Schach
„Ein Schachspieler, kein Schauspieler“ Der 54jährige Politologe Jens-Uwe Pohl-Kümmel arbeitet beim Regensburger Fachverlag Walhalla und verstärkt seit der vergangenen Saison die Schachabteilung des TSV Neutraubling. NN sprach mit dem ursprünglichen Nordlicht, dass im Sommer seinen Titel als Bayerischer Meister verteidigen will. Hallo Herr Pohl-Kümmel, wie lange spielen Sie bereits? Bereits seit über 40 Jahren. Ich habe Schach von meinem Vater gelernt. Als ich 1972 zum Geburtstag ein Schachbuch bekommen hatte, spielte ich intensiver und trat in meiner Heimatstadt Husum schnell einem Verein bei. 1975 konnte ich dann die Jugendmeisterschaft in Schleswig-Holstein gewinnen, später auch die Landesmeisterschaft - und zweimal meinen Titel verteidigen. Und das ohne Schulförderung, Trainer oder dergleichen, sondern als Autodidakt. Was ist Ihre liebste Eröffnung und wo liegen Ihre Stärken? Auf eine spezielle Variante bin ich nicht festgelegt, doch ich neige eher zu D 4 oder C 4. Ich bin ein Positionsspieler, baue mir ruhig und sachlich eine gesicherte Stellung auf. Mittlerweile zehre ich auch viel von meiner Erfahrung und ahne, wie sich eine Stellung entwickeln kann. Gegen wen würden Sie gerne einmal antreten? Kortschnoi würde ich gerne begegnen. Als Zuschauer erlebte ich ihn 1981. Er traf als Russischer West-Immigrant auf den Linientreuen Karpow. Das war tatsächlich Krieg am Schachfeld. Sein Kampfgeist war überwältigend, und mit über 80 Jahren spielt er noch heute auf Top-Niveau. Wie kamen Sie zum TSV? 1993 zog ich beruflich von Bielefeld nach Regensburg und spielte dort bis 2011 bei Fortuna. Das war lange Zeit der regionale Vorzeige-Schachklub, zumeist in der Oberliga vertreten, doch ein fortwährender Aderlass an Spielern führte im Frühjahr 2011 zur Auflösung. Einige schlossen sich Lappersdorf an, doch die spielen nur Regionalliga, also fünftklassig. Da Neutraubling gerade zum dritten Mal hintereinander und damit frisch in die Oberliga aufgestiegen war, erschien mir das die beste Herausforderung.
Anzeige
Wie sieht das Training aus? Während der Saison ist einmal jede Woche Trainingsabend in einem Raum des BRK-Seniorenheimes. Dort analysieren wir gemeinsam Stellungen und Spiele. Da aber einer arbeitet in München, der andere studiert in Bamberg - läuft vieles auch online.