Portfolio Architektur - deutsch

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PORT FOLIO

Saskia Architektur Langbein
Sharing a Home 4 Kulturzentrum Orust 16 Gartenstadt Berlin 24 Übergangsräume 30 Artefakte der Beständigkeit 38 Prototypmodelle 46 Master These, 2023 Entwurfsstudio Master, 2021 Bachelor These, 2021 Entwurfsstudio Bachelor, 2021 Entwurfsstudio Master, 2022 Bachelor, 2017-2021 01 02 03 04 05 06 INHALT

Sharing

a Home 01

Master Thesis, 2023 Individuell

Barcelona

Wie können wir das Konzept des Zusammenlebens auf alternative Art neu konzipieren?

Durch die Gestaltung unserer Umwelt kreieren wir nicht nur neue Räumlichkeiten, durch die wir uns bewegen, sondern auch eine Umgebung, die unser Leben maßgeblich beeinflusst. Jeder Raum wird für bestimmte Nutzer geschaffen. Oft sind diese Räume nach einer verallgemeinerten Norm konzipiert. Im Kontext des Wohnens spiegelt diese Norm meist das Leben allein oder innerhalb einer Kernfamilie wider. In Europa beträgt die durchschnittliche Haushaltsgröße 3,1 Personen, und viele Wohnungen sind darauf zugeschnitten. Wohnungen, die von dieser Norm abweichen, sind selten. Menschen, die unkonventionellen Wohnraum suchen, stehen oft vor der Herausforderung, sich in Räumen zurechtzufinden, die nicht für sie gedacht sind. Angesichts wachsender Städte, größer werdendem Platzbedarf pro Person und steigenden Mieten entscheiden sich immer mehr Menschen, mit anderen, außerhalb ihrer Kernfamilie zu leben. Dies verlangt nach neuen Wohnkonzepten, die diese veränderten Lebensweisen berücksichtigen und unterstützen.

In meiner Masterarbeit präsentiere ich ein ClusterApartment, welche sich in den Kontext des Viertels Poblenou in Barcelona einfügen. Barcelona ist nicht nur eine der am dichtesten besiedelten Städte Europas mit gleichzeitig rasant steigenden Mieten, sondern auch eine Metropole, die Modernität und Offenheit für Neues mit einem ausgeprägten Gemeinschaftssinn kombiniert – eine Atmosphäre, die ich in anderen Städten so noch nicht erlebt habe.

6
Fassade Südwesten
548 m2 Erdgeschoss 8. Bibliothek 1. Café 2. Atelier 6. Optionsraum 3. Werstatt 5. Garten Lagerraum 4. Technik 9. Atelier/ Büros
N
7. Fahrradraum 8. 1. 2. 7. 3. 5. 4. 9. 9. 9. 9. 9. 6.
7 Fassade Nordwesten N Erdgeschoss oben 162
m2
2. 9. 6.
8
Treppen im Innenhof Gemeinschaftsküche Innenhof
Co-Working MainKitchen LivingRoom GuestRoom Office Storage WC 9
2. Etage 3. Etage
Laundry
4. Etage 5. Etage
6. Etage außen
Balkon
Windturm Abstellraum S S S S N 1. Etage 698 m2 10 Gemeinsame Bereiche Vielfalt der Räume Verbundenheit Flexibilität GESTALTUNGSPRINZIPIEN

Cluster-Wohnungen sind eine flexible und kostengünstige Wohnoption, die ein Gleichgewicht zwischen individuellem und gemeinschaftlichem Wohnen bieten können. Sie gewährleisten Privatsphäre und Unabhängigkeit in den privaten Einheiten, während die Gemeinschaftsräume Möglichkeiten für soziale Interaktion und ein Gemeinschaftsgefühl bieten.

Das übergeordnete Ziel war es, ein Projekt zu entwickeln, das drei grundlegende Aspekte umfasst: effiziente räumliche Organisation, die Förderung eines Gemeinschaftsgefühls und den Einsatz nachhaltiger Baupraktiken. Aufgrund des Wohnraummangels in Barcelona liegt ein Hauptaugenmerk auf der optimierten Raumzuteilung durch minimierte Quadratmeter pro Person. Dies wird erreicht, indem kompakte private Einheiten angeboten werden, während ausreichend Fläche für gemeinschaftlich genutzte und öffentliche Bereiche vorgesehen ist.

