KunststoffXtra 1-2_2024

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OFFIZIELLES ORGAN VON K U N S T S T O F F. s w i s s

Januar / Februar 2024

KUNSTSTOFF XTRA

DIE FACHZEITSCHRIFT FÜR WERKSTOFFE – VERARBEITUNG – ANWENDUNG

WX Serie

www.wittmann-group.com


KNOW-HOW

LIEFERSICHER

POWERTRAIN

KRAFTQUELLE INDIVIDUELL

EIGENFERTIGUNG

FLEXIBEL

NACHHALTIG

Das Rückgrat jeder Spritzgiessmaschine ist der Antriebsstrang. Wenn es um Wirtschaftlichkeit, also Leistung, Langlebigkeit und Effizienz geht, dann muss hier alles stimmen. Und genau hier können Sie auf unsere übergreifende Kompetenz zählen. Wir sind einfach einzigartig. Denn wir haben die gesamte Hard- und Software in der ARBURG Family. Unser Benchmark passt genau – zu Ihrem Erfolg! www.arburg.ch


KUNSTSTOFF XTRA

EDITORIAL

AUTOMATION Masterbatch & Co mpo unds

Herausfordernde Zeiten Die Schweizer Industrie ächzt. Es ist aber schwierig auszumachen wo und wie genau. All die vielen Meldungen über Fachkräftemangel, leichte Erholung der Wirtschaftslage und dann

h batc r e t Mas

doch wieder Entlassungswellen bei grossen Unternehmen

nds

ou omp

zeichnen doch ein recht widersprüchliches Bild.

C

Dass es nicht mehr ganz so rosig aussieht, ist aber auch in

sm Swis

der Kunststoffbranche schon seit einiger Zeit spürbar. Wir

ade

berichteten in dieser Zeitschrift im Zusammenhang mit der Fakuma letzten Herbst darüber. In solch unsicheren Zeiten ist das Bedürfnis immer besonders gross, in die Zukunft zu blicken und möglichst genau vorherzusagen, was passieren wird. Ein Ding der Unmöglichkeit, finde ich. Aber Wirtschaftsanalysten orakeln gerne. So sprechen etwa UBS-Ökonomen bereits über eine Industrierezession und vergleichen die aktuelle Lage mit der Dotcom-Blase, die Anfang der 2000er-Jahre geplatzt ist und eine lange Phase schwachen Wachstums für Europa und die Schweiz brachte. Ein entscheidender Punkt für diese Einschätzung ist neben dem starken Franken vor allem die Rezession in Deutschland. So bleibe die Nachfrage aus der EU, aber auch aus China nach Schweizer Industriegütern weiterhin schwach. Laut den Analysten fehlen heute aber im Gegensatz zu den 2000er-Jahren positive Impulse. Stattdessen sieht sich der Welthandel mit geopolitischen Spannungen und Handelskonflikten konfrontiert. Alle diese Punkte verleiten die Experten zu folgender Voraussage: «Allein im 4. Quartal 2023 und im 1. Quartal 2024 könnten mindestens 5000 Stellen im Industriesektor verloren gehen.» Wie es schliesslich kommt? Die Zeit wird es zeigen. Was am Ende des Tages bleibt, ist die Rückbesinnung auf die eigenen Stärken. Und da stand die Schweizer Industrie immer schon für eine starke Innovationskraft und eine gute Stellung in Nischenmärkten.

Thomas Meier, Redaktor

Jetzt auch ISO 13485 zertifiziert

www.colortechnik.swiss 1–2/2024

1 Ein Unternehmen der GRAFE Gruppe.


KUNSTSTOFF XTRA

INHALTSVERZEICHNIS

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CIRCULAR ECONOMY «Die Rückgewinnung darf schon etwas kosten»

Jürg Weibel spricht über Nachhaltigkeit, Recycling und die Rolle der Politik.

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Abdichten mit hoher Prozesssicherheit

Dosiermaschinentechnologie mit der Spritzgussfertigung von Staubsaugergehäusen kombiniert.

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CIRCULAR ECONOMY Gummi wiederverwenden

Bei der Herstellung von Fahrzeugkomponenten wie Reifen, Dichtungen und Bremsbelägen fallen Gummiabfälle an.

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Die LIST Technology AG baut Knetreaktoren, die ­h ochviskose Werkstoffe verarbeiten können.

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7 Tipps zur Verringerung von Stillstandszeiten

IMPRESSUM

KUNSTSTOFF XTRA Die Fachzeitschrift für Werkstoffe – Verarbeitung – Anwendung

www.kunststoffxtra.com Erscheinungsweise 7 × jährlich Jahrgang 14. Jahrgang (2024) Druckauflage 3950 Exemplare WEMF / SW-Beglaubigung 2023 3084 Exemplare total verbreitete Auflage 1218 Exemplare davon verkauft ISSN-Nummer 1664-3933 Geschäftsleiter Andreas A. Keller

COMPOSITES Gestaltungsfreiheit im Leichtbau

Eine lastpfadgerechte und materialeffiziente Faserverstärkung von Bauteilen wird durch den Einsatz von UD-Tapes möglich.

Herausgeber/Verlag SIGWERB GmbH Unter Altstadt 10, Postfach CH-6302 Zug Telefon +41 41 711 61 11 info@sigwerb.com, www.sigwerb.com

Vorstufe Triner Media + Print Schmiedgasse 7 CH-6431 Schwyz Telefon +41 41 819 08 10 beratung@triner.ch www.triner.ch

Anzeigenverkaufsleitung Thomas Füglistaler

Abonnemente Telefon +41 41 711 61 11 info@sigwerb.com www.kunststoffxtra.com

Anzeigenverkauf SIGImedia AG Jörg Signer Alte Bahnhofstrasse 9a CH-5610 Wohlen Telefon +41 56 619 52 52 Telefax +41 56 619 52 50 info@sigimedia.ch

Redaktion Thomas Meier Telefon +41 79 310 01 59 thomas.meier@sigwerb.com Marianne Flury (Senior Editor) Telefon +41 32 623 90 17 m.flury@sigwerb.com

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VERARBEITUNG Durchgängige Prozesse in der Entwicklung

VERARBEITUNG

Stillstandszeiten in der Produktion stellen eines der grössten Risiken in der Fertigungsindustrie dar.

VERARBEITUNG

Druck Fontana Print SA Via Giovanni Maraini 23 CH-6963 Pregassona +41 91 941 38 21 www.fontana.ch

Jahresabonnement Schweiz: CHF 38.00 (inkl. Porto/MwSt.) Jahresabonnement Ausland: CHF 58.00 (inkl. Porto)

Copyright Zur Veröffentlichung angenommene Originalartikel gehen in das ausschliessliche Verlagsrecht der SIGWERB GmbH über. Nachdruck, fotomechanische Vervielfältigung, Einspeicherung in Datenverarbeitungsanlagen und Wiedergabe durch elektronische Medien, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.

Copyright 2024 by SIGWERB GmbH, CH-6302 Zug

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FORSCHUNG/ ENTWICKLUNG

INHALTSVERZEICHNIS

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Am Schluss zählt der subjektive Fahreindruck Die Entwicklung von Alpinski ist typischerweise ein aufwändiger und von vielen iterativen Entwicklungsschritten bestimmter Prozess.

Vorteile durch neue Formzentrierung Beim Schliessen der Spritzgiessform kommen traditionell gleich zwei unterschiedliche Zentriersysteme zum Einsatz.

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FORSCHUNG/ ENTWICKLUNG Mikroplastik in der Waschmaschine

Um zu verhindern, dass Mikroplastik aus Waschmaschinen in die Umwelt gelangt, haben Forschende des Fraunhofer ­U MSICHT den Zentrifugalfilter fibrEX entwickelt.

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FORSCHUNG/ ENTWICKLUNG «Waschwasser wird zu 80 Prozent plastikfrei»

Mikroplastik ist in der Umwelt nur schwer abbaubar.

ZUM TITELBILD

WERKZEUG-/ FORMENBAU

MESSEN KPA 2024 in Ulm

Vom 28. bis 29. Februar 2024 treffen sich die Kunststoffbranche und ihre Anwenderindustrien aus dem Süden Deutschlands in Ulm.

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VERANSTALTUNG Expertenwissen aus Forschung und Industrie

Am 28. und 29. Februar 2024 lädt das IKV Aachen zum 32. Internationalen Kolloquium Kunststofftechnik ein

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AUS DER BRANCHE

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PRODUKTE

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LIEFERANTEN­ VERZEICHNIS

noch diverse weitere Verfeinerungen erfahren

Wittmann WX Serie

­haben. Die TeachBox wartet nun mit weiter ver-

Mit der WX Serie von Wittmann wurde die ganze

besserten Möglichkeiten der Visualisierung auf, mit

Roboterserie für Spritzgiessmaschinen im mittleren

einem vergrösserten, nun 10,1" messenden Display

und grossen Schliesskraftbereich neu aufgebaut.

mit Multitouch-Eigenschaften. Die Auflösung des

Mit einer intelligenten Anordnung von Stahl und

Bildschirms hat sich auf 1280 × 800 Pixel erhöht.

Aluachsen konnten die Traggewichte gegenüber

Im Gehäuse implentierte Step-Tasten erleichtern

der W8 Serie wesentlich erhöht werden. Innenlie-

das Positionieren des Roboters durch taktile Rück-

gende Verschlauchung im vertikalen Y-Rohr sind

meldung. Natürlich offeriert die R9 TeachBox wei-

bei der WX Serie Standard. Am Ende der Vertikal­

terhin die schon bekannten Programmier- und

achse können bis zu drei Zusatzachsen angebaut

Teach-Umgebungen wie TextEditor und QuickEdit

werden, wobei die neu entwickelten Motorregler

und den QuickNew Wizard.

innerhalb des Standartschaltschrankes Platz finden. Die WX Serie wird mit der neuesten Version der intern verbauten WITTMANN CNC9 Steuerung und

Wittmann Kunststofftechnik AG

der R9 TeachBox ausgeliefert. Die R9 greift in ihrer

Uznacherstrasse 18, CH-8722 Kaltbrunn

Funktionalität auf die vielfach bewährte Version

info@wittmann-group.ch

R8 zurück, wobei die Features der R9 TeachBox

www.wittmann-group.ch

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Circular Economy

Recycling ist nicht nur eine technische Herausforderung

«Die Rückgewinnung darf schon etwas kosten» Für Granula ist Nachhaltigkeit schon lange ein Thema. Im Interview spricht der Geschäftsführer Jürg Weibel über Recycling, Technologie und die Rolle der Politik.

Thomas Meier Auch wenn das Messethema der vergangenen Fakuma nicht so klar zum Vorschein kam, so geht es doch bei vielen Ausstellern vorrangig noch immer um Nachhaltigkeit. Der Masterbatch-Hersteller Granula beschäftigt sich schon lange mit nach­ haltigen Lösungen. Geschäftsführer Jürg ­Weibel merkt nun aber, dass in diesem Bereich mehr und mehr Projekte entstehen. Wieso tun sich so viele immer noch schwer mit nachhaltigen Lösungen? Wir haben seit 15 Jahren immer wieder Kundenprojekte im Bereich Nachhaltigkeit gemacht, weil Kunden nachgefragt haben und wir das auch gezielt fördern. Es kam aber kaum je zu einem konkreten Auftrag. Am Ende muss man selbst in den Spiegel schauen können und als Konsument bereit sein, etwas mehr zu bezahlen. Die Materialien sind anfänglich teurer. Langsam ist aber eine Veränderung spürbar. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie? Für uns sind Biopolymere nicht einfach biobasierte Kunststoffe, weil dort das Recycling immer noch problematisch ist. Wir bevorzugen kompostierbare Produkte. Entweder man kann das Material am Ende des Produktlebenszyklus kompostieren oder sauber sortieren. Das sind unsere Kernpunkte. Einerseits konzentrieren wir uns auf dunkle Farbsysteme, die schwierig zu sortieren sind, weil die Sensortechnologie noch nicht so weit ist. Da habe wir NIRMasterbatches im Angebot. Weil diese Infrarotlicht reflektieren, lassen sich entsprechende Abfälle über Sensoren gezielt erkennen und automatisch sortieren. Die andere Schiene sind kompostierbare Produkte aus jedweden Stoffen, PLA, PPS, 4

PHA und so weiter. Dazu bieten wir entsprechende Master­batches, die nicht nur kompostierbar, sondern auch zertifizierbar sind. Was sind die Herausforderungen d ­ abei? Die Anforderungen an Farben und Additive sind je nach Projekt sehr unterschiedlich. Es kann sein, dass eine gewisse Haltbarkeit erwünscht ist, aber sobald das Mate­ rial auf dem Kompost liegt, sollte es sich möglichst schnell zersetzen. Da gibt es ganze Additiv- und Polymersysteme. Es gibt auch Normen wie etwa die EN 13432. Dabei wird die Kompostierbarkeit getestet und Materialien wie auch Farben müssen diese Tests bestehen. Wir haben sehr ­viele Tests gemacht und auch die entsprechenden Zertifizierungen erhalten. Wie lange dauert es, bis etwa ein kompostierbarer Kaffeebecher zersetzt ist? Das kommt darauf an, ob er auf dem Industrie- oder Heimkompost liegt. Auch die Abbaudauer ist in der Norm genau festgelegt. In der Realität dauert es beim Industriekompost in der Regel 3 bis 6 Monate. Zu Hause dauert es länger, weil dort die Zersetzung bei niedrigeren Temperaturen stattfindet und über den Winter im Garten oft gar nichts passiert. Wenn der Konsument nun etwa Milchprodukte in kompostierbaren Behältnissen kauft, die leeren Gebinde dann aber statt kompostiert, mit dem Haushaltsmüll entsorgt, bringt die gesamte Produktentwicklung ja nicht viel. Da müssen wir unbedingt beim Konsumenten ansetzen. Es ist wichtig, dass man PET-Flaschen nicht im Müll entsorgt, sondern über den PET-Strom. Ebenso wichtig ist, dass man beginnt, Kunststoff zentral zu sammeln. Die Sortiertechnik wird in einigen Jahren so weit sein, dass man prak-

Jürg Weibel, Geschäftsführer Granula. (Bild: Thomas Meier)

tisch alles sortieren kann. Dann spielt es keine Rolle mehr, ob der Kunststoffabfall rein ist oder nicht. Sondern man kann das Material einfach schreddern und entsprechend aussortieren. Dem Konsumenten wird man kaum je die Sortierung in die verschiedenen Ströme überlassen können. Deshalb geht es in Richtung automatische Sortierung im Recycling-Hof. Wie weit sind wir da in der Schweiz? Die Schweiz ist noch etwas im Hintertreff. In Sachen Sortiertechnik und Recycling gibt es noch einiges aufzuholen. Vieles wird hier noch thermisch recycelt. Zumindest wirft man den Kunststoff nicht weg, sondern man bezieht noch einmal thermische Energie daraus. Solange man Gas verbrennt ist es viel schlauer, aus dem Gas zunächst Kunststoff herzustellen und anschliessend den Kunststoff zu verbrennen. Man sollte auch bedenken, dass der Anteil Kunststoff am weltweiten Ölverbrauch weniger als zwei Prozent beträgt. Der Rest wird verfahren, verheizt oder verstromt. 1–2/2024


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Circular Economy

Ich finde, solange man in diesen Bereichen noch hohe Sparpotenziale hat, ist die thermische Verwertung von Kunststoff immer noch eine saubere Lösung. Aber auf die Dauer braucht es andere Methoden. Langfristig habe ich das Gefühl, dass für sortenreine Stoffe das chemische Recy­ cling Oberhand gewinnen wird. Wie sieht es mit der Energiebilanz aus? Natürlich braucht es eine gewisse Energiemenge. Auch dort wird es Optimierungen geben. So kann man die Moleküle zurückgewinnen und daraus neues Material herstellen. Auch die Problematik mit den Farbstoffen, die nicht so einfach rezyklierbar sind, fällt weg. Wenn man sieht was Kunststoff alles leistet für unsere Gesellschaft, darf die Rückgewinnung schon etwas kosten. Nehmen Sie Foodwaste als Beispiel. Viele Lebensmittel würden ohne Kunststoffverpackung viel schneller verderben und damit das CO2-Problem verstärken. Sind Kunststoffprodukte zu billig? Würde man mit chemischen Recycling geschlossene Stoffkreisläufe erreichen, würden ja die Preise über den gesamten Produktlebenszyklus sicher höher. Ob Kunststoffprodukte zu billig sind kann man nicht sagen. Die Frage ist eher, was man politisch erreichen kann. Es ist wie überall. Energie wird verschwendet. Wird

Die Anforderungen an Farben und Additive sind je nach Projekt sehr unterschiedlich. (Bild: Granula)

nun weniger verschwendet, sobald Energie teurer wird? Das ist schwierig zu beantworten. Ich glaube man macht sich einfach zu wenig Gedanken. Viele sagen zwar sie möchten sparen aber unter dem Strich tun es dann doch die wenigsten. Es gibt immer Systeme, die man politisch aktivieren muss, und Kunststoff ist sicher ein solches. Was halten Sie von entsprechenden Labels wie A+ bei Elektrogeräten? Ich bin überzeugt, dass es in Richtung CO2-Fussabdruck gehen wird. Dort merken wir auch konkret, dass viele Kundenfragen

Wir machen mehr aus Kunststoff

nach dem Fussabdruck unserer Produkte gestellt werden. Das wird hoffentlich auch zum Kaufkriterium. Ich kann mir vorstellen, dass in 5 bis 10 Jahren entsprechende Labels und Deklarationen kommen werden. Das muss aber politisch weltweit durchgesetzt werden. Im Zusammenhang mit dem Kyoto-Protokoll und anderen Klimaschutzmassnahmen wird das schon diskutiert. Dabei ist Kunststoff aber nur ein kleiner Teil.

Kontakt www.granula.ch

Spritzguss Werkzeugbau Baugruppenmontage

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Additive Fertigung

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TH Köln erforscht nachhaltige Verfahren

Gummi in Bremsbelägen wiederverwenden Bei der Herstellung von Fahrzeugkomponenten wie Reifen, Dichtungen und Bremsbelägen fallen Gummiabfälle an. Diese werden nur zum Teil wiederverwertet, der Rest wird zur Energieerzeugung verbrannt. Ein Team vom Institut für Allgemeinen Maschinenbau der TH Köln entwickelt nun gemeinsam mit einem Industriepartner ein nachhaltigeres Verfahren, das die Materialien für die Wiederverwertung von Bremsbelägen aufbereitet.

Laut Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e. V. fallen jedes Jahr circa 800 000 Tonnen Gummiabfälle an – gut ein Viertel davon sind Überreste von sogenannten technischen Gummiwaren wie Dichtungen oder Pressplatten. Solche Platten werden beispielsweise in der Fertigung von Bremsbelägen verwendet. Bei der Herstellung wird ein Gummigranulat zu Bändern und Platten ausgewalzt oder heissgepresst, danach härtet das Material durch Vernetzung bei erhöhter Temperatur aus. Anschliessend werden die Platten zugeschnitten und ausgestanzt. Gummiwerkstoffe sind sogenannte Elastomere – formfeste Polymere, die sich bei Zug- und Druckbelastung verformen können und danach wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren. «Im Gegensatz zu verformbaren Polymeren wie Thermoplaste sowie Glas oder Metall können sie aufgrund ihrer chemischen Vernetzung nicht einfach wieder eingeschmolzen und noch einmal verwendet werden. Denn während der Herstellung entstehen mittels der sogenannten Vulkanisation mit Schwefel besonders stabile und flexible Molekülvernetzungen. Das macht das Recycling schwierig», erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Danka Katrakova-Krüger vom Institut für Allgemeinen Maschinenbau der TH Köln. Um eine Wiederverwendung dennoch zu ermöglichen, muss dieser Prozess durch die sogenannte Devulkanisation rückgängig gemacht werden. Im Laufe des Forschungsprojekts «DeStanz» möchte die TH Köln gemeinsam mit der Eurobremsband GmbH ein neues Verfahren für die Stoffgruppe der Bremsbelag-Elastomere entwickeln und erproben. «Ziel ist es, die Stanzabfälle vollständig wiederzuverwenden. Dabei können wir auf Erkenntnisse aus 6

Bei der Herstellung von Fahrzeugkomponenten wie Reifen, Dichtungen u. ä. fallen Gummi­ abfälle an, die bisher nicht nachhaltig genutzt werden. (Bild: zVg)

früheren Vorhaben im Bereich des Recyclings von Auto- und Fahrradreifen sowie Gummiketten zurückgreifen», so Katrakova-Krüger.

Mehrere Optionen kommen für die Devulkanisation infrage Bei der Devulkanisation werden die Schwefelbindungen der Elastomere geöffnet – eine Möglichkeit stellt das thermomechanische Verfahren dar. Dabei wird das Material zunächst zermahlen, anschlies­send mittels zweier Rotoren bei höherer Temperatur weiter zerrieben, wodurch die Bindungen durch die mechanische Belastung aufbrechen. Gegebenenfalls könnten Hilfsmittel für eine bessere Devulkanisation eingesetzt werden. «Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir jedoch noch nicht, welches Verfahren sich am besten eignet», sagt die Projektleiterin. Fest steht hingegen, dass eine neue Prüfmethodik zur Analyse der bearbeiteten Werkstoffe erarbeitet wird. Die aufbereiteten Gummi-

reste sollen vulkanisierbar sein und dem Herstellungsprozess ohne Qualitätsverlust der Produkte wieder zugeführt werden können. «Wir testen das Recycling zwar am Beispiel von Bremsbelägen – die Erkenntnisse aus dem Projekt könnten aber für die Verwertung weiterer Gummiprodukte aus den unterschiedlichsten Branchen nützlich sein, zum Beispiel Dichtungen, Schläuche, Dämpfungselemente, Lager, Gummiketten oder Transportbänder. Etwa die Hälfte aller Gummiabfälle in Deutschland wird bisher verbrannt. Bei den technischen Gummiwaren sind es sogar knapp 90 Prozent. Wir möchten diese Ressourcen dem Produktionskreislauf wieder zuführen. Dies würde Rohstoffe einsparen, die meist aus fossilen Quellen hergestellt werden, und somit auch Treibhausgase im Produktionsprozess reduzieren», berichtet Katrakova-Krüger. Kontakt www.th-koeln.de

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Circular Economy

Upcycling mit re-strap

Ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit Ein Startup entwickelt hochwertige Sekundärrohstoffe nach Kundenanforderung zur Steigerung der Rezyklateinsatzquoten in Kunststoffprodukten.

Vor zwei Jahren ist die re-strap GmbH mit dem weltweit ersten System für die Rücknahme und Erfassung von gebrauchten Kunststoff-Umreifungsbändern gestartet. Erklärtes Ziel war es von Anfang an, die eingesammelten Rohstoffe möglichst hochwertig zu recyceln. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit bietet das Unternehmen nun auf dieser Grundlage Kunststoffrezy­ klate nach Kundenspezifikation für technische Anwendungen an.

Bei Kunststoffprodukten sind durchweg ­Rezyklateinsatzquoten von 30 % und mehr gefordert. Laut der Conversio-Studie «Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021» liegt bei neuen Kunststoffprodukten in Deutschland der Anteil von Rezyklat aus Post-Consumer-Abfällen bislang lediglich bei ca. 9,1 %. Ein höherer Rezyklateinsatz scheitert an Verfügbarkeit und Qualität entsprechender Rohstoffe. Durch das ­eigene Sammelsystem verfügt re-strap über einen zusätzlichen bislang nicht erschlossenen Sekundärrohstoffstrom. Dieser zeichnet sich durch eine definierte und reproduzierbare Zusammensetzung aus. Des Weiteren ist für die einzelnen Chargen eine Tracebility (Rückverfolgbarkeit) bis zur industriellen Anfallstelle gegeben.

