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Zukunftstauglichkeit üben

Was bringt die Zukunft? Bis vor nicht allzu langer Zeit herrschte in den Köpfen vieler, zumindest implizit, ein relativ lineares Zukunftsverständnis – die Zukunft wird wie die Gegenwart, einfach mit etwas wärmeren Sommern, etwas älterer Bevölkerung, etwas schnellerem Internet. Spätestens seit der Pandemie und dem russischen Überfall auf die Ukraine sollte allen klar sein: Diese Linearität ist nicht gegeben. Wir müssen mit plötzlichen, radikalen Veränderungen rechnen – mit klimatischen Kipppunkten, politischen Umwälzungen oder disruptiven, technologischen Durchbrüchen.

Welche Fähigkeiten muss man aber für eine Zukunft mitbringen, die so unbestimmbar ist? Soll man Kindern und Jugendlichen nun beibringen, Kartoffeln anzupflanzen, damit sie sich dereinst in den Ruinen unserer Zivilisation noch ernähren können oder Poesiekurse anbieten, um Sinnkrisen eines vollautomatisierten Schlaraffenlandes meistern zu können?

Von der Prämisse einer unbestimmbaren, aber womöglich radikal anderen Zukunft ausgehend, wird klar, dass konkrete Wissensinhalte, ob über den Kartoffelkäfer oder Kreuzreime, alleine nicht ausreichen. Da man junge Menschen nicht auf alle Eventualitäten vorbereiten kann, gilt es, Fähigkeiten zu vermitteln, sich auf sehr unterschiedliche Situationen einzustellen und das dafür notwendige Wissen situativ selbst zu erarbeiten.

Junge Menschen müssen die Fähigkeit entwickeln, selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen. Je fremder die Zukunft, desto weniger können sie sich dabei auf vergangene Erfahrungen und Traditionen, auf unseren Rat, stützen.

Eine solche Selbstbestimmung will gelernt sein. Es bedingt eine Umgebung, in der nicht alles vorgegeben ist, sodass Entscheidungen geübt werden können. Sei das in der Freizeit, in der Kinder und Jugendliche jedoch immer weniger unverplante, frei gestaltbare Zeit haben

ANZEIGE oder in der Ausbildung, wo Lernende in die Entscheidung eingebunden werden sollten, was sie lernen wollen. Am Arbeitsplatz können starre Hierarchien Freiräume einschränken. Das verunmöglicht den Mitarbeitenden, sich persönlich weiterzuentwickeln und besser darin zu werden, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Digitale Kontrollmethoden, Algorithmen, welche beispielsweise kontrollieren, ob Menschen im Homeoffice arbeiten, schränken diese Freiräume ebenfalls ein. Sie belohnen das Maximieren von simplen Kennwerten (z.B. die Anzahl Tastaturanschläge), nicht freie, vielleicht kreative Entscheidungen.

Wollen wir Kinder, Lernende oder Mitarbeitende auf die Zukunft vorbereiten, müssen wir ihnen vertrauen und damit überhaupt ermöglichen, sich persönlich weiterzuentwickeln.

Dabei wird gerade im Umgang mit Technologie das kreative Entscheiden, das Fragenstellen, immer wichtiger. Die Software ChatGPT schreibt Texte, Dall-e 2 malt Bilder basierend auf Instruktionen. Die Herausforderung ist nicht mehr das Malen eines Bildes, sondern die Formulierung einer kreativen Instruktion, der richtigen Frage – das Entscheiden also, was die Maschine malen oder schreiben soll.

Um diese Freiräume anzubieten und Menschen damit zukunftstauglicher zu machen, ist das Vertrauen notwendig, dass die Freiheiten nicht ausgenutzt werden.

Um das zu erfahren, muss man die Freiräume aber erst mal gewähren. So bestand vor der Pandemie eine grosse Zurückhaltung, das Homeoffice zu ermöglichen – nicht zuletzt aufgrund des Misstrauens, ob zu Hause gearbeitet würde. In der Pandemie hat sich gezeigt, dass Menschen auch zu Hause arbeiten.

