gewordenen Vergnügungs- oder Bildungsreisen nach Ägypten. Wie meistens ist er – dieses Mal mit William Meyer – geschäftlich unter wegs, und zwar in Sachen Verlegung des Rote-Meer-Kabels. Werner nutzt Wartezeiten für Ausflüge zu den beeindruckenden Sehens würdigkeiten in der Region. Um deren Bedeutung allerdings wirk lich schätzen zu können, bedürfe es des geschulten Auges des Ar chäologen, meint er – ihm bleibt angesichts der Bauwerke und Artefakte, dieser Zeugnisse einer untergegangenen Hochkultur, nur Verwunderung. Besonders interessant waren mir die neu entdeckten Apisgrä ber – große, unterirdische Gänge, in denen etwa ein Dutzend große Monstre-Särge von poliertem Granit lagen. In jedem Sarge hätte wenigstens ein halbes Dutzend Ochsen liegen können. Wir wollten erst in den Särgen, von denen einige geöffnet waren, übernachten, doch das Lager war zu hart. Wir lagen ganz bequem in den Gewöl ben auf dem Sande. Am Morgen entdeckte ich eine Hyäne, die eiligst die Flucht ergriff, als sie uns sah. […] Diese ungeheure Toten stadt ist wirklich sehr interessant. Schade, dass man kein Alter tumsforscher ist und sich die Sitten und Gebräuche der dort be grabenen Völker aus den zahlreichen Resten und Inschriften vergegenwärtigen könnte. Mit unseren dummen Augen konnten wir doch höchstens Verwunderung aufsammeln! 46
ßische Gelehrte wurde in den Jahren 1842 bis 1845 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zu einer großen Expedition nach Ägypten geschickt. Was er mitbrachte, waren zahlreiche Hieroglyphenabschriften, Architektur aufnahmen historischer Bauten und topografische Karten. Lepsius war über haupt der Erste, der in Ägypten Ausgra bungen initiierte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Erfor schung des alten Ägypten rasant an
Fahrt auf. Immer mehr Gelehrte zog es an den Nil. Und eine selbst entdeckte Mumie zu präsentieren, g ehörte zu den gesellschaftlichen Großereignissen. In dieser Zeit entstand auch ein umfas sendes altägyptisches Wörterbuch an der Berliner Akademie. Und mit Ludwig Borchardt begannen die wirklich gro ßen Ausgrabungen, bei denen erstmals ganze Bauten und Anlagen freigelegt wurden.
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