Baukasten für R-Granulate

Nach zwei Jahren Entwicklungszeit bietet r e-strap Kunststoffrezyklate nach Kunden­ spezifikation für technische Anwendungen an. (Bild: re-strap)

KUNSTSTOFFTECHNOLOGIE FÜR DIE ZUKUNFT

Inzwischen verfügt re-strap über einen Baukasten für industriell einsetzbare Granulate mit Rezyklatanteilen von bis zu 70 %. Dieser erlaubt durch eine gezielte Kombination von Sekundärrohstoffen und Rezepturen die Herstellung von faserverstärkten Compounds auf Rezyklatbasis, die

der Verwendung von Neuware in nichts nachstehen. «Wir entwickeln für den Kunden den von ihm benötigten Sekundärrohstoff nach seinen Vorgaben», so Geschäftsführer M ­ atthias Schäfer. «Derzeit starten wir auf Basis von PET, später kommt auch PP hinzu. Aber auch schon heute können wir Neuware aus anderen Kunststoffen wie zum Beispiel PBT oder PA6 ersetzten. Durch unser eigenes Sammel- und Rücknahmesystem können wir sowohl die Materialverfügbarkeit als auch die erforderliche Sortenreinheit und Qualität sicherstellen», erklärt Schäfer weiter. «Damit leisten wir einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und CO2-Einsparung und bieten unseren Abnehmern gleichzeitig Rohstoffsicherheit.» Auch die Universität Sankt Gallen hat das System von re-strap in ihrer Konsortial­ studie «Green Packaging» – Good Practices zur Auswahl ökologisch nachhaltiger Industrieverpackungen als Use-Case für verbessertes Recycling vorgestellt. Kontakt www.re-strap.de

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„Hand in Hand mit der Industrie und mit Forschungsinstitutionen bilden wir die Zukunft der Kunststofftechnologie der Schweiz.“

www.katz.ch

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Verarbeitung

Produktionsprobleme beheben

7 Tipps zur Verringerung von Stillstandszeiten Stillstandszeiten in der Produktion stellen eines der grössten Risiken in der Fertigungsindustrie dar. Vom Ausfall der Anlagen bis hin zu Rohstoffknappheit: Stillstandszeiten können zu erheblichen Einbussen bei Umsatz und Marktanteil führen.

Sinja Stentoft ¹ Es werden zwei Arten von Stillstandszeiten unterschieden, geplante und ungeplante. Geplante Stillstandszeiten meinen das planmässige Abschalten von Produktionsanlagen zur Durchführung von Wartungs-, Inspektions-, Instandsetzungs-, Auf- und Umrüstungsarbeiten. Stillstandszeiten für Wartungsarbeiten müssen unbedingt geplant werden, damit Ihre Anlagen in einem einwandfreien Zustand bleiben und ungeplante Stillstandszeiten vermieden werden. Obwohl geplante Stillstandszeiten Ihren Produktionsprozess unterbrechen, behalten Sie dennoch die Kontrolle über die Produktivitätsprozesse.

(Bild: Busch Vacuum Solutions)

Ungeplante Stillstandszeiten treten auf, wenn Ihre Produktionsanlagen oder Ihr Produktionsprozess unerwartet ausfallen. Lebensmittel verderben, wenn sie nicht verpackt werden, es treten kostspielige Verzögerungen in der Produktion auf, und Lieferpläne können nicht eingehalten werden. Darüber hinaus ist es bei instabilen Betriebsabläufen oft anspruchsvoller, Umweltvorschriften und Nachhaltigkeitsmassnahmen einzuhalten. Dies kann Sinja Stentoft, Editor Corporate Communications, Busch Vacuum Solutions

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letztlich zu einer Zunahme von Zwischenfällen mit Auswirkungen auf die Umwelt führen. Daher ist die Vermeidung von Produk­ tionsstillstandszeiten der Schlüssel zur Gewährleistung von Produktivität. Befolgen Sie daher unsere sieben Tipps zur Reduzierung von Stillstandszeiten in Ihrer Produktionslinie. 1. Entwickeln Sie ein System zur schnellen Identifizierung und Behebung von Produk­tionsproblemen Das System sollte Daten sammeln und auswerten, die Aufschluss über den Gesamtwartungsbedarf der Anlage geben. Die Auswertung der Daten hilft Ihren Teams bei der Lösung von Produktions­problemen, indem sie vorbeugende Wartungsarbeiten durchführen können. Die Einführung eines solchen Systems ermöglicht es, Zeitverluste aufgrund von Produktionsproblemen zu reduzieren und kostspielige ungeplante Stillstandszeiten zu vermeiden, da die Mitarbeiter rechtzeitig auf mögliche bevorstehende Anlagenausfälle hingewiesen werden. 2. Nutzen Sie prädiktive Analytik, um potenzielle Probleme noch vor deren Auftreten zu ­erkennen Prädiktive Analysen decken Muster in Echtzeit-Maschinendaten auf, die zum Auftreten eines Problems führen könnten. Die Datenanalyse kann Ihnen bereits Wochen im Voraus Hinweise da­ rauf liefern, welche Teile einer Maschine wahrscheinlich demnächst ausfallen werden. So können Sie Wartungspläne erstellen und Ersatzteile rechtzeitig bestellen. Dadurch werden Stillstandszeiten effektiv verringert, und das Risiko erneut auf tretender Probleme sinkt ebenfalls.

3. Implementieren Sie ein ­Programm für vorbeugende Wartung Vorbeugende Wartung ist eine der effektivsten Methoden, um ungeplante Stillstandszeiten von Maschinen zu minimieren. Sie sollten regelmässig wichtige Leistungsdaten Ihrer Anlagen erfassen, um syste­ matisch Wartung durchführen zu können. Mit einer solchen zielgerichteten Wartung können Sie auf vorhersehbare Zwischenfälle oder Ausfälle Ihrer Anlagen reagieren, noch bevor diese auftreten. Durch die Verringerung unerwarteter Stillstandszeiten kann sich Ihr Personal dann profitableren Aufgaben zuwenden. 4. Implementieren Sie ein ­System für den Umgang mit Störungen und Problemen Mit einem System, das Störungen nachverfolgt und überwacht, können Sie die Ursache eines Problems in Ihrer Produktions­ linie leicht ermitteln. Auf diese Weise lässt sich nachvollziehen, warum es zu Produktionsausfällen kommt und wie Sie ein erneutes Auftreten verhindern können. Dies verringert ungeplante Maschinenstillstandszeiten und macht gleichzeitig die Produktion effizienter. 5. Automatisieren Sie möglichst viele Prozesse, um menschliche Fehler zu ­reduzieren Verringern Sie Stillstandszeiten und machen Sie Ihren Produktionsprozess effizienter, indem Sie sich wiederholende und mühsame Aufgaben automatisieren, die anfällig für menschliche Fehler sind. So haben Ihre Mitarbeiter mehr Zeit, sich auf wertstiftendere Aufgaben zu konzen­ trieren und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Dies führt zu höheren Gewinnen für Ihr Unternehmen und zeigt Ihren Mitarbeitern, dass sie Ihr wertvollstes Gut sind. 1–2/2024


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Verarbeitung

6. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter in der ordnungsgemässen B ­ edienung der Anlagen Die Schulung des Bedienpersonals in der ordnungsgemässen Verwendung von Anlagen kann die Stillstandszeiten in Ihrem Produktionsprozess deutlich reduzieren. Wenn sich Ihre Mitarbeiter mit der ordnungsgemässen Bedienung der Anlagen auskennen, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie die Produktion unbeabsichtigt unterbrechen, und sie sind darüber hinaus in der Lage, bei Notfällen schneller zu reagieren. Eine gründliche Schulung verhindert ungeplante Stillstandszeiten durch menschliche Fehler und verringert das Risiko von Arbeitsunfällen.

(Bild: Busch Vacuum Solutions)

7. Setzen Sie intelligente IoT-Lösungen ein Sind Ihnen sechs Tipps zu viel? Dann beherzigen Sie Tipp 7 für eine Komplett­ lösung! Intelligente IoT-Lösungen tragen zur Reduzierung von Stillstandszeiten bei, indem sie ein System zur schnellen Identifizierung und Behebung von Produktionsproblemen bereitstellen (Tipp 1). Ein solches System überwacht Ihre Geräte und Prozesse mit prädiktiven Analysen, sodass Sie einen Wartungsplan erstellen und die erforderlichen Ersatzteile im Voraus bestellen können (Tipp 2). Sensoren und Daten-

analysen ermöglichen es IoT-Lösungen, Leistungs- und Prozessoptimierungsdaten Ihrer Anlagen kontinuierlich nachzuverfolgen. Dies gibt Ihnen die Möglichkeit, vorbeugende Wartung durchzuführen (Tipp 3) und potenzielle Probleme vorherzusagen (Tipp 4). Dadurch wird die Häufigkeit geplanter oder ungeplanter Stillstandszeiten effektiv verringert. IoT-Lösungen ermöglichen ferner die Automatisierung von Aufgaben, was die dafür erforderlichen Zeiten verkürzt und schliesslich auch zu einer Produktivitätssteigerung bei gleichzeitiger Verringerung menschlicher Fehler führt (Tipp 5). Dank der benutzerfreundli-

Celanex® PBT Celanyl® PA Crastin® PBT Ecomid® Rezyklat-PA Elvamide® PA Frianyl® PA Hytrel® TPC Minlon® PA Rynite® PETP Santoprene® TPV Selar® PA Tynex® Filamente Zytel® PA Zytel® HTN PPA

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chen Tools kann die Bedienung von IoTLösungen einfach erlernt werden. Ihre Mitarbeiter werden innerhalb kürzester Zeit in der Lage sein, das System korrekt zu nutzen (Tipp 6). Möchten Sie Ihren Prozess durch die Installation eines IoT-Systems optimieren? Busch bietet auch vorbeugende Wartung an: Dabei besucht Sie nach der Analyse der erfassten Daten bei Bedarf automatisch einer unserer Servicespezialisten.

Kontakt www.buschvacuum.com

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UNSERE EXPERTISE FÜR IHRE ANWENDUNG

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Verarbeitung

Hochwertige Kunststoffteile aus unterschiedlichsten Materialien

Nachhaltige Spritzgiesstechnologie Das Unternehmen Joh. Fuchs & Sohn mit Sitz in Niederösterreich ist ein namhafter Hersteller hochwertiger Kunststoffteile für unterschiedlichste Anwendungen. Modernste Anlagentechnologie ermöglicht es dem Unternehmen, seinen Kunden nachhaltige und wirtschaftliche Lösungen im Spritzgiessbereich anzubieten.

Die Firma Joh. Fuchs & Sohn – Fuso – ­w urde 1947 in Waidhofen an der Ybbs/ Nieder­österreich gegründet. Der Einstieg in den Kunststoffspritzguss erfolgte 1964 mit der Herstellung des orangefarbenen Deckels für Ovomaltinedosen. Heute stellt das Familienunternehmen unter der Lei­ tung des Geschäftsführers Maximilian Högn und seines CSO Klaus Grosstesner mit ca. 80 Mitarbeitern auf einer Fläche von knapp 3000 m² anspruchsvolle Kunst­ stoffteile aus unterschiedlichen Materia­ lien, darunter auch Hochtemperaturkunst­ stoffen, für verschiedene Branchen her. Wertgelegt wird auf einen soliden Bran­ chenmix mit technischen Kunststoffteilen und Baugruppen. Weitere von Fuso ­bediente Branchen sind die Automobil­ industrie und Bahnindustrie, die Konsum­ güterindustrie, die Elektronikindustrie, die Medizintechnik, die Baubranche, die Tele­ kommunikation, der Maschinenbau als auch der Bereich der erneuerbaren Ener­ gien. Für die Herstellung der Teile sind Spritz­ giessmaschinen im Schliesskraftbereich von 450 bis 5200 kN im Einsatz, 17 davon stammen von Wittmann Battenfeld. Darü­

Aqua Sensor Housing für BSH-Geschirrspüler zur Messung der Wasserqualität (Bild: Fuso)

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SmartPower Maschinen von Wittmann Battenfeld in Insider Ausführung mit Wittmann Linear­ robotern (Bild: Wittmann Battenfeld)

ber hinaus ist Fuso auch ein langjähriger Kunde der Wittmann Gruppe im Automa­ tisierungsbereich und hat über 40 Hand­ habungsgeräte mit einer Traglast zwischen 5 und 30 kg von der Roboterserie 7 bis hin zur neuesten Serie 9 mit R9 Steuerung im Einsatz.

Hohes Umweltbewusstsein Die produzierten Bauteile bewegen sich von Kleinteilen mit einem Gewicht ab 0,03 g bis hin zu Teilen mit einem Gewicht von 2 kg. Zusätzlich zur Fertigung von an­ spruchsvollen Kunststoffteilen im 1- oder 2-Komponenten-Spritzguss bietet das ­Unternehmen das Umspritzen von Funkti­ onsteilen, die Herstellung von Bau­gruppen durch Montage, Kleben und Schweissen sowie die Veredelung durch 4-FarbenTampondruck, Laserdruck, 3D-Scan für Reverse Engineering an. Auch auf 3DDruck für Rapid Prototyping kann zurück­ gegriffen werden. Spritzgiesswerk­zeuge und Automatisierungen werden von Fuso projektiert, konstruiert und im hauseige­ nen Werkzeugbau gefertigt. Im Zuge der

Ökologisierung wurde auf eine werk­ zeugschonende Kühlwasserwirtschaft wert­gelegt. Abwärmenutzung und eine Photovoltaikanlage zeugen von hohem Umweltbewusstsein. Die Anforderungen der Kunden an die Qualität und die Eigenschaften der Teile hinsichtlich Toleranzen, Optik und der ein­ gesetzten Materialien steigen stetig. Fuso punktet bei seinen Abnehmern mit einem hohen technischen Know-how und lang­ jähriger Erfahrung bei der Herstellung hochwertiger Teile und Baugruppen. Diese Kompetenz ermöglicht es dem Unter­ nehmen, nachhaltige und wirtschaftliche ­Lösungen in höchster Qualität anzubieten. Zusätzlich zeichnet sich Fuso am Markt auch durch eine hohe Lieferfähigkeit und Stabilität hin zum Kunden aus.

Steigende Anforderungen Mit den steigenden Anforderungen der Kunden an die produzierten Teile und Baugruppen steigt auch die Anforderung der Firma Fuso an die eingesetzten Spritz­ giesstechnologien. Der Maschinenpark des 1–2/2024


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Unternehmens ist sehr jung, und die Fer­ tigung weist einen hohen Automatisie­ rungsgrad auf. Alle Systeme sind mit Robo­ tern ausgestattet, um eine sorgfältige Handhabung der Teile sicherzustellen. Bei Spritzgiessmaschinen legt Fuso neben ­einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Wert auf Stabilität der Maschinen, eine gute Zugänglichkeit für Wartung und Reinigung, glatte und damit gut zu reini­ gende Oberflächen, eine einfache Bedien­ barkeit der Maschinen als auch eine hohe Wiederholgenauigkeit. Zunehmend an ­Bedeutung gewinnt auch die Energieeffi­ zienz der Maschinen und Anlagen, die Ver­ netzbarkeit mit Robotern und Peripherie­ geräten als auch die Verfügbarkeit von Assistenzsystemen. Nicht zuletzt spielen laut Klaus Grosstesner auch die Qualität des After-Sales-Service als auch die Mög­ lichkeit der Nutzung eines Online-Services eine wichtige Rolle bei der Kaufentschei­ dung. Bei der Anschaffung von Robotern wird neben den auch für die Maschinen geltenden Kriterien vor allem auf eine ein­ fache Programmierbarkeit Wert gelegt.

Gehäuse für Wittmann-Wasserdurchflussregler (Bild: Fuso)

Gehäuse für ein Elektrowerkzeug (Bild: Fuso)

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Verarbeitung

Im hauseigenen Werkzeugbau der Firma Joh. Fuchs und Sohn mit Reverse Engineering hergestelltes Werkzeug zur Fertigung eines AMP-Steckers für Kommunikationseinheiten für kritische Infrastruktur (Bild: Fuso)

Die Zusammenarbeit der Firma Fuso mit Wittmann Battenfeld reicht bereits vier Jahrzehnte zurück. Bei den neueren von Wittmann Battenfeld gelieferten Maschi­ nen handelt es sich ausschliesslich um Maschinen der SmartPower Reihe. Die Maschinen der SmartPower Serie sind hydraulische Maschinen, versehen mit ­ reak­tionsschnellen Servomotoren und leis­ tungsstarken Konstantpumpen. Diese Technologie, verbunden mit dem stan­ dardmässig verbauten KERS (Kinetic ­Energy Recovery System) zur Nutzung der Bremsenergie innerhalb der Maschine, b edingt die hohe Energieeffizienz der ­ SmartPower. Weitere Charakteristika der SmartPower sind die kleine Stellfläche der Maschine sowie das schwenkbare Spritz­ aggregat, das eine gute Zugänglichkeit zum Schneckenzylinder gewährleistet und einen einfachen und komfortablen Zylin­ derwechsel ermöglicht.

Platzsparende Lösung Mit Ausnahme einer Maschine sind alle SmartPower Maschinen als Insider-Zellen konzipiert, das heisst, Wittmann Roboter und Förderband sind in die Arbeitszelle in­ tegriert. Diese Variante bietet eine Reihe von Vorteilen, beginnend mit einer enor­ men Platzersparnis gegenüber Anlagen mit konventionellen Automatisierungslösungen bis hin zu Kostenvorteilen, da alle Gefah­ renbereiche bereits ab Werk abgesichert und zertifiziert sind. Des Weiteren kann die Roboterzykluszeit durch kürzere Fahrwege

und die unmittelbare Ablage der Formteile auf das Förderband minimiert werden. Die 2023 gelieferten Maschinen sind dar­ über hinaus bereits mit der neuen B8X Steuerung sowie dem Assistenzsystem HiQ Flow ausgestattet. Die Steuerung B8X ist mit im Haus entwickelten Steuerungs­ komponenten ausgestattet. Diese ermög­ lichen eine höhere interne Taktfrequenz, somit kürzere Reaktionszeiten auf Sensor­ signale und dadurch höhere Reproduzier­ barkeit der Teile bei unverändertem Be­ dienkomfort und gewohnter Visualisierung. Beim Assistenzsystem HiQ Flow handelt es sich um eine Einspritzregelung mit de­ ren Hilfe Viskositätsschwankungen des eingesetzten Materials ausgeglichen wer­ den können. Diese Funktion ermöglicht eine automatisierte Prozessautomatisie­ rung und gleicht bereits minimale Schwan­ kungen in der Materialqualität aus. Das System hat Fuso so überzeugt, dass es auch bei allen Maschinen, bei denen es technisch möglich und wirtschaftlich sinn­ voll war, nachgerüstet wurde. «Die auf der servohydraulischen Smart­ Power und den Wittmann Linearrobotern basierenden Insiderzellen entsprechen in jeder Hinsicht unseren Anforderungen», bestätigt Maximilian Högn. «Die Anlagen sind platzsparend, hoch energieeffizient, gut zugänglich und einfach zu bedienen.» Kontakt www.Wittmann-group.com www.Fuso.com

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Verarbeitung

Der am 6-Achs-Roboter montierte Mischkopf appliziert 2K Polyurethanschaum zum Abdichten des Staubsaugergehäuses in die Nut. (Bild: Henkel AG & Co. KGaA)

Vollautomatische Systemlösung

Abdichten mit hoher Prozesssicherheit Kunststofftechnik Krug kombiniert die Sonderhoff Dosiermaschinentechnologie von Henkel für das Dichtungsschäumen direkt mit der Spritzgussfertigung von Staubsaugergehäusen.

Kunststofftechnik Krug, mit Hauptsitz in Breidenbach, hat sich seit über 50 Jahren erfolgreich als Komplettanbieter für kom­ plexe Baugruppen am Markt positioniert. Wichtige Branchen sind die Automobilin­ dustrie sowie Living, Elektro und Elektro­ nik. Die Krug Gruppe ist durch langjährige Expertise in der Kunststofftechnik sowie eine hohe Entwicklungskompetenz und Fertigungstiefe bekannt. Die Kunden des Unternehmens erhalten anspruchsvolle und komplexe Kunststofftechniklösungen, die sich vor allem durch Funktionalität und Nachhaltigkeit auszeichnen. Für Krug zählen eine hohe Automatisie­ rung der Produktion sowie innovative Fer­ tigungstechnologien zu den entscheiden­ den Erfolgsfaktoren. Diese wurden auch bei der Fertigungslinie zur Herstellung von Staubsaugergehäusen mit Polyurethan­ schaumabdichtung umgesetzt. Henkel ­Adhesive Technologies hat dafür eine voll­ automatische Systemlösung aus Schaum­ dichtung, Dosiermaschine und Prozess­ 12

automation geliefert. Bei der Entscheidung für diese Lösung ist für Krug die hohe Ver­ fügbarkeit der Dosieranlage ausschlagge­ bend gewesen. Die eingesetzte Dosiermaschine Sonderhoff DM 502 für 2 Materialkomponenten erfüllt die hohen Anforderungen von Krug und er­ möglicht eine lückenlose Überwachung und

Einhaltung von Prozesspara­metern, z. B. die konstante Einstellung der Temperatur durch ein stark verbessertes Temperiersystem. Eine effiziente Fertigung wird zudem durch die konstante Prozessstabilität beim vollau­ tomatischen Dichtungsschäumen mit der Formed-In-Place-Foam-Gasket (FIPFG) Technologie sicher­gestellt.

Der 6-Achsroboter legt das Staubsauger- und Motortopfgehäuse für den Dosierauftrag in einem Schritt auf den Rundtakttisch-Teileaufnahmen ab. (Bild: Henkel AG & Co. KGaA)

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Vollautomatisches Abdichten von Staubsaugergehäusen Krug produziert Staubsaugergehäuse aus ABS für die Firma Thomas auf einer Engel Duo 650. Die Spritzgussfertigung mit 1-fach-Werkzeug gibt im 60 Sekunden­ zyklus die Taktung für die weiteren Pro­ zessschritte, wie das Abdichten, vor. Das frisch gefertigte Staubsaugergehäuse wird von einem Entnahmegreifer aus dem Werkzeug entnommen und zur weiteren Positionierung auf einem Transferband bis zur Warte- und Übergabeposition beför­ dert. Über ein zweites Band wird das Ge­ häuse für den Motortopf zugeführt und durch den 6-Achsroboter für das Teile­ handling aufgenommen. Zusätzlich dazu greift der 6-Achsroboter das Staubsaugergehäuse aus der Über­ gabeposition und verfährt zum Rundtak­ tisch, um die Teile auf die Werkstückauf­ nahmen abzulegen. Der Rundtaktisch dreht um 180° in die Dosierposition, wo der zweite 6-Achsroboter mit dem Mischkopf nacheinander die Kontur des Staubsauger­ gehäuses wie auch des Motortopfs abfährt und präzise den Polyurethanschaum Son­ derhoff Fermapor K31 aufträgt. Für die Ent­ nahme der abgedichteten Bauteile dreht sich der Rundtakttisch wieder um 180°. Zur Qualitätskontrolle führt der 6-Achs­ roboter die Teile unter eine Kamera und legt die so geprüften Teile auf dem Aus­ taktband ab. Die Dichtung härtet auf die­ ser Strecke aus. Danach wird das Staub­ saugergehäuse fertig montiert und für den Versand verpackt.

Dichtungsschäumen im Spritzgusstakt Bei der Inline-Verarbeitung wird innerhalb der Zykluszeit von 60 Sekunden der pas­ töse (thixotrope) 2-Komponenten Dich­ tungsschaum Fermapor K31 direkt im ­A nschluss an die Entnahme der Spritz­ gussteile auf die Kontur des Staubsauger­ gehäuses nach dem FIPFG-Prinzip aufge­ tragen. Das Material schäumt um das Mehrfache seines spezifischen Volumens in der Gehäusenut auf und härtet unter Raumtemperatur zu einer geschlossenen Weichschaumdichtung aus. Durch die ge­ mischtzellige Schaumstruktur können et­ waige Bauteiltoleranzen ausgeglichen wer­ den. Dank der schnellen Klebfreizeit sind nur kurze Transferbänder zur Austaktung 1–2/2024

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der Teile erforderlich. Auf vorproduzierte Spritzgussteile und eine teure Zwischen­ lagerung kann durch den Inline-Prozess verzichtet werden. So können für eine effi­ ziente Fertigung Platz, Kosten und Zeit eingespart werden. Geschäftsführer Rüdiger Braun bei Krug ist sehr zufrieden mit der erfolgreichen Inbe­ triebnahme der Sonderhoff Dosieranlage von Henkel. «Durch die Möglichkeit der Inline-Produktion und der Komplettmon­ tage der Staubsauger direkt an der Maschi­ ne konnten wir interne Logistikprozesse

deutlich reduzieren.» Mitentscheidend für die Sonderhoff Systemlösung waren auch die hohe Expertise der Projektleitung, die kurzen Reaktionszeiten und die Bereit­ schaft, neue Wege zu gehen. «Zudem», so freut sich Braun, «ist die hohe Maschinen­ verfügbarkeit der Sonderhoff Anlage ein Türöffner für neue Kundenaufträge zur Abdichtung von Bauteilen aus anderen Branchen.» Kontakt www.henkel.de

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Verarbeitung

Herstellung eines 2K-Abblendlicht-Moduls

Innovation dank dynamischer Temperierung Für die Herstellung eines hochintegrierten LED-Abblendlicht-Moduls inklusive thermoplastischem Kühlkörper setzt der Werkstoffhersteller Covestro auf eine dynamische Temperierlösung aus dem Hause technotrans.

