Tardis

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TARDIS Magazin // A different view on fashion // Summer 2014

EU 5 € , UK 6 £ , US 10 $

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2 TARDIS INHALT


3 TARDIS HELLO

Fashion LifestylE Issue Summer 2014

Hello, du hĂ€ltst gerade TARDIS in den HĂ€nden. NatĂŒrlich hast du nicht hier angefangen zu lesen sondern hast schon einmal durchgeblĂ€ttert. Jaaaa, erwischt! Mir ist es total egal den dieses Magazin richtet sich an alle Liebhaber von der urbanen Mode-Kultur, diejenigen die sich jedes mal ĂŒberraschen lassen wollen von neuen verrĂŒckten Ideen und kreativen Neugestaltungen. Dabei muss man auch mal das Magazin drehen. Der Untertitel soll „A different view on“ heißen und bestimmt das GefĂŒhl welches ich beim gestalten hatte und immer gerne verfolge und somit auch anderen Leuten zeigen möchte, wie herrlich das sein kann. Einfach mal ein Foto zu schießen von einer SehenswĂŒrdigkeit, kann wirklich jeder, aber stattdessen könnte man doch den sonnigen Himmel, den Eisstiel am Boden oder die chinesische Touristengruppe neben einem festhalten. Denn den Eiffelturm sehe ich auch in besserer QualitĂ€t in der Google-Bilder Suche. Der nĂ€chste Sommer kommt bestimmt bald, denn was wĂ€re der Sommer ohne Winter, ziemlich langweilig. Herzlichst: Yannik Schulz


Produktionsfoto aus dem Film 2001- Odessey im Weltraum. Mobiles Telefonieren war damals noch nicht erfunden.

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WELT RAUM KIND Sci-Fi erlebt eine Renaissance


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Space Odyssey // In diesem Film wird kaum gesprochen. Er dauert 143 lange Minuten. 95 davon gehören der Stille oder der Musik von Komponisten wie György Ligeti und Richard Strauss. „2001 - Odyssee im Weltraum“ ist ĂŒber weite Strecken Ă€sthetisch eher Ballett als das, was man heute unter „Science Fiction“ versteht. Dass der Film trotzdem seit 45 Jahren als unerreichter Höhepunkt des Genres gefeiert wird, ist vor allem der an Wahnsinn grenzenden Akkuratesse des Regisseurs zu verdanken. Der Kontrollwahn Kubricks, ĂŒber den nun erstmals ein Buch erschöpfend Auskunft gibt („The Making of Stanley Kubrick‘s ‚2001: A Space Odyssey‘“), erstreckt sich auf alle Bereiche der Produktion. Allein der Weg zur Entwicklung des Rechners HAL 9000, den manche Kritiker als den einzigen echten Charakter im Film bezeichneten, ist eine Odyssee fĂŒr sich. Beteiligt daran war auch der Schriftsteller Arthur C. Clarke. Am 31. MĂ€rz 1964 schrieb Kubrick einen bewundernden Brief an den in Sri Lanka lebenden Clarke: „Ich wollte mit Ihnen schon immer die Möglichkeit diskutieren, einen sprichwörtlich richtig guten ScienceFiction-Film zu drehen“. Clarke antwortete umgehend, ein „richtig guter Science-Fiction-Film ist seit vielen Jahren ĂŒberfĂ€llig“. Kubrick und Clarke trafen sich am 22. April 1964 in New York und mochten einander auf Anhieb. Unberechenbarer Killer im Weltraum Clarke selbst war weniger Romancier als ein Raumfahrt-VisionĂ€r. Heute wĂŒrde man ihn als einen Nerd bezeichnen. Schon 1945 hatte Clarke in einem Aufsatz ĂŒber „Die drahtlose Welt“ den Einsatz geostationĂ€rer Satelliten vorhergesagt, sein erstes Buch ĂŒber „Interplanetare FlĂŒge“ steckte voller mathematischer Berechnungen fĂŒr Reisen, an die damals noch niemand zu denken wagte. Beide spazierten durch die Stadt, sprachen ĂŒber Anthropologie, Astronomie, Astronauten - und setzten sich an ein erstes Drehbuch: „A Journey beyond the Stars“. Darin war HAL 9000 zunĂ€chst ein humanoider Roboter namens „Socrates“, dann ein Computer namens „Athena“ mit weiblicher Stimme. Beide waren noch als nĂŒtzliche Helfer konzipiert. Involviert in die Entwicklung waren Experten von IBM. Am Ende bestand HAL nur aus einer herkömmlichen Kameralinse, rotem Licht und einer sorgfĂ€ltig ausgesuchten, „nicht zu amerikanischen“ (Kubrick) und möglichst milden Stimme. Es soll einige Schwierigkeiten gemacht haben, IBM zu erklĂ€ren, dass der von ihnen mitentwickelte Computer sich in der finalen Drehbuchfassung in einen unberechenbaren Killer verwandelt hatte. Mysteriöser Holzklotz WĂ€hrend HAL als körperloser Bösewicht in die Filmgeschichte eingehen sollte, lieferte IBM auch die Idee fĂŒr eine kuriose Fußnote - die gefilmt wurde, spĂ€ter aber nicht ihren Weg in den Film fand. Dabei handelte es sich um kleine Tafelrechner mit Touchscreens, an denen die Astronauten ihre Zeitungen lesen. Die GerĂ€te erinnern stark an heutige Tablets, was zeigt, wie akribisch Kubrick und sein Team das technisch Machbare durchdachten. WĂ€hrend an den meisten, auch neueren, Science-Fiction-Filmen sehr schnell der Zahn der Zeit nagt, wirken viele Details und Szenen in „2001“, als wĂ€ren sie erst gestern gedreht worden - und das, obwohl 1966 von der heute eingesetzten CGI-Technik nicht einmal getrĂ€umt werden konnte. Umso verblĂŒffender, mit welchen Taschenspielertricks manche Effekte umgesetzt wurden. Ein in der Schwerelosigkeit im Shuttle schwebender Kugelschreiber war nur auf einer Glasplatte aufgeklebt. Aufnahmen mit im Weltall schwebenden Astronauten wurden mit Zirkusequipment an Modellen in RealgrĂ¶ĂŸe und vor einem an der Studiodecke angebrachten schwarzen Hintergrund gedreht, wobei die Kamera vom Fußboden nach oben filmte. Auf diese Weise waren die Seile an der Decke vom Körper des Stuntman verdeckt, und es entstand die Illusion, die schwerelose Szene von der Seite zu beobachten.

Beim außerirdischen Monolithen, dem ursprĂŒnglich als Pyramide geplanten zentralen Mysterium des Films, handelte es sich um einen mit schwarzer Farbe gestrichenen und mit einer speziellen Graphitmischung beschichteten Holzklotz. Davon gab es aus guten GrĂŒnden gleich mehrere. Ein Mitarbeiter des Studios erinnerte sich: „Es war ein Alptraum, das Ding sauber zu halten. Aus irgendwelchen GrĂŒnden zog es Staub an. Wir stellten es auf die BĂŒhne, und - zack! - war es mit Staub bedeckt. Du dachtest: ‚Oh Gott! Ob Stanley das sehen wird?‘ Und wenn irgendwer seine Hand darauf legte, hieß es: ‚Schluss mit dem Shooting! ZurĂŒck ins Atelier damit und neu einsprĂŒhen!‘“. DarĂŒber hinaus warf die Beschichtung unter der Hitze der Scheinwerfer Blasen, die den Eindruck makelloser HĂ€rte störten. Supercomputer auf dem Trödelmarkt Um die Dinge mĂ€chtig und groß erscheinen zu lassen, wurden sie von einer auf Schienen an ihnen entlangfahrenden Kamera abgefilmt, bei der in drei Stunden das Material fĂŒr drei Minuten zusammenkam. Allein an der finalen Einstellung mit dem in einer Fruchtblase ĂŒber der Erde schwebenden Kind, im Film nur zehn Sekunden lang, wurde Film fĂŒr acht Stunden verbraucht. Einmal kam es bei den extrem aufwendigen „Außenaufnahmen“ der Objekte im Raum zu einer folgenschweren Panne. Bei der Sichtung des Testmaterials zuckte das Schiff plötzlich von einer Bildschirmseite auf die andere: „Was zum Teufel war das?!“, brĂŒllte Kubrick entsetzt. Es stellte sich heraus, dass die fraglichen Aufnahmen an einem Samstag im Juli 1966 gemacht worden waren - und alle Techniker im Studio vor dem Fernseher das WM-Finale zwischen Deutschland und England verfolgt hatten. Die FreudensprĂŒnge der Crew beim Siegtor der EnglĂ€nder hatten den Boden schwingen lassen und die Aufnahme ruiniert. Alle Requisiten - die riesigen Modelle der Raumschiffe, der Monolith, das Rad - lagerten jahrelang in den MGM-Studios in Borehamwood. Bis Stanley Kubrick aus Angst, seine Exponate wĂŒrden fĂŒr andere Filme zweitverwertet werden, eines Tages ihre Vernichtung anordnete. So landete alles auf dem MĂŒll und ist fĂŒr immer verloren. Fast alles jedenfalls: 2009 entdeckte ein junger Mann bei einem TrödelhĂ€ndler in London die originale BenutzeroberflĂ€che von HAL 9000, von der mehrere angefertigt worden waren. Er kaufte sie fĂŒr ein paar Cents. Ein Jahr spĂ€ter wurde diese letzte Requisite vom Auktionshaus Christie‘s versteigert. FĂŒr mehr als 20.000 Euro.


