KunststoffXtra 7 8 2017

Page 8

KUNSTSTOFF XTRA

VERARBEITUNG

Personal Lasersintern

Schweizer Startup-Unternehmen will es wissen Auf dem Markt für Lasersinter-Systeme gibt es neben etablierten «LKW-Herstellern» jetzt ein Schweizer Startup-Unternehmen, das Anwendern alternativ einen uneingeschränkt tauglichen «Kleinwagen» anbietet. Das kompakte System passt auf einen Beistelltisch, benötigt nur eine Steckdose und einen Computeranschluss und produziert vollwertige Lasersinter-Bauteile aus dem hoch belastbaren Nylonwerkstoff PA12.

«Die Auszeichnung mit dem 1. Platz der ‹SwissUpStart Challenge› im September 2014 und der gleich darauf folgende Crowdfunding-Erfolg gaben uns den Mut, mit unserer eigenenen Revolution im Fertigungsmarkt durchzustarten», erinnert sich Dominik Solenicki, Mitbegründer und CEO der Sintratec AG in Brugg. Zusammen mit zwei weiteren technikbegeisterten Studenten interessierte er sich bereits 2010 für die Möglichkeiten des Rapid Prototyping als Verfahren zur Erstellung kleiner Spezialbauteile für selbst entworfene Mechatronik-Systeme. Die Erfahrungen mit einem sehr preisgünstigen kleinen Gerät, das nach dem FDM-Verfahren (Über­ einanderspritzen von dünnen Schichten aus aufgeschmolzenem Kunststofffaden) arbeitete, waren jedoch e ­ nttäuschend. Daher begann man nach Technologien zu suchen, die höhere konstruktive Freiheitsgrade und bessere Gebrauchseigenschaften der erzeugten Bauteile ermöglichten. Als geeignetstes Verfahren erwies sich das Lasersintern von Kunststoffen. Eine Recherche zeigte, dass am Markt einige teils sehr leistungsfähige Systeme angeboten wurden. Ihre Preise lagen jedoch im oberen fünfstelligen oder gar im sechsstelligen Bereich. Natürlich gibt es alternativ die Möglichkeit, solche Bauteile von Dienst­ l eistern zu beziehen. Allerdings geht das fast nie «sofort», man muss sich vielmehr in eine Warteschlange einreihen, was Tage oder gar Wochen in Anspruch nehmen kann. Ausserdem fallen Verpackungs- und Versandkosten an, die prozentual umso höher sind, je kleiner die 1 Redaktionsbüro Klaus Vollrath, Aarwangen.

6

Bilder: Sintratec

Klaus Vollrath 1

Lasergesintertes Bauteil für eine Wasserarmatur, das in kleinen Stückzahlen benötigt und in druckführende Wasserleitungen eingebaut wird.

Abmessungen und die benötigten Stückzahlen sind.

Für Entwickler ist Zeit Gold «Im Lasersinterbereich erinnert vieles an die Situation bei der Gründung der ersten Heimcomputerhersteller vor einigen Jahrzehnten, als die EDV noch eine Domäne für sehr leistungsfähige, aber teure Zen­ tralcomputer war», ergänzt Gabor Koppanyi, Marketing- und Vertriebsleiter bei Sintratec. Als damals die ersten kleinen «Personal Computer» auf dem Markt auftauchten, konnten diese natürlich nicht soviel wie ihre «grossen Brüder» in den Firmenzentralen. Dennoch haben sich Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in Industriefirmen und Startups sofort darum gerissen – weil man sich selbst helfen und neue Ideen sofort ausprobieren konnte,

statt Tage oder gar Wochen auf die Softwareabteilung warten zu müssen. Gerade für solche innovativen Berufsgruppen ist Zeit Gold. Bei ihrer Arbeit müssen sie sich oft vorantasten, müssen Dinge ausprobieren um festzustellen, ob eine Idee in die richtige Richtung führt oder sich als Sackgasse erweist. Jede unnötige Verzögerung kann dann gleichbedeutend mit verlorener Zeit sein. Ganz ähnlich ist die Situation heute mit Blick auf die schnelle Verfügbarkeit von Prototypen, die nicht nur die Form, sondern möglichst auch die Gebrauchseigenschaften des gewünschten Bauteils aufweisen sollten. Voraussetzung für diese schnelle Verfügbarkeit ist jedoch ein eigenes Gerät. Das geht bei den oft knapp finanzierten industriellen F&E-Abteilungen oder Hochschulinstituten nur, wenn dessen Preis finanziell noch erschwinglich ist. 7– 8/2017


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.