REDACTION Bildungsstreik

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Wieder einmal streiken wir für bessere Bildung Doch wofür gehen wir dieses Jahr eigentlich auf die Straße? Klar gibt es die altbekannten Forderungen nach kleineren Klassen, kostenfreier Bildung für alle und die Abschaffung des 3-Klassen-Schulsystems. Doch wir wollen das Augenmerk auf eine andere, aktuelle Veränderung im Bildungsbereich legen, welche massive Folgen für uns alle haben kann. Die rot-grüne Landesregierung hat beschlossen den Stundensatz der LehrerInnen, welche sowieso schon überarbeitet sind, zu erhöhen. Abgesehen davon gibt es auch weiterhin Erhöhungen des Materialgeldes und die zu tragenden Selbstkosten steigen vor allem an berufsbildenden Schulen rasant.

Nur was hat das eigentlich mit uns Lernenden zu tun? Zum ersten Punkt: die Lehrkörper in Niedersachsen sollen eine Pflichtstunde zusätzlich leisten. Das hört sich erst mal gar nicht so schlimm an, ist aber langfristig ein echtes Problem. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten im Durchschnitt schon fast 55 Stunden die Woche. Eine weitere Unterrichtsstunde bedeutet zusätzliche Vorbereitungszeit und zusätzlichen Stress. Darunter leiden nicht nur die LehrerInnen, sondern auch wir Schüler. Der Unterrichtsstoff wird durch den zusätzlichen Druck noch weniger vorbereitet, unsere LehrerInnen sind genervter und Kurs- und Klassenfahrten passen auf Dauer einfach nicht mehr ins Kontingent der Lehrkräfte.

Dass wir Schüler die horrenden Kosten für Materialgeld und Bücher blechen müssen ist, in Anbetracht der Tatsachen, ein Unding. An vielen Schulen gibt es nicht einmal Büchereien, weshalb jährlich mehrere 100 Euro für Bücher ausgegeben werden müssen. Die Regierung hat at komischerweise komi knapp 40 Milliarden Euro für die Bundeswehr und deren neue Waffensysteme, doch wenn es um die Bildung geht, heißt es, es gäbe kein Geld. Kein Geld für mehr Lehrkräfte, kein Geld für Schulmaterialien und keins für alle sonst so anfallenden Kosten, sei es nun das Mittagessen in der Schule oder die BusBus und Bahnfahrten. Ein anderes andere Beispiel wären die 1 Billion Euro,, die für die Rettung von Banken und Konzernen verprasst wurden. Und wer leidet darunter? Wir! Die Jugend und die Arbeiterklasse badet adet den Scheiß aus, den die Wirtschaft zu verantworten hat. Denn wir müssen im Endeffekt mit den Kostenerhöhungen in jedem Lebensbereich leben und wir haben mit mangelhafter Bildung und Ausbildungs Ausbildungsund Arbeitsplatzmangel zu kämpfen.


Das bestehende Bildungssystem ist nicht im Interesse der Bevölkerung. Also auch nicht im Sinne einer Demokratie und die wird in diesem Land doch immer so angepriesen. Nein! Es ist im Sinne der Wirtschaft. So wie alles andere auch. Im Mittelpunkt steht das Wachstum und die Stabilität. Die Bedürfnisse der lernenden und arbeitenden Jugend sind unwichtig. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Politik keine Sekunde nachdenkt, wenn sie sich zwischen Mensch und Kapital entscheiden muss. Dem müssen wir entschieden entgegentreten. Doch dies ist

nur möglich, wenn sich der Fokus verändert und das wird er im Kapitalismus niemals. Deshalb ist es notwendig eine Gesellschaft aufzubauen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht. Wir wollen keine Kriege, keine Bevormundung! Wir wollen ein ei demokratisches Miteinander. Und deshalb ist es an der Zeit die Zukunft sozialistisch zu gestalten. Eine Gesellschaft in der jeder nach seinen Bedürfnissen und seinen Fähigkeiten leben, lernen und arbeiten kann. Wälzen wir die Verhältnisse um. Lassen wir uns die ewige Bevormundung und unsere Position auf dem Abstellgleis nicht mehr gefallen.

