und sagen, so würde der Priester sagen oder man sagt es nicht zu allen Kindern, sondern nennt nur ein oder mehrere Beispiele.

Fotos herzeigen/Taufkerze anzünden: Die Schüler*innen/Lehrperson können eigene Symbole der Taufe und ihre Fotos mitbringen. Mitgebrachte Kerzen können auch entzündet werden.

Wasserritual „Segnen“: Mit Weihwasser einander ein Segenskreuz in die Hand oder auf die Stirn zeichnen.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Eine Kirche besuchen: In der Kirche gemeinsam das Taufbecken bestaunen, über die Taufe sprechen, Kinder dürfen erzählen, wenn sie schon einmal bei einer Taufe (z.B. von einem Geschwisterkind) dabei waren, was sie dabei erlebt haben. Als Abschluss kann gemeinsam das Vaterunser gebetet und ein Lied (z.B. Jesus ist bei dir) gesungen werden.

Bilderbuch „Lena wird getauft” vorlesen: Dadurch lernen die Schüler*innen den Ablauf, die Zeichenhandlungen und die Symbole der Taufe kennen, u.a. diese genauer mit ihnen besprechen. Suchsel „Die Taufe ” (siehe unten) ausfüllen: Die Wörter, die zur Taufe gehören, finden und miteinander besprechen, was diese mit der Taufe zu tun haben. Gemeinsam kann man dann auch überlegen, welche Wörter zur Taufe im Suchsel nicht zu finden waren.

7 | Kinderbücher

 Lühmann, A., Schuld, K. (2016). Erkläre mir die Taufe. Coppenrath.

 Brielmaier, B. (2009). Lena wird getauft.Thienemann-Esslinger.

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| Lieder

 Jesus ist bei dir Liederbuch Religion Nr. 264

 Ich trage einen Namen T. von R. Krenzer, M. von P. Janssens / siehe unten

 Lied zur Tauffeier T. / M. von Sepp Faist: Hartberger Liederbuch Nr. 628 / siehe unten

 Wasser, lebendiges Wasser Liederbuch „Du mit uns” Nr. 599

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9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Mit Jesus durch das Leben gehen

Seiten 102 und 103 im Schulbuch | Kapitel 6

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Durch die Taufe wird der Mensch in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen, die als der konkrete Leib Christi in der heutigen Welt die Quelle christlichen Lebens darstellt. Die Aufnahme in die Kirche verdeutlicht auch, dass wir Menschen soziale Wesen sind: als sozial eingebundene werden wir zu Christen und Christinnen, nicht aus uns selbst heraus. Christwerden, tiefer ins Verstehen des Christusgeheimnisses und in die Berufung als Christ/Christin hineinzuwachsen wird als Prozess verstanden, der in der Taufe beginnt, das ganze Leben überdauert und auf Gemeinschaft angewiesen ist: alles Leben ist miteinander verbunden und in Beziehung. So bedeutet Kirche-sein einerseits Eingebunden-sein in eine größere Gemeinschaft, Mitgetragen-werden und zugleich Auftrag selbst in dieser Gemeinschaft die je individuelle Berufung ansatzhaft zu leben. Für die Kinder in dieser Altersstufe geht es wohl zunächst um das Aufmerksam-werden auf das Eingebunden-sein und Dazugehören, Mitgetragen-werden; aber es ist möglich schon den eigenen Beitrag als wichtig zu sehen und zu verstehen: mein Dabeisein ist wichtig und bereichert die Gemeinschaft der Kirche, ohne dass ich große „Leistungen“ vollbringen muss. Ich gehöre als wichtiger Teil dazu, als wichtiger Teil zu Christus. Das Wort „Kirche“ kommt vom griechischen Wort „kyriakè“: dem „Kyrios“/dem Herrn gehörig. Es geht also um Aufbau von Beziehung zu Jesus und zueinander, damit Kirche wird, was sie ist: zum Herrn Jesus gehörig.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

… wie es ist, sich mit jemandem verbunden zu fühlen. verstehen und deuten dass Getauft sein eine Verbundenheit mit Jesus schenkt. gestalten und handeln

… die Taufnamen schön gestalten und damit ein Verbundenheits-Plakat mit Jesus gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…was es heißt, mit Jesus verbunden durch das Leben zu gehen. entscheiden und mit-tun

… die Taufdaten auskundschaften und zusammen mit den Eltern eintragen.

3 | Lernanlässe

Die Taufe eines Kindes aus der Klasse oder eines Geschwisterchens Kinder ohne religiöses Bekenntnis sind in der Klasse Namen - welche/n Namensheilge/n habe ich?

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Freundschaftsband „I Jesus” verweist auf die Möglichkeit auch eine Freundschaft mit Jesus zu pflegen. Durch die Taufe gehören wir zu Jesus – im schulischen Kontext ist oft von „Jesusfreund*innen” die Rede. Durch ein solches Armband zeigt sich, wie aktuell die Freundschaft zu Jesus sein kann und dass Jesus wie Freund*innen an unserer Seite steht und unser Leben begleitet – wenn man es zulässt.

Der Text vom Raben Felix greift ein Motiv aus der Apostelgeschichte auf: das Leben in der Urgemeinde. Dort wird das Leben der frühen Christ*innen und ihre Glaubensgemeinschaft sehr idealtypisch beschrieben, dass sie eben alles gemeinsam haben, miteinander alles teilen, „ein Herz und eine Seele” sind. Es wird die geheimnisvolle Verbindung von Menschen durch Beziehung, Freundschaft und Liebe angesprochen.

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Das Lied „Einander brauchen” bringt das Thema des Einander-Brauchens und der Freundschaft in das Bild vom bunten Band, das gewebt wird. Mehrere Fäden zusammen ergeben ein buntes Band. Es ist ein Geben und Nehmen, ein Miteinander.

Der QR-Code führt zu einem Lied zum Miteinander.

Der Steckbrief zur Taufe lädt ein, dass die Kinder zusammen mit ihren Eltern ins Gespräch über ihre Taufe kommen. Dass sie Fotos und Andenken anschauen und die entsprechenden Daten in das Arbeitsblatt im Buch eintragen.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Lied „Einander brauchen” singen

Taufsteckbrief ausfüllen: Den Taufsteckbrief auszufüllen ist ein Auftrag, den die Schüler*innen am besten zu Hause zusammen mit ihren Eltern oder Taufpat*innen erledigen können. Wieder in der Schule können die Schüler*innen dann mithilfe vom diesem von ihrer eigenen Taufe erzählen. Schüler*innen die o.B. also ungetauft sind, können alternativ das Arbeitsblatt „Das bin ich” (siehe unten) ausfüllen.

Freundschaftsarmband basteln: Es können Freundschaftsarmbänder gebastelt werden, indem bunte Papierstreifen aus etwas stärkeren Papier zum Gestalten angeboten werden. Daraum können die Schüler*innen auch die Namen ihrer Freund*innen schreiben oder auch wie im Buch ein Freunschaftsarmband als Zeichen für die eigene Freundschaft zu Jesus gestalten. Die Papierstreifen sollten auf beiden Seiten gelocht sein, sodass anschließend ein Faden eingefädelt und das Armband um das Handgelenk gelegt werden kann. Eine weitere Möglichkeit ist das Erstellen von Freundschaftsarmbändern anhand von Perlen, die aufgefädelt werden. Hierbei bietet es sich an, dass Perlen mit Buchstaben darauf angeboten werden, sodass auf den Freundschaftsarmbändern Namen sichtbar sind.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

An Tauferneuerungsfeier teilnehmen: Kirche besuchen und evtl. von Personen aus der Pfarre die Utensilien für die Taufe gezeigt bekommen.

Taufbaum befüllen: Die Schüler*innen können z.B. jeweils ei ne Rebe gestalten, auf diese wird ihr Name und das Datum ihrer Taufe geschrieben. Gemeinsam werden die Reben dann an einen Weinstock, welcher u.a. in der Kirche aufgestellt sein kann, gehängt. Das ist natürlich auch zu anderen Themen möglich, zum Beispiele: Fische im Netz, uvm.

7 | Kinderbücher

 van Hout, M. (2012). Freunde. Aracari.

8 | Lieder

 Einander brauchen mit Herz und Hand T. / M. von Okko Herlyn / siehe unten

 Mit einem/r Freund/in an der Seite Liederbuch Religion Nr. 6

 Du bist ein Ton, in Gottes Melodie Liederbuch Religion Nr. 67

 Liebt einander, helft einander Liederbuch Religion Nr. 71

 Ich möcht, dass einer mit mir geht Liederbuch Religion Nr. 81

 Wo zwei oder drei Liederbuch Religion Nr. 178

 b ich gehe oder stehe: Gestern, heute und morgen Liederbuch Religion Nr. 250

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202 9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Das kann ich … das weiß ich …

Seiten 104 und 105 im Schulbuch | Kapitel 6

Diese Doppelseite am Ende des Kapitels dient der Selbstevaluierung der Kinder. Womit habe ich mich in Religion beschäftigt? Was kann ich, was weiß ich, was habe ich im Religionsunterricht gelernt, welche Fragen habe ich, …

Die Schatzkästchen beinhalten Anregungen zu den am Kapitelanfang beschriebenen „Schätzen”, die in diesem Kapitel zu finden waren. Da die Kinder der ersten Schulstufe sehr heterogen sind, was ihre Interessen und Fähigkeiten anbelangt (Lesen, Feinmotorik, Verständnis, bevorzugte kreative Ausdrucksweisen, …) sind hier Arbeitsimpulse mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten. Es geht darum, dass sich die Kinder bewusst werden, welche Schätze sie durch den Religionsunterricht entdecken, was sie im Sinne der Kompetenzorientierung neu wissen und neu können, worüber sie nachdenken und welche Fragen neu generiert werden.

Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung

Seite 106 im Schulbuch | Kapitel 6

Die Schlussseite bildet eine Seite der Vertiefung und des Verweilens. Das grafische Element erinnert an die Osterkerze mit Kreuz, den Wundmalen und Alpha und Omega: Christus ist der Anfang und das Ende. Eingebettet in der Mitte die Ostersonne und das österliche Licht wie von bergenden Händen im Blau umgeben. Blau deutet als Farbe einerseits auf das Wasser und die Tiefen des Meeres, aus dem alles Leben kommt und anders verweist es auf die unendliche Weite des Himmel und des Himmlischen.

Die Worte verdeutlichen und interpretieren, worum es geht: um einen Weg aus der Finsternis zum Licht, von der Trauer zur Freude, vom Tod zum Leben. In dieses Geheimnis werden wir in der Taufe hinein verwoben, nicht mehr ich lebe, wie Paulus sagt, sondern Christus lebt in mir.

Literatur zum 6. Kapitel

Betz, O. (1989): Lebensweg und Todesreise. Märchen von der Suche nach dem Geheimnis. Freiburg i. B.: Verlag Herder.

Bowlby, J. (2018): Bindung als sichere Basis. Grundlagen und Anwendung der Bindungstheorie. München: Ernst Reinhardt Verlag.

Hilger, G./Ritter, W. (2006). Religionsdidaktik Grundschule. Handbuch für die Praxis des evangelischen und katholischen Religionsunterrichts. München: Kösel Verlag.

Höfer, A. (2002). Erlösung will erfahrbar sein. Erlösungsvorstellungen und ihre heilende Wirkung. München Don Bosco Verlag.

Küng, H. (2012): Jesus. München Piper Verlag.

Neuhold, H. (2023): Integrative Gestaltpädagogik und biblische Spiritualität. Biblische Gestalten unser Leben. Gevelsberg: EHP – Verlag Andreas Kohlhage.

Rech, Ph. (1966): Inbild des Kosmos. Eine Symbolik der Schöpfung, Bd II. Salzburg: Otto Müller Verlag.

Riedel, I. (1994): Hildegard von Bingen. Prophetin der kosmischen Weisheit. Stuttgart: Kreuz-Verlag.

Schweitzer, F. (2012): Elementarisierung im Kontext neuerer Entwicklungen. In: Grümme, B./Lenhard, H./Pirner, M.: Religionsunterricht neu denken. Innovative Ansätze und Perspektiven der Religionsdidaktik. Stuttgart: Verlag Kohlhammer.

Stamer, B. (1994): Quelle/Wasser im Märchen. In: Moltmann-Wendel, E./Schwelien, M./Stamer, B.: Erde – QuelleBaum. Lebenssymbole in Märchen, Bibel und Kunst. Stuttgart: Kreuz-Verlag.

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KAPITEL 7: Einander vertrauen – Die Welt ist bunt.

Impuls

Kein Blatt gleicht dem anderen „Mangaliso, was machst du mit all den Blättern auf dem Boden?“

„Ich vergleiche sie. Ich möchte sehen, ob zwei Blätter genau gleich sind.“

„Was hast du bis jetzt gefunden?“

„Von ferne betrachtet, sind sie alle gleich, aus der Nähe betrachtet, ist jedes anders.“

„Es ist wie bei den Menschen“, sagt Solomon.

„Und wenn ich die Blätter von allen Bäumen des Urwaldes abreißen und sie miteinander vergleichen würde?“

„Das Ergebnis wäre dasselbe. Du würdest kein gleiches Blatt finden.“

„Warum ist das so?“, will Mangaliso wissen.

„Weil Gott die Fülle ist und die Vielfalt liebt.“, sagt Solomon.