Die Wohnungen erstrecken sich über die gesamte Etage. Es gibt verschiedene private Einheiten, die um unterschiedliche Gemeinschaftsbereiche herum gebaut sind. Einige der privaten Einheiten sind durch Außenwege verbunden, was den Bewohner:innen das Gefühl gibt, eigene Wohnungen und mehr Privatsphäre zu haben. Für diejenigen, die im Zentrum der Gemeinschaft sein möchten, gibt es private Einheiten, die in ihrem Eingangsbereich eine kleine Küchenzeile haben und zu den Gemeinschaftsräumen geöffnet werden können, wie auf den Bildern zu sehen ist. Wenn die Bewohner:innen gemeinsam kochen möchten oder eine größere Küche mit großzügigen Essbereichen nutzen wollen, öffnen sie einfach ihre Wohnung. Nachts oder wenn mehr Privatsphäre benötigt wird, können die Küchenbereiche geschlossen und als Flur genutzt werden. Neben Gemeinschaftsräumen, die mit den Wohnungen verbunden sind, gibt es auch andere offene Bereiche oder Räume, die von allen Bewohner:innen einer Etage genutzt werden können. Dies gewährleistet ein gewisses Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit für die verschiedenen Bedürfnisse der Bewohner:innen.

Closed Open Closed Open 11
Flexible Küche
Abstufungen der Privatsphäre Gute klimatische Bedingungen

NACHHALTIGE LOW-TECH-BAUMETHODEN

12
1. 2. 7. 5. 4. 8.
N

Kühlung

1. Beschattung für den Innenhof im Sommer Fenster können geöffnet werden

2. Windturm

3. Externer Sonnenschutz Balkone als Vordächer

4. Öffnung für Belüftung

Heizen 6. Sonne scheint im Winter durch die Fenster

5. Geschlossener Innenhof, der die Wärme im Winter hält Schwarze Fassade nimmt Wärme im Winter auf

Wasser 8. Thermischer Sonnenkollektor

7. Sammeln von Regenwasser für Gartenbewässerung Elektrizität

9. Photovoltaik Anlagen

13
3. 4. 4. 4. 9. 6.

WANDAUFBAU

1 Fassade aus schwarzem, karbonisiertes Holz, 20mm, nach der Shou Sugi Ban Methode, Kanalrahmen Hinterlüftung

2 24/48 mm Konterlatten; winddichte Schicht

3 80 mm Thermohanf-Dämmung; diffusionsoffene synthetische Windsperre;

4 100 mm Brettsperrholz; Stahlschiene

5 48 mm eingelegte Mineralwolle-Wärmedämmung

6 2× 13 mm Faserzementplatte

BODENAUFBAU

7 35 mm helle Eichenplatten

8 35 mm verstärkter Estrich

9 PE-Folientrennlage

10 30 mm Hanfwolle-Trittschalldämmung

11 1500 kg/m3 Schottereinstreuung in 60m Wabenkarton

12 5 mm Schalldämmmatte

13 160 mm Brettsperrholz

BODENAUFBAU BALKON:

14 35 mm helle Eichenplatten

15 2≈ 40/80 mm Stahlschiene

16 160 mm Brettsperrholz

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DETAIL
BETON EICHE KALKFARBE KARBONISIERTES HOLZ SHOU SUGI
BRETTSPERRHOLZ 15
BAN

Entwurfsstudio Master, 2023

Kulturzentrum 02

Individuell

Orust

Die ehemalige Molkerei, zentral gelegen auf der Insel Orust an der schwedischen Westküste, hat seit vier Jahrzehnten ihre Türen geschlossen. Dennoch haben sich engagierte Inselbewohner:innen daran gemacht, dem historischen Gebäude neues Leben einzuhauchen – und wir hatten die Ehre, sie auf diesem Weg zu unterstützen. Schon jetzt gibt es ein Second-Hand-Laden, eine Metallwerkstatt und eine Wohnung auf dem Grundstück. Während es im Winter eher ruhig zugeht, erwacht der Ort im Sommer mit vielseitigen Veranstaltungen, die sowohl Einheimische als auch Tourist:innen anlocken.

