Lesen

Page 26

SACHBÜCHER

Bleiben wir mal sachlich Ratgeber, Sachbücher, Lexika erleben trotz Internet eine neue, spürbare Wertschätzung – vielleicht deshalb, weil man Büchern trauen kann Warten auf den besten Schuss

Endstation Wahrheit

Zahl oder Kopf oder beides

V

S

W

Perry Kretz „Augen auf und durch!“, Hoffmann und Campe, 368 Seiten, 25 Euro

C. Esser, A. Randerath „Schwarzbuch Deutsche Bahn“, C. Bertelsmann, 304 Seiten, 19,95 Euro

Günter M. Ziegler „Darf ich Zahlen?“ Piper, 320 Seiten, 19,95 Euro

ietnam, Irak, Bogotá – es war sein Traum, in menschliche Abgründe zu blicken, sie zu dokumentieren. Mit der Kamera draufzuhalten, während sich die Seele nur abwenden will von Blut, Tränen, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Vielleicht, weil der junge Perry den Zweiten Weltkrieg in Bayern als Abenteuer erlebt hat. Oder, weil ihm später klar wurde, dass Schriftsetzer nicht sein Ziel ist. Er wollte Reporter sein und ging in die USA, wo er zunächst für die Mafia arbeitete, bis er beim Militär eine Kamera in die Hand gedrückt bekam. 1969 kehrte Kretz nach Deutschland zurück und berichtete fortan als Fotograf für den „Stern“ von Krisen und Kriegen. Seine Biografie ist so spannend wie sein Leben.

26

LESEN

chon nach den ersten Seiten fragt man sich: Will man das eigentlich wissen? Die Antwort wird in jedem Kapitel mitgeliefert: ja! Denn auch, wenn‘s manchmal wehtut: Das „Schwarzbuch Bahn“ ist Pflichtlektüre für die Schicksalsgemeinschaft aus Kunde und Bahn. Die Journalisten Christian Esser und Astrid Randerath haben sich auf die Suche nach den Ursachen für Verspätungen, schlechten Service und gestresstes Personal gemacht. Sie sind auf gefährliche Defizite, folgenreiche Fehlentscheidungen und politische Netzwerke gestoßen, die die skandalösen Vorgänge zwar nicht besser machen, sie aber zumindest erklären und in einen größeren Zusammenhang stellen. Mutig!

em in der Schule die Lust an der Mathematik vergällt wurde, dem gibt Günter M. Ziegler nun eine zweite Chance. „Darf ich Zahlen“ heißt seine Einladung in eine Welt voller algebraischer Merkwürdigkeiten, logischer Bravourstückchen und überraschender Entdeckungen. Ein geistiges Abenteuer ist die Mathematik und ihre Geschichte, bevölkert von skurrilen Gestalten. Aber die Formeln, die vertrackten und viel zu abstrakten? Sind viel besser als ihr Ruf, erklärt mit leichter Feder der mit dem Leibniz-Preis geehrte Autor. Der Beweis? Der „Satz des Pythagoras“ kann verblüffend nützlich sein, wenn man einen großen Schrank in einem sehr kleinen Zimmer aufstellen möchte.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.