Serge Dublin 2013

KUNST 6 TARDIS KUNST


Marie von der Heydt 2014

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MODE Lissabon liebt seine Fashion Aventgarde

Lissabon // Portugal fashion Ă© hoje mais que um acontecimento de moda, Ă© sinĂłnimo de cultura, modernismo e de aposta na promoção da imagem nacional. O PORTUGAL FASHION iniciou em 1995, um percurso ambicioso, no sentido de fomentar uma Cultura de Moda em Portugal, nessa altura praticamente inexistente. A motivação principal residia na alteração do paradigma de desenvolvimento de um sector tĂŁo estratĂ©gico como o TĂȘxtil, sustentando-o em factores dinĂąmicos de competitividade, que contribuĂ­ram para alterar a imagem do TĂȘxtil portuguĂȘs. A emergĂȘncia e consolidação desta cultura de moda e principalmente a mudança do paradigma de desenvolvimento do sector sĂŁo normalmente processos lentos. Contudo, os resultados tĂȘm aparecido evidenciados, a nĂ­vel nacional, numa apetĂȘncia diferente pelo fenĂłmeno Moda, explicitada por numerosos indicadores (n.Âș de desfiles de moda, n.Âș de marcas nacionais, n.Âș de pontos de venda de marcas nacionais, n.Âș de revistas da especialidade, n.Âș de profissionais da especialidade, n.Âș de escolas de design e estilismo, etc.) e pelo aumento da penetração das marcas nacionais nos segmentos superiores, que conheceu, nos Ășltimos anos, um incremento de prestĂ­gio. Em 1999, o PORTUGAL FASHION saltou fronteiras, quebrou barreiras, superou dificuldades e triunfou. TambĂ©m por via da sua consolidação nacional e do incremento no factor qualidade e design, foi possĂ­vel uma diferente penetração nos exigentes circuitos internacionais, onde a moda portuguesa foi acolhida, primeiro com curiosidade e agora com indiscutĂ­vel interesse. A nĂ­vel nacional, numa perspectiva contĂ­nua de inovação, a partir do ano 2000, o PORTUGAL FASHION aposta em dois momentos distintos de apresentaçÔes de moda, Ă  semelhança do que se faz nos circuitos internacionais. Assume tambĂ©m um importante papel na promoção comercial das colecçÔes nacionais junto de um pĂșblico que normalmente nĂŁo assiste

Ă s acçÔes de carĂĄcter nacional, cujo target sĂŁo os profissionais de moda, agentes de compra, opinion-makers e nĂŁo tanto os consumidores finais. O PORTUGAL FASHION INTERNACIONAL por seu lado tem marcado presença, desde o Novembro de 1999, data do seu primeiro desfile internacional, nos calendĂĄrios oficiais das conceituadas Semanas de Moda de SĂŁo Paulo, Nova Iorque, Barcelona e Paris, onde desde 2001 organiza desfiles de forma ininterrupta (Alta-Costura e PrĂȘt-Ă -Porter). PORTUGAL FASHION is today more than a fashion event. It is synonymous with culture, modernism and the bet on promoting the country’s image. Created in 1995, it soon became one of the most dynamic and prestigious projects in the Iberian scene, asserting itself as a benchmark of cosmopolitanism, creativity and aesthetic sophistication of Portugal to the outside. Today it is fair to say that PORTUGAL FASHION fostered a culture of fashion in the country and brought about a paradigm shift with regard to the national textiles and clothing industry through a concerted strategy of closeness between industry and designers. The project by ‘ANJE’ National Association of Young Entrepreneurs and ‘ATP’ - Portuguese Association of Textile continues to be governed by an integrated view of the fashion scene, without neglecting, inter alia, the promotion of Portuguese brands in which the design is clearly a competitive factor. In 1999, PORTUGAL FASHION leaped borders with the beginning of its international career. The strengthening of the factors of quality and creativity dictated a gradual penetration on the demanding world circuits of fashion, where designers and brands were greeted first with curiosity and now with undeniable interest. Since then, PORTUGAL FASHION has been a presence in the calendars of the renowned Fashion Weeks of SĂŁo Paulo, New York, Madrid, Barcelona, Istanbul and Paris. Both in Portugal and outside, the investment on young designers is also distinguished as one of the pillars of PORTUGAL FASHION. The project seeks to act as a lever for emerging talent in order to renew the national fashion scene, to facilitate the integration of new designers in the labour market and to fill any gaps that companies in the textile, clothing and footwear industry may have in terms of design. In that sense, in October 2010, it launched BLOOM Space, in order to give visibility to the work of youngsters graduating from schools of fashion and who showed potential, as well as to consolidate the results of the promotional effort that has been made in emerging designers. ¶


Fransca, Porto (Lissabon) Mode: ZARA - Foto shot by Pierre

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Francesca, Porto (Portugal) Mode: ZARA

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Francesca, Lissabon (Portugal) Mode: ZARA

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Leben wir zu wild?

DEUTSCHLAND // Wilde Jugend, halb so wild. Als verroht, sprachlos, haltlos beschreibt ein neues Buch die Jugend in Deutschland. Wissenschaftlich gesichert ist das nicht. Und vor lauter krassen FĂ€llen wird ĂŒbersehen, was die Jugendlichen beim Sex suchen: Zuneigung und ZĂ€rtlichkeit Abwesende oder gewalttĂ€tige VĂ€ter; sexsĂŒchtige, erziehungsunfĂ€hige MĂŒtter, die ihren Töchtern vermitteln, dass ihr Körper ihr wichtigstes Kapital sei; junge StiefvĂ€ter, schneller und öfter gewechselt als die BettwĂ€sche; Pornovideos statt BilderbĂŒcher, Sexspiele statt Hausaufgaben. Das Buch „Deutschlands sexuelle Tragödie – Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist“ hat eine Diskussion um die sexuelle Verwahrlosung von Kindern und Jugendlichen losgetreten. Bernd Siggelkow, Pastor und GrĂŒnder der Jugendeinrichtung Arche in Berlin, und Wolfgang BĂŒscher, „Zeit“-Journalist, beschreiben das Sexualverhalten von 30 MĂ€dchen und Jungen im Alter zwischen acht und 22 Jahren. Nach der fĂŒnften Fallgeschichte hat man sich an das pornografische Vokabular und Milieu gewöhnt. Nach der zehnten ist man ĂŒbersĂ€ttigt. Und spĂ€testens nach der fĂŒnfzehnten reicht’s: Die Einzelschicksale verschmelzen zu einem GesamtportrĂ€t, bei dem einen Jessie, Aileen, Alex, Brian, Tristan, Maggie und die anderen nicht mehr berĂŒhren. Man hat vergessen, was sie unterscheidet.