Claudia Foresi ¹ Wenn es um das Design von FahrzeugScheinwerfern geht, stehen Hersteller vor der Herausforderung, unter anderem Markenidentität, Ästhetik, Leistung und Sicherheit optimal miteinander zu vereinen. Gleichzeitig müssen Hersteller den Aspekt der Kostenoptimierung stets im Auge behalten, da die Wahl der Materialien, Komponenten und Herstellungsprozesse einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtkosten hat. Ein Blick auf die in der Automobilbranche gängigen Module zeigt, dass das Optimierungspotenzial längst nicht ausgeschöpft ist. Heutzutage kommen häufig Abblendlicht-Scheinwerfer mit Reflektoren aus einem BMC-Duromer (Bulk Moulding Compound) in Verbindung mit einem Aluminiumdruckguss-Kühlkörper zum Einsatz. Die Vorteile solcher Systeme liegen vor allem in einer guten und stabilen Lichtleistung, bedingt durch die äusserst geringe Wärmedehnung von Duromeren im aktiven Scheinwerferbetrieb. Der Nachteil ist jedoch eine aufwändige Produktion. So müssen beispielsweise Reflektor und Aluminium-Kühlkörper separat hergestellt und anschliessend mit dem LED-Modul zu einer Einheit montiert werden. Ein weiterer Nachteil ist die bei der Verarbeitung von Duromeren in der Regel erforderliche Nacharbeit wie zum Beispiel das Entgraten und Reinigen der Teile, bevor sie in den nächsten Arbeitsschritt überführt werden können. «Diese Punkte haben wir aufgegriffen, um mit einem innovativen neuartigen Konzept Scheinwerferherstellern eine kosten- und gewichtsoptimierte thermoplastische Lösung anbieten zu können»,

Claudia Foresi, Teamleiterin Steuerung und Kommunikation, technotrans solutions GmbH

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Das neuartige 2K-Abblendlichtmodul ist das Ergebnis eines hochintegrativen Fertigungsverfahrens mit variothermer technotrans-Temperierung. (Bild: Covestro AG)

sagt Rainer Protte, Head of Advanced Injection Molding bei Covestro. Am Beginn des Entwicklungsprozesses standen dabei zwei Kernfragen: Erstens, ist im Rahmen des Spritzgussverfahrens ein Hinterspritzen des LED-Moduls möglich, ohne die Funktionalität der LED zu beeinträchtigen? Zweitens, kann der Reflektor in einer entsprechenden Oberflächengüte und Präzision an den Kühlkörper angespritzt werden, sodass das Gesamtsystem am Ende die Anforderungen an ein Abblendlicht erfüllt? Eine weitere Herausforderung bestand darin, eine Lösung zu finden, die selbst unter hoher Wärmebelastung in ihrer Geometrie stabil bleibt. «In einem Vorgängerprojekt hatten wir in Form eines 1KReflektors eigens für diesen Zweck unser dimensionsstabiles Makrolon DS entwickelt und nachgewiesen, dass wir hiermit grundsätzlich ein Abblendlicht realisieren können», erklärt Protte. «Das neue 2K-Modul ist eine konsequente Weiterentwicklung mit einer weiteren Integrationsstufe – der Anbindung des Kühlkörpers aus unserem wärmeleitfähigen Makrolon TC inklusive direkt integrierter LED.»

Dynamisches Thermo­ management für den Spritzguss Konkret besteht diese Weiterentwicklung aus einem hochintegrativen Fertigungsverfahren zur Herstellung des AbblendlichtModuls, das nur aus einem Teil besteht und im Wesentlichen nur drei verschiedene Materialen benötigt: Covestro-Polycarbonate vom Typ Makrolon TC und Makrolon DS, LEDs und Aluminium für den erforderlichen Metallisierungsschritt. «Die Verbindung dieser beiden PolycarbonatTypen ermöglicht die notwendige Formstabilität, da sie im Vergleich zu ungefülltem Polycarbonat über einen niedrigeren Wärmeausdehnungskoeffizienten und eine geringere Verarbeitungsschwindung verfügen», erklärt Protte. Darüber hinaus entfallen durch das neue Verfahren die Herstellung einzelner Bauteile und die dafür erforderlichen Werkzeuge sowie Nachbearbeitungs- und Montageschritte. Lediglich zwei Fertigungsschritte sind notwendig: Ein Zwei-Komponenten-Spritzguss mit IME, also der Integration der LEDs während des Spritzgussprozesses, sowie die Metallisierung der Reflektoroberfläche, um dessen 1–2/2024


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Reflexionseigenschaften zu verbessern. Das kann dank des neuen Konzepts ohne zusätzliche Oberflächenvorbereitung nach dem Spritzgiessen erfolgen. Damit das möglich ist, bedarf es einer optimal auf den Prozess abgestimmten Temperierung. «Mit dem Einsatz einer herkömmlichen Temperierlösung entsteht bei der Verwendung hochgefüllter Materialien, wie sie hier beim Reflektor eingesetzt wurden, eine matte, unruhige Oberfläche, aufgrund des sich auf der Oberfläche abzeichnenden Füllstoffs», sagt Protte. Hier kommt die dynamische Temperierlösung von technotrans ins Spiel, mit deren Hilfe die gewünschte glänzende, hochreflektive Oberfläche ermöglicht wird. Der Spritzgussprozess verläuft dabei in einer variothermen Fahrweise: Zunächst wird die Werkzeugkavität vor dem Einspritzten auf Glasübergangsniveau und höher aufgeheizt und dann das Material eingespritzt. Ist die Kavität vollständig mit dem Material gefüllt, erfolgt der Abkühlprozess auf die notwendig Entformungstemperatur, um das Formteil aus dem Werkzeug entnehmen zu können – anschliessend beginnt der nächste Zyklus. Hierbei ist eine präzise Temperatursteuerung entscheidend, um eine kon­ stant hohe Abbildgenauigkeit zu erreichen.

Innovation trifft auf Lösungskompetenz technotrans entwickelte eine auf diesen Prozess und die damit verbundenen Anforderungen zugeschnittene Systemlösung

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mit einer werkzeugnahen Heisswassertemperierung. Durch den Einsatz einer hocheffizienten Energiespeicher- und Regeleinheit (ESR) bis 200 ° C Vorlauftemperatur ermöglicht die technotrans-Lösung deutliche Energieeinsparungen gegenüber herkömmlichen Produkten. Die ESR speichert die im Zuge des Kühl- und Heizzyklus wechselnde Wärmemenge und gibt sie beim Umschalten des Temperaturniveaus wieder in den Prozess zurück. «Das ist jedoch nicht die einzige Komponente für mehr Energieeffizienz», erklärt Carsten Schmidt, Sales Manager Temperature Control der technotrans solutions GmbH. «Durch die ESR und den Einsatz drehzahlgeregelter Pumpen mit Effizienzmodul (PEM) ist es gelungen, den energieintensiven variothermen Prozess als Ganzes effizienter zu gestalten. Unser System arbeitet jederzeit mit dem geringstmöglichen Energieaufwand.» Um ein hohes Mass an Be­ dienkomfort und Flexibilität sicherzustellen, stattete technotrans die Temperierlösung ausserdem mit einem 7-Zoll-MultitouchDisplay und SPS-Steuerung aus, die die Möglichkeit zur Programmierung von variothermen Prozesskurven bietet. Der Thermomanagement-Spezialist zeichnet nicht nur für die dynamische Temperierung verantwortlich, sondern auch für die restliche Temperierung des Stammwerkzeuges. Hier arbeiten zwei Geräte der technotrans eco.line-Baureihe – eine der energieeffizientesten Lösungen am Markt. Diese

sind in Kombination mit dem steuerungsintegrierten Mehrfachverteilsystem itd evo im Einsatz und ebenfalls mit drehzahlgeregelten Pumpen ausgestattet. «Effektives Thermomanagement muss immer ganzheitlich gedacht werden, um grösstmögliche Prozessstabilität, Präzision und Effizienz zu erreichen», betont Schmidt. Damit leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Herstellung des Abblendlicht-Moduls, das nicht nur aus weniger Teilen besteht, sondern auch im Vergleich zu herkömmlichen Einheiten rund 40 Prozent leichter ist.

Gemeinschaftsprojekt auf Augenhöhe Einer der Erfolgsfaktoren des Projekts war die enge und vertraute Zusammenarbeit der Unternehmen. «Wir arbeiten bereits seit mehreren Jahren mit technotrans zusammen und schätzen insbesondere die gemeinsame Entwicklung, bei der das Unternehmen seine technologische Lösungskompetenz stets zielgerichtet einbringt», sagt Protte. Und Schmidt ergänzt: «Nach bereits mehreren gemeinsamen Projekten war dieses innovative Konzept ein echtes Highlight. Wir konnten unsere Expertise und langjährige Erfahrung voll ausspielen und dazu beitragen, einen Teil der Automobilfertigung von morgen mitzugestalten.» Kontakt www.technotrans.de

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Verarbeitung

Creo und Windchill in der Prozesstechnologie

Durchgängige Prozesse in der Entwicklung In vielen Prozessen müssen hochviskose Werkstoffe geknetet werden – Kunststoffe, Farben, aber auch Reststoffe aus der Ölraffination, aus denen noch nutzbare Bestandteile zurückgewonnen werden. Die LIST Technology AG baut Knetreaktoren, die aufgrund ihres robusten Designs hohe Drehmomente erlauben und somit hochviskose Werkstoffe verarbeiten können. Dank des CAD-Systems Creo und der PLM-Lösung Windchill von PTC können die LIST-Konstrukteure die speziell für einen bestimmten Prozess optimierten Produkte effizient entwickeln.

Ralf Steck ¹ Im Jahr 1966 gründete Heinz List die LIST AG, ein Familienunternehmen mit Sitz in Arisdorf nahe Basel. Heinz List war ein Pionier der industriellen Prozesstechnologie. Er forschte im Bereich Kneter, was zur Entwicklung des heutigen Co-Kneters führte. Er gründete die Firma mit der Vision, seine Forschung und Entwicklung im Bereich Knettechnologie weiterzuent­wickeln. Seine Innovationen haben Heinz List in die Hall of Fame der Universität von Akron, OH, USA und in die Berühmten­galerie der Universität Stuttgart gebracht. Seither entwickelt LIST kontinuierlich industrielle Verfahrenslösungen für die Polymerindustrie, Equipment für HochviskosProzessaufgaben und Knet-Reaktoren. Eine Spezialität bilden Syntheseprozesse unter Vermeidung oder signifikanter Reduktion von Lösungsmitteln, wasserfreie Direktentgasungsprozesse, sowie die Herstellung temperatursensitiver und neuer, bisher kaum zu verarbeitender Produkte. Die Kunden finden sich in Chemie-, Faser-, Kunststoff- und Gummiindustrie, Lebensmittel-, Öl- und Gas-Industrie, Wieder­ verwertung und Aufbereitung, Lebens­ mittelindustrie, Landwirtschaft, Energie-, Farb- und Lackindustrie. Seit 2016 gehört die LIST Technology AG zur Jakob Müller Gruppe und beschäftigt in Arisdorf etwa 60 Mitarbeiter sowie 10 weitere in der in Biel gelegenen Fertigung. Das Unternehmen arbeitet eng mit dem Kunden zusammen, um Prozesse vom La1 Dipl.-Ing. Ralf Steck ist freier Fachjournalist für die Bereiche CAD/ CAM, IT und Maschinenbau in Friedrichshafen.

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Verlad eines Zweiwellen-Knetreaktors in Industriegrösse (Bilder: LIST)

bor bis zur industriellen Fertigung weiterzuentwickeln. Diese Zusammenarbeit kann bis zu zehn Jahre lang dauern und den Bau mehrerer Anlagen umfassen, vom einen Liter fassenden Laborreaktor bis zur industriellen Endversion mit bis zu 16 000 Litern Inhalt. Die Laborreaktoren werden oft bei LIST in den eigenen Testcentern aufgebaut, Prozesse gemeinsam mit dem Kunden gefahren und anschlies­ send an diesen ausgeliehen, damit der Prozess in den eigenen Laboren optimiert werden kann. In den Knetreaktor wird ein relativ niedrigviskoser Werkstoff eingebracht, aus dem durch das Kneten und zusätzlich zuge­ führte Hitze – also durch Zuführen mechanischer und thermischer Energie – kontinuierlich flüchtige Bestandteile ausgasen oder in dem eine chemische Reaktion hervorgerufen wird. Der Werkstoff wird dabei immer hochviskoser und verlässt den Reaktor in einem kontinuierlichen Prozess wieder. Die Knetreaktoren sind mit einer oder zwei nebeneinanderliegenden Knetwellen ausgestattet, nicht selten kommt in einem zweistufigen Prozess zu-

nächst ein Einwellen-Reaktor und danach ein Zweiwellenreaktor zum Einsatz. In Zweiwellenreaktoren können die Wellen gegen- oder gleichläufig und sogar mit unterschiedlicher Drehzahl laufen. Die Knetelemente sind genauestens auf die jeweiligen Verhältnisse ausgelegt, zwischen den Knetelementen der beiden Wellen bleiben beim Durchkämmen manchmal nur wenige Millimeter Platz. In Einwellenknetern werden teils auch feststehende Knetelemente eingebaut. Die Behälterwände der Kneter sind bis auf 350°C beheizbar, ebenso die Wellen oder sogar die Knetelemente selbst. «Wir können so sehr viel Energie ins Material bringen», sagt Konstruktionsleiter Denis Grether. «Zusammen mit dem sehr hohen Drehmoment, das unsere Knetreaktoren aufbringen können, sorgt das für einen ­effizienten Prozess.» In den LIST-Reaktoren werden beispielsweise aus Ölrückständen, die beim Raffinieren von Erdöl übrigbleiben, letzte flüchtige Bestandteile zurückgewonnen oder aus Kunststoffen das Löse­mittel entfernt – das dann wieder in den vorhergehenden Prozessschritt eingespeist werden kann. 1–2/2024


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Verarbeitung

Enge Systemanbindung hilft Fehler zu vermeiden Mit PTC Creo arbeitet LIST schon seit vielen Jahren, beinahe ebenso lange kommt Windchill zur Datenverwaltung zum Einsatz. «Windchill ist heute unser Kernprogramm für die Projektverwaltung», erläutert Grether. «Seit Kurzem haben wir zudem ein neues ERP-System, das wir mit Hilfe von Inneo an das PDM-System angebunden haben. Dabei ist bei uns Windchill das führende System, hier werden beispielsweise die Teilenummern festgelegt und am Ende der Konstruktion ins ERPSystem übertragen. Diese enge Anbindung vermeidet viele Prozesse, in denen bisher immer wieder Fehler passiert sind.» Bei der Anbindung des ERP-Systems an Windchill arbeitete Inneo eng mit PSI, dem Hersteller unseres ERP-Systems PSIpenta, zusammen. Es waren in Windchill einige Änderungen notwendig, die Inneo umsetzte. Grether erläutert: «Die Schnittstelle erleichtert die Arbeit sehr, so hatte die Fertigung in Biel bisher keinen Zugriff auf das ERP-System und wir mussten Daten bei Bedarf manuell bereitstellen. Heute können die Kollegen PDF-, DXF- oder STEPDateien direkt abrufen, diese werden in Windchill automatisch über das Genius Tools Publishing Bundle erzeugt und immer aktualisiert. Das erspart der Konstruktion Zeitaufwand und die Fertiger haben zu jeder Zeit und sofort Zugriff auf die ­Daten, die sie benötigen.»

Creo Simulation Live Die LIST-Konstrukteure arbeiten gern mit Creo; Grether gibt ein Beispiel: «Seit einiger Zeit nutzen wir auf einem Arbeitsplatz Creo Simulation Live, das direkt im CADModell integrierte Festigkeitssimulationen anzeigt. Das ist sehr praktisch, da wir direkt im Arbeitsfluss prüfen können, ob ein Bauteil richtig dimensioniert ist, statt auf

Pilotanlage im LIST-Test-Center

Simulations- oder externe Berechnungsergebnisse zu warten. Die Bedienung ist sehr einfach, so dass das Tool sehr gern genutzt wird. Wir haben zwar nur eine von neun Creo-Lizenzen mit Simulation Live ausgestattet, aber das reicht uns – wer Simu­lation braucht, zieht sich die entsprechende Lizenz.» «Wir sind früh in den 3D-Druck eingestiegen», erinnert sich Grether, «und fertigen die Wellen vieler Laborreaktoren mit additiven Technologien. Das hat den grossen Vorteil, dass wir die Heizkanäle im Innern sehr frei planen und mit 3D-Druck pro­ blemlos umsetzen können. Dazu gibt es bei Inneo spezielle Schulung, in der die Möglichkeiten und Fallstricke des 3DDrucks gezeigt werden. Solch eine Schulung wollen wir in der Zukunft besuchen.» Die Start-up-Tools ergänzen Creo um Schrauben, Rahmenprofile und andere Normteile und Normalien. Zudem lassen sich mit dieser von Inneo entwickelten Werkzeugsammlung Stücklisten effizienter erstellen als in Creo selbst. Zudem bieten die Start-up-Tools die UDF-Tools, das eine Vielzahl von Geometriemakros für Creo mitbringt, beispielsweise Freistiche, Nuten oder Zahnräder nach Norm. Für Windchill

bietet Inneo die Genius Tools, auch diese sind bei LIST im Einsatz. Grether weiter: «Inneo hilft uns zum einen mit der Implementierung unserer Umgebung, zum anderen aber auch mit sehr guten Schulungen, die uns beispielsweise das Potenzial von Simulation Live gut gezeigt haben. Inneo hat ein breites Portfolio an Lösungen und wir sind sicher, dass da immer auch die Lösung dabei ist, die ein Problem bei uns löst, sobald es auftritt.» «Ein grosser Vorteil ist auch das Komplettpaket aus CAD und PDM mit Creo und Windchill», fasst Grether zusammen. «Die beiden Produkte sind bestens integriert und das erleichtert unter anderem das Änderungsmanagement und die Revisionsverwaltung erheblich. Zusammen mit der ERP-Anbindung haben wir heute eine runde Lösung. Inneo unterstützt hierbei bestens, wir haben seit vielen Jahren die gleichen Ansprechpartner. Die kennen uns und unsere Arbeitsweise sehr gut und empfehlen uns immer die passende Lösung. Kontakt www.inneo.com https://www.list-technology.com/de/ n

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Composites

3D-Ablage von thermoplastischen UD-Tape-Halbzeugen

Gestaltungsfreiheit im Leichtbau Eine lastpfadgerechte und materialeffiziente Faserverstärkung von Bauteilen wird durch den Einsatz von UD-Tapes möglich. Werden diese bei der Herstellung dreidimensional abgelegt, bieten sich viele Gestaltungsfreiheiten insbesondere für Leichtbaukomponenten, die in geringer Stückzahl gefertigt werden.

Leichtbau ist längst nicht nur für die Auto­ mobilproduktion oder Luftfahrt ein Mega­ trend. Auch in vielen anderen Anwen­ dungsfeldern sind Bauteile gefragt, die geringes Gewicht mit hoher Belastbarkeit vereinen. Hier bieten Thermoplast-Sys­ teme auf Basis von unidirektional endlos­ faserverstärkten Tapelagen (UD-Tapes) sehr reizvolle Möglichkeiten. In diesen Tapes werden die Verstärkungsfasern wäh­ rend der Herstellung direkt so platziert, dass sie zum Lastverlauf im späteren Ein­ satzfall passen. So lassen sich Stellen des Bauteils, die besonders stabil sein müs­ sen, gezielt stärken. Für Leichtbaukomponenten, die in gerin­ gen Stückzahlen gefertigt werden, bietet sich dabei das 3D-Tape-Legen an. Hier lassen sich sehr individuelle Design-Lösun­ gen mit geringem Materialverbrauch kom­ binieren. Ein Beispiel sind Orthesen aus der Medizintechnik: Diese können mit 3DTape-Legen spezifisch auf Patienten ange­ passt werden, gleichzeitig sehr leicht und dabei hoch belastbar sein. «Damit dies gelingt, muss allerdings das genaue Able­ gen auf komplexen und 3D-geformten Geometrien möglich sein. Denn das Able­ gen bestimmt die Position der Tapes und die Orientierung der darin enthaltenen Verstärkungsfasern in Bezug auf das Bau­ teil. Nur die korrekte Ablage stellt also ­sicher, dass tatsächlich die gewünschte Faserorientierung und damit die ange­ strebte Belastbarkeit im späteren Bauteil erreicht wird», sagt Moritz Vyhnal, Verant­ wortlicher für das Thema «ThermoplastTapelegen» am Fraunhofer IMWS.

Automatisierte Ablage Gemeinsam mit dem Fraunhofer IMWS wurde von der Automation Steeg & Hoff­ meyer GmbH (ASH) ein Gerät entwickelt, das eine hohe Reproduzierbarkeit bei der 18

Die F³-Compositor-Anlage ermöglicht eine hohe Reproduzierbarkeit beim Tape-Legen. (Bild: Fraunhofer IMWS)

Produktion kleiner Stückzahlen sicherstellt und dabei die Vorteile des 3D-Tape-­ Legens bewahrt. Der F3-Compositor er­ möglicht die automatisierte und multiaxi­ ale Ablage sowie das gleichzeitige in-situ Fügen von thermoplastischen UD-TapeHalbzeugen. Der eingesetzte Sechs-AchsRoboter und Lege-Kopf mit integrierter Wärmequelle auf Basis einer ökologisch optimierten Wasserstoff-Sauerstoff-Heiz­ quelle ermöglicht die lastpfadgerechte und materialeffiziente Faserverstärkung von Bauteilen durch das linienförmige oder flä­ chige Ablegen von Tape-Einzelbahnen oder -Patches mit Legegeschwindigkeiten von bis zu 1 m/s. «Die konstante Lege-Geschwindigkeit im komplexen 3D-Raum ist von entscheiden­ der Bedeutung für die Qualität der Ergeb­ nisse. Dafür bieten wir nun eine Lösung, die zudem sehr materialeffizient ist und mit geringem Aufwand für verschiedene Tape-Breiten angepasst werden kann. Durch den materialeffizienten Ansatz ist auch der Einsatz von kostenintensiven

­ aterialien wie Kohlefaser-Verstärkungen M wirtschaftlich möglich», sagt Vyhnal.

Speziell entwickelte Software Aktuell ist mit dem F3-Compositor im Technikum des Fraunhofer-Pilotanlagen­ zentrums für Polymersynthese und -verar­ beitung PAZ in Schkopau, einer Gemein­ schaftsanlage des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP und des Fraunhofer IMWS, die Verarbeitung von Tape-Breiten von 3 mm bis 12 mm möglich. Eine speziell für diese Anwen­ dung entwickelte Software der Firma SWMS Systemtechnik ermöglicht die be­ nutzerfreundliche Programmierung sowie Prozess-Simulation der Anlage mittels CAD-Daten für Materialverbrauch, Kollisi­ onsprüfung, Zykluszeit-Ermittlung und wei­ tere Parameter.

Kontakt www.imws.fraunhofer.de

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Forschung/Entwicklung

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Optimierte Methodik bei der Skientwicklung

Am Schluss zählt der subjektive Fahreindruck Die Entwicklung von Alpinski ist typischerweise ein aufwändiger und von vielen iterativen Entwicklungsschritten bestimmter Prozess. Die hohe Anzahl benötigter Prototypen führt zu hohen Entwicklungskosten und verhindert die Realisierung disruptiver Ansätze. Obwohl objektiv viele Materialparameter bekannt sind, zählt am Schluss hauptsächlich der subjektive Fahreindruck. Mit neuen, ganzheitlichen Entwicklungsansätzen geht zai mit dem IWK den nächsten Schritt, um die Entwicklung von Ski im High-End Bereich effizienter und präziser zu gestalten.