Für den Sozialismus! Was hat der Schulstreik mit Kapitalismuskritik zu tun? Auf Bildungsstreikdemos kommen immer wieder Forderungen nach einem besseren und vor allem gerechten Bildungssystem, diese sind selbstverständlich richtig und wichtig! Auch tauchen immer wieder Forderungen nach der Überwindung des Kapitalismus auf und warum auch diese Forderungen richtig und wichtig sind und vor allem warum sie Dich als Schüler betreffen wollen wir im folgenden Text erklären!

Was hat Kapitalismus mit Schule zu tun? Der Kapitalismus ist ein System, in dem bestimmte Menschen (wir nennen sie

„Kapitalisten“) aufgrund Ihres Reichtums über die Arbeit von anderen Menschen (diese nennen wir „Arbeiter“) verfügen können. Diese Arbeiter erarbeiten den Reichtum und die Profite der Kapitalisten, da diese meisten selber gar nicht mehr arbeiten. Das Ziel eines jeden Kapitalisten ist es seinen Profit zu vergrößern, damit sie im Wettbewerb mit anderen Kapitalisten nicht untergehen. Das Ziel jedes Arbeiters ist es seinen Lohn zu erhöhen, damit er vernünftig Leben kann. Diese beiden Ziele passen aber nicht zusammen, denn wenn die Löhne der Arbeiter erhöht werden, werden sinken die Profite der Kapitalisten. Daher werden diese Löhne


auch nicht einfach so erhöht, sondern nur wenn die Arbeiter dafür kämpfen und streiken. Durch solche Arbeitskämpfe und Streiks können also im Kapitalismus die Löhne erhöht werden, trotzdem kann ein Arbeiter im Kapitalismus nie den gesamten von Ihm produzierten Reichtum bekommen. (Sonst würde ja der Kapitalist gar keinen Profit mehr machen und ziemlich schnell in der Konkurrenz untergehen). Wenn die Arbeiter also nicht mehr ausgebeutet werden wollen, sondern den gesamten Reichtum den sie produzieren haben wollen, muss der Kapitalismus überwunden werden!

Was hat das bitte schön mit dem Bildungssystem zu tun? Die Folgen dieses Problems, was im Kapitalismus leider unlösbar ist, finden wir auch im Bildungssystem wieder. Ein Großteil aller Schüler wird irgendwann in der Zukunft gezwungen sein seine Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt zu verkaufen, um halbwegs vernünftig leben zu können. Mit dem technischen Fortschritt werden immer weniger Arbeitskräfte benötigt, um immer mehr Waren herzustellen, die Arbeitskräfte die jedoch noch benötigt werden müssen diese technisch weiterentwickleten Maschinen aber auch bedienen können. Also muss neben dem technischen Fortschritt auch der Bildungsstand der Arbeiter verbessert werden. Hier und da müssen Schülerinnen und Schüler schon in der Schule an neuen technischen Geräten lernen, diese müssen also schon in der Schule bereitgestellt und erklärt werden. Somit steigen die Kosten für die Bildung immer weiter an. Täglich hört man irgendwo, dass es nicht genug gut ausgebildete Fachkräfte gibt

oder dass die Schüler oder Studenten zu faul geworden sind. In Wirklichkeit ist aber etwas Grundlegendes falsch, denn wie gesagt gute Bildung kostet Geld! Es muss folgerichtig in die Bildung investiert werden. Aber diejenigen, die sich später aus unserer Arbeitskraft Profite aneignen wollen, stellen sich heute hin und sagen, dass sie nicht für die Bildung bezahlen wollen. Sie sagen es nicht nur sie tun es auch nicht und daher müssen die Arbeiter selber für die Schule ihrer Kinder bezahlen, sei es durch Schulgeld, Büchergeld, Kopierkosten oder umverteilt durch die Steuern die die Arbeiter bezahlen.

Kommen wir also wieder zum Kapitalismus. Die Kapitalisten brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, die ihre Maschinen bedienen können, um so ihren Profit zu maximieren. Gut ausgebildete Fachkräfte fallen aber nicht vom Himmel, ihre Bildung muss finanziert werden, aber eine Finanzierung auf Kosten der künftigen Profiteure (Kapitalisten) drückt auf ihre heutigen Profite. Dieser Teufelskreis von Zwang nach guten Fachkräfte und Zwang den Profit zu maximieren ist nur eine anderer Form des selben Grundproblems im


Kapitalismus. Und dass dieses Grundproblem im Kapitalismus nicht lösbar ist haben wir ja oben schon beschrieben. Wenn wir also wirklich eine gerechte Bildung haben wollen, müssen wir irgendwann das Grundproblem des Kapitalismus überwinden und dies geht nur in dem wir den Kapitalismus im Ganzen überwinden!