Ein in seinen Ursachen und Auswirkungen vielschichtiges Thema wird auf Sodom und Gomorrha in der Unterschicht reduziert. Dass drei der insgesamt 30 Fallgeschichten im sogenannten bĂŒrgerlichen Milieu angesiedelt sind, bleibt angesichts der Masse an Unterschichten-FĂ€llen marginal. Dabei gibt es bislang keine ernst zu nehmenden empirischen Untersuchungen zur sexuellen Verwahrlosung von Jugendlichen. Ein allgemeiner Trend zu liebesfeindlichem Sexualverhalten sei jedenfalls nicht festzustellen, betont Professor Uwe Sielert, Erziehungswissenschaftler an der UniversitĂ€t Kiel und Experte fĂŒr Sexualerziehung in der Jugendarbeit: Alle Untersuchungen stellen fest, dass Liebe, Partnerschaft und Treue fĂŒr die Jugendlichen heute wichtiger sind als Sex. Die AnsprĂŒche an sexuelle Beziehungen sind insgesamt gestiegen, vor allem die der MĂ€dchen. Anders als von Siggelkow und BĂŒscher behauptet, haben MĂ€dchen und Jungen in Deutschland auch nicht immer frĂŒher Sex. Zwar haben einer Studie der Bundeszentrale fĂŒr gesundheitliche AufklĂ€rung zufolge zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 14 Jahren schon Geschlechtsverkehr gehabt, allerdings hat sich dieser Wert seit zehn Jahren nicht verĂ€ndert. Mit 14 Jahren haben zwölf Prozent der MĂ€dchen und zehn Prozent der Jungen schon einmal Sex gehabt. Bis zum Alter von 17 steigt dieser Wert auf 73 Prozent bei den MĂ€dchen und 66 Prozent bei den Jungen. Lediglich 12 Prozent der MĂ€dchen und 19 Prozent der Jungen hatten laut Umfrage mehr als drei Sexualpartner. Der Wert ist seit 1980 stetig gesunken – da waren es noch 14 Prozent der MĂ€dchen und 24 Prozent der Jungen. Ulrike HĂ€mmerle, SozialpĂ€dagogin und Leiterin des Kinder- und Jugendtreffs „DĂŒlfer“ im MĂŒnchner Stadtteil Hasenbergl, stellt fest, dass die PubertĂ€t und damit die körperliche Reife zwar immer frĂŒher einsetzen, dass die Ă€ußerliche, bewusst zur Schau getragene Reife aber oft in keinem VerhĂ€ltnis zur emotionalen Entwicklung stehe. Medien- und Alkoholkonsum wĂŒrden maßgeblich dazu beitragen, wie Jugendliche SexualitĂ€t erleben und einordnen. Entscheidend aber ist, was Eltern,


Model: Alice McAllister - Foto by Simon Richter

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Schule und Freundeskreis einer Gesellschaft, in der Sex allgegenwĂ€rtig scheint, an Werten entgegenzusetzen haben: die Verbindung von Liebe und Sex, gegenseitige RĂŒcksicht, realistische AnsprĂŒche an die eigene Beziehung und KonfliktfĂ€higkeit. Doch gerade hier zeigt sich ein bisher unterschĂ€tztes Defizit: War fĂŒr frĂŒhere Generationen der Sex tabu, so sind es heute eher die GefĂŒhle, die damit einhergehen. Viele haben Sex aus einem Mangel heraus, den sie kompensieren wollen. Kinder und Jugendliche, die in ihrem Leben wenig Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit erfahren haben, sei es von ihrer Familie oder der Gesellschaft, erleben ihren Körper und ihre SexualitĂ€t oft als einzige Quelle der Lust und Anerkennung und als scheinbar einziges verfĂŒgbares Mittel der Beziehungsgestaltung. „SexualitĂ€t hat in diesen FĂ€llen rein kompensatorische Zwecke“, erklĂ€rt Professor Sielert. „Sie hĂ€lt den Selbstwert aufrecht und die IdentitĂ€t zusammen, wenn diese aus irgendeinem Grund aus dem Lot gekommen sind.“ Diese Kinder und Jugendlichen versuchen nichts weiter, als ihre BedĂŒrfnisse zu stillen – nicht nach Sex, sondern nach Beziehung, Heimat, ZĂ€rtlichkeit und SolidaritĂ€t, nach Treue, Liebe und Romantik. „Diese Sehnsucht tragen wir alle in uns“, da ist sich Susanne Korbmacher, Vorsitzende des MĂŒnchner Vereins Ghettokids und Sonderschullehrerin am Förderschulzentrum (FSZ) MĂŒnchen Nord, ganz sicher. „Selbst jene, die das nie erfahren haben. Es heißt ja, man kann nicht weitergeben, was man nicht selbst erfahren hat. Also geben die Jugendlichen das weiter und leben das aus, was sie erfahren haben. Mit den Mitteln, die ihnen zur VerfĂŒgung stehen.“ Das gilt ĂŒbrigens nicht nur fĂŒr Kinder und Jugendliche aus der sogenannten Unterschicht. ¶ (von Daniela Walther)


Model: Johanes Boersch mit Kofetti - Foto by Simon Richter

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FÅces Neue Gesichter brauchen neue Köpfe

„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“ Francis Picabia // Wo sind sie hin, die Menschen mit Ecken und Kanten, MĂ€nner wie Frauen, die noch polarisieren können, die provozieren, die auf- und anregen? Menschen, die schlicht und einfach etwas bewegen und in Bewegung zu versetzen in der Lage sind? Menschen, die keine Angst davor verspĂŒren, sich gegen den gegelten und weichgespĂŒlten Mainstream zu stellen, wie groß der Aufschrei der EntrĂŒstung und der entgegenwallende KonformitĂ€tsdruck auch sein mag? Gerade heute, in diesen schnelllebigen Zeiten, in denen die eine Krise die andere unaufhörlich abzulösen scheint, in der auf der einen Seite immer mehr und schnellere VerĂ€nderungen eingefordert werden und am Ende dann doch alles beim Alten zu scheinen bleibt, sind diese Menschen wichtiger denn je. Neue Ideen, neue Erfolge, echte VerĂ€nderungen und Verbesserungen entstehen nun einmal nicht aus dem Denken und Handeln von gestern. Sie bedĂŒrfen des freien Blicks ĂŒber die Grenzen des Bestehenden hinweg, des mutigen und angstfreien Querdenkens, vielleicht auch des Anfangs chaotisch wirkenden, kreativen VerknĂŒpfens unterschiedlichster Fachrichtungen, Meinungen und AnsĂ€tze. Unsere derzeitige Welt sieht jedoch anders aus: Es soll sich zwar etwas verĂ€ndern, aber dann bitte am Ende doch so bleiben wie es war. Wir flickschustern an den Problemen herum, stopfen Löcher, treten auf Blasen im Teppich, nur um sie an anderer Stelle wieder hervortreten zu lassen. Wir gleichen hierin dem Betrunkenen aus Paul Watzlawicks ErzĂ€hlung „Der verlorene SchlĂŒssel und mehr desselben“, der unter einer Straßenlaterne seinen SchlĂŒssel sucht. Ein Polizist hilft ihm schließlich bei der Suche. Als der Polizist jedoch nach langem Suchen wissen will, ob der Mann sicher sei, den SchlĂŒssel hier verloren zu haben, antwortet jener: „Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster.“ Es muss ein Ruck durch unsere Reihen gehen, der uns aus der schleichenden LĂ€hmung befreit, uns provokant, innovativ und mit mehr KreativitĂ€t an die anstehenden Aufgaben herangehen lĂ€sst. Mutig, unerschrocken und mit mehr Bereitschaft, das Kind auch einmal beim Namen zu nennen, direkt, unverschleiert, auch auf die Gefahr hin, dass man anfĂ€nglich aneckt und verstört. ¶



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SCHÖN Style und Farben sind nur OberflĂ€che. Ein Interview mit Vivienne Lang

Wie gefĂ€hrlich sind Schönheitsideale? Warum gefĂ€llt uns jemand und ein anderer nicht? Die Kulturwissenschaftlerin und Bloggerin Vivienne Lang ĂŒber die Unverwechselbarkeit des Unperfekten. Wir haben Vivienne Lang gefragt.

entfernen lassen können. Doch bei ihr war dieser Fleck so was wie das TĂŒpfelchen auf dem i ihrer Schönheit. Das lĂ€sst sich auch bei aktuellen Topmodels beobachten, etwa bei Cara Delevingne mit ihren buschigen Augenbrauen. Diese Frauen entsprechen gewissen Normen, aber der Grund fĂŒr ihre Bekanntheit besteht immer auch in ihrer Unverwechselbarkeit.