Dominik Stapf ¹ Gion A. Barandun ² Benedikt Germanier ³ In der KunststoffXtra 5–6/2022 wurde be­ reits über die Zusammenarbeit der beiden Partner berichtet – dabei ging es haupt­ sächlich um den Einsatz neuer Materialien und den Aufbau eines spezifischen Prüf­ standes für die Messung der für das Fahr­ gefühl sehr wichtigen Schwingungseigen­ schaften. Die Entwicklung hört dort aber nicht auf: Längerfristig muss das Design von neuen Ski effizienter werden, um die Korrelation von Materialparametern und dem für die Kunden daraus resultierenden Fahrgefühl zu erlauben. Ein geeignetes Mittel dafür ist der Einsatz von Simula­ tionsansätzen bereits früh in der Konzep­ tionierung. Während die Simulation des mechanischen Verhaltens bei vielen Indus­ trieprodukten heutzutage Standard ist, ge­ staltet sich die virtuelle Entwicklung bei Sportgeräten allgemein und bei Ski oder Snowboards im Speziellen schwieriger. ­Einerseits spielt die subjektive Wahrneh­ mung eine wichtige Rolle – diese kann mit der (objektiven) Simulation kaum abge­ deckt werden. Andererseits ist das Zusam­ menspiel zwischen Schnee, Ski und dem Skifahrer sehr komplex.

Bild 1: Prüfstand für Steifigkeit und Dämpfungsverhalten (Bilder: IWK)

von Versuch zu Versuch. Für die Skient­ wicklung bedeutet dies, dass beispiels­ weise nur die Form der Ski variiert und dann die Einflüsse auf das Verhalten beur­ teilt werden. Dies geschieht sowohl virtuell (über Finite Elemente Modellierung und Aussagen zu auftretenden Kräften und Defor­mationen) wie auch über Messun­

gen und Fahrversuche. Doch wie gut kor­ relieren diese verschiedenen Beurteilun­ gen miteinander? Als erstes muss ein zuverlässiges und kor­ rektes Simulationsmodell erstellt werden. Gerade bei einem Ski, dessen Aufbau mit verschiedenen Schichten aus sehr unter­ schiedlichen Materialien extrem komplex ist, stellt dies keine einfache Aufgabe dar. Die Haupteinflussfaktoren für die Skifah­ renden sind: – Steifigkeit des Skis – diese beeinflusst die Krafteinleitung, erzielbare Geschwin­ digkeiten sowie die Kurvenfahrt. – Dämpfung/Schwingungsverhalten des Skis – davon hängen der Fahrkomfort, die Sicherheit und die Laufruhe ab. Dank des am IWK vorhandenen Prüf­ standes (Bild 1) können diese beiden Grössen objektiv und sehr effizient ge­ messen werden – die Resultate eignen sich zum direkten Vergleich mit ent­ sprechenden FE-Analysen. – Kontakt zwischen Ski und Schnee – Auftrieb bzw. Kräfte, welche auf den Skifahrer wirken.

Gefühl und Messung ­abstimmen Ein bewährter Ansatz, um die Komplexität niedrig zu halten und gleichzeitig relevante Aussagen zu erhalten, ist die Variation nur eines (oder zumindest weniger) Parameter Dipl. Ing. (FH) Dominik Stapf, IWK Prof. Dr. Gion A. Barandun, IWK 3 Benedikt Germanier, zai 1 2

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Bild 2: Vergleich der Steifigkeit sowie der individuell bewerteten Leistungsparameter für unterschiedliche Skimodelle von zai

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In die Modellierung muss auch die Korre­ lation zwischen den gemessenen oder ­simulierten Werten und der «gefühlten» Bewertung der Ski durch verschiedene Testpersonen einfliessen (Bild 2), was natür­lich durch die immer etwas unter­ schiedlichen, individuellen Eindrücke und Vorlieben erschwert wird. Gelingt die sinnvolle Kombination der bei­ de Elemente, das heisst die Verifizierung der Simulation und die «Subjektivierung» der rechnerischen Resultate zusammen, ermöglicht diese eine neue Stufe der Digi­ talisierung bei der Skientwicklung im Sinne eines «digitalen Zwillings».

Kombination der Simulationsmodelle Um einen ganzheitlichen Ansatz zu verfol­ gen, müssen verschiedene Arten von Simu­lationen miteinander kombiniert wer­ den, gemäss der oben erwähnten Einfluss­ faktoren. Damit kann der Einfluss des sich ändernden Parameters (eben zum Beispiel der Skiform) auf diese Faktoren rein virtuell

Forschung/Entwicklung

Bild 3: Erwartete Simulationsoutputs zur Bewertung unterschiedlicher Designkonzepte

beurteilt werden. Daraus lässt sich ein De­ sign gezielt optimieren, ohne dabei über­ haupt einen Ski gebaut zu haben (Bild 3). Der Weg dorthin lässt sich nur über fun­ dierte Validierung der Rechenmodelle und sinnvolle Iterationsschritte bei Veränderung von Material und Geometrie erreichen. Ne­ ben dem eigentlichen Abgleich von ­Simulation und Experiment ist es auch schwierig, überhaupt an Messdaten zu kommen. Um beispielsweise den Zusam­

Bild 4: Vergleich der Resultate von Simulation und Experiment für die Kraft bei verschiedenen Winkeln und Eindringtiefen

menhang zwischen Eindringtiefe sowie Winkel im Schnee und Kraft auf dem Ski zu ermitteln, existieren weder standardisierte Verfahren noch einfach verfügbares Mes­ sequipment. Deshalb musste hier auch auf klassische Literaturwerte wie zum Beispiel eine ausführliche Dissertation an der ETH, aus dem Jahr 2005, zurückgegriffen und die Simulation damit abgeglichen werden. Das abgeleitete Simulationsmodell erlaubt eine zuverlässige Voraussage der Kraft (Auftrieb), welche der Skifahrer im Fahrbe­ trieb erleben kann (Bild 4). Eine rein virtuelle Entwicklung wird aber auch mit weiter optimierten Simulations­ modellen und Erfahrungsaufbau kaum möglich sein – zu gross ist der Einfluss des persönlichen Empfindens und zu komplex das Zusammenspiel von Schnee, Ski und Fahrer. Dennoch hilft der verfolgte Ansatz schon heute, die Skientwicklung zu be­ schleunigen und aufwändige PrototypingPhasen zu reduzieren. Kontakt OST Ostschweizer Fachhochschule IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung Eichwiesstrasse 18b CH-8645 Rapperswil-Jona +41 58 257 47 79 iwk@ost.ch www.ost.ch n

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Forschung/Entwicklung

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Herkömmliches Sieb: Fasern blocken die Poren. (Bild: Fraunhofer Umsicht)

Neuartiger Filter entfernt Kunststofffasern aus Waschwasser

Mikroplastik in der Waschmaschine Um zu verhindern, dass Mikroplastik aus Waschmaschinen in die Umwelt gelangt, haben Forschende des Fraunhofer UMSICHT den Zentrifugalfilter fibrEX entwickelt. Der flexibel integrierbare und wartungsfreie Filter trennt aus Waschwasser mikroskopisch kleine Kunstfasern ab. Nach intensiven Tests geht das Projekt nun in die finale Phase. Aktuell werden potenzielle Partner für die letzten Schritte bis zur Markteinführung gesucht.

Textilien aus Kunstfasern wie Polyester und Elasthan halten Regen ab, sind strapa­ zierfähig und dabei trotzdem elastisch. Kein Wunder, dass ihr Anteil in hiesigen Kleiderschränken mittlerweile bei über 60 Prozent liegt. Aber auch diese Kleidung muss gewaschen werden – und im Fall von Sportbekleidung sogar sehr oft. Wäh­ rend des Waschvorgangs werden Frag­ mente der Kunstfasern abgerieben, die höchstens ein Fünftel so dick sind wie ein menschliches Haar. Aufgrund von Grösse und Material zählen sie zu Mikroplastik, jenen mikroskopisch kleinen Kunststoff­ partikeln, die – einmal in die Umwelt ge­ langt – nur schwer abbaubar sind.

Mikrofaserfilter werden Pflicht «Zwischen 20 und 35 Prozent des welt­ weit verbreiteten Mikroplastiks sind syn­ thetische Mikrofasern aus Textilien. Syn­ thetische Textilien sind demnach eine der 22

fibrEX: Zentrifugalfilter nutzt den Dichteunterschied von Kunstfasern und Wasser. (Bild: Fraunhofer Umsicht)

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grössten Mikroplastik-Quellen und stehen im Fokus von Politik und Gesellschaft», sagt Dr.-Ing. Ilka Gehrke, Leiterin der Abtei­ lung Umwelt und Ressourcennutzung am Fraunhofer Umsicht. Auf europäischer Ebe­ ne laufen bereits Prozesse zur Vorberei­ tung von Richtlinien gegen die Freisetzung von synthetischen Mikrofasern. «In Frank­ reich etwa dürfen ab 2025 keine Wasch­ maschinen ohne Mikrofaserfilter mehr in Verkehr gebracht werden.» Trotz des dringenden Handlungsbedarfs sind bisher kaum Waschmaschinen mit entsprechenden Filtern auf dem kommer­ ziellen Markt erhältlich. Und solche, die es zu kaufen gibt, halten zwar die Mikrofasern zurück, verlieren aber schnell an Leistung. Das bestätigt auch Ilka Gehrke: «Aufgrund unserer jahrelangen Erfahrungen auf dem Gebiet wissen wir, dass es eine grosse He­

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rausforderung ist, herkömmliche Filtersys­ teme, die nach Partikelgrösse trennen, für die Mikrofaserfiltration in Waschmaschinen anzupassen.» Die Kleinstfasern werden naturgemäss am Filtermaterial zurückge­ halten, bilden eine Deckschicht und füh­ ren unausweichlich zur Verblockung des Filters. Im schlimmsten Fall kann kein Waschwasser mehr abfliessen, sodass der Waschprozess zum Stillstand kommt. Auf der Suche nach einer Lösung für die­ ses Problem haben Forschende des Fraun­ hofer Umsicht den kürzlich patentierten Zentrifugalfilter fibrEX entwickelt. Anders als ein Siebsystem, nutzt er die Dichte­ unterschiede von Kunstfasern und Wasser und trennt beim Schleudern die beiden Komponenten voneinander. Der Zentrifu­ galfilter kann sowohl in die Waschmaschi­ ne eingebaut als auch als externes Gerät

betrieben werden. Ein weiterer Vorteil: Zum Betrieb wird keine weitere nennens­ werte Energie benötigt.

Potenzielle Partner gesucht Nach einer einjährigen Testphase im Waschlabor und technischen Optimierun­ gen hält fibrEX nun dauerhaft und war­ tungsfrei mindestens 80 Prozent der syn­ thetischen Mikrofasern aus dem Waschwasser zurück. «Wir freuen uns jetzt darauf, fibrEX in Waschmaschinen zu inte­ grieren», so Ilka Gehrke. Zusammen mit ihrem Team lädt sie Waschmaschinen­ hersteller ein, fibrEX gemeinsam zur Marktreife zu bringen.

Kontakt www.umsicht.fraunhofer.de

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Forschung/Entwicklung

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Jan Blömer über die Filterung von Mikroplastik aus Waschwasser

«Waschwasser wird zu 80 Prozent plastikfrei» Mikroplastik ist in der Umwelt nur schwer abbaubar. Deswegen müssen effektive Lösungen gefunden werden, um die mikroskopisch kleinen Kunststoffpartikel bereits dort zu beseitigen, wo sie entstehen. Zum Beispiel aus dem Waschwasser. Durch das Wäschewaschen lösen sich nämlich Kunstfasern aus der Kleidung. Mit dem Zentrifugalfilter fibrEX ist es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Fraunhofer Umsicht gelungen, diese Fasern vom Wasser zu trennen. Jan Blömer war massgeblich an der Entwicklung beteiligt.

Für wie viel Mikroplastik ist Kleidung verantwortlich? Und was bringt das für Probleme mit sich? Kleidung unterscheidet sich sehr in der stofflichen Zusammensetzung, weshalb es schwierig ist, das zu quantifizieren. Ich möchte aber ein Beispiel nennen: Polyester ist einer der beliebtesten synthetischen Bekleidungsstoffe. Er ist sehr resistent gegenüber Wasser und Schmutz und wird daher bei Bade-, Outdoor- und Sportkleidung besonders gerne verarbeitet. Jedes Mal, wenn Kleidung mit synthetischem Anteil gewaschen wird, gelangen erhebliche Mengen an synthetischen Fasern in die Waschmaschine bzw. ins Waschwasser. Der Grund dafür: Die mikroskopisch kleinen Fasern reiben sich beim Reinigungsprozess ab oder Bruchstücke lösen sich aus den Geweben. Was sich quantifizieren lässt, ist, dass 20 bis 35 Prozent des weltweiten Mikroplastiks aus synthetischen Fasern bestehen. Gelangen diese ins Abwasser, gibt es zwar theoretisch die Kläranlagen im Anschluss. Hier werden aber nur ungefähr zwei Drittel der Fasern herausgefiltert und im Klärschlamm verbrannt. Das übrige Drittel findet sich in der Umwelt wieder, zum Beispiel über die Düngung von Feldern. Ein kleiner Teil der Fasern entgeht dem System Kläranlage ausserdem und wird mit dem Klarwasser ausgetragen. Frankreich hat deswegen für 2025 ein Gesetz erlassen, mit dem nur noch Waschmaschinen mit Mikrofaserfilter für den Markt zugelassen werden dürfen. Man geht davon aus, dass die anderen EU-Länder bald nachziehen. Aktuell gibt es jedoch noch keine gut funktionierenden Filter. 24

Dr.-Ing. Jan Blömer, Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation. (Bild: Fraunhofer Umsicht)

Wie sieht denn der Markt aus? Auf dem Markt befindet sich derzeit nur eine einzige Waschmaschine mit Filter – den wir getestet haben. Die Mikrofasern werden dabei mit einem Sieb aufgefangen. Beim Waschen von Mischgewebe verstopft dieses allerdings genauso wie alle anderen Filter auf Basis von Sieben, die wir selbst entwickelt und getestet haben. Ein Grund sind z. B. Baumwollfasern, die sehr fein sind und eine klebrige Konsistenz haben. Sie verfangen sich in den Mikrofasern, blocken die Poren und somit das Sieb vollständig – oft schon während einer Wäsche. Das Sieb wird unbrauchbar. Dadurch sind wir auf die Idee gekommen, eine Alternative zu entwickeln. Unser Filter nutzt anstelle von Poren eine Zentrifuge.

Sie haben am Fraunhofer UMSICHT das neue Filterkonzept namens fibrEX entwickelt. Wie sind Sie dabei vorgegangen? Wir haben zunächst eine Versuchs-Zentrifuge mit einem Durchmesser von 20 cm entworfen. Das schmutzige Wasser gelangt darin in die Mitte und wird durch Schleudern zum äusseren Rand beschleunigt. Aufgrund des Dichteunterschiedes kann das klare Wasser ablaufen, während das Mikroplastik auf dem Boden der Zentrifuge zurückbleibt. Die Ergebnisse der ersten Versuchsreihen sind in den Bau einer weiteren, optimierten Zentrifuge eingeflossen. Eine Zentrifuge zu verwenden, ist auf den ersten Blick nicht revolutionär. Von Grund 1–2/2024


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auf neu ist hingegen unser Konzept, das wir uns haben patentieren lassen. Man kann die Zentrifuge zum einen in die Waschmaschine integrieren – z. B. an der Rückwand der Wäschetrommel angebracht – oder als Nachrüstlösung betreiben. Die Maschine wäscht die Wäsche in der Trommel und pumpt das Wasser in den Tank. Während des anschliessenden Schleudervorgangs kommt der fibrEX-Filter zum Einsatz, um das Wasser zu reinigen. Nach der Wäsche muss die Zentrifuge nur noch herausgenommen, gereinigt und wieder eingesetzt werden. Wie effektiv ist fibrEX? Bei hohen Drehzahlen von über 800 Umdrehungen pro Minute wird das Waschwasser mit der ersten Versuchs-Zentrifuge zu 80 Prozent frei von Plastik. Wir wollten aber noch besser werden, insbesondere im niedrigen Drehzahlbereich. Denn empfindliche Kleidung wird häufig nur mit 400 Umdrehungen pro Minute geschleudert. Und da gelingt die Abtrennung nur mit einer sehr langsamen Wasserzufuhr. Mit der zweiten Zentrifuge haben wir gros­ se Fortschritte gemacht. Sie ist insgesamt etwas grösser, wodurch das Wasser mehr Zeit zum Ablaufen hat. Auch haben wir mithilfe eines speziellen Einsatzes die Ein-

strömung beruhigen können. Das verbessert die Filterung im Ergebnis nochmals, sodass wir jetzt auch bei niedrigen Umdrehungen eine Effizienz von 80 Prozent erreichen. Was geschieht mit den übrigen 20 Prozent? Die gehen noch ins Abwasser. Dies war unser erstes Entwicklungsziel. Durch weitere Optimierung sind später vermutlich noch höhere Abscheideraten erreichbar. Aktuelle Waschmaschinenfilter haben häufig einen Bypass: Wenn der Filter verstopft ist, fliesst das Wasser am Filter vorbei, da die Waschmaschine ansonsten eine Störung aktivieren würde. Was sind die nächsten Schritte? Unser Konzept funktioniert aktuell bei 400 Umdrehungen nur für eine Flussrate von maximal 1 Liter pro Minute (800 U/ min 4 L/min, 1200 U/min 6 L/min). Üblicherweise pumpen Waschmaschinen mit einem deutlich höheren Volumen. Deswegen liegt unser Fokus jetzt auf der passenden Flussrate-Drehzahl-Kombination. Hierzu haben wir mehrere kreuzförmige Einsätze mit einer unterschiedlichen Anzahl an Flügeln konzipiert und testen diese. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass

der Einsatz die Effizienz des Filters mit steigender Flügelanzahl erhöht. Mit einer noch ruhigeren Strömung sollten dann auch die nächsten Tests bei niedrigen Umdrehungen und höheren Flussraten optimal verlaufen. Ist fibrEX potenziell für jeden Waschmaschinenhersteller geeignet? Und wann können wir mit einer Markteinführung rechnen? Theoretisch ja. Wir suchen derzeit aber explizit nach einem Hersteller, der mit uns in die finale Phase des Projekts gehen möchte. Der Verzicht auf Siebe und die Verwendung von Zentrifugen macht fibrEX zu einer robusten Lösung zur Abscheidung von Mikroplastik mit hohem Alleinstellungsmerkmal. Die finale Phase dürfte ungefähr 6 Monate dauern. Wann der Filter auf dem Markt erhältlich sein wird, hängt dann vom potenziellen Partner ab. Gerade aufgrund der Vorgaben in Frankreich und der zu erwartenden Einführung auch in anderen EU-Ländern ist davon auszugehen, dass wir in Deutschland aufs Gaspedal treten müssen.

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Werkzeug-/Formenbau

Spritzgiessen: Hochpräzise, langlebig und kosteneffizient

Vorteile durch neue Formzentrierung Beim Schliessen der Spritzgiessform kommen traditionell gleich zwei unterschiedliche Zentriersysteme zum Einsatz: An den Ecken der Form sorgen vier Führungssäulen zu Beginn der Schliessbewegung für eine eher grobe Vorzentrierung, während erst auf dem letzten Teilstück zusätzlich vier Flachzentrierungen an den Formseiten die Feinzentrierung übernehmen. Sind wirklich zwei Systeme erforderlich, die zudem nicht optimal harmonieren? Ein Gespräch mit dem Leiter der Werkzeuginstandhaltung des Steckverbinder-Herstellers Stocko Contact über seine Erfahrungen mit der einstufigen und zugleich hochpräzisen Agathon-Systemführung Plus.

Klaus Vollrath ¹ «Wir sind Hersteller von Steckverbinder­ systemen für Industriebranchen wie die Hausgeräte- und Heizungstechnik oder die Automobilindustrie», sagt Oliver Müller, Lei­ ter Werkzeug-Service der Stocko Contact GmbH & Co. KG in Hellenthal (Deutsch­ land). Bei diesen Verbindern kommen un­ terschiedliche Technologien wie Schneid­ klemm-, Crimp- oder Lötanschlüsse zum Einsatz. Dabei setze Stocko auf solide Lö­ sungen, hohe Qualität und vielfältige Ein­ satzmöglichkeiten. Angesichts von Markt­ begleitern, die teils vielfach grösser sind, setze das Unternehmen vor allem auf In­ novationsfähigkeit, Flexibilität und Entwick­ lungspartnerschaft bei der Findung von Lösungen für neue Herausforderungen am Markt. Zunehmende Funktionsdichte und Miniaturisierung führten dazu, dass beste­ hende Artikel für spezielle Anwendungen nach und nach seltener eingesetzt werden. Stattdessen verlangten die Kunden zuneh­ mend individuelle Anpassungen oder Neu­ entwicklungen. Hier setze Stocko auf das Know-how, den Weitblick und den Pragma­ tismus seiner Entwickler bei der Findung von Lösungen, die sowohl technisch dar­ stellbar als auch wirtschaftlich sinnvoll sind.

Erhöhte Anforderungen an die Produktionswerkzeuge «Diese höheren Anforderungen an die Pro­ dukte lassen sich nur mithilfe entspre­ chend leistungsfähiger Werkzeuge erfül­ len», ergänzt O. Müller. Dies gilt sowohl für Klaus Vollrath, Redaktionsbüro in Aarwangen, www.b2dcomm.ch

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Im Spritzguss in Hellenthal produzieren 80 Maschinen täglich 2,7 Mio. Gehäuse für Steckverbinder mit Gewichten zwischen 0,1 und 16 Gramm. (Bilder: Klaus Vollrath)

die in der Stanzteileproduktion eingesetz­ ten Folgeverbundwerkzeuge als auch für die Spritzgiessformen. Während die Folge­ verbundwerkzeuge überwiegend extern bezogen werden, erfolgt die Herstellung der Spritzgiessformen im eigenen Unter­ nehmen. Sie sind äusserst aufwendig und bestehen aus hunderten oder gar tausen­ den Einzelteilen. Viele davon sind sehr fili­ gran. Um die einwandfreie Funktion der mit diesen Formen hergestellten Steckver­ binder und Kontakte sicherzustellen, müs­ sen sie mit höchster Präzision gefertigt werden. Bei ihrer Produktion wird deshalb der bestmögliche Stand der Technik einge­ setzt. Dies gilt auch für die Normalien, die für wesentliche Funktionen der Form wie den hochpräzisen Ablauf der Schliessbe­

wegung sorgen. Jede noch so kleine Ab­ weichung beim Zentrieren kann zu Versatz oder Graten an den Bauteilen und damit zu Ausschuss führen. Dabei spielt auch das Langzeitverhalten der Zentrier- und Führungselemente eine wesentliche Rolle, denn die Formen müssen teils etliche Mil­ lionen Produktionszyklen absolvieren. Auf­ wand und Kosten für Wartung und In­ standhaltung sind daher ein wesentlicher Faktor. Dies gilt gleichermassen auch für die Folgeverbundwerkzeuge.

Agathon Systemführung Plus statt Flachführungen «Im Spritzgiess-Formenbau wird die Füh­ rung und Zentrierung der Formhälften beim Schliessen traditionell mithilfe von 1–2/2024


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Unsere Produkte  Universal Temperiergeräte bis 150 °C

Erfolg verbindet: Matthias Rüter von Agathon (links) und Oliver Müller von Stocko Contact mit einer Agathon-Systemführung Plus.

zwei unterschiedlichen Systemen bewerk­ stelligt: Führungssäulen und Flachfüh­ rungen», weiss Matthias Rüter, Area Sales Manager des Schweizer PräzisionsteileHerstellers Agathon in Bellach (Schweiz). Die Führungssäulen an den Ecken sorgen dabei für die Grobausrichtung zu Beginn der Schliessbewegung, während vier Flachführungen in der Mitte der seitlichen Formbegrenzung die Feinausrichtung auf den letzten Millimetern des Schliesswegs übernehmen. Die recht kurze Wirkstrecke der Flachführungen kann bei Formen mit engen Abständen bei zugleich stark ge­ neigten Konturpartien zum unerwünsch­ ten Tuschieren und damit zu nachteiligen Folgen am Produkt führen. Ebenfalls nach­

Eine Flachzentrierung mit dem typischen «Overkill» an Schmierstoff, der aufgrund der enormen Flächenpressung im Einsatz dennoch nicht wirklich hilft.

