L THYSSENKRUPP INFRASTRUCTURE
Mit der Vibrationsramme zur Bodensanierung in neuer Dimension
F »Unsere Müller-Vibrationsrammen sind vielseitig verwendbar – ob freireitend für kleinere Projekte oder mäklergeführt für Großprojekte. Ingolstadt war ein sehr gutes Beispiel für die Dauerbelastbarkeit unserer Vibrationstechnik.« Bodo Berendt, Spartenleiter Maschinentechnik bei thyssenkrupp Infrastructure
ür die Bodensanierung wurde eine Arbeitsgemeinschaft von den Firmen Züblin Umwelttechnik (technische Geschäftsführung), Geiger Umweltsanierung (kaufmännische Geschäftsführung), Wilhelm Geiger und STRABAG Umwelttechnik gebildet, die im Auftrag der Stadt Ingolstadt und von Audi für alle Aspekte von Planung und Durchführung verantwortlich ist. Beim Wabenverfahren griffen die STRABAG-Experten wegen der örtlichen Geologie und der Größe der zu sanierenden Fläche auf eine freireitende Müller-Vibrationsramme des Typs MS-40 HFV von thyssenkrupp Infrastructure an einem Liebherr-Trägergerät zurück. Da die Motorleistung des Trägergeräts ausreichend war, um auch die Ramme zu versorgen, entstand ein besonders mobiles und leistungsfähiges mäklergeführtes Rammsystem.
AUDI
Acht Hektar Bodenaustausch
75 ha bemisst die Fläche, die in Ingolstadt mit einem Dreiklang aus Air-Sparging, Wabenverfahren (Bodenaustauschverfahren) und Bodenwaschanlage von Altlasten befreit wird. Die Luftaufnahme zeigt das »IN-Campus«Gelände im Sommer 2018.
100 JULI 2021
Über 25 000 Mal rüttelte die Müller-Vibrationsramme die Stahlwaben in den belasteten Untergrund in bis zu 12 m Tiefe. Rund 6 ha der am stärksten belasteten Fläche wurden so von den Altlasten befreit. »Grundsätzlich achtet man beim Thema Bodenaustausch darauf, möglichst wenig Oberfläche der kontaminierten Bereiche auf einmal zu öffnen, um mögliche Emissionen an die Umgebung zu vermeiden. Bei der Sanierung in Ingolstadt war
STRABAG UMWELTTECHNIK (3)
In Ingolstadt entsteht neben dem AudiStammsitz auf einem ehemaligen Raffineriegelände ein 60 ha großer Technologiepark. Mit dem Projekt will der Autokonzern Platz schaffen, um neue Technologien für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Zusätzlich sollen 15 ha mit Renaturierungsmaßnahmen gestaltet werden. Bevor es soweit ist, muss das Erdreich von Altlasten befreit werden: Neben einer Abstromsicherung zum Schutz der Donauauen kam ein Dreiklang aus AirSparging (InsituVerfahren zur Entfernung flüchtiger Schadstoffe mittels Luftstroms), Wabenverfahren (Bodenaustauschverfahren) und Bodenwaschanlage zur Anwendung, wobei auch die MüllerVibrationsramme von thyssenkrupp Infrastructure eine wichtige Rolle spielte.
Mäklergeführt konnten die Waben punktgenau und lotrecht gesetzt werden. das ein ganz wichtiger Punkt«, erläutert Achim Ernst, zuständiger Bauleiter der STRABAG Umwelttechnik, Bereich Nordost. Zudem herrschen wegen der Nähe zur Donau besondere hydrogeologische Randbedingungen, das Grundwasser drückte immer nach oben, sobald die Möglichkeit dazu bestand. Auch hierfür war es wichtig, nicht zu große Aushübe im Boden zu machen. Damit blieben für den Bodenaustausch nur das Bohr- oder das Wabenverfahren. Da für eine vollständige Sanierung mit dem Bohrverfahren immer mit »Überschnitt« gearbeitet wird, hätte sich die Aushubmenge an Bodenmaterial rechnerisch um rund ein Drittel erhöht. Beim Wabenverfahren dagegen wird durch die Geometrie und die Anordnung der Waben nur die gewünschte Menge an Boden ausgehoben.
Schwierige Bodenverhältnisse Dabei waren die kiesigen Bodenverhältnisse nicht ideal für das Wabenverfahren: Durch die Vibration kann der Boden sich so sehr verdichten, dass es schwieriger ist, die Wabe vor allem lot-
recht in den Boden einzubringen. Hier zeigte sich die Idee des Umbaus von der freireitenden Variante in die mäklergeführte laut Ernst als zielführend: »In der Kombination, von der sonst freireitenden Müller-Ramme und dem Liebherr-Trägergerät, hat das Ganze eine dermaßen große Wucht und Kraft gehabt, dass die Geologie mit den Donaukiesen keine signifikante Rolle mehr spielte.« Freireitende Systeme nutzen für das Einbringen der Bodenwaben das Eigengewicht der Vibrationsramme, das in Ingolstadt bei rund 14 t lag. Durch das Trägergerät war man aber in der Lage, zusätzlich noch einmal bis zu 50 t aufbringen zu können. »Im Grunde genommen hatte die Wabe dann keine Chance mehr und ging auch in den verfestigten Boden wie durch Butter«, erinnert sich Ernst. Durch die Führung am Trägergerät wurde die Wabe in ihrer vertikalen Achse gehalten, sodass sie stets lotrecht blieb. Die Idee zur Kombination war laut Ernst bei der STRABAG länger vorhanden. Es habe allerdings bislang kein geeignetes Trägergerät gegeben, das nicht