Herbert Meßner 1953-2024 - Eine Erinnerungsausgabe

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Sein Heimgang nach langer Krankheit ist ein schmerzlicher Verlust für die steirische Kirche und die katholische Medienlandschaft. In meiner Grazer Zeit bin ich Meßner oft begegnet, er führte seinerzeit auch in ruhiger und behutsamer Art mein erstes Interview. Herbert Meßner ist am Evangelium, an der Wahrheit orientiert gewesen, so handelte er in seinem durch Jahrzehnte währenden priesterlichen Wirken, so wusste er auch seinen Dienst im Sinne der guten Tugenden des Journalismus zu tun. Mit Meßner verlieren die kirchlichen Medien einen ihrer Großen, sein verdienstvolles Wirken verdient nicht nur dankbares Zurück-, sondern auch inspirierendes Aufblicken. erzbischof Franz lackner

Der ungemein vielseitig begabte und engagierte Chefredakteur unserer Kirchenzeitung SONNTAGSBLATT ist nach langem, schwerem Leiden verstorben. Er war ein großer Segen für viele Menschen. Auch als Referent für Medien und Liturgie in der Österreichischen Bischofskonferenz war ich mit ihm in besonderer Wertschätzung verbunden. bischof egon Kapellari

Ich habe Herbert Meßner über die Maßen geschätzt mit seiner so gescheiten und umsichtigen, aber auch humorvollen Art. In seiner leisen, aufmerksamen Präsenz lag eine ganz besondere Kraft, die er auch bei euch in der Redaktion immer ausstrahlte. Sein aufmunterndes Lächeln und sein aufgeschlossenes Wesen wird mir immer in Erinnerung bleiben. Auch seine so wertvollen Kolumnen, die er als begnadeter Theologe und feinsinniger Beobachter, aber vor allem aus der Tiefe seines Glaubens und der großen Liebe zur Kirche und den Menschen mit all ihren Eigenheiten, Schwächen und Stärken geschrieben hat. Er hat damit ein Stück lebendige steirische Kirchengeschichte mit dem Blick auf das Kirchenvolk und als Stimme aus dem Volk geschrieben. gertraud schaller-Pressler

Ich bin einfach traurig, nicht nur weil mein Religionslehrer aus der Maturaklasse und mein damaliger Heimatkaplan heimgegangen ist, sondern auch weil ein priesterlicher Freund verstorben ist, der sehr viel Gutes in unserer Diözese Graz-Seckau gewirkt hat. Seine besondere Gabe war, Kompliziertes mit einer bildhaften, einprägsamen Sprache einfach zu erklären, ohne banal zu sein. Er bemühte sich um das Wesentliche und um die Wahrheit und darum, dass die Vielfalt und Schönheit der Kirche in der Steiermark sichtbar wird. Der Tod war für ihn nie des Ende, sondern der Moment, in dem man dankbar auf einen Menschen schaut und auf das ewige Leben. So sage ich ihm: „Lebe auf bei Christus, Herbert, denn er ist das Leben und die Auferstehung!“ bischof Wilhelm Krautwaschl

Danke, lieber Dr. Meßner für Ihre Kolumne im Sonntagsblatt. Habe diese immer als Erstes, mit viel Freude gelesen. Sie konnten so einfühlsam und verständnisvoll (auch für den kleinen Mann bzw. Frau) schreiben und auch predigen. Eine dankbare Leserin des Sonntagsblattes. rosa Payer

Besonders seine immer guten Predigten bleiben uns in Erinnerung. Mit seinem großen Wissen und viel pastoralem Denken hat er uns in den letzten Jahren auch jeweils in den Evangelisten des Lesejahres eingeführt. Auch seine Texte für unseren Kirchenführer(folder) sind ein „pastorales Schmankerl“. Josef riedl, Pgr-Vorsitzender von graz-Puntigam

