Sanitätsdienst macht Schule

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renen Schulsanitäterinnen und ihrem Betreuungslehrer für angehende oder bestehende Schulsanitätsgruppen geschrieben. Auch Lehrkräften, die einen Schulsanitätsdienst gründen, aufbauen und weiterführen wollen, bietet es eine Fundgrube an Ideen. Alle, die in einer Hilfsorganisation tätig sind, erhalten viele wertvolle Anregungen, Tipps und Hintergrundinformationen für ihre Arbeit. Der Anhang bietet neben realen Fallbeispielen mit Übungsaufgaben direkt einsetzbare Sanitätsprotokolle, Ausstattungsempfehlungen für Sanitätsräume und -taschen, Ernennungsurkunden, Auswertungsbögen und weitere interessante Kopiervorlagen.

Erste Hilfe Verbandtasche Notruf

Sanitätsdienst macht Schule

Jährlich kommt es in Deutschlands Schulen zu 1,4 Millionen Unfällen und tagtäglich erleidet etwa jeder achte bis elfte Schüler einen anzeigepflichtigen Unfall. Ob verstauchte Knöchel im Sport, Stürze auf der Treppe, Kreislaufprobleme, Bauchschmerzen oder Nasenbluten, in solchen Erste-HilfeSituationen können Schulsanitäter schnell und kompetent helfen. In schweren Fällen überbrücken sie die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und können so Folgeschäden mildern. Die Schulsanitäter müssen dafür sowohl motiviert als auch geschult und trainiert werden. Dieses praxisnahe und anschaulich gestaltete Buch wurde von erfah-

D. Kraut

D. Kraut

Kühlakku Protokoll

Seitenlage Teamwork

D. Kraut (Hrsg.)

Sanitätsdienst macht Schule ISBN 978-3-938179-86-4 · www.skverlag.de

Sanitätsdienst macht Schule



Sanit채tsdienst macht Schule Herausgeber

Detlef Kraut

Verlagsgesellschaft Stumpf + Kossendey mbH, Edewecht 2011


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© Copyright by Verlagsgesellschaft Stumpf + Kossendey mbH, Edewecht 2011 Satz: Bürger Verlag GmbH, Edewecht Druck: Media-Print, Paderborn ISBN 978-3-938179-86-4


A ˘ Inhaltsverzeichnis

Inhalt Geleitwort............................................................................................................................................... 7 des Präsidenten des Malteser Hilfsdienstes e.V..................................................................................7

Geleitwort............................................................................................................................................... 8 des Schulleiters der Marienschule Limburg.........................................................................................8

Vor- und Antwort.................................................................................................................................. 9

Unser Maskottchen............................................................................................................................ 10

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Gründung eines Schulsanitätsdienstes................................................................................ 13

1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 1.10

Was ist ein Schulsanitätsdienst?........................................................................................... 14 Schulsanitätsdienst – ein Gewinn für alle?!...................................................................... 16 Vorteile eines Schulsanitätsdienstes für die Schülerinnen.......................................... 17 Bedenken bei der Einführung eines Schulsanitätsdienstes......................................... 19 Wie kann ich Schulsanitäterin werden?.............................................................................. 20 Gründung eines Schulsanitätsdienstes.............................................................................. 21 Die Grundausstattung.............................................................................................................. 23 Aufgabenbereiche...................................................................................................................... 25 Alarmierung.................................................................................................................................. 27 Im Rechtsdschungel – Rahmenbedingungen und rechtliche Fragen....................... 32

Aufbau unseres Schulsanitätsdienstes................................................................................. 37

2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 2.12

Wie alles begann ........................................................................................................................ 37 Organigramm............................................................................................................................... 39 Liegen, Pflaster, Kühlakkus....................................................................................................... 39 Dokumentation........................................................................................................................... 42 Evaluation...................................................................................................................................... 43 Auswertung unserer Sanitätsformulare............................................................................. 52 Erste-Hilfe-Einsätze.................................................................................................................... 56 Erste-Hilfe-Kurse......................................................................................................................... 63 Ernennung zur Schulsanitäterin............................................................................................ 68 Alarmierung.................................................................................................................................. 69 Koordinatorin und Kontakterin.............................................................................................. 71 Die Ausbildung zur Ausbilderin............................................................................................. 77

Weiterführung eines Schulsanitätsdienstes....................................................................... 81

3.1 3.2 3.3 3.4

Regelmäßiges Sanitreffen........................................................................................................ 82 Schulsanitätsdienst – mehr als eine AG?............................................................................ 82 Sanis ohne Grenzen?.................................................................................................................. 83 Meine Motive als Betreuungslehrer..................................................................................... 84

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A ˘ Inhaltsverzeichnis

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3.5 3.6 3.7

Schulische Veranstaltungen.................................................................................................... 88 Sanis … allein zu Haus?.............................................................................................................. 91 Sonstige Aktivitäten................................................................................................................... 92

Fallbeispiele................................................................................................................................ 103

4.1 4.2

Fallbeispiele aus der Schule................................................................................................... 103 Praxisbeispiele zum Üben...................................................................................................... 106

Aufgaben....................................................................................................................... 107