Auf der Grundlage einer Analyse der Insel entstand ein Entwurf für ein Kulturzentrum, dessen Architektur den alten Backsteincharakter mit einer neuen Identität verbindet. Die Fassade wird durch die Verwendung von aufgearbeitetem Metall zu einem Statement, das die Umgebung widerspiegelt und somit darstellt, wie unsichtbar das Gebäude im Moment ist. Die Fassade aus recyceltem Metall oxidiert über die Jahre hinweg und wird damit zum Symbol für den Wandel, welcher die Integration des Kulturzentrums an das Inselgeschehen illustriert.

Das zukünftige Kulturzentrum soll nicht nur den bisherigen Akteuren eine Heimat bieten, sondern auch zu einem lebendigen Gemeinschaftsort avancieren. Es soll Raum bieten für vielfältige Workshops, wobei der Fokus auf der Wiederaufbereitung alter Materialien und der Transformation des „Alten“ ins „Neue“ liegt. Da das Zentrum über das ganze Jahr hinweg belebt sein soll, kooperiert es mit Schulen, regionalen Künstler:innen, Handwerker:innen und Landwirt:innen, um das historische Gebäude in seiner Ganzheit zu revitalisieren.

Wie können wir die alte Molkerei in einen lebendigen Ort verwandeln?

ORIGINALES GEBÄUDE

Fassade Südwesten 18
art gallary theater cinema Gallerie Theater
Fassade Südosten 19
Molkerei Städte Kino
ORUST

Site Plan and Floorplans

FACADES

Drop-off und Behindertenparkplätze

Zufahrt

Außenbereich

Gemüsebeet

Regenwasserrückhaltebecken

Regenwasserrückhaltebecken

UG EG
N
1. OG
2.OG EG 1.OG UG Schnitt 21 Bakery StudioMusic Storage Wintergarden Theatre Cafe Wintergarden Event WorkshopLoud HandSecond Shop Bakery StudioMusic Storage Wintergarden QuietWorkshop Theatre Wintergarden Theatre Cafe Wintergarden EventSpace WorkshopLoud HandSecond Shop Bakery StudioMusic Storage Wintergarden QuietWorkshop Theatre Wintergarden QuietWorkshop Theatre Cafe Wintergarden EventSpace WorkshopLoud HandSecond Shop Bakery StudioMusic Storage Wintergarden QuietWorkshop Theatre Wintergarden QuietWorkshop Theatre Cafe Wintergarden EventSpace WorkshopLoud HandSecond Shop
2.
OG
PROGRAMM

GESTALTUNGSPRINZIPIEN

Der Entwurf kombiniert drei Hauptelemente: Er verwandelt ein fast unsichtbares Gebäude in das kulturelle Zentrum der Insel, lässt sich von historischen Motiven inspirieren und hebt den Verfall des ältesten Teils des Gebäudes hervor. Darüber hinaus fließt die natürliche Umgebung der Insel in das Gebäude über, so dass eine harmonische Mischung aus Innenund Außenräumen entsteht und die Vorderseite des Gebäudes mit seiner Rückseite verbunden wird.

Sichtbarkeit

Historische Inspiration

Verbinden Entsiegeln Strukturieren
Natur 22
KONZEPT
Getrenntes Programm Unsichtbar Umfassende Erfahrung Sichtbar Unattraktiv Einladend 23
AMBITIONS

Gartenstadt 03

Bachelor Thesis, 2021

Kollaboration

1 km2 pro 100.000

Berliner:innen

3,9 Mio Menschen im Jahr 2030 x 10m2 pro Person ergibt 39 km2

“Wie können wir das, was hauptsächlich in Kleingärten gemacht wird, nachhaltiger und zugänglicher machen”, war die erste Frage für diese Arbeit. Das Ergebnis war eine Kampagnenbroschüre, die an Anwohner und Politiker verteilt werden kann, um sie von unserer Vision zu überzeugen: Garten für alle!