Herbert und sein verantwortungsvolles, unermüdliches, fröhliches und segensreiches Wirken in seinen beiden Pfarren ist bestens definiert mit einem dreifachen „H(a) – H(a) – H(a)“. Herbert Meßner hat unsere Pfarren geleitet mit Herz, Hirn und Humor! So viele von uns hat er damit beschenkt.

gudrun topf, Pgr-Vorsitzende von graz-st. Johannes

Unsere Kinder leben alle nicht mehr in Graz. Unsere Tochter und die drei Söhne haben in St. Leonhard bei/mit ihm an den Sonntagen ministriert. Auf die Nachricht vom Heimgang Dr. Meßners haben sie jeweils geschrieben: „ich bin traurig“ und „ich habe ihn sehr gerne gehabt“. Dr. Meßner hatte eine unnachahmliche Art mit Kindern umzugehen und sich viele Jahre besonders um sie gesorgt! Danke, Herr Doktor, für Ihre Liebe zu den Kindern, eigentlich aber zu allen Menschen, mit denen Sie Kontakt hatten! elisabeth und Johann Deutsch

Zum Bild Seite 1: als schulseelsorger in der Volksschule ursulinen bemühte sich Herbert meSner über Jahre um eine freudvolle gestaltung der erstkommunion. Der begeisternde gestalter liturgischer Feiern trägt am 26. mai 2018 die Osterkerze, an einem mammutstrauch vorbei, in die Kirche von graz-st. leonhard.

Herbert meSner begleitete als Priester menschen in vielen lebenssituationen. bei Feiern von erstkommunion, Krankensalbung, Hochzeitsfeiern und bei begräbnissen fand er bildhafte Worte der Freude, des trostes und der bestärkung.

Als Priester ein Geschenk

Herbert Meßner schöpfte lebenskraft aus dem Wort gottes und der Feier der sakramente.

Als Herbert Meßner am 29. Juni 1980 im Grazer Dom von Diözesanbischof Johann Weber zum Priester geweiht wurde, stellte sich jener als Neupriester im „Sonntagsblatt für Steiermark“ so vor: „Ich sehe den Priesterberuf in mehrfacher Hinsicht als Geschenk an. Die Berufung dazu ist ein Geschenk Gottes, das heranreift in den Geschenken der Sakramente und im Beschenktwerden durch das Beten, das eigene Gebet und das Gebet anderer Menschen. Als Geschenk für die Menschen möchte ich schließlich meinen zukünftigen priesterlichen Dienst verstehen, getragen von der Kraft des Wortes Gottes, das ich verkünde, und den Zeichen der Liebe, die ich den mir anvertrauten Menschen zeige: Herr, deine Treue will ich künden in der Gemeinde.“

Gerne Priester

Herbert Meßner war sehr gerne und mit großer Freude Priester. Die Feier der Sakramente war für ihn die große Kraftquelle. Er freute sich, Taufen zu spenden und Erstkommunionen zu feiern. Als Firmspender vermittelte er den Jugendlichen mitreißend die Botschaft Jesu in einem zeitgemäßen Wortschatz. Bei Spendung der Sakramente der Versöhnung und der Krankensalbung, bei Hochzeitsfeiern und bei Begräbnissen fand er Worte der Freude und des Trostes, der Bestärkung und des Mitleidens.

Zum Lobe Gottes

Eine große Begabung, ein hervorragendes Gedächtnis und ein reiches Wissen ermöglichte ihm, exzellente, für viele Menschen verständliche Predigten zu halten. Dabei knüpfte er mit einer bildhaften Sprache meist an konkrete alltägliche Erfahrungen an und vermittelte so den Zuhörenden die Botschaft des christlichen Glaubens als Kraftquelle für ihr Leben. Unauslöschlich in Erinnerung bleiben seine Bibelrunden, die Feier der Rorate, die O-Antiphonen vor Weihnachten, die Laudes in den Kar- und Ostertagen, seine penible Vorbereitung der Firmbegleiterinnen und Firmbegleiter, die geistlichen Impulse für Kommunionhelfer und Lektoren. Eine weitere Lebensquelle war für ihn die Musik. Ausgestattet mit einem sehr feinen Gehör sang er mit Inbrunst zum Lobe Gottes.

