Meerraum Magazin

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Musterseite 49 That Look. That Face. Dieser Mann hat Style. Beim Blättern durch die Seiten von William Claxtons „Steve McQueen“ fällt auf: Einen wie ihn gibt es nicht so oft. Der Bildband bringt zusammen und verdichtet, was man sonst nur ahnt, andeutet, nicht in einem Satz auf den Punkt bringen kann. Deshalb lohnt sich das Blättern in diesem Klassiker aus dem Taschen Verlag immer wieder. Da ist irgendwas, eine kaum ergründliche Mischung, jemand, der sich nicht einfangen lässt und immer letzte Rätsel aufgeben wird. Der Boxer ist zu sehen, der Motorradrebell. Der Raucher, Mechaniker, Jäger auf kurvigen Landstraßen. Natürlich, er muss das Raubein geben. Aber auch das: Dieser dunkelblonde, große, blauäugige Typ. Ein Lächeln,

er nicht akzeptiert.“ (Aus: Barbara McQueen, „The Last Mile“)

das fast zärtlich sein kann. Ein schüchterner Blick. Als echter Gesprächspartner, charmant, witzig, zugewandt. Klassischer, reduzierter Stil, Jeans, Shirt & Boots genügen. Wer da nicht hinschaut, interessiert sich nicht fürs Leben.

zen und unseren Tieren im Garten. Er war allein, hatte seine Ruhe und niemand belästigte ihn. Genau, wie er es wollte.“ (Aus: Barbara McQueen, „The Last Mile“)

Energie, reine Energie muss es oft gewesen sein, die an ihm faszinierte. Frauen, Männer, Weggefährten, Neider, Kameraden, schnelle Affären. Manchmal war es eine Anziehungskraft ungeklärter Herkunft, manchmal scheinbar ungefilterte Leidenschaft die sich wenig um Konventionen kümmerte. Leiden-schaft, „Am Wochenende des 4. Juli trafen wir uns zum Essen im noblen Beverly Wilshire Hotel, wo Steve als Dauergast eine Suite in den oberen Etagen bewohnte... Steve hatte lange Haare, einen Bart und sah eher aus wie ein Hippie vom Strand als ein internationaler Filmstar. Anders als in seinen Filmen, in denen er oft den Schweigsamen gab, war er ziemlich mitteilungsbedürftig. (…) Ich konnte selbst kaum glauben was ich antwortete. ‚Ich werde diesen Mann heiraten!‘, rief ich. ‚Ich liebe ihn!‘ Nach drei Monaten mit Ferngesprächen, Wochenendbesuchen und einer Flut an Briefen rief mich Steve in Idaho an und fragte mich, ob ich nach Kalifornien ziehen wolle, um mit ihm zusammenzuleben. ‚Pack deine Sachen, ich komm und hol dich ab.‘ Ich hatte kaum Zeit, darüber nachzudenken, aber das spielte auch gar keine Rolle. Steve hatte Anspruch auf mich erhoben. Ein ‚Nein‘ hätte

Vanitas, der leere Schein. Die Idee von der Vergänglichkeit alles Irdischen erschreckt und fasziniert uns schon seit Ewigkeiten. Wie geht ein Kinoheld damit um? Er spielt dagegen an. Wie ging Steve McQueen damit um? Er spielt mit ihr. So erinnerte sich Barbara McQueen an ihren Weggefährten, bevor er 1980 starb: „Also, willst du, dass wir durchs Land reisen und Spaß haben, oder soll ich versuchen, gesund zu werden?“ Eine Art klassischer Steve-Moment. Ab da tat er nur noch, was er liebte: Fliegen, auf dem Motorrad unterwegs sein, im Hangar schrauben, sich um Ruhm nicht mehr kümmern. „Es war ein schönes Bild, er zwischen den Zitruspflan-

Extreme gab es ganz besonders intensiv on the Road. Geschwindigkeit als Rausch, als Betäubungsmittel oder fühlbarer Schmerz. Damit man am Leben bleibt? „Bei einem unserer Treffen fuhr er ein brandneues Ford-Cabriolet mit nur 30 Meilen auf dem Tacho auf Höchstgeschwindigkeit so lange den Texas-Highway hinunter, bis der Motor zu qualmen begann und schließlich Feuer fing. Er verlangsamte die Fahrt und rief: ‚Clax, wenn ich sage, spring, dann spring!‘ Und so sprangen wir, gerade als das Auto in Flammen aufging. Steve saß am Rand der Landstraße in sicherer Entfernung vom brennenden Wagen und lachte aus vollem Hals.“ (William Claxton) Text: Ricky Laatz Fotos: William Claxton William Claxton. Steve McQueen Herausgegeben von William Claxton, Steve Crist Erschienen im Taschen Verlag, Hardcover, 24 x 30 cm, 192 Seiten ISBN 978-3-8365-0391-4 Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch www.taschen.com


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