Wollen wir nun Kinder, Lernende oder Mitarbeitende auf die Zukunft vorbereiten, müssen wir ihnen vertrauen und damit überhaupt ermöglichen, sich persönlich weiterzuentwickeln und die notwendige Mündigkeit aufzubauen, selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen.

04 Berufe der Zukunft

08 Bildungssystem Schweiz

10 Interview: Matthias Horx

12 Soziale Berufe

16 Sprachen der Zukunft

18 Talentförderung in der Berufsbildung

20 Soft Skills

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Den grossen Fragen auf den Grund gehen

Gerade in Zeiten enormer gesellschaftlicher Umwälzungen sowie technologischer Entwicklung beschäftigen sich die Menschen mit den grundlegenden Fragen des Lebens. Oft spielt hier die Religion eine Schlüsselrolle. Die Theologische Fakultät der Universität Basel bietet einen Studiengang an, der die Teilnehmenden dazu befähigt, sich mit diesen Grundsatzfragen vertieft und kompetent auseinanderzusetzen.

Es sind grosse und komplexe Themen, die derzeit viele Menschen beschäftigen: Die aktuelle geopolitische Lage, die generationsübergreifende Herausforderung des Klimawandels sowie die wirtschaftlichen Unsicherheiten werfen viele Fragen auf – darunter Fragen nach der Zukunft sowie die Frage nach einem tieferen Sinn. «In unserem Bildungsangebot befähigen wir die Menschen unter anderem dazu, diesen und anderen Fragen systematisch nachzugehen und einen Diskurs darüber zu führen», erklärt Prof. Andrea Bieler. Sie leitet gemeinsam mit verschiedenen Kolleginnen und Kollegen das «Diploma of Advanced Studies (DAS) Theologie und Religionsphilosophie» der Theologischen Fakultät der Universität Basel. Der Studiengang baut auf dem «Certificate of Advanced Studies (CAS) Theologie und Religionsphilosophie» auf und kann in der Regel in sechs Semestern absolviert werden.

Welche Studieninhalte werden im Rahmen dieses CAS beziehungsweise DAS vermittelt? Und warum sind die darin behandelten Ansätze gerade in aktuellen Zeiten so relevant? «Den Studierenden werden nicht nur Informationen über das Christentum und andere Religionen vermittelt, sondern sie werden darüber hinaus zu einem wirklichen Verstehen religiöser Ideen und zum Gespräch darüber angeleitet», erklärt Bieler. Sie lernen, sich aufgrund historischer, theologischer und philosophischer Kenntnisse selbstständige Urteile in religiösen und ethischen Fragestellungen zu bilden.

«Und gerade die Fähigkeit, in Zeiten kontinuierlicher sowie oft gegensätzlicher Informations- und Meinungsströme die zentralen Inhalte filtern und bewerten zu können, ist absolut essenziell.» Der Studiengang dient aber nicht nur als Enabler für die Teilnehmenden: Vielmehr werden die Absolventinnen und Absolventen auch in die Lage versetzt, zu komplexen religiösen und ethischen Fragestellungen einen Dialog in breiten Kreisen anzuregen. «Das ist besonders wichtig, denn der Diskurs darf nicht bloss unter wenigen Fachleuten geführt werden, sondern muss idealerweise alle gesellschaftlichen Kreise erreichen», so Bieler.

Ein breites Spektrum

Der Schwerpunkt liegt in der Einführung in die grundlegenden Themen und Methoden der Theologie, Religionsphilosophie und Religionswissenschaft. Es werden Kenntnisse über das Christentum und andere Religionen vermittelt und eine Sprach- und Reflexionsfähigkeit für religiöse Phänomene erworben. Der Studiengang richtet sich daher an Personen, die sich grundlegend und auf universitärem Niveau über Themen der Religion und Religionsphilosophie orientieren wollen, insbesondere an Menschen, die in ihrem beruflichen Umfeld Fragen religiöser Natur begegnen. Unter ihnen können auch solche sein, die sich –heute noch aktiv im Beruf stehend – für ihren dritten Lebensabschnitt eine neben- oder ehrenamtliche Betätigung im religiösen Bereich vorstellen können.