Hausaltar

Herbert Meßner war ein treuer und unermüdlicher Beter. Das Stundengebet hatte einen festen Platz in seinem Leben. Selbst wenn er nach Terminen spät und ermüdet nach Hause kam, ließ er die Komplet nicht aus, betete diese stehend bei seinem „Hausaltar“, der mit Ikonen, einer selbstverzierten Kerze, den Sterbebildern von seiner Mutter und von ihm verbundenen Menschen geschmückt war.

Fleißig und dankbar

Bescheidenheit prägte ihn. So stellte er sich bewusst nicht in den Mittelpunkt. Er war unaufdringlich und zurückhaltend, was manche als Distanziertheit missverstehen konnten. Er besaß die Gabe, aus seinen Beobachtungen und seinem Zuhörenkönnen Lebensweisheiten für den menschlichen Alltag abzuleiten. Ein hohes Arbeitspensum bewältigte Herbert Meßner im Verborgenen und ohne viel Aufsehen. Herbert Meßner war ein dankbarer Mensch. Sorgfältig, überlegt, mit Bedacht beschenkte er andere, konnte sich aber auch über Geschenke freuen und sich beschenken lassen.

Politik und Fussball

Seine Interessen waren breit gestreut. Sie galten der Geschichte, der Ökumene, der Politik und dem Zeitgeschehen; er mochte Krimis und begeisterte sich für den Fußball. Mit seinem Geburtsort Judenburg blieb er stets verbunden und verbrachte dort gerne seine Sommer- und Weihnachtsurlaubstage. Viele Menschen in der Kirche der Steiermark haben Herbert Meßner in der persönlichen Begegnung, in der Feier der Sakramente, durch das gesprochene und geschriebene Wort kennen- und schätzen gelernt. Er war ein Geschenk für die Kirche in der Steiermark. Sein Glaubenszeugnis wird auch weiterhin leuchten. michaela sohn-Kronthaler

Foto: elke meister

Dom zu graz: am 24. september 2022 wurde Herbert meSner von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl zum ehrendomherren ernannt. Der bischof gratuliert: „mit Deinen Worten, Deinem priesterlichen leben und einsatz machst Du gott für viele im besten sinn des Wortes angreifbar, verstehbar und gibst Orientierung. Das ist so wichtig in unserer Zeit.“ – als Freunde und Wegbegleiterinnen freuen sich mit dem ausgezeichneten ganz besonders (von links): andreas sohn, Josef gsell, michaela sohn-Kronthaler, gertrude Frehsner, bruder Helfried meSner, Franz Holler, gudrun topf und Karl treplan.

Foto: neuhold

Lebens-Bilder

merkur arena graz: Herbert meSner war anhänger des FuSballklubs austria Wien. als treuer Fan trägt man da Violett ... im Februar 2024 blickt meSner besorgt auf das spielfeld. „seine“ austria musste sich sturm graz geschlagen geben. bischof Wilhelm Krautwaschl

Heimo schäfmann, michaela Horn-Perner und Veronika Kandler besuchten mit dem damaligen Pölstaler Pfarrverband auch das sonntagsblatt. mit Chefredakteur Herbert meSner gab es immer auch einen heiteren gedankenaustausch. Foto: Gerd neuhold

als Chefredakteur war Herbert meSner 40 Jahre lang mitten im redaktionsgeschehen: im sammeln und aufbereiten von inhalten (linkes bild, bei einem gespräch mit leopold städtler), im erklären des redaktionsalltags (mittleres bild), beim Feiern mit der sonntagsblatt-Familie (rechtes bild). Foto: Sb

