NeutraublingNews Juli 2016

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Stadtjubiläum

Interview

mit Eleonore Mayer Neutraublings 1. Bürgermeisterin a.D. zum 30jährigen Stadtjubiläum Frau Mayer, Sie leben seit Juni 1966 in Neutraubling, was führte Sie in den Ort? Mein Vater stammte aus Regensburg, meine Mutter flüchtete aus Ostschlesien dorthin und hat mich am 30. April 1945, acht Tage vor der Kapitulation von Hitler-Deutschland, entbunden. Mein späterer Ehemann Claus arbeitete bereits bei der Firma Händler in Neutraubling, und so zogen wir 1966 hierher, zunächst in die Anton-Günther Straße. Sie haben sich bald kommunalpolitisch engagiert, wie haben Sie Neutraubling damals erlebt? Ich war im Finanzamt angestellt. Als ich schwanger wurde, hatte ich im Mutterschutz mehr Zeit und hörte viel Radio. Bei den Interviews vor der Wahl hat mir Willy Brandt mit seiner sachlichen, klaren und unpolemischen Art imponiert. Durch diesen „Brandt-Effekt“ bin ich dann 1969 in die SPD eingetreten. Als eine der wenigen damals politisch aktiven Frauen hat mich der Ortsvorsitzende Heinrich Lankes bald ermutigt, für den Gemeinderat zu kandidieren. Sie wurden 1972 gleich bei ihrer ersten Kandidatur gewählt - wie war es damals in diesem Gremium? Das war noch viel familiärer und parteipolitisch gar nicht beeinflusst. Wir waren 16 Mitglieder und tagten im Rathaus, Die junge Bürgermeisterin mit Amtsvorgänger Herbert Scholz und dessen Ehefrau Elfriede

NN -

das damals im Klosterbau neben Efrutti ansässig war. Nach den Sitzungen sind wir immer gegenüber auf ein Bier in das kürzlich abgerissene Hotel Groitl gegangen. Am unsinnigen Donnerstag überfielen immer die drei Ratsfrauen, Amalie Brast, Käthe Lindner und ich unsere männlichen Kollegen. Wie haben Sie die beiden „Stadtväter“ Bürgermeister Herbert Scholz und seines Stellvertreters Johannes Schmidt wahrgenommen? Die Verantwortung als Bürgermeister ist ganz anders, er muss vieles letztlich entscheiden. „Der Bürgermeister ist der Motor” sagte Herbert Scholz deshalb oft. Sein Traum war damals auch immer eine eigene Polizeistation für Neutraubling, und seine letzte große Amtshandlung im Februar 1988 war deren Einweihung – und er wurde mit Sondererlaubnis des Ministeriums sogar zum Ehrenwachtmeister ernannt. Johannes Schmidt nutzte damals geschickt seine Parteipolitischen Kontakte nach München, was dann die Stadterhebung wahr werden ließ. Später konkurrierte ich mit ihm um die Nachfolge und wurde ins Amt gewählt. Der Wahlkampf und unser Verhältnis waren aber stets respektvoll. Übrigens erinnere ich mich als Gratulantin, dass Schmidt bei seinem 70. Geburtstag seinem fast 10 Jahre älteren ehemaligen politischen Weggefährten Scholz schließlich das „Du“ anbot.

Wissen Sie noch eine nette Anekdote aus dem früheren Neutraubling? Anfang der 80er war ja der “Chopper” national in aller Munde, unsichtbare Stimmen in einer Arztpraxis. Dr. Bachseitz fantasierte im Fernsehen über irgendwelche “Linke Verschwörer” – ehe er selbst als Urheber und Betrüger entlarvt wurde. Aber es machte den Ort so bekannt, dass Monate später im Rathaus eine Postkarte ankam - adressiert an “Choppertown”.

Welche Erinnerungen haben Sie an das Fest zur Stadterhebung am 13. Juni 1986? Das war schon ein bewegender und besonderer Moment, es waren ja unzählige Prominente vom Regierungspräsidenten bis zum Fürsten Johannes gekommen. Der Andrang war tatsächlich so groß, dass die letzten Gäste damals ihr Essen kalt erhielten...

Sie waren von 1988 bis 2006 selbst 18 Jahre lang Bürgermeisterin von Neutraubling. Welche Ereignisse ihrer Amtszeit waren besonders prägnant? Es bewegt sich alles stetig weiter und verändert sich. Als Industriestandort ist das Wichtigste die Infrastruktur, hier muss man immer vorausschauend planen. Daher war der Spatenstich Anfang der 90er Jahre für die Süd- und Ostumgehung für mich sehr markante Einschnitte, weil hier auch erstmals drei Kommunen – nämlich Regensburg, Barbing und Neutraubling – bei Planung, Kosten und Gebietskoordination eng zusammen-

Inmitten der Stadtratskollegen im Zuge der Feierlichkeiten zur Stadterhebung


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