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DER ZEUGE

Ein improvisierter Prozess gegen Nazi-Täter ist Ausgangspunkt für eine Mischung aus Dokudrama und Gerichtsfilm, der in seinen besten Momenten komplexe Fragen nach Schuld, Tätern und Opfern aufwirft.

Deutschland, kurz nach dem 2. Weltkrieg: Als jahrelanger Häftling der KZs Buchenwald, Lichtenburg, Esterwegen und Flössenburg erlebte Carl Schrade (Bernd Michael Lade) die Gräueltaten der Nazis aus nächster Nähe. Jetzt soll der ehemalige Juwelenhändler als Kronzeuge der Anklage vor einem Gericht aussagen, um seine Peiniger hinter Gitter zu bringen. Auf der Anklagebank sitzen SS-Männer, NSDAP-Funktionäre und Ilse Koch (Lina Wendel), die Frau des berüchtigten KZ-Kommandanten Karl Koch. Die Liste ihrer menschenverachtenden Verbrechen ist lang, die Liste der Ausreden und Rechtfertigungen beinahe noch länger. An der Schuld besteht kaum ein Zweifel. Aber woher stammt Carl Schrades umfassendes Wissen über die Abläufe in der Lagerverwaltung und wie überlebte er mehr als zehn Jahre in den Lagern?

Als Regisseur und Hauptdarsteller entwirft Bernd Michael Lade (früher Mitglied der DDR-Punkband „planlos“) in “Der Zeuge” ein spannendes Gedankenexperiment, basierend auf realen Gerichtsprotokollen. Das dialektisch erzählte Prozess-Drama über Schuld und Unschuld stellt Täter- und Opferaussagen schonungslos gegenüber. In nie da gewesener Direktheit offenbart er die Mechanismen, die zur systematischen Ausbeutung und schlussendlichen Vernichtung von Millionen Menschen in den Konzentrationslagern führten. Der Regisseur über die Idee zum Film: „Ich habe irgendwo ein Foto dieser improvisierten Prozesse direkt nach der Befreiung gesehen mit hastig aufgehängten USA-Fahnen und zum Gerichtssaal umfunktionierten Lagerhäusern oder Kellerräumen. Das hat mich fasziniert und schnell kam auch der Name Carl Schrade auf. Nachdem ich mich in seine Geschichte eingelesen hatte, wollte ich unbedingt einen Film über ihn machen“.

Die faszinierende Geschichte von Chefdirigentin Lydia Tár, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere von ihren eigenen Obsessionen eingeholt wird und deren Leben zunehmend außer Kontrolle gerät.

Lydia Tár (die zweifache Oscar®-Preisträgerin Cate Blanchett) hat es geschafft. Die begnadete Dirigentin hat sich in der von Männern dominierten klassischen Musikszene durchgesetzt und befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Mit ihrem Orchester plant sie eine mit Spannung erwartete Einspielung von Gustav Mahlers Fünfter Sinfonie. Doch während der Proben gerät die Welt der Star-Dirigentin immer mehr ins Wanken: Nicht nur die Beziehung mit ihrer Konzertmeisterin (Nina Hoss) gestaltet sich zunehmend kompliziert, auch frühere Lebensentscheidungen, Anschuldigungen und ihre eigenen Obsessionen drohen sie einzuholen. In den darauffolgenden Wochen entgleitet ihr die Kontrolle über ihr eigenes Leben immer mehr … “Tár” zeichnet das Bild einer hochkomplexen Frauenfigur und gleichzeitig ein provokatives Porträt des klassischen Musikbetriebs. Außerdem sind in “Tár” u. a. Noémie Merlant (“Porträt einer jungen Frau in Flammen”), Julian Glover (“Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück”) und Mark Strong (“1917”) zu sehen. Die Cellistin Sophie Kauer gibt in “Tár” ihr Debüt als Schauspielerin. Regie führte der dreifach Oscar®-Nominierte Todd Field (“Little Children”), der auch das Drehbuch schrieb. Field kehrt damit nach 16-jähriger Pause auf den Regiestuhl zurück. Die Musik stammt von der Oscar®prämierten Komponistin und Cellistin Hildur Guðnadóttir (“Joker”). Statement des Regisseurs: “Dieses Drehbuch wurde gezielt für eine Künstlerin geschrieben: Cate Blanchett. Hätte sie die Rolle nicht angenommen, wäre dieser Film niemals umgesetzt worden. Die Zuschauer, ob Laien oder nicht, werden davon kaum überrascht sein – schließlich ist sie eine absolute Meisterin ihres Fachs. Als wir den Film drehten, erlebten wir ihr unglaubliches Können und ihre Authentizität hautnah mit. Sie hat uns alle mitgerissen. Das Privileg, mit einer Künstlerin dieses Formats zusammenarbeiten zu dürfen, lässt sich nicht in Worte fassen. “Tár” ist in jeder Hinsicht Cates Film.“