betlehem: Herbert meSner berührt den stern in der geburtsgrotte von betlehem Foto: Finster

magdala: am Westufer des sees gennesaret in israel erinnert ein in boots-Form gestalteter altar an das Wort Jesu an Petrus: „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure netze zum Fang aus!“ (lk 5,4) – bei seiner letzten Diözesanwallfahrt ins Heilige land im Jahr 2020 ermutigte Herbert meSner an diesem von ihm geliebten Ort die mitreisenden zu einem ganz persönlichen aufbruch – hinein in christliches glauben, Hoffen und lieben. Foto: elke meister

„ich bin bereit.“ elf junge männer wurden am 29. Juni 1980 im grazer Dom von bischof Johann Weber zu Priestern geweiht und spendeten gemeinsam den Primizsegen. Von links nach rechts: P. Herbert baumann, sDs., Franz Wolf, Johann Wallner, ri Jemin, gerhard Platzer, anton nestelbacher, Herbert meSner, Franz ehgartner, Johann leitner, anton Ferk; nicht im bild: P. Josef Wonisch, sDs. Foto:

Herbert meSner legte groSen Wert auf eine schöne, durchdachte, zeitgemäSe liturgische Zeichensprache. Foto: Sb

30. mai 2015: erstkommunion der Volksschule ursulinen. Foto: meister

ohrt

Wozu Heilige?

Eine mittelmäßige Kirche braucht keine Heiligen. Denn Christen, die es besonders gut gemacht haben, stören nur das eigene Bemühen, nur ja nicht zu viel Religiöses zuzulassen. Menschen, die ihren Gott immer gebraucht haben und nicht nur zu Allerheiligen, Nikolaus und Weihnachten, sind einem mittelmäßigen Christentum fremd. Ein Auswahlchristentum braucht auch keine Heiligen. Denn wer sich nur ein bisschen etwas vom Glauben aussucht und nur einige Male die Gemeinschaft der Christen am Sonntag teilt, kann mit den Frauen und Männern nichts anfangen, die vielleicht gar ihr Leben für diesen Glauben geopfert haben. Heilige waren vielleicht eine Zeitlang in ihrem Leben Nichtchristen und haben sich dann geändert. Sie waren aber im Endeffekt niemals Auswahlchristen. Eine unkritische Rückzugskirche braucht die Heiligen nicht, denn Heilige haben falsche Zustände verändert oder zumindest erkannt. Ihre ständige Selbstkritik hieß Buße, und zu ihrer Gesellschaftskritik gehörte, dass sie nicht erst alles mitmachten, was gegen den Geist Christi in ihrer Gesellschaft propagiert wurde. Eine langweilige Kirche braucht keine Heiligen. Heilige hatten meist Humor und Optimismus, und sie besaßen den Mut zur niemandem verbotenen Predigt des Lebens und des Alltags. Eine Kirche, die auf vorbildliche Christen einfach vergisst, macht sich der Mittelmäßigkeit, des Auswahlchristentums, des Rückzugs und der Langeweile verdächtig. Damit es nicht so ist, genügt da Allerheiligen?

Herbert meSner, 1.11.1987

Behüte dich, Gott

Zum 70. Geburtstag hat das sonntagsblatt-team am 21.11.2023 das Wirken von Chefredakteur Herbert meSner mit speziellen „Wandernadeln“ für seinen sOnntagsblatt_Hut und mit einer liedumdichtung (siehe seite 8) umschrieben. Dies hat ihn sehr berührt.

Unser Lebensweg ist wie eine Wanderung. Mal geht es gemütlich dahin, dann wieder steil bergauf. Wir freuen uns über kleinere oder größere Gipfelerlebnisse. Aber auch Wüsten warten.