Wer normalerweise den Traum vom Garten verfolgt, zieht in die Vorstadt oder aufs Land. Einen Garten in der Stadt zu besitzen zählt als Luxus. Beides wollen wir ändern. Denn die Grünfläche in Form des Gartens ist nicht nur Konsumgut des Spießertums, sondern birgt auch Vorteile für den Großstadtmenschen und jede Stadt, die dem Klimawandel trotzen will. Nicht umsonst finden sich immer mehr gemeinschaftliche Gartenprojekt im Berliner Innenstadtbereich wieder. Das Interesse ist da und Urban Gardening ist zum Trendwort geworden. Gärten bieten nicht nur Raum für Gartenarbeit und den Anbau von Obst und Gemüse, sondern auch für Erholung im Grünen, Spielplatz für Kinder und kreative Energien. Deshalb sollten alle Berliner:innen die Möglichkeit haben, den öffentlichen Raum nicht nur besser zu nutzen, sondern auch mitzugestalten.

Aber wie kann dies erreicht werden?

Kurz gesagt: Jede:r Berliner:in kann mindestens 10m2 Gartenfläche zur freien Verfügung habenDiese können entweder alleine gestaltet werden oder zusammen mit anderen. Zu diesem Zweck wurden vier prototypische Raumtypen definiert, die sogenannten Potenzialräume. Mit unterschiedlichen Programmen schaffen sie eine Umnutzung, eine Nutzungserweiterung und Raum für mehr “aktives” Grün.

Was wäre, wenn alle Berliner:innen mindestens 10m2 Gartennutzung zur Verfügung hätte ?
Berlin

BIOTOP GÄRTEN DACHGÄRTEN

GEHWEG GARTENZELLEN

VISION

Die Broschüre ist in fünf Kapitel unterteilt. Im Analyseteil werden Themen wie Grünflächen, Kleingärten, Biodiversität, Nahversorgung, Versiegelung, soziale Verdrängung und die autofreie Innenstadt vorgestellt und grafisch erläutert. Es folgen die Ausarbeitung des Konzeptes, ein Zeitplan, Beschreibungen der Akteure und die Vorstellung der vier Potenzialflächen. In diesem Portfolio gebe ich eine kleine Vorschau auf die Potenzialflächen, die sozialen Ungerechtigkeiten und wie die Umgestaltung erfolgen kann. Die Collagen sollen zeigen, wie unsere Städte aussehen könnten.

Dach Farming Gartencafé Werkraum Kooperativer Laden Fahrradstraße Büros Spielplatz Insektenwiese
GEMEINSCHAFTS GÄRTEN
26
Mikrokompostanlage Gartenküche Familiengarten So-La-Wi GEMEINSCHAFTSBrachfäche Hinterhöfe Pa r k- undWaldfäche n Parkplätze Kleingärten 27 19,6 km2 4,1km2
POTENZIALFLÄCHEN Dachfäche
26,0 many 40,0 km2 km2 40,5 km2

Grünräume

Grünräume sind unglaublich wichtig für eine Stadt. Am besten sind sie gleichmäßig verteilt und wie ein Netzwerk durch die Stadt verbunden. So können Tiere und Fußgänger sich einfach durch die Stadt bewegen, die Schadstoff- und Lärmbelastung wird verringert und kühle Luft kann durch die Straßen strömen.

Kleingärten

Kleingärten liegen in Berlin meist auf öffentlicher Fläche, werden aber privat genutzt und selbst die Wege und Gemeinschatzsflächen sind oft nicht zugänglich oder wenig einladend. Dabei sollte der öffentliche Raum für alle zugänglich sein und genutzt werden.

Soziale Verdrängung

So wie der Wohnraum, ist auch der Grünraum ungerecht verteilt und sozial benachteiligte Menschen haben weitere Wege zu Grünflächen und teilen sich diese mit einer größeren Nachbarschaft. Wenn wir in den dicht besiedelten Stadtteilen auf den Straßen mehr Platz schaffen, entsteht eine neue Ausgleichsfläche, die allen mehr Platz zur Selbstverwirklichung gibt.