Albert Herold

Allgemeine Hinführung

Die Wertschätzung von Vielfalt und Buntheit der Welt wurzelt in einer vertrauensvollen Offenheit der Welt und den Menschen gegenüber. Insofern ist die „Lebenskraft Vertrauen” als Schlüssel für ein gutes Miteinander zu sehen. Sie kann aber nicht gefordert werden - weil Vertrauen letztlich nicht gemacht werden kann, sondern „wie von selbst” entsteht oder nicht entsteht -, sie kann aber sehr wohl gefördert werden; zumindest kann die Sehnsucht nach diesem Vertrauen geweckt werden, selbst in einer misstrauischen Welt. Dazu braucht es Beziehung, Sicherheit und Schutz von Seiten der Lehrperson, damit das Kind sein Herz öffnen kann und sich vertrauensvoll auf das Risiko der Begegnung einlassen kann. Theologisch wurzelt letztlich dieses Vertrauen und erwächst es aus dem tiefen Gespür, Wissen und Glauben, dass die ganze Schöpfung, besonders auch alle Menschen als Abbild Gottes aus demselben Geist leben und atmen und daraus das Leben voll Vertrauen miteinander gestalten können. Dazu bedarf es der Resonanz (Hartmut Rosa), bzw. durch dieses Vertrauen und Wertschätzen der Vielfalt entsteht ein Resonanzraum. "Schule kann auf solche Weise zum Resonanzraum werden - oder sie kann sich in eine Entfremdungszone sondergleichen verwandeln. Resonanz und Entfremdung beschreiben dabei insbesondere die Beziehungsweisen zwischen Stoff, Lehrenden und Lernenden…” (Rosa 2016, 408).

Der theologische Zugang und auch die Bibelzitate verweisen auf mögliche Querverbindungen zum Thema „Pfingsten” und „Gottes Geist”, der ja auch als Gemeinschaft stiftend und Kirchen stiftend (Pfingsten: Geburtstag der Kirche) in der Apostelgeschichte erfahren und beschrieben wird.

Das Kapitel will insgesamt aus diesem Wissen umd den einen Geist Vertrauen stärken, damit Differenz und Vielfalt als wertvoller Schatz wahrgenommen werden kann und will „die angstfreie Bewusstheit von Differenz” (Neuhold 2016) fördern.

Die Zusammensetzung und Vielfalt in der Klasse kann einen Lernanlass bilden, genauer wahrzunehmen und hinzuschauen, wie sich Vielfalt und Heterogenität in der Klassengemeinschaft bzw. Schule abbildet. Mit dem mehrfach in der Überschrift sich wiederholendem Wort „Schatzkiste“ soll deutlich werden, dass Unterschiede wertschätzend als wichtiger Schatz betrachtet werden kann. Heterogenität als Konsequenz des Ernstnehmens der Individualität jedes Kindes und religionspädagogischer Subjektorientierung kann heute als eines der pädagogischen Schlüsselwörter gesehen werden. „Offensichtlich gehört Heterogenität zum pädagogischen Feld wesentlich dazu. Wo Pädagogik, dort Vielfalt und Unterschiedlichkeit, aber auch der Versuch, diese Heterogenität durch die Formung von Unterrichtszielen, von gleichförmigen Methoden oder bereits vereinheitlichenden Wahrnehmungen und Ordnungsgefügen zu bearbeiten.“ (Grümme 2017, 25). Bernhard Grümme fokussiert damit auf die oft unbewussten Ambivalenzen, die heutiger Pädagogik, die sich als eine heterogenitätssensible positionieren will und muss, innewohnen.

Eine zukunftsträchtige Religionspädagogik hat in unserer pluralen Gesellschaft den Nachweis zu erbringen, dass sie pluralitätsfähig ist und Vielfalt wertschätzend ernst nimmt, will sie die Menschen darin noch erreichen. Vielfalt hat im jüdisch-christlichen Kontext ihre Wurzel in der Schöpfungserzählung, Gen 1: Der Mensch als Abbild Gottes geschaffen. Insofern bildet dieses erste Kapitel die Nagelprobe dafür: Kann es gelingen, eine wertschätzende Grundhaltung gegenüber der Vielfalt der Menschheit zu entwickeln bzw. zu fördern?

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Lehrplanbezüge des 7. Kapitels

Kompetenzbereich | C6: Religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Gesellschaft und Kultur Leitkompetenz | Unterschiedlichen Lebensweisen und Glaubensformen reflexiv begegnen können. Kompetenzbeschreibung | Die Schüler*innen können erkennen, dass Gemeinschaft in Verschiedenheit gelebt wird und können zu einem guten Miteinander beitragen.

Unterrichtshinweise | Lebenskraft Vertrauen; (Spiel-)regeln für das Miteinander.

Kompetenzniveau 1 | Die Schüler*innen können ausdrücken, was gebraucht wird, um sich in einer Gemeinschaft wohlzufühlen.

Zuordnung - Zentrale fachliche Konzepte:

Lebensrealitäten und Transzendenz: Christlicher Glaube versteht den Menschen in seiner Biografie und in seinen Lebensbezügen als transzendentes Wesen und erschließt Wege der Sinnfindung durch Transzendenzbezug.

Freiheit und Offenbarung: Quellen der Offenbarung sind die Bibel und die kirchliche Tradition in ihrer Vielfalt. Auf der darin grundgelegten Freiheit des Menschen basiert die Achtung der Religionsfreiheit jeder Schülerin und jeden Schülers.

Titelseite: Einander vertrauen – Die Welt ist bunt

Seite 107 im Schulbuch | Kapitel 7

Das Titelbild zeigt ein wunderbares buntes Gewebe von Fäden, die ineinander wie bei einem Teppich verwebt und verflochten sind. Damit wird ein gemeinsames (Muster) sichtbar und zugleich bleibt die jeweilige individuelle Unterschiedlichkeit.

Schätze entdecken … zeigt im Sinne eines kompetenzorientierten Lernens auf, wohin die inhaltliche Reise bzw. Schatzsuche in diesem Kapitel geht, in welchen Themenbereichen Kompetenzen erworben werden können. Dabei sollen die Dimension der Mitwelt und die Dimension des Inneren berührt werden.

Möglichkeiten für die Arbeit mit der Titelseite

Bildarbeit: Das Bild betrachten und zusammen Herausfinden, was dargestellt ist: Welche Farben sind zu sehen? Wie hängen die Fäden zusammen? Sind alle Fäden gleich? Usw. Gemeinsam ein Netz aus Wolle spannen: Gemeinsam kann ein Netz aus Wollfäden gespannt werden. Eine Möglichkeit wäre, im Sesselkreis zu sitzen und ein Kind beginnt und darf eine Sache über sich, von der es denkt, dass es noch niemand weiß, erzählen. Wenn es fertig ist, dann wirft es den Wollknäul zum nächsten Kind, welches wiederum erzählen darf. Wichtig ist, dass beim Werfen immer das aktuelle Ende festgehalten wird und nur der Wollknäul geworfen wird. So entsteht in der Mitte des Kreises ein Netz. Des Weiteren könnte man auch so anfangen, dass die Lehrperson einem Kind eine Frage stellt und den Wollknäul zuwirft. Dieses Kind darf nun einem anderen Kind eine Frage stellen und wieder den Wollknäul zu werfen, bis alle eine Ende der Wolle in der Hand haben und wiederum ein Netz entsteht. Man könnte auch mehrere Durchgänge mit jeweils verschiedenen Wollfarben machen. Auch möglich wäre auch die Kombination verschiedener Wollfarben, indem jedes Kind eine eigene Wolle hält und diese durch einen Knoten die aktuelle ablöst. Der Entstehende Faden könnte dann z.B. als Spirale auf festes Papier geklebt werden und zu einem Klassensymbol auf die Klassenwand aufgehängt werden.

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wahrnehmen, erinnern, erzählen

Gemeinsames und Verschiedenes

Seiten 108 und 109 im Schulbuch | Kapitel 7

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Zu Beginn des Kapitels geht es zunächst wiederum um das wertschätzende Wahrnehmen von Vielfalt, das Erinnern und Erzählen: „Schatzkiste Vielfalt”. Dieses Wahrnehmen und diese Schatzsuche beginnt sinnvollerweise zunächst im eigenen Umfeld der Familie, Klasse und Schule - der Lebenswelt der Kinder. Das kann von den unterschiedlichen Namen, Gesichtern, den möglicherweise unterschiedlichen Herkünften und Muttersprachen - auch im Sinne einer „interkulturellen Bildung” - beginnen. Darauf wollen auch die Bilder verweisen, wo das Miteinander in den Mittelpunkt gerückt wird, das gemeinsame Tun und Sein trotz aller Verscheidenheit und wünschenswerter Individualität. Die Verschiedenheit und Individualität wird hier bewusst zunächst als Schatz gesehen und beschrieben, obwohl gerade diese Verschiedenheit in Gemeinschaften zu Schwierigkeiten führt und Konflikte bringen kann. Wieviel ICH verträgt das WIR? ist im alltäglichen Zusammensein in der Klasse eine wichtige und berechtigte Frage und pädagogische Herausforderung.

Zugleich soll auch die Tiefendimension des Verbunden-seins, des Gemeinsamen bei aller Vielfalt, bei aller Unterschiedlichkeit, vielleicht auch bei aller Anders- und Fremdheit zur Sprache kommen und als Schatz wahrgenommen werden können, weil wir letztlich alle aus demselben „Atem und Geist Gottes” leben. Dieser Atem und Geist verbindet uns alle und die ganze Menschheit, weil jeder und jede ein von Gotte geliebtes und gewolltes Kind und Geschöpf ist, das nach dem Buch Genesis als sein Abbild und Ebenbild in dieser Welt lebt.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

…dass unser Zusammenleben von Gemeinsamkeiten und Vielfalt geprägt ist.

…dass es unterschiedliche Ebenen gibt, auf denen man sich unterscheiden oder etwas gemeinsam haben kann.

verstehen und deuten

…dass Vielfalt etwas Bereicherndes ist und die Welt bunt macht. gestalten und handeln

…indem sie ein gemeinsames Bild gestalten. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…was sie mit anderen gemeinsam haben, aber auch welche Besonderheiten sie haben. entscheiden und mit-tun

…indem sie anderen wertschätzend begegnen und gut mit ihnen umgehen.

3 | Lernanlässe

Verschiedenheiten in der Klasse

Gemeinsamkeiten in der Klasse

Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Familie (z.B. Geschwister, Zwillinge, uvm.)

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Bildcollage holt die Lebenswelt der Schüler*innen in das Schulbuch. Zwillinge - gleich und doch verschieden: Jeder kennt es: eineiige Zwillinge schauen sich oft zum Verwechseln ähnlich. Und dennoch sind sie individuelle Wesen. Sie haben viel Gemeinsames, aber dennoch sind sie jeweils einzigartig und verschieden. Auf diesem Bild essen die beiden gemeinam eine

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Wassermelone, die haben eine ähnliche Frisur, ein sehr ähnliches Aussehen, aber sie blicken in andere Richtungen, vielleicht denken sie gerade an etwas Unterschiedliches, vielleoicht, fühle sic sich unterschiedlich wohl, haben unterschiedliche Wünsche, … gemeinsam und doch verschieden.

Würfel mit Begrüßung in unterschiedlichenSprachen: Die Sprachen, die hier auf den Würfeln sichtbar werden, sind: Bonjour- französisch, Hello – englich, Ciao – italienisch, Aloha – hawaianisch, Hallo – deutsch, Hej – schwedisch, Ni Hao – chinesisch, Salut - französisch, Hola - spanisch

Orchester (verschiedene Instrumente, ein Lied): Kinder spielen hier mit unterschiedlichen instrumenten. Jedes klimgt anders, doch zusammen ergeben sie einen gmeinsamen und harmonischen klang. Gerade das Zusammenklingen von unterschiedlichen Instrumenten macht die musik interesant und schön. So ist es wohl auch in menschlichen Gemeinschaften.

Kinderhände: unterschiedlicheste Kinder stehen in einem Kreis zusammen, halten ihre Hände in die Mitte. Sie fühlen sich in ihrer Unterschiedlichkeit als Gemeinschaft, sie feuern sich an und – wie oft vor einem sportlichen Wettkapmpf sichtbar – verbinden sie sich, um sich zu motivieren, zu stärken und sich selber anzufeuern. Die gemeinsame Mitte verbindet sie.

Gemeinsames Essen: Ein Tisch voller bunter Speisen, Früchten, Gemüse, … verbindet hier unterschiedliche Menschen, die miteinander essen. Gerade das Essen offenbart auf unseren Tischen oft die Zusammengehörigkeit und Vielfalt der ganzen Welt. Die bunte Vielfalt regt an nachzudenken, woher die Speisen kommen, welche Menschen hierfür gearbeitet haben, … gemeinsam essen verbindet.

Kinder mit bunten Tüchern (Pfingsten): hier sieht man einen Ausschnitt aus einer gottesdienstlichen Feier, in der gemeinsam gesungen und mit Chiffontüchern getanzt wird. Erstkommunion, aber auch pfingstliche Freude wird sichtbar. Der Geist Gottes verbindet und schenkt Gemeinschaft und Freude.

Das Bild in der Mitte zeigt Menschen aus der Vogelperspektive, die sich in ihrer Buntheit und Unterschiedlichkeit wie in einer Spirale verbinden und miteinander tanzen. Es ist somit ein Hoffnungsbiuld, dass die Menschen der Welt verbindet und – im Gegensatz zu Krieg und Ausgrenzung – in einem friedlichen Miteinander zeigt.

Der QR-Code führt zu einem Pfingstlied, das wesentliche Bilder für den Heiligen Geist aufnimmt: Der Geist als Atmen, der in uns atmet und uns belebt, als Feuer, das in uns brennt und Freude und Begeisterung bewirkt, und schließlich der Heilige Geist als wirkmächtige Kraft, die uns antreibt und verändert. Das Lied und auch der Spruch in roter Farbe bringen die Thematik vom Gemeinsamen und Verschiedenen in Zusammenhang mit dem Thema von Pfingsten: Wir sind in unserer Verschiedenheit geheimnisvoll verbunden im Atem und Geist Gottes.

Im Schatzkästchen ist Platz für Dinge, die gemeinsam getan werden können, die gerade im gemeinsamen Tun Spaß und Freude machen.

