Elena Mendoza_Fremdkörper/Variationen_EP14125

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MENDOZA

Fremdkörper / Variationen

für Violoncello, Klavier, Inside Piano Spieler bzw. Performer und Schlagzeug

Partitur

ELENA MENDOZA

Fremdkörper / Variationen

für Violoncello, Klavier, Inside Piano Spieler bzw. Performer und Schlagzeug (2015)

Fremdkörper/ Variationen

Kompositionsauftrag der Alten Oper Frankfurt im Rahmen des Musikfests 2015, „Goldberg-Variationen“

Ensemble ascolta gewidmet

Besetzung

1. Violoncello. Zubehör: Haarspange oder Krokoklammer (siehe Spielanweisungen)

2. Klavier (Flügel mit mittlerem Pedal. Deckel abgebaut). Zubehör: Großer Schwamm, eine oder zwei Weinflaschen, Kamm, zwei Schrauben, zwei Bündel Geigenbogenhaaren, Plektron (siehe Spielanweisungen)

3. Inside Piano Spieler bzw. Performer. Spielt auch vier Crotales mit Kontrabassbogen:

4. Schlagzeug (1 Spieler): Marimba (kleines c - c4) Vibraphon (kleines f - f3) Glockenspiel

4 Crotales:

2 Bongos 2 Congas

3 Temple Blocks (hoch/mittel/tief)

Spring Drum (ca. 12 cm Durchmesser, z.B. Marke "Remo")

Mittleres Tam-tam

Zubehör: Weinglas mit der Tonhöhe fis2 (mit oder ohne Wasser gefüllt. Es kann auch auf mehreren Gläsern gespielt werden)

Insgesamt werden drei Kontrabassbögen benötigt (zwei für Schlgz. und eins für Inside piano Spieler)

Für den Performer werden bei Zf. VI zusätzlich ein kleiner Tisch (ca. 75 x 75 cm oder kleiner) und ein Stuhl benötigt.

Schlagzeug

Stuhl

Tisch

Inside Piano Spieler Piano

Licht

Ziffer I bis V: Normales Konzertlicht

Ziffer VI: Spot auf den Performer am Tisch. Vlc., Pno. und Schlgz. werden verdunkelt, Pultleuchten werden eingeschaltet.

Spielanweisungen

Allgemein

Das Stück kreist um die Fragen: Was bedeutet “Fremd”? Was bedeutet “Eigen”? Was bedeutet “Integrieren”? Was kann passieren, wenn sich eine selbstverständliche Umgebung plötzlich verändert? Wie nehmen wir dann das Fremde und das Eigene wahr?

Aus einem Kern mit heterogenen klanglichen Materialien (Ziffer I) entwickeln sich vier musikalische Variationen (Ziffer II bis V). Es ist allen gemeinsam, daß verschiedene Gegenstände (“Fremdkörper”) zum Musizieren verwendet werden. Diese Gegenstände werden bei Ziffer V vom Inside piano Spieler eingesammelt und auf den Tisch gestellt. Ziffer VI ist schließlich eine szenische Variation: Der Inside piano Spieler wird zum Performer und seine Aktionen mit den Gegenständen am Tisch werden von den Instrumentalisten mit Klängen aus dem vorangegangenen Stück synchronisiert (siehe genaue Erklärung in der Partitur, Zf. VI – 1). Dieser Teil muß bei den Proben entwickelt und sorgfältig inszeniert werden, wenn nötig mit der Hilfe einer außenstehenden Person.

- Dauer: Insgesamt ca. 18 Minuten (ca. 11.30 Zf. I-V// ca. 5.30 Zf. VI)

- Die Vorzeichen gelten nur für die Note, vor der sie stehen.

- Vierteltöne werden als Leittöne oder als Erzeuger von Schwebungen benutzt.

Notation:

oder erhöht

oder erniedrigt

- Allmählicher Übergang zwischen zwei Spielarten

- Glissandi immer sofort ansetzen. Die Ausgangsnote hat keinen eigenen Wert.

- Dynamik in Anführungsstrichen: Bezieht sich auf die dynamische Bandbreite der Aktion, nicht die des klingenden Ergebnisses.

Violoncello

- Zubehör: Eine ca. 5 cm lange Haarspange oder eine Krokoklammer, die an der A-Saite zwischen Griffbrett und Steg befestigt wird (ungefähr auf der Höhe Cis 4). Beim Pizzicato erklingt ein Gongartiger Ton. Die Saite wird um ca. ½ Ton erniedrigt. Notation (transponierend und immer pizzicato):

- Mit übermäßigem Druck

- Mit dem Bogen der Saite entlang

- Mit dem Bogen schnell der Saite entlang und zurück

- Hoher Ton ad. lib.