Auf unserer Lebenswanderung schützt und behütet so manche Kopfbedeckung. Da ist das Hauberl im Kinderwagen, die wärmende Mütze in der Volksschule, vielleicht ein cooles Kapperl in der Sturm-und-DrangZeit. Da schützt ein Helm bei sportlichen Betätigungen, eine Fellmütze im Winter und der Strohhut im Sommer.

Auch unseren Chefredakteur kennen wir mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen. Zur bekannten Schirmmütze ist kürzlich das violette Birett des Domherrn dazugekommen, und bei Sonntagsblattreisen darf natürlich der Sonntagsblatt-Strohhut nicht fehlen.

Beim Unterwegssein trifft man Wanderer oder auch Pilger, die stolz einen Hut mit vielen Wandernadeln tragen. Damit zeigen sie, wo sie schon überall waren, und was sie erlebt haben.

Guter Geist

Mit besonderen Wandernadeln sagen wir Danke für die wertvollen Erfahrungen in der Weggemeinschaft mit Herbert Meßner.

Die note steht für Deine liebe zur musik. Du hast in ihr Kraft gefunden und menschen damit angesteckt.

Die Kirche von maria buch. sie steht für die liebe zu Deiner Heimat Judenburg. Du bist Deiner Herkunft einfach, selbstverständ- lich und treu verbunden.

Das neue Jahr ist nun schon eine Woche alt. Das Leben geht nach den Feiertagen wohl wieder seinen gewohnten Gang. Die Tage, an denen man gute Wünsche austauscht, sind vorüber. Im Herzen mögen sie wie ein Segen über dem Jahr geblieben sein. Viele habe sich Sorgen gemacht um die Zeit der Jahreswende. Nicht nur die Sorgen, die sich aus dem persönlichen Leben und Schicksal ergeben. Die Sorge oder gar die Angst, wie es weitergeht in Österreich, in Europa, auf unserer Erde, ist bei vielen größer geworden. Vom Jahresrückblick des Fernsehens ist mir ein Wort von Hugo Portisch in Erinnerung geblieben. Wir müssten nur ein Zehntel des Aufbaugeistes der Menschen von 1945 haben, dann wären auch die großen Probleme von heute leicht zu bewältigen. Es gehört wohl zum Dienst der Christen an der Öffentlichkeit, ein wenig von diesem Optimismus zu verbreiten, der Menschen eigen ist, die glauben, dass das Leben von Gott geführt und begleitet wird. Und auch jene Einstellung zu stärken, die sagt: Wir schaffen es. Die nicht nur wartet, ob die da oben etwas weiterbringen. Trotz aller Demokratie wird manches heute fast nur auf die Führungspersonen zugespitzt. Doch nur gemeinsam und im Rückhalt durch die Allgemeinheit lassen sich viele Probleme lösen. Über die Probleme in Gesellschaft, Politik und Kirche muss man reden. Aber dabei soll nie vergessen werden, wie viel Gutes und Beispielgebendes geschieht. Der Blick auf das, was an Gutem schon vorhanden ist, wirkt aufbauend.

