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BAUSTOFF-MANUFAKTUR

Foto: Philip Anderl

AUF ALTES HOLZ KANN MAN BAUEN

Patrick Kropik handelt mit alten Baustoffen, und das nicht erst seit gestern. Schon als er noch in die Lehre ging, faszinierten ihn besonders alte Holzböden und alles drum herum, das viel zu schön war, um verheizt oder entsorgt zu werden!

Text: Lisa Gasteiger-Rabenstein

DDer 31-jährige Niederösterreicher hat sich für seinen Baustoffhandel von historischen Materialien ins nördlichste Niederösterreich zurückgezogen, genau genommen nach Gmünd. Warum? Weil er dort über ausreichend Lagerfläche verfügt und auch seinen eigenen Wohntraum verwirklichen will. Immer auf der Suche nach besonderen Böden, bei der er sehr viel herumkommt, fand er eines Tages einen alten Hof in Gmünd. Das historische Bauernhaus baut er nun mit eigenen Händen zu einem Loft um, und dies selbstverständlich mit alten wie auch historischen Mitteln. „Ich mag das Waldviertel einfach – es ist genauso rau wie ein unbehandelter Holzboden, das passt einfach zusammen“, erklärt er uns.

Es darf betont werden, dass Patrick mit den Baustoffen nicht nur handelt. Er macht das, was nur mehr wenige können und wofür sich auch nur noch wenige die Zeit nehmen: Er bearbeitet das Holz so auf, dass zum Beispiel der Bodenleger die Bretter oder das Tafelparkett gleich direkt verlegen kann. Auch Ziegel sind nicht gleich Ziegel – hierfür muss man schon ein gewisses Feingespür beim Abbau haben, damit man zum Schluss nicht nur Ziegelbrösel in der Hand hält. Sandgestrahlt gehen sie dann zum Kunden.

Seine wahre Liebe aber hat Patrick im Holz gefunden, und wenn er davon erzählt, fangen seine Augen an zu glänzen. Bei ihm wird man von historischen Fichten- bis Eichenböden fündig, denn oftmals stammen seine Böden aus Palais, Altbauwohnungen oder sogar Schlössern. Lustigerweise landen diese dann, nachdem Patrick und sein Team die Holzböden in ihren fachkundigen Fingern hatten, um sie für die Neuverlegung aufzubereiten, häufig genau wieder dort. „Es ist ein tolles Gefühl, das Vorher-nachher zu sehen und die Blicke meiner Kunden, die nicht nur das Produkt schätzen, sondern auch die Arbeit dahinter sehen!“, erzählt er uns. Patrick Kropik ist im deutschsprachigen Raum nämlich einer von nur noch ganz wenigen, die die alten Dielen händisch abschleifen. Das ist deshalb so wichtig, weil die Maserungen und Strukturen, die über die Jahrhunderte entstanden sind, verloren gehen, wenn man diese Arbeit von Maschinen erledigen lässt. Jedes einzelne Brett wird mit der schonendsten Methode bearbeitet: Schleifen, Bürsten, Hobeln – das alles vollzieht sich bei Patrick Kropik in reiner Handarbeit. Maschinen unterstützen ihn nur beim Sägen. Die Oberflächenversiegelung bestimmt der Wunsch des Kunden, eines allerdings wird niemals passieren: dass Patrick seine alten Holzbretter lackiert. Die Holzbretter bleiben allesamt naturbelassen. „Weniger ist mehr, und man möchte ja schließlich den Charakter des Bodens sehen“, ist er überzeugt.

Ein antiker Boden kostet schon etwas, denn man darf all die Arbeit dahinter nicht vergessen: Zuerst einmal muss man den Boden überhaupt ausfindig machen, und so et-

Historisch Eichendielen Historisch Mauerziegel als Ziegelfassade

Historisches Granitpflaster Café in Drosendorf

was passiert auch nicht durch Zufall. Patrick hat sich über die Jahre ein Netzwerk aufgebaut und ist bei Abrissen oder Renovierungen von Altbauten mit seinem Team zur Stelle, wenn ein Boden ausrangiert werden soll, nur weil er alt ist. „Die Leute vergessen dabei oft, dass wir eine Anfahrt haben und den Boden ganz vorsichtig bergen müssen, denn die Bretter dürfen nicht brechen. Dann benötigt man einen LKW, der alles in die Werkstatt bringt. Der nächste Schritt ist die Trockenkammer, und erst dann folgt das Schleifen, Bürsten und Hobeln. Holz ist kein schnelllebiges Produkt, aber dafür tun wir etwas für die Nachhaltigkeit. Wir verhindern weiteres Roden unserer Wälder und recyceln Baumaterialien“, erläutert er uns voll Stolz.

Die Abnehmer der „neuen alten“ Baustoffe sind meistens Privatkunden, die ihre Badezimmer und Küchen mit besonderen Fliesen ausstatten wollen, die eine bestimmte Wand mit alten Ziegeln verkleiden möchten und die natürlich den Charme der jahrhundertealten Holzböden bevorzugen. Aber auch Firmen sind an den Baustoffen mit Charakter interessiert. So wurden sämtliche Filialen des Gastronomieunternehmens „Le Burger“ mit Ziegelverblendern der Baustoffmanufaktur ausgestattet. „Wir haben Anfragen aus ganz Europa, vor allem was die Holzböden betrifft“, so Kropik. Doch es gibt auch ganz besondere Aufträge, und so hat er im Vorjahr einen Brunnentrog aus dem Jahr 1850 aufgewertet, der nun vor einem Privathaus auf einem Berg in der Schweiz steht. Der Unternehmer mit einem Herz aus Gold … Verzeihung, aus Holz natürlich … berät auch perfekt, wenn Privatkunden ihn konsultieren, welchen Boden sie in ihrem Wohnzimmer oder in der Küche verlegen sollen. Er weist auf alles hin, bevor es an die Aufbereitung geht. Wir erfahren, dass immer öfter alte Dielenböden in Bädern verlegt werden, denn einen alten Boden kann man nicht ruinieren, schließlich hat dieser oftmals bereits Jahrhunderte überlebt – da wird er ein paar Wasserspritzer ohne Probleme aushalten. Es spricht übrigens auch nichts dagegen, eine Fußbodenheizung unter einem alten Holzboden zu verlegen. Eigentlich spricht überhaupt nichts gegen einen antiken Boden. Bleibt nur die Qual der Wahl, für welchen Boden man sich entscheidet, und die Frage, wo in der Wohnung oder im Haus man ihn überall verlegen kann.

Patrick hat aktuell genügend Ware auf Lager, er ist aber auch nicht abgeneigt, wenn er den ein oder anderen Tipp bekommt. Falls wieder einmal ein Boden zum Sperrmüll geführt werden soll, dann kann er oftmals nicht Nein sagen, weil es ihm das Herz bricht, wenn etwas Historisches nicht für die Ewigkeit erhalten bleibt. Patrick Kropik ist und bleibt ein Jäger und Sammler, was andererseits seinen Kunden sehr zugutekommt, würden sie doch ansonsten nicht in den Genuss von solch tollen Böden und Baustoffen gelangen.

Bild unten: Sichtschutzmauer aus historischen Mauerziegeln

INFOBOX

Baustoffmanufaktur Handel mit alten Baustoffen Patrick Kropik +43 664 4293911 office@baustoffmanufaktur.at www.baustoffmanufaktur.at