Kapitalismus überwinden? Ist es wirklich notwendig den Kapitalismus zu überwinden, wenn wir doch nur besser Bildung haben wollen? Den Kapitalismus zu überwinden ist ein ziemlich großer Schritt und dies zu Fordern ist eine sehr weitreichende Forderung, dies ist uns durchaus bewusst! Klar können auch im Kapitalismus Verbesserungen erkämpft werden und daher unterstützen wir als sozialistische deutsche Arbeiterjugend auch jeden Kampf für eine Verbesserung der Lern-, Arbeits- und Lebensbedingungen. Daher sind wir auch bei Bildungsstreiks, bei Lohn- und Verteilungskämpfen dabei und unterstützen beispielsweise momentan die Tarifkämpfe im Einzelhandel. Das Grundproblem jedoch können wir nicht im Kapitalismus lösen und daher kann es

unter kapitalistischen Bedingungen nie eine wirklich gerechte Bildung und auch nie eine gerechte Wirtschaft geben.

Was steht also heute auf dem Programm? Die SPD- Grüne Landesregierung will angeblich in die Bildung investieren, dies fänden wir ja sehr gut! Nur leider will sie das Geld zum investieren durch Einsparungen auf Kosten der Lehrer erreichen, was wir wiederrum überhaupt nicht gut finden! Das Geld für die Bildung muss unseren Erachtens nach bei den Banken und Konzernen geholt werden, immerhin wollen diese später ausgebildete Fachkräfte haben. Momentan leben in Niedersachsen über 80 000 Millionäre. Es geht also heute um die Umverteilung der Reichtümer von oben nach unten, dies ist die Aufgabe die auf der Tagesordnung steht! Das Grundproblem des kapitalistischen Bildungssystems wird allerdings, selbst bei einer wirklich Umverteilung, das Ziel einer gerechten und guten Bildung nicht erreichen. Hierzu muss also der Kapitalismus überwunden werden und eine neue Gesellschaft geschaffen werden.

Diese neue Gesellschaft nennen wir den Sozialismus! Und diesen werden wir nicht geschenkt bekommen, wir müssen ihn uns gemeinsam erkämpfen!


Wer meckert, soll auch Alternativen anbieten? Das können wir! Aus Cuba lernen, heißt siegen lernen! Das cubanische Bildungssystem.

Wie funktioniert das cubanische Bildungssystem? Zuerst einmal ist dieses Bildungssystem dreigliedrig, allerdings nicht wie in der BRD, dass nach Leistung unterschieden wird. Laut der cubanischen Verfassung gibt es eine zentrale Bildungsplanung und einen gleichen Lehrplan für alle Schulen, was einigen Problemen, die in der BRD beispielsweise beim Abi auftauchen, vorbeugt. JedeR CubanerIn hat 9 Jahre Schulpflicht. Das beinhaltet die Unterstufe, die Sekundarstufe und die Univorbereitung. Zuerst besuchen alle bis zur 9. Klasse nach der Unterstufe die Sekundarstufe, die 99% der SchülerInnen abschließen. Danach ist es den SchülerInnen überlassen, ob sie eine

Ausbildung anfangen wollen oder sich in der Univorbereitung auf ihr Studium vorbereiten. Es gibt natürlich Gespräche mit den LehrerInnen, ob sie weitermachen sollen, allerdings werden sie nicht, wie in der BRD beim Gymnasium abgelehnt, denn JedeR bekommt einen Schulplatz. Dass dies allen möglich ist liegt unter anderem daran, dass es genügend Schulen und vor allem genügend LehrerInnen auf Cuba gibt.