Aufgabenstellung 1: Reglose Person......................................................................... 107 Aufgabenstellung 2: Reglose Person......................................................................... 108 Aufgabenstellung 3: Reglose Person......................................................................... 109 Aufgabenstellung 4: Bedrohliche Blutung.............................................................. 110 Aufgabenstellung 5: Fingerabtrennung.................................................................. 111 Aufgabenstellung 6: Schürfwunde............................................................................ 112 Aufgabenstellung 7: Treppensturz............................................................................. 113 Aufgabenstellung 8: Verbrühung............................................................................... 114 Aufgabenstellung 9: Verkehrsunfall.......................................................................... 115 Aufgabenstellung 10: Brustschmerz......................................................................... 116 Aufgabenstellung 11: Sitzende Lehrerin.................................................................. 117

Lösungen....................................................................................................................... 118

Aufgabenstellung 1: Reglose Person......................................................................... 118 Aufgabenstellung 2: Reglose Person......................................................................... 119 Aufgabenstellung 3: Reglose Person......................................................................... 120 Aufgabenstellung 4: Bedrohliche Blutung.............................................................. 121 Aufgabenstellung 5: Fingerabtrennung.................................................................. 122 Aufgabenstellung 6: Schürfwunde............................................................................ 123 Aufgabenstellung 7: Treppensturz............................................................................. 124 Aufgabenstellung 8: Verbrühung............................................................................... 125 Aufgabenstellung 9: Verkehrsunfall.......................................................................... 126 Aufgabenstellung 10: Brustschmerz......................................................................... 127 Aufgabenstellung 11: Sitzende Lehrerin.................................................................. 128

Anhang................................................................................................................................................. 129 Materialteil ......................................................................................................................................................... 129

Serviceteil............................................................................................................................................ 137 Hilfsorganisationen................................................................................................................................. 137 Unfallversicherungsträger.................................................................................................................... 137 Ausgewählte Lieferanten für Erste-Hilfe-Material....................................................................... 139

Literaturverzeichnis.......................................................................................................................... 140 Internetseiten.................................................................................................................................... 141 Zusatzmaterial online...................................................................................................................... 141 Abbildungsnachweis........................................................................................................................ 142 Herausgeber und Autoren.............................................................................................................. 143 Danksagung........................................................................................................................................ 145

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A ˘ Geleitwort

Geleitwort

des Präsidenten des Malteser Hilfsdienstes e.V. Nichts macht mir derzeit bei unserer Malteserarbeit mehr Freude als unsere Schulsanitätsdienste (SSDs). Wollt Ihr wissen, warum? Dann lest dieses Buch! Über 570 SSDs durften wir Malteser bisher ausbilden. Mehr als 450 SSD-Gruppen betreuen wir seither langfristig und es werden immer mehr. Entscheidend für deren Erfolg sind die richtigen Menschen aus der Lehrer- und Schülerschaft sowie der Schulleitung in Zusammenarbeit mit guten Partnern, am besten von den Hilfsorganisationen Malteser Hilfsdienst e. V. (MHD), Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. (JUH), Deutsches Rotes Kreuz (DRK) oder Arbeiter-Samariter-Bund e. V. (ASB). Bei der Marienschule in Limburg wurden wir Malteser ausgewählt und es konnte losgehen! Aber wie? Auch das findet Ihr in diesem Buch, Schritt für Schritt. Ich finde es informativ, nicht zu lang und so spannend, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe. Meine Empfehlung: Macht mit! Falls es an Eurer Schule noch keinen SSD gibt, gründet einen! Wie jede andere Malteserarbeit auch, hat SSD-Arbeit drei Aspekte: 1. Sie ist wichtig, denn Eure Hilfe wird dringend gebraucht! 2. Sie macht Freude, weil ganz viel Dankbarkeit ins eigene Herz zurückkommt. 3. Es ist ein Gebot der christlichen Nächstenliebe. In einigen anderen Kulturen schaut man bei einem Unfall leider einfach weg. Wir laden alle Schulsanis zur Malteserjugend und zu unseren verschiedenen Sanitätsdiensten ein, weil wir uns wünschen, dass sie auch Malteser werden und daran genau so viel Freude haben wie wir. Wenn es bei Euch noch keine Malteser gibt, gründet welche. Oder macht bei einer der anderen Hilfsorganisationen mit. SSDs sind ein tolles Exportprodukt. An der Deutschen Schule in Tokio sowie an einer Schule in Litauen haben wir schon Schulsanis ausgebildet. Konkrete Pläne gibt es in Chile, Bosnien und Israel, langfristig überall, wo es Malteser gibt. Dafür suchen wir auch noch deutsche SSDs, die für Partnerschaften offen sind! Die Malteser haben, wie der SSD der Marienschule Limburg, auch ein Maskottchen. Dieses ist der Ritter Malte. Er kämpft für das Gute, setzt sich für Gott und die Menschen ein – und eignet sich gut zum Knuddeln. Ich wünsche Euch jetzt ganz viel Freude mit diesem tollen Buch! Constantin v. Brandenstein-Zeppelin Präsident des Malteser Hilfsdienst e.V.

