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JUWELIER HÜGLER

JUWELIER HÜGLER WENN BERUF „BERUFUNG“ IST

DIE ERFOLGSGESCHICHTE EINER FAMILIE VOM K.U.K. HOFLIEFERANTEN BIS ZUM JUNGEN, TRENDIGEN GOLD- UND SILBERSCHMIED, MEISTER UND EXPERTEN VON HEUTE

Historismus, Fin de Siècle, Jugendstil, Art Déco, Moderne – auf fast 150 Jahre Firmentradition kann Franziskus Amazonas Julius Kriegs-Au zurückblicken. Der ausgebildete Gold- und Silberschmied, Meister von fantastischen Schmuckstücken und Experte für antiken und Vintage-Schmuck, setzt in der mittlerweile fünften Generation die Tradition seiner Familie fort.

Gegründet wird das Unternehmen „Juwelier Hügler“ im Jahr 1875 in Wien vom damals erst 27-jährigen Goldschmied Julius Hügler. Das Ladengeschäft befindet sich im barocken Oppenheimerschen Haus in der Freisingergasse im ersten Bezirk, dem Wohnhaus des ehemaligen Hofbankiers von Kaiser Leopold I. Über Hüglers Kreationen schreibt der damalige Wiener Stararchitekt Adolf Loos anlässlich einer Ausstellung in der Wiener Rotunde: „Julius Hügler bringt in einer eleganten Vitrine Juwelen, Gold- und Silberwaren. Nicht viel, aber sehr gewählt.“

Hüglers Kunden sind das Wiener Großbürgertum sowie höchste Mitglieder des Kaiserhauses. Aufgrund seiner Verdienste wird ihm im Jahr 1899 der begehrte Titel „k.u.k. Hoflieferant“ verliehen. Seine Söhne Julius jun. und Heinrich übernehmen 1908 den Betrieb und erweitern diesen durch eine Dependance im Wiener Hotel Bristol. 1924 wird eine vom Wiener Ar-

„Prinzipiell gilt: Im Einkauf liegt der Gewinn. Und: Schuster, bleib bei deinen Leisten.“

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chitekten Hans Prutscher eingerichtete Filiale im eleganten Kurort Bad Gastein, dem damaligen Hotspot der feinen Gesellschaft, eröffnet. 1925 nimmt die Firma an der Weltausstellung „Exposition internationale des Arts décoratifs et industriels modernes“ in Paris teil und erhält für ihre Exponate im neuen Stil des Art Déco eine Goldmedaille. Weitere Filialen in den elegantesten Hotels von Kairo (1928), Berlin und Karlsbad entstehen.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges eröffnet Juwelier Hügler eine Filiale in Rio de Janeiro und beliefert Brasiliens Geldadel mit hochwertigen Preziosen. Die edlen Schmuckstücke mit feinsten Diamanten und den schönsten Smaragden schätzen aber auch der Schah von Persien und seine Frau Soraya, König Hussein I. von Jordanien und Königin Nūr oder der legendäre Aga Khan.

In den Sechzigerjahren zieht es die Firma wieder nach Wien. Als Sponsor des Wiener Opernballs werden von 1965 bis 1975 die kostbaren Damenspenden hergestellt und die Debütantinnen ausgestattet. Aufsehen erregt eine von Juwelier Hügler entworfene kostbare Diamantbrosche, die der Filmstar Richard Burton seiner Frau, dem Weltstar Elisabeth Taylor, schenkt. 2011 wird diese aus deren Nachlass versteigert und erzielt bei Christie’s in New York eine Rekordsumme. 1939 heiratet Elisabeth Hügler, die Tochter von Heinz Hügler, den Freiherrn Dr. Dieter Kriegs-Au. Ab dem Ende der Siebzigerjahre übernehmen bis ins Jahr 2005 die Söhne Heinz-Jörg und Alexander. 2017 erfolgt der Neustart durch den Ururenkel des Firmengründers, Franziskus Kriegs-Au. Dieser hat vorab eine klassische fachliche Ausbildung zum Goldschmied, Gemmologen und Diamantgutachter absolviert und Erfahrung bei Chopard in Genf, als Schätzmeister im Wiener Dorotheum sowie bei einem deutschen Auktionshaus gesammelt.

EvS: Haben Sie Ihren Beruf aus Tradition gewählt oder aus Begeisterung?

FK: Da ich von klein auf von meinem Vater in die Werkstatt, zu Ausstellungen sowie in Museen „geschleppt“ wurde und dazu noch ein miserabler Schüler war – ich musste öfter die Schule wechseln –, wurden mir das Handwerk und der Sinn für Bodenständiges sozusagen in die Wiege gelegt.

EvS: Ihr Spezialgebiet ist ...?

FK: Mein Thema sind Vintage-Schmuck und antiker Schmuck sowie Uhren, weiters faszinieren mich schöne Edelsteine und besonders Altschliffdiamanten. Selbstverständlich können wir auch alles, was ein moderner Juwelier kann, und produzieren Schmuck zu 100 Prozent in unserer Werkstatt zum absoluten und garantierten Bestpreis.

EvS: Nach welchen Kriterien beraten Sie?