Herbert meSner, 7.1.1996

Die Bibel zum Lesen

Das ist ja wie beim Labyrinth in der Kathedrale von Chartres“, meinte eine von 86 Reisenden, die zu unserer Leserreise nach Nordfrankreich aufbrachen. Wir mussten nämlich am Flughafen den verschlungenen Weg durch die Absperrungen gehen, bis wir zum Ziel kamen. In der Kathedrale von Chartres endete dann unser Reise-Weg. Durch das dortige Labyrinth haben sich die mittelalterlichen Pilger zum Abschluss ihres Weges auf den Knien bewegt. Dabei haben sie erlebt, dass das Leben nicht immer auf geradestem Weg zum Ziel führt. Aber gerade auf den verschlungenen Wegen des Lebens ist es wichtig zu wissen, dass das Ziel des Lebens vor uns liegt. Wer heute eine Kirche betritt, braucht nicht durch ein Labyrinth auf den Knien zu rutschen. Sind wir uns manchmal nicht schon zu gut, auch nur die eine Kniebeuge zu machen, mit der wir den grüßen könnten, der am Ziel des Lebens auf uns wartet? Bruder Jean Marcell, der uns durch die Benediktinerabtei St. Benoît führt, erklärt uns den Unterschied zwischen der Bibel zum Lesen und der Bibel aus Stein. Lesen kann ich auch im Bett liegend. Es bringt mir Kenntnis. In die Bibel aus Stein, als die die Kirchen gebaut sind, muss ich hineingehen mit meinem ganzen Körper, mit allen Sinnen. Das bringt mir Erkenntnis. Vielleicht täte uns manchmal die Erkenntnis gut, dass es etwas bringt, in die Kirche zu gehen. Aber Erkenntnis gewinnt man eben nur, wenn man es tut. Die Kathedralen auf unserer Reise haben mit ihrer Botschaft in Stein und Glas unsere Erkenntnis bereichert. Herbert meSner, 23.7.2006

Du bist ein meister in der Kunst des liturgischen Feierns. an bewährtes in der symbolischen grammatik hast Du erinnert, neues hast Du angeregt.

Die sOnntagsblatt reisen wurden für Dich wertvolle räume der begegnung mit menschen, natur, Kultur und religion.

Vielleicht als zunächst unaufdringlich scheu, erleben Dich viele menschen als konzentriert, gelassen, helfend-groSzügig und wertschätzend-heiter.

gewisse Vorlieben sucht man sich nicht aus, sie fallen einem zu. Der Fussbalklub austria Wien hat es Dir angetan. als treuer Fan verzeihst Du vieles.

seit 1984 warst Du das gesicht des sOnntagsblatt. Du hast es für viele menschen zu einer verlässlichen und stärkenden Quelle für lebens- und glaubensfragen gemacht.

Festgottesdienste

Sonntagsgottesdienste

Schulgottesdienste

Begräbnisse

Arten des Abschieds

Von der Feuerhalle fahre ich in die Volksschule. Hier wird fröhlich gefeiert, dort wurde traurig gefeiert. In beiden Fällen ging es um Abschied. Die vierten Klassen nahmen Abschied von ihrer Schule. Zuvor mussten Angehörige und Freunde Abschied von einem lieben Menschen nehmen. Der große Abschied am Ende des Lebens hat wirklich seine vielen Vorläufer. Immer wenn wir etwas beenden und etwas Neues, vielleicht Ungewisses beginnen, üben wir uns ein in den großen Abschied, den wir einmal von dieser Welt nehmen werden. Die kleinen Abschiede im Lauf des Lebens bedeuten nicht nur, dass jemand weggeht, sondern auch, dass er oder sie woanders hingeht. Es wäre gut, wenn wir das gelernt hätten für den großen Abschied am Ende. Denn der erscheint uns oft nur als ein Fortgehen. Unser Glaube sagt uns aber auch, wohin und zu wem wir da gehen.

Das gehört ins Zentrum. Der liturgie und dem liturgischen Feiern hast Du nichts vorgezogen. genau in der Vorbereitung, liebevoll im Detail, überraschend in der Weite. Du hast schöne Kraftschichten der liturgie freigelegt.

gedankliche Freiheit und Weite für neues ist Dir möglich durch Deine bleibende fachliche neugierde auf dem boden fester geistesformung.

Der Sommer ist auch die Zeit der Reisen. Auch unsere schönen Ferienreisen beginnen mit dem Abschiednehmen. Und mit der Frage, was wir mitnehmen. Was brauchen wir, was hat im Gepäck und im Kofferraum Platz, was geht durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen? Alles können wir jedenfalls nicht mitnehmen. Auch eine Einübung für den Moment, wo wir nichts mitnehmen können. Oder doch?

Handgepäck zählt beim letzten Abschied nicht. Aber Herzensgepäck, getanes Gute und ausgesäte Liebe, das geht mit.