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teilig ist der aufgrund der hohen Flächen­ pressung an den Flachführungen auftre­ tende Verschleiss, wodurch es auch zum «Fressen» der Gleitflächen kommen kann. Bei langlaufenden Formen müssen die Flachführungen deshalb unter Umständen sogar mehrfach ersetzt werden. Als Alternative entwickelte Agathon des­ halb die Systemführung Plus. Diese be­ steht aus präzisionsgeschliffenen Füh­ rungssäulen mit Toleranz h3 an den vier Ecken der Form, die in Rollenkäfige mit hochpräzise gefertigten Rollen an der ge­ genüberliegenden Formhälfte eintauchen. Führungssäulen, Käfige und Rollen sind so genau gefertigt, dass die Führung bereits bei Erreichen der ersten Rollenreihe spiel­ frei arbeitet. Dank ihres Linienkontakts mit der Führungssäule haben die Rollenwälz­ körper mehr als die 6fache Tragkraft und Steifigkeit im Vergleich zu einer KugelSäulenführung. Die Formhälften werden somit über nahezu die gesamte Länge des Schliesswegs mit höchster Genauigkeit ge­ führt. Ein weiterer Vorteil ist der geringere Platzbedarf dieser «Zwei in Eins»-Lösung im Vergleich zum traditionellen Ansatz. Das dadurch ermöglichte Weglassen der Flachzentrierung erlaubt wahlweise die Unterbringung zusätzlicher Kavitäten auf der gleichen Fläche oder die Verwendung einer kompakteren Form und damit einer

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Werkzeug-/Formenbau

Die Agathon Systemführung Plus ersetzt die herkömmliche Kombination aus Führungssäulen und Flachführungen.

kleineren Maschine bei gleicher Produkti­ onskapazität.

Hervorragende Haltbarkeit «Wir haben uns im Jahr 2021 erstmals da­ für entschieden, die Agathon-Systemfüh­ rung Plus bei einer Form für Herdan­ schlussverbindungen einzusetzen, mit der wir Probleme hatten», berichtet O. Müller. Da bereits eine langjährige Partnerschaft mit Agathon im Bereich der hochpräzisen Führungssysteme für Folgeverbundwerk­ zeuge bestand, lag es nahe, sich auch bei diesem Spritzgiesswerkzeug mit der Neu­ entwicklung von Agathon näher zu befas­ sen. Bei dieser Form mussten früher die Flachführungen aufgrund von erhöhtem Verschleiss nach jeweils etwa 625 000 Spritzzyklen ersetzt werden. Zurückzu­ führen war dies auch auf die mit 140 °C besonders hohe Werkzeugtemperatur. Der

Austausch der bisherigen Flachführungen sowie der bisherigen Führungssäulen ge­ gen vier Agathon Systemführungen Plus erfolgte nach 2,5 Mio. Zyklen. Mit dem neuen System hat die Form seither wei­ tere 1,5 Mio. Spritzzyklen absolviert, ohne dass irgendwelche Beanstandungen im Bereich der Führungen aufgetreten wären. Leider werde das mit dieser Form produ­ zierte Steckverbindermodell in absehbarer Zukunft auslaufen. Deshalb werde man in diesem Fall wohl keine Chance bekom­ men, an die tatsächliche Haltbarkeitsgren­ ze der Agathon-Führung heranzukommen. Aufgrund der bisher gemachten Erfahrun­ gen könne er sich jedoch vorstellen, dass die maximal erreichbare Zykluszahl im zweistelligen Millionenbereich liegen kön­ ne. Da die Agathon-Führung kaum mehr koste als die ursprüngliche Ausstattung, habe sich die Investition allein schon ­wegen der beiden bisher eingesparten Gleitführungs-Sätze mehr als bezahlt ge­ macht. Hinzu kämen als Boni auch noch die höheren Verfügbarkeiten der Form und der Spritzgiessmaschine, da die AgathonSystemführung Plus im Unterschied zu den Gleitführungen nicht mehr täglich, sondern vielleicht nur einmal pro Woche geschmiert werden müssen. Zusätzlich zur höheren Verfügbarkeit erspart dies auch die N.i.O.-Teile aus den meist 5–15 An­ fahrzyklen, die nach solchen Stillständen erforderlich sind.

Führungssäule und Rollenkäfig der Systemführung Plus im Einbauzustand

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Aufgrund dieser guten Erfahrungen seien inzwischen rund 15 Sätze dieser Formfüh­ rung in andere Formen eingebaut worden. Auch bei diesen Umrüstungen habe es positive Erfahrungen gegeben. Die Zentrie­ rungen erwiesen sich als einfach zu hand­ haben, wartungsarm und langlebig. Bei weniger lange laufenden Formen gehe er davon aus, dass sich bei Ausmusterung der Form die ausgebauten Systemführun­ gen Plus problemlos in weiteren Formen wiederverwenden liessen. Im Bereich Formwartung hätten die Mitarbeiter positiv angemerkt, dass die leichtgängige Tren­ nung der Formhälften die Arbeit deutlich erleichtere und Schonhammer sowie Mon­ tierhebel deutlich weniger zum Einsatz gebracht werden müssten. Auch sei die Minimalmengenschmierung einfach vorzu­ nehmen.

Gute Noten für den Service «Eine gute Beurteilung kann ich der Firma Agathon auch im Bereich Betreuung und Hilfestellung geben», fasst O. Müller seine Erfahrungen zusammen. Bei Fragen oder Problemen habe es stets prompte Unter­ stützung gegeben, sei es telefonisch, per Teams-Sitzung oder durch einen kurzfristi­ gen vor-Ort-Besuch des Aussendienstes. Im Vergleich mit den Erfahrungen, die er mit anderen Lieferanten gemacht habe, sei dies weit vorne angesiedelt. Nicht nur aus technischen, sondern auch aus wirt­ schaftlichen Gesichtspunkten sei es über­ legenswert, beim Bau neuer Spritzgiess­ werkzeuge die Systemführung Plus als Standard vorzusehen. Die Überwachung der Herstellung und Wartung der Werk­ zeuge im Formenbau selbst und die Ver­ knüpfung ihrer Betriebsdaten mit den ­Daten aus der Produktion erfolge in einem sehr hohen Umfang, wobei riesige Daten­ mengen anfielen. Das Ergebnis sei ein sehr hoher Grad an Beherrschung der lau­ fenden Produktionsprozesse. «Aufgrund meiner Erfahrungen in der Branche kann ich bestätigen, dass das Niveau bei der Betriebsdatenerfassung auf Werkzeug­ ebene bei Stocko Contact vorbildlich ist», bestätigt M. Rüter.

Kontakt www.agathon.ch www.stocko-contact.com

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Logistik und Klimaschutz im Zusammenspiel

Fortschritte auf einem langen Weg Einen werthaltigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist für Logistikdienstleister zentrale Aufgabe und Herausforderung zugleich. Transport und Warehousing sind energieintensiv und hinterlassen derzeit noch einen deutlichen CO2-Fussabdruck, da beispielsweise emissionsfreie Lkw noch nicht in ausreichender Zahl verfügbar sind. Doch der technologische Wandel ist bereits in vollem Gange. Welche Potenziale gehoben werden können und wie die Logistik aktiv zum Klimaschutz beitragen kann, berichtet Selina Garro, Business Development Manager Switzerland Dachser Chem Logistics.

Die chemische Industrie ist für die technologische Souveränität Europas zentral. Fast alle Wirtschaftszweige hängen direkt oder indirekt von dieser Industrie und ihren Produkten, Prozessen und Verfahren ab, da sie am Anfang vieler Wertschöpfungsketten steht. Zukunftssicherung der chemischen Industrie ist also auch Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts. Damit die Branche gemäss Green Deal der EU bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen erreicht, müssen grosse Anstrengungen unternommen werden. Oben auf der Agenda stehen die Umstellung auf «grüne» Energieträger, der vermehrte Einsatz erneuerbarer Rohstoffe und eine bessere Kreislaufführung der Produkte. Entscheidend ist auch eine nachhaltige Gestaltung der vor- und nachgelagerten Prozesse, also auch der Logistik.

Wachstum klimafreundlich ­gestalten Die Zahl der Transporte auf Strasse, Schiene, zu Wasser und in der Luft wird zunehmen. Es gilt deshalb, Logistikdienstleistungen durch das Ausreizen der technischen Möglichkeiten weniger klimabelastend zu gestalten, um die Logistikbilanz der Kunden auch mit Blick auf deren eigene Nachhaltigkeitsziele zu optimieren. «Klimaneutrale» Logistik über Kompensationszertifikate ist keine langfristige Lösung. Es kommt vielmehr auf die tatsächliche Vermeidung und Reduzierung von Emissionen an – auch wenn dieser Weg aufwändiger ist. Wenn alle Potenziale zur technischen Reduktion von Emissionen ausgereizt sind, haben Projekte zur Kompensation von Treibhausgasemissionen eine Berechtigung. 1–2/2024

Zukunftssicherung der chemischen Industrie ist auch Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts. (Bild: Dachser)

Diese gilt es aber auf Basis anerkannter Qualitätsstandards und eigenem Assessment zu prüfen. Das eigene Engagement für mehr Nachhaltigkeit lohnt sich und schlägt sich in den Rankings auf Bewertungsplattformen wie dem Carbon Disclosure Project, CDP und EcoVadis nieder. Eine wichtige Rolle für die chemische Industrie spielen Standortbeurteilungen gemäss Safety & Quality Assessment for Sustainability (SQAS). Mit ihnen lässt sich nachweisen, dass die Arbeitsabläufe zum Schutz von Mitarbeitenden, Bevölkerung und Umwelt verbessert werden.

Vier Handlungsfelder Massgeblich für Fortschritte in der Nachhaltigkeit sind für Logistikdienstleister vier Handlungsfelder: Prozesseffizienz, Energieeffizienz, Forschung und Innovation sowie das soziale Engagement über das Unternehmen hinaus. Ein bedeutender Stellhebel zur Reduzierung von Emissionen ist die verbesserte Effizienz der Logistikprozesse, etwa durch Künstliche Intelligenz oder Internet-of-

Things-Anwendungen. Weitere Instrumente sind eine möglichst hohe Lkw-Auslastung, z. B. durch Einsatz von Megatrailern und Lang-Lkw, die Vermeidung von Leerkilometern sowie die Nutzung multimodaler Transporte im Kombiverkehr. Energieeffizienz und erneuerbare Energien sollen Vorrang haben. Bei Dachser werden weltweit alle Logistikanlagen zu 100 Prozent mit Grünstrom betrieben. Gleichzeitig forciert das Unternehmen PV-Anlagen auf eigenen Gebäuden. LED-Beleuchtung, batteriebetriebene Flurförderzeuge und geringer Energieverbrauch durch Wärmerückgewinnung sind ebenfalls wichtig. In Innenstadtgebieten stellt Dachser alle ungekühlten Sendungen per Elektro-Lkw sowie Lastenräder zu. Bis Ende 2025 wird dieses Konzept in 24 europäischen Städten umgesetzt. Bei «Forschung & Innovation» steht die Vorbereitung auf eine emissionsfreie Logistik im Fokus. An drei E-Mobility-Standorten in Deutschland werden gezielt emissionsfreie Fahrzeuge im Nah- und Fernverkehr sowie Ladeinfrastrukturen erprobt. Auch Digitalisierung und KI-unterstützte Prozessoptimierung spielen eine Rolle. Dazu wurde u. a. mit dem Fraunhofer-Institut IML das Dachser Enterprise Lab ins Leben gerufen, in dem sich alles um Innovationen dreht, die Warenflüsse und Prozesse digitaler, effizienter und nachhaltiger gestalten. Schliesslich spielen soziale Aktivitäten jenseits der Einflusssphären eine Rolle. Dachser arbeitet hier mit dem Kinderhilfswerk Terre des hommes zusammen und kümmert sich in Projekten um den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. www.dachser.ch 29


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Ihr Sparring Partner für Kunststoffe in der Medizinwelt

Passgenaue Lösungen Kunststoffe sind aus modernen medizinischen Anwendungen nicht mehr wegzudenken. Sie spielen nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Patientenversorgung, sondern auch bei der Entwicklung innovativer, medizinischer Geräte. Das Segment Medical ist jedoch äusserst komplex und mit vielen Anforderungen verknüpft. Die Kunststoffe müssen strenge Auflagen erfüllen. Als Distributeur stellt Biesterfeld Plastic seine Beratungsexpertise zur Verfügung und hilft seinen Partnern und Kunden dabei, individuelle und passgenaue Lösungen für ihre Anwendungen im Gesundheitsbereich zu finden.

Die Bandbreite an medizinischen Anwendungen, bei denen Polymere zum Einsatz kommen, ist schier endlos: Ihre besonderen Charakteristika machen beispielsweise Kunststoffe wie Polyethylen (PE) und Poly­propylen (PP) ideal für die Gesundheitsbranche. So können diese Kunststoffe in Einwegartikel wie Spritzen, Kanülen und Katheter genutzt werden, wo sie häufig für hohe Stabilität und geringe Kosten sorgen. Zudem finden sie in Infusionsbeuteln, Einweg-Handschuhen oder medizinischen Verpackungsmaterialien Verwendung, da sie lange haltbar sind und eine geringe Toxi­zität aufweisen. Verpackungen sind gerade in dem Segment Medical essen­ ziell, da sie dabei helfen, die Anwendungen vor Kontamination zu schützen. Auch Polybutylenterephthalat, kurz PBT, eignet

sich für medizinische Verpackungen. Seine Beständigkeit gegenüber Chemikalien und die guten mechanischen Eigenschaften machen ihn zudem zu einem geeigneten Bestandteil für die Herstellung von elek­ trischen Gehäusen und Vorrichtungen zur Medikamentenverabreichung. Die Beständigkeit gegenüber hohen Temperaturen und Chemikalien macht Polyphenylsulfon (PPSU) speziell bei der Herstellung von Autoklaven-Verpackungsmaterialien, Dentalinstrumenten und Sterilisierungsbehältern interessant für die Medizinwelt. Für die Herstellung von Gehäusen und Gehäuseteilen medizinischer Geräte, wie z. B. Blutdruckmessgeräte, kann Acrylnitril-Buta­ dien-Styrol (ABS) genutzt werden, da es robust ist und eine leichte Formbarkeit aufweist. Für die Herstellung von Geräten

wie Insulin-Pens und optische Linsen eignet sich aufgrund seiner Transparenz und Härte insbesondere der Kunststoff Polycarbonat (PC). Auch Polyethylenterephthalatglykol (PCTG) findet hier aufgrund seiner Transparenz Einsatz. Aus diesen Polymeren lassen sich ausserdem Trink­ flaschen, Einweg-Gesichtsschutzschilde und Teile von medizinischen Geräten fertigen, die sowohl lebensmittel- als auch trinkwassersicher sind. Thermoplastische Elastomere (TPE) sind besonders für den Einsatz von medizinischen Gerätegriffen, Dichtungen und flexible Verbindungen geeignet, da sie sowohl Eigenschaften von Kunststoff als auch von Gummi miteinander vereinen.

Wann ist ein Kunststoff im ­Segment Medical einsetzbar? In der Medizin werden täglich Apparaturen und Gerätschaften genutzt, die einerseits den strengen hygienischen Auflagen entsprechen und andererseits einen Mehrwert für die Diagnose und Behandlung von Patienten bieten sollen. Damit diese Geräte einwandfrei funktionieren und ­allen Anforderungen gerecht werden, müssen exakt die richtigen Materialien ausgewählt werden. Aktuell gibt es noch keine vereinheitlichte Norm, die besagt, wann ein Polymer ein «Medical-Kunststoff» ist. Es gibt jedoch einige Merkmale, die bei der Entscheidung herangezogen werden können, ob ein Kunststoff für das Segment Medizin eingesetzt werden kann.

Auf der Suche nach dem richtigen Kunststoff für medizinische Anwendung hilft Biesterfeld Plastic, in diesem streng regulierten Bereich das richtige Polymer für die konkrete Anwendung zu finden. (Bild: istock)

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Regulatorische Anforderungen Der wichtigste dieser Aspekte sind die regu­latorischen Anforderungen, die an den 1–2/2024


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Neben den segmentspezifischen Anforderungen gewinnt auch im Bereich der medizinischen Anwendungen das Thema Nachhaltigkeit an immenser Bedeutung. (Bild: AdobeStock)

einzelnen Kunststoff gestellt werden. Kunststoffe, die vom Hersteller für das Segment Medical als geeignet eingestuft werden, durchlaufen in der Regel verschiedenste Tests. Hier finden die Prüfungen möglichst frühzeitig, bereits am Werkstoff, statt. Eine der Regularien, die unbedingt beachtet werden sollte, ist die ISO 10993. Sie wird durch die Internationale Organisation für Normung (ISO) reguliert und fasst eine Reihe von Normen für die biologische Beurteilung von Medizinprodukten zusammen. Hierzu zählen etwa die Genotoxi­ zität, Zytotoxizität,die Intrakutane Toxizität und viele weitere. Die Normen decken die biologische Beurteilung der Biokompatibilität von Werkstoffen mit dem menschlichen Körper ab. Es wird beispielsweise geprüft, ob CMR-Stoffe enthalten sind, die schädlich für das menschliche Immunsystem sind und ob das Granulat frei von der Chemikalie Bisphenol A ist, um mögliche Risiken von Beginn an auszuschliessen. Ein weiterer wichtiger Begriff ist in diesem Zusammenhang die REACH ROHS Konformitätserklärung, die den Umgang mit chemischen Stoffen reguliert und die Rückverfolgung im Herstellungsprozess zusichert. Seit Einführung der Verordnungen MDR 2017/745 und IVDR 2017/746 werden Kunststoffe mit samt Einsatzbereich unter die Lupe genommen. So bilden die Noti­ fication of Change, die Abkündigung von Produktionen, Rezepturkonstanz und Rückverfolgbarkeit seitens der Hersteller eine ebenso wichtige Basis in der Nutzung von Kunststoffen im medizinischen Rahmen. Neben den chemischen Eigenschaften des Kunststoffes spielt auch das Thema Sicherheiten eine wichtige Rolle, um als geeigneter Kunststoff für den Medizin1–2/2024

In der Medizin werden täglich Apparaturen und Gerätschaften ­g enutzt, die einerseits den strengen hygienischen Auflagen entsprechen und andererseits einen Mehrwert für die Diagnose und ­B ehandlung von Patienten bieten sollen. (Bild: AdobeStock)

bereich zu gelten. Besonders die Pandemie hat gezeigt, dass die Liefersicherheit ein wichtiges Thema ist, um die Versorgung von Patienten zu garantieren. Preislich sind «Medical-Kunststoffe» häufig teurer als Standardkunststoffe, dafür kauft man aber auch gewisse Sicherheiten mit ein, da sie sehr ausführlich geprüft werden.

Chemikalien in Kontakt kommen, ist es wichtig, dass die verwendeten Kunststoffe über Chemikalien- und Medienbeständigkeit verfügen. Je dichter die Polymerstruktur der Harze, desto besser ist die chemische Beständigkeit. Dies bedeutet, dass Kunststoffe mit einer hohen chemischen Beständigkeit besser geeignet sind für die Nutzung im Medizinbereich als andere.

Sterilisation

Anwendungsexpertise nutzen

Eine wichtige Vorüberlegung bei der Materialauswahl sollte sein, welches Sterilisa­ tionsverfahren für das spätere Produkt benötigt wird. So gibt es unter anderem das Verfahren der Heissdampfsterilisation, bei der heisse, trockene Luft genutzt wird, um Keime und Mikroorganismen abzu­ töten. Bei einer Temperatur von mindestens 180 ° Grad können beispielsweise Laboranwendungen ideal und mit geringem Aufwand sterilisiert werden. Eine der häufigsten Sterilisationsmethoden bei ­medizinischen Vorrichtungen ist das Verfahren mittels Ethylenoxid, auch ETO genannt. Hierbei werden die Geräte in einer abgedichteten Vakuumkammer Ethylenoxid ausgesetzt. Das Verfahren gilt als eine sichere Methode, jederzeit den gewünschten Sterilisationsgrad zu erreichen. Neben diesen beiden Verfahren wird auch die Gammastrahlensterilisation eingesetzt, um Keime und Bakterien mithilfe von hochenergetischer Gammastrahlung abzutöten. Abhängig von der Sterilisation kann im weiteren Prozess dann der entsprechende Kunststoff ausgewählt werden.

Auf der Suche nach dem richtigen Kunststoff für medizinische Anwendung helfen Distributeure wie Biesterfeld Plastic, in diesem streng regulierten Bereich das richtige Polymer für die konkrete Anwendung zu finden. Als Teil seiner Dienstleistungen ­begleitet das Unternehmen die Entwicklung neuer und die Optimierung bereits bestehender Anwendungen. Dabei eva­ luiert der Distributeur gemeinsam mit dem Kunden Kosten und Nutzen, berät hinsichtlich bestehender Regularien und spricht unabhängige Empfehlungen auch hinsichtlich Nachhaltigkeit aus. Neben den segmentspezifischen Anfor­ derungen gewinnt auch im Bereich der medizinischen Anwendungen das Thema Nachhaltigkeit an immenser Bedeutung. Auch hier steht der Distributeur seinen Kunden beratend zur Seite und verfügt zudem in seinem Portfolio über viele masse­bilanzierte ISCC PLUS zertifizierte Materialien, bei denen die gesamte Wertschöpfungskette der Materialien nachvollzogen werden kann.

Chemische Beständigkeit Da die meisten Medizinprodukte im späteren Gebrauch mit Desinfektionen oder

Kontakt www.biesterfeld.com

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Wirtschaft

Aussitzen ist keine Option

MDR ist nicht praxistauglich Steigende Kosten, fehlende Medizinprodukte, schwindende Innovationskraft – die Europäische Medizinprodukteverordnung (MDR) belastet die Medizintechnik- und den Gesundheitsstandort. Eine neue Umfrage von Spectaris zieht eine ernüchternde Bilanz der deutschen Medizinprodukte-Hersteller nach zwei Jahren MDR-Geltung: In mehr als jedem zweiten Produktportfolio werden Produkte vom Markt genommen.