Der Satz „Wir sind geheimnisvoll verbunden…” verweist auf Pfingsten. Der Geist Gottes verbindet die Menschen. Beim Pfingstfest in Jerusalem können sich alle anwesenden Menschen trotz unterschiedlicher Muttersprachen gegenseitig verstehen. Der Satz verweist auch auf die Erfahrung vieler Menschen, dass es es trotz Unterschiedlichkeit oft ein Verstehen und Verbundensein gibt. Der Satz deutet auch die Bilder von der linken Buchseite in einem christlichen Kontext: Doirt, wo Menschen sich verbinden, wo Unterschiedlichkeit nicht tennt, sondern ein Miteinander gelebt wird, wird geheimnisvoll der Geist Gottes spürbar und sichtbar.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bilder betrachten: Die Schüler*innen betrachten die Bilder und erzählen davon, inwiefern auf den Bildern etwas Gemeinsames, aber auch etwas Verschiedenes zu entdecken ist. Des weiteren geht es auch darum zu erkennen, dass sich die Unterschiedlichkeit von Menschen nicht nur auf visueller Ebene ergibt und das Verschiedensein als Normalität betrachtet werden kann.

Von Verschiedenheit erzählen: Die Schüler*innen können davon erzählen, wo sie selbst Verschiedenheit erleben bzw. inwiefern diese eine Bereicherung/Herausforderung ist.

„Du bist ein Ton in Gottes Melodie" singen und gemeinsam musizieren: Das Lied kann gemeinsam gesungen oder angehört werden. Um die Botschaft des Liedes noch deutlicher auszudrücken kann mit den Kindern gemeinsam musziert werden. Dazu bekommen die Schüler*innen unterschiedliche Orff- und Rhythmusinstrumente und können so gemeinsam einen Klangkörper bilden. Jede und jeder kann sich mit ihrer/seiner Einzigartigkeit einbringen und mitmachen.

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6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Gemeinschaftsbild gestalten (ggf. Arbeitsblatt): Die Schüler*innen in Kleingruppen einteilen und sie dazu anleiten, gemeinsam ein Bild zu malen. Thematisch gesehen könnte man hier etwas vorgeben oder der Fantasie der Kinder freien Lauf lassen. Als Beispiel dient das Arbeitsblatt im Anhang, welches zumindest in A3 ausgedruckt werden sollte, damit 2-4 Kinder gemeinsam malen und sich überlegen können, wie eine Klasse für sie zum Wohlfühlort wird. Weitere Beipiele für Vorgaben wären: Malt einen Ort wo ihr gerne gemeinsam wärt, zeichnet eine Glücksschule,…

Strophen erfinden: Für das Lied „Du bist du und ich bin ich” passende Strophen finden, die zu den Schüler*innen der Klasse und zur Melodie des Liedes passen.

7 | Kinderbücher

 Brooks, F. (2021). Alle anders, das sind wir. Usborne.

 Lionni, L. (2006). Sein eigene Farbe. Julius Beltz.

 Lobe, M. (2019). Das kleine Ich bin Ich. Jungbrunnen.

 Murray, M., Kai, H. (2020). Wir sind gleich und doch verschieden. Gabriel.

8 | Lieder

 Das alles steckt in mir Liederbuch Religion Nr. 12

 Du bist ein Ton in Gottes Melodie Liederbuch Religion Nr. 67

 Du bist du und ich bin ich T. / M. von K. Mikula: www.mikula-kurt.net

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Foto von Kerstin Seneca Jensen

Ein buntes Miteinander

Seiten 110 und 111 im Schulbuch | Kapitel 7

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Menschliches Leben ist eingebunden in Gemeinschaften, Zugehörigkeit bedeutet ein wichtiges menschliches Grundbedürfnis. Zunächst geht es um die kleine Gemeinschaft in der Klasse, um das Zusammenleben in der Gruppe und in der Schule. Die Erfahrung von Klassengemeinschaft ermöglicht Zugehörigkeit und Eingebundensein als zentrale menschliche Erfahrungen wider Isolation und Trennung. Werte und Grundregeln des Zusammenlebens können in dieser Gemeinschaft erlebt und erlernt werden als Basis sozialen Lernens. Die schulische Gemeinschaft und Gruppenerfahrungen erweitern so die kindlichen, zunächst auf die Familie bezogenen Lernmöglichkeiten und ermöglichen Wachstum und neue Chancen. Konfliktsituationen aufgrund unterschiedlicher Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche sind in Gemeinschaften wichtige Herausforderungen und besondere Lernanlässe für soziales Lernen und Erweiterung der persönlichen, oft eingeengten Sicht. Dafür auch gemeinsam Gesprächsregeln zu entwickeln und einzuüben kann als wichtiger Beitrag zur Schulkultur und Humanisierung der Schule gesehen, weil es in ihr immer auch um Herzensbildung und ethische Bildung geht. Gemeinschaft sowie Regeln des Zusammenlebens verweisen aber auch auf den größeren Kontext bis hin zu weltweiten Bezügen, weil eben alle und alles im globalen Kontext miteinander vernetzt ist. In all dem wird das Gute und gutes gelingendes Leben für alle Menschen ge- und versucht trotz aller Konfliktsituationen und Herausforderungen. Global Citizenship Education nimmt diese Dimensionen des Lernens und der Bildung, die im Lehrplan in den Kompetenzen 7 und 9 angesprochen werden, in den Blick. Diese können im Hintergrund des konkreten Unterrichts immer mitschwingen und den größeren Kontext eröffnen. Es zeigt sich darin zudem, wie die kleine Welt mit der großen vernetzt ist.

Die Liebe „als das Band, das alles zusammenhält“ nach dem Kolosserbrief der Bibel wird zur weltweiten Richtschnur für das Zusammenleben über die Religionen hinaus; solche Grundregeln und Grundwerte als wertvoller Schatz finden sich in allen Religionen und Weltanschauungen.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können… wahrnehmen und beschreiben

… wie Menschen miteinander umgehen. verstehen und deuten

… dass ein guter Umgang miteinander wichtig für ein friedvolles Zusammenleben ist. gestalten und handeln

… die Buntheit der Gemeinschaft/Klasse kreativ darstellen (Plakat, Bodenbild, Gemeinschaftswerk, …). (be-)sprechen und (be-)urteilen

… liebevoll miteinander umgehen, wie geht das?

… was das Zusammenleben manchmal schwer macht.

… einander sagen, was mir an dir gefällt, was du gut kannst, … entscheiden und mit-tun

… das Lied „Wir wollen aufstehen” gemeinsam singen und passende Bewegungen dazu finden.

3 | Lernanlässe

• Buntes Miteinander in der Klasse/Schule/Familie/Stadt/…

• Konflikte und Streit

• Unterschiede und Gemeinsamkeiten

• Freunde und Geschwister

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4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Text vom Raben Felix kann als Lernanalass dienen bzw. ins Thema hineinbegleiten. Sie beschreibt eine mögliche Alltagssituation im Schulhof mit unterschiedlichen möglichen Beobachtungen und Wahrnehmungen. Zugleich aber bringt sie auch durch den Menschenfreund Max eine deutliche Wertung herein und lädt so zum Gespräch bzw. zur Stellungnahme ein: „Gutsein ist wertvoller als alle Edelsteine der Welt.“ So wird auch zum Satz aus dem Kolosserbrief übergeleitet.

Das Bild „Buntes Miteinander” drückt Verbundenheit aus und bringt die Diversitätskategorie Behinderung und Inklusion ein. Kinder motiviert und fokussiert, spielend zu lernen und sind offen für Kontakt und Beziehung, auch über alle Verschiedenheit und Diversität hinaus.

Das Bibeltext nach Kol 3,14 stammt von Paulus aus dem Brief an die Kolosser „Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält” führt in die religiöse Tiefendimension von Gemeinschaft: die Liebe ist letztlich das verbindende Band, von der es im 1. Johannesbrief heißt: Gott ist die Liebe.

Das Bild „Kinder beim Spielen“ von Stefan Karch zeigt typische kindliche Spiel- und Begegnungssituationen, die darauf verweisen, wie motiviert und fokussiert Kinder an das Leben herangehen und spielend lernen. Diese Freude gilt es aufzunehmen, ihr Interesse wahrzunehmen, ihre Neugier wach zu halten, ihre Wünsche und Sehnsucht nach Kontakt und Beziehung sind wichtige (religions)pädagogische Anliegen. Zugleich drückt das Bild Verbundenheit - „Connectedness“ nennt es der Neurobiologe Gerald Hüther - in aller Verschiedenheit und Diversität aus und verdeutlicht diesen Aspekt und das Einbringen der Diversitätskategorie Behinderung und Inklusion.

Das Lied „Wir wollen aufstehn“ fordert auf, Beziehung und Gemeinschaft bewusst zu gestalten durch Aufeinander-zugehen und Kontakt und so das positive Miteinander-umgehen zu lernen. Das Herz, welches seine Hand in Richtung des Liedes ausstreckt, hat einen neugierigen Blick und scheint sich von dem Lied angezogen zu fühlen und lädt dazu ein, sein eigenes Herz zu öffnen, aufzustehen und auf andere zu zu gehen.

5 | Möglichkeiten

für die Arbeit mit der Doppelseite

Bildbetrachtung „Buntes Miteinander“: Das Bild gemeinsam anschauen und besprechen. Was ist zu sehen. Welche Verschiedenheiten kannst du entdecken? Warum ist es wichtig, dass wir verschieden sind und trotzdem zusammenhalten? Was braucht es, damit wir gemeinsam gut miteinander auskommen? Was können wir voneinander lernen?

Lied „Wir wollen aufstehen” gemeinsam singen und passende Bewegungen dazu finden

Feedback-Hände: Jedes Kind paust auf einem A4 Papier seine beiden Hände ab und schreibt seinen Namen auf das Blatt. Die Blätter mit den Händen und Namen der Kinder werden in der Klasse verteilt. Jetzt gehen die Kinder herum und schreiben/zeichnen zu einigen oder allen Kindern in die jeweilige Hand: Ich mag an dir …, Du kannst gut…, Mir gefällt an dir, … usw. Anschließend bekommt jedes Kind sein Blatt zurück und darf sich über die wohltuenden Rückmeldungen der Klassenkolleg*innen freuen.

Bodenbild legen: Die Klasse legt gemeinsam mit unterschiedlichen Legematerialien ein buntes Bodenbild, das die Vielfalt der Klasse widerspiegelt. Zuvor kann gemeinsam überlegt werden, was zu unserem bunten “Klassenmiteinander” gehört, was uns als Gemeinschaft ausmacht, … Während der Legearbeit kann evtl. leise ruhige Musik gespielt werden. Anschließend kann das Gemeinschaftswerk bestaunt, besprochen und fotografiert werden.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Dance and Draw: Ein langer Papierstreifen auf den Boden oder eine Tischreihe legen. In Abständen liegen Stifte zum Malen bereit. Alle Schüler*innen laufen zur Musik um das Papier herum. Sobald die Musik stoppt, nimmt sich jedes Kind einen Stift und beginnt zu malen. Nach kurzer Zeit des Malens beginnt die Musik erneut, die Stifte werden auf das Papier gelegt. Beim nächsten Halt malt jede*r an der Stelle weiter, an der er/sie stehen bleibt. Das Spiel dauert so lange, bis es keinen Platz mehr zum Malen gibt. So entsteht ein buntes Gemeinschaftsbild.

Gemeinschaftsbild gestalten: Aus vielen einzelnen Bildern kann sich ein Gesamtbild ergeben oder die Schüler*innen gestalten auf einem sehr großen Papier direkt ein gemeinsames Bild zu einem vorgegebenen Thema (z.B. unsere Glücksschule). Eine andere Möglichkeit ist ein Gemeinschaftsbild z.B. zum Thema „Wir sind ein super Team”. Alle Schüler*innen bekommen hierzu die Vorlage für ein Trikot und durften dieses

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ganz nach ihrem Geschmack gestalten. Aus den einzelnen Trikots wurde, entsteht ein Plakat, welches in der Klasse aufgehängt werden kann (siehe unten).

7 | Kinderbücher

 Weniger, B., Tharlet, E. (2016). Einer für Alle - Alle für Einen! Minedition.

 Fromme-Seifert, V., Kamcili-Yildiz, N., Poritzki, S. (2018). Miteinander beten. Die schönster interreligiösen Gebete. Don Bosco.

 Motschiunig, U. (2020). Wie schön, dass wir uns haben, kleiner Fuchs! G&G.

8 | Lieder

 Wir wollen aufstehen, aufeinander zugehen Liederbuch Religion Nr. 9

 Du bist ein Ton in Gottes Melodie Liederbuch Religion Nr. 67

 Kunterbunt ist Gottes Garten Liederbuch Religion Nr. 65

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Was dem Miteinander gut tut – Was Menschen sich wünschen

Seiten 112 und 113 im Schulbuch | Kapitel 7

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Bunt zusammengewürfelt treffen Kinder in der ersten Klasse aufeinander und daraus soll ein Miteinander entstehen möglichst so, dass es für alle Kinder, Lehrer*innen, Eltern, etc. gut lebbar ist und ein lernfreundliches Klima entsteht. Im Laufe des ersten Schuljahres wird mit vielen Auf und Ab’s, großen und kleinen Entwicklungsschritten unter starker Mithilfe der Lehrperson einiges an gemeinschaftlichen Erfahrungsraum eröffnet haben und zum Miteinander wachsen, zum sozialen Lernen und vielem mehr beigetragen haben. Was zunächst alle vereint, ist der Wunsch, dass das Miteinander leben und das Miteinander lernen gelingen möge und grunsätzliche Regeln der Achtsamkeit und Wertschätzung eingehalten werden. Intiutiv wird man sich vermutlich im Sinne einer praktischen Ethik an der vielen Religionen geminsamen Goldenen Regel orientieren, die auch im Matthäusevangelium zu finden ist: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.” Mt 7,12. So fasst Matthäus in seinem Evangelium die ganze Ethik zusammen. Der Lehrplan sieht als Unterrichtshinweis vor, dass sich die Kinder mit möglichen und erwünschten Regeln des positiven Zusammenlebens in der Klassengemeinschaft auseinandersetzen und diese erkennen, bestenfalls auch bewusst umsetzen können. So soll das Wir gestärkt werden, was sicherlich nicht für alle Kinder der ersten Schulstufe immer ganz einfach sein wird. Zumindest können die bisherigen positiven und auch negativen Erfahrungen im Zusammenleben in der Klasse reflektiert und die Wünsche der Kinder, was sie brauchen, um sich in der Gemeinschaft wohlzufühlen - wie manche auch in den Sprechblasen der rechten Seite zu finden sind - dazu geäußert und besprochen werden. Allein das Aüßernkönnen und Besprechen kann die Selbstwirksamkeit und das Selbstvertrauen bei den Kindern bestärken.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

…welche Regeln des Zusammenlebens es gibt …welche Wünsche sie für das Zusammenleben haben verstehen und deuten …welche Regeln von besonderer Bedeutung sind und warum. gestalten und handeln

…das eigene Handeln so gestalten, dass andere sich wohlfühlen können. (be-)sprechen und (be-)urteilen

…was sie sich wünschen und was andere sich wünschen. entscheiden und mit-tun

…indem sie ihre eigenen und die Wünsche anderer für wichtig erachten und diesen ggf. nachkommen.

