Sonderdruck aus „Der Landwirt“ Nr. 23 vom 22. Dezember 2006 Suppl. S.I.A.P. 50%
Raiffeisenverband Südtirol M 49. Jahrgang
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Bozen, 22. Dezember 2006
N Nr. 23
Genossenschaften in unserer Zeit Gedanken zur Weihnachtszeit von Verbandsdirektor Konrad Palla Großen und Ganzen ihre Aufgaben ein weiteres Mal gut erfüllt und ihre Ziele erreicht. Einzelne Ausnahmen ändern an dieser grundsätzlichen Aussage nichts. Die großen Veränderungen auf dem Markt als Folge der Globalisierung können für die Genossenschaften nicht durch gegensätzliche Antworten, wie etwa gut oder schlecht, umschrieben werden. Es ergeben sich neue Chancen, genau so wie neue Problemfelder, die bisher unbekannt waren und die vor allem die Marktaufstellung auf globalen Märkten überdenken lassen. Das verspüren etwa die landwirtschaftlichen Genossenschaften genau wie jene, die auf lokalen Versorgungsmärkten tätig sind oder die als Arbeiter- oder Sozialgenossenschaften wirken.
Liebe Leserinnen und Leser, wenn auch nicht bei allen Raiffeisen-Genossenschaften unseres Landes der Bilanzabschluss mit dem Ende des Kalenderjahres zusammenfällt, so ist ein zu Ende gehendes Jahr dennoch für alle ein Anlass zur Besinnung und zur Analyse dessen, was getan wurde, was erreicht worden ist oder was noch zu tun verbleibt. Man wird sich über Erfolge freuen oder aus der Erfahrung gelernt haben, was man besser oder anders hätte machen können.
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n diese Zeit fällt auch das Weihnachtsfest, dem sich die Raiffeisen-Genossenschaften und die Menschen, die sie tragen, ob der Geschichte und Tradition, der sie verpflichtet sind, auf ihre Weise zugetan fühlen. Das Werk Friedrich Wilhelm Raiffeisens, das in den Raiffeisen-Genossenschaften fortbesteht, gründet nämlich maßgeblich auf den Grundsätzen der christlichen Soziallehre, die diesen Genossenschaftsgründer inspirierte und ihm die Kraft für sein unermüdliches Schaffen verliehen hatte. In der Hast und Eile unserer Alltagspraxis bleibt kaum Zeit für eine Besinnung auf die ethischen Motive, die für die Entwicklung des Raiffeisen-Genossenschaftswesens ausschlaggebend waren und demselben unverändert zu Grunde liegen, nämlich die Gegenseitigkeit oder das Zusammenwirken nach dem Motto „Einer für alle und alle für einen“, die Subsidiarität als gesellschaftliche Maxime, die die individuelle Freiheit und Verantwortung des Menschen respektiert und die Solidarität als Prinzip der Mitmenschlichkeit und als Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Weihnacht
Sorge um Zukunft
Traditioneller Christkindlmarkt am Marienplatz im Herzen von München: Der Christbaum ist weithin sichtbar. Heuer wurde er von der Gemeinde Franzensfeste gestiftet und in die bayerische Landeshauptstadt gebracht.
hat vor 2006 Jahren – soweit die Zeitrechnung stimmt – auch diese Grundwerte geboren. Freilich sind die Raiffeisen-Genossenschaften in erster Linie Wirtschaftsunternehmen mit dem Auftrag, das materielle Wohl oder die Wohlfahrt der Mitglieder zu heben. Sie tun dies mittels einer ganz besonderen Art des Wirtschaftens und mit einer ihnen eigenen inneren Struktur, die sich von der ande-
rer Kapitalgesellschaften abhebt. Nicht die Kapitalspekulation liegt ihnen zu Grunde, vielmehr geht es nicht selten um die Erhaltung von Existenzgrundlagen, wie etwa bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften, und das Gemeinwohl ist ihnen auf die Fahne geschrieben.
Neue Chancen In dem zu Ende gehenden Jahr haben diese Genossenschaften im
Dass die Sorge der Verantwortlichen in den Genossenschaften über die Zukunft in der Dynamik dieser Zeit größer geworden ist, ist naheliegend. In einem Europa, in dem aber bald 27 Staaten eine Gemeinschaft des Zusammenwirkens und des Friedens wie nie zuvor in der Geschichte bilden, kann mit großer Zuversicht davon ausgegangen werden, dass der auf Fortschritt und Wohlergehen ausgerichtete Prozess noch größere Chancen als in der Vergangenheit hat. Und in einer solchen Entwicklung werden auch die Genossenschaften generell nichts von ihren angestammten Plätzen einbüßen. So sollte mit Vertrauen, Mut und Begeisterung die Arbeit im neuen Jahr fortgesetzt werden und dass dies gelingen möge, wünsche ich allen, die in Genossenschaften arbeiten oder mit solchen zusammenarbeiten. Konrad Palla, Direktor des Raiffeisenverbandes Südtiroler Landwirt
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