20 Erste Hilfe und erweiterte Erste Hilfe ˘ 20.2 Standardisierte Patientenbeurteilung mittels mittelsABCDEABCDE-und undSAMPLE-Schema SAMPLE-Schema
20.2
Standardisierte Patientenbeurteilung mittels ABCDE- und SAMPLE-Schema
Peter Hansak Bei der ersten Kontaktaufnahme mit einem Patienten ist es wesentlich zu beurteilen, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht. Ein Notfall liegt vor, wenn vitale Funktionen eines Patienten durch Verletzungen, Erkrankungen oder aus sonstigen Gründen bedroht, gestört oder ausgefallen sind und damit Leben oder Gesundheit des Patienten gefährdet sind. Dabei stellt ein strukturierter Handlungsablauf zur Beurteilung des Patientenzustands die Grundlage für eine korrekte Einschätzung dar. Wird ein Patient als »kritisch krank/ verletzt« und damit als Notfall eingestuft, besteht grundsätzlich die Indikation und die gesetzliche Verpflichtung (§ 4 SanG) zur Nachberufung eines Arztes.
20.2.1 Kontaktaufnahme mit dem Patienten Unter Beachtung des Eigenschutzes (Beurteilung der Situation) verschafft sich der Sanitäter einen ersten Eindruck. In jedem Fall geht der Eigenschutz vor, d. h. bei Bedarf ist vor der Zuwendung zum Patienten die Gefahrenzone abzusichern, eine Rettung des Patienten aus dieser vorzunehmen oder durch Sonderkräfte zu veranlassen. Die Beurteilung »kritisch krank/verletzt« ist häufig eine Blickdiagnose, die nach dem ABCDE-Schema untermauert wird. Durch die Beurteilung der Situation kann der Sanitäter nicht nur auf den Hergang bzw. die Ursache des Geschehens schließen, sondern auch die Folgen für den Patienten abschätzen. Bei der ersten Kontaktaufnahme mit dem Patienten konzentriert sich der Sanitäter auf die Beurteilung der Lebensfunktionen des Patienten. Dies erfolgt anhand der Kontrolle von Bewusstsein, Atmung und Kreislauf. In dieser ersten Phase kommen keine Geräte zur Anwendung. Es gilt, lebensbedrohliche Probleme so rasch wie möglich zu erkennen und über die Durchführung der notwendigen Maßnahmen weiteren Schaden für Leben und Gesundheit des Patienten abzuwenden. Sind Bewusstsein, Atmung (AB) und Kreislauf (C) erhalten und keine Maßnahmen der Wiederbelebung notwendig, erfolgt eine weiterführende symptomorientierte Anamnese (ABCDE-Sample) unter Einbeziehung Dritter (Kollegen, Angehörige, sonstige anwesende Personen = Fremdanamnese).
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20.2.2 Strukturierte Untersuchung, Bewusstseinslage und Lebenszeichen Im ersten Schritt wird durch Ansprechen und Berühren die Bewusstseinslage des Patienten erhoben: – Patient reagiert nicht: Der Patient ist ohne Bewusstsein. – Patient reagiert nicht adäquat: > Der Patient ist zeitlich und/oder örtlich desorientiert, > er antwortet unverständlich oder nicht auf die Fragen (verwirrt), > ist schläfrig (somnolent), > unruhig (agitiert). – Patient reagiert adäquat: Der Patient ist zeitlich und örtlich orientiert, kommuniziert verständlich und antwortet korrekt auf Fragen. Reagiert der Patient auf Ansprache und Berührung nicht, ist von einem Notfall auszugehen!
20.2.3 Das ABCDE-Schema A – Airway ˘ Kontrolle der Atemwege Kontrolle
Sind die Atemwege frei?
Massnahmen
Wenn nicht, Atemwege freimachen (Fremdkörper, Blut, Erbrochenes entfernen und Kopf überstrecken) und freihalten (Seitenlage).
B – Breathing ˘ Beurteilung der Atmung Kontrolle
Ist die Atmung ausreichend? Beurteilung der – Atemfrequenz: > normal (12 - 15 Atemzüge pro Minute), > zu schnell/tachypnoisch (> 30 Atemzüge pro Minute), > zu langsam/bradypnoisch (< 10 Atemzüge pro Minute);