3 | Lernanlässe

● Atmosphäre in der Klasse (ruhig, unruhig, …)

● Wünsche der Kinder z.B. für die Klasse/Familie usw.

● Erwartungen die an andere gerichtet sind

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Im Bild „Dynamisches Miteinander“ auf der linken Seite schwirren viele kleine Punkte und Striche herum. Manche vereinzelt, manche verbunden, manche wie in einem Knäuel aneinander gedrängt. bunt und unterschiedlich in unterschiedlichen Vernetzungen. Von links nach rechts kommt es zu einem stärkeren Miteinander. So wie wohl auch bei Kindern einer Schulklasse. Es braucht Zeit, bis die bunten einzelnen Kinder Beziehung aufnehmen. Es braucht Zeit, bis eine größere Gemeinschaft entsteht. Aber alles ist und

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bleibt in Bewegung. Die bunten Punkte und Striche können sich immer wieder neu formieren. Gemeinschaft in Vielfalt ist nichts Statisches, sondern ist dynamisch und das Miteinander ist ein spannender Prozess. Das Gedicht „Einander verstehen” zeigt die positive Kraft des Miteinander auf. wo Menschen nicht nur vereinzelt und einsam, sondern gemeinsam gehen und handeln, können sie die Welt verändern. Wenn Kinder im Lebensraum miteinander lernen, leben, spielen, … und gut miteinander umgehen, ist die Welt für die Kinder in Ordnung. Und das ist wohl das, was jedes Kind sich in einer Klassengemeinschaft wünscht.. Der Junge und die Sprechblasen weist darauf hin, dass es im Miteinander in der Schule gut tut, wenn gewisse Umgangsformen und Regeln eingehalten werden. Dabei ist es wichtig zu lernen, seine Bedürfnisse zu nennen, zu sagen, was für eine/n gut oder nicht ok ist, gemeinsam zu überlegen, wie alle gut miteinander leben und lernen können. eine Sprechblase ist leer. Sie ist der Hinweis, dass die Kinder in ihrer speziellen Klassensituation weiter denken können und sollen. Im Schatzkästchen haben Kinder ganz individuell die Möglichkeit für sich zu überlegen, was sie sich in der konkreten Klassengemeinschaft wünschen. was sie brauchen, damit es ihnen gut geht, was sie nicht wollen, weil es ihr Lernen und ihr Wohlfühlen stört.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Schatzkästchen & Sprechblase befüllen: Die Schüler*innen könne selbst einen Satz in die Sprechblase schreiben, zur Frage, was dem Miteinander allgemein gut tut. Durch die bereits befüllten Sprechblasen erhalten sie Ideen, in welche Richtugn es gehen könnte. Des Weiteren ist im Schatzkästchen Platz um auszufüllen, was man sich vom Miteinander wünschen würde. Dabei kann konkret auf das Miteinander in der Klasse eingegangen werden. Die Wünsche hängen dann stärker davon ab, wie die Situation derzeit ist. Zum Beispiel könnten sich Schüler*innen mehr Ruhe in lauten Klassen wünschen oder dass einem nichts weggenommen wird, wenn stehlen ein Thema ist usw.

Mitteilen was ich mir wünsche: Die Schüler*innen teilen ihre Wünsche für das Miteinander mit ihren Mitschüler*innen. Dabei wird darauf geachtet, dass sie einander zuhören, denn zuhören ist ein gutes Beispiel dafür, dass man das, was man sich für sich selbst wünscht, auch bei anderen anwendet. Des Weiteren sollen sie ihre Wünsche nicht direkt an andere Kinder richten, sondern allgemein (z.B. „du” statt einen “Namen” zu sagen) formulieren. Die Wünsche können auf kleine Zettelchen geschrieben und in der Klasse aufgehängt werden.

Legearbeit „Wir sind verbunden“: Verschiedene Materialien (z.B. Knöpfe, Hölzchen, oder auch Stifte und Gegenstände aus der Federschachtel usw.) auflegen und ein Bild entstehen lassen, welches ähnlich dem Bild auf der Doppelseite ist. Es ist auch möglich, dass jedes Kind z.B. einen Knopf und mehrere Hölzchen auswählen kann. Der Knopf gilt als Symbol für mich und die Hölzchen dienen dazu, mich mit anderen zu verbinden. Dabei reflektieren die Schüler*innen, wie sie in die Klasse eingebunden sind (z.B. nur zu einem anderen Kind oder zu vielen? Wie viele Hölzchen brauche ich? usw.) Es könnte auch als Einzelarbeit jede Schüler*in versuchen aus den Materialien der eigenen Federschachtel/Schultasche das Miteinander in der Klasse aufzulegen.

Collage gestalten & besprechen: Was wir an unserem Miteinander schön erlebt haben, könnte das Thema einer Collage sein, welche auch eine Klassenwand oder eine Heftseite zieren könnte. Gemeinsam kann bei der Betrachtung das Erzählen der positiven Erlebenisse im Vordergrund stehen. Arbeitsblatt „Ein gutes Miteinander”: Die Schüler*innen überlegen im ersten Schritt, welche der genannten Regeln in der Schule Sinn ergeben und welche nicht. Anschließend können die Ergebnisse verglichen und besprochen werden. In einem zweiten Schritt können sie noch weitere für sie wichtige REgeln aufschreiben. Was eine zusammenhält und welche Regeln es für ein gutes Miteinander braucht?

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Mit Gott über Wünsche sprechen: Es wird ein gemeinsames Gebet eingeleitet, indem die Schüler*innen aber auch eine Stille Zeit haben, in der sie ihre eigenen Wünsche/Bitten an Gott richten können. Sie können diese entweder im Stillen oder laut sagen, das Gebet endet schließlich wieder gemeinsam. Wichtig ist, das Bewusstsein zu transportieren, dass es beim Beten nicht darum geht, etwas zu „bestellen”, sondern vielmehr darum, mit Gott in Kommunikation zu kommen und von ihm gehört und nicht zwangsläufig erhört zu werden.

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Miteinander spielen und sich an Regeln halten: Insbesondere Spiele, die das Teambuilding fördern können hier gespielt werden, aber auch das freie Spielen untereinander hat einen positiven Einfluss auf die Sozialkompetenzen der Schüler*innen. Beispiele: Der fliegende Teppich (alle stehen auf einer Decke, diese soll nun gewendet werden, ohne dass jemand hinuntersteigen darf. Als Variation kann z.B. verboten werden, dass miteinander geredet wird usw.

Großes Tuch mit Ball in der Mitte - alle Kinder halten es an den Rändern fest - das Tuch muss immer ausreichend gespannt und darf nicht schief gehalten werden, weil sonst der Ball hinunterfällt.

Dreibein-Parcour: Jeweils zwei Schüler*innen wird ein Bein zusammengebunden. Sie sollen so miteinander gehen können, indem sie sich aufeinander einstellen (Tempo. Schrittgröße, etc.). Zuerst einfaches Gehen üben, schließlich können Hindernisse eingebaut werden.

Schubkarrenrennen: Jeweils zwei Schüler*innen bilden ein Team. ein Schüler gibt die Hände auf den Boden und geht mit diesen, während die Partner*innen die Beine des Kindes halten und hinter diesen gehen. Wenn die Kinder, das etwas geübt haben, kann ein Rennen veranstaltet werden: Welches Paar schafft es am schnellsten/am langsamsten/usw.?

7 | Kinderbücher

 Kunkel, D. (2016). Das kleine WIR. Carlsen.

 Kuo, J. (2022). Zusammen. Zuckersüß.

 Pfister, M. (2012). Der Regenbogenfisch stiftet Frieden. NordSüd.

8 | Lieder

 Mit einem/r Freund/in an der Seite Liederbuch Religion Nr.66

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Gehalten werden und sicher sein – Lebenskraft: Vertrauen

Seiten 114 und 115 im Schulbuch | Kapitel 7

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Basis für ein gutes Zusammenleben bildet das Vertrauen zueinander, das Sicherheit gibt und positiv leben lässt. Das wird auf dieser Doppelseite in den Texten und Bildern thematisiert. Diese Doppelseite vertieft damit nochmals die Ansätze in den Seiten davor und kommt ins Zentrum dieses Kapitels: das Vertrauen als Lebenskraft – Vertrauen in die Menschen um mich, Vertrauen in mich selbst, Vertrauen ins Leben und in die „Welt”. Die „Lebenskraft Vertrauen” hat zunächst ihre Wurzel in einer sicheren Bindung am Beginn ihres Lebens, die durch die ersten Bezugspersonen gespiegelt und erfahren wird und so etwas wie ein Urvertrauen ins Leben ermöglicht. (John Bowlby 2018: Bindung als sichere Basis). Im schulischen Kontext wird diese Bindung gestärkt, dass das Kind erlebt, welche Sicherheit und welchen Schutz die Lehrkraft geben kann, wenn es manchmal schwierig wird oder schwierige Herausforderungen anstehen. Dadurch wird das Selbstvertrauen und das Vertrauen in die Welt gestärkt. Alles Lernen vom Gehen, Laufen, Radfahren, Klettern – wie in den Bildern angedeutet - hängt eng mit Vertauen und Zutrauen zusammen, das zunächst darin gründet, dass mich jemand stützt, unterstützt, ermutigt, fördert,… und so das Vertrauen in sich selbst stärkt.

Für religiöse Menschen liegt die tiefste Wurzel des Vertrauens in Gott selbst, den wir nach den Worten Jesu mit „Abba - guter Vater” dürfen, was selbst schon ein Ausdruck des Vertauens ist, weil dieser Lalllaut im Aramäischen - der Sprache Jesu – der Ausdruck dafür ist, wie das kleine Kind seinen Vater anredet: Papa. Schon in den Texten der Psalmen des Alten Testamentes – angedeutet im Gebet auf S. 115 – wird die Kraft des Vertrauens besungen: Mit dir Gott überspringe ich Mauern, mit dir wird alles möglich.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

… wann Vertrauen wichtig ist.

… wie sich Vertrauen anfühlt.

… wem ich vertraue und wem ich nicht vertraue.

Verstehen und deuten

… was ist Vertrauen.

… wann brauchen wir Vertrauen.

Gestalten und handeln

… Vertrauensübung machen und reflektieren.

(Be-)sprechen und (be)urteilen

… was es braucht, damit ich vertrauen kann.

Entscheiden und mit-tun

… Vertrauensübungen

… Gebet um Vertrauen gemeinsam beten/sprechen/singen.

3 | Lernanlässe

• Vertrauenserlebnisse

• Vertrauen wird gebrochen

• Wir lernen uns besser kennen und vertrauen einander

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Der Text vom Raben Felix thematisiert als Lernanlass das Grundbedrüfnis, geliebt zu werden und vertrauen zu können. Für Kinder und für ERwachsene gilt gleichermaßen, dass die Erfahrung, geliebt zu werden,

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Flügel verleiht, dass wir dort, wo wir vertrauen geschenkt bekommen, über uns selbst hinauswachsen. Der Rabe dreht den Gedanken aber nochmals um: Vertrauen ist nicht nur etwas, das mir möglicherweise und hoffentlich geschenkt wird. Es ist auch ein SEgen, wenn ich vertrauen kann. Wenn ich ganz vertrauen kann, dass ich gehalten bin und dass letztlich alles gut ist. Trotz der Brüche und Begrenztheiten. Es ist ein Geschenk, vertrauen zu lernen und vertrauen zu können. Theologisch würde man das als „Gnade” bezeichnen.

Das Schatzkästchen lädt ein, dass die Kinder hineinschreiben oder zeichnen, wem sie vertrauen können. Es ist eine Stärkung der persönlichen Ressourcen, wenn man sich bewusst wird, dass man gehalten und sicher ist, weil es jemanden gibt, der oder dem man vertrauen kann.

Die Fotos zeigen unterschiedliche Beispiele, wo es notwendig ist, dass man vertrauen kann. Seien es Menschen, die Eltern, die Lehrer*innen, … sei es das sichere Seil, das hält und auffängt, oder sei es eine Kombination von Können und dem Zusammenspiel mit anderen Menschen.

Das Gebet nimmt ein Motiv vom Psalm 18 auf und bettet die Bildsprache des Psalms in die Sprache unserer Zeit ein. So wie es hier steht, ist es ein Angebot: Menschen beten - nicht: wir alle müssen es beten. Die einzelnen Kinder können vom Beten anderer Menschen lernen, können darüber nachdenken und können vielleicht auch selber dieses Gebet vertrauensvoll sprechen.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Gemeinsam Vertrauensspiele spielen: Die essentielle Botschaft ist „Ich kann mir sicher sein, ich darf vertrauen“. Bei Spielen die diese Erkenntnis fördern, geht es darum, den Kindern genau zu erklären, welche Verantwortung sie füreinander tragen und dass sie wirklich dafür sorgen sollen, dass sich ihre Partner*innen auf sie verlassen können, indem sie sich an die Regeln halten und auf jeden Fall eingreifen, bevor etwas passiert (z.B. ein Kind in jemanden oder etwas hineinläuft). Es bietet sich an, die Spiele zuerst an geräumigen Orten (Turnsaal, Aula, Schulhof) zu spielen, wenn die Kinder geübter sind, kann auch in der Klasse oder mit Hindernissen gespielt werden. Auf jeden Fall ist auf Freiwilligkeit zu achten - zuerst sollten sie mit Schüler*innen zusammen spielen, die sie sich selbst aussuchen, dann können auch von der Lehrperson Teams gebildet werden. Beispiele: Blinder Parcour: Die Schüler*innen lassen sich blind von einem Partner zu einem Ziel führen. Lauf der Roboter: Ein Paar besteht aus einem Roboter und einem Programmierer. Die Roboter sind blind und werden von dem Programmierer entweder durch Ansagen jedes nächsten Schrittes oder durch berühren der jeweiligen Schulter und z.B. leichtes Klopfen wie viele Schritte gegangen werden sollen, zu ihrem Ziel geführt.