Kleingärten und Landwirtschaft

Ressortübergreifenden Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung sozial benachteiligter Quartiere

Quartiersmanagementgebiete ab 2021

niedriger Status mit stabiler Dynamik

niedriger Status mit negativer Dynamik

sehr niedriger Status mit positiver Dynamik

sehr niedriger Status mit stabiler Dynamik

sehr niedriger Status mit negativer Dynamik

Gesamt 40 41 36 20 35 12 49 22 33 53 26 19 3 - 5 Years Waiting Time 70 953 Kleingärten 877 Vereine 12
3 - 5 Jahre Wartezeit 19 Kleingärten kommen auf 1000 Berlininer:innen
000+ Bewerber
Wälder und Parks Grünflächen pro Stadtteil [%]
Öffentlicher Grünraum und sozialer Status hängen zusammen
28 ANALYSE
Aktuelle Situation
Waldfläche
29 POTENZIALFLÄCHEN PROZESS Schmale Gehwege breite Straßen Grüne Stadtmöbel Grüne Zellen dominieren das Straßenbild Autoverkehr dominiert das Straßenbild Verbreiterung des öffentlichen Raums Motorisierter Individualverkehr deutlich reduziert 2022 2027 Monotone Vegetation Überwiegende Erhaltung von Bestandsfächen Steigerung der Artenvielfalt Freigabe von Test ächen für Biotopgartenprojekte Neup anzungen 2023 2028 Unbelebte Straßen Öffentliche Grundstücke setzten Aufenthaltsanreize Große Individualparzellen, viele Zäune Zusammenführen von Gärten für gemeinschaftliche Nutzung Behutsame Bebauung 2025 2034 Kahle Dächer Stückweise Begrünung von unbebauten Grundstücken Unzugängliche und ungenutzte Neue Dachgärten, Nachbarschaftsgärten Mehrheitlich gemeinschaftsgrüne Nutzung 2021 2026
Test and Experiment Durchführung Finalisalisierung Ungenütze Flächen Gemeinschaftsgärten Parkplätze Micro Gardening Spaces Parkund
Biotop-Gartenprojekte Kleingärten Behutsame Bebauung

Übergangsräume

04
Entwurfsstudio Bachelor, 2021
Kollaboration

Wie können die ehemaligen Bushaltestellen der Berliner Stadtautobahn neu gestaltet werden?

Einstmalig ein Ort, zu dem man kommt, um zu gehen und jetzt ein Ort, zu dem man geht, um anzukommen. In diesem Entwurf stellen wir uns Fragen zum Umgang mit der jüngeren architektonischen Vergangenheit. Wie erinnern wir an die Zeit der Autotadt als Leitbild, an die Zeit des Autobahnbuses von West-Berlin, ohne die Vision der zubetonierten, luftvermschmutzen Stadt zu unterstützen?

In unserem Fall lassen wir den Geist der Bushaltestelle zum Leben erwachen, umgeben und überwuchert von Natur, als ein Schutzraum mit Aufenthaltsqualität, der sich vor der unruhigen Umgebung versteckt und denoch kraftvoll dagegen hält. Sich auf der einen Seite abkapselt und auf der anderen Seite einlädt.

Berlin

Das zwischen Autobahnen gelegene Grundstück stellt eine ungewöhnliche Gelegenheit dar. Durch die Umschließung der alten Betonkonstruktion mit einem Gewächshaus haben wir sowohl die angrenzende Autobahn integriert, als auch einen friedlichen Zufluchtsort unter der Brücke realisiert, der vor dem Verkehrslärm schützt. Aufgrund der abseitigen Lage war es essenziell, einen außergewöhnlichen Ort zu schaffen, der Menschen in diese von Fahrzeugen geprägte Umgebung zieht. Das Gelände verbindet zwei kontrastreiche Stadtteile: ein wohlhabendes, gut vernetztes Viertel im Süden und ein abgeschiedenes Arbeiterviertel im Norden. Es war wichtig, Dienstleistungen und kulturelle Veranstaltungen für die Bewohner im Norden anzubieten. Der Raum ist jedoch so konzipiert, dass er die Gemeinschaft stärkt, Bewohner beider Viertel wilkommen heißt und zu gemeinsamen Erfahrungen anregt.

Ansicht 32

PROGRAMM

Flexible Fläche

Ruhiger Workshopraum

Gallerie | Bibliothek

Activer Workshopraum

Küche

Bar Café

Eingang

Gemeinschaftsgarten

Ansicht Ost 33

KONZEPT GRUNDRISSE

Die Überreste der alten Autobahn-Haltestellen, etwa 10 an der Zahl, sind immer noch in der Stadt zu finden, obwohl sie seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt werden. Sie sind stumme Zeugen einer Zeit, in der Berlin in zwei Teile geteilt war. Das ursprüngliche Gestaltungskonzept will diese Geisterhaftigkeit noch verstärken und das Gebäude in einen greifbaren Schatten seiner Geschichte verwandeln. Mit dem Einsatz von Polycarbonat wird nicht nur die Ruhe im Inneren vor der weniger ansprechenden Außenwelt bewahrt, sondern zeigt die alte Struktur durch die neue Fassade hindurch, und erinnert somit an das Wesen eines Geistes.