TARDIS: Frau Lang, was bedeutet es eigentlich, wenn wir sagen: „Das ist ein schöner Mensch“?

TARDIS: Was ist denn so attraktiv an Schönheit, dass wir unser ganzes Umfeld wie bei einer Rasterfahndung danach absuchen?

Vivienne Lang: Das hĂ€ngt davon ab, in welcher Situation wir das sagen. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, wir sehen im Fernsehen einen Film und die Erscheinung einer Schauspielerin oder eines Schauspielers begeistert uns spontan. Vielleicht wĂŒrden wir dann sagen: Diese Frau, dieser Mann ist schön. Es ist aber auch vorstellbar, dass wir in einem CafĂ© sitzen, jemand kommt herein und zieht einen plötzlich in den Bann. Wir wĂŒrden vielleicht wieder sagen, dass dieser Mensch schön sei. Dennoch ist es etwas ganz anderes. Anzeige

Lang: Ich frage mich, ob wir das wirklich tun. Es mag zwar sein, dass wir in der Lage sind, mit technischen Zuschreibungen zu arbeiten, wenn wir uns Models in einem Modekatalog anschauen. Im Alltag aber verhalten wir uns doch anders. Wir scannen nicht die Gegend ab, wir werden eher von Schönheit ĂŒberrascht. Da kommt jemand herein, wir bemerken den Gang, die Augen, die ja keine leblosen Glasmurmeln sind, sondern einen direkt anblicken können. Das kann ungemeine Schönheit ausdrĂŒcken, auch bei Menschen, die auf den ersten Blick keinem Ideal entsprechen. Einen Rubensakt hat doch kaum jemand gesehen. Vivienne Lang

TARDIS: Worin besteht der Unterschied? Lang: Der Unterschied zwischen Bild und Person hĂ€ngt mit zwei Ideen von Schönheit zusammen: zum einen der Schönheit, die auf Regel, Ähnlichkeit und Gleichheit abzielt, zum anderen der Schönheit, die IndividualitĂ€t und Einzigartigkeit favorisiert. Physiognomiker berechnen zum Beispiel, in welche MaßverhĂ€ltnisse das Streben nach normierter Schönheit umgesetzt werden kann. Bildhauer können diese Erkenntnisse dann dazu nutzen, um eine Statue zu bauen, die dieser Norm gerecht wird. Daneben behauptet sich aber immer auch das Schönheitsideal der Distinktion, der Besonderheit. Ich wĂŒrde sogar sagen, dass beide Schönheitsideale schon immer in Konkurrenz zueinander gestanden haben.

TARDIS: Was wissen wir denn darĂŒber, wie Schönheitsideale entstehen? Lang: Erstaunlich wenig. Es ist naheliegend, dass sich Schönheitsideale in der Vergangenheit gewandelt haben. Doch: Wenn ein großer Maler in der Renaissance einen Akt gemalt hat, mag man zwar annehmen, dass er gewisse Schönheitsideale seiner Zeit beachtet hat. Sein Bild war jedoch ein vergleichsweise singulĂ€res Ereignis. Kaum jemand hatte Zugang zu diesen Kunstwerken. Entsprechend gering kann deren normierende Wirkung ausgefallen sein. Erst seit es die industriellen Bildherstellungs- und Verbreitungstechnologien gibt, ist jeder Haushalt mit Bildern konfrontiert, die normativ auf unser Geschmacksempfinden wirken. TARDIS: Stimmt es denn, dass die Menschen frĂŒher fĂŒllige Frauen zum Ideal verklĂ€rten, weil WohlgenĂ€hrtheit mehr Wohlstand signalisierte? Lang: Das wird immer wieder geschrieben. Ich bin mir da nicht sicher. Es gibt eben – anders als heute – vergleichsweise nur wenige Bilder, die fĂŒr ein solches Schönheitsideal sprechen. Denken wir beispielsweise an einen Rubensakt: Dieses Bild hat doch kaum jemand gesehen.

TARDIS: Es ist also das Unperfekte am Schönen, was uns anzieht?

TARDIS: Wann haben die Menschen denn dann begonnen, sich nach Schönheitsidealen zu richten?

Lang: Das frĂŒhere Supermodell Cindy Crawford hatte zum Beispiel einen Leberfleck, den man mit Lasertechnologie vermutlich sofort hĂ€tte

LANG: Es gab schon sehr frĂŒh in der Geschichte Tendenzen, seinen Körper nach herrschenden Vorstellungen zu verĂ€ndern. Dies ist nicht unnormal gewesen und zeigt sich in jeder Epoche wieder. ¶


Vivienne Lang vor blauem Hintergrund

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Fotos Stefan MĂŒnch und Text von Mister Gambit

PARLEZ VOUS BLA?

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COLONIA // HĂ€tte ich dich eher gekannt, frĂŒher, als ich klein war, ich bin sicher, wir hĂ€tten im Hero-Turtle-Schlafanzug die frĂŒhen Morgenstunden des Samstags genutzt, wĂ€ren ins Wohnzimmer geschlichen. Wir hĂ€tten gemeinsam X-Men gesehen, Unser lieber Onkel Bill, Gargoyles, He-Man und die anderen Serien. Wir hĂ€tten auch im Hochsommer die BĂ€lle oder FahrrĂ€der stehen gelassen, um Darkwing Duck und Star Trek zu schauen, hĂ€tten uns vor der Verwandtschaft des kleinen Vampirs hinter dem Sofa versteckt, wĂ€ren mit dem Staubsauger bewaffnet auf Geisterjagd gegangen, hĂ€tten heimlich unsere eigene Yps-Heft-Urzeitkrebs-Armee gezĂŒchtet und damit den Schulhof erobert. Die Nachsitzstunden nach dem Mathematikunterricht wĂ€ren uns mit den Diskussionen, ob Hulk Hogan gegen den Undertaker gewinnt, ob Skeletor pinkhaarige Trolle oder Little Ponies in seinem Universum dulden wĂŒrde, nicht lang geworden. Sonntags wĂ€ren wir in unseren Kettcars durch die Gegend gerast, hĂ€tten Bananen auf

Autos geschmissen, Super Mario und Prinzessin Peach hĂ€tten sich das erste Mal gekĂŒsst, die hundert Dorffeten wĂ€ren unter dem Schall unserer Walkmen verstummt. Die Monster unter unseren Betten hĂ€tten wir mit FeuerbĂ€llen beworfen, an die Orte, an die wir reisen wollten, hĂ€tte uns die Enterprise gebeamt. Bei der Scheidung meiner Eltern hĂ€ttest du mich mit einem Tetris-Melodie-Medley getröstet, hĂ€ttest eine deiner Weisheiten gewusst. „Teilen gibt mehr Punkte“, „Gibt es an Heiligabend doppelten Geschenkealarm“, „Wolverine ist sogar ohne Eltern aufgewachsen“... Es gibt sie, die Menschen, die nie davon