Vertrauensspiele reflektieren: Wie ist es bei den Spielen ergangen? War es schwierig/leicht anderen zu vertrauen? usw. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Schüler*innen nicht unbedingt Namen nennen und verallgemeinern und z.B. sagen „X kann ich nicht vertrauen.“

Schatzkästchen befüllen: Kinder zeichnen/schreiben in das Schatzkästchen, wem sie vertrauen.

Arbeitsblatt ausfüllen: Die Schüler*innen beantworten durch das Ausfüllen des Arbeitsblattes für sie persönlich Fragen, wie welche Formen und Farben für sie zum Vertrauen passen bzw. wie Vertrauen für sie ist, wobei sie Analogien finden können, z.B. Vertrauen ist wie eine kuschelige Decke,… und Menschen aufzählen können, denen sie vertrauen.

Vertrauenssätze vervollständigen: Ich verlasse mich auf dich, weil …, Ich vertraue dir, …, Vertrauen ist für mich wichtig, weil …, Vertrauen ist schwierig, wenn … Heftseite zum „Vertrauen mit allen Sinnen“ gestalten: Schüler*innen gestalten eine Heftseite, ein Plakat zu folgenden Impulsen: Vertrauen schmeckt wie …; Vertrauen riecht wie …; Vertrauen fühlt sich an wie …; Vertrauen klingt wie …; Vertrauen schaut aus wie … usw.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Gemeinsam eine Jause machen und miteinander essen: Die Schüler*innen sind dazu eingeladen, miteinander Brote mit Butter zu beschmieren und darauf den Schnittlauch (ggf. aus dem Schulgarten) auf die Brote zu verteilen. Dann kann die Jause gemeinsam gegessen werden. Einen tollen Ausflug machen.

Gemeinschaft erleben: Einen Ausflug, eine Schnitzeljagt, eine Wanderung,… machen, um die Beziehungen unter den Schüler*innen zu stärken. Dabei könnte es auch verschiedene Herausforderungen zu bewältigen geben, die Zusammenarbeit und Vertrauen erfordern. Auch verschiedene Teambuilding Spiele eigenen sich hier gut, aber auch das Freie Spielen stärkt die Gemeinschaft.

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Klassenwand/Heftseite zur Gemeinschaft gestalten: Die Schüler*innen malen Bilder, es können Fotos zu gemeinsamen Erlebenissen und z.B. Vertrausspielen ausgedruckt werden und eine Wand gestalten. Dazu können auch Sätze der Schüler*innen über Vertrauen (siehe „Vertraussätze vervollständigen”) aufgehängt werden und Gegenstände, die damit verbunden werden.

7 | Kinderbücher

 Prasadam-Halls, S. (2023). Ohne dich bin ich nicht ich. Friedrich Oetinger.

8 | Lieder

 Ich möcht, dass einer mit mir geht Liederbuch Religion Nr. 81

 Mit einem/r Freund/in an der Seite Liederbuch Religion Nr. 66

 Jesus ist bei dir Liederbuch Religion Nr. 264

 Mit dir geh ich alle meine Wege T. / M. von Kathi Stimmer-Salzeder

 Voll Vertrauen Liederbuch „Du mit uns” Nr. 447

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Das kann ich … das weiß ich …

Seiten 116 und 117 im Schulbuch | Kapitel 7

Diese Doppelseite am Ende des Kapitels dient der Selbstevaluierung der Kinder. Womit habe ich mich in diesem Kapitel beschäftigt? Was kann ich, was weiß ich, was habe ich gelernt, welche Fragen habe ich, … Die Schatzkästchen beinhalten Anregungen zu den am Kapitelanfang beschriebenen „Schätzen”, die in diesem Kapitel zu finden waren. Da die Kinder der ersten Schulstufe sehr heterogen sind, was ihre Interessen und Fähigkeiten anbelangt (Lesen, Feinmotorik, Verständnis, bevorzugte kreative Ausdrucksweisen, …) sind hier Arbeitsimpulse mit unterschiedlichen Ausdrucksformen und Schwierigkeitsgraden angeboten. Das letzte der vier Kästchen bietet Platz neben dem Gelernten und Besprochenen auch das Persönliche, das individuelle Vertrauen in den Blick zu nehmen. Es geht letztlich darum, dass sich die Kinder bewusst werden, welche Schätze sie durch den Religionsunterricht entdecken, was sie im Sinne der Kompetenzorientierung neu wissen und neu können, worüber sie nachdenken, welche Fragen neu generiert werden und auch, wo ihr eigenes Leben berührt ist.

Kapitelabschluss - spirituelle Vertiefung

Seite 118 im Schulbuch | Kapitel 7

Die Schlussseite bildet eine Seite der Vertiefung und des Verweilens. Ein Gebet und ein Motiv des Lebens laden ein zum Verweilen und zum Beten. Mit dem Gott des Lebens, des Aufblühens, der Buntheit können alle - jeweils in ihrer Einzigartigkeit - reden. Gott kennt jede und jeden beim Namen und hört und versteht.

Literatur zum 7. Kapitel

Bowlby, J. (2018): Bindung als sichere Basis. Grundlagen und Anwendung der Bindungstheorie. München: Ernst Reinhardt Verlag.

Fuchs, E. (2016): Mehrsprachigkeit – vom Sprachenreichtum in Österreichs Klassenzimmern. In: Kronberger, S./Kühberger, Ch./Oberlechner, M. (Hrsg.): Diversitätskategorien in der Lehramtsausbildung. Ein Handbuch, 258

270. Innsbruck: StudienVerlag.

Grümme, B. (2017): Heterogenität in der Religionspädagogik. Grundlagen und konkrete Bausteine. Freiburg i. B.: Verlag Herder.

Herold, A. (1979): Die Geschichte des Mangaliso. Würzburg: Verlag Echter.

Neuhold, H. (2016): Religiöse Vielfalt als Herausforderung und Chance. Interreligiöses Lernen – die angstfreie Bewusstheit von religiöser Differenz fördern. In: Kronberger, S./Kühberger, Ch./Oberlechner, M. (Hrsg.): Diversitätskategorien in der Lehramtsausbildung. Ein Handbuch, 281 - 298. Innsbruck: StudienVerlag.

Rosa, H. (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Verlag Suhrkamp.

Schweitzer, F. (2014): Bildung. Neukirchen Vluyn: Neukirchener Verlag.

Schweitzer, F. (2014): Interreligiöse Bildung. Religiöse Vielfalt als religionspädagogische Herausforderung und Chance.

Güterloh: Gütersloher Verlagshaus.

Katholische Kinderzeitschrift Regenbogen Heft 01 2018/19

Katholische Kinderzeitschrift Regenbogen Heft 01 2020/21

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KAPITEL 8: Sprechen und einander verstehen – GEMEINSAM UNTERWEGS

Impuls

Warum sprechen die Menschen verschiedene Sprachen? Warum verstehen die Menschen sich nicht und reden sogar in derselben Sprache aneinander vorbei?

Rainer Oberthür (2010, 22)

Allgemeine Hinführung

Wenn der Lehrplan den Kompetenzbereich von A1 für die erste Schulstufe zum Themenbereich „Kommunikation”, der diesem Kapitel zugrunde liegt, dem großen Feld „Menschen und ihre Lebensorientierungen - Beziehungen verantwortungsvoll gestalten" zuordnet, dann verweist dies darauf, dass es um anthropologisch zentrale Fragen der Kommunikation geht. Kommunikation bedeutet, sich ausdrücken zu können, sich mitteilen und miteinander teilen zu können, in den vielen unterschiedlichen Sprachformen, um sich mit anderen verständigen und verstehen zu können. Das Verstehen wiederum verweist schon auf eine tiefere Dimension, dass es eben dabei um Beziehung geht bzw. gehen kann. Deshalb wird in der Kommunikationspsychologie (Schulz von Thun) zwischen Inhaltsaspekt und Beziehungsaspekt unterschieden, aber auch durch die berühmten „vier Ohren des Hörens” (Schulz v. Thun 2011, 49) auf die unterschiedlichen Aspekte und Intentionen der Hörenden. So ergeben sich für gelingende Kommunikation Fragen wie: Wie spreche ich? Wie drücke ich mich (Gemeinschaft und Beziehung fördernd) aus?... aber auch: Wie höre ich? Mit welchem Ohr höre ich?... Angestrebt wird durch die Hinweise auf die „Gewaltfreie Kommunikation” (A. Rosenberg 2007) ein Sprechen und Sich-verständigen, das der Beziehung untereinander und Gemeinschaft dient, denn Sprache ist immer auch ein Beziehungsausdruck. Theologisch schwingen im Hintergrund zwei Themen mit: einerseits gehören im christlichen Verständnis Beziehung und Kontakt zuinnerst zum Gottesverständnis: von Anfang der Schöpfung an nimmt Gott Kontakt und Beziehung auf, spricht ihn an, sucht im Menschen ein Gegenüber, schließt mit ihm einen Freundschaftsbund. Dies wird nochmals verdeutlicht im Johannesprolog und auf Jesus übertragen. Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. So wird dann die Dreifaltigkeit Gottes auch Beziehungsgeschehen und als „inneres Gespräch” (Lehre von der Perichorese) beschrieben. Weil der ganze Kosmos von Anfang an von Gottes Atem und Geist durchatmet ist, kann und wird er auch „antwortend” erlebt. „Religion kann dann verstanden werden als die in Riten und Praktiken, in Liedern und Erzählungen, zum Teil auch in Bauwerken und Kunstwerken erfahrbar gemachte Idee, dass dieses Etwas ein Antwortendes, ein Entgegenkommendes - und ein Verstehendes ist. Gott ist dann die Vorstellung einer antwortenden Welt.” (Rosa 2016, 435). So schwingt in all dem auch das pfingstliche Thema und Sprachenwunder - die Menschen aus allen Völkern können sich trotz unterschiedlicher Sprachen verstehen - mit.

Lehrplanbezüge des 8. Kapitels

Kompetenzbereich | A1b Menschen und ihre Lebensorientierung

Leitkompetenz | Beziehung verantwortungsvoll gestalten können - zu sich selbst, zu anderen, zur Schöpfung.

Kompetenzbeschreibung | Die Schülerinnen und Schüler können verschiedene Ausdrucks- und Kommunikationsformen wahrnehmen und anwenden.

Unterrichtshinweise | Sprache(n) in ihrer Vielfalt, Körpersprache, unterschiedliche Kommunikationsmittel, gewaltfreie Kommunikation.

Kompetenzniveau 1 | Die Schüler*innen können ihre Lebenswelt beschreiben und sich mit der Zusage von Gott geliebt zu sein, auseinandersetzen.

Zuordnung - Zentrale fachliche Konzepte:

Lebensrealitäten und Transzendenz: Christlicher Glaube versteht den Menschen in seiner Biografie und in seinen Lebensbezügen als transzendentes Wesen und erschließt Wege der Sinnfindung durch Transzendenzbezug.

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Freiheit und Offenbarung: Quellen der Offenbarung sind die Bibel und die kirchliche Tradition in ihrer Vielfalt. Auf der darin grundgelegten Freiheit des Menschen basiert die Achtung der Religionsfreiheit jeder Schülerin und jeden Schülers.

Bezüge zu übergreifenden Themen

Die Möglichkeit zur Vernetzung mit dem fächerübergreifenden Thema „Sprachliche Bildung und Lesen” (Hochzahl 10) ist im Lehrplan vorgesehen.

Titelseite: Sprechen und einander verstehen – GEMEINSAM UNTERWEGS

Seite 119 im Schulbuch | Kapitel 8

Das Titelbild zeigt zwei Kinder, die gemeinsam unterwegs sind. Sie sind auf einer kleinen Straße im ländlichen Raum unterwegs. Einer legt die Hand um die Schulter des anderen. Entspannt, frei und doch geborgen sind sie unterwegs. Sie tragen die gleiche Kappe, beide haben einen Rucksack. Was sie wohl die ganze Zeit miteinander reden? Worüber sie nachdenken, worüber sie lachen, welche Pläne sie schmieden? Die Körpersprache sagt uns, dass sie sich verstehen und einander vertrauen. Sie sind im einklang mit sich und mit der Natur, in der sie - einer mit Schuhen, der andere barfuß - unterwegs sind.Sprechen und einander verstehen - so lassen sich (Lebens-)wege gut gehen.

Schätze entdecken … zeigt im Sinne eines kompetenzorientierten Lernens auf, wohin die inhaltliche Reise bzw. Schatzsuche in diesem Kapitel geht, in welchen Themenbereichen Kompetenzen erworben werden können. Dabei sollen die Dimension der Mitwelt und die Dimension des Inneren berührt werden.

Möglichkeiten für die Arbeit mit der Titelseite Bildarbeit: das Bild anschauen und beschreiben. Den Kindern Stimmen geben und sie miteinander reden lassen. Worüber reden sie? Was erzählen sie sich? Was besprechen sie? Welche Pläne schmieden sie?

Rollenspiel in Partnerarbeit: Das Bild nachspielen, dabei können auch die genannten Fragen von den Schauspieler*innen beantwortet werden.

Bewegungsspiel: Wie kann man Wege gehen? Spazieren, laufen, schlendern, humpeln, hüpfen, schleichen, müde gehen, ungeduldig gehen, in Schlangenlinien, …. Mit den Kindern überlegen und (im Freien oder im Turnsaal, …) diese Bewegungsart nachspielen. Gut eignen sich zum Beispiel Wege in einem der Schule nahegelegenen Park, wo die Kinder auch mit Sichtkontakt ein Stück des Weges alleine gehen können und dann zu zweit und danach darüber berichten, wie es für sie war. Außerdem können sie dort die verschiedenen Geharten ausprobieren.