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A ˘ Geleitwort

Geleitwort

des Schulleiters der Marienschule Limburg Großartig und außerordentlich verdienstvoll ist das, was der Schulsanitätsdienst der Marienschule Limburg seit 15 Jahren leistet. So ist es nur konsequent, dass ein Team unter dem verantwortlichen Lehrer Detlef Kraut hier seine Arbeit vorstellt, um so heutigen oder künftigen »Schulsanis« Ideen und Anregungen zu geben. Die Marienschule ist eine traditionsreiche Schule in Trägerschaft der katholischen Kirche. Das Gymnasium sowie die Berufsfachschulen und Fachschulen der Limburger Marienschule besuchen etwa 1 500 junge Menschen; damit sind wir eine der größten Schulen in freier Trägerschaft in Deutschland. In unserem vom christlichen Menschenbild geprägten Schulprofil stehen drei Ziele, die sofort erkennen lassen, warum der Schulsanitätsdienst so wertvoll ist: Zutrauen in Leistungsfähigkeit, Förderung von Selbstbewusstsein und Übernahme von Verantwortung. Diese Ziele verwirklicht unser Sanitätsdienst in ganz hervorragender Weise. Die Schülerinnen erleben, dass sie besondere Kompetenzen haben und dies unterstützt sie dabei, Vertrauen in sich selbst zu entwickeln. Leistungsfähigkeit und Selbstbewusstsein sind aber kein Selbstzweck, sondern fördern die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung. Und das Beste ist, dass dieses Engagement Freude bereitet, weil es als sinnvoll und bestätigend erfahren wird und weil es in einer prima Gemeinschaft geschieht. Darüber hinaus ist der Sanitätsdienst wichtig für unsere und natürlich auch für jede andere Schule, weil er Schulleitung und Lehrkräfte von wichtigen Aufgaben entlastet, die in der Schule zu leisten sind, wie die Bereitstellung von Erster Hilfe, die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und Schülerinnen sowie die Erstellung von Unfall- und Krankheitsstatistiken. Ob im regulären Schulbetrieb oder bei unseren zahlreichen Sonderveranstaltungen, wie Konzerten, Theateraufführungen, Tagen der offenen Tür, Spendenlauf oder Bundesjugendspiele: stets sind die Schulsanitäterinnen mit hoher Verlässlichkeit und großer Einsatzbereitschaft dabei. So ist dies eine gute Gelegenheit, dem verantwortlichen Lehrer und seinen »Sanis« im Namen der Schule von ganzem Herzen zu danken. Möge der Schulsanitätsdienst der Marienschule seine Leuchtkraft bewahren und weiterhin Pate und Vorbild für den Aufbau von Schulsanitätsdiensten weiterer Schulen sein. Dr. Joachim Ackva Schulleiter der Marienschule Limburg

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1 ˘ Gründung eines Schulsanitätsdienstes

1 Gründung eines Schulsanitätsdienstes Auf die Kompressen – fertig – los!

Schülerin

Betroffener

Lehrerin

- Was ist denn passiert? - Was ist denn los? - Was macht die denn da? - Ich will weg. - Zum Glück haben wir ja den Lehrer! - Warum tut der Lehrer nichts? - Warum tut keiner was? - Soll ich jetzt den Notarzt anrufen? - Der andere kann ja was machen … - Hoffentlich wacht der gleich wieder auf … - Wacht der von selbst wieder auf?

- Warum hilft mir denn keiner? - Oh Gott, wieso rufen die ­niemanden? - Warum ich? - Was ist passsiert? - Hilfe!

- Oh, nein – warum in meinem Unterricht? - Was mache ich jetzt? - Aufsichtspflicht? - Die Eltern? - Was mache ich mit den Schüler­ innen? - Was passiert, wenn er stirbt? - Hilfe? - Notruf? - Mach ich das richtig bzw. hab ich das richtig gemacht? - Was hat das für Folgen? - Schülerinnen einbinden (»Lauf doch mal ins Sekretariat!«)? - Was passiert, wenn ich was falsch gemacht habe? - Wach auf, wach auf, wach auf! - Wie machen die das immer im Fernsehen?

Kommen Euch diese Gedanken bekannt vor? Ist Euch das auch schon einmal passiert? Gingen Euch diese oder ähnliche Fragen auch schon mal durch den Kopf?

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1 ˘ Gründung eines Schulsanitätsdienstes

So könnte es aussehen:

Frage: »Wie kommen wir dahin?« Antwort: »Gründung eines Schulsanitätsdienstes!«

1.1 Was ist ein Schulsanitätsdienst? Zunächst könnte man ganz allgemein antworten: Ein Schulsanitätsdienst ist eine Schul-Arbeitsgruppe (AG), die aus Schüler/-innen besteht, die in Erster Hilfe ausgebildet sind, und sich um verletzte, kranke und verunglückte Schüler/-innen, Lehrer/innen sowie um weitere Personen in der Schule kümmern. Natürlich gibt es auch andere Definitionen, so z.B. die von Wikipedia: Der Schulsanitätsdienst wird an Schulen von in Erster Hilfe ausgebildeten Schülern ehrenamtlich durchgeführt. Diese übernehmen bei Unfällen oder plötzlichen Erkrankungen die Erste Hilfe und betreuen den Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Weitere Aufgaben finden sich in der Sanitätsbetreuung von Schulveranstaltungen. die von der Unfallkasse Hessen: Mitglieder eines Schulsanitätsdienstes sind in Erster Hilfe ausgebildete Schülerinnen und Schüler. Diese sind ehrenamtlich und meistens unter Aufsicht und Betreuung einer Lehrkraft tätig. die der Björn-Steiger-Stiftung: Schulsanitätsdienst bietet die Möglichkeit, Verletzte oder Erkrankte durch gut ausgebildete Schulsanitäter, die allesamt über eine qualifizierte Ausbildung verfügen, bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu versorgen. Diese setzen dabei ihr erlerntes Wissen in prak-