Fakten zu Schulen und SchülerInnen Von ca. 11 Millionen Einwohnern auf Cuba gehen 2,4 Millionen Kinder auf insgesamt 12.600 Schulen, in Deutschland gehen von ca. 82 Millionen Einwohnern 10,755 Millionen auf 38.377 staatliche Schulen. Das sind in Cuba ca. 22% Schulbesuchende und in Deutschland ca. 13% in staatlichen Schulen. Die Zahlen sprechen für sich und der Grund liegt unter anderem im Bildungssystem. In Deutschland wäre das den Zahlen nach eine Schule auf 280 SchülerInnen und auf Cuba eine Schule auf 190. Im Bereich der Bildung ist Cuba laut UNESCO eines der am weitesten entwickelten Länder der Welt. So gut wie alle Kinder und Jugendliche besuchen Schulen 6-7 Stunden in 220 Unterrichtstagen im Jahr, was einer der höchsten Standards der Welt ist, dazu kommt eine durchschnittliche Klassenstärke von 12 SchülerInnen.


Aber warum ist das sozialistische Bildungssystem anders? Cubas Nationalheld Jose Martí sagte einmal „Um frei zu sein, muss man gebildet sein“ (Para ser libre hay que ser culto) und genau das nehmen die CubanerInnen sich zu Herzen. Schon an den Bildungsausgaben am BIP (Bruttoinlandsprodukt) ist sichtbar, wer mehr für Bildung investiert und wer weniger, hier eine kleine Übersicht: Bildungsausgaben am BIP von 2010/2011 • • • • •

Cuba 12,9% Schweden 7% USA 5,6% Großbritannien 5,6% Deutschland 5,1%

Auf Cuba ist Bildung für alle CubanerInnen kostenlos und alle haben ein Recht darauf, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Religion, sozialer Herkunft, politischer Einstellung oder Behinderung. Dieses Recht ist in ihrer Verfassung verankert und der Staat trägt die Verantwortung dafür, allen jungen CubanerInnen Bildung zugänglich zu machen. Allerdings entscheidet

nicht nur der Staat darüber, wie der Schulbesuch aussehen soll. Es gibt eine demokratische Beteiligung der gesamten Gesellschaft an der Volksbildung, ein Beispiel: der kommunistische Jugendverband UJC (Unión de Jóvenes communistas) hat nicht nur einen Einfluss auf den Unterrichtsstoff, sondern auch die Verpflichtung sich dafür einzusetzen, dass in der Schule alles Erforderliche gelehrt wird. Die CubanerInnen haben schon längst erkannt, dass die Zukunft in den Händen der Jugend liegt und diese brauchen Bildung. Etwas wie „Mediengeld“, das wir an einigen Schulen in der BRD zahlen müssen, kennen sie nicht. Das Mensaessen oder Studentenwohnheime werden ebenfalls vom Staat bezahlt, genauso wie die nötigen Materialien wie Bücher. Hier wird ein großer

Unterschied deutlich: auf Cuba brauche ich keine wohlhabenden Eltern, um sicher einen guten Schulabschluss zu bekommen, denn die guten Bedingungen sind unabhängig vom Geldbeutel der Eltern gegeben! Doch der kleine rebellische Inselstaat mit dem Produktionsniveau eines Entwicklungslandes ist der


Weltwirtschaftsmacht BRD noch in weiteren Punkten voraus: Einige Errungenschaften haben wir eben schon genannt, aber nochmal eine kleine Übersicht: •

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Die Analphabeten Rate auf Cuba liegt nur bei 0,2% in der BRD dagegen bei ca. 9,1% Die Klassenstärke liegt bei durchschnittlich 12 SchülerInnen Der LehrerInnen Anteil auf Cuba ist 1:42, in der BRD 1:79 Die Bildung ist kostenlos und für alle zugänglich Auch Materialkosten oder Kosten für Mensaessen fallen weg

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Es gibt eine demokratische Beteiligung aller am Bildungssystem 99% aller SchülerInnen schließen die 9. Klasse ab In der Verfassung ist eine zentrale Bildungsplanung festgelegt, sowie die Pflicht des Staates diese zugänglich zu machen 60% der Jugendlichen gehen studieren

All dies ist ein Beweis dafür, dass ein besseres Bildungssystem möglich und vor allem längst überfällig ist.

Mit einer guten Bildung, gehört die Zukunft der Jugend!

