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Glutenunverträglichkeit –was nun?

Seit längerer Zeit plagen Ingrid E. Magen-Darm-Beschwerden. Besonders nach dem Genuss von Brot und Pasta, die sie gerne mag. Auch ihre Haut hat sich verändert und ist auf einmal wieder unrein, wie zu Pubertätszeiten. Zu allem Überfluss fühlt sie sich ständig schlapp und müde. Es führt kein Weg dran vorbei: Ingrid E. muss zum Arzt.

In der Hausarztpraxis schildert sie ihre Beschwerden und der Doktor empfiehlt die Abklärung in einer gastroenterologischen Praxis. Bei der Terminvergabe in der Fachpraxis wird ihr empfohlen vorab eine Woche ein Ernährungstagebuch zu führen, in dem sie alles notiert, was sie isst und wann Beschwerden auftreten. Mit Hilfe des Esstagebuchs von Ingrid E. lässt sich bereits ein Trend erkennen. Zur Absicherung der Diagnose wird bei ihr eine Dünndarmbiopsie und Blutuntersuchung gemacht. Wenige Tage später folgt der nächste Termin in der gastroenterologischen Praxis. Der Arzt erklärt ihr, dass sie eine Glutenunverträglichkeit hat, die Zöliakie oder Sprue genannt wird. Praktisch heißt es, dass sie ab jetzt für den Rest ihres Lebens glutenhaltige Lebensmittel vermeiden sollte. Zunächst ein ganz schöner Schock für die aktive Mittfünfzigerin. Der Arzt erklärt ihr noch, dass sie dank glutenfreiem Essen genauso alt werden kann wie ein Mensch ohne diese Erkrankung. Damit Sie schon einmal einen Eindruck bekommt, worauf sie künftig achten soll, bekommt sie in der Praxis eine Infobroschüre zum Thema „Essen und Trinken bei Glutenunverträglichkeit“. Ferner bekommt sie dort eine Verordnung, die sie bei ihrer Krankenkasse zwecks qualifizierter Ernährungsberatung und ihrer anteiligen Kostenübernahme einreichen kann. Bei der Hotline der Krankenkasse gibt es Infos, mit welchen qua- lifizierten Ernährungsfachkräften diese zusammenarbeitet. Empfohlen wird ihr hier eine „Staatlich geprüfte Diätassistent:in“ oder „Diplom Oecotrophologe:in“.

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Glutenfrei Essen – was heißt das überhaupt?

In der Broschüre heißt es, dass Menschen, die an einer Glutenunverträglichkeit, also Zöliakie oder Sprue, erkranken, nach dem Genuss verschiedener Getreide mit unterschiedlich stark ausgeprägten Unverträglichkeitsreaktionen kämpfen. Neben Magen-Darm-Beschwerden sind Hautveränderungen und Abgeschlagenheit typisch. Also das, womit sie seit längerer Zeit zu tun hat. Gluten, – fragt sie sich, was ist denn das überhaupt? Dazu heißt es in der Broschüre, dass Gluten ein Klebereiweiß ist, welches in zahlreichen Getreidesorten vorkommt. Dazu gehören Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Grünkern, Dinkel, Triticale, Einkorn, Emmer, Kamut und B-Weizenstärke. Ferner daraus hergestellte Produkte wie Nudeln, Mehl, Grieß, Schrot, Grütze, Graupen, Flocken, Keime, Kleie, Müsli, Fertiggerichte, Backwaren und Co. Aber dort steht auch, dass ein normales Leben möglich ist, wenn auf Dauer glutenfrei gegessen wird. Aber auch, dass die Krankheit chronisch ist und leider nicht wieder weggeht.

Glutenfrei: Was ist denn beim Essen jetzt noch möglich?

In der Broschüre findet sie hilfreiche Tipps. So sind geeignete Getreide bei einer Zöliakie beispielsweise Reis, Wildreis, Mais, Hirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa und daraus hergestellte Produkte. Auch glutenfreier Hafer sowie als glutenfrei deklarierte Weizenstärke sind möglich. Spezielle glutenfreie Lebensmittel gibt es als Flocken, Grieß, Graupen, Mehl, Kleie, Nudeln und vieles mehr. Sogar in herkömmlichen Supermärkten, Drogerien, Reformhäusern und temporär bei Discountern werden dazu spezielle Produkte angeboten. Ebenso können via Internet zum Beispiel Backmischungen für Brote, Mehle, Gebäck, Süßigkeiten und Co bestellt werden. Wichtig ist dabei, dass explizit auf der Verpackung steht, dass es sich um ein glutenfreies Lebensmittel handelt. Auch ein Siegel gibt es dazu: ein Kreis mit einer durchgestrichenen Ähre (siehe Foto) bestätigt, dass das Lebensmittel glutenfrei ist.

Endlich – der Tag der Ernährungsberatung ist da

Die Tipps in der Broschüre aus der Arztpraxis haben Ingrid E. weitergeholfen. Die ersten Tage mit möglichst glutenfreiem Essen sind geschafft und sie fühlt sich so gut wie schon lange nicht mehr. In der Ernährungsberatung bekommt sie weitere, zahlreiche Tipps und tolle Rezepte, die sie mit wenigen Zutaten zu Hause nachkochen kann. Dass Ingrid E. lebenslang glutenfrei essen soll und schon kleinste Mengen an Gluten im Essen einen unterschiedlich ausgeprägten Beschwerde-Rückfall bedeuten können, hat sie verstanden. Doch damit diese unangenehmen Durchfälle und das quälende Gefühl, immer müde und schlapp zu sein, nicht mehr wiederkommen, ist Ingrid E. sehr motiviert. Der nächste Urlaub ist auch schon geplant und zum Frühstück im Hotel hat sie ihr eigenes Brot dabei. Eine Checkliste aus der Ernährungsberatung hat sie mit ihrem Smartphone abfotografiert und hat sie unterwegs immer dabei. Zu Hause hängt die Liste am Küchenschrank und hilft dabei, ein gutes und gesundes Leben trotz Glutenunverträglichkeit zu führen.

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