Schlagt sie tot! Von Eva Sommestad Holten Aus dem Schwedischen von Jana Hallberg
1. AKT SZENE 1 Das Jahr 1518. SCHLOSSKIRCHE ZU WITTENBERG. Reliquien, Messen und Gebete mit den entsprechenden Requisiten zur sinnlichen Wahrnehmung – Weihrauch, flackerndes Licht, gefühlvolle Bilder. Eine sehr innige und intime Atmosphäre. Priester singen an verschiedenen Altären ihre Messen. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, der mächtigste Fürst Deutschlands und Freund des Kaisers, hat als eine Art Mentor den jungen Landgrafen Philipp von Hessen, 14 Jahre alt, unter seine Fittiche genommen. Er hat seinen Sekretär Spalatin gebeten, Philipp die große Reliquiensammlung, sein ganzer Stolz, zu präsentieren. SPALATIN: Euer Exzellenz, Landgraf Philipp, hier, vom Großen Kurfürsten Friedrich, einige seiner berühmten Reliquien … PHILIPP VON HESSEN: Er hat tausende davon, nicht wahr? SPALATIN: Bislang haben wir 17 443 heilige Gegenstände gezählt. … Hier ein Span vom Kreuze Christi. Die Sammlung wurde im 14. Jahrhundert angefangen. … Ein Daumen der Heiligen Anna, … und etwas Heu aus der heiligen Krippe. PHILIPP VON HESSEN: Das bringt wohl ordentlich Geld in die Kasse? SPALATIN: Ja, in der Tat, davon kann unsere neue Universität bezahlt werden. … Milch von der heiligen Jungfrau … KURFÜRST FRIEDRICH: Unterbricht: Der kleine Philipp – in guten Händen! Mein Sekretär Spalatin ist auch ein brillanter Humanist. Als Fürst sollte man sich stets mit den klügsten Köpfen umgeben! 1