I N F O C US
Gastartikel
Pardon? Wie bitte? Dr. Stephanie Wermelinger, Universität Zürich Psychologisches Institut
Wir Menschen stehen im ständigen Austausch miteinander. Kinder müssen erst lernen, durch die Untiefen der sozialen Welt zu navigieren, andere zu verstehen und sich selbst verständlich zu machen. Zweisprachig aufwachsende Kinder könnten dabei einen Vorteil haben.
Vom Quasseln und Quatschen Wir tauschen uns ständig aus. Wir quasseln und quatschen – selbst wenn wir nur gemeinsam über das Wetter sinnieren. Natürlich hat dieser Austausch praktische Gründe. Schliesslich funktionieren wir nur zusammen und können viele Aufgaben nur erfüllen, wenn wir wissen, was andere tun. Und so koordinieren wir mit unseren Partnern, wer heute für den Einkauf zuständig ist, erklären unseren Kindern das Bruchrechnen, und arbeiten mit den Arbeitskolleginnen am gemeinsamen Projekt. Soziale Interaktionen sind jedoch mehr als der blosse Austausch von Information. Sie sind auch der emotionale Kitt unserer Gemeinschaft. Wir schütten unser Herz aus oder lassen Dampf ab und rücken so näher zusammen. Nicht immer funktioniert das jedoch reibungslos. Wir machen es uns nicht leicht, einander zu verstehen. So sind unsere Worte nicht immer eindeutig. Manchmal sagen wir das Eine und mei-
6
emphaSIS I Spring 2021
nen das Andere oder aber wir sprechen in Bildern. Schliesslich ist noch niemandem wirklich der Bauch geplatzt vor Lachen. Zudem benutzen wir noch viele andere Kanäle als Worte, um unsere Botschaften in die Welt zu senden. Wir kommunizieren mit unseren Händen, mit den Muskeln unseres Gesichtes und unserer Körperhaltung. Die verschränkten Arme, der schiefe Blick, ein genervter Ton – diese versteckten Signale zu erkennen, richtig zu interpretieren und angemessen zu reagieren ist selbst für uns Erwachsene nicht einfach. Wie ist es wohl für Kinder, die erst noch lernen diese Signale zu lesen? Andere verstehen und selber verstanden werden Schon Säuglinge haben eine Präferenz für Gesichter und die menschliche Sprache. Sie sind also wie dafür gemacht, sich mit uns auszutauschen. Dennoch ist es eine der wichtigsten Aufgaben im frühen Kindesalter, zu lernen, andere zu verstehen und sich verständlich zu machen.