SkiPresse November 2018

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Der spitze Mont du Borgne über dem gleichnamigen Gletscher

Grenze nach Frankreich. Entlang des landschaftlich wunderschönen Lac d'Annecy und über den Olympiaaustragungsort von 1992, Albertville, erreicht man nach gut zwei Stunden das BellevilleTal. Vor Ort ist ein Auto eher unnötig, denn in den Tälern fahren öffentliche Busse, sollte man ausnahmsweise einmal nicht per Ski unterwegs sein. Und das ist ja der Grund, warum wir hergekommen sind: insgesamt 600 Pistenkilometer mit über 160 Skiliften, Schneegarantie inklusive, denn gut 80 % des Skigebiets liegen auf über 1.800 Metern und reichen bis auf 3.230 Meter. Um das Gebiet einigermaßen gut abzudecken, empfiehlt sich ein Aufenthalt von einer Woche, außerdem sollte man sich angesichts der Entfernungen an den ersten Tagen einen lokalen Guide buchen, um die wichtigsten Verbindungslifte und den ein oder anderen Secret Spot kennenzulernen. Denn davon gibt es einige. Die besten Abfahrten machten wir an La Masse und Les Granges, am Mont Vallon und am St. Martin Express. Und der beste Ausblick? Das Panorama inklusive Mont Blanc von der Bergstation Mont Vallon ließ uns eine erfürchtige Pause einlegen. Da man sich bei 160 Liften und 600 km Pisten unterschiedlichster Schwierigkeit jedoch nur schlecht festlegen möchte, bleibt es jedem selbst überlassen, wo es am schönsten ist. Außerdem gibt es unendliche Möglichkeiten, die Pisten zu verlassen und sich im baumlosen Gelände einen eigenen

Powdern über Saint Martin © Gilles Lansard

Weg zu suchen. Vorgemerkt für den nächsten Besuch im BellevilleTal ist die Skiroute von der La Masse über ein Seitental bis nach Saint Martin, für die uns am Ende leider keine Zeit blieb. Stichwort Saint Martin: Das Museum in dem kleinen, romantischen Ort unterhalb von Les Menuires gibt einen guten Überblick über die Geschichte des Vallées des Belleville und dessen wirtschaftliche Entwicklung von der Landwirtschaft zum Skitourismus. Untergebracht in einem historischen, mehrstöckigen Gebäude, das auch den Tourismusverband beherbergt, beginnt alles im Kellergeschoss mit dem harten, kargen Leben der Bergbauern. Bis ins frühe 20. Jahrhundert lebten die Einheimischen hauptsächlich von der Viehzucht. Erst nach dem ersten Weltkrieg beeinflussten die industrielle Revolution und der technische Fortschritt das Hochtal: Die Menschen begannen abzuwandern, um in der jungen Tourismusindustrie am Fuße der Alpen Arbeit zu finden. Es war die Hoch-Zeit der Thermalbäder und Sommerfrischler, die aus den Tieflagen auch langsam aber sicher den Weg in die Alpen fanden. Bald entdeckte die reisende Haute Volée auch den Winter für sich und der Tourismus erreichte Méribel und Courchevel in den Nachbartälern von Belleville. In den 1950er Jahren schließlich fühlte sich die französische Regierung plötzlich dazu verpflichtet, die

Saint Martin © Gilles Lansard

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