Beim Reisen verabschieden wir uns mit der Hoffnung auf das Wiedersehen. Das sollte beim letzten Abschied nicht anders sein. Herbert meSner, 11.7.2010

Dein ganzes Leben ist ein Segen

für Herbert Meßner zum Siebziger

2. Dein ganzes Leben ist ein Schauen. Von Deiner Sicht lernen wir viel. Wo wir den Ausblick uns verbauen, zeigst Du die Richtung uns zum Ziel. Du siehst das Kleine, Unscheinbare, und gibst ihm einen großen Wert! Du findest Bilder für das Wahre, stellst richtig, was wir seh’n verkehrt.

3. Dein ganzes Leben ist ein Schreiben. Aus meiner Sicht ist’s ein Genuss. Sehr viele Texte werden bleiben, und sie zu lesen ist ein Muss. Drum immer mehr und immer besser! Sie füllten längst ein dickes Buch. Worte, die scharf sind wie ein Messer und magisch wie ein Zauberspruch.

4. Dein ganzes Leben ist ein Beten, Du legst der Menschen Not vor Gott. Um für sie alle einzutreten, findest Du Worte oft sehr flott.

Drum immer tiefer, immer feiner! Die Liturgie ist Dein Daheim. Du kennst das Gotteslob wie keiner, Machst Dir auf Vieles einen Reim.

5. Dein ganzes Leben ist ein Singen. Ob in der Kirche, ob beim Fest, wird jedes Lied sehr kunstvoll klingen, wenn Du es laut erschallen lässt. Wird’s immer höher, immer tiefer, triffst Du ganz sicher jeden Ton. Für jeden Anlass, den wer liefert, hast Du ein Ständchen im Talon.

6. Dein ganzes Leben hat begonnen in Judenburg vor siebzig Jåhr’n. Und hat die Austria gewonnen, dann fühlst Du Dich wie neu gebor’n. Drum immer vorwärts, immer heiter, Du nimmst das Leben mit Humor, denn ein vergnügter Christ kommt weiter, das zeigst Du uns tagtäglich vor.

7. Dein ganzes Leben ist ein Lesen, Du hältst Dein Wissen stets im Flow, obwohl Du längst schon wärst gewesen, Gewinner der Millionenshow.

Drum immer besser, immer g’scheiter, man lernt im Leben niemals aus. Und Deine Sicht wird immer weiter, dafür spenden wir Applaus.

8. Dein ganzes Leben ist ein Segen Du hast so Vieles uns geschenkt. Wir können unsern Dank nur legen zu Füßen dem, der alles lenkt.

Drum geht’s in Gottes Namen weiter! Wir wünschen Dir viel Kraft und Geist. Wir bleiben gern Deine Begleiter, wenn Du uns nur die Richtung weist.

aus fast 2000 Kommentaren der Kolumne „aus meiner sicht“ hat das SonntagsblattTeam viele Schätze gehoben und als Festgabe zum 70. Geburtstag (21.11.2023) von Herbert Meßner das Buch „Aus meiner Sicht. Kostproben aus 40 Jahren Hoffnungs-Schreiben“ gestaltet.

Vierzig Jahre lang hat Herbert Meßner Sonntag für Sonntag seiner Leserschaft Worte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in die neue Woche mitgegeben, ohne dabei über den Zustand der Welt hinwegzusehen, ohne die Dinge schönzureden – ein Werk, das Achtung gebietet.

in groSer Wertschätzung für Herbert meSner stellt das sOnntagsblatt 500 stück dieses buches interessierten leserinnen und lesern gerne und gratis zur Verfügung. bestellungen bitte an tel. 0316 8041 321 bzw. service@sonntagsblatt.at

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Herbert Meßner 1953-2024 - Eine Erinnerungsausgabe by meinekirchenzeitung.at - Issuu