Ob chirurgische Instrumente, Herzkatheter für Neugeborene oder Notfallbeatmungsgeräte: Nach zwei Jahren seit der Einführung der Medizinprodukteverordnung (MDR) ziehen deutsche Hersteller eine ernüchternde Bilanz. In einer gemeinsamen Befragung von Deutscher Industrieund Handelskammer (DIHK), MedicalMountains GmbH und Industrieverband Spectaris äusserten sich fast 400 Unternehmen zu den Auswirkungen der MDR. Die MDR, so das Ergebnis, führe dazu, dass bereits heute schon viele Medizinprodukte vom Markt genommen werden – und bis 2027 drohen zahlreiche weitere zu verschwinden. Die MDR stellt weiterhin nahezu alle teilnehmenden Unternehmen vor grosse ­Umsetzungsprobleme. Drei Viertel der Unternehmen verzeichnen negative Auswir-

kungen auf ihre Innovationstätigkeit, in mehr als jedem zweiten Produktportfolio werden einzelne Produkte, oder komplette Produktionen und Sortimente vom Markt genommen – betroffen sind dabei alle 21 abgefragten Anwendungsgebiete. Zwar wurden Ende 2022 die Übergangsfristen für Bestandsprodukte bis 2027/­ 2028 verlängert, dies ändert jedoch nichts an den strukturellen Problemen. Im Gegenteil: Es manifestiert sich sogar die Einschätzung aus der ersten gemeinsamen Erhebung im Frühjahr 2022, wonach die MDR nach wie vor nicht praxistauglich ist. Fast alle Betriebe (97 Prozent) haben weiterhin Probleme bei der Umsetzung – insbesondere aufgrund der hohen Kostenund Bürokratiebelastungen. Unter den Herausforderungen steht mit 67 Prozent der Aufwand zur Anpassung der techni-

Fast alle befragten Unternehmen haben Probleme bei der Umsetzung der MDR. (Bild: shutterstock)

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schen Dokumentationen ganz oben. Hier sind die Kosten im Durchschnitt um 111 Prozent gestiegen. Die für den Marktzugang erforderliche Zusammenarbeit mit «Benannte Stellen» stösst laut Befragung ebenfalls auf erhebliche Hindernisse. Die Unternehmen verzeichnen durchschnittliche Kostensteigerungen von 124 Prozent bei Einbindung einer Benannten Stelle. In 91 Prozent der Fälle sind es die kompletten Zertifizierungskosten, die den ­Ausschlag geben, Medizinprodukte vom EU-Markt zu nehmen. Gerade Nischenprodukte mit einem kleinen Absatzmarkt können nicht mehr wirtschaftlich vermarktet werden. Auch die Dauer der Verfahren verlängert sich für viele Betriebe drastisch. Bei 37 Prozent der Unternehmen ist die Verfahrensdauer sogar dreimal so lange wie vor der MDR. In der Folge verzögert sich die Bereitstellung der Produkte massiv. Angesichts dieser Entwicklungen mahnt Achim Dercks, stellvertretender DIHKHauptgeschäftsführer: «Die Politik muss die Wettbewerbs- und Innovationskraft der mittelständisch geprägten MedizintechnikBranche erhalten und stärker in den Blick nehmen – das wäre auch wichtig für die zuverlässige Gesundheitsversorgung in der EU.» Diese Entwicklung berge zugleich Zündstoff für weitere gesellschaftliche ­Debatten – auch, weil die EU damit nicht mehr unbestrittene Nummer 1 bei Neu­ zulassungen ist: Mehr als jedes fünfte Unternehmen weicht mit medizintechnischen Innovationen auf andere Märkte aus – meistens in die USA. «Diese Ergebnisse halten der EU den Spiegel vor», findet Julia Steckeler, Geschäftsführerin der MedicalMountains GmbH. «Wenn die USA aufgrund der schnelleren 1–2/2024


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Zulassungsverfahren sowie planbarer Kosten und verlässlichen regulatorischer Anforderungen den Vorzug erhalten, ist ganz klar, woran gearbeitet werden muss.» Das System weise noch zu viele Baustellen auf. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik bei Spectaris ergänzt: «Für die Industrie und die Patienten ist jetzt das Handeln der Politik gefordert.» Deutschland und die gesamte EU drohe abgehängt zu werden – einerseits im internationalen Wettbewerb, andererseits bei der Versorgung mit innovativen, aber auch speziellen und bewährten Medizinprodukten. Die Sirenen können lauter nicht sein, «wenn drei von vier Unternehmen angeben, dass sich die MDR negativ auf die Innovationsaktivitäten auswirkt», so Leonhard. In fast 20 Prozent der Fälle gibt es nach Angaben der teilnehmenden Unterneh-

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Wirtschaft

men für die eigenen gestrichenen Pro­ dukte keine gleichwertigen Alternativen am Markt. Für Anwender und Patienten ausserhalb der EU bleiben viele dieser ­Medizinprodukte jedoch weiterhin verfügbar. So vertreiben 58 Prozent der Unternehmen, die Produkte in der EU einstellen, diese weiterhin in Ländern ausserhalb der EU – vornehmlich in den USA. Gerade die Situation der vielen kleinen Unternehmen ist besorgniserregend. Diese Unternehmen haben in der Regel weniger finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung. Achim Dercks: «Unter dem Dauerdruck droht die mittelständisch geprägte Branche von der Basis her zu erodieren.» 70 Prozent der Betriebe mit bis zu 49 Beschäftigten machen die hohen Zertifizierungskosten zu schaffen. In den Erwägungsgründen der MDR werde zwar aus-

drücklich erwähnt, dass auch die Belange kleinerer und mittlerer Unternehmen zu berücksichtigen seien, aber «die Realität zeigt ein anderes Bild», so Dercks. Mit der Bilanz gehen DIHK, Spectaris und MedicalMountains GmbH nun in den weiteren politischen Dialog. «Die Zahlen müssen Brüssel nun zum schnellen Handeln bringen und kurzfristig zu pragmatischen, grundlegenden Schritten führen», fordern die Initiatoren. Aussitzen sei keine Option mehr: Gingen Medizinprodukte sowie Forschungs- und Entwicklungs-Kompetenzen erst einmal verloren, könnten sie nur unter grössten Mühen, wahrscheinlich aber gar nicht mehr zurückgeholt werden.

Kontakt www.spectaris.de

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Messen

Treffpunkt für Anwenderindustrien von Kunststoffprodukten

KPA 2024 in Ulm Die KPA – Kunststoff Produkte Aktuell 2024 – steht kurz bevor. Vom 28. bis 29. Februar 2024 treffen sich die Kunststoffbranche und ihre Anwenderindustrien aus dem Süden Deutschlands in Ulm.

Aussteller und Besucher dürfen sich auf einen intensiven Austausch freuen: die Aussteller auf den Kontakt mit potenziellen neuen Kunden und Besucher auf das Ge­ spräch mit leistungsfähigen Zulieferern für ihre neuen Kunststoffprojekte. Und auf alle Teilnehmer wartet ein umfassendes und vielseitiges Vortragsprogramm. Über 180 Aussteller – das ist eine Stei­ gerung um mehr als 40 % gegenüber der KPA 2023 – werden die gesamte Spann­ breite der Kunststoffverarbeitung repräsen­ tieren. Im Fokus stehen die «klassischen» Verarbeitungsprozesse wie Spritzguss, Thermoforming, Schäumen, Extrusion oder additive Fertigung. Ebenso vertreten sind Anbieter von Kunststoffen und Materialien sowie die vor- und nachgelagerten Verfah­

ren, von der Produktentwicklung, über den Werkzeug- und Formenbau bis hin zur Oberflächenveredelung. Das Angebot auf der KPA ist vielseitig und richtet sich an eine breite Palette von An­ wenderbranchen auf der Besucherseite. Babette Bell, Head of Cluster Kunststoff­ messen von Easyfairs: «Für nahezu jede Branche gibt es auf der KPA Spezialisten mit umfassender Erfahrung – von A wie Automotive und Aerospace über Elektro­ mobilität, Medizintechnik und Verpackung bis Z wie Zweiradindustrie.» Dieser breite Ansatz spiegelt sich auch im Vortragsprogramm wider, das von Exper­ ten u. a. aus dem Kunststoffzentrum SKZ und dem Kunststoff-Institut Südwest ge­ plant und kuratiert wurde. Im 30-MinutenTakt gibt es hier – in der Mitte der Ausstel­ lungsfläche – an beiden Tagen spannende Vorträge. Babette Bell: «Das Themenspek­ Die KPA 2024 auf einen Blick trum ist wirklich umfassend. Schwerpunk­ te setzen wir unter anderem bei den Name: Kunststoff Produkte Aktuell ­Themen Nachhaltigkeit, Wann: 28./29. Februar 2024 0_IR_Ins_1-3q_183x85_fbg_Rohstoffland.pdf 1 11.10.12 11:06 Einsatz von Rezy­ klaten, innovative Materialien und Oberflä­ Öffnungszeiten: Mittwoch 9–17 Uhr, chen und neue Geschäftsmodelle für die Donnerstag 9–16 Uhr Damit sprechen wir Wo: Ulm-Messe, Halle 1 und 2, 0_IR_Ins_1-3q_183x85_fbg_Rohstoffland.pdf 1 Kunststoffindustrie. 11.10.12 11:06 sowohl Konstrukteure und Techniker an als Eingang Foyer Halle 1 auch Einkäufer und Mitglieder aus Be­ Hauptparkplatz P2 und P3, triebsleitung und Geschäftsführung von Böfinger Strasse 50, D-89073 Ulm Unternehmen, die Kunststoffe einsetzen, Kostenfreies Ticket: https://register.visitcloud.com/ weiterverarbeiten oder anwenden.» 0_IR_Ins_1-3q_183x85_fbg_Rohstoffland.pdf 1 11.10.12 11:06 survey/02jgjqrm7 mle4/ Die Entscheidung für einen Messebesuch wird durch die zentrale und verkehrsgüns­ start?actioncode=199 tige Lage des Messeplatzes auf der Tech­ Ticket-Code: 199 nologieachse Süd erleichtert, umgeben

(Bild: Easyfairs)

von zahlreichen Unternehmen aus den Anwenderindustrien von Kunststoffen. Kurze Wege, vielfältige Kontaktmöglich­ keiten, kostenfreie Snacks und Getränke sowie eine familiäre Atmosphäre machen den Besuch besonders angenehm. Mit­ hilfe der bewährten intelligenten Besu­ cherausweise können Kontaktdaten zwi­ schen Ausstellern und Besuchern effizient ausgetauscht werden. Diese Lösung er­ leichtert nicht nur den Messebesuch, son­ dern auch die Nachbereitung. Kontakt https://www.kpa-messe.de/

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Rohstoffland Schweiz InnoRecycling fördert Ressourcen

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InnoRecycling AG AG Rohstoffe aus Abfällen InnoRecycling Rohstoffe aus Abfällen Hörnlistrasse 1, CH-8360 Eschlikon, TelefonTelefon +41 71 973 80,973 info@innorecycling.ch Hörnlistrasse 1, CH-8360 Eschlikon, +417071 70 80, info@innorecycling.ch 1–2/2024


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messen

Empack und Logistics & Automation in Bern

Aktuelle Entwicklungen und Zukunftstrends Die Empack, die grösste Verpackungsmesse der Schweiz, und die zeitgleich stattfindende Logistics & Automation waren mit 3029 Interessierten auch in diesem Jahr wieder sehr gut besucht. Insgesamt stellten 170 Aussteller ihre neuesten Produkte, Dienstleistungen und Lösungen vor.

Erneut konnte die Messeveranstalterin Easy­fairs Switzerland GmbH auf die Unter­ stützung engagierter Partner und Ver­ bände wie SVI, VLI und procure.ch zählen. Präsentiert wurden moderne, innovative und nachhaltig wirtschaftende Unterneh­ men aus der Schweizer Verpackungsindus­ trie, die für die Branche wichtige Weichen gestellt und Zeichen gesetzt haben. Die Messe zeigte die ganze Vielfalt der Schwei­ zer Verpackungswelt: So wurden die Preis­ träger des SVI «Swiss Packaging Awards» vorgestellt, während die informativen «­Packaging Talks»-Vorträge den Besuchen­ den viel Wissenswertes rund um das T hema Verpackungen vermittelten. Zu ­ ­sehen waren ausserdem spannende Nach­ wuchsförderungsangebote der unter­ stützenden Verbände ebenso wie ganze Maschinenmodule von ausstellenden Un­ ternehmen. Die Logistics & Automation 2024 ihrerseits wurde in enger Zusammenarbeit mit nam­ haften Verbänden wie Swiss Logistics by ASFL SVBL, Astag, ILS und dem Swiss Ven­ ture Club (SVC) organisiert. Die Messe ist das Highlight der Schweizer Logistik-, Transport- und Automationsindustrie und bot mit ihren spannenden Sonderzonen

ein ideales Forum für Business, Innovation und zukunftsweisende Diskussionen – von Nachhaltigkeit bis hin zu erfolgreichen Umsetzungen mit KI und Digitalisierung. Die «Logistics Talks» in Kooperation mit den Verbandspartnern GS1 Switzerland und Swiss Supply waren ein besonderes Highlight der Fachmesse und präsentierten ein breites Spektrum an Trendthemen und Fachwissen. Dieses Angebot wurde von den Besuchenden rege genutzt. Bis zum letzten Messetag fanden spannende Dis­ kussionen und Vorträge zu aktuellen Ent­ wicklungen in den Bereichen Zukunfts­ trends, Mitarbeitersicherheit, Nachhaltigkeit oder Nachwuchsförderung statt. Stefan Voegele, Head of Cluster bei Easy­ fairs, berichtete bereits am ersten Messe­ tag auf der sehr gut besuchten Fachpresse­ konferenz: «Als Messeveranstalter spüren wir einen starken Trend zum persönlichen Kontakt auf Messen, der uns in unserer Unternehmensphilosophie bestätigt. Wir sind stets bestrebt, den gesellschaftlichen Wandel miteinzubeziehen und mit unse­ ren Messen eine Vorbildfunktion einzu­ nehmen. Unser neu ins Leben gerufenes Nachhaltigkeitsprogramm ‹Act for the fu­ ture› bedeutet konkret, unsere Veranstal­

tungen noch nachhaltiger zu gestalten, also zum Beispiel keine Hallenteppiche mehr, die sonst nach zwei Tagen entsorgt werden müssten oder keine gedruckten Besucherinformationen mehr – dafür ­haben wir unsere übersichtliche MesseApp entwickelt. Für Aussteller, die wieder einen Stand buchen, haben wir uns etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Für das sogenannte ‹Rebooking› pflanzen wir mit dem Team einen Baum pro Aussteller. So konnten wir bereits über 130 Bäume pflanzen, was nicht nur bei den Ausstellern sehr gut ankommt. Inhaltlich haben wir für die Empack hier in Bern einen breiten Fokus auf Themen wie Recycling, Kreislaufwirtschaft, Digitalisie­ rung aber auch Fachkräfte gelegt. Viele unserer Aussteller haben diese Themen in ihre Ausstellungsbereiche integriert, was uns sehr freut. Bezüglich der Logistics & Automation haben wir die grossen Themen Automatisierung, Digitalisierung, Robotik aber auch Nach­ wuchsförderung in den Fokus gerückt. Zudem konnten wir als Neuheit die ‹Startup Zone› zur Nachwuchsförderung mit dem Innovationsnetzwerk Swiss Food ­Research realisieren, die sehr viele junge Leute angezogen und begeistert hat. An der Doppelmesse konnten wir dies unter dem Motto «Discover, learn & connect» mit 176 Ausstellern, Unternehmen und Part­ nern sehr gut vernetzen und präsentieren. Darauf sind wir sehr stolz.» Die nächste Ausgabe der Empack findet erneut zusammen mit der Logistics & Auto­ mation am 22. und 23. Januar 2025 alter­ nierend in Zürich statt.

Die Logistics & Automation ist das heraus­ragende Event für die (Intra-)Logistik-, Transportund Automatisierungsbranche. (Bild: Easyfairs)

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Kontakt www.empack-schweiz.ch www.logistics-automation.ch

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Ver anstaltung

Internationales Kolloquium Kunststofftechnik

Expertenwissen aus Forschung und Industrie Am 28. und 29. Februar 2024 lädt das IKV Aachen zum 32. Internationalen Kolloquium Kunststofftechnik ein – ein Event, das Fachleute der Kunststoffbranche nicht verpassen sollten.

Das Kolloquium bietet eine hervorragende Gelegenheit, um sich über die neuesten Entwicklungen und Trends in der Kunststofftechnik auf dem Laufenden zu halten und sich mit Kollegen und Branchenexperten zu vernetzen. Es ist die perfekte Gelegenheit, um Wissen zu erweitern, neue Ideen zu sammeln und potenzielle Partnerschaften und Geschäftsmöglichkeiten zu erkunden. Das Kolloquium verzahnt Forschung und Industrie – es wird von renommierten Experten geleitet, die über umfangreiche wissenschaftliche und industrielle Erfahrung in der Kunststofftechnik verfügen und ihre Kenntnisse und Erfahrungen ­gerne mit den Teilnehmern teilen werden. Die Teilnehmer werden wieder eine Vielzahl von Vorträgen, Diskussionen und ­Führungen erleben, die alle darauf ausgerichtet sind, Innovationen und neueste Entwicklungen aus der Kunststofftechnik zu präsentieren.

Besondere Programm-Highlights der Veranstaltung sind die vier Plenarvorträge zu zukunftsorientierten Themen, die die Branche bewegen. «Zukunft Deutschland 2050», «Nachhaltig und digital der Deindustrialisierung entgegen», «Kunststoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe – ein universeller Problemlöser?» sowie die Frage­stellung «Wie steht es um den Industriestandort Deutschland? Konjunkturausblick und Herausforderungen». Dies sind die Titel der Vorträge in denen erfahrene Referenten aus Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft zentrale Fragestellungen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Sie bieten Ein­ blicke in aktuelle Entwicklungen und präsentieren innovative Lösungsansätze für die Herausforderungen der Zukunft. Weitaus detaillierter geht es dann in den 15 Themensessions zu, die konkretes Expertenwissen aus der Industrie mit wissenschaftlichen Beiträgen aus dem IKV verknüpfen.

Die Themen der 15 Sessions sind: – Prozesstechnik für das Spritzgiessen von Leichtbauteilen – KI-getriebene Methoden zur Steigerung der PCR-Nutzung – Fortschritte beim Ultraschall- und Laser­ strahlschweissen – Neue Prozessregelungsstrategien für das Spritzgiessen – Mehrskalensimulation von mehrphasigen Werkstoffen – Materialcharakterisierung und Prozessüberwachung für Polyurethane – Produktspezifische Prozesstechnik für das Spritzgiessen – Plasmabasierte Barrierebeschichtung für nachhaltige Verpackungen – Structural Health Monitoring von Wasserstoff-Druckspeichern – Assistenzsysteme im Spritzgiessen – Ressourceneffizienz für Elastomeranwendungen – Verbesserung der Vorhersage der Ermüdungslebensdauer von faserverstärkten Bauteilen – Herausforderungen bei der Verarbeitung von PCR – Kosteneffiziente Auslegung von Tapeverstärkten Grossserien-Bauteilen – Intelligente Werkzeuge zur Design- und Prozessverbesserung in der additiven Fertigung

Speeddating Am 2. Tag des Kolloquiums veranstaltet das IKV ausser­dem ein Recruiting-Speed-Dating, bei dem Personalverantwortliche auf Nachwuchsingenieure der Kunststoff­technik treffen, die auf der Suche nach Jobs oder Praktika sind. Studierende und Absolventen haben hier die Möglichkeit, mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt zu treten. Ein Highlight der Veranstaltung: «IKV 360 °- Forschung live» ermöglicht Besuchern die Besichtigung von über 80 Versuchsstationen in den Technika des Instituts. (Bild: IKV)

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Kontakt https://www.ikv-aachen.de/

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Aus der branche

Kuma Solution AG schliesst nahtlos an Kuma Solution GmbH an

Eine gelungene Nachfolgeregelung Eine Nachfolgeregelung sollte von langer Hand geplant und gut durchdacht sein. Oft scheitert eine Geschäftsübergabe, weil der Firmengründer, Inhaber und/oder Geschäftsführer nicht loslassen kann, seinem Nachfolger zu stark über die Schulter schaut und sich ins operative Geschäft einmischt. Das Gespräch mit den ehemaligen Inhabern Markus und Marlise Steimle, und Benjamin Knecht, dem jetzigen Eigentümer und Geschäftsführer der Kuma Solution AG, zeigt, dass es auch anders geht.

Marianne Flury Herr Steimle, per 1. Januar 2024 haben Sie die Kuma Solution an Benjamin Knecht übergeben. Viele Nachfolge­ regelungen scheitern, nicht zuletzt am Zeitplan. Wie war das bei Ihnen? Seit wann haben Sie sich aktiv mit dem Thema beschäftigt? Markus Steimle: Ganz konkret haben wir – Marlise und ich – vor zwei, zweieinhalb Jahren begonnen, uns Gedanken über eine Nachfolge zu machen. Vor allem wegen unserer Kunden war uns eine frühzeitige Aufgleisung einer Nachfolge wichtig. Wir können nicht von heute auf morgen aufhören. Wir wollten eine offene, ehrliche Lösung finden, die sowohl für unsere Kunden und Lieferanten wie auch für uns stimmt. Und wie sah diese Lösung für Sie aus? Steimle: Eine Variante war, dass wir un­sere Firma langsam heruntergefahren, die Kunden entsprechend informiert und sie quasi den Lieferanten überlassen hätten. Die Geschäftsaufgabe mit dieser Variante war auf Ende 2023 geplant. Damit hätten wir aber ein Unternehmen begraben, das auf gesunden Füssen steht, einen guten Namen hat und bestens im Markt verankert ist. Die zweite Variante war, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Und ja, vor nun fast eineinhalb Jahren fragte Benjamin Knecht an, was wir für Nachfolgepläne haben. Dazu muss ich etwas ausholen: Benj und ich kennen uns sehr gut. Wir haben beide über Jahre bei motan zusammen gearbeitet. Benj war als Nachfolger von mir als Geschäftsführer bei motan Schweiz geplant gewesen. Er hat sich dann aber 2019 entschieden, motan nach 10 Jahren zu 1–2/2024

verlassen und eine Auszeit zu nehmen. Ich selber bin Ende 2020 mit 64 Jahren bei motan in Pension gegangen. Es ist eher unüblich, dass Sie sich aktiv als potenzieller Nachfolger in Spiel ge­ bracht haben. Was hat Sie, Herr Knecht, zu diesem Schritt motiviert? Benjamin Knecht: Die Idee entstand ­quasi aus Gesprächen unter Freunden. Der Kontakt zu Markus und Marlise ist auch in der ‹Nach-motan-Zeit› nie abgebrochen. So hatte ich auch Einblick in das Unternehmen Kuma Solution und es war nahe­ liegend für mich, Markus zu fragen, wie es damit nach seiner Pensionierung weitergeht. Im Juni 2019 hatte ich mich entschieden, eine Auszeit zu nehmen und ein halbes Jahr auf Reisen zu gehen. In dieser Zeit wurde ich von einer Firma angefragt, ob ich den Markt für die Schweiz aufbauen wolle. Das war für mich eine Chance, ­etwas Neues zu machen. Ich bin gelernter Elektriker, habe dann den technischen Kaufmann gemacht, während ich bei motan zuerst als Servicetechniker weltweit, dann als Leiter Kundendienst und schliesslich Verkaufsleiter Schweiz arbeitete. In dieser Zeit habe ich sehr viel Erfahrung sammeln können, was mir heute sicher zugutekommt. Was war Ihr erster Gedanke, als Benja­ min Knecht auf Sie zukam? Steimle: Ich hatte grosse Freude, er war mein Wunschkandidat. In all den Jahren, in denen wir zusammen gearbeitet haben, hatten wir nie grosse Meinungsverschiedenheiten. Wir haben uns sehr gut ergänzt und er hatte mein volles Vertrauen. Es gab andere Kandidaten, die die Nachfolge bei

Benjamin Knecht: Der Gang in die Selbstständigkeit ist ein grosser Schritt. (Bilder: zVg)

Kuma Solution auch gerne angetreten hätten. Aber keiner von ihnen hat uns überzeugt. Wir hätten die Firma niemals jemandem übergeben, der das Geschäft nicht mit Herzblut weiterführen wollte. Das sind wir unseren Kunden schuldig. Der Gewinn darf bei einer Übernahme nicht im Vordergrund stehen. Was bedeutet die neue Stelle und Stel­ lung für Sie? Knecht: Für mich ist der Gang in die Selbstständigkeit sicher ein grosser Schritt. Es ist nicht einfach eine neue Stelle, ich bin jetzt verantwortlich für alle Entscheidungen, die getroffen werden. Ich denke auch, dass ich mit Kuma Solution weiterkomme. Ich hatte während vier Jahren eine Stelle als Geschäftsführer. Mit der Gelegenheit, Kuma Solution zu übernehmen, stellte sich für mich die Frage, will ich das Risiko 37


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Aus der branche

der Selbstständigkeit tragen und gebe dafür die Sicherheit auf. Für mich war dann rasch klar, dass ich den Karriereschritt in die Selbstständigkeit machen wollte und deshalb bin ich auch auf Markus zugegangen. Wie präsent werden Sie in der Kuma Solution AG sein? Steimle: Für uns war immer klar, dass wir einem Nachfolger weiterhin zur Seite stehen werden – so viel wie nötig und auch gewünscht – uns aber operativ vollständig zurücknehmen werden. Das war und ist für uns sehr wichtig. Wir wollten einen sauberen Schnitt machen, damit Benj in seiner Firma schalten und walten kann, wie er es möchte. Wenn ehemalige Besitzer und Geschäftsführer nicht loslassen können, kommt das nie gut heraus. Benj wird auch Fehler machen, er soll aber nicht dieselben machen, wie wir sie gemacht haben. Knecht: Wichtig ist auch, dass die vollständige Übergabe auf einen Stichtag – in diesem Fall der 1.1.2024 – erfolgt. Markus und Marlise sind zwar im Hintergrund ­immer noch tätig, haben aber keinerlei operative Tätigkeit. Marlise wird weiterhin die Finanzen erledigen, Markus wird in technischen Belangen unterstützend da sein. Weshalb glauben Sie, dass Sie für die­ sen Job geeignet sind? Knecht: Ich habe mir vorab natürlich Gedanken gemacht, mich gefragt, ob eine Übernahme überhaupt realistisch ist,

Markus Steimle: «Benj war mein Wunschkandidat.»