Keller 1. 34

Ergeschoss

1. OG 2. OG
35

FASSADEN UND SCHNITTE

Schnitt West Ansicht West Schnitt Nord
36
Ansicht Nord Polycarbonat Holz
37 MATERIAL
Beton (Bestand)

Artefakte der Beständigkeit

Entwurfsstudio Master, 2022 Kollaboration

05

Pretoria

Plastic View ist eine informelle Siedlung in Pretoria. Sie beherbergt schätzungsweise 9 000 Einwohner, in erster Linie wirtschaftliche und politische Flüchtlinge aus den Nachbarländern, und steht im Gegensatz zu den nahe gelegenen Luxusvierteln und öffentlichen Einrichtungen. Die Ausdehnung der Siedlung ist begrenzt, was erklärt, warum die Grundfläche der Siedlung stabil geblieben ist, während sie sich aufgrund der wachsenden Bevölkerung erheblich verdichtet hat. Hohe Arbeitslosigkeit, Wassermangel und fehlende sanitäre Einrichtungen sind nach wie vor die drängendsten Probleme, hinzu kommen unzureichende oder fehlende Infrastrukturen, Bildungseinrichtungen, Gemeinschaftsräume für die Menschen und - was jede Entwicklung erschwertdie ständige Bedrohung durch eine Zwangsräumung.

Während unserer Zeit in Pretoria haben wir unseren Ansatz auf die Rolle der Kommunikation fokusiert und dabei den Informationsfluss und die Machtdynamik innerhalb der Siedlung, aber auch nach außen hin, berücksichtigt. Unser Ziel war es, Wege zu finden, um die Beteiligung der Bewohner zu fördern und ihnen so ein Gefühl der Hoffnung und Eigenständigkeit zu vermitteln. Wir nahmen war, dass die Verbundenheit der Bewohner mit ihrer eigenen Umgebung ihre Motivation beeinflusst, ihre Gemeinschaft aktiv zu verbessern und für den Fortbestand ihrer Siedlung zu kämpfen. In Anerkennung des Engagements von Interessengruppen streben wir danach, eine Brücke zwischen den Bewohnern von Plastic View und externen Organisationen wie NGOs, benachbarten Gated Communities, der Stadtverwaltung und weiteren Akteuren zu schlagen.

Wir sind der Frage nachgegangen: Kann die Visualisierung der Organisationsstruktur von Plastic View für die Gemeinschaft und externe Einrichtungen in Verbindung mit der Einrichtung von Begegnungsräumen dazu beitragen, dass sich die Gemeinschaft stärker mit ihrer Umwelt identifiziert und den Auswirkungen des Zustands der Unbeständigkeit entgegenwirkt?

Beständigkeit
Wie stärken kleine Maßnahmen die Widerstandsfähigkeit und das Gemeinschaftsgefühl?

STUDIENREISE

Über einen Zeitraum von sechs Wochen hatten wir Zeit, Plastic View näher kennenzulernen. Wir arbeiteten dabei mit den Architekturstudenten der Universität Pretoria zusammen, deren siebenjährige Arbeit mit der Siedlung den Grundstein für unser eigenes Projekt legte. Unser Tätigkeiten umfassten Besuche der Siedlung, Kartierungen, Gespräche mit Street Leadern und Anwohnern, Interviews mit benachbarten Gemeinden, Konsultationen mit beteiligten NGOs und Meetings in der benachbarten Kirche. Ursprünglich war geplant, während unseres Aufenthalts in Südafrika eine umfassende Analyse durchzuführen und nach der Exkursion Strategien zu entwickeln. Unsere Gruppe hatte jedoch die Gelegenheit, einige erste Ideen vor Ort umzusetzen. Die Fotos zeigen die Gestaltung von Straßenschildern und einer Karte mit einer Karte des Viertels und den Kontaktdaten der Street Leadern.

