Nr._21_-_24.11.2006

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Sonderdruck aus „Der Landwirt“ Nr. 21 vom 24. November 2006 Suppl. S.I.A.P. 50%

Raiffeisenverband Südtirol M 49. Jahrgang

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Bozen, 24. November 2006

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Apfeltriebsucht intensiv bekämpfen Vollversammlung des VOG im Haus des Apfels in Terlan – Gemeinsame Strategie Bei der letzten Vollversammlung des Verbandes der Obstgenossenschaften (VOG) in Terlan stand die Frage im Mittelpunkt, wie man der um sich greifenden Apfeltriebsucht wirksam entgegentritt. Die Vertreter der Obstgenossenschaften sprachen sich einstimmig für die finanzielle Unterstützung des Forschungsprojektes aus, das die Versuchsanstalt Laimburg in Angriff nehmen wird.

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ei der Apfeltriebsucht handelt es sich um eine Infektion durch sogenannte mykoplasmenähnliche Organismen. Diese zellwandlosen Bakterien gehören zu den kleinsten Organismen überhaupt und sind daher nur schwer nachzuweisen. Sie leben und vermehren sich in der Flüssigkeit des Baumes. Infizierte Bäume zeigen eine verfrühte Herbstfärbung oder sie treiben zu früh aus, wodurch ein hexenbesenartiger Wuchs entsteht. Die Krankheit breitet sich durch Insekten aus, durch den Menschen beim Veredeln der Pflanzen und über die Wurzeln alter Bäume.

Mehr Einsatz

Josef Dalla Via, Direktor der Versuchsanstalt Laimburg, (re.) stellte sich den kritischen Fragen der Obstvertreter in Bezug auf die Bekämpfung des Besenwuchses. Mit am Podium: Direktor Gerhard Dichgans, Obmann Matthias Josef Gamper.

Forschung in den Kinderschuhen. Denn es ist den Wissenschaftlern nicht gelungen diese Bakterien auf künstlichem Weg im Labor zu reproduzieren und auf diese Weise zu analysieren. Im vergangenen Jahr mussten in ganz Südtirol eine Mio. Bäume gerodet werden. Heuer musste ein Befall von bis zu 30 Prozent festgestellt werden. Nun fordert in Völlan eine Aktionsgruppe betroffener Bauern mehr Einsatz im Kampf gegen diese Krankheit. Die Bauern verlangen präventive Spritzungen, eine finanzielle Unterstützung für krankheitsbedingte Ausfälle von

Die Krankheit hat sich heuer explosionsartig ausgebreitet. Betroffen sind vor allem die Obstanlagen des Burggrafenamtes; allen voran Anlagen in Algund, Völlan, Tisens, Lana und Umgebung. Noch Aufmerksame Zuhörer bei der Vollversammlung des Versteckt die bandes der Obstgenossenschaften in Terlan.

Seiten der Landesregierung und die Zusammenarbeit mit einem international renommierten Forschungsinstitut. Eine Unterschriftenaktion wurde gestartet, gemeinsam mit einem offenen Brief werden die Unterschriften Landesrat Hans Berger überreicht werden.

Intensive Forschung Inzwischen hat die Südtiroler Landesregierung ein Forschungsprojekt für die kommenden fünf Jahre genehmigt, das Gesamtausgaben in der Höhe von 1,6 Millinen Euro vorsieht. Josef Dalla Via, Direktor des Versuchszentrums Laimburg, wurde zur Vollversammlung geladen, um das Projekt zu präsentieren und brennende Fragen zu beantworten. „Wenn der Befall sich so weiter ausbreitet wie im vergangenen Jahr, dann sind Existenzen gefährdet“, so der einhellige Tenor der anwesenden Obmänner und Geschäftsführer. Dalla Via versicherte, dass die Laimburg zusammen mit anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen alles tun werde, die Krankheit in den

Griff zu bekommen und eine effiziente Bekämpfungsmethode zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden in Pfatten vier Wissenschaftler neu angestellt, die sich ausschließlich mit dem Phänomen befassen. Dalla Via hofft, in drei Jahren Ergebnisse präsentieren zu können. „Ich kann aber heute nicht versprechen, dass wir in fünf Jahren eine Lösung haben“, dämpfte Dalla Via die Hoffnungen.

Stoffwechsel erforschen Während die nahe Versuchsanstalt San Michele mehr über das Verhalten des Bakteriums und die Übeträgerinsekten erforscht, wird die Laimburg auf den Stoffwechsel innerhalb der Pflanze untersuchen, um Mechanismen zu finden, die den Ausbruch der Krankheit verhindern. Waren es im vergangenen Jahr eine Million Bäume, die gerodet werden mussten, so schätzen die Bauern werden es heuer drei bis fünf Millionen sein. Der VOG stimmte dem Vorschlag zu, das Forschungsprojekt der Laimburg mit 30.000 Euro zu unterstützen. Südtiroler Landwirt

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