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1 ˘ Gründung eines Schulsanitätsdienstes

tische Hilfe um, übernehmen Verantwortung und erfahren dabei eine Wertschätzung! Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter sind immer einsatzbereit und geben Sicherheit während des Unterrichts, in den Pausen und bei schulischen Veranstaltungen wie Ausflügen und Wandertagen, Klassenfahrten, Sportveranstaltungen, Projekten und Blutspendeaktionen. Zudem stärkt die Mitarbeit im Schulsanitätsdienst die Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler. die des Malteser Hilfsdienstes: Schulsanitäter sind Schülerinnen und Schüler, die von den Maltesern in Erster Hilfe und im Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen ausgebildet sind. Während der Unterrichtszeiten, in den Pausen sowie bei Schulveranstaltungen übernehmen die Schulsanitäter im Rahmen ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten den Sanitätsdienst. Jede dieser Definitionen ist sicherlich richtig und trifft irgendwo den Kern der Sache. Aber wie sehen das die Schulsanis selbst? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir verschiedene »Persönlichkeiten« aus unserem Saniteam und der Umgebung einmal näher befragt: »Für mich bedeutet der Schulsanitätsdienst weniger, Erste Hilfe zu leisten, sondern Gemeinschaft und Zusammenhalt. Schulsanitätsdienst bedeutet für mich zu lernen, wie man anderen hilft.« Veronika »Spaß, Gemeinschaft, Helfen, Persönlichkeitsentwicklung und Engagement zeigen.« C­hristof »Für mich bedeutet Schulsanitätsdienst, für andere da zu sein, wenn diese meine Hilfe brauchen.« Hannah »Hilfe zur Selbsthilfe: Indem die Schulsanis sich um die Schülerinnen und Schüler sorgen und diese verarzten, bekommen vielleicht ein paar von ihnen Lust, im Schulsanitätsdienst mitzumachen und zu lernen, dadurch sicherer in Erster Hilfe zu werden. Das ergibt einen Kreislauf und somit gibt es immer einen, der auch nicht nur im geschützten Schulinnern helfen, sondern auch draußen auf der Straße Erste Hilfe leisten kann.« Lina »Spaß, Freundschaft und Gutes tun – wenn man dabei ist, möchte man es nicht mehr missen.« Sarah »Schnelle Hilfe für Mitschülerinnen, dass man schon in der Schule mit Erste Hilfe konfrontiert wird und es in der Gruppe am meisten Spaß macht.« Sophia »Schulsanitätsdienst bedeutet für mich, in einer supernetten Gruppe zu sein, wo eigentlich auch alle zusammenhalten und man super viel Spaß haben kann!« »Küken« »Einmal unkonventionelle Dinge auszuprobieren.« Unbekannt »Für mich ist Schulsanitätsdienst eine besonders schöne Möglichkeit, anderen helfen zu können, viel Interessantes über Medizin zu lernen und mit netten Leuten ein super Team auf die Beine zu stellen.« Wiebke »Für mich ist Schulsanitätsdienst eine Abwechslung im Schulalltag, indem ich viel gelernt – Medizinisches und Zwischenmenschliches – und in einem klasse Team ein zweites Zuhause gefunden habe.« Marie »Für mich ist Schulsanitätsdienst, mit Leuten in Kontakt zu kommen, mit denen ich vielleicht sonst nie was zu tun gehabt hätte, wie z. B. Schülerinnen aus jüngeren Klassen oder dem Berufsschulzweig.« Sandra

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1 ˘ Gründung eines Schulsanitätsdienstes

Ihr seht, Schulsanitäterinnen haben eine ganz andere Sichtweise und Motivation. Wie ist Eure Meinung dazu? So sieht unser stellvertretender Schulleiter den Schulsanitätsdienst: »Der Schulsanitätsdienst der Marienschule Limburg ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer großen Schulgemeinde, in der oft kleine, manchmal aber auch größere gesundheitliche Probleme zum Alltag gehören. Mit ihrem verantwortungsvollen Handeln sind die Schulsanitäterinnen und -sanitäter verlässliche Partner und tragen zu einer gesundheitsförderlichen Lebenswelt an unserer Schule bei. Für mich ist es ein beruhigendes Gefühl, diesen Dienst im Hintergrund zu wissen.« Dr. Hans Paul Breunig

Und Andreas Ortel, Leiter Ausbildung Usingen, Lehrrettungsassistent und Dozent im Rettungsdienst bei den Maltesern meint: »Der Schulsanitätsdienst stellt in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung dar. Nicht nur für die Schulen selbst, sondern auch für die Hilfsorganisationen (Malteser), die Öffentlichkeit sowie die Schülerinnen und deren Umfeld. Schulsanitäter vermitteln Sicherheit und helfen den Menschen, die sich verletzt haben bzw. verletzt wurden und sich alleine nicht helfen können. Es geht hier darum, nicht mehr ratlos daneben zu stehen, sondern aktiv helfen zu können, sei es bei Verletzungen im Sportunterricht, Rangeleien auf dem Schulhof oder auch, aktuellen Pressemitteilungen zu entnehmen, geplanten Gewalttaten von Mitschülern. Nicht zu unterschätzen ist die Reduzierung der Rettungsdienstkosten durch einen funktionierenden Schulsanitätsdienst. So können zum Beispiel Alarmierungen von Rettungsfahrzeugen bei einfachen Schnittverletzungen vermieden werden, wenn hier ausgebildete Schulsanitäter vor Ort die Erstversorgung übernehmen und den Notruf gezielt absetzen.«

