RETTUNGSDIENST 8/11

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MAGAZIN

TECHNIK

7,5-Tonner als ITW: Spezialfahrzeug für länderübergreifende Einsätze Autor: Klaus von Frieling Redaktion RETTUNGSDIENST Postfach 1361 26183 Edewecht frieling@ skverlag.de

Abb. 1: Der neue Oldenburger ITW

Nach eineinhalbjähriger Planungszeit hat der Ortsverband Oldenburg der Johanniter-UnfallHilfe am 4. Juli 2011 ein neues Spezialfahrzeug für den Intensivverlegungsdienst des Landes Niedersachsen in Dienst gestellt. Als wir den ITW auf www.skverlag.de präsentierten, gab es in kürzester Zeit unerwartet heftige Kommentare zu dem Konzept, die von „Gratulation zum Fahrzeug“ bis zu „Jawohl, und demnächst brauchen wir dann einen Gelenkbus“ reichten. RETTUNGSDIENST stellt den ITW im Folgenden vor und geht auf die Kritik dazu ein.

erfolgen soll, wie der Ärztliche Leiter des Fahrzeugs, Fachoberarzt Anästhesie Markus Gehra, erklärte und mit dem Patienten mit einem Gewicht von 5 bis 318 kg transportiert werden können. Der luftgefederte MAN TGL verfügt über sechs Sitzplätze (drei im Fahrerhaus, drei im Kofferaufbau sowie einen Liegeplatz) und ist vollklimatisiert, dabei sind die Bereiche getrennt voneinander regelbar. Die Kommunikation mit der Außenwelt erfolgt über BOS-Funk Teledux und zwei D-Netztelefone, von denen sich eines in der Fahrerkabine mit Frei-

Verantwortlich für das Fahrzeugkonzept sind neben Gehra vor allem Professor Dr. Andreas Weyland, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Klinikum Oldenburg, Sascha Fröschke, Teamleiter Intensivverlegungsdienst Niedersachsen am Standort Oldenburg, sowie ein Team aus Anästhesie- und Intensiv-Fachkrankenpflegepersonal aller drei Oldenburger Kliniken, die den ITW auch künftig zusammen mit Ärzten und Rettungsassistenten mit intensivmedizinischen Zusatzqualifikationen der Johanniter besetzen werden. Abb. 2: Blick in den Kofferaufbau

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er ITW auf MAN-Basis ersetzt einen Mercedes Vario, der jetzt als Reservefahrzeug genutzt wird. In dem neuen Fahrzeug ist eine ECMOTherapie ebenso problemlos möglich wie eine umfassende Blutgasanalyse. Zudem verfügt der ITW über einen Intensivrespirator, eine Beatmungseinheit, Intensivmonitoring und etliche weitere medizinische Gerätschaften (Tab. 1). Das Fahrzeug, das von Ambulanz Mobile Schönebeck ausgebaut wurde, bietet dem dreiköpfigen Personal im Kofferaufbau ausreichend Platz für die medizinische Versorgung, die „wie auf einer Intensivstation, wenn nicht sogar besser besser“ I 82 I

sprecheinrichtung befindet, das andere im Patientenraum. Außerdem gibt es ein Samsun-Netbook für die Übermittlung von Patientendaten und Einsatzdaten per E-Mail an das ITWTeam. Die Kommunikation innerhalb des Fahrzeugs muss aufgrund einer fehlenden Durchreiche zwischen Fahrerhaus und Koffer über Cartalker erfolgen. Das Straßenbild wird auf einen TFT-Bildschirm in den Kofferaufbau übertragen. Für den Fahrer gibt es zudem eine Rückfahrkamera mit Video-Patientenraumüberwachung sowie ein Navigationssystem Navigon Premium 70 Truck & Caravan (Tab. 2).

Weyland und Fröschke belegten mit Zahlen die Notwendigkeit des Fahrzeugs. So wurden bereits im ersten Halbjahr 2011 mehr als 235 Intensivverlegungsfahrten durchgeführt und dafür über 47.000 km gefahren (1. Halbjahr 2010: 200 Einsätze mit 44.000 km). Von Oldenburg aus wurden im Jahr 2010 mehr als 20% aller niedersächsischen Intensivtransporte durchgeführt, davon 56,8% bodengebunden (insgesamt 3.851). Disponiert wird das Fahrzeug über die Leitstelle in Oldenburg. Die Gesamtkoordination der auch länderübergreifenden Einsätze erfolgt über die Koordinie■ rungsstelle Hannover (KoST). ■ 8 · 2011 I 34. Jahrgang I Rettungsdienst I 782


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