Nr._05_-_17.03.2006

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Sonderdruck aus „Der Landwirt“ Nr. 4 vom 3. März 2006 Suppl. S.I.A.P. 50%

Raiffeisenverband Südtirol M 49. Jahrgang

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Bozen, 17. März 2006

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Vinschger Marille besser schützen Stein- und Beerenobsttagung in Terlan – Krankheiten im Steigen begriffen Die Marille aus dem Vinschgau hat einen ganz besonderen Ruf. Sie ist rundlich, süß-säuerlich, saftreich, aber auch sehr empfindlich. In den letzten Jahren haben Experten vermehrt die sogenannte Vergilbungskrankheit an den Marillenbäumen feststellen können, die sich auch in benachbarten Regionen ausbreitet.

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ie Marille ist eigentlich eine Südfrucht und liebt Wärme und Sonne, wenig Regen, reichlich Wind und lockere, nicht zu fette Böden. Voraussetzungen, die sehr gut zum Klima im Vinschgau passen. Die Marille, eine alte Obstart, die ihren Weg von Asien über die pannonische Tiefebene bis ins Vinschgau gefunden hat, erfährt seit einigen Jahren eine regelrechte Renaissance. Gute Auszahlungspreise, moderne Anbaumethoden und neue Marillenarten haben das ihre dazu beigetragen. Jährlich werden im Vinschgau über 350 Tonnen geerntet. Knapp ein Drittel wird über die Obstgenossenschaft Geos in Schlanders vermarktet.

Nicht nur im Vinschgau „In vielen Gebieten Südtirols findet man günstige Vorausset-

zungen für den Marillenanbau. In jedem Fall sollte aber eine genaue Planung der Anlage vorausgehen“, sagte Eugen Tumler, Obstbauberater vom Südtiroler Beratungsring, Bezirk Vinschgau, auf der Tagung. In seinem Referat legte er dar, welche klimatischen, geologischen Voraussetzungen vorhanden sein müssen und welche Unterlagen bzw. Sorten und Erziehungsformen in Südtirol geeignet sind. „Die Höhenlage spielt eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist in der Reifephase eine monatliche Durchschnittstemperatur von mindestens 15°Celsius. Das ist im Juli und August im Vinschgau auch in hohen Lagen bis zu 1200 Metern Seehöhe möglich“, sagte Tumler. Neben der klassischen Vinschger Marille werden andere Sorten wie Aurora, Orange Red, Goldrich, Hargrand oder Bergeron angebaut, die unterschiedliche Reifestadien aufweisen.

Vergilbungskrankheit „Die Marille braucht keinen intensiven Pflanzenschutz. Bestimmte Krankheiten erfordern aber vermehrte Achtsamkeit“, sagte Tumler. Die eu-

Kranker Marillenbaum: eingerollte nach oben gerichtete Blätter. Konrad Mair (l.), Experte im Amt für Obst- und Weinbau: „Rodung samt Wurzelwerk notwendig.“

ropäische Steinobstvergilbung, auch chlorotisches Blattrollen der Marille genannt, kann zu erheblichen Ertragseinbußen und sogar zum Absterben der erkrankten Bäume führen. Befallen werden verschiedene Steinobstarten, wobei aber insbesondere die Marille und die japanische Pflaume am stärksten betroffen sind. Die europäische Pflaume oder Zwetschge kann zwar auch befallen werden, entwickelt allerdings kaum Krankheitssymptome. Erreger der Steinobstvergilbung sind Phytoplasmen, zellwandlose Bakterien, die sich in den Siebzellen der Pflanzen ansiedeln. Erkrankte Bäume treiben im Frühjahr häufig vorzeitig aus und sind aufgrund dieser verfrühten Unterbrechung der Winterruhe sehr anfällig für Frostschäden. Weitere Krankheitssymptome sind ein allgemein vermindertes Wachstum der Bäume, gelegentlich sind

aber auch hexenbesenartige Austriebe festzustellen, ähnlich jenen wie sie uns beim Besenwuchs des Apfels, bestens bekannt sind.

Ausbreitung in Europa „Bekannt ist die Steinobstvergilbung in Europa bereits seit langen, allerdings ist seit einigen Jahren in vielen Marillen- und Pflaumenanbaugebieten ein stärkeres Auftreten dieser Quarantänekrankheit festzustellen“, sagte Konrad Mair, Experte vom Amt für Obst- und Weinbau, der diese Vergilbungskrankheit mit entsprechenden Analysen nachweisen konnte. Bisher wurden 300 kranke Marillenbäume entdeckt. Doch auch im Wallis, in der Emilia Romagna und im Friaul ist diese Krankheit auf dem Vormarsch. Die einzige und effektivste Art diese Krankheit zu bekämpfen ist die Rodung des Baumes samt seinem Wurzelwerk. Südtiroler Landwirt

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