Dr. Harald Karutz (Leiter eines Notfallpädagogischen Instituts und selbst psychosozialer Notfallhelfer) betont in seinem Buch »Notfälle in Schulen« die Wichtigkeit und Notwendigkeit eines Schulsanitätsdienstes: »Ein Schulsanitätsdienst trägt dazu bei, dass Verletzte oder akut Erkrankte weniger stark an körperlichen Spätfolgen leiden.«

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, welchen Nutzen ein Schulsanitätsdienst für eine Schule bringt?

1.2 Schulsanitätsdienst – ein Gewinn für alle?! Die Einrichtung eines Schulsanitätsdienstes an einer Schule ist ein Gewinn für alle Beteiligten: die Schulleitung, die Lehrer, die Schülerinnen und die Eltern. Die positiven Aspekte lassen sich dabei in drei Bereiche aufteilen: 1. Soziale Aspekte - Steigerung des Verantwortungsgefühls und der Hilfsbereitschaft unter den Schülerinnen, den Lehrern und anderen am Schulleben beteiligten Personen

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1 ˘ Gründung eines Schulsanitätsdienstes

- Helfen wird als Wert sozialen Zusammenlebens erfahren - Verbesserung des sozialen Klimas in der Schule (»Helfende Hände schlagen nicht.«) - positive Darstellung der Schule gegenüber Eltern und anderen Schulen (Imagewirkung) - Erhöhung des Ansehens der Schule im weiteren Umfeld (Öffentlichkeitsarbeit) 2. Pädagogische Aspekte - Förderung des Verantwortungsbewusstseins und der Hilfsbereitschaft der Schülerinnen - positive Verstärkung durch die Erfahrung, gebraucht zu werden - Möglichkeit, sein theoretisch erlerntes Wissen praktisch einzusetzen - Förderung des Bewusstseins vom Stellenwert der eigenen Gesundheit - sorgfältiger Umgang mit Sachwerten - Erweiterung des Schulangebots - Steigerung der Identifikation mit der Schule - Erfüllung des Bildungsauftrags der Schule: Erziehung zu selbstbewussten sowie sozial denkenden/handelnden Menschen 3. Praktische Aspekte - Steigerung der Sicherheit in und an der Schule - Entlastung der Lehrkräfte und aller Mitarbeiter/innen - Minimierung des Unterrichtsausfalls - Bereitstellung von Ersthelferinnen für schulische Veranstaltungen - Unfallverhütung und somit eine Reduzierung von Unfällen - die Organisation der Sanitätsmaterialien und des Sanitätsraumes durch die Schulsanitäterinnen - Beitrag zur Kostensenkung im Gesundheitswesen.

1.3 Vorteile eines Schulsanitätsdienstes für die Schülerinnen In einem Schulsanitätsdienst können Schülerinnen folgende Kompetenzen erwerben: 1. Soziales Lernen - die Bereitschaft zum Handeln/Helfen wird gefördert - Übernahme von Verantwortung - gezieltes Vorgehen in Notfallsituationen - Förderung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung - Vorbildfunktion, die zu einem bewussteren Handeln beiträgt - verantwortlicher Umgang mit Sachwerten - Einschätzung von Folgeverletzungen - freiwilliges Erbringen von Leistung ohne Noten - Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung

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1 ˘ Gründung eines Schulsanitätsdienstes

- Arbeiten in einem Team sowie selbstständiges Arbeiten - Auseinandersetzung, Überprüfung sowie Korrektur der durchgeführten Hilfeleistung - um Hilfe bitten, wenn man an seine Grenzen stößt - Grenzen erkennen und Lösungsmöglichkeiten dafür finden - gezielte Beobachtung und genaue Berichterstattung - in Notfallsituationen Ruhe bewahren - einem anderen aufmerksam zuhören - anderen vertrauen - etwas tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten 2. Förderung von Handlungskompetenz - Erste Hilfe ist Bestandteil der Gesundheitserziehung - sich mit dem Gefühl von Hilflosigkeit auseinandersetzen - Beitrag zur Freizeit- oder Berufsorientierung - nach einer bestimmten Einarbeitungszeit sowohl eigenständig wie auch im Team arbeiten - Einblick in Lebenssituationen anderer Menschen erhalten - Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Tabuthemen (z.B. Hilflosigkeit, Scham, Angst) 3. Sinnfindung und Persönlichkeitsentwicklung - Beitrag zur Identitätsfindung - Abbau von Berührungsängsten und Hemmschwellen - Einblick in unser Gesundheitssystem - Entwicklung von Eigenkompetenz - Auseinandersetzung mit wichtigen persönlichen Fragen (z.B. Sinn und Wert des Lebens/Sterbens) - Identifikation mit der Arbeit - Steigerung von Selbstwertgefühl, -vertrauen und -bewusstsein - Respektieren der Privatsphäre 4. Förderung von Sicherheit - die Schülerinnen sind mitverantwortlich für die Gesundheit anderer Personen - Schadensreduktion und -abwendung durch richtiges und gezieltes Handeln - durch die Dokumentation des Unfalls, der Verletzung oder der Erkrankung können gezielt Gefahrenpunkte erkannt, Unfallquellen minimiert und evtl. notwendige Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden; dies ist ein wichtiger Beitrag zur Prävention - Hilfe leisten wird zur Selbstverständlichkeit - Mitschülerinnen verlassen sich auf den Rat der Schulsanitäterinnen - Beitrag zur Notwendigkeit und Wichtigkeit der Ersten Hilfe.

