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Über Hügelmeere
Vom Reiz bewegter Hügelmeere
Ingrid Yasha Rösner ist Kommunikationsexpertin, Texterin für den Schmallenberger Sauerland Tourismus und zugleich Liebhaberin der Region. Gebürtig vom Bodensee, wohnt sie seit 18 Jahren im Allgäu – und kennt Schmallenberg und die Umgebung nicht nur als Tourismus-Insiderin gut, sondern auch als Gast. Ein sympathiegetragener Blick auf diese einmalige Natur- und Kulturlandschaft ...
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Frau Rösner, wie kommt eine Frau aus dem Allgäu ins Schmallenberger Sauerland? Auf Empfehlung der Wanderexpertin Christa Fredlmeier, die auch den Rothaarsteig mitentwickelt hat. Ich war 2016 zum ersten Mal hier – und habe mich spontan verliebt. Wir waren auf der Hochsauerland-Höhenstraße unterwegs und haben am höchsten Punkt angehalten, wo man toll ins Schmallenberger Sauerland schauen kann. Der Blick auf den Rothaarkamm und das Hügelmeer mit seinen bewaldeten Bergrücken haben mich sehr berührt.
Was macht den Reiz dieser Region aus? Die Stimmung und die emotionale Wirkung der Landschaft, ihre Ruhe und die magischen Wälder. Die Natur strahlt hier eine enorme Kraft aus. Man kann im Schmallenberger Sauerland unterwegs sein und stundenlang keinem Menschen begegnen. Wenn ich hier ankomme, bin ich raus aus dem Alltag, bekomme neue Perspektiven auf die Dinge und das Leben. Zugleich spüre ich hier immer wieder: Die Region ist ihren Menschen etwas wert. Alles ist gepflegt und aufgeräumt, das hilft mir dabei, den Kopf freizubekommen, und schenkt mir das Gefühl, als Gast sehr willkommen zu sein. Im Land der 1000 Berge – wie erlebt eine Allgäuerin das Sauerländer Mittelgebirge? Für Sauerländer mag das lustig klingen, aber ich empfinde diese Landschaft als lieblich. Von meinem Bürofenster aus schaue ich eher auf felsige, steile Gipfel wie die Zugspitze. Da tut mir die „schwingende Landschaft“ im Schmallenberger Sauerland einfach gut. Dann die Wälder und diese märchenhafte Fingerhut-Blüte überall! Außerdem mag ich die offene und echte Art der Menschen. Begegnest du als Gast einem Schmallenberger, hast du erst mal 100 Punkte offen. Und wenn du sein Geschenk annimmst, kann sich das nur steigern. Hier herrscht eine sehr warme und herzliche Atmosphäre.
Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Region? Ich habe nicht den einen Lieblingsplatz, es gibt viele Orte, die mich berühren. Jagdhaus hat mich beim ersten Besuch gleich begeistert, so als ob ich schon einmal hier gewesen wäre. Wenn ich hier hochfahre, habe ich das Gefühl, in eine andere Welt zu kommen, anzukommen. Auch die Ecke rund um Schanze mit dem Waldskulpturenweg finde ich toll. Außerdem mag ich den Hollenfelsen bei Bödefeld sehr. Wenn die Sonnenstrahlen durchkommen und auf den gelb-grün bemoosten
bewegter Hügelmeere
Stein scheinen, schimmert er golden. Und natürlich den Wilzenberg mit seiner Geschichte und dem Ausblick, das hat etwas sehr Erhabenes.
Was sollte man als Urlauber hier unbedingt erlebt haben? Die Region ist wie gemacht zum Wandern. Man kann wunderschöne ausgedehnte Spaziergänge machen. Dabei würde ich gar nicht ein besonderes Highlight rauspicken. Einfach eine Karte nehmen, mit dem Finger drauf tippen und dort eine Runde aussuchen. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, am besten einfach der Nase nach. Dabei sollte man unbedingt in die regionalen Gasthäuser mit ihrer langen Familientradition einkehren. Sehenswert sind auch die kleinen Museen, in denen die Einheimischen mit viel Liebe und Engagement Geschichte und Geschichten aus der Region gesammelt haben.

Was verbinden Sie mit dem Jagdhaus Wiese? Ich erinnere mich gern an einen Fotokurs mit Klaus-Peter Kappest im letzten Jahr. Da waren wir ganz in der Früh hier. Es war noch neblig und im Jagdhaus gingen gerade die Lichter an. Dann ist die Sonne durchgebrochen, was eine besondere Stimmung gezaubert hat. Mit eiskalten Fingern und Füßen sind wir später ins warme Jagdhaus eingekehrt und haben sehr lecker gefrühstückt. Ich wünsche mir, hier einmal die Rhododendronblüte im Mai, Juni zu erleben. Ich finde das Haus liegt wunderschön und es spiegelt den Schmallenberger Geist wider: Wertiges wird erhalten und mit in die Zukunft genommen.
Ist das Schmallenberger Sauerland der Zukunft denn gewachsen? Ich glaube, viele Menschen suchen wieder mehr die Verbindung zu ihrer Herkunft, zu echten Werten wie Bodenständigkeit und Ehrlichkeit. Das lässt sie ihre eigenen Wurzeln wieder spüren. Viele der Betriebe in der Region mit ihrer langen Familientradition und dem Bemühen, Überliefertes zu bewahren und gleichzeitig Innovatives zu wagen, sind sehr gut aufgestellt. Die Menschen hier fragen sich immer wieder: Was brauchen wir und was braucht der Gast, um sich wohlzufühlen? So schaffen sie einen gemeinsamen Lebensraum, der allen guttut. Das Verbindende zeichnet die Menschen in der Region meiner Meinung nach auch aus. Sie sind authentisch, selbstbewusst und pfiffig und packen Dinge, die gemacht werden müssen, einfach an.
Frische Jagdhauser Waffeln In der „Vollaus-

