Schlossseiten Magazin 03/2016

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Fotos: Hotel Schloss Leopoldskron

Max Reinhardt Bibliothek

Salzburger Dom bestattet, aber sein Herz wird in der Schlosskapelle von Leopoldskron beigesetzt. Franz Laktanz, als Kämmerer am erzbischöflichen Hof auch für Musik zuständig und Förderer von Wolfgang Amadeus Mozart, bewohnt in den nächsten vier Jahrzehnten das Schloss und gibt ihm sein klassizistisches Aussehen, indem er die Mansardendächer und die oktogonale Kuppel in der Mitte entfernen lässt. Er legt eine bedeutende Gemälde- und Kupferstichsammlung an, darunter Werke von Dürer, Rembrandt, Reni, Rubens, Tizian und Veronese. Nach seinem Tod 1786 bleibt das Schloss im Familienbesitz, bis es der Schießstättenwirt Georg Zierer erwirbt und im Jahr 1830 die Kunstsammlung zu wahren Flohmarktpreisen verschleudert. Das leer geräumte Schloss kaufen zwei Kellner, die vergeblich versuchen, dieses in ein Kurhotel umzugestalten. Der nächste Besitzer ist der Salzburger Bürgermeister Heinrich Ritter von Mertens, der das Schloss 1851 an den abgedankten König Ludwig I. von Bayern verkauft. Fast zwei Jahrzehnte lang dient es diesem als Sommersitz; hier empfängt er unter anderem Franz Josef I. und Napoleon III. Nur drei Monate gehört das Schloss dem Prinzregenten Luitpold von Bayern, bevor es der Wiener Politiker Alexander Julius Schindler, als Schriftsteller unter dem Pseudonym Julius von der Traun bekannt, im Jahre 1869 erwirbt. Schindler, der sich

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aufgrund seines extravaganten Lebensstils hoch verschuldet, muss nächtens vor seinen Gläubigern fliehen. Über den Exekutionsweg wird nach Schindlers Tod der Salzburger Bankier Carl Spängler für kurze Zeit neuer Besitzer. Baron und Baronin Rüdt von Collenberg residieren ab 1885 im Schloss Leopoldskron und richten es großzügig ein; 1903 verkaufen sie es an den deutschen Regierungsrat Paul Wolf. Max Reinhardt, damals Europas berühmtester Regisseur, Theaterintendant und Mitbegründer der Salzburger Festspiele, kauft 1918 das bereits sehr baufällige Gebäude. In den nächsten Jahren renovieren Salzburger Handwerker den prachtvollen Stiegenaufgang und den Marmorsaal. In Wien erwirbt Reinhardt die sogenannte „Freudenhaus-Madonna“, eine Barockstatue, die er über dem Eingang zu einem Bordell in der Bäckerstraße gefunden hat, und lässt sie in eine selbst entworfene Nische über dem Kamin in der großen Halle einbauen. Die Bibliothek entsteht nach dem Vorbild der Stiftsbibliothek in Sankt Gallen, der Parkettfußboden stammt aus einem Salzburger Schloss. Hier arbeitet Reinhardt, hier heißt er im Anschluss an offizielle Empfänge seine privaten Gäste willkommen. Das Venezianische Zimmer entsteht aus Teilen der Wandpaneele eines venezianischen Palastes, die Reinhardt bei einer Auktion in Berlin ersteigert. Auch der anschließende Meierhof wird saniert und eingerichtet.


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