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2 ˘ Aufbau unseres Schulsanitätsdienstes

2 Aufbau unseres Schulsanitätsdienstes 2.1 Wie alles begann ... Es war eigentlich wie immer, man schrieb das Jahr 1995 und es war gerade Unterricht in Biologie angesagt. Der Fachlehrer kam in den Unterricht, begrüßte die Klasse, kontrollierte die Hausaufgaben und erläuterte, welches Thema heute im Unterricht bearbeitet werden sollte. Alles lief nach Plan, der Lehrer erklärte und die Schülerinnen arbeiteten – so wie immer – mehr oder weniger mit. Aber dann wurde dieser »normale« Unterricht jäh unterbrochen, als eine Schülerin plötzlich aufstand, schwankte, zwei, drei Schritte ging und zu Boden fiel. Die Aufregung war groß. »Was tun?« und vor allem »Wer sollte es tun?« Die gesamte Klasse blickte ziemlich hilflos in Richtung Lehrer, aber der war auch völlig überrascht von dieser Situation. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sich die Klasse und der Lehrer von diesem Schock erholt hatten. Jetzt stand man um die Schülerin herum, einige fassten sie an, andere waren starr vor Entsetzen, andere weinten und einige versuchten, so etwas wie »Erste Hilfe«. Jetzt kamen die nächsten Fragen auf: »Ist das denn auch richtig, was wir machen?«, »Sollen wir einen Krankenwagen rufen?« und »Jetzt beginnt sie auch noch zu zittern!«. Aufgrund dieses dramatischen Erlebnisses und ermuntert durch die damalige Schulleiterin Schwester Christiane Humpert sowie das Kollegium entschied sich Herr Albrecht (damals der Biologielehrer in dieser Klasse), in Kooperation mit den Maltesern aus Limburg, einen Schulsanitätsdienst zu gründen. Er setzte sich unter anderem dafür ein, dass alle interessierten Marienschülerinnen die Möglichkeit bekamen, in der Schule eine Sanitätshelferinnenausbildung zu erhalten und somit im Schulsanitätsdienst tätig zu werden. Seit dem Jahr 2000 steht der Schulsanitätsdienst unter der Leitung von Detlef Kraut (Rettungssanitäter, Dipl.-Krankenpfleger, Fachlehrer für Pflege und Medizin). Er übernahm zunächst die gesamte Aus-, Fort- und Weiterbildung der Schülerinnen und passte den Schulsanitätsdienst in Hinblick auf die sich anbahnenden Veränderungen an. Die Grundidee »des gegenseitigen Helfens« aber ist geblieben und der Verdienst, an dieser Schule einen mehrfach ausgezeichneten Schulsanitätsdienst gegründet zu haben, gehört Herrn Otto Albrecht. Übrigens, der Schülerin ging es hinterher wieder besser. Der Rettungsdienst wurde alarmiert, die Rettungsassistenten legten eine Infusion an und nahmen die Schülerin mit ins Krankenhaus. Nachdem die Schülerin wieder ansprechbar war, blieb sie noch einige Stunden im Krankenhaus und wurde dann abends wieder entlassen. Es handelte sich hierbei um ein kurzfristiges Kreislaufversagen mit Bewusstlosigkeit, aufgrund eines zu geringen Blutzuckerspiegels.

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2 ˘ Aufbau unseres Schulsanitätsdienstes

Organigramm

Schulsanitätsdienst

Marienschule Limburg in Zusammenarbeit mit dem Malteser Hilfsdienst (MHD) Limburg Schülerinnen (ab Klasse 9) ˘ Ausbildung als Sanitätshelferin ˘ Ernennung zur Schulsanitäterin

Betreuungslehrer

Aufgabenbereiche

˘ Erstversorgung bei Unfällen, Erkrankungen, Verletzungen, Blutungen, Vergiftungen, etc. durchführen ˘ lebensrettende Sofortmaßnahmen durch­ führen, bis ein Arzt/der Rettungsdienst eintrifft ˘ selbstständige Alarmierung des Rettungsdienstes in Notfällen ˘ Betreuung von erkrankten Personen in der Marienschule ˘ Begleitung verletzter oder erkrankter Schülerinnen zum Arzt, wenn keine andere Begleitperson zur Verfügung steht ˘ Betreuung bei Schul- und Sportfesten bzw. -veranstaltungen ˘ regelmäßige Überprüfung und Ergänzung des Erste-Hilfe-Materials in den Sporthallen und Fachbereichen ˘ Ausstattung von Klassen mit Erste-Hilfe-Materialien für Klassenausflüge und -fahrten ˘ Erstellung einer Jahresstatistik ˘ Teilnahme an Erste-Hilfe-Wettbewerben und Weiterbildungsmaßnahmen