Fragt man unsere Gäste, was für sie in kulinarischer Hinsicht typisch für das Jagdhaus Wiese ist, erhält man vermutlich viele verschiedene Antworten. Eine allerdings wird sich oft wiederfinden: die frischen Waffeln, die aus dem Jagdhaus Wiese nicht mehr wegzudenken sind. Viele Tagesgäste machen sich extra auf den Weg nach Jagdhaus, um das köstliche Gebäck zu genießen. Als uns und unseren Auszubildenden im Corona-Lockdown die Decke auf den Kopf zu fallen drohte, organisierten wir spontan einen Fensterverkauf. Dabei wurden an dem ein oder anderen Wochenende durchaus schon mal über 100 Waffeln über das Fensterbrett gereicht… Seit Jahrzehnten stellen wir unseren Waffelteig nach dem gleichen, gut gehüteten Rezept her. Die Waffeln werden je nach Wunsch nur mit Puderzucker, mit heißen Kirschen oder Himbeeren sowie Sahne und Eis serviert. In der „Vollausstattung“ ersetzen sie eigentlich eine ganze Mahlzeit… aber sie sind eben sooo lecker!
Neue Müslibar in antikem Buffet
Viele unserer Gäste mögen den besonderen Charme unseres Hauses, weil er Tradition und Moderne geschickt und harmonisch miteinander kombiniert. So geben originale, historische Ölgemälde (oftmals mit direktem Bezug zum Hotel), Antiquitäten und handbemaltes Porzellan auch den neu gestalteten Räumen stets ein gewisses Extra und harmonische Wohnlichkeit. Seit einiger Zeit bereichert ein altes Buffet als neue Müslibar den Frühstücksbereich unseres Parkrestaurants. Den Gästen, die das Erbstück zu Hause nicht unterbringen konnten, war es ein Anliegen, dass das Möbel sinnvoll eingesetzt und an einem schönen Ort zur Geltung kommt. Wir bedanken uns an dieser Stelle für die kostbare Leihgabe und versprechen, das gute Stück sorgfältig zu pflegen!

Landschaftsbilderrahmen am Heidekopf

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„Nach einigen Wanderjahren, vor allem im Großraum Hamburg, bin ich seit 2018 in unserem Familienbetrieb im Bereich von Rezeption und Verwaltung tätig. Auch wenn der Umzug von der Großstadt zurück ins ländliche Schmallenberg ein wenig Wiedereingewöhnung brauchte, weiß ich inzwischen mehr denn je die naturnahe Lage meines Wohn- und Arbeitsplatzes zu schätzen. Denn nach einem arbeitsintensiven Tag bietet die Ruhe der umliegenden Wälder den passenden Gegenpol, um den Kopf wieder freizubekommen. Ein besonders schöner Platz zum Durchatmen und „Runterkommen“ ist der Landschaftsbilderrahmen am Heidekopf oberhalb des Ortseingangs. Der Fernwanderweg Rothaarsteig läuft hier direkt am Waldsaum entlang, und der Landschaftsrahmen eröffnet ein fantastisches Panorama über das Latroptal in Richtung Schanze. Auch Sonnenaufgänge lassen sich von diesem besonders schönen Ort wunderbar genießen. M i ch ael Wiese-Gerlach Übrigens: In direkter Nachbarschaft befindet sich der von der Jagdhauser Bildhauerin Ingeburg Blanke geschaffene Waldkreuzweg mit Kapellchen, der zur inneren Einkehr einlädt.“
Von Namibia nach Fleckenberg