- C.l.b. = Con legno batutto// S.p.= Sul ponticello

- Zubehör:

Ein großer Schwamm (z.B. zum Auto putzen). Wird auf mehrere Saiten gelegt, um diese mit etwas Druck von einer Hand zu dämpfen und mit der anderen zu spielen. Die Tonhöhe soll deutlich wahrnehmbar bleiben. Notation:

Eine 0,75 l Weinflasche. Der Boden soll gerillt oder wie auch immer etwas rauh sein. Nach dem Anschlag mit der Taste wird die stehende Flasche der Saite entlang mit etwas Druck geschoben. Das klangliche Ergebnis ist ein irrationales Glissando plus hohe „quietschende“ Obertöne. Zur Hilfe kann man vorher etwas Kolofonium auf den Boden der Flasche reiben.Es kann auch mit mehreren Flaschen gespielt werden. Notation:

Tonhöhe der Saite,auf der die Flasche liegt

Ende der Saite

Anfang der Saite (nah am Spieler)

Ein mittelkleiner Kamm. Damit wird quer über die Saiten im höchsten Abschnitt (wahlweise auch die Saiten hinter dem Steg) gefahren. Es entsteht ein Clusterglissando, in dem sich die Tonhöhen der Saiten und die eigenen Tonhöhen der Kammzähne mischen.

Notation:

Vier Schrauben (4,8 mm Durchmesser x 13 mm Länge). Damit werden die Tonhöhen es2 und f2 (dreichörig) präpariert, und zwar jeweils:

1 Schraube zwischen der mittleren und der rechten Saite auf halber Länge

1 Schraube zwischen der linken und der mittleren Saite auf ¼ Länge

Klingendes Ergebnis: Glockenartiger Klang, ca. eine Quinte plus ein Viertelton tiefer als die Originaltonhöhe

Notation: Zwei Bündel Geigenbogenhaare. Diese werden jeweils an den Saitenpaaren kl.a/ kl.b und d1/es1 angebracht. Die Saiten werden durch abwechselnd links und rechts Ziehen der Haarbündel gestrichen. Notation:

Darüber hinaus ein mittelharter Plektron, der nicht in die Performance benutzt wird. Damit werden die Saiten schnell hin und her gerieben (Tremolo).

Notation: z

- Plektron oder Fingernagel auf der angegebenen tiefen umsponnenen Saite entlang ziehen (klangliches Ergebnis: “Guero”)

- Schlag mit der Handfläche auf den Baßsaiten

- Tremolo mit dem eben beschriebenen Schlag

- Clusters sind immer chromatisch

Schlagzeug

- Zubehör: Weinglas mit der Tonhöhe fis2 (mit oder ohne Wasser gefüllt). Es kann auch auf mehreren gespielt werden.Notation:

& & &

Mit Filzschlegel geschlagen

Nach dem Schlagen nach vorne und hinten bewegen („Vibrato“) Mit feuchtem Finger streichen (wird extra angegeben)

- Spring drum:

Die Wellenlinie gibt annähernd die Amplitude der Bewegung der Feder an (klein = leise, groß = laut)

+ o + o + o + Seitliches Resonanzloch abwechselnd öffnen und schließen

- Glockenspiel und Crotales klingen immer zwei Oktaven höher als notiert.

- Notation Bongos und Temple-Blocks:

3 T. Blocks Congas Bongos

/ /

Elena Mendoza, 2015

Tonhöhen ad lib. im höchsten Saitenabschnitt. Jedes Mal variieren. Schlag immer

Haarklammer auf

2

l.v. Nimmt S.D. und Glas in die selbe Hand

Höchster Saitenabschnitt

Guckt die Flasche an und stellt sie auf den Tisch. Geht dann zurück zum Flügel

Guckt den Kamm an und stellt ihn auf den Tisch. Geht dann züruck zum Flügel U

Macht Schrauben während des Spiels allmählich ab

Schrauben ganz weg

Legt Schrauben und Schwamm auf den Tisch.

Nimmt Glas und Glasschlegel vom Schlagzeuger, stellt sie auf den Tisch

1

2

Nimmt Haarspange vom Cello weg (während des spielens), legt sie auf den Tisch

Licht: Allmählich Spot auf Tisch/ Vlc., Pno., Perc. verdunkeln (Pultleuchten an)

Setzt sich an den Tisch, nimmt Glas und Schlegel

Performance am Tisch mit instrumentaler Synchronisation

PERFORMER

Gegenstände auf dem Tisch: Glas, Flasche, Kamm, Haarspange/ Krokoklammer, Schwamm, Schrauben, Schlegel.

