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Deutsche Willkommenskultur?
KAPITEL 10 • Deutsche Willkommenskultur? Wie gelingt Integration?
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Angekommen
Yeline: Ich bin selber eine Migrantin. Ich lebe seit 11 Jahren in Deutschland. Für mich ist Deutschland mein Zuhause sozusagen. Ilse: Die Leute, die hierher kommen, die soll man nett aufnehmen. Denn meine Tochter ist mit 20 Jahren oder 23 Jahren auch emigriert und zwar in die Schweiz. Mohammed: My family fled several times, it started long time ago. We originally are from Jerusalem, and we ended in Syria and now after Syria in Hamburg. It’s the whole world, no one belongs to any place. Who is German? Can you tell me like where are you from? [sous-titres en allemand dans la vidéo] Alexander: Meine Vorfahren von ganz, ganz früher wurden zur russischen Kaiserzeit nach Russland eingeladen, und nach dem Zweiten Weltkrieg kamen sie halt nach Deutschland zurück. Wir fühlen uns eigentlich alle relativ deutsch mittlerweile. Martha: Ich komme aus Kolumbien. Ich wohne in Deutschland seit sechs Jahren. Ja, die sagen, dass ich lache immer und ich kriege immer Lachen zurück. Aber manchmal klappt es nicht. Mario: Meine Großeltern sind aus Griechenland hierher gekommen. Das Griechischsein spielt in meinem Alltag leider nicht mehr so eine große Rolle, weil ich hier bin, hier aufgewachsen bin, hier arbeite. Bernd: Meine Mutter, die ist 1945 aus Danzig gekommen mit dem letzten Schiff, was nicht untergegangen ist. Also, es spielt auf jeden Fall eine Rolle, weil ich auch überlege, nach Danzig zu fahren und mal zu gucken, weil meine Mutter da immer von geschwärmt hat. Dilawar: Ich selber bin in Hamburg geboren. Ich sage mal, Pakistani sein spielt eigentlich weniger eine Rolle, sondern in dieser Gesellschaft ist es leider leider so, dass man mehr … Muslim, ein Moslem zu sein spielt eine größere Rolle. Yeline: Wir sind nie hundertprozentig Deutsche oder nie hundertprozentig Kubanerin. Irgendwie ist immer etwas dazwischen. Ich weiß es nicht … ich liebe Deutschland halt, ist so!
Kamera ab für Integration
Präsentatorin: Es gibt Filme, die sind aus dem eigenen Leben und der Filmgeschichte einfach nicht wegzudenken. Für mich gehören dazu Gegen die Wand, Solino, Soul Kitchen und Auf der anderen Seite. Diese Filme von Fatih Akin haben uns gezeigt, dass der Islam, fremde Kulturen und auch die Deutschtürken, dass sie zu Deutschland gehören. Das findet auch die Insel Norderney und zeichnet Fatih Akin mit dem Integrationspreis aus. Lea Grote war für uns mit dabei. Journalistin: Ein kreativer Kopf hört nie auf zu arbeiten. Noch während der Pressekonferenz auf Norderney macht sich Fatih Akin Notizen für sein nächstes Projekt. Das Thema Integration hat sich der Deutsche mit türkischen Wurzeln nicht vorgenommen, es schwingt aber immer in seinen Filmen mit. Fatih Akin: Also, ich versuch’ eigentlich nur Thriller zu machen oder Liebesgeschichten zu machen oder Komödien zu machen. Ich denk’ eigentlich immer in den Kategorien. Aber einfach aufgrund meiner Persönlichkeit, so, und aufgrund des ethnischen Hintergrunds auch so meiner Eltern mit, färbt das natürlich immer in meine Arbeit ein. Journalistin: In der Jury-Begründung heißt es, Akins Filme zeigten auch, wie schmerzhaft Integration sein könne. Zum Beispiel in seinem Film Gegen die Wand: Eine junge Türkin bittet einen Landsmann, eine Scheinehe mit ihr einzugehen, um ihrem traditionellen Elternhaus zu entfliehen. […] Mitreißend, dramatisch, voller Verzweiflung stehen Akins