Vorausgesetzt wird ein abgeschlossenes Studium an einer Universität oder Fachhochschule. «Doch in begründeten Ausnahmefällen können auch Kandidatinnen oder Kandidaten zugelassen werden, die einen adäquaten beruflichen Werdegang und fachliche Qualifikation nachweisen», betont die Studiengangleiterin. Der Studienantritt ist semesterweise möglich.

«Von der Schönheit des Göttlichen in philosophischer Perspektive» Ein Studienwochenende im Rahmen des Weiterbildungsstudiengangs Certificate of Advanced Studies (CAS) / Diploma of Advanced Studies (DAS) der Universität Basel

«Mich haben Fragen zu Religion und Philosophie schon immer fasziniert. Natürlich kann man sich dazu auch selber zu Hause mit Büchern weiterbilden. Aber es ist doch etwas ganz anderes, wenn man anregendes Wissen direkt von hochkarätigen Fachpersonen präsentiert bekommt und dieses in einer Gruppe von unterschiedlichsten Mitstudierenden diskutierten kann. Die Studienwochenenden waren so etwas wie Reisen in andere Welten, in denen man neue Perspektiven für den Alltag gewann.» (Bericht einer ehemaligen Studentin)

Den Studierenden werden nicht nur Informationen über das Christentum und andere Religionen vermittelt, sondern sie werden darüber hinaus zu einem wirklichen Verstehen religiöser Ideen und zum Gespräch darüber angeleitet.

Die Weiterbildungsstudiengänge in Theologie und Religionsphilosophie dienen der vertieften Reflexion religiöser und kultureller Fragestellungen und ergänzen berufliche Qualifikationen. Sie wenden sich an Interessierte, die Lust haben, über wesentliche Fragen gemeinsam nachzudenken: Wie können wir zugleich über den guten Gott und das Böse in der Welt sprechen? Was ist Schönheit? Was bedeutet Freiheit? Wie wird Gewalt überwunden?

«Der Basler CAS/DAS ist einzigartig in der Schweizer Bildungslandschaft. Der Studiengang besteht aus Modulen in verschiedenen Fachgebieten der Theologie, Religion und Philosophie. Im mehrjährigen Curriculum wiederholen sich die Gebiete, aber nicht die Themen.»

So zum Beispiel Themen wie: Gerechtigkeit / Medien und Religion / Migration und religiöse Identitäten / Natur / Gott und das Schöne – von der Ästhetik des Heiligen. Weitere Informationen finden Sie unter religionsphilosophie.theologie.unibas.ch

Über die Theologische Fakultät Die Theologische Fakultät der Universität Basel bietet ein Vollstudium der Theologie an. Dieses wird mit dem Bachelor of Theology (BTh) und dem Master of Theology (MTh) mit Vertiefungsrichtung «Theology», «Semitic Philology» oder «Christianity» abgeschlossen. Ebenfalls kann der Masterstudiengang «Interreligious Studies» (Master of Arts in Interreligious Studies) studiert werden.

In Zusammenarbeit mit der Philosophisch-Historischen Fakultät werden die Studienfächer «Religionswissenschaft» und «Jüdische Studien» betrieben. Hinzu kommt der Studiengang «Religion, Wirtschaft und Politik», der im Verbund mit den Universitäten Zürich und Luzern angeboten wird.

In Basel ist auch eine Promotion in Theologie zum «Dr. theol.» oder «Dr. phil.» möglich sowie die Promotion in Semitischer Philologie.

CAS/DAS Theologie und Religionsphilosophie Universität Basel l Theologische Fakultät Nadelberg 10 CH-4051 Basel dstr@unibas.ch