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wenn Markus und Marlise nicht mehr mit an Bord sind. Für mich spricht das technische Wissen und die langjährige Erfahrung – fünf Jahre als Elektriker, 10 Jahre bei motan und drei Jahre in einem anderen technischen Betrieb. Relevant ist auch, dass die Kunden mir gegenüber offen sind. Das kann ich, ohne überheblich zu sein, mit Ja beantworten. Ich habe die Kontakte auch über die Jahre gepflegt. Steimle: Das kann ich bestätigen. Die Geschäftstätigkeit wird übergangslos weitergehen. Die Kunden freuen sich über die Nachfolgewahl. Als ich wusste, dass Benj das Geschäft übernehmen wird, habe ich Visitenkarten drucken lassen und bin zu den Kunden gegangen. Die Reaktionen waren durchs Band sehr positiv. Ich habe keine einzige negative Meinung gehört. Knecht: Das gibt mir auch eine gewisse Sicherheit. Ich habe im Vorfeld zwei, drei grosse Firmen kontaktiert um zu sehen, wie sie reagieren, wenn ich in die Fussstapfen von Markus trete und sie bestätigten mir, dass ich willkommen sei und die Türen offen stehen für mich. Dies ist auch so bei motan. Sie wechseln vom Angestellten in die Selbstständigkeit. Was bedeutet das für Sie? Knecht: Ich werde für mein Tun verantwortlich sein, verantwortlich für eine Firma und verantwortlich für das Personal. Als Chef kann ich aber auch alleine entscheiden. Ich schätze mich eher als Macher ein. Ich bin nicht einer, der x-Mal um etwas

Marlise Steimle: «Hilfreich ist auch, eine Auslegeordnung zu machen.»

Werdegang Kuma Solution 2011 Firmengründung Kuma Solution GmbH, Rothrist Inhaber: Marlise und Markus Steimle Geschäftsführung: Marlise Steimle, Finanzen, Administration; Markus Steimle, Technik und Konstruktion 1.1.2024 Umwandlung in eine AG, Sitz in Buchs Benjamin Knecht ist Inhaber und Geschäftsführer Lieferwerke: Achberg, Siloanlagen; Tria, Mühlen und Recyclingsysteme; Virginio Nastri, Förderbänder und Automation; ­Sesotec, Metallseparierer und Sortiertechnik; Euro-Chiller, Kühlanlagen und Temperiergeräte; K–M Krahl Messtechnik, Restfeuchtemessgeräte

rumredet. Die Selbstständigkeit gibt mir auch eine gewisse Freiheit und die Möglichkeit, etwas zu bewegen. Ich wage diesen Schritt in einem relativ jungen Alter (35), bin aber zuversichtlich, dass ich erfolgreich sein werde. Basis des Unternehmens ist das grosse Know-how bezüglich Materialhandling. Bleiben die Lieferantenbeziehungen unverändert bestehen? Knecht: Diese werden 1:1 weiterbestehen. Wir haben letztes Jahr bereits die ­diversen Lieferanten besucht. Die Reaktionen waren enorm wichtig für mich. Ich kenne diese ja auch über viele Jahre hinweg, noch zu Zeiten von motan. Kontinuität ist ein sehr wichtiger Punkt mit unseren Qualitätslieferanten. Nachfolgeregelungen scheitern oft. Haben Sie Tipps, die man beachten sollte? Steimle: Neben der steuerlichen Thematik – es läuft nicht immer so, wie man es sich wünscht – sollte man eine Nachfolgeregelung früh genug aufgleisen. Die Zeit ist ein sehr wichtiger Faktor. Mit Benj hat alles gepasst und so war jetzt die relativ kurze Zeitspanne ausreichend. Wichtig ist auch, dass Ordnung in der Firma herrscht, dass 1–2/2024


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die Prozesse festgelegt sind, damit man ein funktionierendes System übergeben kann. Knecht: Damit eine Nachfolgeregelung erfolgreich ist, muss der Inhaber loslassen, sich zurücknehmen können. Man muss ‹loslassen› bewusst wollen. Alles sollte auf einer professionellen Basis geregelt werden können. Markus Steimle: Macht man dies wegen des Alters ist es nur ein Lippenbekenntnis. Wichtig ist, dass ehrlich und offen miteinander kommuniziert wird. Marlise Steimle: Hilfreich ist auch, eine Auslegeordnung zu machen, alles genau anzuschauen und zu definieren, kann man alles so weiterführen, kann man etwas verändern? Viele Wege führen nach Rom. Hauptsache, Benj kann sich entfalten und weiterentwickeln. Es soll ihm Freude ­machen. Markus Steimle: Benj kann mich immer fragen, was ich in diesem oder jenem Fall machen würde. Die Entscheidungen trifft er dann und trägt auch die Verantwortung. Knecht: Es ist ja dumm, wenn man die gemachten Erfahrungen des Vorgängers ignoriert. Ich profitiere von den Erfahrungen, die Markus gemacht hat. Ich habe andere Aufgaben, als gut funktionierende Abläufe zu ändern. Wo werden Sie den Schwerpunkt Ihrer Aktivitäten legen? Was wird sich än­ dern? Knecht: Für die Kunden ändert sich die erste Ansprechperson. Das wird die auffälligste Änderung sein. Es sind laufende Prozesse, die nicht unüberlegt über den Hau-

Aus der branche

fen geworfen werden. Das ist für mich sehr wichtig. Die Qualität wird beibehalten. Die Kunden sind diese gewohnt. Vielleicht bringe ich etwas mehr Dynamik durch mein junges Alter ein. Als Vertriebspartner habt ihr einerseits eine Beziehung zum Lieferanten, ande­ rerseits zu den Kunden. Was ist dabei wichtig? Knecht: Qualität ist sicher das Wichtigste. Die Arbeit muss aber auch effizient sein. Steimle: Transparenz ist auch hier ein Schlüssel: Wenn die Preise stiegen, stiegen sie auch bei uns, sanken die Preise, so haben wir diese auch gesenkt. Unsere ­Devise ist und war immer: wir wollen ehrlich geschäften. Das ist ein Kernpfeiler unserer Unternehmensphilosophie. Wir müssen alle Geld verdienen, aber der Kunde soll auch partizipieren an dem, was wir machen. Über all die Jahre hinweg bin ich nie zu einem Kunden gegangen, um Aufträge an Land zu ziehen. Die Kunden sind immer mit einem Bedürfnis auf uns zugekommen. Was erwarten Sie von diesem Jahr Knecht: Gerade für einen Neustart wird es herausfordernd sein. Es sind sehr anspruchsvolle Zeiten für Unternehmen in Europa, in der Kunststoffbranche, aber auch allgemein. Ich denke, mit unserer ­Erfahrung und unserem Know-how können wir unseren Kunden Lösungen zur Effizienzsteigerung anbieten, schwergewichtig im Recycling und in der Automa­ tion. Gerade in schwierigen Zeiten ein wesentlicher Vorteil.

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Steimle: Wir können beispielsweise Automationslösungen mit Förderband und Schleusen vom Grauraum in den Reinraum anbieten – das hat es so noch nicht gegeben, aber wir als Kuma wissen, wie man so etwas konstruiert. Wir können nicht nur verkaufen. Wir können mit dem, was unsere Lieferanten uns bieten, Komplettlösungen konstruieren. Luca Virginio sagte einmal: Ihr müsst nicht Verkäufer sein, ihr müsst Integratoren sein. Die Geräte, die ihr habt, müsst ihr in den Prozess des Kunden integrieren, damit es für ihn Benefit gibt. Was wünschen Sie Benjamin Knecht und seiner Firma? Steimle: Benj hat bereits die ersten Aufträge entgegennehmen dürfen, was uns sehr freut. Wir durften all die Jahre sehr erfolgreich sein und nun soll auch Benj einen guten Start haben. Das liegt uns am Herzen. Mit Genugtuung schauen wir auf das zurück, was wir – Marlise und ich – aufgebaut haben. Was freut Sie besonders? Knecht: Ich kann eine Firma übernehmen, die funktioniert und die sich in der Schweiz einen Namen erschaffen hat und bekannt ist. Darauf kann ich weiter aufbauen. Kontakt Kuma Solution AG Bresteneggstrasse 5 CH-5033 Buchs +41 62 557 37 01 benjamin.knecht@kuma-solution.ch www.kuma-solution.ch

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AUS DER BRANCHE

Hasco schreibt Geschichte: 1924–2024 Kein Unternehmen hat die Branche des Werkzeug- und Formenbaus so sehr geprägt wie der Lüdenscheider Normalienhersteller Hasco. Das neue Jahr steht nun ganz im Zeichen eines besonderen Ereignisses: Hasco, der Erfinder der Nor­ malie und Pionier für den ­Formenbau feiert 2024 sein 100-jähriges Firmenjubiläum mit Kunden, Mitarbeitern und Wegbegleitern.

Hasco, seit 100 Jahren der Pionier für den Formenbau (Bilder: Hasco)

Die historische und technolo­ gische Entwicklung des Werkzeug- und Formenbaus in Deutschland aber auch weltweit ist eng mit dem Namen Hasco verknüpft. Eine Geschichte, die 1924 ihren Anfang nahm, als Firmengründer

Hugo Hasenclever in einer Kellerwerkstatt in Lüdenscheid die ersten Werkzeuge für die Verarbeitung des damals noch jungen Werkstoffs Bakelit fertigte. Eine Geschichte, die später durch dessen Sohn Rolf Hasenclever eine entscheidende Wende erfuhr, als dieser das Normalien-Baukastensystem erfand und 1960 zum ­Patent anmeldete. Seine Idee revolutionierte den Markt. Es war ein Meilenstein, der den Weg von einem reinen Handwerksbetrieb zu einem global agierenden Unternehmen ebnete. Viele Meilensteine sollten fortan folgen und den Ruf eines Pionierunternehmens immer wieder aufs Neue nachweisen. Was für das analoge Zeitalter des Werkzeug- und Formenbaus galt, gelang Hasco erst recht mit Beginn der Digitalisierung in den 80er Jahren. Hasco setzte innovative Massstäbe, um Produkte und Prozesse für Konstrukteure, Werkzeugmacher und Spritzgiesser zunehmend einfacher zu gestalten. Der Claim «Ermöglichen mit System» beschreibt mit nur drei Worten, was Hasco in 100

Hasco verspricht: «2024 wird Orange.» (Bild aus dem Jahr 1969)

Jahren durch seinen Pionierund Erfindergeist wegweisend für eine ganze Branche immer war und bis heute ist: der führende Hersteller von standar­ disierten, modular aufgebauten Normalien und Zubehörteilen und Anbieter von individuell gefertigten Heisskanalsystemen. Über die historische Entwicklung und das Erfolgsrezept des Unternehmens wird Hasco im Jubiläumsjahr 2024 ausgiebig berichten und seine Kunden weltweit daran teilhaben lassen. Kaum jemand weiss noch, dass gängige Produkte wie die Schnellverschlusskupplung oder der Klinkenzug paten­ t ierte Schöpfungen aus Lüdenscheid/ Deutschland sind. «Mit 100 Ideen in der Vergangenheit und 100 Ideen für die Zukunft, wer-

den wir die einmal eingeschlagene Route beibehalten. Unser Ziel ist es, als Pionier für den Formenbau auch in den nächsten 100 Jahren die innovativen Meilen­steine für die Branche zu ­setzen», bekräftigt Geschäftsführer Christoph Ehrlich. In einer spannenden Lektüre, einem zweisprachigen Jubiläumsbuch, wird die Hasco Geschichte erzählt. Ein Stehaufmännchen spielte bei der historischen Entwicklung eine prägende Rolle. Höhepunkte werden beleuchtet und Ein­ blicke in ein Unternehmen gegeben, dessen Handeln auch in Zukunft durch die Markenwerte Innovation, Agilität, Einfachheit und Leistung angetrieben wird.

sers gegenüber der reinen Chemie auszeichnet. Nebst einigen kleineren Aktualisie­ rungen wurde in der Neuausgabe vor allem der Themen­ bereich Recycling und Umwelt in einem eigenen Kapitel neu aufbereitet. Ansonsten blieben Autor und Verlag dem bewährten Konzept treu: Ein Minimum an chemischen Formeln, illus­ trative Grafiken und gut lesbare Texte mit viel Fachwissen und Hintergrundinformationen, de-

nen auch ein wohltuender Esprit nicht fehlt. Das wertvolle Buch spricht weiterhin all jene an, die sich in die Grundlagen der Polymerwerkstoffe von der Syn­ these über die Verarbeitung bis zur Anwendung vertiefen und beim Nachschlagen über einzelne Aspekte genauer informieren möchten. Prof. Johannes Kunz

www.hasco.com

Gefragte Kunststoffchemie Kaiser, W.: Kunststoffchemie für Ingenieure. Carl Hanser Verlag München, 6. Aufl. 2023. ISBN 978-3-446-47798-8 Nach 18 Jahren bereits die sechste Auflage – dieses Fachbuch ist ein Renner! Das Erfolgsrezept des Fachbuchs dürfte der praxisbezo­ gene Mix aus Natur-, Materialund Ingenieurwissenschaften sein, der das Werk des hierzulande bestbekannten Verfas40

(Bild: Hanser)

www.hanser.de 1–2/2024


KUNSTSTOFF XTRA

AUS DER BRANCHE

Felix Hüthmair zurück bei Netstal Mit Felix Hüthmair übernimmt eine erfahrene Führungsper­ son aus der Kunststoffindustrie die Verkaufsleitung bei Netstal. Als neues Mitglied der Geschäftsleitung verantwortet er den weltweiten Vertrieb in den applikationsspezifischen Geschäftsfeldern. Hüthmair kehrt nach 20 Jahren in verschiedenen Führungs­ positionen in der Schweiz und Österreich zu Netstal zurück. Der Ingenieur für Kunststoff-

Felix Hüthmair (Bild: Netstal)

technik und diplomierte Verkaufsleiter verfügt über drei

Jahrzehnte Erfahrung in der Spritzgiessbranche. Seit 2017 leitete er bei Engel Austria die Geschäftseinheit für den technischen Spritzguss. Als Vice President Sales bei Netstal berichtet er direkt an CEO Renzo Davatz. Dieser hatte die Netstal-Verkaufsorganisation seit dem Frühjahr 2021 in Personalunion geführt. Mit der Neubesetzung dieser Schlüsselfunktion wird eine wichtige Grundlage für das an-

gestrebte Wachstum in den strategischen Geschäftsfeldern Verpackung, PET, Verschlüsse und Medizintechnik geschaffen. Felix Hüthmair war bereits von 1997 bis 2003 bei Netstal tätig. Damals war er als Gebietsverkaufsleiter für den Vertrieb in der Region Asien und Ozeanien zuständig.

www.netstal.com

Primaform AG gewinnt EIP-Wettbewerb In einem Teilnehmerfeld von insgesamt 305 Unternehmen, ist Primaform AG Sieger in der Kategorie «Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende». Das Leistungsangebot der Firma umfasst die gesamte Prozesskette, von der kunststoffgerechten Baugruppenkonstruktion über die Prozessentwicklung bis zur Qualifizierung der Produkte und Betriebsmittel. Besonders positiv bewertete die Jury bei Primaform die gezielten Investitionen in neue Technologien.

Zudem verfüge der Werkzeugbau über ein sehr gutes Montagekonzept nach dem Prinzip der Fliessfertigung mit aufgabenbezogenen Arbeitsplätzen. Durch hohe Prozesskompetenzen im Fräsen und Erodieren mit hohem Automationsgrad erreicht Primaform sehr hohe Präzisionsbereiche. «Wir sind sehr stolz, dass wir uns in diesem starken Teilnehmerfeld behaupten konnten. Unsere Partner sind Innnovationstreiber und helfen uns bei

Die Primaform-Geschäftsleitung bei der Preisübergabe (Bild: Primaform)

jekte motivieren uns täglich unser Bestens zu geben. Wir sind überzeugt, dass wir so gemeinsam mit unseren Kunden am Markt erfolgreich sind. Einen grossen Dank gilt unserem Team für die Arbeit, den täglichen Einsatz und das grosse Engagement in der Zukunftsgestaltung unserer Primaform», sagte Geschäftsführer Stefan Huber in seiner Dankesrede.

der stetigen Weiterentwicklung. Spannende und komplexe Pro-

www.primaform.ch

Signierstunde mit Prof. Dr. Wolfgang Kaiser Für einmal stellte nicht der Verlag resp. eine Buchhandlung einen Signiertisch dem Autor des Fachbuchs ‹Kunststoffchemie für Ingenieure› (6. aktualisierte und erweiterte Auflage) zur Verfügung, sondern das KATZ in Aarau. Notabene das Kunststoff Ausbildungs- und Technologie-Zentrum, an dessen Gründung und Aufbau Prof. Dr. Wolfgang Kaiser vor über 30 Jahren massgeblich beteiligt war. Im Rahmen der Buchvernissage würdigte KATZGeschäftsleiter Rémy Stoll das Wirken des Kunststoff-Pioniers 1–2/2024

Prof. Dr. Wolfgang Kaiser (Bild: KATZ)

und ordnete das Fachbuch in die Entwicklungsgeschichte der Kunststofftechnik ein. Die 1. Auflage des Buchs «Kunst­ stoffchemie für Ingenieure» entstand kurz nach der Jahrtausendwende, als Ingenieure sich noch hauptsächlich mit Metallen beschäftigten. Zunehmend wurden die vielfältigen Vorteile der Kunststoffe erkannt. Sie haben wegen ihrer Vorteile in zahlreichen Anwendungen Metalle verdrängt oder neue Anwendungen ermöglicht. Bereits damals hat sich Wolfgang Kaiser dafür eingesetzt,

dass die Kunststofftechnik ein Grundlagenfach für alle Ingenieure sein müsste. Um den Ingen­ ieuren die Vorteile der Kunststoffe zugänglich zu machen, hat er das Nachschlagewerk verfasst. Im Vergleich zur Jahrtausendwende, sind Kunststoffe mittlerweile in vielen Bereichen zum Standard geworden. Die heutige Generation der Ingenieure ist damit aufgewachsen und umso wichtiger ist es heute, Ingenieuren die Kunststoffchemie näher zu bringen. www.katz.ch 41


KUNSTSTOFF XTRA

AUS DER BRANCHE

Polycompound AG – Schritt für Schritt in die Zukunft Nach dem vollendeten Neubau des Produktions- und Lager­ gebäudes sowie der Modernisierung des Maschinenparks macht die Sissacher Polycompound AG einen weiteren Schritt in die Zukunft: Per Anfang 2024 hat Jan Schweizer die operative Geschäftsleitung von Thomas Manetsch übernommen. Manetsch bleibt der Polycompound als Mitinhaber

und Verwaltungsrat erhalten. Er hatte die Polycompound AG

Jan Schweizer und Thomas Manetsch (Bild: Polycompound)

vor 15 Jahren im Rahmen einer Nachfolgeplanung von ­ den Gründern mitübernommen und den Betrieb in herausforderndem Umfeld umsichtig und sehr erfolgreich durch die Folgejahre gesteuert. Jan Schweizer gehört bereits seit acht Jahren zum Team der Polycompound AG, zuletzt als Leiter der Geschäftsentwicklung. In den vergangenen Jah-

ren hat er sein strategisches Denken und seine Führungsqualitäten unter Beweis gestellt. «Diese personelle Änderung in der Führung der Firma ist der nächste logische Schritt unserer nachhaltigen Zukunftssicherung hier am Standort Sissach», sagt Thomas Manetsch.

www.polycompound.ch

Trauer um Arburg-Seniorchef Eugen Hehl Am 12. Dezember 2023 ist Eugen Hehl, Seniorchef der ­ A rburg GmbH + Co KG, im ­ ­Alter von 94 Jahren gestorben. Ausgezeichnet haben den gelernten Mechanikermeister neben seinem unternehmerischen Weitblick vor allem seine Verdienste um den Aufbau des weltweiten Vertriebs bei Arburg und die Bauinfrastruktur des Unternehmens sowie sein grosses soziales Engagement für und in der Region. Das ­Familienunternehmen gehört heute weltweit zu den führenden Maschinenherstellern für die Kunststoffverarbeitung. Als langjähriger Vorsitzender der Geschäftsleitung und zuständig für den weltweiten Vertrieb bei Arburg war Eugen Hehl massgeblich am globalen Erfolg des Unternehmens beteiligt. Technisch ausgebildet, aber mit einem feinen Gespür vor allem im Vertrieb, prägte er, in kongenialer Kooperation mit seinem im November 2010 verstorbenen Bruder Karl, das Familienunternehmen über mehr als sieben Jahrzehnte entscheidend. Mit seinen Ideen und Lösungen in baulicher Hinsicht gab er dem Unternehmen ein weltweit un42

verwechselbares Gesicht. Als geschäftsführender Gesellschafter war Eugen Hehl im doppelten Sinne als «Baumeister des Unternehmens» massgeblich am globalen Erfolg des Familienunternehmens beteiligt. Detailverliebt und zielstrebig setzte der ambitionierte Jäger, Frühsportler und Teetrinker von Anfang an auch die Bautätigkeit im Stammwerk und in den sukzessive gegründeten Arburg-Niederlassungen in aller Welt um. Vorausschauend liess er 1966 in Lossburg zwischen zwei und vier Jahre alte Gebäude teilweise wieder ab­ reissen, um eine sogenannte Rasterbauweise und damit zukünftig verbesserte Erweiterungsalternativen auf dem Firmengelände zu ermöglichen. Viele der Arburg-Dependancen weltweit gleichen von der A ussengestaltung her dem ­ Hauptsitz und sind damit eindeutig wiedererkennbar. Bei Arburg, in seiner Heimat Lossburg und weit über die ­Region hinaus wurde Eugen Hehl menschlich wie fachlich sehr geschätzt. Zusammen mit seinem Bruder Karl war Eugen Hehl auch für sein grosses so-

Arburg trauert um seinen Seniorchef Eugen Hehl. (Bild: Arburg)

ziales Engagement bekannt. So liessen beide das GebrüderHehl-Stift in Lossburg errichten, das im Jahr 1999 offiziell seine Arbeit aufnahm. Diese durch die Diakonie betriebene Altersresidenz steht älteren Menschen für betreutes Wohnen, Kurzzeit- und Altenpflege offen. Für seine Leistungen wurde Eugen Hehl mehrfach ausgezeichnet, so u. a. im Jahr 2000 mit dem Bundesverdienstkreuz. Weitere Auszeichnungen sind die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Lossburg im November 1997 sowie der Goldene Meisterbrief im Jahr 2005. Die amerikanische Society of Plastics

Engineers (SPE) verlieh Eugen und Karl Hehl für ihr gemeinsames Lebenswerk 2007 den Business-Management-Award. Für sein Lebenswerk wurde Eugen Hehl 2015 in die «Plastics Hall of Fame» aufgenommen. 2020 erhielt der Seniorchef mit der Richard-Vieweg-Ehrenmedaille die höchste Auszeichnung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). Mit Eugen Hehl verlieren Arburg und die gesamte Branche einen gleichermassen bodenständigen wie erfolgsorientierten Menschen, Unternehmer und Vordenker. www.arburg.com 1–2/2024


KUNSTSTOFF XTRA

AUS DER BRANCHE

Netstal erhält einen neuen Eigentümer Krones, Spezialist für Getränkeabfüllanlagen in Neutraubling, plant die Netstal Maschinen AG in Näfels für 170 Mio. Euro zu übernehmen. Der Schweizer Spritzgiesshersteller gehörte seit 2016 zusammen mit seiner Muttergesellschaft Krauss­Maffei dem chinesischen Staat (zuerst ChemChina, die heute unter dem Dach der Sinochem Holdings Corp. ist). Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag noch keine Vertragsunterzeichnung vor. Aber grundsätzlich sei man sich einig, so dass einer Unterzeichnung anfangs Feb­ ruar nichts im Wege stehen sollte», bestätigt Michael Birchler, Leiter Marketing und Kommunikation bei Netstal, den geplanten Kaufabschluss. Netstal mit Sitz in Näfels, Schweiz, ist ein führender Anbieter von Spritzgiessmaschinen für den Getränkemarkt (PET-Preforms und Verschlüsse) sowie für medizinische Anwendungen und dünnwandige Verpackungen. Das Unternehmen ist auf seinen Märkten technologisch führend und war bisher bereits ein strategischer Partner von Krones. Der deutsche Konzern produziert Anlagen für die Getränkeabfüllung und gilt in diesem