Berliner Mauerpark mit Andrew Schmidt

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getrĂ€umt haben, dass Artax nicht im Moor versinkt, die Menschen, die niemals Monster unter dem Bett hatten, die nicht mit Becher bewaffnet an der TĂŒr horchten, ob das Christkind kommt, die immer gesagt haben, das Wrestling kein Sport und Super Mario kein Held ist, die Menschen, die glauben, dass man Geister nur mit Psychopharmaka besiegen kann und Therapien. Die Menschen, die sagen, dass GegensĂ€tze sich anziehen und dass das Ziel ist, reif und erwachsen zu sein. Und dann, nach Jahren, als ich lĂ€ngst erwachsen und reif bin, tauchst du auf und alles reisst los und aus dem Schlund tauchen sie wieder auf: Die Monster unter den Betten und die Geister im Wandschrank und die Serien und Helden. Zuerst verkleidet als Sorgen um die Zukunft, als Verlustangst, als Frage, was man mit dem Leben anfangen soll. Aber nach und nach werden sie wieder zu dem, was sie waren, Gesichter, Farben, Helden und Monster, die man besiegen kann, wenn man an sie und sich selbst glaubt. Dann rennen wir gemeinsam durch die Stadt, du mit Rosinenschnecken an den Ohren, ich mit einem Lichtschwert, gebaut aus 15 Mini-Milk, hinter uns keine Sorgen um die Zukunft sondern ein Schwarm Wespen. Dann

retten wir uns in die nĂ€chste BĂ€ckerei, ich drĂŒcke mich mit meinem Mantel gegen die TĂŒr und du bestellst einen Hefestiefel bei der behaarten BĂ€ckerin. Als sie sagt, dass es so etwas nicht gibt, fragst du „Dann sind sie also nicht Schuh-Backer?“ und die Wespen lösen sich in GelĂ€chter auf. Wir rennen mit Styropor-Eiszapfen-Krone und weißen Bettlaken bekleidet durch die FußgĂ€ngerzone, pusten laut mit Luft, bespritzen die Outdoor-Klamotten-FrĂŒhrentner mit Eischnee und brĂŒllen „Wir sind der Nord-Passat“, damit sich der Einkauf bei Jack Wolfskin fĂŒr sie endlich lohnt. Wir bestellen in der Zoohandlung eine sprechende Katze, die erste Berufserfahrung im Servicebereich hat, damit sie unsere GĂ€ste bewirten kann. Fragen den Panflöten-Indio in der Einkaufspassage, ob er denn auch Gema bezahlt, melden die Leute, die uns als bescheuert bezeichnen, beim Arbeitsamt als „humorsuchend“. Lassen uns nicht verunsichern, freunden uns mit den Monstern unter dem Bett und den Geistern in der Luft an, wissen, dass irgendwann ein kleines MĂ€dchen kommt, das wir


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Supersonic taufen und zur Königin der Welt erziehen, damit im Herbst niemand mehr eine Depression fĂŒrchten braucht, ahnen, dass im 23. Jahrhundert keiner mehr vor Arbeitslosigkeit kauern muss und man Badeurlaub an der Nordsee in OsnabrĂŒck haben wird, dass jede Krise tatsĂ€chlich eine Chance darstellt und „Arschlecken“ auf jedem Wahlzettel eingetragen ist.

brennt, und sie brennt fast bestĂ€ndig. Ich habe nichts bei mir außer einer Jacke, einer Tasche mit dem Nötigsten. Vor mir die Lichtung, Schneeflocken fallen zu Boden. HĂ€tte ich den Mut, wĂŒrde ich es gleich hier beenden, das Taschenmesser aus der Tasche ziehen. Schluss. Ich blicke auf. SchĂŒttle mit dem Kopf. Unmöglich kann ich hier bleiben.

Wir fahren abends, wenn wir mĂŒde sind, auf unserer HĂ€tte-HĂ€tte-Fahrradkette nach hause (wenn die Jetpacks aufgeladen werden mĂŒssen). Wenn sich die Lichter der Stadt allmĂ€hlich ausschalten, all die Menschen, die es besser wissen als wir, im Dunkeln liegen und die GegensĂ€tze sich anziehen, dann lassen wir unser Licht noch einen Moment lĂ€nger brennen, ziehen einander aus, stehen umschlungen im Fenster, du flĂŒsterst „Frauen an den Nerd“. Dann lachen wir ĂŒber die Welt da draußen, legen uns aufeinander, wissend „Die richtige Frage ist nicht: ob? Die richtige Frage ist: wann?“

Wie soll ich es bis zur nÀchsten Stadt schaffen, was soll ich essen. Vielleicht wÀre es besser gewesen, vielleicht, ich wÀre im Lager geblieben, wÀre ins Schiff gestiegen. Dann wÀre es vorbei. Versuch, dich zu erinnern, MÀdchen. Die nÀchste Stadt. Ich habe es vergessen. Ich atme tief ein, ein Fehler, alles schmerzt noch mehr, der Schmerz steigt mir den Kopf, ich sehe im Dunklen meiner Stirnhöhle Gedankenstreifen und versuche, einen davon einzufangen, hoffe, dass er mir ein bisschen Klarheit verschafft.

Mich verlĂ€sst der Mut. „Leg dich hin. Leg dich schlafen.“ Wie soll ich das tun? Ich blicke an mir herunter, sehe meine blutbeschmierten HĂ€nde, beiße mir selbst auf die Unterlippe, wann immer meine Schulter vom Einschuss

Was, wenn ich Dorian nie gesehen habe, wenn ich mir das alles eingebildet habe? Wenn ich den Verstand verliere wie eine Wilde? Dann wĂ€re der Wald der beste Ort fĂŒr mich. Ich mĂŒsste lernen, mit meinen HĂ€nden zu töten. Die Vorstellung blitzt durch meinen Kopf. Toughes Biest. ¶


Bonnie Strange aus Berlin zeigt Mode von „The Shit“

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Leben als Ikone der Mode


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BERLIN // It-Girl Bonnie Strange (26) war mal die Freundin von Wilson Gonzalez Ochsenknecht. Jetzt ist die Powerfrau Labelchefin und Shopbesitzerin. TARDIS sprach mit ihr ĂŒber die Liebe, Berlin und „The Shit“ Du hast vor einigen Wochen den „The Shit Shop“ eröffnet. Echt so scheiße der Laden? Ich sage Leuten immer, sie sollen „The Shit“ sein. Das heißt, dass sie an sich glauben sollen. Deswegen habe ich auch mein Label „The Shit“ genannt. Im Laden gibt es eher „den heißesten Scheiß“ und keine „Scheiße“. Aber was genau? Es gibt bisher eine kleine Kollektion, die meine Partnerin Lena Nußbaum und ich aus eigener Tasche und ohne Investoren finanziert haben. Wir fangen mit kleinen StĂŒckzahlen an und lassen alles in Deutschland produzieren. Es gibt Pullis mit Print, die customized sind mit Spitze oder Nieten. Alles ist von den HipHop-Videos der 80er inspiriert. Mir war wichtig, dass

