Semper Magazin No. 2

Page 29

Sophie Becker, Autorin Matthias Creutziger, Fotograf

Optische Täuschung: Zuschauerraum als Bühnenbild von »Il tutore«

scher Verwandlungen, dem Einsatz der vorhandenen Bühnentechnik und Fundusmaterialien, konstruktiver Umsetzungen, um schnellstmöglichen Auf- und Abbau sowie platzsparende Lagerung zwischen den wechselnden Vorstellungen des Repertoirebetriebes zu ermöglichen. Es ist natürlich ein Glücksfall, dass der Sempe­ roper, den künstlerischen Teams und ihm dabei seine eigene Arbeit als Bühnenbildner zugute kommt. Wie für viele Künstler lagen auch bei ihm die Anfänge in der semper kleine szene, wo er 1994/95 ein Tanztheaterstück von Christian ­Schwaan ausstattete. Daraus resultierte eine mehr als zehnjährige künstlerische Partnerschaft Musikalische Leitung

Johannes Wulff-Woesten Inszenierung

Manfred Weiß Bühnenbild

Arne Walther Kostüme

Frauke Schernau Dramaturgie

Sophie Becker Pandolfo/ Intendant/ Der Herr

Matthias Henneberg Lucilla/ Opernsängerin/ Das Fräulein

Nadja Mchantaf Claudio/ Mosca/ Regieassistent/ Verkäufer

Tom Quaas Hausmeister

Hannes-Detlef Vogel

mit dem Tänzer, Choreografen und mittlerweile Wiesbadener Ballettdirektor Stephan Thoss, die Arne Walther an zahlreiche andere Theater führte. An der Arbeit mit Thoss schätzt Arne Walther vor allem die intensiven Recherchephasen und die dramaturgische Denkweise. Den Bühnenbildern für die Ballettklassiker von Vladimir Derevianko und Aaron S. Watkin wiederum näherte er sich auf gänzlich andere Art und Weise: Dort genoss Arne Walther es, aus dem Vollen zu schöpfen und sich mit Traditionen – im Handwerk, der bildenden Kunst, der Ballettgeschichte – auseinanderzusetzen: »Weil bei der Abstraktion oft die Romantik auf der Strecke bleibt, man aber trotzdem romantisch veranlagt ist.« Die Arbeit an »Il tutore« führt nun ­diese beiden Interessensgebiete zusammen. Intermezzi sind eine von der commedia dell’arte beeinflusste Frühform der komischen Oper. Erzählt wird die Geschichte eines alternden Mannes, der mit aller Kraft sein attraktives Mündel heiraten möchte, die naturgemäß ihren gleichal­ trigen Freund bevorzugt und sich nur mit List und Tücke gegen diese Zwangsehe wehren kann. Regisseur Manfred Weiß hat eine deutsche Textfassung geschrieben, die eine » Theater-auf-dem-Theater«Situation etabliert und eine Gruppe von Künstlern zeigt, die wiederum »Il tutore« auf Italienisch einstudieren. Dabei kommt es zu turbulenten Verwirrungen und Verwechslungen der beiden Ebenen ... Das

Bühnenbild spielt mit Abstraktion und Elementen barocker Theaterästhetik – so gibt es zum Beispiel einen traditionell gemalten Prospekt, der den Zuschauerraum der Semperoper en miniature spiegelt. Hier ist es natürlich von Vorteil, dass Arne Walther die Kollegen in den Werkstätten und ihre besonderen Fähigkeiten kennt und sehr schätzt ... Im Team gemeinsam mit Manfred Weiß, dem musikalischen Leiter Johannes Wulff-Woesten und der Kostümbildnerin Frauke Schernau wurde intensiv die Frage diskutiert, wie man eine einstmals so populäre Form wie das Intermezzo heute gerade auch für Opernneulinge zugänglich machen kann. Denn der Bezug in Stückwahl und Bühnenbild auf die erste Blütezeit des Dresdner Hauses soll kein Geschichtsunterricht sein, sondern führt direkt in unsere Zeit: Wieso ist die Semperoper, auch jenseits des Gebäudes und der Tradition, eine Institution, auf die man stolz sein kann? Oder, anders gesagt: Warum machen wir Theater, was soll das Theater?

Premiere

3. Oktober 2010, 11 Uhr Weitere Vorstellungen

10. Oktober, 11 Uhr; 26. Oktober, 20 Uhr; 31. Oktober, 11 Uhr; 17. April, 11 Uhr Tickets 11 Euro


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Semper Magazin No. 2 by Semperoper Dresden - Issuu