Programm-Magazin Sensemayá

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Tan Dun: The Tears of Nature

Eine Studie über die Begegnung des menschlichen Geistes mit der Kraft der Natur von Ilja Stephan

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ine gute Metapher ist wie eine weit geöffnete Eingangstür, sie führt auf dem direkten Weg hinein in die Welt eines Kunstwerks. Für sein 2012 für Martin Grubinger geschriebenes Schlagzeugkonzert The Tears of Nature lieferte der chinesische Starkomponist und Oscar-Gewinner Tan Dun gleich eine ganze Reihe solcher Einstiege in seine persönliche Klang- und Erlebniswelt. «Die Natur», so schreibt Tan, biete das «einzige passende Modell für den Reichtum der Schlagzeugklänge und -instrumente». Klänge im Rohzustand, die so stofflich und sinnlich sind, dass man meint, sie anfassen zu können, zählen zu den Lieblingsmaterialien des Komponisten. So verwendet Tan in seiner ‹Organic Music› klappernde Steine, tröpfelndes Wasser oder das Rauschen des Windes. Und in dem Ritual The Pink zeichnet er mit den Klängen raschelnden, reis­ senden und knisternden Papiers die Erregungskurve eines Liebesakts nach. Dieser emotional aufgeladene Klangsensualismus prägt auch Tans Duns Schlagzeugkonzert. Eine Studie über die Begegnung des menschlichen Geis-

tes mit der Kraft der Natur sei sein Konzert, schreibt Tan. Jeder der drei Sätze sei von einem Naturereignis und den menschlichen Reaktionen darauf inspiriert: Im 1. Satz beschwört Tan das Bild der Erdbebenkata-

THE TEARS OF NATURE, KONZERT FÜR SCHLAGZEUG UND ORCHESTER Besetzung: 3 Flöten, 3 Oboen, 3 Klarinetten, 3 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug Entstehung: 2012 Widmung: Martin Grubinger Uraufführung: 18. August 2012 in Lübeck, NDR Sinfonieorchester unter der Leitung des Komponisten Dauer: ca. 30 min


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