Programmheft GP Mutschellen 2016

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PORTRÄT

KRAFTWERK TAUGLICH IM FLUGZEUG WIE IM AUTOSPORT

KUNSTFLIEGER UND FLUGZEUGBAUER Sein unbändiges Interesse für technische Dinge und sein Flair für Mechanik aber hat der geniale Tüftler, Denker, Mechaniker und Umsetzer nie aufgegeben. Schon als Bub war er an die Strasse gerannt, sobald ein Auto in Sicht kam, und wenn es ein Flugzeug war, starrte er sehnsüchtig in den Himmel. Da war es nicht weit zu seinem ersten Berufswunsch: Pilot wollte er werden. In den Flugsport kam er mit der Zeit tatsächlich. «Denn Fliegen ging besser neben der Zimmerei. Es braucht weniger Training, weil es ja nicht ums Rennen-Fahren geht», schmunzelt der heute 73-Jährige. Über die Kunstfliegerei und den Leistungssegelflug kam er, der nie einen Ingenieursabschluss machte, auf den Flugzeugbau. Als ein jahrelang aktiver und talentierter Kunstflugpilot konstruiert, baut und fliegt er eigene Fluggeräte, auch Klein-Helikopter und Leichtbauflugzeuge. Auf welcher Flugschau Max Vogelsang mit seinem ersten Eigenbauflugzeug, der scheinbar irgendwie «hindersi» fliegenden «Rutan Long EZ 1982» auch

« S CHON ALS BUB WAR ICH AN DIE STRASSE GERANNT, SOBALD EIN AUTO IN SICHT KAM, UND WENN ES EIN FLUGZEUG WAR, STARRTE ICH SEHNSÜCHTIG IN DEN HIMMEL.»

auftaucht, er erregt grösstes Aufsehen. Und in seinem heimischen Trainingsflugraum Reusstal und Freiamt beobachtet man seine perfekten Pirouetten und kreisrunden Loopings mit grosser Bewunderung. 1991 hat er seine Firma MSW Aviation in Wohlen gegründet. Aus seiner jahrelangen Erfahrung im Rennsport, dem Flugzeugbau und der Restaurierung verschiedenster Typen und nicht zuletzt der Fliegerei selbst entstand der Wunsch einer eigenen Konstruktion für den Kunstflug – der ersten Votec 322. Daraus ist eine ganze Familie geworden. 15 Jahre Besitz einer P-51 Mustang, mehrere restaurierte Warbirds, die Renovierung verschiedenster Typen, Flugvorführungen in ganz Europa und nicht zuletzt die Entwicklung und der Bau der erwähnten Votec-Flotte sprechen für Vogelsang. «Geht nicht, gibt’s nicht» heisst seine Firmen-Philosophie.

ZWEI BESONDERE FLUGVETERANEN Wir müssen uns noch etwas gedulden, bis wir zu Max Vogelsangs Replica-Neubau «Ford GT40» kommen können – es geht nicht anders. Da ist erstens die «Morane Saulnier MS 406». Sie – oder besser ihre Überreste – war eigentlich ein Scheunenfund, der über 20 Jahre unbemerkt geblieben war. Einmal entdeckt, entwickelte sie sich zu einem Mammut-Restaurationsprojekt und gleichzeitig dem ersten seiner Art im Hause MSW. 13 000 Arbeitsstunden über sechs Jahre und der Umgang FORDBLOCK VON RAUSCH USA MIT 560 PS BEI 650 NEWTONMETER DREHMOMENT

mit verschiedensten Werkstoffen und Verfahren sind nötig, bis es im Jahr 2000 soweit ist: Die J-143 hebt als einziges flugfähiges Exemplar des Schweizer Kampfflugzeuges weltweit wieder ab und wird von Max Vogelsang bis zu ihrem Verkauf über Jahre an Airshows vorgeführt. Die zweite Rarität ist die «North American AT-16». Über Kanada und Holland in die Schweiz gekommen, ist die U-323 eines von nur drei überlebenden Schweizer Exemplaren des ursprünglich amerikanischen Militärtrainers. In etwa 7 000 Stunden über sieben Jahre restauriert, in einigen technischen Details modernisiert und nebenbei noch um 180 kg abgespeckt, fliegt dieser Warbird-Klassiker im Gewand des Schweizer Militärs seit dem Jahr 2013 wieder privat und an Air­ shows. Man kann sogar mitfliegen. Übrigens hat der Fliegervirus problemlos die nächste und übernächste Generation Vogelsang angesteckt. Unterstützt wird das MSW-Team nämlich immer wieder von der gesamten Familie, in der sich Laminierspezialisten genauso finden wie hervorragende Holzfachleute, Modellbauer oder Spitzenkunstflugpiloten. Die 48-jährige Tochter Susanne ist selbst eine begeisterte Kunstfliegerin. Dass sie dabei auf Konstruktionen ihres Vaters bauen kann, mache sie besonders stolz, sagt sie.

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