RETTUNGSDIENST 8/11

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SICHERHEIT

RETTUNGSDIENST

Hierarchie

Abb. 3: Teamarbeit im m-SHEL-Modell (18) – S Software: Richtlinien, Wissen. H Hardware: Arbeitsmaterialien. E Environmental: Umgebung. L Lifeware: Mitglieder des Teams. M Management: Organisation der SHEL-Teile

In der Teamarbeit ist eine gewisse Hierarchie unabdingbar. Ist der Einsatzführer/Teamführer nicht für seine Aufgabe geeignet (Ausbildungsdefizit, Erfahrungsmangel, keine Führungspersönlichkeit), mindert dies die Leistungsfähigkeit des Teams. Kommt es aufgrund mangelhafter Absprachen zu unklaren Führungsstrukturen, führt dies zu einer Verantwortungsdiffusion, die nachweislich von einer Tendenz zu riskanten Entscheidungen begleitet wird (12). Weiterhin sollte der an den Tag gelegte Führungsstil der vorherrschenden Situation angepasst sein. Diesbezüglich lohnt sich ein Studium der DV100.

Situationsbewusstsein Eine aktuell vorliegende Situation zu erfassen und sich in ihr zu orientieren, wird als Situationsbewusstsein bezeichnet. Liegt ein ausreichendes Situationsbewusstsein vor, so kann eine sinnvolle Kontrolle auf die komplexe Umgebung ausübt werden (13). Kontinuierlich prüfen wir uns unbewusst selbst, unsere aktuelle Lage und vergleichen sie mit erlernten Prüfmerkmalen. Diese Prüfung kann trainiert werden und sollte ständig vergegenwärtigt werden. Erste Hinweise auf unerwünschte Ereignisse können so schneller bemerkt werden. Der in der DV100 beschriebene Führungskreis (siehe auch PDCA-Kreis nach Deming und Shewhart (14, 15)) kann eine Methode sein, den ersten Verdacht auf ein unerwünschtes Ereignis zu prüfen.

Wissen und Fertigkeiten Unbestreitbar sind Wissen und manuelle Fertigkeiten ein besonders wichtiges Element der Patientenversorgung. Nur Symptome und Krankheiten, die man kennt, kann man sicher diagnostizieren und therapieren. Eingeübte Abläufe sind weniger anfällig für Ausrutscher und Aussetzer als selten angewandte. In einem Team verfügt jedes Mitglied über anderes Wissen und Fertigkeiten. Dies ist Problem und Chance zugleich. Einerseits kann man voneinander lernen und sich ergänzen. Andererseits können konkurrierende mentale Modelle ungebremst zusammenstoßen. Daher sollte das Ziel des jährlichen Fortbildungsplans sein, die mentalen Modelle anzugleichen und Lücken bei Wissen und Fertigkeiten zu schließen. Fortbildungen sollten nicht mehr vom Konzept „was könnten wir mal wieder machen“ geleitet werden.

ell fatale Folgen haben (16). Fehlt durch Ausbildung und Training ein gemeinsamer Sprachcode (Stichwort „Viggo“, s.o.) und allgemein bekannte Kommunikationsregeln, gehen Informationen verloren oder es entstehen falsche Informationen (5). Werden verschiedene Anweisungen gleichzeitig erteilt, so sollten Prioritäten gesetzt werden. Kommunikationsschleifen (kurzes und lautes Wiederholen gehörter Vitalparameter oder verstandener Arbeitsaufträge) können helfen, Missverständnisse und missverständliche Anweisungen zu reduzieren. Weiterhin können strukturierte und trainierte Übergabegespräche hilfreich sein, um Informationsflüsse möglichst unbeschadet zu erhalten.

Umwelt Größter Nachteil im Rettungsdienst sind die oft ungünstigen Umgebungsbedingungen. Hitze, Kälte, Nässe oder Dunkelheit reduzieren durch körperliche Belastung unsere kognitiven Fähigkeiten. Erleichterung schaffen eine sichere und gut zutragende Persönliche Schutzausrüstung, einfach handhabbare Medizinprodukte und die Schaffung eines möglichst hindernisfreien Arbeitsumfelds am Patienten. Doch der Begriff der Umwelt wird im m-SHEL-Modell erweitert um politische, gesellschaftliche und ökonomische Einflüsse. Diese wirken auch auf die tägliche Arbeit im Rettungsdienst ein und bedürfen einer entsprechenden Berücksichtigung.

Kommunikation

Torwächter-Effekt

Eine unserer größten evolutionären Errungenschaften ist unsere Art der Kommunikation. Zugleich ist sie durch ihre Vielschichtigkeit eine Achillesferse. Kommunikationsschwächen in einem Hochrisikobereich können potenzi-

Damit alle Mitarbeiter aus Ereignissen lernen können und Probleme auf allen Ebenen erkannt werden, muss in jedem sozialen System (Unternehmen) der so genannte Torwächter-Effekt überwunden werden. Bei jedem Wechsel

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