die Sachen erschwinglich sind. Es geht bei 59,90 Euro los. Ich gucke immer, ob ich es mir selbst kaufen wĂŒrde. Ich bin ein kleiner Sparfuchs. Stehst du im Shop selbst an der Kasse? Immer wenn ich in Berlin bin, gehe ich in den Laden. Ich möchte niemanden verpassen. Erst Label, dann Shop. Was kommt als nĂ€chstes? Bald mache ich ein CafĂ© in Mitte auf. Es wird „My Daily Shit“ heißen - eine Art Starbucks in cool mit Kaffee, Sandwiches und Suppen to go. Zu deinem Namen soll dir eine Stripperin verholfen haben ... Ich nannte mich frĂŒher nur auf Facebook Bonnie Strange, wollte aber gern prinzipiell so heißen. Eine Stripperin in Griechenland gab mir den Rat, das einfach durchzuziehen, sie hĂ€tte das auch so gemacht. Ab da stellte ich mich ganz penetrant mit Bonnie vor. Innerhalb eines Monats hieß ich eben so. Du bist von Athen der Liebe halber nach Berlin gekommen. Jetzt ist die Liebe gegangen und du bleibst hier. Warum? UrsprĂŒnglich komme ich aus einem Kaff voller engstirniger Leute und war erst mal froh, aus Deutschland weg zu sein. Mittlerweile liebe ich Berlin, weil es hier so viele tolle Menschen gibt. Auf einmal sind selbst die Plattenbauten nicht mehr hĂ€sslich. Und meinen Laden könnte ich mir in anderen StĂ€dten wegen der Kosten eher nicht leisten. Nach der Trennung von Wilson hast du gesagt, dir war es peinlich, dass Menschen dachten, du wĂ€rest faul. Interessiert dich, was Menschen ĂŒber dich denken? Mir ist es egal, wenn mich Leute auf der Straße auslachen, weil ich komisch aussehe. Der Spaß daran, verrĂŒckt rumzulaufen, ist viel grĂ¶ĂŸer als der Schmerz ĂŒber das Ausgelachtwerden. Aber: Ich bin eine starke Frau und mache was. Ich konnte es nicht ab, wenn Leute dachten, ich hĂ€tte mich faul an Wilson rangehĂ€ngt. Ich bin keine Tussi, die teure Klamotten kauft und Champagner schlĂŒrft. Willst du der Welt jetzt erst recht zeigen, was in dir steckt? Ich hĂ€tte das alles auch mit Wilson zusammen gemacht. Jetzt kam die Trennung und ich bin froh, dass ich so viel zu tun habe. Egal, wie eine Beziehung war. Es tut weh, wenn sie vorbei ist. Du hast mit dem Post auf Facebook „Yes Bitch, I am officially Single“ die Auflösung deiner Verlobung öffentlich gemacht. Die feine englische Art? Wir haben uns im Guten getrennt. Am Anfang haben wir erst nicht miteinander geredet. Das kennt man ja, wenn man erst so eingeschnappt ist. Jetzt sprechen wir wieder. Er ist ein ganz toller Typ, aber wir sind eher wie Geschwister. Das ist es. Wir sind nicht mehr wie ein Paar. ¶


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EINE KRITISCHE SICHT AUF DAS MODEKONSUMVERHALTEN DER JUNGEN GENERATION IM HINBLICK AUF DIE HERSTELLUNGSBEDINGUNGEN Heutzutage ist es so wichtig wie noch nie, bereits vom Kindesalter heran sich der Mode entsprechend zu kleiden. Kindergartenkinder werden bereits gehĂ€nselt wenn ihre Kleidung keine Markenlabels vorweisen kann, in der Grundschule steigert sich der Markenwettbewerb und es hört nicht auf. Man muss dem Trend folgen, dieser gesellschaftliche Zwang fĂŒhrt zu ZustĂ€nden auf der Welt vor denen der Großteil der Gesellschaft sehr gerne die Augen verschließt. Wenn die neue Bluse nur 10 € anstatt 15 € kostet, da fragt doch niemand nach wie so ein Preis ĂŒberhaupt zu Stande kommt, ein neues Teil hat man, ein neues im aus allen NĂ€hten platzendem Kleiderschrank, nur das zĂ€hlt.

Ariel with diamonds - Foto by Jerome

Von einer Preissenkung in Europa bekommt die NĂ€herin Xin, die letztendlich die Bluse gefertigt hat nichts mit. Ihr Lohn ist immer konstant, konstant niedrig. Meist reicht der Monatsverdienst nicht aus um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Xin arbeitet als NĂ€herin in Bangladeshs Hauptstadt, denn dieser Beruf schien ihr die einzige Perspektive auf ein besseres Leben zu bieten. In einem Land, das zu 80% nur Textilien exportiert und rund 4 Millionen Menschen in diesem Sektor beschĂ€ftigt ist der Konkurrenzkampf unerbittlich. 1974 wurde Bangladesh nicht in das Multifaserabkommen eingeschlossen, dadurch konnte die Textilbranche wachsen und der Export wurde Haupteinnahmequelle fĂŒr das Land. Heute genießt Bangladesh noch immer eine Sonderregelung im EuropĂ€ischen PrĂ€ferenzrecht, so dass kaum zollrechtliche GebĂŒhren bei der Einfuhr anfallen. Seit 2013 hat Xin eigentlich das Recht auf einen Mindestlohn und gewerkschaftliche Treffen, allerdings werden diese den Fabrikarbeiterinnen kaum gestattet. Die Arbeitssituation ist fĂŒr sie alltĂ€glich die gleiche, jedoch stellen die GebĂ€ude in denen sie und ihre Kolleginnen arbeiten eine zunehmende Gefahr fĂŒr sie dar, denn nur selten sind diese als Fabriken geplant und fĂŒr diese ausgelegt. Es gingen schon einige Katastrophenmeldungen um die Welt wie Arbeiter bei Feuern und FabrikeinstĂŒrzen ihr Leben haben lassen mĂŒssen. Leider bietet nicht nur das Arbeitsumfeld, sondern die Arbeit an sich auch Gefahren. Wenn der


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Trend in Richtung „used jeans“ geht mĂŒssen dafĂŒr viele Arbeiter ihre Gesundheit riskieren um mit SandstrahlgerĂ€ten den „used“ Effekt zu imitieren. Auch die psychische Belastung ist ein Stressfaktor fĂŒr die Angestellten. Meist werden die NĂ€herinnen von mĂ€nnlichen Vorgesetzten beaufsichtigt und nicht selten misshandelt; in den schlimmsten FĂ€llen auch sexuell. NatĂŒrlich ist Xin froh, Arbeit zu haben und nicht auf der Straße zu sitzen, vom Leben an sich hat sie so jedoch nichts. Die LösungsvorschlĂ€ge fĂŒr diesen Teufelskreis sind an sich recht einfach, jedoch mĂŒssen wir als Konsumenten genĂŒgend Druck ausĂŒben, damit sich auf der anderen Seite der Welt etwas tut. Klare Regelungen fĂŒr die Lieferanten wĂ€ren ein erster Schritt, vielleicht dass nur solche das PrĂ€ferenzrecht genießen können, die ihre Arbeiter ordentlich entlohnen und behandeln. Dass die Modefirmen in Europa nachweisen mĂŒssen, dass ihre Ware aus einer ordentlichen Produktion stammt. Die Gewerkschaften mĂŒssen aufgebaut werden, evtl. sogar von den in Europa AnsĂ€ssigen z.B. IG Metall in Deutschland unterstĂŒtzt werden. Diese wĂŒrden langfristig den Arbeitern den RĂŒcken stĂ€rken, Lohnerhöhungen durchsetzen und gegen Misshandlungen offensiv vorgehen. Ein einheitlicher Mindestlohn in ganz Asien könnte den Wettbewerb zwischen den Lieferanten zusĂ€tzlich reduzieren, denn dann haben die Auftrag gebenden Firmen keine Möglichkeit die Lohnkosten noch weiter zu drĂŒcken. FĂŒr Xin und ihre Kollegen ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit Druck auf die Labels ausĂŒbt und

bewusst Kleidung konsumiert. Das Resultat könnte hochwertigere und faire Mode sein, die man lĂ€nger auftrĂ€gt, und zwar mit Freude. Die Situation in Asien sollte jedem Kunden bewusst werden, so dass man die Shoppingwahnsinnigen mit ihren zehn TĂŒten vollgepackt mit neuer Kleidung gar nicht mehr neidisch betrachtet. Denn die haben sich gerade wieder blind eine neue Ladung „nichts zum Anziehen“ fĂŒr ihren Kleiderschrank gekauft. Vielleicht sollte man bereits den Kindern im kleinsten Alter vermitteln, dass man eher seinem eigenem Stil als der Mode folgen sollte, denn das fördert auch die IndividualitĂ€t der nĂ€chsten Generation. ¶


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Jonathan Williams und Michael Baum im Bild. Fotos von Blumenliebhaberin Vivienne Lang

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Anna Johanson in Tunesien - Fotos by Francois Deuvoix

Was machen wir nur ohne Sommer? von Ryan Bassil


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DRAUSSEN // Das schlimmste GefĂŒhl der Welt ereilt dich an einem Montagnachmittag, wenn du von den freien, weiten Feldern eines Festivals in deine zugemĂŒllte Wohnung mit dem komischen Geruch und den zwei kaputten GlĂŒhbirnen zurĂŒckgekehrt bist. Schon bald steigen sie auf: die komischen Gedanken, das Selbstmitleid und die Melancholie. Dazu kommt noch, dass dir wahrscheinlich ganz viel komisches Zeug aus dem Hintern schießen wird.

davon ausgehen, dass wir es bei unserem Job damit leichter haben als du, solltest du deinem Boss lieber sagen, dass du ein Biberrefugium in Kanada besuchen wirst oder irgendetwas in der Art. Dein Arbeitgeber könnte sonst auf die Idee kommen, dass du dein Wochenende wie dieser Typ verbringst.