FK: Ich berate ehrlich nach meiner Erfahrung und so kompetent als möglich. Mir ist es wichtig, dass die Kunden wiederkommen und mich weiterempfehlen. Mundpropaganda ist immer noch die beste Werbung.

EvS: Was ist Ihre Erfahrung bezüglich Wertsteigerung?

FK: Ich kann aus Erfahrung sagen, dass Schmuck zum Großteil, wenn er neu gekauft wird, immer einen

großen Wertverlust nach sich zieht – egal, was einem erzählt wird. Daher ist es wichtig, zu einem wirklich fairen Preis einzukaufen. Die Qualität der Arbeit und der Steine muss mit der Beschreibung und dem Preis zusammenpassen. Bei Diamanten geht es da schnell um sehr viel Geld. Ratsam ist es, jemanden zu Rate zu ziehen, der Ahnung von der Materie hat und selbst nicht von dem Kauf profitiert.

Bei Uhren gibt es besondere Modelle bestimmter Marken, die seit Jahren im Wert steigen. Im Internet kann man sich sehr schnell über Marktpreise schlau machen und immer etwas unter dem niedrigsten einkaufen – dann macht man in der Regel wenig falsch. Teuer kann jeder! Für viele Händler sind das Internet sowie die daraus resultierende Preistransparenz ein Fluch. Für mich persönlich nicht, da meine Kunden schneller entschlossen sind, zu kaufen, sobald sie sehen, was andere verlangen. Wenn ich vor zwei Jahren eine Uhr um 800 Euro gekauft habe und heute dafür 600 Euro bekomme – ist das schlimm? Ich finde nicht, wenn man sie wirklich viel getragen hat und sich immer daran erfreuen konnte.

Ich selbst kaufe stets zu einem fairen Preis ein oder übernehme Ware zum kommissionsweisen Verkauf. Aufgrund des geringen Aufschlags wird die Ware in der Regel sehr schnell verkauft: an Private, aber ebenso sehr viel an andere Händler, auch über Instagram (@jul.huegler). Bei mir liegt nichts sehr lange in der Auslage, die meisten Stücke schaffen es aber nicht einmal bis dorthin. Wir haben einen sehr hohen Umsatz, aber im Jahresschnitt nur ca. 15 % Marge.

Prinzipiell gilt: Im Einkauf liegt der Gewinn. Und: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Mir ist es möglich, damit Geld zu verdienen, weil ich nichts anderes tue. Das heißt, für den Laien ist es weitaus schwieriger. Man sollte nicht schöne Dinge kaufen, nur um an Gewinn zu denken. Wenn man etwas gut einkauft, verliert man sicher nicht viel, und manchmal wird es sogar mehr wert. Nach vielen, vielen Jahrzehnten dann ganz bestimmt – aber wer will schon so lange warten?

Man kann Werte sichern und sich an schönen Dingen erfreuen. Aber Vorsicht vor Anlagesteinen und dergleichen! Lieber mehrere Meinungen einholen, bevor man unnötig Geld verbrennt. Schmuck und Uhren müssen gefallen, man sollte sie gerne tragen, denn auch das ist etwas wert.

EvS: Was empfehlen Sie

Sammlern mit wenig Budget?

FK: Zuerst einmal sollte man ungefähr eingrenzen, was man überhaupt sucht, und dafür ein

Budget festlegen. Das Bauchgefühl ist immer ganz wichtig, ebenso der Vergleich zu anderen Angeboten. Man bekommt dann relativ schnell ein Gefühl für Preise und auch für Qualität.

Ich liebe schöne, charmante Stücke für kleines Geld, und es gibt so viele davon.

EvS: Besitzen Sie eine Sammlung?

FK: Ich habe jeden Tag mit schönem Schmuck und Uhren zu tun und komme nicht dazu, diesen zu sammeln, da mein Drang zum Verkauf so stark ist. Ich bin ein großer

Autonarr, habe aber damit bis dato noch nie etwas verdient. Das ist meine Leidenschaft und meine Achillesferse zugleich.

EvS: Was wollen Sie der nächsten Generation – Sie haben ja bereits Kinder – für deren Berufsweg mitgeben?

FK: Ich liebe meinen Beruf und mag die Abwechslung, die ich jeden Tag erleben darf. Wenn Arbeit Spaß macht, ist es eine Berufung und man steht automatisch mit einem Lächeln auf.

Durch den Schmuckankauf habe ich wirklich mit sämtlichen Schichten und Schattierungen unserer Gesellschaft zu tun. Mir ist es ganz wichtig, alle mit dem gleichen Respekt zu behandeln, denn jeder hat seinen

„Lieber mehrere Meinungen einholen, bevor man unnötig Geld verbrennt. Schmuck und Uhren müssen gefallen, man sollte sie gerne tragen, denn auch das ist etwas wert.“

Stolz und seine eigene Geschichte. Das möchte ich jungen Menschen mitgeben. Im September werden wir als einziger Betrieb unserer Branche in Wien einen Lehrling aufnehmen, worauf ich mich sehr freue. Das war schon immer ein Wunsch von mir. Vielen Dank für das Interview, liebe verehrte Frau von Schilgen!

Text: Eva von Schilgen

JULIUS HÜGLER GmbH Franziskus Kriegs-Au Dorotheergasse 12, 1010 Wien Tel.: +43 650 7508458 franziskus.kriegs-au@gmx.at