Überlegen: Sammeln, wohin man sich auf dem Weg machen wird und wer mit einem unterwegs sein wird.

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Foto von Kerstin Seneca Jensen

hören, sehen, fühlen

Verschiedene Sprachen und Zeichen wahrnehmen

Seiten 120 und 121 im Schulbuch | Kapitel 8

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Diese Doppelseite greift die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Sprachen und Kanäle auf, in denen wir Menschen uns verständigen: Körpersprache, unterschiedliche Kommunikationsmittel, die Sprache der Zeichen und Symbole und vieles mehr. Dies drückt sich auch in den Zeitwörtern auf der linken Seite oben aus und verweist auf die Ganzheitlichkeit der Kommunikationsvorgänge, die immer mehr als nur sprechen sind: hören, sehen, fühlen, sprechen.

Ein besonderer Aspekt liegt auch nochmals in der Mehrsprachigkeit des gesprochenen Wortes. Die Überschrift geht von einer positiven Sicht von sprachlicher Vielfalt aus; Mehrsprachigkeit wird als Schatz gesehen, der es ermöglicht vielfältiger kommunizieren zu können. Fuchs hält fest: „Mehrsprachigkeit ist… keine Ausnahmeerscheinung – schließlich ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung mehrsprachig.“ (Fuchs 2016, 259). Zugleich aber thematisiert die Doppelseite auch die Frage nach der Bedeutung der Worte, des Gesprächs und der Sprache als Ausdruck von Beziehung. Damit wird auch (unausgesprochen) ein Anlass angeboten über die Bedeutung der Mehrsprachigkeit und der damit verbundenen Möglichkeiten aber auch möglichen Verständigungsschwierigkeiten in der Klasse zu sprechen. Über 20 % aller Schülerinnen und Schüler in Österreich verwenden in ihrem Alltag neben Deutsch eine andere Sprache. An den allgemein bildenden Pflichtschulen beträgt dieser Anteil mehr als 25 %. Gerade für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache und nicht als Muttersprache haben, berührt Sprache auch Fragestellungen wie Zugehörigkeit und Ausgeschlossen-sein, Verstehen und Nicht-verstehen mit all den damit verbundenen Konsequenzen der Teilhabe und Lernmöglichkeiten bzw. -beeinträchtigungen.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

…dass es verschiedene Kommunikationsmittel (= Sprachen) gibt, um sich miteinander auszutauschen. verstehen und deuten

…dass sie selbst und auch andere in verschiedenen Kontexten auf unterschiedliche Art und Weise kommunizieren.

gestalten und handeln

…Grußworte/-gesten in verschiedenen Sprachen

(be-)sprechen und (be-)urteilen

…warum es unterschiedliche Sprachen und Zeichen gibt und warum wir sie brauchen. entscheiden und mit-tun

…indem sie gelernte Grußworte/-gesten im Kontakt mit anderen oder im Urlaub anwenden.

3 | Lernanlässe

• Verschiedene Sprachen in der Klasse oder im Umfeld

• Verwendung von Zeichen und Symbolen zwischen Freund*innen

• Nonverbale Zeichen in der Schule (z.B. Ruherituale, Daumen hoch, usw.)

• Erwerb der Schriftsprache (Zuordnung von Schriftbild zu Wort/Bedeutung)

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Bildcollage und deren einzelne Bilder bringen verschiedenn Zeichen und sprachen in unserem Alltag zum Ausdruck:

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Handynachrichten: Auf dem bild sind auf einem Zebrastreifen viele Menschen unterwegs und es poppen viele Zeichen auf, die in kommunikationen via Handy bekannt sind. Gerade am Handy wird kaum in ganzen Sätzen kommuniziert, sondern es werden Zeichen benützt, die (meist) von den Empfängern verstanden werden. Ein rasches „Daumen hoch” oder ein „Lachsmiley”, … eine eigene Sprache.

Daumen hoch: Eine rasche Rückmeldung, ob es gefällt oder nicht, ob man einverstanden ist oder nicht … Daumen hoch, Daumen runter, … eine Sprache, die alle verstehen.

Herz am Baum: Ein Herz, gezeichnet auf einen Baum ist für jeden und jede verständlich. Auch die Hand, die offensichtlich zu einem Menschen gehört, der einen Baum umarmt, spricht eine deutliche Sprache von Zuneigung, von Innigkeit, von Dankbarheit.

Menschen pflanzen Bäume: Das Bild zigt eine Aktion, in der Menschen aus unterschiuedlichen Ländern in kargem Land Bäume pflanzen. Auch diese Aktion ist eine Sprache, die davon erzählt, dass unsere gemeinsame Erde schützenswert ist, dass es norwendig ist, etwas für die Zukunft des Planeten zu tun. Bäume pflanzen ist ein Zeichen von Hoffnung und von Zukunft. Nicht zufälig wird oft ein Baum gepflanzt, wenn ein Kind geboren wird oder wenn jemand heiratet oder Geburtstag feiert.

Kind mit Buchstaben: Ein Kind hält Buchstaben in die Höhe. Gerade in der 1. Klasse ist das Lernen der Buchstaben ein wichtiger Aspekt, der eine ganze Welt öffnet. Denn wer lesen kann, kann verstehen, kann sich Wissen aneigen, kann Anteil nehmen an der Welt, kann sich auch mit geschriebenem Wort mitteilen. Nicht lesen zu kännen, schließt aus einem großen Teil des gesellschaftlichen Lebens aus.

Verschiedene Sprachen und Schriften: auch das begleitet uns im Alltag. Wer mit offenen Ohren durch die Straßen einer Stadt geht, hört Menschen in verschiedenen Sprchen sprechen. Wer in anderen Ländern Urlaub macht, ist oft damit konfrontiert, dasss es andere Schriften gibt.Das Bilkd zeigt verschiedende Sprachen und Schriften. Vielleicht ein Suchbild, das in einer pluralen Schule gemeinsam zu entdecken ist.

QR-Code „Ella spricht tausend Sprachen” von Madlen Ottenschläger: Die Geschichte erzählt von Ella, einem sprachlich äußerst erfinderischen Mädchen. Sie spricht müdisch und andersrum, reimisch, tierisch und flüsterisch … und noch viele kreativ erfundene Sprachen mehr. Eine fantasievolle Geschichte, die Lust macht, mit Sprache zu experimentieren und Sprachen zu erfinden. Das Bibelzitat Apg 2,6b ist ein Zitat aus der Pfingsterzählung der Apostelgeschichte. Es deutet an, dass es in diesem Themenbereich Anknüpfungspunkte zur Pfingsterzählung bzw. zum Pfingstfest gibt. In dieser Pfingsterzählung wird von mehreren Wirkformen des Heiligen Geistes in bildhafter Sprache erzählt. Der Geist Jesu wirkt zum einen wie Feuer, das in aller Kraft und Dynamik die Menschen für diesen Jesus und seine Botschaft entflammt und begeistert. Zum anderen wirkt er wie ein Sturmwind, der in die Welt und die Menschen hineinfährt und in Bewegung bringt, wie Atem, der in die Menschen eingehaucht wird, um sie lebendig zu machen und mit dem Liebesatmen Jesu zu erfüllen. Und die dritte Wirkung wird beschrieben, indem es heißt, dass die Menschen verschiedener Sprachen und Länder verstehen können, was die Jünger begeistert von diesem Jesus erzählen. Heiliger Geist bewirkt Verstehen unter den Menschen. Es ist das Gegenbild zum Turmbau von Babel. Dort werden ob der Hybris der Menschen die Sprachen verwirrt und die Menschen können einander nicht mehr verstehen. Hier nun, als Wirkung des Geistes Jesu, gibt es ein neues Miteinander, ein Verstehen über alle Sprachen und Grenzen hinweg. Die Schatzkästchen laden ein, verschiedene Arten von Sprache und Sprechen im eigenen Lebensumfeld zu bedenken. Ich spreche auf unterschiedliche Art und Weise: mit Worten, mit den Händen, mit einer oder mehreren Sprachen, mit Oma rede ich anders als mit der Lehrerin .. Kenne ich einen Dialekt? Was kann ich ohne Worte sagen? Was sagt meine Stimme, wenn sie mal laut und mal leise spricht? Vieles ist hier möglich zu bedenken und zu beschreiben. Zu Hause sprechen viele Kinder eine andere Sprache als in der Schule. Auch gibt es andere Themen, andere Zeichen und „Codewörter”.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Bilder betrachten: Die Schüler*innen erzählen, was sie auf den Bildern erkennen können und inwiefern es sich um verschiedene Zeichen/Sprachen handelt.

Schatzkästchenimpulse besprechen: Anhand der Impulse in den Schatzkästchen kann Bezug auf die verschiedenen Sprachen der Schüler*innen genommen werden und es können diverse Kommunikationsmittel/-möglichkeiten gesammelt werden

Kommunikationsmöglichkeiten finden: In Vorausschau auf den Sommer und mögliche Urlaubsreisen, Gäste etc. können verschiedene Worte (z.B.: Grußworte) in unterschiedlichen Sprachen gesammelt werden. Hierbei können Schüler*innen ihre Sprachkenntnisse einbringen. Außerdem können auch verschiedene

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Zeichen entdeckt oder gefunden werden, mit denen man etwas ausdrücken kann, u.a. wenn es mit Worten nicht möglich ist (z.B.: winken, Hände falten & verbeugen, knicken, nicken, usw.).

Voneinander (grüßen/danken) lernen: Die Schüler*innen stehen in zwei Kreisen, einem Innenkreis und einem Außenkreis. Wenn die Lehrperson ein Signal gibt, dann begrüßen sie ihr Gegenüber, z.B. in einer anderen Sprache oder mit einer bestimmten Geste, dann gehen sie zum nächsten Kind weiter und so weiter. Als Steigerung können sie jeweils beim nächsten Kind die Worte/Geste anwenden, die sie gerade von dem vorherigen Kind gelernt haben.

(Gruß-) Memory spielen: Zwei Schüler*innen verlassen die Klasse. Die übrigen Schüler*innen finden sich zu Paaren zusammen und wählen eine Grußgeste oder Grußworte (z.B. in verschiedenen Sprachen). Die Lehrperson überprüft, ob jedes Paar eine eigene Variante gefunden hat. Anschließend kommen die beiden Kinder wieder zurück in die Klasse und spielen Memory. Ein Kind beginnt und nennt zuerst den Namen eines Kindes, dieses macht seine Geste vor oder sagt seine Worte, dann nennt das spielende Kind den Namen eines anderen Kindes. Wenn beide Kinder dieselbe Geste oder dieselben Worte sagen, ist ein Paar gefunden und dieses stellt sich zu dem Kind, welches das Paar gefunden hat. Nachdem zwei Namen genannt wurden, ist das zweite spielende Kind dran. Das spielende Kind, welches die meisten Paaren gefunden hat, gewinnt.

„Ella spricht tausend Sprachen” vorlesen/anhören: Nach dem hören der Gesichte, können die Schüler*innen selber von Phantasiesprachen erzählen und allein oder gemeinsam lustvoll neue Phantasiesprachen erfinden.

Bibelzitat besprechen & die Pfingsterzählung erzählen/vorlesen: Die Pfingstgeschichte mit den Schüler*innen besprechen und dabei gemeinsam darüber nachdenken, wie man sich auch ohne gemeinsame Sprache miteinander verständigen kann. Diese Art zu sprechen kann als Sprechen von Herz zu Herz bezeichnet werden. Anschließend können die Schüler*innen eine Heftseite gestalten, indem sie in ein Herz zeichnen, was ihr Herz bewegt, was sie begeistert.

Arbeitsblatt „Was mich begeistert, wovon ich gerne spreche” bearbeiten: Das Arbeitsblatt und der darauf enthaltene Bibelspruch wird zuerst gemeinsam angeschaut und besprochen. Dann haben die Schüler*innen Zeit zu überlegen, was sie begeistert, bzw. wovon sie gerne sprechen. Setzt man diese AB in Bezug zur Pfingsterzählung kann über das Wort „beGEISTert”, in dem eben das Wort „Geist” alias „Heiliger Geist” steckt, die Brücke geschlagen werden. Einige Geschichten von dem, was die Schüler*innen begesitert, können im Plenum oder Partner- bzw. Gruppenarbeit miteinander ausgetauscht werden. Dann sollte etwas Passendes auch in das Herz geschrieben oder gezeichnet werden. Es ist auch möglich, das Herz dann auszuschneiden und an den Seiten zu falten, sodass man es aufklappen kann. So kann es dann auch gemeinsam mit dem Bibelspruch und der Überschrift im Religionsheft einen Platz finden.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Zeichen-Detektiv spielen: Die Schüler*innen machen sich in der Klasse/im Schulhaus/im Schulhof/im Ort/zu Hause… auf die Suche nach Zeichen. Sie zeichnen auf oder bringen ggf. mit, was sie gefunden haben. Alles was gefunden wurde, wird in der Mitte eines Sesselkreises gesammelt und besprochen. Die Schüler*innen sind dazu eingeladen, zu erzählen, wo sie die Zeichen gefunden haben und ihre Bedeutung, wenn sie diese kennen, mitteilen bzw. gemeinsam über diese nachdenken. Aus den gefunden Zeichen kann eine gemeinsame Collage gestaltet werden oder es kann eine Heftseite befüllt werden.

Grußkarten erstellen und verschicken: Die Schüler*innen können Grußkarten gestalten, die z.B. an die Schulanfänger des nächstes Jahres verschickt werden.

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Kinderbücher

 Ottenschläger, M. (2022). Ella spricht 1000 Sprachen. Esslinger.

