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Bachs H-Moll-Messe
Grandioses Konzert des Thames Philharmonic Choir
Von Hans-Joachim Knopf
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Unser englischer Partnerchor, der Thames Philharmonic Choir, führte Ende März Bachs
H-Moll-Messe (BWV 232) in der vollbesetzen, fast 1000 BesucherInnen fassenden Cadogan Hall in London-Chelsea auf. Eine eindrucksvolle Aufführung nach nur dreimonatiger Probenzeit.
Bachs außergewöhnliches Werk
Bachs monumentale Messe in H-Moll sprengt mit zwei Stunden Aufführungsdauer den Rahmen einer Messe. Vieles spricht aber dafür, dass J. S. Bach niemals vorhatte, dass diese Messe in ihrer Gänze aufgeführt wird. Der Kompositionsprozess aller Sätze liegt mindestens zwischen 1733 und 1748, die letzten Sätze entstanden also nur kurz vor dem Tod des Komponisten.
Bachs Chorwerk lässt sich in vier Sektionen unterteilen: Kyrie und Gloria, Symbolum Nicenum (Credo), Sanctus und schließlich das Hosanna mit dem Benedictus und dem Agnus Dei – und diese konnten so individuell zu verschiedenen Anlässen aufgeführt werden. Die ersten beiden Sätze, Kyrie und Gloria, wurden wahrscheinlich anlässlich der Krönung des katholischen Herrschers August III. 1733 komponiert. Dagegen wurde das Sanctus, Benedictus, Hosanna und Agnus Dei erst in den späten 1740ern fertiggestellt. Damit ist die H-Moll Messe das letzte große Vokalwerk Bachs und eines seiner bedeutendsten. Der Choranteil an der Messe ist sehr dominant. Die H-Moll-Messe deckt das gesamte Spektrum menschlicher Emotionalität von tiefster Verzweiflung bis höchsten Jubel ab. Als Spätwerk verkörpert und unterstreicht es zweifelsohne nochmals Bachs Glaube und Ehrfurcht vor Gott.
Überzeugende musikalische Leistung
Es ist beeindruckend, welche musikalische Klasse der Thames Philharmonic Choir in die Cadogan Hall zauberte. Unter der Leitung des erst 27-jährigen Harry Bradford muss die Leistung umso mehr hervorgehoben werden, als die Einstudierung dieses rund zweistündigen Werks erst im Dezember 2022 begann. Der Chor war präsent und folgte dem Dirigat von Bradford aufmerksam. Der
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Dirigent zog den Chor und das Endelienta Baroque-Orchester in seinen Bann. Er gab die Einsätze präzise und artikulierte auch eindrucksvoll mit Mimik und Gestik, wie er sich die Interpretation vorstelle. Nur an wenigen Stellen hätten die Einsätze des Chors noch etwas dominanter sein können, geschuldet dem Umstand, wenn die Augen zu sehr an der Partitur kleben.
Daisy Livesey (zusammen mit Claire Ward) und Hera Protopapas (im Duett mit Sarah Anne Champion). Selbstbewusst und ohne erkennbare Nervosität konnten sie in ihren jeweiligen Duetten absolut begeistern. Gratulation!
Der Sinfonische Chor freut sich auf seine englischen Freunde des Thames Philharmonic Choir, die vom 19. bis 22. Mai in Konstanz zu Gast sein werden. 40 Jahre Freundschaft zwischen den Chören sind zu feiern. Wie könnte das schöner zelebriert werden als mit einem großen gemeinsamen Konzert am 20. Mai um 17 Uhr in der Kirche St. Stephan?
Ein begeistertes Publikum spendete am Konzertende anhaltenden Applaus
Foto: Hans-Joachim Knopf
Auch die Solistinnen und Solisten wussten zu überzeugen. Claire Ward (Sopran) und Sarah Anne Champion (Mezzosopran) ebenso in ihren Partien wie David de Winter (Tenor) und Charles Cunliffe (Bass-Bariton). Beeindruckend das Duett von Claire Ward und David de Winter. Besonders hervorzuheben sind allerdings die beiden neben den Solistinnen aufgetretenen Stipendiatinnen des Thames Philharmonic Choir
Anstoßen auf ein grandioses Konzert des TPC v.l.n.r.: Julie Kendrick, Sue Mason, Alan Mockford (Vorsitzender REA), Sandra Macniven (Vorsitzende TPC), Harry Bradford und HansJoachim Knopf Foto: privat
400 + 3
Oratorienchor St. Gallen
Palmsonntagskonzert anlässlich des 400-jährigen Bestehens des Chores
Von Herbert Baumgartner
Ja, es gibt wirklich Chöre, die älter sind als unser Sinfonischer Chor, viel älter! Am 1. und 2. April 2023 gab der Oratorienchor St. Gallen ein Festkonzert anlässlich seines 400-jährigen Bestehens. Aufgrund der Corona-Beschränkungen konnte die Aufführung allerdings erst drei Jahre später erfolgen. Unser neuer Partnerchor im Dreibund ist der älteste Gesangsverein der
Schweiz und damit einer der ältesten Chöre weltweit. Sein Ursprung geht auf acht Gymnasiasten zurück, die sich erstmals im Januar 1620 zum gemeinsamen Musizieren zusammengefunden hatten.
Palmsonntagskonzerte sind seit 164 Jahren fester Bestandteil der Aktivitäten des Oratorienchors St. Gallen und gleichzeitig Höhepunkt des Jahresprogramms. Zur Aufführung kamen dieses Jahr zum Festakt

Zwickers Ohr der Menschheit und Brahms
Ein deutsches Requiem .
Das Requiem von Brahms wurde in St. Gallen seit 1898 bereits zum 10. Mal gespielt. Bei der Uraufführung 1867 war Brahms erst 33 Jahre alt. Das Werk machte ihn weithin bekannt und war zur damaligen Zeit eine kleine Revolution, da das Requiem nicht auf lateinischen Texten basiert, sondern als eine eigene Sammlung von Bibelzitaten auf deutsch verfasst ist.
Dem Requiem vorangestellt war die eigens für den Festakt komponierte Uraufführung von Ohr der Menschheit, würdest du hören? des St. Galler Komponisten Alfons K. Zwicker. Es handelt sich um die Vertonung von Gedichten von Nelly Sachs, einer Jüdin, die nur knapp dem Holocaust entkam und 1966 den Literaturnobelpreis erhielt.
Die Aufführung erfolgte in großer Besetzung unter zusätzlicher Nutzung der seitlichen Empore der stimmungsvollen, ausverkauften St. Laurenzenkirche. Der Oratorienchor St. Gallen wurde ergänzt durch den Frauenchor der Berufsfachschule für Musik Mittelfranken und den YOUthCHOR, einem neu gegründeten Chor
Jugendlicher, der den Part der „Chor der Ungeborenen“ in Zwickers Werk übernahm. Das 1877 gegründete Sinfonieorchester St. Gallen begleitet den Chor seit vielen Jahren. Solisten waren Hanna Zumsande (Sopran) und Kristjan Johannesson (Bariton). Die Gesamtleitung oblag Uwe Münch.
Der Kontrast von Zwickers Ohr der Menschheit zu Brahms Requiem hat fürwahr einen spannenden Rahmen für die 400-Jahrfeier geliefert. Die Qualität und das harmonische Zusammenwirken der Chöre, des Orchesters und der Solisten war beeindruckend. Das begeisterte Publikum dankte den Akteuren dieses außergewöhnlichen Konzerts mit stehender Ovation. Wir können uns wirklich freuen, diesen Chor als Mitglied im Dreibund begrüßen zu dürfen.
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