Aktionen mit den Gegenständen, die einen Klang oder Geräusch hervorrufen würden, werden stumm ausgeführt und von den Instrumentalisten (Vlc., Pno., Schlgz.) klanglich synchronisiert. Die Aktionen sollen ruhig, mit viel Zeit ausgeführt werden und der Performer soll stets ernsthaft und konzentriert bleiben, auch wenn seine Handlungen eine komische Wirkung entfalten. Es soll eine poetische, leicht ironische Stimmung entstehen.

Die Aktionen können ad. lib. wiederholt werden. Bei Ziffer 1 sollen sie sich vermehrt auf das Glas konzentrieren.

Dauer Gesamt Ziffer 1: ca. 2 Min.

Beispiele von Aktionen (andere sind auch möglich):

- Mit Schlegel auf Glas

- Glas mit feuchtem Finger streichen (stumm!)

- Mit dem Glas/ der Flasche auf dem Tisch schlagen und anschließend schieben (wie vorher im Flügel)

- In der Flasche pusten

- Mit Finger am Kamm entlang fahren

- Tisch/Glas/ Flasche mit Schwamm rubbeln

- Schwamm wringen

- Schrauben ins Glas werfen (stumm!)

- An Haarspange/ Krokoklammer zupfen

INSTRUMENTALISTEN (VLC., PNO., SCHLGZ.)

Aktionen des Performers phantasievoll mit Klängen aus dem vorangegangenen Stück synchronisieren. Die Synchronisation soll plausibel aber nicht unbedingt realistisch sein. Klänge mit Tonhöhen sollen um folgende Zentraltöne kreisen: Beispiele von Klängen (andere sind auch möglich): Perc. VIOLONCELLO:

Pno. 1

SCHLAGZEUG UND KLAVIER:

Pno.

PERFORMER

Horcht in das Glas hinein. Bleibt in dieser Position unbeweglich.

INSTRUMENTALISTEN

Aktionen wie bei Ziffer 1, aber etwas zügiger ausgeführt. Sie sollen sich vermehrt auf die Flasche konzentrieren. Die Dauer des gesamten Abschnitts soll geringer als bei Ziffer 1. sein.

INSTRUMENTALISTEN

Synchronisation wie bei Ziffer 1. Klänge mit Tonhöhen sollen um folgende Zentraltöne kreisen:

PERFORMER

Horcht in die Flasche hinein. Bleibt in dieser Position unbeweglich.

PERFORMER

Die Aktionen dienen jetzt in erster Linie nicht der Klangproduktion, sondern einer alltäglichen Handlung: die Vorbereitung eines Getränks. Z.B.:

- Glas mit Schwamm putzen

- Schrauben ins Glas stecken und schütteln (wie beim Cocktail)

- Haarklammer am Rand des Glases befestigen (wie ein Stück Obst)

- Glas mit Flasche befüllen

Diese Aktionen sollen etwas zügiger und entschiedener ausgeführt werden als die davor. Die Dauer des gesamten Abschnitts soll geringer als bei Ziffer 2. sein.

INSTRUMENTALISTEN

Synchronisation wie bei Ziffer 1. und 2. Klänge mit Tonhöhen sollen um folgende Zentraltöne kreisen:

PERFORMER

Trinkt aus dem Glas. Bleibt in dieser Position unbeweglich.

INSTRUMENTALISTEN

Gedämpfte

Elena Mendoza (b. 1973) is a native of Seville, Spain, where she studied German language and literature. This was followed by studies in piano and composition in Saragossa with Teresa Catalán, in Augsburg with John Van Buren, in Düsseldorf with Manfred Trojahn and at the Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin with Hanspeter Kyburz. She held scholarships at various institutions, including the Ensemble Modern Akademie in Frankfurt. Elena Mendoza lives and works in Berlin, where she holds a position as Professor of Composition at the University of the Arts.

Elena Mendoza (*1973) stammt gebürtig aus Sevilla in Spanien. Sie studierte Germanistik in ihrer Heimatstadt sowie Klavier und Komposition in Saragossa bei Teresa Catalán, in Augsburg bei John Van Buren, in Düsseldorf bei Manfred Trojahn und an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin bei Hanspeter Kyburz. Mehrere Stipendien führten sie u.a. an die Ensemble Modern Akademie in Frankfurt am Main. Elena Mendoza lebt und arbeitet in Berlin, wo sie als Professorin für Komposition an der Universität der Künste lehrt.

Photo © Noel Matoff
Elena Mendoza

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