Die Zukunft muss sozialistisch sein! Wenn Schule krank macht… Burnout ist längst auch Klassenzimmern angekommen.

in

den

Mit dem Umstieg auf das G8 wurde in den Gymn asien ein Jahr Unterrichtszeit gestrichen. Der Stoffumfang hat sich aber in der Regel nicht verringert. Für viele SchülerInnen sind die Anforderungen daher kaum noch zu bewältigen. Sie sind überfordert. Und ist es schwer, Hilfe zu finden: „Wenn wir mit LehrerInnen über das Problem reden, sind die auch oft ratlos. Sie verstehen uns, aber wissen nicht, wie sie den vorgegebenen Stoff in den wenigen Unterrichtsstunden durchdrücken sollen. Allen ist bewusst, dass uns dieser Leistungsdruck kaputt macht“, berichtet Leo,

der in München aufs Gymnasium geht. Leo ist 17 Jahre alt. Nächstes Jahr soll er sein Abi machen. Den Druck spürt er schon jetzt: „Ich habe vier Tage die Woche Nachmittagsunterricht bis 16 oder 17 Uhr und bin danach meistens ausgelaugt und nicht mehr in der Lage noch Hausaufgaben zu machen oder zu lernen.“ Und andererseits: „Aus Angst vor unangekündigten Tests, schwänze ich dann manchmal auch die Schule, um den Stoff aus dem Unterricht nachzuholen.“

Burnout-Faktor Schule In der Berufswelt ist Überlastung lange schon zur Normalität geworden. Der Begriff


„Burnout“ ist in diesem Zusammenhang in aller Munde. Gemeint ist damit ein Zustand der totalen Erschöpfung. Müdigkeit, sinkende Leistungsfähigkeit und Unlust sind Zeichen ständiger psychischer Belastung. Man zieht sich zurück, vernachlässigt Kontakte zu Freunden und Familie, ist depressiv gestimmt und stark suchtgefährdet. Dauerstress und Erschöpfung häufen sich mit dem zunehmenden Leistungsdruck in der Arbeitswelt. So sind die durch Burnout bedingten Arbeitsausfälle von 2004 bis 2012 um 700% angewachsen – Tendenz weiter steigend. Doch Leistungsdruck gibt es eben nicht nur in der Berufswelt, sondern folgerichtig auch in der Schule. Unter diesem Druck leidet das Sozialleben – für Hobbies, Freizeit und Freunde bleibt dann keine Zeit mehr. Leo schiebt Krankheitstage vor, um zu lernen und verpasst damit Unterricht, den er wieder nachholen muss. Er gerät damit in eine Abwärtsspirale, die krank macht und die Burnout-Gefahr enorm erhöht.

Ein „unsichtbares“ Phänomen Anders als in der Arbeitswelt gibt es bisher keine wissenschaftlichen Befunde über das Ausmaß von Burnout-Fällen bei SchülerInnen, denn das Phänomen ist gesellschaftlich kaum sichtbar. Aufgrund des sich zuspitzenden Leistungsdrucks steigt die Burnout-Gefahr vor

allem während der Abschlussphase. Weil danach aber meist erstmal Leerlauf angesagt ist, fallen Burnouts gar nicht auf. Es kommt z.B. nicht zu krankheitsbedingten Fehltagen an einem Arbeitsplatz, die von den Krankenkassen statistisch erfasst werden könnten. Aber wer nach seinem Schulab schluss in ein tiefes Loch fällt, sich von der Außenwelt abkapselt und sich nicht mehr motivieren kann für seine bisherigen Zukunftspläne (z.B. die Bemühung um einen Ausbildungs- oder Studienplatz); wer einfach nur fertig ist und daher für einen längeren Zeitraum seinen Arsch nicht mehr hochkriegt, der zei gt deutliche Symptome von Burnout. Wenn dann noch die Eltern schweigen, weil sie sich sorgen, was denn die Nachbarn denken könnten, bleibt das Problem gänzlich unsichtbar. Sichtbar werden Burnout-Fälle unter SchülerInnen hingegen leider oft erst, wenn es zu spät ist: Lucas, der in München zu den ersten G8-Absolventen gehörte, berichtet aus seiner Schule, dass sich in drei Jahren zweimal SchülerInnen wenige Wochen vor den schriftlichen Prüfungen das Leben genommen haben, weil sie dem Leistungsdruck nicht mehr Standhalten konnten. Beide waren normale SchülerInnen, hatten FreundInnen in der Schule und waren beliebt. Doch beide haben sich in den Monaten vor den Prüfungen immer mehr zurückgezogen und sich von ihrem sozialen Umfeld isoliert. In der Fachliteratur gilt Selbstmord übrigens als eine „extreme Verarbeitungsform“ und Folge des massiven Sinn- und Motivationsverlusts, der mit Burnout einhergeht.


