KunststoffXtra 10 2016

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KUNSTSTOFF XTRA

VERARBEITUNG

Automation und identischer Peripherie­ technik mehrfach installiert, so dass das Werkzeug problemlos durchgewechselt werden kann. Normalerweise ergeben sich von Maschine zu Maschine nur sehr gerin­ ge Abweichungen. Grössere Abweichun­ gen der Maschinen- und Prozessparameter oder des Werkzeuginnendrucks von der zuletzt verwendeten Maschine fallen schnell auf und lassen Rückschlüsse auf den Maschinenzustand zu.

Einblick in die Balancierung von Mehrfachwerkzeugen

Bei der Herstellung seines breiten Spektrums technischer Formteile nutzt Fischer zur Qualitätssicherung die Überwachung des Werkzeuginnendrucks.

zu tun. Von daher analysieren wir nicht mit angussnahen Sensoren den Charakter des gesamten Druckverlaufs, sondern sehen uns am Fliesswegende an, ob ein Mindest­ druck vorhanden ist, um das Formteil sau­ ber auszuformen», erläutert Erich Fischer seine Strategie. «Genauso erkennen wir an einem zu hohen Druckniveau die Gefahr einer Überspritzung. Schnell füllen, schnell kristallisieren, schnell nachkühlen und dann entformen – das ist unser Zyklus. Bei Füllzeiten von 0,25 Sekunden brauchen wir keinen Nachdruckverlauf zu analysie­ ren, denn dort bewegt sich bei unserem Formteilspektrum wenig. Gerade wenn wir HighSpeed-Materialien einsetzen, bleibt keine Zeit für Analysen», beschreibt er sei­ ne Erfahrungen mit der Verarbeitung der neuen, mit Nanopartikeln modifizierten niedrigviskosen technischen Kunststoffe. Durch Entwicklung und Werkzeugbau im eigenen Haus nutzt Fischer auch Simulati­ onsprogramme: «Ergebnisse von Füllsimu­ lationen lassen sich nicht hundertprozentig auf die Produktionssituation übertragen, denn im Druckverlauf gibt es Abweichun­ gen zwischen Berechnung und realem Prozess», erklärt Erich Fischer. Dennoch helfen die Simulationsergebnisse auch in der Produktion, denn sie sind Grundlage für die Entscheidung über die optimale Positionierung des Drucksensors: «Ist die Position sinnvoll? Ist die Montage mach­ bar? Ist die Handhabung des Sensors prak­ 44

tikabel? Bei dieser Entscheidung hilft uns die Simulation», so Erich Fischer.

Prozessüberwachung auch bei elektrischen Maschinen In den vergangenen Jahren hat Fischer im Spektrum von 500 bis 4500 kN Schliess­ kraft ausschliesslich in vollelektrische Ma­ schinen investiert und mit inzwischen 55 Stück seinen Maschinenpark auf 70 Ma­ schinen ausgebaut und sogar zwei Voll­ elektrische mit 4500 kN hinzugefügt. Mit vollelektrischen Maschinen hat der Be­ trieb hinsichtlich Präzision und Produkti­ onskonstanz einen wesentlichen Sprung nach vorn gemacht. Aber trotz elektrischer Maschinen bleibt es für Fischer notwendig, «Short Shots» sicher auszuschliessen. Erich Fischer: «Auch an elektrischen Maschinen kommen wir nicht ohne Werkzeuginnen­ drucküberwachung aus. Selbst eine noch so stabile Produktion garantiert uns nicht, dass immer restlos alle Formteile ausge­ spritzt sind.» Unter seinen 70 Spritzgiessmaschinen be­ treibt Fischer nur wenige als Dauerläufer. Auf den meisten Maschinen wechseln die Produkte im Dreischichtbetrieb häufiger, so dass ein sehr zügiges Wiederanfahren der Produktion nach dem Werkzeugwech­ sel notwendig ist. Die meisten Maschinen­ typen sind bei Fischer mit identischer Aus­ stattung, identischer Steuerung, identischer

Martin Weinzettel: «An den Druckverläufen können wir sehr eindrucksvoll sehen, ob die Balancierung stimmt.» Insofern haben Fischer und Weinzettel auch ein Auge auf die neue, automatische Heisskanalbalan­ cierung MultiFlow geworfen, die Kistler als optionales Modul für den CoMo Injection entwickelt hat. Sie synchronisiert das Füll­ verhalten in den Kavitäten eines Mehr­ fachwerkzeugs durch eine gezielte Steue­ rung der Heisskanaldüsentemperaturen. Dieses Konzept würde Fischer die manu­ elle Balancierung des Heisskanals beim Einrichten und das regelmässige Nachba­ lancieren im Serienbetrieb abnehmen. Systeme zur Prozessüberwachung oder Heisskanalbalancierung auf Basis von Temperaturinformationen kommen für Fi­ scher nicht infrage. Erich Fischer: «Selbst­ verständlich überwachen wir die Tempera­ tur des Werkzeugkörpers, um zu erfahren, ob sich die Wandtemperaturen unzulässig verändern. Aber in der Kavität entscheidet für uns allein der erreichte Druck über Gut oder Schlecht.» Mit der Werkzeuginnendrucküberwachung ist Fischer vor Kostenlawinen durch Rekla­ mationen heute sicher geschützt. «Wenn Maschine, Werkzeug, Heisskanal und Ma­ terial ohnehin stimmen, ist die Werkzeug­ innendrucküberwachung ein sehr gutes Tool, um die Qualität zu steigern und Be­ anstandungen auszuschliessen.» Kontakt Kistler Instrumente AG Eulachstrasse 22, CH-8408 Winterthur Telefon +41 (0)52 224 11 11 info@kistler.com www.kistler.com K: Halle 11, Stand B73 n 10/2016


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