Sonne Und Beton

DRAMA | 119 MINUTEN | FSK 12

REGIE DAVID WNENDT | BESETZUNG VINCENT WIEMER, LEVY RICO ARCOS, RAFAEL KLEIN-HESSLING DEUTSCHLAND | 2023

Ein heißer Sommer. Vier Jungs in den Hochhausschluchten Berlins. Eine dumme Idee. Kompromisslose Verfilmung des Bestsellers von von Comedian und Podcaster Felix Lobrecht.

Bernd Michael Lade

Berlin-Gropiusstadt im Rekordsommer 2003. In den Parks stinkt es nach Hundescheiße, überall Scherben, in den Ecken stehen Dealer. Wer hier lebt, ist Gangster oder Opfer. Lukas (Levy Rico Arcos), Gino (Rafael Luis Klein-Heßling) und Julius (Vincent Wiemer) sind solche Opfer. Kein Geld fürs Schwimmbad, kein Glück in der Liebe und nur Stress zu Hause. Als sie im Park Gras kaufen wollen, geraten sie zwischen rivalisierende Dealer. Die verprügeln Lukas und wollen 500 Euro Schutzgeld. Wie soll Lukas das Geld auftreiben? Sein neuer Klassenkamerad Sanchez (Aaron Maldonado-Morales) hat eine Idee: Einfach in die Schule einbrechen, die neuen Computer aus dem Lager schleppen und verkaufen. Dann sind sie alle Geldsorgen los. Der Plan gelingt. Fast.

Mit “Sonne und Beton” startet am 2. März die kompromisslose Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Comedian und „Gemischtes Hack“-Podcaster Felix Lobrecht in den Kinos. Erfolgsregisseur David Wnendt (“Kriegerin”, “Er ist wieder da”), der gemeinsam mit Lobrecht auch das Drehbuch schrieb, beweist dabei erneut sein Gespür für die Umsetzung von gesellschaftsrelevanten Themen und zeichnet ein eindrückliches Bild von Berlin-Neukölln als Brennpunkt sozialer Ungerechtigkeit. Für die jugendlichen Hauptrollen wurde bundesweit gecastet. Über 5000 Jugendliche haben sich selbst beworben oder wurden von Streetcastern angesprochen. Die Jugendlichen mussten sich zunächst mit einem eigenen Video bewerben, die Besten wurden zu mehreren Recallrunden nach Berlin eingeladen. Am Ende setzten sich Levy Rico Arcos, Vincent Wiemer, Rafael Luis Klein-Heßling und Aaron Maldonado-Morales durch und geben in “Sonne und Beton” ihr überzeugendes Kinodebüt. Ergänzt wird der Cast von Jörg Hartmann, Franziska Wulf und zahlreichen Musiker*innen und Hiphop-Stars wie Luvre47, Lucio101, Juju, Olexesh, NNOC, Azzi Memo, Klapse Mane, AOB u.v.m.

Maria Simon Katrin Schwingel

Sondervorstellung

Ein Film Von Bernd Michael Lade