STAKEHOLDER ANALYSE

University of Pretoria Department of Veterinary Sciences COPC Unit for Urban Citizenship SA Cares for Life Creche Pure Hope School LIFT Clinic Moreleta hyper-local local non-local Church PV Community Spaza shop owners Leaders HCW Estates Home Owners Associations CCF Reality Studio City of Tshwane Stadt Universität Externe NGO Community Beteiligte des Projects Verbindung zwischen Stakeholdern
40

ARTEFAKTE

Die Artefakte sind nicht-menschliche Aktanten, die an der Schnittstelle zwischen dem sozialen und dem physischen Raum agieren. Sie zielen darauf ab, eine stärkere Gemeinschaft und Ortsidentität zu schaffen. In unserem Projekt wollen wir kostengünstige räumliche Artefakte, temporäre Veränderungen oder sehr spezifische Verbesserungen nutzen, um die Bedingungen in der Siedlung und das Zugehörigkeitsgefühl durch lokales Wissen und Ressourcen zu verbessern. Einige Artefakte wurden bereits während unserer kurzen Zeit in Pretoria umgesetzt, andere sind Gestaltungsvorschläge für die Zukunft.

Wassertanks Kosten Zeit Beteiligung Größe Orientierung Identität Verbindung Wirkung Kosten Zeit Beteiligung Größe Verbindung Treffpunkt Wirkung
42

Treffpunkt

Eingang - Wandbild

Wassertank

Fassaden

Eingang

Straßenlaternen

Kreidetafel

Karte mit Kontakten

Straßenschilder

Wirkung

Schwarzes Brett

vorgeschlagen umgesetzt

Orientierung

Karte mit Kontakten

Straßenschilder

Kosten Zeit Beteiligung Größe
Identität
43

a. Soziale Dynamik: Monopolisierung von Spiel und Freizeit

b. Schlange für Wasserversorgung

c. Kein Raum für Kinder

Interventionen

a. Straßenschilder

b. Fundament: Raumabgrenzung

c. Organisationstafel: Informationsfluss und Vernetzung

d. Beschattung: Ermöglichung von Komfort bei sozialen Interaktionen

Weitere Anpassungen

a. Umgetsaltung des Raumes, sobald die Wassertanks entfernt sind

b. Raum für Interaktion wird aktiviert

• gestaltet den Eingang freundlicher

• reinigt die Luft

• spendet Schatten KARTE

BÄUME

GARTEN

• gemeinsames Projekt mit Externen (z.B. der Kirche)

• positive Darstellung nach außen (ersetzt den Müll)

BEISPIEL: EINGANG

Der derzeitige Eingang zu PlasticViewwird als nicht einladend empfunden. Sowohl Bewohner als auch Außenstehende äußern Bedenken hinsichtlich der Sicherheit. Viele zögern, sich zu nähern, weil sie Gefahren befürchten und nicht wissen, wohin sie gehen und mit wem sie sprechen sollen. Die Einrichtung eines Wachhauses am Eingang kann als klarer Zugangspunkt dienen, der Neuankömmlingen Orientierung bietet und der Gemeinschaft von Plastic View einen Überblick über die Besucher verschafft. In der Siedlung gibt es bereits Bedenken, dass unbefugte oder potenziell schädliche Personen eindringen können;

• Info für Einwohner und Besucher
Aktueller Stand
44
INTERVENTIONEN
TAKTISCHE

• Übersicht, wer ein- und ausgeht

• Kontaktperson für Sicherheitsfragen

• Kontaktperson für externe Besucher

WACHHAUS

oder potenziell schädliche Personen eindringen können; ein Wachmann kann diese Ein- und Ausgänge überwachen und kontrollieren. Außerdem beeinträchtigt der in der Siedlung verstreute Müll das Erscheinungsbild. Durch die Verlagerung dieser Abfälle an einen weniger auffälligen Ort und die Anlage von Grünflächen, wie z. B. Gärten am Eingang, kann das Bild der Siedlung von einem als unsauber und chaotisch empfundenen Ort zu einem angenehmeren und belebten Ort verändert werden. Auch für den Anbau von Lebensmitteln geschaffen, die von der Gemeinschaft

• formalisiert den Zugang

• gibt Identität

SITZE

genutzt werden können, kann so Platz geschaffen werden. Durch die Verschönerung des Eingangsbereichs, das Sichtbarmachen der Organisationsstrukturen der Siedlung für alle und die Präsentation der Fähigkeiten der Bewohner wie Gartenarbeit und Handwerk, besteht die Möglichkeit, den Stolz der Gemeinschaft und den Respekt von Außenstehenden zu stärken. Diese Maßnahmen können den Eingang in eine Brücke verwandeln, die positive Interaktionen zwischen den Bewohnern von Plastic View und der Außenwelt ermöglicht.

