Sonderdruck aus „Der Landwirt“ Nr. 8 vom 25. April 2008 Suppl. S.I.A.P. 50%
Raiffeisenverband Südtirol M 51. Jahrgang
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Bozen, 25. April 2008
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Dezentrale Energieversorgung gefordert Vollversammlung des REV – Kritik an Politik der SEL - Kooperation
Vergangene Woche fand im Raiffeisenhaus in Bozen die 2. ordentliche Vollversammlung des Raiffeisen Energie Verbandes statt. Die Zahl der Mitglieder ist kontinuierlich gestiegen, die Dienstleistungen wurden ausgeweitet. Ein Verband im Aufwind.
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m Rahmen der 2. ordentlichen Vollversammlung des Raiffeisen Energie Verbandes hat sich Verbandsobmann Georg Wunderer, der gleichzeitig Obmann des E-Werks in Prad ist, für dezentrale Nutzungsorganisationen auf den Energiemärkten ausgesprochen. Nur so könnten erneuerbare Energien effizient genutzt und die Vorgaben des Weltklimarats eingehalten werden. „Wir in Südtirol haben das Glück, immer noch über ein weit verstreutes Unternehmerpotenzial im Energiesektor zu verfügen“, sagte Wunderer. Fernwärmewerke und Elektrizitätswerke, die seit Jahrzehnten im ländlichen Raum eine umweltfreundliche Energieversorgung sicher stellen, bieten laut Wunderer, „die Kompetenz und das Wissen, wie man erneuerbare Energiesysteme verwirklichen und organisieren kann“. Diese Unternehmen verdienten deshalb „eine besondere Förderung und Unterstützung“ – auch von Seiten des Landes. Diese Hilfe werde aber nur unzureichend gewährt. Deshalb fühle sich der kleine und mittlere Stromsektor in Südtirol „stark im Stich gelassen und unter Druck gesetzt“.
Bürokratieabbau Wunderer kritisierte in seinem Referat eine „auf-
geblähte Bürokratie“ und die Vereinnahmung der Wasserkraft durch Land und Gemeinden, „um die Erträge daraus in die öffentlichen Haushalte einzubringen.“ Er sprach sich für eine Kooperation von genossenschaftlich und privat organisierten Energieversorgungsbetrieben, der SEL AG und den öffentlichen Verwaltungen aus. „Die Wende hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung ist nicht mit zentralistischen Systemen zu verwirklichen, die erneuerbaren Energien liegen im Raum zerstreut und Effizienz ist vorwiegend im Kapillaren zu erreichen“, erklärte er. Konrad Palla, Direktor des Raiffeisenverbandes, unterstrich in seinen Grußworten die Pionierarbeit der vielen kleinen E-Werke in unserem Land. Er meinte, man könne diese Realität „nicht einfach von der Bildfläche fegen.“ Am öffentlichen Teil der Veranstaltung im Raiffeisenhaus in Bozen nahmen unter anderen die Landesräte Florian Mussner, Hans Berger und Michl Laimer teil. Letzterer ging in seinen Grußworten auf die konkreten von Obmann Wunderer geäußerten Kritikpunkte nicht ein, beglückwünschte aber den REV zu seiner Aufbauarbeit. Geschäftsführer
Obmann Georg Wunderer und Rudi Rienzner, Geschäftsführer des Raiffeisen Energie Verbandes, fordern die Landesregierung zur Kooperation auf.
Vollversammlung des Raiffeisen Energie Verbandes (REV) im Raiffeisenhaus in Bozen, mit den Ehrengästen.
Rudi Rienzner präsentierte den Mitgliedern die bisher durchgeführten Projekte und Dienstleistungen.
Wachstum Der Raiffeisen Energie Verband ist im Dezember 2006 gegründet worden. Der Verband will mittelständisch strukturierte Unternehmen und Genossenschaften im Energiesektor vertreten und die Gründung neuer Unternehmen und Genossenschaften fördern. Ende Dezember 2006 gehörten dem Raiffeisen Energie Verband 53 Mitglieder an. Inzwischen ist diese Zahl auf 115 angestiegen; darunter befinden sich inzwischen acht Energie-Großgenossenschaften aus dem Veneto, dem Aostatal und der Lombardei.
Außenstelle in Brüssel Gemeinsam mit der Vereinigung Österreichischer Elektrizitätswerke und Energiegenossenschaften aus Bayern beteiligt sich der Raiffeisen Energie Verband derzeit am Aufbau eines Europäischen Verbands der kleinen und mittleren Energieverteilungsgenos-
senschaften und -unternehmen. Die neue Energielobby wird ab dem kommenden Herbst über eine eigene Außenstelle in Brüssel verfügen.
Neue Dienste In den vergangenen Monaten ist das umfangreiche Serviceangebot des Verbandes weiter ausgebaut worden. So können REVMitglieder seit dem 1. Januar 2008 bei Vertragsabschlüssen, bei der Verbrauchserfassung oder beim Zahlungsverkehr kostengünstig auf die Leistungen des EDV-Anbieters Infosyn GmbH mit Sitz in Brixen zurückgreifen. Der Stromhändler Elettrogreen mit Sitz in Genua übernimmt für die Verbandsmitglieder wiederum den Verkauf von Stromüberschüssen und vertreibt darüber hinaus „Grüne Zertifikate“, die allen Nutzern erneuerbarer Energiequellen zustehen. So erhalten die Betreiber der Südtiroler Wasserkraftwerke „Grüne Zertifikate“, die im Gegenzug von italienischen Thermokraftwerken auf dem Markt nachgefragt werden. Ç
Südtiroler Landwirt
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