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Ein Sonderprodukt Ihrer Tageszeitung | Ausgabe 8 | Sonnabend, 25. Februar 2012
Pfleger will Seniorin (91) nicht getötet haben Todesfall im „Sonnenhof“ / DNA-Gutachten entlastet Angeklagten / Obernkirchener auf freiem Fuß Obernkirchen/Bückeburg (ly). Zum Auftakt des Prozesses gegen einen früheren Altenpfleger im Seniorenzentrum „Sonnenhof“ hat der Angeklagte gestern bestritten, eine hochbetagte Patientin (91) mit einer Tüte getötet zu haben. Er will in dem Zweibettzimmer mit anderen Dingen beschäftigt gewesen sein und nicht gemerkt haben, dass die alte Dame unter dem Müllbeutel erstickt ist. Ein DNA-Gutachten stützt diese Version: Durch die Spuren lasse sich nicht belegen, dass die Tüte über das Gesicht des Opfers gestülpt worden sei. Noch gestern wurde daraufhin der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt, der Angeklagte ist wieder auf freiem Fuß. Verteidiger Ralf Jordan sieht ohnehin kein Motiv und betont gleichzeitig „das tadellose Verhalten meines Mandanten während des Dienstes“. Im Vorfeld des Prozesses hatte Jordan aus seiner Sicht auf zwei denkbare Todesursachen hingewiesen: Die Frau könne sich die Tüte selbst ins Gesicht gezogen haben – oder der Beutel sei vom Wind dorthin geweht worden. Fenster und Terrassentür sollen auf Kipp gestanden haben. Staatsanwalt Nils-Holger Dreißig glaubt an keine dieser
Die Verteidiger Alexander Berndt (links) und Ralf Jordan (rechts) mit dem Angeklagten, der sein Gesicht verdeckt. Foto: tol beiden Versionen. Er geht von Vorsatz aus und wirft dem 36Jährigen Totschlag vor. Im Fall eines Schuldspruchs stehen darauf bis zu 15 Jahre Haft. Das Publikumsinteresse war gestern so groß, dass die Stühle nicht ausreichten. Belastet wird der angeklagte Obernkirchener vom Pflegedienstleiter (53) des Seniorenzentrums, den das Schwurgericht als Ersten von voraus-
sichtlich 16 Zeugen vernommen hat. Am 2. September, einem Freitag, hatte der Vorgesetzte gegen 12.20 Uhr ohne Vorankündigung das Patientenzimmer betreten, in dem sich der Pfleger aufhielt. Er will gleich „das Gefühl“ gehabt haben, „hier stimmt was nicht“. Der Pfleger habe erst zwischen beiden Betten gestanden, sei dann zu ei-
nem Kopfende gegangen und habe vom Gesicht der dort liegenden Frau eine Plastiktüte entfernt. „Ich wollte nicht glauben, was ich beobachtet hatte“, erinnert sich der Zeuge. „Es war wie im Film.“ Die Seniorin, eine schwerstpflegebedürftige Frau, beschreibt der Leiter als vollkommen hilflos: „Sie war vom Personal abhängig wie ein Säugling
und konnte sich in keinster Weise wehren, nicht einmal schreien.“ Der Angeklagte sagt: „Sie konnte ihre Arme noch bewegen, aber so gut wie gar nicht mehr sprechen.“ In der Anklageschrift geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Pfleger den Müllbeutel so auf das Gesicht des Opfers gelegt hat, dass Mund und Nase vollständig bedeckt waren. Wegen ihres Gesundheitszustandes sei die 91-Jährige „zu keiner Gegenwehr fähig“ gewesen. Verteidiger Jordan erklärte dazu, nach dem Leeren des Mülleimers habe der Pfleger zwar einen neuen Beutel von der Rolle abgerissen, diesen aber zunächst aufgeschlagen neben den Kopf der alten Dame gelegt. Wegen eines privaten Umzugs will Jordans Mandant an diesem Tag „zerstreut“ gewesen sein. „Mir gingen 1000 Sachen durch den Kopf.“ Dann habe er „andere Arbeiten gemacht und gar nicht mehr an die Tüte gedacht“. Erst durch einen Ausruf des Pflegedienstleiters will der 36-Jährige auf die Tüte aufmerksam geworden sein – beziehungsweise darauf, dass der Beutel auf dem Gesicht der Greisin lag. Der Prozess wird morgen, Freitag, um 9 Uhr fortgesetzt.