OFFIZIELLES EINGANGSSCHILD
• Sicherer Raum zum Warten auf Andere • Begegnungsraum für kleinere Gruppen
45

Prototypmodelle

Entwurfsstudios Bachelor, 2017-2021 Kollaborationen

06

Modellbau als Weg zum Design.

Das Erstellen von Modellen mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, ist jedoch ein essenzieller Teil des Entwurfsprozesses. Es verwandelt abstrakte Konzepte in greifbare Darstellungen und überbrückt die Kluft zwischen Idee und Umsetzung. Während meines Bachelors vermittelte mir diese praktische Herangehensweise an das Design ein tiefes Verständnis für räumliche Beziehungen, Materialverhalten und Inspiration, wie man ein Projekt in Angriff nehmen kann.

In diesem letzten Kapitel habe ich eine Vielzahl dieser meist konzeptionellen Modelle zusammengestellt, die den kreativen Prozess hinter den Anfangsphasen der Entwürfe zeigen. Abgesehen von ästhetischen Werten dienten diese Modelle oft als primäre Werkzeuge für iterative Designanpassungen, Problemlösungen in Echtzeit und der effektiven Kommunikation von Ideen.

Mit den hier vorgestellten Projekten möchte ich die Bedeutung des Modellbaus für die Gestaltung für die Perspektive von Architekt:innen und das Potenzial, das es für die Verfeinerung von Designlösungen bietet, hervorheben.

Berlin

Die Herausforderung bei den Prototypen bestand darin, eine stabile, aber flexible Struktur zu bauen, die als Spiel-, Sitz- und Aktivitätsbereich für alle Altersgruppen genutzt wird. Das Ergebnis ist eine bewegliche Kletterwand, die je nach Bedarf in neue Positionen gebracht werden kann.

Es ist sehr spannend zu sehen, was passiert, wenn man mehrere geometrische Formen nimmt oder sich auf das Dreieck festlegt. Wie kann man diese Formen so zusammensetzen, dass sie nicht nur ein ästhetisches Gesamtbild ergeben, sondern auch funktionieren? Der Bau des Modells war bereits mit vielen Herausforderungen

verbunden, aber die Überlegung, welche technischen Mittel es braucht, um eine Übersetzung im Maßstab 1:1 zu ermöglichen, war eine knifflige Aufgabe.

Im Modell, wie auch im großen Maßstab, ist die Kletterwand aus Holz gebaut. Die Verbindungen sind aus Metall und müssen in der Lage sein, Kräfte in mehreren Winkeln aufzunehmen und trotzdem beweglich zu sein. Um das Klettern zu ermöglichen, gibt es Löcher im Holz, die unterschiedliche Abstände haben und so verschiedene Schwierigkeitsgrade schaffen.

Final Prototype SPIELPLATZ FÜR ALLE

Bei diesen Projekten im ersten Semester ging es darum zu erfahren, wie sich der Raum verhalten kann. Was passiert, wenn man den Raum bewegt? Wie verändern sich die Formen und wie verändert sich die Wirkung? Wir begannen mit dem Zeichnen von Mustern, die dann auf der Grundlage der Formen der Zeichnungen in verschiedene Reliefs umgewandelt wurden. Schließlich wurde das Relief in einen positiven und einen negativen Würfel auf einer dreidimensionalen Ebene übersetzt. Diese beiden Skulpturen mussten ineinander passen. Der Zweck dieser Räume war in diesem Prozess irrelevant.

GRID INDEX

SASKIA LANGBEIN

Technische Universität Berlin

Universitat Politècnica de Catalunya ETSAB

Chalmers Tekniska Högskola

50

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