Von Namibia nach Fleckenberg
Lugene Stupinean ist eine echte Weltenbummlerin. Gebürtig aus Namibia, hat die 38-jährige Mutter einer Tochter in ihrem Leben schon viele Länder und Kontinente bereist – und das vorwiegend, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Denn ihre Aufenthalte in Amerika, Rumänien und Deutschland waren nicht rein touristisch motiviert: Lugene Stupinean trat ihre Reisen in fremde Länder meistens an, um sich beruflich weiterzuentwickeln. Auf diesem Weg kam sie vor sechs Jahren im Jagdhaus Wiese an. Nun bereichert sie das Team als Hausdame in leitender Funktion und sorgt dafür, dass alle Gäste sich rundum wohl und wie Zuhause fühlen.
Vom Zimmermädchen zur Abteilungsleiterin
Die Tourismusbranche entdeckte die Fleckenbergerin allerdings erst später für sich. Von Namibia verschlug es sie als junges Au-Pair-Mädchen für vier Jahre nach Amerika. Kurz nach ihrer Rückkehr nach Südwest-Afrika lernte sie ihren Mann kennen – einen Rumänier, mit dem sie für zwei Jahre in seine Heimat ging. Dort arbeitete sie in einem Call Center, bevor sich die beiden entschlossen, gemeinsam nach Deutschland auszuwandern. Eine Sprachbarriere gab es für sie kaum, so Lugene Stupinean. „Meine Muttersprache ist Afrikaans, also Niederländisch, und das kommt dem Deutschen recht nahe.“ Um hier noch sicherer zu werden, absolvierte sie parallel zu ihrer Tätigkeit als Zimmermädchen im Jagdhaus Wiese einen Deutschkurs.
Hausdame gibt Ausflugstipps
Mittlerweile verantwortet Lugene Stupinean die Abteilung Hauswirtschaft als Hausdame im Jagdhaus Wiese und liebt daran besonders den Kontakt mit den Gästen. Viele kennt sie schon seit Jahren und gibt ihnen gern auch mal den ein oder anderen Ausflugstipp, welche Destinationen sie während ihres Aufenthalts im Schmallenberger Sauerland unbedingt besuchen sollten. Lugene Stupinean: „Das sind zum einen die vielen Wanderwege in unserer Region, aber auch der Hennesee in Meschede oder ein Besuch in der historischen Altstadt von Schmallenberg.“
Mit dem Camper nach Rumänien
In ihrer eigenen Freizeit mag Lugene Stupinean es entspannt, trifft sich gern mit ihren Freunden zu einem Spaziergang oder macht es sich auf der Couch gemütlich. In Sachen Urlaub mag es die quirlige Hausdame allerdings eher unabhängig: Ihr und ihrem Mann hat es der Campingurlaub angetan. Gemeinsam im Wohnmobil reisen, zum Beispiel nach Rumänien – das ist ihr Ding. Nur die seltenen Besuche in ihrer Heimat Namibia absolvieren die beiden mit dem Flugzeug. „Das wäre dann doch etwas zu weit“, räumt die sympathische Hausdame lächelnd ein.

geschlossener Altar offener Altar

Ein Altarbild für das 21. Jahrhundert
Wenn Kunst Kontroversen schafft, statt einfach nur dekorativ zu sein, hat sie eine wichtige Funktion sehr ernst genommen. In der St.-Clemens-Kirche in Drolshagen kann man das nun am eigenen Leib erfahren. Wer sich ihrem neuen Flügelaltar, dem 5 mal 4,50 Meter großen Gemälde des Esloher Künstlers Thomas Jessen, nähert, wird nicht nur angesprochen von brillanten Farben, sondern auch irritiert, durch seine Motive zum Nachdenken angeregt, innere Bilder und Sehgewohnheiten, zumal sakrale, zu reflektieren.
Für viele ist das Bild eine Herausforderung!
„Für viele ist das Bild eine Herausforderung“, gesteht Pfarrer Markus Leber. „Auch ich musste es mir erst mal aneignen.“ Was so irritiert? Eine Gottesmutter in Jeans und Rollkragenpullover auf einer Klappleiter. Der heilige Thomas, der halb entkleidet einen Gürtel von ihr entgegennimmt, um, wie es scheint, die locker sitzende Jeans etwas enger zu schnallen. Die heilige Veronika als moderne Bildhauerin mit kritisch-anmutigem Blick hinter der Leiter. Tatsächlich spielt das Gemälde auf die biblische Erzählung vom ungläubigen Thomas an, dem Maria zum Beweis ihrer Himmelfahrt einen Gürtel überreicht. Darüber hinaus erzählt es viel mehr: von den Begegnungen zwischen uns Menschen und unserer Verbindung mit dem Göttlichen. Nachdem die Kirche im letzten Jahrzehnt umfassend renoviert wurde, haben nun also diese alten Figuren im Altarraum Einzug gehalten, die eben überhaupt nicht alt wirken, eher wie solche von uns. Zeitgemäß, präsent, realistisch, menschlich, alles andere als heilig jedenfalls. Damit ecken sie an und stoßen bei manchem Betrachter auf Unmut, der die Heiligen wohl lieber idealisiert und weniger alltäglich sieht. Eine überregionale Diskussion hat das Werk bekannt gemacht. Wer das Altarbild selbst auf sich wirken lassen und mit ihm in eine anregende Auseinandersetzung zu großen Fragen unserer Zeit eintauchen möchte, der sollte die 50 Kilometer vom Jagdhaus Wiese nach Drolshagen auf sich nehmen. Ein ungewöhnlicher Ausflug in die Welt der Kunst, der mindestens so viel über uns selbst verrät wie über die alten Heiligengeschichten.
Wo? St. Clemens Pfarrkirche, 57489 Drolshagen Entfernung vom Jagdhaus Wiese mit dem PKW: 50 km (60 Minuten Fahrzeit). www.pv-olpe.de