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So werden wir in Zukunft arbeiten

Die Berufswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen tragen dazu ebenso ihren Teil bei wie die Digitalisierung und der Klimawandel. Viele Berufe, welche die Zukunft mitbestimmen werden, kennen wir heute noch gar nicht. Doch auf einige Berufsbilder, die künftig mit Sicherheit wichtig sein werden, rücken wir hier in den Fokus.

Wie sah der Arbeitsalltag einer Leimsiederin aus? Welche Schwierigkeiten hatte ein Geschirrflicker zu bewältigen? Und wie wärmten sich Eissäger nach einem langen Arbeitstag wohl am besten auf? Diese Berufe sind nur drei von unzähligen Tätigkeiten, die im Laufe der Zeit obsolet wurden und darum ausstarben. Das ist vollkommen normal, denn mit der technischen und gesellschaftlichen Weiterentwicklung fallen gewisse Aufgaben und Berufe im wahrsten Sinne des Wortes aus der Zeit.

Doch genau so, wie gewisse Professionen verschwinden, entstehen neue, die Bedürfnisse abdecken, die in der Vergangenheit bisher nicht existierten. Und zu den dringlichsten Bedürfnissen der heutigen Zeit gehört das Entwickeln von Massnahmen gegen den Klimawandel. Zur Sparte dieser «grünen Berufe» gehört eine enorme Anzahl an Berufsbildern. Ein essenzielles Handlungsfeld ist der Immobiliensektor: Laut UNEP (United Nations Environment Programme) verursachen Gebäude rund ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen. Immobilien sind zudem für 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs sowie 50 Prozent des Verbrauchs von natürlichen Ressourcen verantwortlich. «Nachhaltiges Bauen» ist darum ein wesentlicher Faktor. Hier werden klassische Berufsbilder wie Architekt:in und Bau:planerin wichtig sein und bleiben, aber um neuen Kompetenzen erweitert. Der nachhaltige Betrieb von Gebäuden und Siedlungen eröffnet ein enormes Potenzial, um Treibhausgasemissionen zu verringern. Ein Werkzeug dafür sind nebst modernen Heizsystemen und verbesserter Dämmung auch digitale Tools, die ein Gebäude zum Smarthome beziehungsweise eine Siedlung zum smarten Environment machen. Immobilienfachleute werden künftig also im Umgang mit digitalen Technologien versierter sein müssen. Diese Anwendungen wiederum müssen programmiert und implementiert werden. Was uns in den ICT-Bereich führt.

Die digitale Grundlage

Die ICT-Berufe sind der zentrale Enabler der «grünen Berufe», weil sie die Branchen mit den notwendigen Tools versorgen, um in ihrem Sektor einen Wandel einzuleiten. Ob Smarthome-Anwendungen, automatisierte Fertigungs- und Recyclingprozesse, das Einführen elektrischer Antriebe in der Mobilität; die Basis für diese Tätigkeiten und Massnahmen bilden immer ICT-Produkte, -Projekte und -Dienste. Aus diesem Grund werden Berufe wie

Plattformentwickler:in, IT-Security-Spezialist:in oder Applikationsentwickler:in künftig eine zentrale Rolle spielen. Diese Berufe haben Zukunft – und gestalten die Zukunft aktiv mit. Und da die Digitalisierung immer mehr Bereiche des privaten und beruflichen Lebens durchdringt, wird auch der Bedarf an Spezialistinnen und Spezialisten ansteigen, welche die digitale Kollaboration fördern und intelligent lenken.

Apropos intelligent: Künstliche Intelligenz (KI) wird in den kommenden Jahren ebenfalls eine immer zentralere Rolle in diversen Bereichen spielen. Nebst den Entwicklerinnen und Entwicklern, die im Machine Learning und der Algorithmus-Entwicklung tätig sind, werden auf User:innen-Seite auch Fachleute benötigt werden, die diese künstlichen Intelligenzen als Supervisors überwachen. Der Mensch bleibt zentral Wer nun denkt, dass die Berufe der Zukunft sich einzig und allein vor dem Bildschirm abspielen werden, irrt. Im Rahmen einer Deloitte-Studie wurden 100 Berufsgruppen und 1000 Berufe untersucht, um daraus Prognosen für die Arbeitswelt im Jahr 2035 abzuleiten. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Jobs der Zukunft