Michael Birchler: «Wir sehen diese Übernahme als eine neue Chance.» (Bild: Marianne Flury)

Geschäft als Weltmarktführer. «Mit dieser Ausrichtung passt Netstal sehr gut zu Krones. Preforms und Verschlusskappen sind Artikel, die auf Anlagen, u. a. von Krones, verarbeitet werden», erklärt Birchler. Mit dem Kauf von Netstal setzt Krones seine M & A-Strategie erfolgreich fort. Bereits 2018 hat der Getränke-Abfüllspezialist die Prozesskette durch die Übernahme des Werkzeugbauund Heisskanalspezialisten MHT Hotrunner erweitert. Krones profitiert in mehrfacher Hinsicht von der bevorstehenden Übernahme von Netstal. So ergänzt das PET- und Verschluss-Geschäft von Netstal das Krones Produktportfolio für

den Getränkemarkt. Zudem deckt Krones nach dem Zukauf sämtliche Technologien ab, die für geschlossene PET-Kreislauflösungen nötig sind: Ange­ fangen vom Spritzguss der ­Preforms über die PET-Behälterproduktion sowie Abfüllung und Verpackung bis hin zum Recycling gebrauchter Flaschen. Mit der Spritzgiesstechnologie für medizinische Anwendungen und dünnwandige Verpackungen unterstützt Nets­tal die Strategie von Krones, in den medizinisch/pharmazeutischen Markt sowie in die Bereiche Lebensmittel und Körperpflege zu diversifizieren. Netstal wird seine Geschäfte weiterhin eigenverantwortlich führen und dabei von der internationalen Aufstellung und den Grössenvorteilen von Krones profitieren. Es ist kein Stellenabbau geplant, heisst es auf Anfrage. In ihrer über 165-jährigen Firmengeschichte hat die Netstal Maschinen AG schon viele Besitzerwechsel erlebt und überlebt. Die aktuelle Handänderung stimmt Michael Birchler zuversichtlich. «Die Marke Nets­ tal wird bleiben, auch die Strategie, die wir verfolgen wird beibehalten. Gerade auch im Getränkebereich sehen wir

neue Möglichkeiten, unsere Marktanteile zu vergrössern, neue Kunden zu gewinnen. Es ist immer positiv, wenn man ein solide aufgestelltes Unternehmen neben sich weiss, resp. unter dessen Dach ist. Wir sehen diese Übernahme als eine neue Chance.» Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschaftete Netstal mit mehr als 500 Beschäftigten einen Umsatz von mehr als 200 Millionen Euro. Die Ertragskraft des Unternehmens liegt aktuell aller­dings unter dem Niveau des Krones Konzerns. Sie soll aber in den kommenden Jahren auf Krones Niveau steigen. Krones wird Netstal im Segment Abfüll- und Verpackungstechnologie konsolidieren. Der Zukauf wird von Krones mit vorhandenen liquiden Mitteln finanziert und möglicherweise werden auch die Vorteile einer teilweisen Fremdkapitalfinanzierung genutzt. Der Kauf von Netstal steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung. Krones erwartet den Abschluss der Transaktion (Closing) in der ersten Hälfte des Jahres 2024. www.krones.com www.netstal.com

Kooperation bei europaweitem Vertrieb von Rezyklaten Die Schweizer Handelsgruppe Meraxis und das finnische Unternehmen Fortum Recycling & Waste vertiefen ihre bisherige Zusammenarbeit durch eine strategische Partnerschaft. Meraxis vermarktet das Recyclingmaterial von Fortum in ganz Europa. Das Angebot umfasst PP-, HDPE- und LDPE-Rezyklate sowie massgeschneiderte Re-Compounds. Durch die Ko1–2/2024

operation erweitert Meraxis das Produktsortiment an Rezyklaten und bietet Kunden somit noch mehr nachhaltige Materialalternativen zu Neu­ ware. Die Rezyklate von Fortum werden aus Post-Consumer-Abfällen in Nordeuropa gewonnen. Sie sind von hoher Qualität, beständig und vielseitig einsetzbar. Zudem ist eine zuverlässige Ver-

fügbarkeit gewährleistet. Meraxis-Kunden können auch massgeschneiderte Re-Compounds von Fortum Circo beziehen, die speziell auf ihre Anwendungen und Produkte zugeschnitten sind. Die Produktentwicklung im Fortum-Lab passt technische Eigenschaften wie Festigkeit, Verarbeitbarkeit und Farbe individuell nach den Kundenbedürfnissen an. Fortum Circo-Materi-

alien eignen sich für die Herstellung einer Vielzahl von Produkten wie Haushaltswaren, Teile für die Automobil- und Möbelindustrie sowie Gartengeräte. Spezielle Typen erfüllen die EU-Spielzeugnorm. Gemeinsames Ziel ist es, polymerverarbeitenden Unternehmen passgenaue nachhaltige Materialalternativen anzubieten. www.meraxis-group.com 43


KUNSTSTOFF XTRA

Aus der Branche

Geometrie mit Computer Vision unter Kontrolle Das SKZ hat ein Messsystem entwickelt, das Unternehmen

Das neue Messsystem besteht aus einem schmalen Rahmen, der unkompliziert in die Extrusionslinie eingeschoben wird. (Bild: René Bauer, SKZ)

hilft, Prozess- und Produktqualitäten inline zu überwachen. Zunächst nimmt ein Verbund aus hochauflösenden Kameras mit entsprechenden Beleuchtungen die Oberfläche des E xtrudats auf. Anschliessend ­ bestimmt ein ausgeklügelter ­Algorithmus die ortsaufgelöste Geschwindigkeitsverteilung am Werkzeugaustritt. Abschlies­send erfolgt die Datenverarbeitung und Vorhersage, wie das Extrudat nach dem Prozess durch Verzug oder Materialanhäu­ fungen seine geometrischen Eigenschaften ändert. Matthias Kübert, Scientist aus dem Entwicklungsteam am SKZ erläutert: «Das System klingt

einfach. Doch nur durch die Verknüpfung des Know-how aus den Bereichen Inline-Mess­ technik und Materialverarbeitung konnte ein System geschaffen werden, das nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität gewinnbringend funktioniert.» Das System besteht aus einer an die Gegebenheiten bei Kunden vor Ort flexibel anpassbaren Aufhängung, an die mehrere Kameras montiert werden und die unkompliziert in die Extrusionslinie eingeschoben wird. Je nach verarbeitetem Material ist die Zugabe von ­ Kontrastmitteln, die die späteren mechanischen Eigenschaf-

ten nicht beeinflussen, denkbar und hilfreich. Ein Algorithmus nutzt anschliessend Methoden aus dem Bereich Computer ­Vision, um den optischen Fluss auf der Oberfläche zu ermitteln. Als Ergebnis erhält der Kunde eine Heatmap, die die relativen Geschwindigkeitsverteilungen an der Oberfläche abbildet. Bereits heute lassen sich Auflösungen von 0,2 mm/s benutzerfreundlich visualisieren. Für eine Evaluation des neuen Messsystems unter industriellen Bedingungen ist das SKZ auf der Suche nach Firmen, die diese Lösung nutzen möchten.

Brechungsindex von Kunststoffen temperaturabhängig bestimmen Forscher am Kunststoff-Zentrum SKZ in Würzburg haben ein auf der THz-Technik basierendes Messverfahren entwickelt, welches ermöglicht, den Brechungsindex von Kunststoffen temperaturabhängig zu bestimmen. Dadurch müssen die Produkte bei der Messung nicht mehr abgekühlt sein.

Im Rahmen der Qualitätskon­ trolle werden Kennwerte – etwa die Wanddicke von Rohren – berührungslos und zerstörungsfrei mit verschiedenen Messtechniken wie der Radaroder Terahertz (THz)-Technik geprüft. Dabei wird der so genannte Brechungsindex genutzt, eine materialabhängige Grösse,

die den Faktor beschreibt, um welchen sich elektromagnetische Wellen langsamer durch ein Material bewegen. Da der Brechungsindex temperaturabhängig ist, werden Mess­ positionen in der Produktions­ linie gewählt, an denen das Produkt ausreichend abgekühlt ist. Bei der Messung der Wand-

dicke über den Brechungsindex tritt somit kein temperatur­ abhängiger Fehler auf. Damit ist es nun möglich, Geometrien wie die Wanddicke früher zu bestimmen, was zu einer frühzeiti­ geren Erkennung von Produk­ tionsfehlern führt und damit direkt Ressourcen einspart und Ausschuss verringert.

SKZ erweitert seine Ausstattung in der Oberflächenbehandlung Das Kunststoff-Zentrum SKZ hat seine Vorbehandlungsmöglichkeiten für Kunststoffbauteile um ein hochleistungsfähiges Excimer-Modul von Ushio Germany erweitert. Die schnelle Oberflächenreinigung und -akti­ vierung durch VUV-Strahlung führt zu signifikanten Verbesserungen der Haftung. Zu den technischen Daten zählen die hohe Strahlungsintensität von über 200 mW/cm2 bei einer Wellenlänge von 172 nm, eine maximale Behandlungsbreite von 30  cm sowie ein sehr ho44

mogenes Abstrahlfeld. Durch die Kombination mit einer linearen Verfahreinheit und der Möglichkeit, die Atmosphäre zwischen Strahler und Bauteil zu variieren, bietet das Modul eine hohe Flexibilität und ist für prozessnahe Anwendungen geeignet. Vakuumultraviolett-Strahlung (VUV-Strahlung) bietet zahlreiche Vorteile, darunter die kombinierte Feinstreinigung von orga­nischen Kontaminationen und die Aktivierung, selbst bei thermisch empfindlichen Sub­

straten. Der Instant-On-Betrieb vermeidet Vorlaufzeiten und stellt damit eine hohe Effizienz sicher. «Die Anwendungsfelder des Excimer-Moduls sind sehr vielseitig und reichen von Aktivierungen in Kleb-, Bedruck- und Beschichtungsprozessen bis hin zu Haftungsverbesserungen in Spritzguss- oder Direktfügeprozessen von Kunststoffen und Metallen. Ich bin überzeugt, dass diese Lösung unserer Forschung grosse Flexibilität verleiht und es uns ermöglicht,

sehr praxisnahe Versuche für unsere Kunden durchzuführen – angefangen von prozessnahen Experimenten bis hinein in die Upscaling-Phase», so Christian Eck, Projektleiter Oberflächentechnik am SKZ. Kontakt SKZ – Das KunststoffZentrum Friedrich-Bergius-Ring 21 D-97082 Würzburg +49 931 4104-503 m.ruff@skz.de, www.skz.de

1–2/2024


KUNSTSTOFF XTRA

PRODUKTE

Kinderlaufrad mit Kunststoffrahmen Die Fond OF GmbH aus Köln hat ein neues Kinderlaufrad unter dem Markennamen «Affenzahn» vorgestellt. Die AkroPlastic GmbH, Kunststoffcompoundeur aus Niederzissen,

lieferte Compound, Masterbatch und technischen Support. Der Rahmen des Laufrads zeichnet sich durch seinen leichten und stabilen Rahmen aus glasfaserverstärktem Polyamid (Akromid B3 GF 30 1 natural (2464)) aus. Der Laufradrahmen wird im Spritzguss mit Wasserinjektionstechnik (WIT) hergestellt. Dadurch wird das volle Design- und Leichtbau­ potenzial des Werkstoffs mit geschlossenen Profilen ausge-

schöpft, sodass das Komplettrad deutlich unter 4 kg wiegt. Das Laufrad ist laut Herstellerangaben in vier verschiedenen Farben erhältlich. Für die Farbgebung werden Masterbatches von AF-Color, einer Zweigniederlassung der Akro-Plastic GmbH, verwendet, die eine hohe Farbqualität und Beständigkeit garantieren sollen. Der durchgefärbte Rahmen ist somit – im Gegensatz zu einer Lackierung – unempfindlich gegenüber Kratzern o. ä.

Das Laufrad ist mit einem 12" Hinterrad und 14" grossem Vorderrad ausgestattet, was zusätzlich das Überqueren von Hindernissen erleichtert, fast wie bei einem Mountain Bike. Der Rahmen ist kindgerecht designt und der tiefe Einstieg ermöglicht ein leichtes Aufund Absteigen.

hinterlegt. Optische Darstellungen erleichtern die Maschinenbedienung zusätzlich.

Engel (Schweiz) AG CH-8500 Frauenfeld www.engelglobal.com

K. D. Feddersen Holding GmbH D-20097 Hamburg www.feddersen.group

Engel CC300 plus Steuerung Auf der Fakuma stellte Engel die neue Maschinensteuerung CC300 plus vor. Als Ergänzung der Steuerungsfamilie CC300 kombiniert sie verbesserte Personalisierung mit einer optimierten Ergonomie. Das Plus an Ergonomie entsteht durch den dreigeteilten Aufbau der CC300 plus bestehend aus drei Panelen – dem Einschalt-, dem Visualisierungs- und dem Handtastenpanel. Im Einschaltpanel sind die ­üblichen Funktionen zur Benutzeranmeldung, Not-Halt und Schwenkmechanismus enthalten. Das Visualisierungspanel ist, wie bereits bei der aktuellen CC300, mit einem 21,5"-Touch-Monitor ausgestattet. Dieses zentrale Panel ist für die Navigation, Einstellung und allgemeine Displays vorgesehen. Das neu entwickelte Handtastenpanel ist der Kern der neuen CC300 plus. Die auffälligen acht Handtastenpaare vermitteln durch das haptische Feedback der Tasten ein gutes Gefühl für Sicherheit und transparente Kontrolle einer EngelFertigungszelle. Wie bei der 1–2/2024

CC300 sind in der Plus-Vari­ ante alle Handtasten übersichtlich und individuell belegbar. Einzelne Funktionen sind über die Bedienelemente – sei es e-move oder Handtastenpaare – schnell zugänglich. Darüber hinaus können jetzt für das Handtastenpanel mehrere unterschiedliche Settings fest­ gelegt werden, um beispielsweise zwischen der Steuerung des Roboters, der Kernzüge und des Spritzgiessprozesses schnell wechseln zu können. Die neu entwickelte MultitouchFunktion macht es möglich, nicht nur mehrere Bewegungen parallel zu bedienen, sondern dabei gleichzeitig auf dem Bildschirm zu navigieren. Die optimale Arbeitsposition wird benutzerabhängig in der Steuerung

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KUNSTSTOFF XTRA

PRODUKTE

Freeformer 750-3X – Verarbeitung von Hochtemperatur-Kunststoffen Auf der Fakuma fertigte ein neuer Freeformer 750-3X in Hochtemperatur-Ausführung geometrisch anspruchsvolle Lüftungskanäle aus dem Originalmaterial Ultem 9085 (Bild). Dazu lässt sich der Bauraum auf 200 Grad Celsius temperieren, die Plastifizierung des Granulats erfolgt bei bis zu 450 Grad Celsius. Die High-end-Maschine verfügt über drei Austragseinheiten und ist äusserlich nicht vom Freeformer 300-3X zu unterscheiden. Mit rund 750 Qua­ dratzentimetern ist jedoch der Bauteilträger rund 2,5 Mal

grös­ser. Damit lassen sich im Arburg Kunststoff-Freiformen (AKF) auf Basis von Kunststoffgranulat grössere Funktionsbauteile herstellen oder Kleinserien industriell additiv fertigen. Auf der Fakuma waren

dazu zahlreiche AKF-Bauteile zu sehen, darunter z. B. orthopädische Schuheinlagen als Zwei-Komponenten-Bauteile, die sich individuell an das Fussbett anpassen lassen. Die Datenaufbereitung und die von Arburg selbst entwickelte und gefertigte Gestica-Steuerung sind hinsichtlich Prozessstabilität, Bauteilqualität und Bauzeit optimiert. Ergebnis sind signifikant reduzierte Kosten pro Bauteil und ein geringerer Materialeinsatz. Für eine lückenlose Dokumentation und Rückverfolgbarkeit jedes einzelnen Bauteils gibt

es die Kundenportal-App «ProcessLog». Damit lassen sich von im AKF-Verfahren gefertigten Bauteilen vielfältige Prozess- und Bauauftragsdaten übersichtlich grafisch darstellen und dokumentieren. Das sorgt für Transparenz, hohe Teilequalität und kann Ausschuss und Fehlerquoten deutlich reduzieren.

Arburg AG CH-3110 Münsingen +41 31 724 23 23 switzerland@arburg.com www.arburg.ch

Mission PET - Materialreinigung mit modernster Sortiertechnik Das 2023 neu gegründete österreichische Unternehmen Mission PET GmbH in Feldkirchen-Gerling sieht die Mission Kreislaufwirtschaft in der konsequenten Umsetzung einer Wiederverwertung von PET. Die Bandbreite zum Einsatz von recyceltem PET-Material ist

vielfältig. Doch nur hochreines rPET-Material genügt auch den Anforderungen, die denen von Neuware entsprechen. Als erfahrener Projektpartner für den Bereich Sortiertechnik lieferte Sesotec das hochpräzise Sortiersystem Flake Purifier+, das für höchste Reinheit bei Flakes

sorgt. Fehlkunststoffe, Fehlfarben und auch metallische Verunreinigungen werden zuverlässig erkannt und ausgeschleust. Darüber hinaus plante Sesotec rund um das Sortiersystem den passenden Stahlbau, Silo, Anlagensteuerung sowie die BigBag Statio-

nen zur Mischung der PET-Input-Fraktion.

Vertretung Sesotec: Kuma Solution AG CH-5033 Buchs +41 76 804 87 41 www.kuma-solution.ch

Filament-Identifikation direkt im Kunststoff Ein Masterbatch für die Identifikation von Materialien im industriellen 3D-Druck hat die Grafe Gruppe, Blankenhain, entwickelt. Damit lässt sich die Echtheit lizensierter Werkstoffe bereits in dem Filament, die in diesem additiven Fertigungsverfahren verarbeitet werden, sicher und unverwechselbar bestimmen. Als Einsatzgebiete bieten sich derzeit vor allem Prothesen in der Medizintechnik, aber auch systemrelevante Maschinen- oder Automobil­ teile an, die Garantie- oder Regressansprüchen standhalten müssen. Auch andere Branchen wie Möbel, Elektronik 46

oder Consumer können potentiell interessant für den Originalitätscheck sein. Grafe arbeitet einen Marker ins Filament ein, mit dessen Hilfe sich überprüfen lässt, ob das richtige Material verwendet wurde. Er ist permanent im Bauteil und kann nicht entfernt werden. Aufgrund seiner Be-

schaffenheit bietet der Marker somit den perfekten Fälschungsschutz bzw. Originalitätsnachweis. Grafe setzt als exklusiver Entwicklungspartner dabei auf die Sicherheitspigmente von Tailorlux. Das Unternehmen liefert auch das passende Handmessgerät Tailor-Scan 4 dazu, auf das eine auf die Sicherheitsmarkierung eingestellte Referenzdatei geladen wird. Anschliessend zeigt es an, ob die jeweilige Markierung enthalten ist oder nicht. Die Bedienung ist unkompliziert. So lässt sich direkt vom Filament bis zum Bauteil die Originalität des ver-

wendeten Kunststoffs prüfen – auch durch Glas- oder Folienverpackungen hindurch. Darüber hinaus könnten auch Zertifizierungslabore das Material überprüfen. Die zu verwendende Prüfelektronik lässt sich dabei, abseits des Handscanners, auch direkt in ein bestehendes 3D-Drucksystem integrieren.

Grafe Advanced Polymers GmbH D-99444 Blankenhain +49 36459 45-0 grafe@grafe.com www.grafe.com 1–2/2024


KUNSTSTOFF XTRA

PRODUKTE

Ultrapolymers erweitert Portfolio um schlagzähen ASA-Typ Ultrapolymers hat sein Port­ folio technischer Kunststoffe für die Medizin- und Pharmatechnik um den neuen ASATyp Luran S Med 797S SPF30 erweitert, den Ineos Styrolu­ tion speziell für Gehäuse kleiner medizintechnischer Geräte entwickelt hat. Er kombiniert hohe Schlagzähigkeit mit UVBeständigkeit, ist leichtflies­ send für eine einfache Verarbeitung und beständig gegen die branchenüblichen Reini-

gungs- und Desinfektionsmittel. Für die Variante Eco Med 797S SPF30 BC40 kommen erneuerbare Rohstoffe zum Einsatz. Sowohl der Med- als auch der Eco-Med-Typ ist naturfarben und in Weiss erhältlich. Die Eco-Med-Variante mit dem Zusatz BC40 enthält 40 % erneuerbare Rohstoffe. Dadurch verringert sich der CO2-Fussabdruck um bis zu 52 % gegenüber Luran S auf fossiler Basis. Zu den typischen

räte, Digital-Thermometer und Injektorstifte. Wie im Bereich Medizintechnik üblich, weist dieses Produkt einen Notification of Change (NoC) von bis zu 12 Monaten auf.

Anwendungen gehören Gehäuse für Blutdruck-, Blut­ zucker- und Sauerstoffmessge-

Ultrapolymers Deutschland D-86179 Augsburg +49 821 272 33-0 info@ultrapolymers.de www.ultrapolymers.de

Energieeffizientes Verfahren für die Herstellung von ABS-Blends Coperion hat eine Prozesslösung für die besonders energieeffiziente Herstellung von Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (ABS)-Blends entwickelt. Eine zentrale Funktion bei diesem Verfahren übernimmt der Coperion Doppelschneckenextruder ZSK Mc18. Dank der kurzen Verweilzeit der Rohstoffe im ZSK Extruder und der schonenden Produktbehandlung wird mit der Coperion-Prozesslösung eine äusserst hohe Produktqualität von ABS-Blends erzielt.

ABS-Blends bestehen aus dem synthetischen Kautschuk-Polymer HRG und SAN (Styrol-Acrylnitril). Für die Herstellung von ABS-Blends hat Coperion eine besonders effiziente Verfahrenslösung entwickelt. Die ABS-Emulsion tritt nach ihrer Herstellung nass aus einem Reaktor. Sie durchläuft bei der Coperion-Lösung eine Schneckenpresse bevor das HRG – noch immer feucht – über eine Coperion Seitenbeschickung ZS-B stromab in das Verfahrensteil eines ZSK Extru-

ders eingebracht wird. Die energieintensive thermische Vortrocknung des ABS entfällt komplett. Über gravimetrische Coperion K-Tron Dosierer werden SAN und Additive ebenfalls in den ZSK Extruder gegeben. SAN, Additive und HRG werden im ZSK-Verfahrensteil intensiv und homogen vermischt. Sie werden dabei sehr schonend behandelt, so dass das Produkt weder gelbstichig wird noch ein Abbau des Polymers erfolgt.

Im Vergleich zu herkömmlichen Herstellungsverfahren arbeitet die Prozesslösung von Coperion mit deutlich geringerem Energieaufwand. Zudem wird der Anteil an Restmonomeren auf ein absolutes Minimum reduziert.

Coperion K-Tron (Schweiz) GmbH CH-5702 Niederlenz +41 62 885 71 71 info@coperion.com www.coperion.com

Einzeldüse easyFill EH 4010 Meusburger hat sein Programm um die Einzeldüse easy­Fill EH 4010 für ausgewählte Anwendungen erweitert. Sie ist als kostengünstige Alternative zur Einzeldüse smartFill EH 4000 entwickelt worden und wird mit zwei Fliesskanaldurchmessern und in jeweils vier Längen angeboten. Die Düse ist modular aufgebaut und greift auf viele Bauteile aus der bereits existierenden Düsenbaureihe smartFill 1–2/2024

zurück. Durch die Kombination mit neuen, kostengünstigen Bauteilen wurde ein erheb­ licher Preisvorteil realisiert. Die einteilige, beschichtete Düsenspitze gestattet die problem­ lose Verarbeitung der meisten, auch technischen, Kunststoffe. Einschränkungen müssen lediglich hinsichtlich gefüllter Kunststoffe beachtet werden. Die Einzeldüse easyFill wird mit nur einer Regelzone beheizt. Um auf eine zweite Hei-

radien in der Angussbuchse erlauben eine individuelle Auswahl der Düse passend zur Anspritzsituation am Artikel bzw. im Werkzeug und zur ­Anbindung an die Maschinendüse. zung im Bereich des Düsengehäuses und der Angussbuchse verzichten zu können, wurde die Heizleistungsverteilung in der Düsenheizung entsprechend angepasst. Unterschiedliche Düsenköpfe und Anlage-

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