Spring Issue Schlossseiten Magazin 2020

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INTERVIEW

Johannes Prinz von Lobkowicz

TIPPS & TRICKS FÜR IMMOBI­ LIENKÄUFE IN TSCHECHIEN Der Kauf eines verlassenen, malerischen Schlösschens inmitten eines idyllisch kleinen Dorfes in einer hübschen, vielleicht sogar hügeligen Gegend gehört zu den Träumen mutiger Immobilieninvestoren. SCHLOSSSEITEN hat bei Johannes Lobkowicz nachgefragt, was man im Falle des Falles unbedingt beachten sollte.

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rinz Lobkowicz muss es wissen, ist er doch selbst erst 1993 mit seiner ganzen Familie von München nach Böhmen gezogen. Bis dahin war er mit zwei Staatsexamen, 10 Berufsjahren in einer Bank und einem Eheleben samt sieben Kindern mehr als beschäftigt. Als sich dann die Restitution eines kleinen Familienbesitzes, des großväterlichen Schlosses Drahenice, ergab, beschloss Johannes Lobkowicz, in die alte Heimat seiner Familie zurückzugehen. Inzwischen führt sein ältester Sohn Wenzel den Besitz und Johannes Lobkowicz hat Zeit, um sich als Prokurator des Großpriorats Böhmen des Souveränen Malteser Ritterordens unter anderem der Restitution des 1948 enteigneten Ordensbesitzes sowie der Entwicklung ordenseigener Immobilien zu widmen. SCHLOSSSEITEN: Wie wird man als Ausländer in Tschechien empfangen und wahrgenommen? Johannes Lobkowicz: Die Tschechen sind nicht fremdenfreundlich, eher im Gegenteil. Andererseits sind sie dem Geld nicht abgeneigt und neigen dazu, ihre diesbezügliche Sympathie auf dessen Besitzer auszudehnen. Braucht man einen einheimischen Mittelsmann? Wofür? Wenn man kein Tschechisch spricht, braucht man eher einen „Pfadfinder“, der einem hilft, die richtigen Schritte zu machen, um sich nicht zu verirren. Gibt es rechtliche und bürokratische Hürden, die schwierig zu bewältigen sind? Wenn ja – welche sind es? Seit Tschechien Mitglied der EU ist, gibt es für andere EU-Bürger keine rechtlichen Hürden, hier Grundbe-

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sitz zu erwerben und zu verwalten. Als früherer kommunistischer Staat ist die Bürokratie allerdings extrem ausgeprägt, langwierig und langweilig. Das betrifft aber Tschechen und Ausländer gleichermaßen. Ist es als Geldanlage sinnvoller, Schlösser bzw. Häuser zu kaufen oder eher in Wald und Felder zu investieren? Diese Frage hat, glaube ich, weniger mit Tschechien zu tun. Schlösser neigen dazu, ein „Money Pit“ zu sein. Wohnt man selbst darin, ist jede Verbesserung und Reparatur Konsum. Das kann auch sehr schön sein, ist aber eben Liebhaberei. „Häuser“ ist ein schillernder Begriff. Ferienhäuser? Mietshäuser? Stadthäuser? Die Preise jedenfalls haben sich dem deutschen und österreichischen Niveau stark angenähert und bieten kaum noch Schnäppchen. Land- und Forstwirtschaft sind im Vergleich zu den westlichen Ländern noch vergleichsweise günstiger, etwa um ein Drittel. Der Preisvorteil wird aber durch die nötige Verwaltung in einer fremden Sprache ziemlich neutralisiert. Aufgrund der Borken­käfer-Katastrophe werden zweifellos demnächst ruinierte Fichtenwälder auf den Markt kommen, möglicherweise schon bald zu jedem Preis. Das kann eine Gelegenheit für Investoren sein, die bereit sind, über einige Jahrzehnte „draufzuzahlen“. Welche Renditen kann man erwarten? Oder ist es „nur“ Liebhaberei? Rendite ist ja immer eine Funktion von Erwerbspreis und Ertrag. Zahlt man für einen Hektar Wald z. B. 8.000 Euro und gelingt ein Ertrag nach Kosten und


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