BRANDREPORT • WISS SCHULEN FÜR WIRTSCHAFT INFORMATIK IMMOBILIEN AG

Interaktion mit anderen Menschen sowie Empathie erfordern werden – und damit nur in geringem Masse automatisierbar sind. Es sei sogar der Fall, dass 65 Prozent der Arbeitszeit in den betrachteten Berufen nicht durch Technologie ersetzt werden können. Ebenfalls positiv: Die Studie zeigt, dass die Zahl der Jobs, die wenig automatisierbar und stärker nachgefragt werden und damit Jobs der Zukunft sind, stärker wachsen dürfte als die Zahl derjenigen Jobs, die durch Automatisierung wegfallen. Dieser Zuwachs an Jobs findet vor allem bei Gesundheits-, Bildungs- und Managementberufen statt. Die Zahl der Gesundheitsberufe dürfte bis 2035 um 26 Prozent zunehmen, während lehrende und ausbildende Berufe um 20 Prozent wachsen. Gemäss der Deloitte-Studie werden Robotics und Data Analytics in sämtlichen Branchen die Technologien mit den grössten Auswirkungen auf die Berufswelt von morgen sein: Von den insgesamt 35 Prozent der Arbeitszeit, die durch Technologie ersetzt werden können, entfällt fast die Hälfte auf Robotics, etwas weniger als ein Viertel auf Data Analytics.

Alternative zur traditionellen Informatiklehre im Lehrbetrieb

Informatikberufe sind gefragter denn je und der akute IT-Fachkräftemangel sorgt dafür, dass eine Berufslaufbahn in der Informatik langfristige Chancen bietet. Viele Unternehmen bieten Informatiklehren an und Schulabgänger:innen erleben zum Lehrantritt meist einen Kulturschock beim Übertritt aus der gewohnten Schulumgebung in die Berufswelt.

Rolf Ryser Schulleitung Grundbildung

Einen sanfteren Umstieg bietet hier die schulisch organisierte Lehre, bei der die Schüler:innen zuerst ihre Informatikfähigkeiten aufbauen und diese im folgenden Praktikum von Tag eins an anwenden können. Was die schulisch organisierte Informatiklehre auszeichnet, erklärt Rolf Ryser, Gesamtschulleiter Grundbildung an der WISS.

Rolf Ryser, welchen Vorteil hat die schulisch organisierte Lehre?

Der Vorteil von diesem Ansatz ist, dass zuerst ein fundierter Einstieg in die Informatiktheorie erfolgt. Zu Beginn erarbeiten sich die Schüler:innen im Schulalltag wichtige allgemeine und fachspezifische Kompetenzen. Danach findet der Umstieg in einen Praktikumsbetrieb statt, für den dann schon viel IT-Wissen mitgebracht wird. Wenn

Lehrlinge der klassischen Lehre im Lehrbetrieb anfangen, hatten sie bis dahin praktisch keinen IT-Unterricht. Sie müssen sich zuerst in die Materie einarbeiten, bevor sie sinnvoll im Betrieb eingesetzt werden können. Das braucht Zeit und das Frustpotenzial bei den Lernenden und dem Lehrbetrieb ist oft hoch. Bei der schulischen Lehre gehen unsere Schüler:innen erst dann in einen Betrieb, wenn alle Informatikmodule abgeschlossen sind.

Welche Berufsaussichten bieten sich bei der schulischen Lehre?

Bei der traditionellen Lehre werden Lernende oft nur innerhalb der Branche ihres Lehrbetriebes ausgebildet. Sie spezialisieren sich zum Beispiel im Bankenumfeld, Industriebereich oder der Einzelhandelsbranche. Bei der schulisch organisierten Lehre gibt es keine Spezialisierung. Somit stehen unseren Schüler:innen nach Lehrabschluss jegliche Branchen offen, um ihren Karriereweg nach ihren Vorlieben zu beschreiten.

Wie können sich Schüler:innen und Eltern auf die Expertise der WISS stützen und davon profitieren?

Unsere Lehrpersonen bringen einschlägiges Fachwissen mit und sind bestens mit der Ausbildung von

Lernenden vertraut. Dies erlaubt es uns, dass wir uns ein gutes Bild der Schüler:innen machen und schnell eingreifen können, wenn Probleme aufkommen. Die enge Zusammenarbeit und eine offene, ehrliche Kommunikation zwischen Schule, Lernenden und Eltern ist uns sehr wichtig für den Lernerfolg.

Welche schulisch organisierten Informatiklehren bietet die WISS?

Für Schulabgänger:innen bieten wir die vierjährige Informatiker:in EFZ Lehre und die dreijährige ICT-Fachmann/-frau EFZ Lehre an. Für Maturand:innen und Erwachsene, die den Quereinstieg in die Informatik suchen, bieten wir zudem eine verkürzte Lehre Informatiker:in EFZ an.

Weitere Informationen unter wiss.ch

Das Angebot der WISS Informatiker:in EFZ

ICT-Fachmann/-frau EFZ