Und meistens trifft dich das vollkommen unvorbereitet. Du bist die letzten Tage zwischen Modeselektor-DJ Sets und Musikindustrie-Panels hin- und hergerannt, als ob MĂŒdigkeit nur ein erfundenes Konzept und Progressive Electronic-Dub ein annehmbares Genre wĂ€ren. Auf einem Festival fĂŒhlt man sich schnell unverwundbar. Diese neugefundene Lebenskraft ist aber nur vorĂŒbergehend. Egal ob du High auf Droge oder Leben bist, wird sich das GefĂŒhl der Unverwundbarkeit in Luft auflösen, sobald du dich wieder mit einer RealitĂ€t befassen musst, die den öffentlichen Nahverkehr, schlechtes Fastfood und das unverĂ€nderte Katastrophengebiet beinhaltet, das dein tatsĂ€chliches Leben darstellt.

Die wichtigste Sache, der du dir dabei bewusst sein solltest, ist die, dass du am Montagmorgen um 9 Uhr einfach nicht auf der Arbeit erwĂŒnscht bist, weil du nicht mal fĂ€hig sein wirst, die grundlegendsten motorischen FĂ€higkeiten auszufĂŒhren, geschweige denn Excel-Formeln zu verstehen. Wenn du die Wahl hast, dir den Donnerstag frei zu nehmen, um noch etwas mehr „in Stimmung“ zu kommen, oder den Montag, dann wĂ€hl definitiv den Montag.

Da es jedem mal passieren kann, in einer emotionalen Sickergrube zu landen, haben wir uns ĂŒberlegt, dir ein paar Hilfestellungen zu leisten. Ja, wir sind keine professionellen Dienstleister im Gesundheitsgewerbe, die mit medizinisch bewiesenen Informationen, MerkblĂ€ttern und Dino-Stickern aufwarten können. Wir sind aber selber schon auf ein paar Festivals gewesen, haben schon so viel Orangensaft getrunken wie das Kind, das sich 1999 sprichwörtlich in Sunny D verwandelte, und trotzdem werden wir diesen Sommer noch schlafen können.

Die letzte Sache, die du noch im Vorfeld erledigen musst, ist deinen KĂŒhlschrank mit der Art von Köstlichkeiten aufzustocken, die dazu erfunden wurden, unangenehmes Herunterkommen zu lindern. Das bedeutet: Orangensaft, Cola Light, Manuka Honig und jede Art von Frucht, die sich zu einem Smoothie verarbeiten lĂ€sst. FĂŒr Letzteres wirst du noch besonders dankbar sein, wenn du merkst, dass deine Kaufunktion fĂŒrs Erste erheblich eingeschrĂ€nkt ist. Außerdem sind Lebensmittel mit hohem Tryptophan-Anteil besonders gut geeignet, deine Stimmungsachterbahn wieder etwas zum Stillstand kommen zu lassen.

Das im Hinterkopf haben wir folgenden Guide zusammengestellt, der dir dabei helfen soll, mit deiner Post-Festival-Depression klarzukommen. Du darfst unsere RatschlĂ€ge gerne befolgen oder dich weiter wie ein Haufen Scheiße fĂŒhlen. Vor dem Festival Die meisten Dinge im Leben können vermieden oder zumindest eingedĂ€mmt werden, indem man ein paar Vorsichtsmaßnahmen trifft. Zum Beispiel kannst du es vermeiden, fett zu werden, indem du nur noch Chiasamen isst, und unerwĂŒnschte Konversationen am frĂŒhen Morgen lassen sich umgehen, indem man die Arbeitswege der Kollegen auswendig lernt. Das gleiche gilt auch fĂŒrs Runterkommen—ein paar Sicherheitsvorkehrungen, die man vor dem Festival trifft, können die große LebensernĂŒchterung, die sich verlĂ€sslich wie ein Schweizer Uhrwerk einstellen wird, wenigstens etwas dimmen. Am besten fĂ€ngst du mit deinem Schlafzimmer an. Die RĂŒckkehr in einen Raum, der randvoll mit halbverwesten Mikrowellenmahlzeiten und anderen unappetitlich aussehenden Essensresten ist, wird deine Gesichtsmimik auf der Asberger-Emotionskarte von traurig auf „Der Schrei“ schießen lassen. Sorge also dafĂŒr, dass dein Schlafzimmer aufgerĂ€umt ist—nicht nur, weil du den ganzen Nachmittag alles auf den Kopf gestellt hast, um den bescheuerten Zauberumhang zu suchen, den du letztes Jahr beim Secret Garden Party gekauft hast—sondern weil es, ungeachtet dessen, was du wĂ€hrend deiner Studienzeit so alles ausprobiert hast, einfach nicht gesund ist, auf einer Matratze aus ChipskrĂŒmeln und getrocknetem Auswurf zu schlafen. Mach dich auf zur nĂ€chsten Drogerie und kauf dir einen Raumerfrischer, der dich anspricht. Bezieh dein Bett neu. Entferne die gammeligen Kaffeetassen und jede andere Art von schimmeligem Etwas. Vielleicht verstaust du deine Habseligkeiten auch auf ungewohnt kĂŒnstlerische Art und Weise. Wie auch immer. Stell einfach sicher, dass du gerne in dein Schlafzimmer zurĂŒckkommst und es als selbstverdientes Exil siehst, wĂ€hrend du in vier Tagen das kognitive Äquivalent zu einer Fahrt auf einem Freifallturm absolvierst. Wenn du dich um dein Schlafzimmer gekĂŒmmert hast, ist dein Job an der Reihe. Du weißt schon, dieser Ort, an dem du dir 300 Tage des Jahres den RĂŒcken krumm machst, wenn du nicht gerade das Empathielevel von drei Pillen erreicht hast und eine starke emotionale Bindung zu Goa-Trance verspĂŒrst. Nimm dir die nĂ€chsten Tage frei. Da wir mal

Drauf kommen / das Festival / WĂ€hrenddessen Du kannst auf einem Festival die Zeit deines Lebens haben. Du wirst mit Menschen, die du vorher noch nie getroffen hast und nie wieder treffen wirst, abgehen, tanzen und Spaß haben. Wenn du dabei aber nicht etwas auf dich aufpasst, wirst du nicht unbedingt sterben, aber dir mit ziemlicher Sicherheit wĂŒnschen, dass du tot wĂ€rst. Hier ist ein vernĂŒnftiger Ratschlag aus unserem vielgerĂŒhmten Guide fĂŒr Mittzwanziger auf einem Festival, der dir dabei helfen sollte, deine emotionalen Wehwehchen etwas zu mindern: Ecstasy ist verstĂ€ndlicherweise die Festivaldroge der Wahl, aber es macht keinen Sinn, sich jeden Abend drei Pillen einzuwerfen. Deinem Körper wird schnell das Serotonin ausgehen, aber du wirst immer noch „draufkommen“. Am Samstag bist du dann nur noch ein verpeilter Haufen Elend mit furchterregenden Gesichtszuckungen. Such dir vielleicht zwei NĂ€chte aus, an denen du MDMA nehmen willst und halte dich in den anderen NĂ€chten an anderes Zeug. Oh, und Finger weg von Lachgas: Das ist was fĂŒr OberstufenschĂŒler und die Art von Menschen, die auf das NASS-Festival gehen. Wenn du Probleme hast, nach einer umtriebigen Nacht wieder einzuschlafen, solltest du dir wahrscheinlich etwas besorgen, das dir dabei behilflich sein könnte. Sei aber vorsichtig—die Dosierungen variieren wirklich stark von Pille zu Pille. Hau dir also nicht wie eine kĂŒrzlich Geschiedene eine Handvoll auf einmal rein. ¶


