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Sonderdruck aus „Der Landwirt“ Nr. 07 vom 15. April 2005 Suppl. S.I.A.P. 50%

Raiffeisenverband Südtirol M 48. Jahrgang

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Bozen, 15. April 2005

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Die USA und der Krieg ums Erdöl 6. Anlegersymposion des Raiffeisen InvestmentClubs – Informationstagung Am vergangenen Samstag fand in der Europäischen Akademie in Bozen das 6. Anlegersymposion des Raiffeisen InvestmentClubs und der Südtiroler Raiffeisenkassen statt. Über 300 Clubmitglieder füllten den Saal, um sich über die Entwicklungen in der internationalen Finanzwelt zu informieren. Der hohe Erdölpreis stand im Mittelpunkt.

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as Anlegersymposion erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Es ist bereits zum festen Bestandteil der Veranstaltungen des InvestmentClubs geworden, u.a. auch deshalb, weil es den Organisatoren gelungen ist, aktuelle Wirtschaftsfragen mit hochkarätigen Referenten zu thematisieren. So konnte Heinold Pider, Geschäftsführer des Raiffeisen InvestmentClubs, heuer drei Fachreferenten aus Deutschland und Österreich begrüßen. Einmal den bekannten Journalisten Ulrich Kienzle, langjähriger Arabien-Korrespondent für die deutschen Fernsehanstalten ZDF und ARD. Er schilderte die weltpolitischen Machtinteressen am Persischen Golf, wo sich zwei Drittel der Erdölreserven der Welt befinden.

Kontrolle der Förderung „Worum es auf der Weltbühne hauptsächlich geht, ist die Vorherrschaft um die Ölförderung“, sagte Kienzle. Das war das eigentliche Ziel der amerikanischen Invasion im Irak. “Nun haben die USA den Irak mehr zu einem Tummelplatz für Terroristen als zu einem demokratischen Staat gewandelt”, meinte Kienzle. Dabei habe der

Vollbesetzter Saal in der Eurac in Bozen beim 6. Anlegersymposion des Raiffeisen InvestmentClubs.

Arabien-Experte Ulrich Kienzle: „Der Kampf ums Öl hat erst begonnen“

Kampf um das Erdöl erst jetzt so richtig begonnen, denn immer mehr dringt das Bewusstsein durch, wie knapp dieses Gut wird. Ein Amerikaner verbraucht z.B. heute 24 Fässer Öl im Jahr, ein Chinese nur 1,4 Fässer – China wird also noch viel aufholen. Ein Fass Öl (= Barrel) sind 159 Liter. Erdöl wird auch in den nächsten zehn Jahren der dominante Energieträger sein und bis dahin wird das öldurstige China eine ebenbürtige Weltmacht zu den USA darstellen, sagte Kienzle.

Kein Ölpreisschock Die Zusammenhänge zwischen dem Erdölsektor und den Aktienmärkten beleuchtete Cyrus Golpayegani, gebürtiger Iraner und Fondsmanager der Raiffeisen Kapital-Anlagegesell-

schaft (RCM) in Wien. Gewinnbringende Anlagen im Ölindustriemarkt finden sich heute vorwiegend in den Schwellenländer, deren Börsen hauptsächlich von Grundstoffindustrien dominiert werden. Kapitalgeber haben daher in der Erdölindustrie einen sehr attraktiven Investitionssektor gefunden. „Auch wenn der Erdölpreis sehr hoch erscheinen mag, befinden wir uns derzeit nicht in einem Ölpreisschock, sondern nur in einer Phase steigender Preise“, beruhigte Golpayegani. Die Nachfrage werde vor allem in Asien wegen des wachsenden Automobilparks und dem enormen Wirtschaftswachstum geradezu explodieren. “China ist heute schon der zweitgrößte Öl-Verbraucher der Welt und wird die

USA in den nächsten fünf bis zehn Jahren überholen“, sagte Golpayegani.

Wasserstoff – Energie der Zukunft Für Henning Tomforde, Wirtschaftswissenschaftler und Marketingexperte des deutschen Industriegasproduzenten „Linde Gas“, ist Wasserstoff der Energieträger der Zukunft. „In zehn bis zwanzig Jahren wird Wasserstoff eine dominante Rolle als Energieträger spielen, weil Erdöl dann den Energiebedarf bei weitem nicht mehr decken kann“, sagte Tomforde. So wäre die immense Summe von 3,5 Billionen Euro nötig, damit bis 2020 europaweit sechs Mio. Wasserstoffautos fahren und an 2.800 Wasserstofftankstellen tanken könnten. Südtiroler Landwirt

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