Ausbildung als: ˘ Rettungssanitäter ˘ Dipl.-Krankenpfleger ˘ Lehrer für Pflegeberufe Fortbildung als: ˘ Ausbildungsreferent ˘ Betreuungslehrer

Aufgabenbereiche

˘ Ansprechpartner: - für alle Schulsanitäterinnen - für die Schulleitung - für das Lehrerkollegium ˘ Repräsentant der Schule ˘ Koordination, Planung und Durchführung: - der Ausbildung zur Schulsanitäterin - der Kurse für Kindernotfälle - von Weiterbildungsmaßnahmen - der Ausbilderausbildung - Lehrerweiterbildung in Erster Hilfe - schulische Veranstaltungen (Theater, Bundesjugendspiele, Oberstufenfest etc.) ˘ Vorbereitung für Wettbewerbe in Erster Hilfe ˘ Erstellung des Einsatzplanes ˘ Bestellung des Materials

Ausbildungsangebote Klasse 5:

˘ Einführungsstunde in Erster Hilfe (EH) ˘ ME-Kurse (12 h)*

Lehrerinnen und Lehrer

˘ Erste-Hilfe-Training (8 h)

Klasse 7:

˘ LSM-Kurse (8 h)**

Klasse 9:

˘ EH-Grundlehrgang (16 h) ˘ Erw.-EH-Lehrgang (24 h) ˘ Ernennung zur Schulsanitäterin ˘ Einsatz als Schulsanitäterin (1-mal/Woche) ˘ Ausbilderausbildung (ca. 1 Jahr) ˘ Teilnahme bei Wettbewerben in EH

Klasse 11:

˘ Kindernotfälle (8 h)

Abb. 8 ˘ Organigramm 38

* ME = Medizinische Erstversorgung ** LSM = Lebensrettende Sofortmaßnahmen


2 ˘ Aufbau unseres Schulsanitätsdienstes

2.2 Organigramm Ein Organigramm (Organisationsplan, Organisationsschaubild, Stellenplan) ist im Prinzip so etwas wie eine Landkarte oder die grafische Darstellung eines Unternehmens. Hierdurch werden die Organisation sowie deren Aufgabenverteilung und Kommunikationsbeziehungen ersichtlich. Ein solches Organigramm hat sich für uns als äußerst nützlich erwiesen. Zum einen, weil wir selbst einen strukturierten Überblick über unseren Schulsanitätsdienst erhielten und zum anderen, weil andere (z. B. unser Direktor) sehr schnell unseren Aufbau und die Kursangebote überblicken können (s. Abb. 8). Des Weiteren benutzen wir es als Grundlage für unsere neuen Sanis. Sie erhalten dadurch sehr rasch einen Überblick über ihre zukünftigen Aufgabenfelder und können sich ausführlich über die Ausbildungszweige an unsere Schule informieren. An Elternabenden informieren wir anhand des Organigramms über unsere Struktur und Angebote. Und – was auch nicht vergessen werden sollte – die Vortragende (meist sind es ja die Sanis selbst, die informieren) behält immer einen »roten Faden«, an dem sie sich orientieren kann. Vor Eltern zu sprechen ist ja nicht immer ganz leicht. Indem Ihr Euch die Struktur Eures Schulsanitätsdienstes vor Augen führt, stoßt Ihr möglicherweise auf organisatorische Unzulänglichkeiten. Nutzt die Überarbeitung des Organigramms zur ständigen Weiterentwicklung Eures Schulsanitätsdienstes.

2.3 Liegen, Pflaster, Kühlakkus Bei der Ausstattung des Schulsanitätsdienstes haben wir uns sowohl an den gesetzlichen Rahmenbedingungen (GUV) wie auch an den vorhandenen Räumlichkeiten und Möglichkeiten an unserer Schule orientiert. Unser Sanitätsraum befindet sich im Erdgeschoss und ist mit zwei Krankenliegen (und zwei aufklappbaren Ersatzliegen) sowie einem großen Verbandkasten und einem Vorratsschrank ausgestattet. Er verfügt über einen Fließendwasseranschluss (heiß/kalt) und hat zwei Fenster, die sich öffnen lassen. Die Pforte befindet sich direkt neben dem Sanitätsraum. Somit ist jederzeit gewährleistet, dass in Notfällen unmittelbar ein Notruf abgesetzt werden kann oder die Eltern umgehend informiert werden können.

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2 ˘ Aufbau unseres Schulsanitätsdienstes

