Sonderdruck aus „Der Landwirt“ Nr. 14 vom 31. Juli 2009 Suppl. S.I.A.P. 50%
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Bozen, 28. August 2009
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Südtiroler und Trentiner gemeinsam Neue Vermarktungsgenossenschaft „From“ – Gemeinsamer Auftritt in Russland Das, was politisch unmöglich scheint, wird in der Realwirtschaft möglich: Die drei Erzeugerorganisationen Südtirols (VOG, VI.P, VOG Products) und die zwei Schwesterorganisationen Melinda und La Trentina des Trentino haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, der den gemeinsamen Marktauftritt in Russland und Indien vorsieht. Ein Meilenstein in der Apfelwirtschaft.
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ine Vision wird Realität. Im Interesse aller ist es gelungen, über den eigenen Schatten zu springen“, so kommentierte Hans Berger, Landesrat für Landwirtschaft, die historische Einigung. Nach monatelangen Verhandlungen, die in erster Linie von den zuständigen Direktoren vorangetrieben wurden, konnte Georg Kössler, Obmann des Verbandes der Obstgenossenschaften Südtirols (VOG) im Rahmen einer Pressekonfe- Das neue Logo renz Anfang August die neue Verkaufsorganisation vorstellen. Bisher ernten die Autonomen Provinzen von Trient und Bozen ca. 70 Prozent der in Italien produzierten Äpfel, sie stellen 14 Prozent der Apfelproduktion der Europäischen Union sowie drei Prozent der gesamten Weltproduktion.
Moskau und Petersburg Nun will man Synergien erzeugen und hat dafür eine eigene Genossenschaft mit dem fiktiven Namen „From“ gegründet. Ziel dieser Genossenschaft ist es, den Verkauf von Äpfeln aus Südtirol und dem Trentino in Nicht-EU-
Ländern voran zu treiben. In erster Linie will man den russischen Markt und da insbesondere die Großstädte Moskau und St. Petersburg mit insgesamt 30 Mio. Einwohnern erobern. Parallel soll das Produkt Apfel in Indien lanciert werden. „Russland und Indien sind die Länder mit dem größten Wachstumspotential“, sagte Kössler. Auch die Städte an der Ostküste Nordamerikas stellen einen sehr interessanten Absatzmarkt dar. Aufgrund von Handelsbarrieren konnten diese bis heute noch nicht für den Export erschlossen werden. Für diese Aufgaben wird ein eigener Exportmanager beauftragt, der bald seine Arbeit aufnehmen wird.
Präsentation der neuen Vermarktungsstrategie der Erzeugerorganisationen Südtirols und des Trentino: Georg Kössler, Obmann der neu gegründeten Genossenschaft From, links von ihm Tiziano Melarini, Landesrat für Landwirtschaft der Provinz Trient und sein Südtiroler Amtskollege und Landeshauptmannstellv. Hans Berger
Kleine Schritte Für den Start in der kommenden Saison hat man sich auf die Vermarktung einer Gesamtmenge von 25.000 Tonnen Äpfel geeinigt. Das ist im Vergleich zu der Gesamternte eine geringe Menge, aber die Politik der kleinen Schritte ist angesagt. „Als willkommener Effekt werden die traditionellen Kernmärkte entlastet“, ergänzte Georg Kössler. Die neue Marke wird in zwei Ausprägungen angeboten: 1 A für „höchste“ Qualität und 1 B für „ästhetisch leicht geringe Qualität“. Tiziano Melarini, Landesrat für Landwirtschaft der Provinz Trient und sein Südtiroler Amtskollege Hans Berger, lobten das gemeinsame Projekt als wegweisend. Damit wird die Zukunft von über 13.000 Familien gesichert, die von der Obstwirtschaft leben“, meinte Berger. Inwieweit in Zukunft auch andere Regionen wie die Emilia
Romagna mit einer erweiterten Angebotspalette in die Vermark-
tung mit aufgenommen werden, wird sich weisen.
r eaktion en „Die gegenseitige Konkurrenz ist damit beendet“ Gerhard Dichgans, Direktor des Verbandes der Obstgenossenschaften Südtirols (VOG): „Seit dem Jahre 1990 sind wir am russischen Markt präsent und mussten eine teilweise unsinnige Preiskonkurrenz zwischen den Anbauländern Südtirol und dem Trentino erleben. Damit ist jetzt Schluss. Jetzt haben wir eine große Chance, die wir nutzen sollten. Es ist viel zielführender, wenn fünf verschiedene Marken außerhalb der EU gemeinsam bearbeiten.“
„Der erste Schritt ist getan“ Luca Granata, Generaldirektor des Konsortiums Melinda: „Ich freue mich über die getroffene Kooperation. Es ist viel besser, man einigt sich bevor man aus wirtschaftlichen Gründen dazu gezwungen wird. Der erste Schritt ist nun getan, der war der schwierigste. Das Konzept der Genossenschaft ist ein tragfähiges. Natürlich hoffen wir in den nächsten Jahren, die Menge der vermarkteten Ware steigern zu können.“
Südtiroler Landwirt
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