Ablösesumme für B 65 noch geheim In Heuerßen kündigt sich eine Diskussion um die mögliche Übernahme der derzeitigen Trasse durch die Gemeinde an Heuerßen/Kobbensen (gus). Der Gemeinde Heuerßen liegen mittlerweile konkrete Zahlen dazu vor, wie viel Geld sie bekommt, wenn sie die alte Trasse der Bundesstraße 65 in ihren Besitz übernimmt. Noch bleiben diese Zahlen aber geheim. Die mögliche Übernahme war in der Vergangenheit im Gemeinderat skeptisch beurteilt worden – wegen zusätzlicher Kosten für die Kommune.
Der Hintergrund: Nach dem 2+1-Ausbau der B 65 wird die alte Bundesstraßentrasse umgewidmet. Da sie im Gebiet der Gemeinde Heuerßen liegt, soll diese die Straße übernehmen. Und damit auch die Kosten für das Reinigen, den Winterdienst und die Instandhaltung. Stahlhut erinnerte daran, dass es die Kapazitäten der Gemeinde übersteigen könnte, an der Straße, die nach dem Aus-
bau vor allem als Busspur und für Landwirtschaftsverkehr genutzt werden soll, den Winterdienst zu schultern. Der Landkreis habe ihm gegenüber signalisiert, dass die Straßenmeisterei diese Aufgabe übernehmen könnte und der Kreis dafür die Kosten trüge. Dies würde sich aber wiederum auf die Höhe der Ablösesumme für die Straße auswirken. Zuungunsten der Gemeinde, versteht sich. Stahl-
hut kündigte an, dass das Thema in Kürze auf die Tagesordnung des Gemeinderats kommen wird. Dann soll weiter mit dem Landkreis verhandelt werden. Welche Summen der Gemeinde vom Landkreis genannt wurden, behielt Bürgermeister Frank Stahlhut bei der jüngsten Ratssitzung für sich. Akuter Handlungsbedarf besteht aber ohnehin nicht. Der mehrfach verschobene und für
Anfang 2012 angesetzte Spatenstich ist noch nicht erneut terminiert worden. Der gesamte Ausbau dürfte im Abschnitt Heuerßen/Kobbensen mehrere Monate dauern. Die Verzögerungen im Planfeststellungsverfahren hatten unter anderem aus Verhandlungen über Flächentausch beziehungsweise Entschädigungen für Landwirte im Bereich Lohhof resultiert.
Rundgang anlässlich der Geburtsstunde der SPD
Jürgen Lingner (Mitte, beige Jacke) führt seine Zuhörer zu den historischen Stätten der Stadthäger SPD. Fotos: Hanke Stadthagen (han). Vor 125 Jahren sind in Stadthagen erstmalig Sozialdemokraten öffentlich in Erscheinung getreten. Aus diesem Anlass hat der Stadthäger SPD-Ortsverein zu einem historischen Stadtrundgang eingeladen. Zahlreiche Gäste trafen sich am Sonnabend im Parteibüro an der Echternstraße. Ortsvereinschef Jan-Philipp Beck griff zum Messer, um eine Torte anzuschneiden, auf der die Jubiläumszahl prangte. Präsentiert wurde eine sehr gut erhaltene Fahne der damaligen SPD-Ortsgruppe. Neugierig blätterten die Besucher in der von Jürgen Lingner verfassten Broschüre „Spurensuche 1 – Die Sozialdemokratische Partei in Stadthagen 1887 bis 1845“. Ein weiteres Heft, das die Nachkriegshistorie der Partei beleuchtet, soll folgen. Referent Lingner führte die Gäste zu unterschiedlichen Stationen, beispielsweise zu Gebäuden, die als Parteibüro dienten. Die Geburtsstunde der SPD in Stadthagen war der 18. Februar 1887. Die Sozialdemokraten trafen sich damals im Saal von Carl Wilharm, dem Gebäude, das heute unter „Gerber Hotel La Tannerie“ firmiert. Lingner betonte, dass es sich nicht um eine Parteiversammlung gehandelt habe, da die SPD zur damaligen Zeit von Bismarck verboten war. Wilhelm Kreft habe die Partei möglicherweise gegründet. Im Jahr 1902 seien die ersten Mitgliedsbücher ausgestellt und das Parteibüro für den Wahlbezirk Schaumburg-Lippe ins Leben gerufen worden.