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1 Eine Gründung in schwieriger Zeit
Vorgeschichte 1939 hatte sich die Union Académique Internationale (UAI), eine internationale Dachorganisation von Akademien der Geistes- und Kulturwissenschaften, mit dem Vorschlag an Hans Nabholz gewandt, die geisteswissenschaftlichen Fachgesellschaften der Schweiz aufzunehmen. Dafür hätten sich diese jedoch national organisieren müssen, da es zu dem Zeitpunkt noch keine Akademie gab. Nabholz war rasch bereit, sich diesbezüglich zu engagieren. Er lud verschiedene Exponenten der Fachgesellschaften zu einer ersten Sitzung nach Bern ein, wobei er all jene Disziplinen adressierte, die noch nicht Teil einer bestehenden oder, im Falle der Medizin, einer im Werden begriffenen nationalen Dachgesellschaft waren. So gingen Einladungen auch an den Schweizerischen Juristenverein, die Schweizerische Gesellschaft für Statistik und Volkswirtschaft oder an die Freunde Ostasiatischer Kunst. Die zukünftige Vereinigung der Gelehrten Gesellschaften sollte sich dabei nicht einfach mit ihrem Beitritt zur UAI zufriedengeben, sondern sich darüber hinaus auch für die Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit den angeschlossenen Körperschaften einsetzen. Die für den September 1939 einberufene Gründungssitzung konnte dann allerdings im Zuge des Kriegsbeginns nicht mehr abgehalten werden, sie wurde «auf Friedenszeiten» verschoben.1 So lange mochte Nabholz dann aber doch nicht warten. Im September 1943 gelangte er mit einem Schreiben an den Präsidenten der Gesellschaft für Kunstgeschichte und erinnerte diesen an die Verhandlungen vom Frühjahr 1939, die zum Ziel gehabt hatten, eine «Vereinigung der geisteswissenschaftlichen schweizerischen Gesellschaften unter einer Dachorganisation» ins Leben zu rufen.2 Auf das Anliegen wurde prompt ein weiteres Mal eingegangen, nun aber vonseiten der Nationalen Vereinigung Schweizerischer Hochschuldozenten, einer Organisation von Hochschullehrern aus allen Disziplinen, der selbstredend auch Nabholz angehörte. Inzwischen war ein Zusammenschluss der geisteswissenschaftlichen Fachgesellschaften im Interesse einer «Hebung ihrer wissenschaftlichen Leistungen»3 und im Hinblick auf eine Wiederaufnahme der Beziehungen mit ausländischen Wissensorganisationen nach Kriegsende zu einem Desiderat geworden. Denn es war immer deutlicher geworden, dass die Geisteswissenschaften während des Zweiten Weltkriegs im Vergleich zu den Vorjahren an Ansehen verloren hatten.4 Ihr konkret-praktischer Nutzen wurde in den Nachkriegsjahren europaweit stark