8 | Lieder

 Zu Pfingsten in Jerusalem Liederbuch Religion Nr. 127

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9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Verstehen, nicht verstehen – Sprache kann verbinden und trennen

Seiten 122 und 123 im Schulbuch | Kapitel 8

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite nimmt nach der äußeren Wahrnehmung von Sprache und Verstehen mehr die Innenseite in den Blick. Einander zu verstehen hat viele Ebenen, die hier zur Sprache kommen können und sollen. „Du verstehst mich” meint wesentlich mehr als „Du sprichst die gleiche Sprache wie ich”, wie eben auch „Du verstehst mich nicht!” als Vorwurf in Konfliktsituationen und im Streit. Insofern kann Sprache näher bringen und verbinden, aber eben auch entzweien und trennen – sie kann zur Quelle von Verstehen und Missverstehen werden. Wirkliches Vesrtehen ist nicht nur eine Frage des Verstandes, sondern des Einfühlens, der Empathie, der Achtsamkeit, des Sich-einlassens auf den anderen, von Kontakt und Beziehung. Die Seite lädt ein, sich fragehaltig diesem schwierigen Thema zu nähern, Erfahrungen mit Sprache auszutauschen. Sprache meint immer auch sich selbst mitteilen und miteinander teilen und stiftet Gemeinschaft. Nicht umsonst hängen die Wörter Communio (Gemeinschaft), Kommunion und Kommunikation im innersten zusammen.

Es werden auch die unterschiedlichen Sprachformen angesprochen (Geschichte vom Raben, Schatzkästchen, Bild,…), denn „ein Bild sagt mehr als tausend Worte”. Unsere Sprache ist voll von solchen Anklängen, die auf diese Vielfalt aufmerksam machen. Schon die Kinder teilen sich über Smartphone, IPad, etc. mit Emoticons, Bildern, etc. Mit. Zudem drücken wir Menschen unsere Innenwelt, unserer Gefühle, unsere Wünsche und Bedürfnisse körpersprachlich vile früher aus als wir tatsächlich Sprache beherrschen.

Zugleich sollen diese Seiten auch ermutigen, das eigene Repertoire des Sich-ausdrückens zu erweitern und sich mitteilen zu lernen, damit Verstehen leichter möglich wird.

Pfingstlich wird in der Apostelgeschichte des Lukas das Sprachenwunder als Gegensatz zur Sprachenverwirrung und Entzweiung beim Turmbau zu Babel im Buch Genesis als die Erfahrung des „Wunders des Verstehens” - jeder hörte sie in seiner Sprache reden – als Wirken des Gottes Geistes beschrieben und gedeutet. Das Sich-verständigen und Verstehen erhält eine „göttliche” Dimension. Es ist offensichtlich nicht etwas, was so einfach gemacht werden kann, sondern als besonderes Geschenk erfahren wird. Am Ende der Seite verweist der Bibeltext nochmals darauf, dass Jesus Christus das eigentliche Wort Gottes ist, indem Gott zu uns spricht, sich uns mitteilt. An Jesus und seinem heilsamen Handeln kann abgelesen werden, was Gott uns von sich mitteilen will.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben … erkennen, dass Sprache unterschiedlich wirkt, je nach dem wie sie eingesetzt wird. verstehen und deuten

welche Bedeutung körpersprachliche, mimische, gestische, symbolische uvm. Zeichen tragen gestalten und handeln

… sich in unterschiedlichen Sprachen ausdrücken, pantomimisches Sprechen bewusst anwenden und deuten, mit Emoticons Sprachnachrichten entwerfen, verbindende Sprechweisen anwenden, ... (be-)sprechen und (be-)urteilen

… was unterschiedliche Sprechweisen bedeuten. entscheiden und mit-tun …mit / zu Gott sprechen, singen, tanzen, körpersprachlich zeigen, ...

3 | Lernanlässe

• Aussagen wie: „Du verstehst mich nicht!”, „Jetzt verstehen wir uns richtig!“

• Feststellung, dass man manchmal nicht das sagt, was man denkt/meint

• Feststellung, dass man etwas nicht in Worte fassen kann

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• Sich mit manchen blind verstehen

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Bild von den Kindern von Stefan Karch zeigt fünf Kinder miteinander in KAtion in unterschiedlichen Haltungen, deren Blick sich konzentriert und doch entspannt auf eine bestimmte „Situation” zu richten scheint. Manche Gesichter wirken nachdenklich, manche eher als würden sie zuhören, lauschen oder auf etwas reagieren. Auf alle Fälle wirken die Kinder, als wären sie interessiert an dem, worum es geht.

Die Sprechblasen mit Philosophierfragen geben Impulse für philosophierendes Denken und Fragen. Es werden unterschiedliche Themen rund um Sprache und Versetehn bzw. Nicht-Verstehen angeboten. Die Kinder können natürlich noch andere Fragen entwickeln und sich dazu Gedanken machen.

Der Text vom Raben Felix erzählt von einer Realität, die viele gerne ausblenden möchten, die aber auch zum Leben gehört. Der Rabe Felix muss erleben, dass ein anderer Rabe ihn ohne iegendwelche erklärenden wort attakiert und ihm wehtut. Nonverbal Sprache ist nicht immer, aber meist gut zu verstehen. Auch Kinder drücken sich oft nonverbal aus und lernen im Miteinander diese Sprache zu verstehen.

Das fröhliche Männchen schaut kommunikativ und fröhlich in die Welt. Die ausgebreiteten Arme und auch die Farbe Gelb lässt uns positive Zuwendung azzoziieren.

Das Schatzkästchen lädt dazu ein sich auf reflexive Weise mit der eigenen Sprach- und Ausdrucksfähigkeit auseinanderzusetzen, indem die Sätze, mit dem was für einen selbst zutrifft, vervollständigt werden.

Die Bibelstelle nach dem Hebräerbrief 1,1 macht darauf aufmerksam, dass die Art und Wesie, wie Menschen Gott wahrnehmen, hören, … sehr vielfältig ist und war. Die Menschen des Alten Testamentes haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Gott sprach in Träumen, im Feuer, im leichten Säuseln des Windes, durch andere Menschen (Propheten), … und vieles mehr. Unser Glaube ist, dass Gott schließlich durch Jesus Christus zu den Menschen gesprochen hat und auch heute noch spricht. Jesus als der, der die Botschaft vom neuen Reich Gottes verkündet und gelebt hat. Auch für diese Sprachen Gottes gilt es aufmerksam zu sein. Es braucht ein offenes Ohr, das Gottes Botschaft in den vielfältigen Weisen wahrnimmt und versteht.

Die Bronzeskulptur „Der Hörende” stammt vom deutschen Bildhauer Ernst Barlach (1870-1938). Der Blick ist aufmerksam nach oben gerichtet, die Hände sind an die Ohren gelegt, sodass sie die Form eines Herzens bilden. Einerseits verstärken sie die Hörfähigkeit und gleichzeitig erweitern das äußere Hören hin auf ein „Hören mit dem Herzen”.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Sprache kann verbinden oder trennen: Gemeinsam überlegen: Wann verbindet uns Sprache? Wann trennt uns Sprache? Können wir uns verstehen, auch wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen? Wie ist es, wenn wir jemanden nicht verstehen, obwohl er oder sie die gleiche Sprache spricht?

Im Buch suchen: Wo Gott mit Menschen spricht, was Jesus sagt. Zum Beispiel: Doppelseite 16 und 17 im Schulbuch: Jesus erzählt von Gott. Doppelseite 28 und 29 im Schulbuch: Schöpfung. Doppelseite 32 und 33 im Schulbuch: Mose sieht im Feuer: Ich bin der ICH-BIN-DA. und so weiter.

Philosophieren und nachdenken: Warum verstehen sich Menschen mal und dann wieder nicht? In einem philosophischen Gespräch zum Beispiel im Sesselkreis um eine gestaltete Mitte mit den Schüler*innen darüber nachdenken und reden, welche Probleme es in der Kommunikation geben könnte und warum man sich manchmal oder mit manchen Menschen nicht oder nur schwer verständigen kann. Dabei kann zum Beispiel Bezug auf Sprachen genommen werden und mitunter auch überlegt werden, wie diese Hürden überwunden werden können.

Schatzkästchen ausfüllen: Die Sätze im Schatzkästchen weiterschreiben. Anschließend miteinander ins Gespräch kommen und die Ergebnisse vergleichen und besprechen. Dabei ist insbesondere darauf zu achten, dass die Schüler*innen einander gut zuhören

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6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Stille Post spielen: Die Schüler*innen sitzen in einem Sesselkreis oder stellen sich in einer Reihe auf und ein/e Schüler*in darf beginnen dem Kind nebenan ein Wort oder (mit gesteigerter Schwierigkeit einen kurzen Satz) ins Ohr zu flüstern, sodass es die anderen Schüler*innen nicht hören können. Dann ist dieses Kind dran und flüstert wiederum dem Nachbarskind das gleiche Wort ins Ohr. Das geht so weiter, bis dem letzten Kind das Wort zugeflüstert wurde. Nun soll dieses Kind das Wort laut sagen. Es kann vorkommen, das am Ende ein ganz anderes Wort oder ein anderer Satz herauskommt, als von dem ersten Kind gesagt. Dann kann darüber gesprochen werden, dass oft etwas anderes ankommmt, als was man sagt und es kann sich gemeinsam und wertschätztend auf die Suche gemacht werden, ab wann sich das Wort verändert hat und ob es dazwischen vielleicht noch ein anderes Wort war.

Reli-Activity spielen (siehe unten): Die Schüler*innen können (u.a. in Gruppen) ohne zu sprechen verschiedene Begriffe/Erzählungen aus dem Religionsunterricht nachstellen/spielen/zeichnen. Die anderen Schüler*innen erraten (u.a. auch in Gruppen) welcher Begriff bzw. welche biblische Erzählung dargestellt wurde. Entweder denken sich die Schüler*innen selbst aus, was sie darstellen wollen oder die Lehrperson gibt bestimmte Begriffe vor. Unter Umständen können die Schüler*innen vor der Tür auch gemeinsam ausprobieren, was sie darstellen sollen (wenn es in Gruppen gespielt wird).

7 | Kinderbücher

 Ottenschläger, M. (2022). Ella spricht 1000 Sprachen. Esslinger

8 | Lieder

 Wir wollen aufstehen, aufeinander zugehen Liederbuch Religion Nr. 9

9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

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Mit dem Herzen sprechen

Seiten 124 und 125 im Schulbuch | Kapitel 8

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Die Doppelseite lädt dazu ein, die „Gewaltfreie Kommunikation” nach Marshall B. Rosenberg kennen und anwenden lernen. Menschen sind sehr unterschiedlich und werden durch ihre individuellen Lebenserfahrungen geprägt. Manchmal ist es sehr schwierig einander zu verstehen. Auch Kinder erleben in ihrem Alltag, dass es manchmal sehr schwierig ist einander zu verstehen. Die Gewaltfreie Kommunikation ist ein Konzept, das Schüler*innen dabei unterstützen kann auf ihre Sprache zu achten und respektvoll miteinander umzugehen. Die gewaltfreie Kommunikation kennt zwei Symboltiere. Die Giraffe und den Wolf. Die Giraffe ist ein ruhiges und entspanntes Tier, das mit allen anderen Tieren friedlich zusammenlebt. Weil sie so groß ist, braucht sie ein großes und vor allem kräftiges Herz. Das große Herz der Giraffe möchte daran erinnern, dass es uns Menschen gut tut, wenn wir mit „Herz” kommunizieren und agieren. Menschen, die ein großes Herz haben, gelten als freundlich und friedlich. Als Gegenspieler tritt der Wolf auf. Das Zähnefletschen, der grobe Umgang miteinander und die geduckte Haltung erinnern eher an eine gewaltvolle Kommunikation. Wichtig dabei ist, dass der Wolf nicht negativ besetzt werden möchte. Der Wolf erinnert uns daran, dass wir nicht immer sachlich und geschickt mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen umgehen können. Die 4 Schritte der Giraffensprache:

Schritt 1: Die Beobachtung (wertfrei, sachlich, ehrlich, unabhängig)

Schritt 2: Die Gefühle (fröhlich, wütend, traurig, aufgeregt, …)

Schritt 3: Die Bedürfnisse (Sicherheit, Ruhe, Hilfe, Gemeinschaft, …)

Schritt 4: Die Bitte (sachlich, konkret, ergebnisoffen)

Hier ist auch nochmals deutlich darauf hinzuweisen, dass es bei der gewaltfreien Kommunikation um mehr geht als ein „richtig sprechen lernen” als Methode. Es geht um eine innere Haltung der Achtsamkeit mit Sprache, der Beziehung und des Kontaktes, aber auch der Empathie und Rücksichtnahme, damit Beziehung und Gemeinschaft wachsen kann. Religiös-spirituell wird man auch hier im Hintergrund durchaus die Goldene Regel der Religionen sehen dürfen, die sich alltagssprachlich im „Was du nicht willst, dass man dir tut, füg auch keinem anderen zu” ausdrückt. Es ist der Versuch einer liebevollen Haltung zueinander, die sich auch im Sprechen ausdrückt.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

… Aussagen in Wolfs- und Giraffensprache. verstehen und deuten

… Unterschiede zwischen Wolfs- und Giraffensprache. gestalten und handeln

… Beispiele für Wolfs- und Giraffensprache ausprobieren.

… Aussagen dem Wolf und der Giraffe zuordnen. (be-)sprechen und (be-)urteilen

… wann wir in Wolfs- und wann wir in Giraffensprache sprechen.

… was die Wolfssprache bewirkt und was die Giraffensprache bewirkt. entscheiden und mit-tun

… die Giraffensprache in Gesprächen und Konfliktsituationen anwenden.