Gegen-Druck Bereits vor Jahren hatte der Bayrische Lehrerund Lehrerinnenverband (BLLV) vor einer Zunahme von Burnout-Symptomen bayrischer OberstufenschülerInnen gewarnt: „Viele Schülerinnen und Schüler sind bereits wenige Wochen nach Schulbeginn erschöpft, müde und ausgebrannt“, hieß es in einer Pressemitteilung. Als Ursache wurde der zunehmende Leistungsdruck durch die Einführung von G8 genannt. Heute haben auch immer mehr LandesschülerInnenvertretungen erkannt, dass Schule krank macht und kämpfen gegen das G8. Die LSV Nordrhein-Westfalen führt z.B. zurzeit dagegen eine Kampagne durch. In ihrer Resolution schreibt sie: „Wir wollen so viel Zeit zum Lernen haben, wie wir brauchen. Wir wollen kein G8!“ Mit Podiumsdiskussionen, Straßentheatern und einer Aktionswoche soll die Forderung nach der Abschaffung des G8 verbreitet und diskutiert werden. Aber die

Schulzeitverkürzung und der Druck, der daraus für uns SchülerInnen resultiert, sind keine zufällige Phänomene, die lediglich auf die Unfähigkeit einzelner BildungspolitikerInnen zurückgehen. Dahinter steckt System, und zwar das Profitsystem. Denn Schule ist im Kapitalismus kein Selbstzweck, sondern zielt in erster Linie auf die Nutzbarmachung potenzieller Arbeitskräfte für das kapitalistische Wirtschaftssystem. Deshalb wird eingespart, wo es möglich ist und Bildung nur so lange und so viel gewährt, wie es nötig ist, um Arbeitskräfte in ausreichender Zahl und Qualität zu „produzieren“. Die Folgen für uns SchülerInnen: Druck. Leistungs- und Konkurrenzdruck. Diesen Druck müssen wir gemeinsam ablassen, indem wir unsererseits Gegen-Druck auf den Staat ausüben und uns zusammen mit unseren SchülerInnenvertretungen gegen Lernzeitverkürzung und Selektion einsetzen.

Wer wir sind und was wir wollen! Die SDAJ, Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend, ist eine Selbstorganisation von Schülerinnen und Schülern, Auszubildenden, jungen Arbeiterinnen und Arbeitern, Studentinnen und Studenten, die in Deutschland leben, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Pass. Wir kämpfen für eine Welt ohne Ausbeutung und Rassismus, für eine Welt, in der die Menschen und nicht die Konzerne und Bosse das Sagen haben. Für uns ist der Sozialismus die Alternative für die wir kämpfen.

Diese Alternative werden wir nicht allein durch Verbesserungen der bestehenden Verhältnisse erreichen, sondern dafür brauchen wir einen Bruch mit diesem System, dem Kapitalismus. Für uns ist dieser Bruch, den wir im Kampf um notwendige Verbesserungen unserer Lebensbedingungen erreichen wollen, unvermeidbar um eine sozialistische Gesellschaft zu erreichen. Wir sind deshalb eine antikapitalistische und revolutionäre Organisation. Wenn Du etwas verändern willst, musst Du etwas dafür tun. Wenn Du aber nur allein kämpfst, oder nur bei spontanen Aktionen


dabei bist, wirst Du auf Dauer nicht viel gegen die Herrschenden ausrichten können. Die Herrschenden haben einen großen Apparat auf den sie zurückgreifen können und sind gut organisiert. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns auch organisieren, um gemeinsam und solidarisch zu handeln. Wir haben uns in der ganzen BRD in der SDAJ zusammengeschlossen, weil wir nicht allein, sondern gemeinsam unsere Ziele erreichen wollen.

Widerstand gegen Rechts Wir wollen die verschiedenen Bereiche, in denen Jugendliche sich für ihre Rechte einsetzen miteinander verbinden. Widerstand gegen Arbeitslosigkeit und fehlende Lehrstellen, gegen Rüstung und Auslandseinsätze der Bundeswehr, gegen Nationalismus, rassistische Anschläge und das Auftreten alter und neuer Nazis – dies alles und noch vieles mehr gehört zusammen.