Abb. 9 und 10 ˘ Unser Saniraum

2.3.1  Materialien

Wir haben folgende Materialien in unserem Saniraum, daran könnt Ihr Euch für Eure Ausstattung orientieren: ˘ 1 Erste-Hilfe-Buch (für Eintragungen aller Art) ˘ 2 Stühle ˘ 1 Elektrokocher ˘ 1 Tisch ˘ 5 Becher, Teelöffel, diverse Tee˘ 4 Wolldecken und 2 Kopfkissen sorten ˘ 2 Blutdruckmessgeräte ˘ 1 Abfalleimer ˘ 2 Stethoskope ˘ 1 Rolle Abfallbeutel ˘ 2 Thermometer ˘ ca. 20 Kühlakkus (verschiedene (digital/zur Messung im Ohr) Größen) ˘ 2 Peakflowmeter ˘ 1 Kühlbox/Kühlschrank ˘ Einmalhandschuhe (S, M und L) (Kinder/Erwachsene) ˘ 4 Nierenschalen ˘ Händedesinfektionsmittel ˘ je 2 Pinzetten (spitz/stumpf) ˘ Flüssigseife in Spenderbox ˘ 2 Scheren ˘ diverse Binden (verschiedene ˘ 2 Diagnostikleuchten Größen und Materialien) ˘ 1 Päckchen Sicherheitsnadeln ˘ sterile und unsterile Wundaufla˘ Traubenzucker gen (verschiedene Größen) ˘ 5 Dreiecktücher ˘ Verbandpäckchen (groß, mittel, ˘ 1 Paket Mundspatel klein) ˘ 3 Wärmflaschen ˘ Watte (zum Abpolstern)

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2 ˘ Aufbau unseres Schulsanitätsdienstes

˘ Wundschnellverband und Heft-

pflaster (4/6/8 cm, standard und soft) ˘ diverse Rollen Heftpflaster (Leukosilk) ˘ Schienenmaterial wie Samsplint

˘ 1 Spineboard, Gurte/Spinne und

Stifneck®

˘ 3 große und 10 kleine Erste-Hil-

fe-Tragetaschen (für Schulfeste, Bundesjugendspiele, Ausflüge etc.)

2.3.2  Notfalltasche

Unsere Notfalltasche steht direkt neben der Pforte in einem unverschlossenen, gut einsehund erreichbaren Hängeschrank und ist somit jederzeit und für jeden erreichbar. Folgende Materialien enthält unsere Notfalltasche, daran könnt Ihr Euch für Eure Ausstattung orientieren: ˘ 1 AED-Gerät ˘ 10 Verbandpäckchen ˘ 1 Paar Elektroden (steril) ˘ 1 Blutdruckmessgerät ˘ 10 Mullbinden ˘ 1 Stethoskop (unsteril) ˘ 5 Guedel-Tuben ˘ 5 elastische Binden (4/6/8 cm) ˘ 1 Rettungsfolie (verschiedene Größen) ˘ 1 Beatmungsbeutel mit Maske ˘ 2 Dreiecktücher ˘ 2 Rollen Leukosilk und Filter ˘ je 6 Paar Einmalhandschuhe, ˘ 1 Rolle Tape ˘ je 1 Peakflowmeter ­unsteril (S, M und L) ˘ 2 Einmal-Kältekompressen (Kind/Erwachsener) ˘ 2 Beatmungsmasken ˘ 1 Blutzuckermessgerät ˘ 1 Pinzette, spitz mit Messstreifen ˘ 1 Pinzette, stumpf ˘ 1 Ohrthermometer ˘ je 2 Verbandtücher 400 x 600 cm, ˘ 1 Diagnostikleuchte ˘ 1 Zahnrettungsbox 600 x 800 cm (nicht haftend) ˘ 10 Kompressen 10 cm x 10 cm ˘ 2 Gefrierbeutel ˘ 1 Dokumentations(nicht haftend) ˘ ca. 30 cm Wundschnellverband mappe mit Stift (4/6/8 cm, standard und soft) Ihr habt sicherlich schon bemerkt, dass wir unsere Notfalltasche mit einigen Materialien mehr gepackt haben, als in der DIN 13160 (siehe Anhang A) vorgesehen sind. Solltet Ihr Dinge wie Guedel-Tubus, Beatmungsbeutel, Blutzuckermessgerät, Immobilisationsschiene (Stifneck®) etc. mit in Eure Tasche packen, so müsst Ihr dies mit Eurem Sanilehrer abklären. Ihr benötigt dazu nämlich entsprechende Kenntnisse. Nur diejenigen dürfen diese Materialien verwenden, die darin eingewiesen wurden!

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renen Schulsanitäterinnen und ihrem Betreuungslehrer für angehende oder bestehende Schulsanitätsgruppen geschrieben. Auch Lehrkräften, die einen Schulsanitätsdienst gründen, aufbauen und weiterführen wollen, bietet es eine Fundgrube an Ideen. Alle, die in einer Hilfsorganisation tätig sind, erhalten viele wertvolle Anregungen, Tipps und Hintergrundinformationen für ihre Arbeit. Der Anhang bietet neben realen Fallbeispielen mit Übungsaufgaben direkt einsetzbare Sanitätsprotokolle, Ausstattungsempfehlungen für Sanitätsräume und -taschen, Ernennungsurkunden, Auswertungsbögen und weitere interessante Kopiervorlagen.

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Jährlich kommt es in Deutschlands Schulen zu 1,4 Millionen Unfällen und tagtäglich erleidet etwa jeder achte bis elfte Schüler einen anzeigepflichtigen Unfall. Ob verstauchte Knöchel im Sport, Stürze auf der Treppe, Kreislaufprobleme, Bauchschmerzen oder Nasenbluten, in solchen Erste-HilfeSituationen können Schulsanitäter schnell und kompetent helfen. In schweren Fällen überbrücken sie die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und können so Folgeschäden mildern. Die Schulsanitäter müssen dafür sowohl motiviert als auch geschult und trainiert werden. Dieses praxisnahe und anschaulich gestaltete Buch wurde von erfah-

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