Anna Johanson in Tunesien - Fotos by Francois Deuvoix

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FOTO Filmemacher und Fotografe Aris Jerome

LOS ANGELES // Out here in California there is pretty much every kind of lifestyle you can think of. We have every race especially in the Bay Area. So growing up here you learn that every one is different at an early age. Its a wild party state out here. People love just having a good time and it shows in the music. Whether its rock bands like Blur and Green Day or rap artists like Snoop. They all come from cali and represent a certain life style. Plus the weed out here is crazy in Cali. Especially in the Bay thats where its at. So I guess you can say that effects the music too. I’ve always been around music. My mom would always take me around in her car as a baby slappin’ some old rnb. My brother always listened to rap/ hip hop. When I was in elementary school I didn’t really understand the whole music video concept. My older brother was always watching music

videos so he got me stuck on that. I started watching videos all the time. I would always be like ” man I can make a video like that”. I was always into doing creative things growing up. Just different kinds of art. I wasn’t really into other classes in school so I took random art and history of film classes throughout junior high and high school. I had my first camcorder around freshman year. that video in one weekend and it got me a lot of work. I like to see things from an other point of view. That‘s my style.¶


Breauna Monet photo shot by Aris Jerome

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Breauna Monet photo shot by Aris Jerome

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Breauna Monet photo shot by Aris Jerome

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REGEN RegenumhÀnge auf dem Glastonbury-Festival

Glastonbury // Regencapes sind vor allem nĂŒtzlich. Sie zu tragen, ohne lĂ€cherlich auszusehen, ist jedoch eine Kunst. Am besten können das die Briten. Und am allerbesten können sie es auf dem, wieder einmal verregneten, Glastonbury-Festival. Die schönsten Modelle haben wir rausgesucht. Ganz einfach mal ausprobieren nĂ€chstes Jahr. Zweck-Mode hat auch seine kulturellen Reize und bringt durch den Regenerguss seine zufĂ€llige Art zum Vorschein. Plötzlich passen pinke Stiefel zu gelben Regencapes und hell-blaueRegenschirme zur Hardrock-Kluft. ¶


Fotos von Tanja Hirsch

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Beat SLOW MAGIC // Es mag zwar im Zeitalter des Internets schwer sein als KĂŒnstler anonym zu bleiben, der nĂ€chste Act zeigt uns aber, dass es verdammt viel Spaß machen kann. Vor ein paar Wochen erschien der amerikanische Elektromusiker „Slow Magic“ mit seiner fantastischen DebĂŒtsingle „Sorry Safari“ wie aus dem Nichts. Seitdem sind noch weitere Tracks von ihm erschienen, die nicht weniger von Slow Magics Talent vermuten lassen. Seine Trommeln bringen deinen Puls und Augen zum

GOLD PANDA // Brauchten Bands in den 90er Jahren vor allen Dingen ein Label, um ihren Sound rund um den Globus zu verbreiten, so genĂŒgt zehn Jahre spĂ€ter ein Laptop mit Internetanschluss. Immer wieder schicken Musiker ihre Tracks vom heimischen Schlafzimmer aus auf die Reise zu den Hörern.Ein Beispiel, wie erfolgreich man das Medium Internet fĂŒr die Verbreitung der eigenen Musik nutzen kann, liefert der britische Act Gold Panda. Sein Track „Quitter’s Raga“ bringt es 2009 ĂŒber Blogs zu einer derartigen PopularitĂ€t, dass das StĂŒck am Ende bei einigen Musikjournalisten in den Jahrescharts landet.


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CHET FAKER // Ein fantastischer Coversong reicht heutzutage oft, um dank der VervielfĂ€ltigungsmechanismen von sozialen Netzwerken zum nĂ€chsten großen Blog- und Internet-Hype aufzusteigen. Chet Faker, der 1989 in Melbourne als Nicholas James Murphy geboren wird, ist nur ein weiterer Beleg dafĂŒr. Aber auch dafĂŒr, dass es nach 15 Minuten Web-Fame noch nicht vorbei sein muss. Mit seinem souligen, elektronisch-zurĂŒckgenommen Cover von „No Diggity“ – im Original von Blackstreet – erobert er 2011 nicht nur das Netz, sondern erweckt gleichzeitig die Aufmerksamkeit eines Landsmannes, der zur selben Zeit in den Startlöchern steht, Australiens nĂ€chstes großes PhĂ€nomen zu werden. Produzenten-Wunderkind Flume aus Sydney schreibt Chet Faker eine kurze Nachricht bei Facebook. Die beiden tauschen sich online aus, supporten sich gegenseitig bei Konzerten und gehen gemeinsam ins Studio. Dabei entsteht „Left Alone“, eine viel beachtete Single aus Flumes DebĂŒtalbum, das 2012 in Australien, Anfang 2013 in Deutschland erscheint und gefeiert wird. Kein Wunder also, dass seine Deutschland-Tour 2013 gut besucht bis ausverkauft ist, obwohl seine DebĂŒtalbum erst rund ein Jahr spĂ€ter folgt. Vor kurzem spielte er ein sehr erfolgreiches Konzert in Hamuburg und am selbem Tag veröffentlichte er das Musikvideo zu seinem neuem Track „Gold“. Der kommt bluesig und sehr gefĂŒhlvoll auf Rollschuhen in deine Ohren und klettert immer weiter.

DIE ANTWOORD // Bestehend aus den Mitgliedern Ninja (Rap/Gesang), Yo-Landi Vi$$er (Rap/Gesang) und Disc Jockey (DJ) Hi-Tek (Beats/DJing) mischt die Gruppe musikalische Elemente des Rap, Drum & Bass und Elektro mit Texten zwischen Sozialkritik und Satire, geschrieben in Afrikaans und Englisch. Die Gruppe bezeichnet ihre Musik als Zef, dies bedeutet in Afrikaans umgangssprachlich in etwa „HinterwĂ€ldler“ oder „Prolet“. Die Gruppe selbst versteht unter Zef die unbeschreibbare Mischung aus den verschiedensten sĂŒdafrikanischen Kulturen, welche sie in ihrer Musik vereint. Im Stile amerikanischen Gangsterraps wird hier unter anderem vom Aus- und Aufstieg aus den sozialen Brennpunkten der sĂŒdafrikanischen Vororte erzĂ€hlt („Rich Bitch“). „I think you‘re freaky“ und „Baby‘s on fire“ schafften es weit auf den Musikthron. Warum gefĂ€llt einem dieser kranke Scheiß eigentlich?


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Impressum

Entstanden im Seminar Typografisches Projekt Dominik Lanhenke und Prof. Dr. Johannes Busmann (ZweitprĂŒfer) Bergische UniversitĂ€t Wuppertal Design Audiovisuelle Medien (PO 2012) Sommersemester 2014 · AV IV Herausgeber: Yannik Schulz RĂ©alisation: Yannik Schulz Art Direction: Yannik Schulz Textchef: Yannik Schulz Redaktion: Yannik Schulz Bildredaktion: Yannik Schulz und RenĂ© Omenzetter Grafik: Bert Raccoon TARDIS erscheint im WaschbĂ€r Verlag (haftungsbeschrĂ€nkt) & Co. KG Treppenstraße 4, 42115 Wuppertal Tel.: 0177/4540-588 Redaktionssitz Wuppertal ©copyright 2014

Titel die bei der Erstellung dieses Magazins gehört wurden: Slow Magic // Girls Gold Panda // Brazil Siriusmo // Liu St. Lucia // Elevate MxM // How 444 Die Antwoord // I think you are freaky Caribou // Sun Chet Facker // Gold Washed Out // Feel it All Around Duster // Gold Dust

Bildnachweis: Tumblr Yannik Schulz René Omenzetter Getty Image Aris Jerome Coverfoto: Simon Richter

TA RD IS SOMMER 2014




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