Internationale Solidarität Die SDAJ ist eine internationalistische Organisation, die Grenzen verlaufen nicht zwischen Völkern, sondern zwischen Klassen, zwischen oben und unten. Wir verstehen uns als Teil der weltweiten demokratischen, antiimperialistischen und sozialistischen Jugendbewegung. Wir treten für die Verstärkung der Zusammenarbeit der weltweiten fortschrittlichen Kräfte gegen alle Formen von national oder regional überheblicher Politik ein.

Antimilitarismus Während ein Sparpaket der Regierung das andere jagt und angeblich kein Geld für Arbeitsplätze und Ausbildungsstellen da ist,

werden jedes Jahr neue Rüstungsgüter wie z.B. Panzer und Kampfjet bestellt und gekauft. Die neue Strategie der Bundeswehr hat weitere Auslandseinsätze zum Ziel, überall dort wo die wirtschaftlichen und politischen Interessen gefährdet sein könnten. Das hat nichts mit sogenannten “humanitären” Militäreinsätzen zu tun. Die Bundeswehr ist ein Mittel, mit dem die BRD zur Weltmacht aufsteigen will. Für diese Vorhaben braucht die Bundeswehr andere Jugendliche – einen neuen “Kämpfertyp”, für den töten und getötet werden keine Fremdwörter sind. Neonazis und Jugendliche mit rechtsextremen Weltbild werden von der Bundeswehr verstärkt angezogen. Die aufgedeckten Skandale innerhalb der Bundeswehr sind keine Einzelfälle, sondern zeigen nur, welches Gedankengut bei Soldaten und Offizieren vorherrscht.

Antifaschismus Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch. Die etablierten Parteien übernehmen immer mehr rechte Positionen. Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, Überfälle auf anders Aussehende und Andersdenkende sind ein Erge bnis der Rechtsformierung der letzten Jahre. Erkämpfte demokratische und soziale Rechte werden immer weiter zurückgedrängt. Konservative bis faschistische Ideen bestimmen einzelne Themen: von Asylpolitik über “Innere Sicherheit” bis zur Bildungspolitik. Alte Nazis bekommen in der BRD Renten, während WiderstandskämpferInnen und Opfern des Faschismus eine angemessene Entschädigung seit Jahrzehnten verweigert wird. Wir stellen uns den rechten Parteien in den Weg. Wir benennen die Rechtsentwicklung


bei den bürgerlichen Parteien und treten den Nazis auf der Straße entgegen. Wir setzen uns für die Rehabilitierung der Opfer des Faschismus und eine angemessene Entschädigung ein. Unsere Vorbilder sind diejenigen, die überall in Europa und der Welt Widerstand gegen den deutschen Militarismus und Faschismus geleistet haben. Wir gedenken der Opfer der Nazimassenvernichtung und des deutschen Angriffskrieges.

Was tun?! Auch in Göttingen ist eine SDAJ Gruppe aktiv. Wir setzen auf die Zusammenarbeit von allen Jugendlichen, die sich wehren, wir wollen die verschiedenen Kämpfe zusammenführen. Uns geht es um die Entwicklung einer Bewegung der verschiedenen Kräfte, die Einfluss ausübt und ihren Protest auf die Straße trägt. Zahlreiche und vielfältige Aktionen vor Ort, in Städten und Stadtteilen sind dafür Voraussetzung – gegen Nazis, gegen Rüstung, für Bildung und Ausbildung und vieles mehr. Wir kämpfen für eine Politik im Interesse aller

Jugendlichen. Dies gilt im Kampf gegen Militarismus ebenso, wie im Kampf um bessere Bildung und Ausbildung, für Demokratie und Arbeit. So wie jetzt darf es nicht weitergehen – wir müssen selbst eine andere Politik erkämpfen. Die einzige Alternative zum heutigen Kapitalismus ist eine Gesellschaft, die auf den Interessen und Bedürfnissen der Mehrheit der Menschen aufgebaut ist – eine sozialistische Gesellschaft. Wir vertrauen auf unsere eigene Kraft und Entschlossenheit. Wir wollen hier heute etwas bewegen und solidarisch miteinander handeln.

Dazu brauchen wir auch Dich – Mach mit in der SDAJ! www.SDAJ.ORG und www.niedersachsen.sdaj-netz.de

Gruppentreffen jeden Montag 18:00 Uhr Rotes Zentrum Göttingen Lange-Geismar-Str. 2

Facebook: SDAJ Göttingen und SDAJ niedersachsen


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