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GEDANKENZU EUROPA

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Kamin

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Mein Einstieg in die Politik war ungeplant, unkonventionell und alles andere als unkompliziert. Nach der EU-Volksabstimmung vom 12. Juni 1994 sah ich mein Anliegen des österreichischen Beitritts eigentlich erreicht und wollte mich wieder auf meine Karriere als Universitätsprofessor zurückziehen. Ich hatte allerdings die Rechnung ohne den steirischen Landeshauptmann gemacht. Er hatte ganz andere Pläne, im Allgemeinen und auch für mich. Der zu Beginn des Jahres 1995 anstehende EU-Beitritt hatte für Österreich wichtige Funktionen im Apparat der Union vertraglich in Aussicht gestellt, und da wollte LH Krainer die Steiermark entsprechend mit dabei haben. Der österreichische Kommissar war natürlich Sache der Bundesregierung, aber es gab auch Spitzenpositionen in der EUKommission, den österreichischen Richter am Europäischen Gerichtshof, den Europäischen Rechnungshof, und natürlich auch österreichische Abgeordnete im Europäischen Parlament. Nachdem die Steiermark mit dem Modell des Europabeauftragten gut gefahren war, wollte „Joschi“ mehr. Und da er schon einen der damals wenigen Fachleute in Sache EU zur Hand hatte, machte er mir ein Angebot zu dem man nicht nein sagen konnte: Such dir aus, was du gerne machen möchtest … Ich wollte an der Universität bleiben, schließlich hatte ich dafür lange genug gerackert, und da blieb eigentlich nur die Aufgabe als Mitglied des Europäischen Parlaments. Alles andere wäre auf eine dauernde Übersiedlung nach Brüssel oder Luxemburg hinausgelaufen. Technisch war das allerdings gar nicht so einfach. Als Mitglieder für das Europäische Parlament kamen nämlich nur demokratisch gewählte Abgeordnete in Frage. Für LH Krainer war die Sache schnell geklärt. Für die anstehende Nationalratswahl vom 9. Oktober 1994 bekam die Landesliste der Steiermärkischen Volkspartei einen Spitzenkandidaten Prof Rack, nicht zur Freude aller, und „ganz überraschend“ war ich damit Nationalrat*. Das Sternchen signalisierte für mich: Bestimmt zur „Kinderlandverschickung“ ins Europäische Parlament.

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