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ostsee & international

„DAS HABE ICH GENUTZT, WEIL ICH IMMER GERNE DIE WELT SEHEN WOLLTE“ Von Rostock nach Mexiko, Amerika und Spanien: Im Gespräch mit der Modedesignerin Kerstin Krause

Sie kamen schon sehr früh mit Mode in Berührung. Was hat Sie dazu verführt? Ich habe mit dreizehn Jahren angefangen, mich für Mode zu interessieren. Die Modezeitschrift „Sibylle“ lieferte dafür die ersten Eindrücke. Wir haben dann angefangen, Sachen selber zu schneidern. Weil es die Dinge, die wir tragen wollten, einfach nicht gab. Seit 1989 haben Sie mehrere Stationen und verschiedene Länder erlebt. Wie verlief dieser Weg bis in die heutige Lieblingsstadt Madrid? Nach Madrid bin ich über viele Umwege gekommen. Nach Rostock war meine erste Station Berlin, um in einem Schneidereibetrieb ein Praktikum zu absolvieren. Dann ging es weiter nach Düsseldorf, eine deutsche Modestadt, die mich sehr inspiriert hatte. Dort wollte ich Modedesign studieren. Allerdings begann zunächst ein BWL-Studium in Essen, weil alle Modeschulen lange Wartelisten hatten. In Düsseldorf habe ich parallel auf Messen und auf der IGEDO gearbeitet, außerdem in einer Boutique. Dann ergab sich die Möglichkeit für ein Auslandssemester in Mexico City, um dort auch Spanisch zu lernen. Das habe ich genutzt, weil ich immer gerne die Welt

sehen wollte. In Mexico wurde ich angesprochen, um als Model für Zeitschriften und Werbefilme tätig zu sein. Während dieser Zeit konnte ich Geld sparen, um das Studium in New York am FIT fortzusetzen, eine der renommiertesten Schulen der Welt. Nach dem Abschluss begann die Arbeit für New Yorker Designer wie Geoffrey Beene und Mary McFadden. Couturiers, die noch alte Techniken verwendeten und sich in den 1950er Jahren in Paris hatten ausbilden lassen. Und dort hatte ich das Glück, mit Stickereien, klassischen Handwerkstechniken und einem sehr hohen Anspruch zu arbeiten. Sie sind Mutter, Ehefrau und Unternehmerin. Wie beginnt der Tag und wie endet er? Der Tag beginnt immer und endet immer mit meinen Kindern. Daher beziehe ich meine Kraft, sie sind mir im Leben am wichtigsten. Früh erst einmal der Guten-Morgen-Kuss. Ich mache das Frühstück und dabei können sie langsam aufwachen. Bei mir und meinem Ehemann ist es wichtig, dass wir immer zu den Mahlzeiten mit unseren Kindern gemeinsam am Tisch sitzen. Nachdem sie in der Schule sind, startet mein Arbeitstag. Am

Abend wieder dasselbe, wir essen zusammen. Vielleicht muss ich hinterher noch Mails beantworten, weil ich auch Kunden in Amerika habe. Aber dann ist immer Zeit für die Kinder. Woher kommt die Inspiration für neue Entwürfe, für eine neue Kollektion? Meine Inspirationen sind sehr vielschichtig. Teils aus der Kunst, ich gehe gerne in Ausstellungen und bin auch mit vielen Künstlerinnen befreundet. Man bereichert sich dabei gegenseitig. Natürlich inspiriert mich auch das Reisen. So habe ich nach einer Miami-Reise den Stil der Art-déco-Fassaden in Stickereien umgesetzt. Meine aktuelle Kollektion hat eher mit einem Lebensgefühl zu tun und heißt auch „Lebensfreude“. Als ich im letzten Jahr an einer Schule für Kommunikation und Mode unterrichtete, fand ich das Gefühl wieder, das ich selbst mit Anfang 20 beim Entdecken der Welt

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