Kunststoffxtra 04 2016

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KUNSTSTOFF XTRA

INNOVATIONEN

Open Innovation

Wissen wächst, indem man es teilt

Die Innovationszyklen werden in der globalisierten Welt immer kürzer und die Grenzen auf vielen Gebieten, auch in der Forschung und Entwicklung, immer durchlässiger. Trends und neue Technologien frühzeitig erkennen und aufgreifen, das geht nur mit geöffneten Labortüren. Deshalb nutzen viele Unternehmen heute das Prinzip von Open Innovation (OI). Damit schaffen sie einen offenen Innovationsprozess, in dem abteilungs- und sogar firmenübergreifendes Wissen zusammengeführt wird. Schon lange gilt Open Innovation daher bei Siemens als Mittel der Wahl. So sind Siemens-Experten heute kaum noch an Wissensgrenzen gebunden – die Community der Forscher und Entwickler ist durch webbasierte Austausch-Plattformen und Ideenwettbewerbe weltweit vernetzt. Mitarbeiter diskutieren gemeinsam Probleme, identifizieren die besten Ideen und bringen diese zur Marktreife. Ein Beispiel ist die 1999 gegründete Online-Plattform TechnoWeb, die mittlerweile mehr als 45 000 Mitglieder umfasst. «Viele der hier heiss diskutierten Themen werden auch wirklich zu den Trends von morgen», berichtet Thorsten Krüger von Siemens Corporate Technology (CT), der seit Oktober 2012 das TechnoWeb als technischer Leiter mitverantwortet.

Grenzenloser Ideenaustausch Bei TechnoWeb beschreibt der Fragesteller ein Problem – etwa eine Herausforderung bei einem Entwicklungsprojekt – gibt einen Schätzwert für die Auswirkung auf das Geschäft an und fügt Themen-Verlinkungen, sogenannte Tags, hinzu. Anschlies­send wählt das System automatisch aus, zu welchen TechnoWeb-Mitgliedern diese Anfra30

Bild: Siemens

Wissen nur für sich zu behalten ist längst ein Wettbewerbsnachteil. Mit Open Innovation versuchen Unternehmen, einen offenen Innovationsprozess zu gestalten, der sowohl eigenes Know-how als auch externes Wissen in den Prozess ganzheitlich integriert, um das eigene Innovationspotenzial zu vergrössern. Siemens hat bereits vor Jahren die Weichen für einen schnellen, offenen und gemeinsamen Innovationsprozess gestellt.

Vor fünf Jahren wurde das Deich-Monitoring während eines Ideenwettbewerbs ausgezeichnet. Das Bild zeigt einen Multi-Touch-Bildschirm für die Simulation der Deichkontrolle.

ge passen könnte. «Die Erfahrung zeigt, dass die Fragesteller fast immer mehrere Antworten erhalten – die erste oft sogar bereits innerhalb von 30 Minuten», berichtet Nischita Sudharsan von Siemens CT in München, Projektleiterin von TechnoWeb. «Mit der Plattform lassen sich somit schnell Informationen und Hilfestellungen innerhalb des Siemens-Netzwerks finden», erklärt Krüger. Dank einer App für Smartphones funktioniert das seit Neuestem auch von unterwegs. Neue Ideen generieren durch das Lösen von akuten Fragestellungen – das ist eine Form von Open Innovation. Doch auch mit bewusst angestossenen Wettbewerben entwickeln Forscher neue Ideen. Etwa wenn sie eine Online-Gemeinschaft («Crowd») von mehreren tausend Experten zusammenbringen. Damit diskutieren, entwickeln und priorisieren sie in einem Wettbewerb innovative Ideen zu einem bestimmten Thema. Auch das ist Teil von

Open Innovation. Dass so gewonnene Ideen auch zu Innovationen führen können, zeigt das Beispiel des sogenannten Deich-Monitorings – ein Frühwarnsystem zum Schutz vor Hochwasser – das vor fünf Jahren während eines Ideenwettbewerbs ausgezeichnet wurde.

Wettbewerb der Ideen Von diesen Vorteilen überzeugt, hat Dr. Falk Wottawah, Leiter Visioning and Scouting bei CT zusammen mit seiner Abteilung in den vergangenen Jahren Vorgehensweisen entwickelt, die bei Siemens dazu beitragen sollen, Open Innovation stetig voranzutreiben. Ein gutes Beispiel dafür ist der Siemens-interne Ideenwett­ bewerb «Quickstarter». Das am 1. April 2015 gestartete Pilotprojekt ist ein zunächst innerhalb von Corporate Technology offen gestalteter Kreativwettstreit, bei dem nicht, wie sonst üblich, das Manage4/2016


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