3 | Lernanlässe

• Streit in der Klasse, Schule, Familie

• Verständigungsprobleme (z.B. in Konflikten)

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4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Die Übersicht über die Gewaltfreie Kommunikation zeigt die Merkmale der Wolfs- und der Giraffensprache auf. Dabei sind der Wolf und die Giraffe als Symbole sichtbar. Die Übersicht über die Gewaltfreie Kommunikation zeigt die Merkmale der Wolfs- und der Giraffensprache auf. Dabei sind der Wolf und die Giraffe als Symbole sichtbar. Es geht dabei nicht darum, den Wolf, der in Wirklichkeit ein sehr faszinierendes und soziales Tier ist, schlecht dastehen zu lassen. Marshall Rosenberg greift aber dennoch das Wolfmotiv aus Märchen auf und verwendet ihn für unsensible Sprache und für groben und aggressiven Umgang miteinander. Es sind einige Beispiele aus dem Alltag angeführt, in denen sich wohl jeder und jede wieder erkennt. Im Kontext des Kapitels geht es um ein achtsames Wahrnehmen und ein anfanghaftes Einüben um eine Sprache, die das Miteinander fördert, die Achtung und Wertschätzung auch in belasteten Situationen ausdrückt und hier als „Giraffensprache“ bezeichnet wird. Die Rede von „Wolfssprache“ und „Giraffensprache“ möchte das Bewusstsein vertiefen, dass Sprache verbinden oder auch trennen kann, dass Worte etwas bewirken. Es geht um eine erste Sensibilisierung auf dem Hintergrund eines christlichen Menschenbildes. Weil jeder Mensch einzigartig und ein Ebenbild Gottes ist, ist es gut und notwendig Aufmerksamkeit und einen achtsamen Umgang miteinander einzuüben. Der Bibeltext nach Spr 16,24 benennt eine Erfahrung, die für ale Menschen aller Zeiten gilt: Freundliche worte tun rundum gut. Das Bild des süßen Honigs verdeutlicht diese Erfahrung. Tatsächlich wurde Honig ja nicht nur zum Essen und Genießen genutzt und als gesund wahrgenommen, sondern wurde auch auf Wunden und Verletzungen gestrichen, sodass sie schneller heilten.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Plakat zur Gewaltfreien Kommunikation erstellen: In der Klasse wird ein Plakat mit kindgerechten Symbolen für die einzelnen Bestandteile der Giraffensprache aufgehängt. Die Inhalte werden immer wieder gemeinsam wiederholt und laut gesprochen: Ich beobachte…, Ich fühle mich…, Ich brauche…, Ich bitte dich…

Arbeitsblatt zur „Giraffensprache“ ausfüllen: Beim Ausfüllen des Arbeitsblattes zur Gewaltfreien Kommunikation können die Schüler*innen in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit herausfinden, welche Sätze zur Giraffensprache gehören und welche nicht. Wenn im Plenum die Lösung besprochen wird, ist es sinnvoll auch Alternativen zu suchen, was die Giraffe in den Situationen sagen würde, wo am Arbeitsblatt in Wolfssprache formuliert ist. Beispielsweise statt „Geh weg!” könnte die Giraffe sagen „Ich merke, dass du sehr nahe neben mir stehst und bitte dich, ein Stück weiter weg zu gehen.”

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Fächerverbindendes Lernen: In Zusammenarbeit mit dem Sachunterricht könnte zum Thema „Giraffe“ oder „Gewaltfreie Kommunikation“ gelernt werden. Es bietet sich auch Projektarbeit dazu an.

7 | Kinderbücher

 Kostyra, K. (2021). Die 50 besten Spiele für Gewaltfreie Kommunikation. Klasse 1-4. Don Bosco.

 Wölfel, S. (2020). Unsere Giraffenkartei. Kinder über selbständig Gewaltfreie Kommunikation mit der Giraffensprache. Verlag an der Ruhr.

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| Lieder

 Einander verstehen Liederbuch Religion Nr. 146

 Zu Pfingsten in Jerusalem Liederbuch Religion Nr. 127

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9 | Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Gute Worte hören – Einander gute Worte sagen

Seiten 126 und 127 im Schulbuch | Kapitel 8

1 | Wozu die Doppelseite einlädt

Diese Doppelseite fasst am Ende des Schuljahres wie in einem Brennpunkt wichtige Haltepunkte und Hoffnungsbotschaften zusammen. Im Mittelpunkt steht die Symbolik des Herzens, das einerseits als innerste Mitte des Menschen für Beziehung, Freundschaft und Liebe steht, aber auch für die Verletzlichkeit jedes Menschen: wer sein Herz in Liebe öffnet, macht sich verletzlich. Deshalb steht es immer auch für Jesus selbst, dem die Kinder in diesem Jahr vielleicht mit viel Herz begegnet sind. Das Leben, jeder einzelne Tag ist ein Geschenk, wir dürfen der Kraft der Liebe vertrauen, der Blick auf Jesus während des Schuljahres nährt die Hoffnung, dass das Gute sich letztlich vermehrt – zum Beispiel indem einander gute Worte geschenkt werden. Das Bild von Alois Neuhold auf Seite 126 zeigt, wie sich die Liebe oft in kleinen Dingen realisiert (durch gute Worte, gegenseitiges Vertrauen uvm.) und wie sie oft auch unerwartet begegnet. Die Doppelseite lädt ein zurückzuschauen auf das erste Schuljahr. Wahrzunehmen und zu bennnen, wo uns vielleicht unerwartet grüne Herzsituationen, Herzbegegnungen ... erfreut haben, aber auch das, was nicht schön war, verletzt hat, traurig war und trotzdem zu diesem Jahr dazugehört hat. Und all das Traurige, Unangenehme, Verletzende darf in das große Herz Gottes zurückgelegt werden, der es zu verwandeln vermag, damit alles gut wird. Gott selber ist, wie es auch Jesus zeigt, der große Herzensspender, von ihm kommt all das Gute. Zudem wird mit der Lösung zum Herzrätsel ein Aufruf zum „herzhaft leben” getätigt, um im Bewusstsein der Botschaft des Liedes, dass jeder Tag ein Geschenk ist, sowohl dankbar für das eigene Leben zu sein als auch Gemeinschaft positiv zu erleben und erlebbar zu machen.

2 | Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können: wahrnehmen und beschreiben

… gute Worte. verstehen und deuten

… warum gute Worte kostbar wie ein Schatz sind. jede*r braucht gute Worte um gut leben zu können.

gestalten und handeln

… eine gute Worte-Sammlung anlegen. einander gute Worte schenken. die Herzbotschaft entschlüsseln.

(be-)sprechen und (be-)urteilen wann wir gute Worte brauchen.

entscheiden und mit-tun

… das Lied „Jeder Tag ist ein Geschenk” mitsingen. im Alltag auf gute Worte achten und gute Worte verwenden.

3 | Lernanlässe

• Das Schuljahr geht zu Ende

• Was man jemanden in die Ferien mitgeben kann und was man selbst mitnehmen möchte

4 | Sehen, lesen, tun und feiern

Das Bild „Herzspender“ zeigt, dass Liebe mehr wird, wenn man sie teilt. Das gute vermehrt sich und springt über. Dynamisch, mit zwei Beinen in Bewegung. Vielleicht die Liebe und Barmherzigkeit, die Jesus gelebt hat, der in Wort und Tat unter den Menschen wirkte.

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Der Text des Raben Felix weist darauf hin, dass gute Worte tatsächlich ein „Lebensmittel” sind, das uns gut tut. Worte, die wir einander sagen und natürlich auch offene Ohren, die zuhören. Gutes sprechen und einander Zuhören - beides brauchen Menschen in ihrem Miteinander.

Das Rätsel „Herzhaft leben“ funktioniert so: Rechts ist in „Herzzeichensprache” eine Geheimbotschaft geschrieben. Diese kann mithilfe der Legende auf der linken Seite entschlüsselt werden. Für jeden Buchstaben gibt es einen Strich auf der Zeile. Werden die Herzen mit den richtigen Buchstaben verbunden, entsteht die Geheimbotschaft: „Herzhaft leben”. Jetzt kann gemeinsam überlegt werden, was das bedeuteten kann und wie es gelingen kann herzhaft zu leben. Es können gemeinsam Beispiele gesucht werden: z.B. In jedem Menschen etwas Gutes sehen, einander helfen und verzeihen, jemanden eine Freude machen, dankbar sein, …

Das Lied „Jeder Tag ist ein Geschenk“ drückt die Dankbarkeit aus, dass es jeden Tag nur einmal gibt und er daher wertvoll und einzigartig ist. Das Lied lädt ein, jeden Tag einen positiven Funken zu finden und Gott dafür zu danken.

5 | Möglichkeiten für die Arbeit mit der Doppelseite

Einander gute Worte schenken/sammeln: Die Schüler*innen können einander gute Worte schenken, indem sie diese zueinander sagen. Beispielsweise könnte man einen Kreis machen und es darf sich immer ein Kind in die Mitte stellen, dann dürfen die anderen etwas Gutes über dieses Kind sagen. So lange bis alle, die gerne möchten, dran waren. Die Schüler*innen können einander aber auch Gutes zuflüstern oder aufschreiben. So haben die Schüler*innen auch die Möglichkeit diese guten Worte, die an sie verschenkt wurden zu sammeln, z.B. in einem selbstgestalteten Glas, einem Kuvert, ...

Bildbetrachtung: Das Bild „Mit dem Herzen sprechen“ gemeinsam betrachten. Welche Farben siehst du?

Welche Formen kannst du erkennen? Was erzählt das Bild? Was erzählen die kleinen Herzen? Was erzählen die großen Herzen?

Schatzkästchen: Die Herzbotschaft entschlüsseln und darüber ins Gespräch kommen.

Lied „Jeder Tag ist ein Geschenk“: Das Lied gemeinsam singen oder anhören.

Herz-Rätsel ausfüllen: Durch das Einfügen der zu den Herzen zugeordneten Buchstaben ergibt sich die Lösung „Herzhaft leben”. Nachdem diese gefunden wurde, kann mit den Schüler*innen darüber philosophiert werden, was es bedeutet, herzhaft zu leben.

Arbeitsblatt zum Rückblick auf das Schuljahr: Alternativ kann auch eine Abschlussseite im Religionsheft zu folgenden Fragen gestaltet werden: Das war schön …, das war schwierig …, das war ein besonders tolles Erlebnis …, ich bin dankbar für …, mein größter Schatz ist …, usw.

6 | … und noch mehr Ideen für den Unterricht

Gute-Worte-Herzen gestalten: Herzen aus Papier basteln und bemalen und ein gutes Wort oder kurze Sätze (Freundschaft, Liebe, Leben, Hoffnung, Schön, dass du da bist, Du bist spitze,…) darauf schreiben. Diese Herzen können dann z.B. an Klassenkolleg*innen, Freund*innen oder auch im privaten Umfeld verschenkt werden. Eine Idee wäre es auch, diese beim Schlussgottesdienst an alle Schüler*innen und Lehrer*innen zu verteilen und so gute Worte mit in die Ferien zu geben.

Gedicht zum Verschenken von Herzen lernen: Das Gedicht (siehe unten) mit den Schüler*innen lernen. Dieses können sie dann z.B. aufsagen, wenn sie jemandem ein selbstgebasteltes Herz schenken oder einfach an liebe Menschen in ihrem Umfeld weitergeben.

7 | Kinderbücher

 Ottenschläger, M. (2022). Ella spricht 1000 Sprachen. Esslinger.

 Friedl, R. (2021). In deinem Herzen wohnt das Glück. Cbj.

8 | Lieder

 Jeder Tag ist ein Geschenk T. / M. von K. Mikula: mikula-kurt.net

 Leben lernen T. / M. von K. Mikula: mikula-kurt.net

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| Schnappschüsse aus dem Religionsunterricht

Das kann ich … das weiß ich …

Seiten 128 und 129 im Schulbuch | Kapitel 8

Diese Doppelseite am Ende des Kapitels dient der Selbstevaluierung der Kinder. Womit habe ich mich in diesem Kapitel beschäftigt? Was kann ich, was weiß ich, was habe ich gelernt, welche Fragen habe ich, … Die Schatzkästchen beinhalten Anregungen zu den am Kapitelanfang beschriebenen „Schätzen”, die in diesem Kapitel zu finden waren. Da die Kinder der ersten Schulstufe sehr heterogen sind, was ihre Interessen und Fähigkeiten anbelangt (Lesen, Feinmotorik, Verständnis, bevorzugte kreative Ausdrucksweisen, …) sind hier Arbeitsimpulse mit unterschiedlichen Ausdrucksformen und Schwierigkeitsgraden angeboten.

Es geht letztlich darum, dass sich die Kinder bewusst werden, welche Schätze sie durch den Religionsunterricht entdecken, was sie im Sinne der Kompetenzorientierung neu wissen und neu können, worüber sie nachdenken, welche Fragen neu generiert werden und auch, wo ihr eigenes Leben berührt ist.

Schulbuchabschluss - spirituelle Vertiefung

Seite 130 und 131 im Schulbuch | Kapitel 8

Die Schlussseite (im Fall des Schulbuchabschlusses eine Doppelseite) bildet eine Seite der Vertiefung und des Verweilens. Als Abschluss des Schulbuches verabschiedet sich nun der Rabe Felix und das Motiv des Regenbogens wird mit seinem Verweis auf diesen und einem Lied sowie durch eine letzte Verwendung desselben abgerundet.

Reflexionsseite: „Was

Seite 132 im Schulbuch | Kapitel 8

Diese Seite lädt dazu ein, dass die Schüler*innen das Jahr Revue passieren lassen und im Ausblick auf den Sommer oder auch schon das nächste Schuljahr benennen und gestalten können, was sie gerade beschäftigt.

Literatur zum 8. Kapitel

Fuchs, E. (2016): Mehrsprachigkeit – vom Sprachenreichtum in Österreichs Klassenzimmern. In: Kronberger, S./Kühberger, Ch./Oberlechner, M. (Hrsg.): Diversitätskategorien in der Lehramtsausbildung. Ein Handbuch, 258

270. Innsbruck: StudienVerlag.

Neuhold, H. (2016): Religiöse Vielfalt als Herausforderung und Chance. Interreligiöses Lernen – die angstfreie Bewusstheit von religiöser Differenz fördern. In: Kronberger, S./Kühberger, Ch./Oberlechner, M. (Hrsg.): Diversitätskategorien in der Lehramtsausbildung. Ein Handbuch, 281 - 298. Innsbruck: StudienVerlag.

Oberthür, R. (2010): So viele Fragen stellt das Leben. Das Kalenderbuch für alle im Haus. München: Kösel Verlag.

Rosa, H. (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Verlag Suhrkamp.

Rosenberg, M.B. (2007): Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Paderborn: Jungfermann Verlag.

Schulz von Thun, F. (2011): Miteinander reden: 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Reinbek bei Hamburg: Rowolth TB Verlag.

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