Semper!
Jubiläum
28
Kerstin Zeiler, Interviews
Rein hol d Metzner Erster Theatermaler
Sa bine K r e ts c h m e r Gewandmeisterin
»Zur Wiedereröffnung mussten drei Opernund eine Ballettpremiere gleichzeitig ausgestattet werden, und damit der Spielbetrieb im Schauspiel auch weiterging, wurde ich gebeten, eine Kostümassistenz fürs Schauspiel in den gemeinsamen Kostümwerkstätten zu übernehmen. So bearbeitete ich u.a. die schon fertigen Kostüme farblich nach. Dabei fiel mir einmal die Spritzpistole mit Farbe aus der Hand und zog ihre Bahn auf dem orangenen Mantel des Ochs auf Lerchenau aus dem ›Rosenkavalier‹. Die Farbkleckse ließen sich nie ganz entfernen und sind heute noch sichtbar, aber für das Publikum, dank des dazwischen liegenden Orchestergrabens, nicht. Mein Beitrag zur Wiedereröffnung der Oper war also ein nachhaltig ruiniertes Kostüm, obwohl ich ursprünglich das Schauspiel unterstützen sollte.« Ca ro la Sch wa b Ehemalige Tänzerin, heute Jugendreferentin
»Die erste Ballettpremiere im neu eröffneten Haus war die Uraufführung ›Brennender Friede‹. Es war eine spannende Zeit, als wir vom Großen Haus in die neue Semperoper zogen. Die Bühne war auf einmal so groß und das Publikum so weit weg. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, irgendwie mochte ich die Bühne anfangs nicht. Das hat sich aber schnell geändert und heute, 30 Jahre später, liebe ich sie umso mehr, ihre Größe, ihren Geruch und den Blick in den erleuchteten Zuschauerraum.«
30 Jahre Semperoper — 30 Jahre dabei!
»30 Jahre Semperoper – für mich eine Zahl, mit der ich auch privat viel verbinde. Ich bin vor 30 Jahren 30 geworden und arbeite jetzt 30 Jahre hier. Wir könnten quasi zusammen feiern! Ich war erst sechs Wochen dabei und hatte zur Premiere des ›Freischütz‹ abends Bühnendienst. Um die Oper herum war alles abgesperrt, überall stand Sicherheitspersonal, da das ZK der SED mit Erich Honecker erwartet wurde. Am Bühneneingang herrschte strengste Kontrolle und ich kam nur mit Leibesvisitation und Extraausweis ins Haus. Es war schon merkwürdig – die neue Oper sollte für alle Menschen offen sein und wurde bewacht wie die Staatsgrenze der DDR. Nur dass die Menschen alle rein wollten, nicht raus.«
Dietmar Zü hl sdorf Chefmaskenbildner
»Im Zuge der Wiedereröffnung wurde auch das neue Funktionsgebäude bezogen. Dabei merkte man, dass die Räume sämtlicher Ankleider bei der Planung einfach vergessen wurden. Kurz entschlossen stellte die Maskenabteilung ihre zwei Soloschminkräume den Ankleidern zur Verfügung. Das hatte zur Folge, dass die Solomaskenbildner, die ihre Räume dadurch eingebüßt haben, noch heute vor jeder Vorstellung zum Schminken mit ihren Schminkkoffern von einer Solistengarderobe in die nächste wandern. Normalerweise ist es so, dass die Künstler in die Maske zum Schminken kommen. Somit haben wir aus der Not eine Tugend gemacht …«